Freitag, 30. April 2010

Brückenechsen Tiere Animals Natur SelMcKenzie Selzer-McKenzie

Brückenechsen
Author D.Selzer-McKenzie
Video:
http://www.youtube.com/watch?v=kF0TQIj5Mqs


Brückenechsen
Author D.Selzer-McKenzie
Video:
http://www.youtube.com/watch?v=kF0TQIj5Mqs

Die Filmbilder wurden in New Zealand gedreht
Die zwei Arten umfassende Gattung der Brückenechsen, Tuataras oder Schnabelköpfe i. e. S. (Sphenodon) ist die einzige rezente Gattung der Sphenodontidae. Diese im neuseeländischen Raum verbreiteten Tiere werden oft als „lebende Fossilien“ bezeichnet. Tatsächlich konnten fossile Vertreter der Schnabelköpfe bis in die späte triassische Epoche vor circa 200 Millionen Jahren nachgewiesen werden. Grundlegende morphologische Eigenheiten gegenüber anderen rezenten Vertretern der Reptilien, speziell das Vorhandensein eines zusätzlichen Schläfenbogens, welcher als „Brücke“ eine namensgebende Bedeutung hat, rechtfertigen nach derzeitiger Ansicht die Einordnung in die eigene Ordnung Rynchocephalia. Im Unterschied zu vielen anderen wechselwarmen Reptilien sind sie selbst bei niedrigen Temperaturen aktiv und trotz der deutlich geringeren Körperwärme in der Lage, aktiv nach Beutetieren wie Gliederfüßern oder auch Vogeleiern zu suchen. Über die Lebensweise der bedrohten Brückenechsen ist im Gegensatz zu ihrer Morphologie relativ wenig bekannt.


Brückenechse
Brückenechsen werden durchschnittlich 50 bis 75 Zentimeter lang und wiegen etwa ein Kilogramm, Männchen sind dabei etwas größer. Die drei Vertreter der Gattung Sphenodon sind kräftig gebaute, plumpe Echsen mit einem Ventralkamm aus verlängerten Hornplättchen. Der Vorderschädel ist leicht schnabelartig verlängert. Sie haben eine gräuliche Grundfarbe.
Die Haut der Brückenechsen ist der der Schuppenkriechtiere ähnlich. Die Unterhaut besitzt meist horizontal verlaufende Bindegewebsfasern und liegt locker auf den unter ihr liegenden Muskeln auf. Die Lederhaut ist sehr dick und besitzt größere Bindegewebsfaserbündel. Unter der Lederhaut liegt der Großteil der großen, verzweigten Chromatophoren. Ihr körniger, schwarzer bis brauner Pigmentinhalt kann durch Kontraktion und Ausdehnung einen physischen Farbwechsel herbeiführen. Wenn dort auch kleiner, lassen sich die Chromatophoren bis in das Stratum corneum verfolgen. Dorsal bildet die Epidermis etliche Granularschuppen, welche an den Zehen ihre maximale Größe erreichen. An den Körperseiten entlang angeordnete Hautfalten tragen zugespitzte Tuberkelschuppen. Die Beschuppung der Bauchseite besteht aus annähernd quadratischen Schildchen. Vom Hinterhaupt verläuft über die Rückenseite des Körpers ein Kamm, der aus Stachelschuppen besteht und bei Männchen höher ist. Brückenechsen häuten sich nur ein bis zweimal im Jahr.


Dorsal- und Lateralansicht des Schädels einer Brückensechse. Schema.
Der diapside Schädel von Brückenechsen ist durch das Vorhandensein von zwei vollständigen Schläfenbögen von dem anderer Reptilien abgegrenzt, hierdurch wurde auch die Systematik der Brückenechsen beeinflusst. Er ist akinetisch und somit ist der Oberkiefer nicht gegen die Schädelbasis beweglich. Allerdings finden sich bei Embryos noch Gelenkungen zwischen den Schädelelemtenten, daher wird der starre Schädel adulter Brückenechsen oft als Anpassung an die Ernährung gedeutet. Im Zusammenhang hierzu stehen zwei knöcherne, abwärts gerichtete Fortsätze vom Prämaxillare (Prämaxillare = Teil des Maxillare). Am Prämaxillare sitzen funktionelle, obere Schneidezähne. Die akrodonte Bezahnung ist mit dem oberen Kieferrand verschmolzen. Brückenechsen fehlt jeglicher Zahnwechsel, wodurch aus dem Zustand der Zähne Rückschlüsse auf das Alter gezogen werden können. Bei alten Brückenechsen ist nur noch eine Kauleiste vorhanden. Am Vorderende des Dentale (Teil des Schädels) existiert ein eckzahnartiger Zahn, welcher sich stark von einer dort vorhandenen spitz-sägeförmigen Zahnreihe differenziert. Auf dem Gaumenbein befindet sich eine Zahnreihe mit elf bis zwölf Zähnen. Bei älteren Männchen kann es manchmal zur Entstehung von Zähnen am Pflugscharbein kommen. Anders als bei den Schuppenkriechtieren fehlt bei Brückenechsen mit dem Spleniale das siebte Element des Unterkiefers. Besonders auffällig am Schädel von Brückenechsen ist ein großes Scheitelloch (Foramen parietale) für das Scheitelauge. Das dreieckige, als dünne Knochenplatte ausgebildete Quadratum steht senkrecht zur Schädelmedianebene und wird dorsal durch Flügelbein und Squamosum verstärkt. Ventral bildet das Quadratum zusammen mit dem Quadratojugale eine Gelenkfläche für den Gelenkabschnitt (Articulare) des Unterkiefers.
Das postcraniale Skelett (Skelett ohne Schädel) der Brückenechsen ist durch eine Wirbelsäule mit 27 präcaudalen (vor dem Schwanz liegenden) Wirbeln aus 8 Hals-, 17 Rumpf- und zwei Kreuzwirbeln charakterisiert. Kennzeichnend für den ersten Halswirbel (Atlas) ist ein Rudiment des Proatlas. Wie bei einigen anderen Schuppenkriechtieren kann der Schwanz zum Selbstschutz abgeworfen werden (Autotomie), wobei das Regenerat von einem transparent erscheinenden Knorpelstab gestützt wird. Ab dem vierten Halswirbel haben Brückenechsen kurze Halsrippen. Die Rippen des Rumpfes weisen bei Brückenechsen knorpelartige, flügelähnliche Verbreiterungen auf. Diese überlappen sich und bilden somit eine Art Panzerung für die Leibeshöhle. Die neunte bis zwölfte Rumpfrippe ist unten am Brustbein befestigt.
Das Gehirn der Brückenechsen ist wesentlich kleiner als das es umgebende Hirnschädelvolumen und deutlich primitiver als das Gehirn der Schuppenkriechtiere. Das Endhirn (Telencephalon) mündet in sehr lange Tractus olfactorii, welche in dicken Riechkolben enden. Das Mittelhirndach (Tectum mesencephali) liegt sehr viel niedriger als bei Schuppenkriechtieren. Fünfter, siebter, achter, neunter und zehnter Hirnnerv ähneln in ihrer Lage stark denen von Amphibien und Fischen.
Ein besonderes Sinnesorgan, das Scheitelauge, teilen sie nur mit wenigen anderen Reptilien sowie Neunaugen. Es besitzt eine linsenähnliche Epithelschicht, welcher sich ein basaler, netzhautartiger Teil anschließt. Ein dünner Nervus parietalis leitet die Sinnesreize zum Zwischenhirn. Mit diesem Sinnesorgan können sie nur Licht wahrnehmen, aber wahrscheinlich feiner als „normale“ Augen. Außerdem könnte das Scheitelauge zur Regelung des Wärmehaushaltes dienen.
Die großen Augen von Brückenechsen sitzen in einer dementsprechenden Augenhöhle. Anders als bei Schuppenkriechtieren hat der Musculus retractor bulbi zwei Ansätze am Augapfel. Es fehlt eine Tränendrüse zur Befeuchtung der äußeren Augen, allerdings haben Brückenechsen hinter dem Augapfel eine funktionale Harder-Drüse, welche ein öliges Sekret produziert und so die Nickhaut gleitfähig hält. Überschüssige Feuchtigkeit wird mittels Tränenkanälchen und Tränen-Nasen-Gang abgeleitet, die in die Nasenhöhle führen. Es sind beide Augenlider vorhanden, aber das untere ist deutlich größer und stärker entwickelt. Die transparente Nickhaut ist mit einer Nickhautsehne mit dem sogenannten Musculus bursalis verbunden, welcher die Nickhaut bewegt. Die meist wegen Lichteinfalls schlitzförmige Pupille ist kein Indiz für reine Nachtaktivität, sondern für die hauptsächlich nächtliche Jagdaktivität. Die Netzhaut enthält nicht Stäbchen und Zapfen, sondern zwei verschiedene Zapfentypen, wodurch die Tiere zwar tags und nachts sehr gut sehen können, aber das Farbsehen nicht oder nur rudimentär vorhanden ist. Hinter der Netzhaut findet sich eine Tapetum lucidum genannte Zellschicht, welche durch die Reflexion des durch die Retina dringenden Lichtes als Restlichtverstärker funktioniert.
Die Nase von Brückenechsen weist hinter dem Nasenvorhof (Vestibulum nasi) noch eine zweite größere Erweiterung auf.
Die Geschmacksknospen der Brückenechsen liegen vor allem auf der Gaumenschleimhaut. Die nicht gespaltene Zunge wird anders als bei etlichen anderen Reptilien nicht zum Züngeln und somit zur chemosensorischen Orientierung benutzt (siehe auch Jacobson-Organ).
Obwohl Brückenechsen keine äußere Ohröffnung und kein oberflächliches Trommelfell haben, hören sie gut. Das geräumige Mittelohr steht über die Eustachi-Röhre mit der Rachenhöhle in Verbindung. Der restliche Aufbau ist im Wesentlichen mit dem der Schuppenkriechtiere identisch.
Das aus Sinus venosus, einer Herzkammer (Ventriculus cordis) und zwei Herzvorhöfen (Atria) bestehende Herz von Brückenechsen ist durch seine weit vorgeschobene Lage auf Höhe des Schultergürtels charakterisiert. In den Sinus venosus münden drei Hohlvenen ein. Die Vorhöfe wirken von oben gesehen als einheitlicher Sack, sie sind innen durch ein gut ausgebildetes Vorhofseptum vollständig getrennt. Die von den Vorhöfen durch eine deutliche Herzkranzfurche (Sulcus coronarius) abgesetzte Herzkammer ist dickwandig und muskulös; im Inneren weist sie kaum Septen auf, eine Plesiomorphie. Weitere Besonderheiten sind ein gut entwickelter Ductus caroticus und Ductus arteriosus auf jeder Seite sowie der Ursprung der rechten und linken Halsschlagader auf einem rechten Aortenbogen. Auch der Ursprung der Arteria laryngealis aus dem Pulmonarbogen ist wie die vorher genannten besonderen Gefäßsysteme eine Plesiomorphie.
Der Atmungsapparat der Brückenechsen ist ursprünglich. Der Kehlkopf wird von einem unpaaren Ringknorpel und einem paarigen Stellknorpel gebildet, die Luftröhre wird von knorpeligen Spangen gestützt. Die Luftröhre führt über einen kurzen Bronchus beidseits in die beiden Lungen, die lediglich einen dünnwandigen Sack darstellen. Die innere Oberfläche der beiden Lungen ist von einem Netz bienenwabenartiger Räume bedeckt, welche nach hinten größer werden. Mit Hilfe der Kehlkopfknorpel können die sonst stummen Tiere beim Ausatmen zur Verteidigung gegen Feinde und zur Verständigung mit Artgenossen Laute erzeugen.
Der einfach gebaute Verdauungsapparat der Brückenechsen besteht unter anderem aus einer weit dehnbaren Speiseröhre, welche in den langen, spindelförmigen Magen führt. Der in zwei bis drei Schlingen liegende Dünndarm liegt im rechten Teil der Bauchhöhle. Der Dickdarm mündet in den Kotraum (Coprodaeum) der Kloake.
Die linke Niere ist bei Brückenechsen fast doppelt so groß wie die rechte. Je ein kurzer Harnleiter mündet im Harnraum (Urodaeum) der Kloake. Diese Mündung ist bei Männchen gemeinsam mit Samenleiter, aber bei Weibchen getrennt vom Eileiter.
Speziell die inneren Geschlechtsorgane weisen keine besondere Spezialisierung auf. Zwar ist bei Weibchen die Fähigkeit zur Spermaspeicherung vorhanden, aber kein spezielles Organ hierfür vorhanden. Den Männchen fehlt ein Kopulationsapparat, ein unpaarer Penis ist sekundär verloren gegangen, paarige Hemipenes wie bei Schuppenkriechtieren sind auch nicht in Embryonalstadien vorhanden. Bei beiden Geschlechtern befinden sich manchmal als Hemipenis-Homologa gedeutete Analdrüsen, welche wahrscheinlich Talg produzieren.


Sphenodon punctatus, Schlitzpupillen gut zu erkennen
Brückenechsen sind hauptsächlich dämmerungs- oder nachtaktiv, worauf nicht zuletzt ihre großen Augen mit schlitzartigen Pupillen schließen lassen. Sie graben sich oft eigene Wohnhöhlen in humusartigen Boden, wo sie den Großteil des Tages verbringen. Im Gegensatz zu einer verbreiteten Ansicht leben sie nur selten in Wohnhöhlen von Seevögeln, mehr dazu siehe unten.
Tuataras bewegen sich eher langsam fort. Sie laufen mit abstehenden Beinen und lateralen Wellenbewegungen von Schwanz und Rumpf, welche am Boden schleifen. Kurzfristig können sie mit erhobenen Rumpf spurten, halten diesen Laufstil aber meist nur wenige Meter durch.
Im Unterschied zu fast allen anderen Reptilien, die Körpertemperaturen zwischen 25 und 40 °C bevorzugen, leben Brückenechsen unter wesentlich kühleren Verhältnissen. Die Angaben der Vorzugskörpertemperatur weichen in der Literatur deutlich voneinander ab: Robert Mertens konkretisierte die Vorzugstemperatur auf 10,6 °C[1], in „Grzimeks Tierleben“ wird von 12 °C gesprochen[2], andere Quellen sprechen von 17 bis 20 °C.[3] Offenbar werden sie erst bei 7 °C lethargisch.[4] Der niederen Temperatur entspricht ein langsamer Stoffwechsel: Brückenechsen wachsen sehr langsam, können aber äußerst alt werden.
Brückenechsen ernähren sich primär von diversen Wirbellosen, meist Insekten (hier besonders Käfer und Heuschreckenartige), Spinnen und Schnecken sowie Regenwürmer. Nach Aussagen von Einheimischen ist die sogenannte „Weta“ (im Falle einiger Beobachtungen ein Geradflügler der Spezies Deinacrida rugosa) die bevorzugte Beute von Brückenechsen.[5] Diese verfolgen sie nicht aktiv, sondern warten oft sogar am Eingang zu ihrer Wohnhöhle, bis eine Weta vorbeikommt. Eine seltene Nahrung von Brückenechsen sind Seevögel, mehr siehe unten.


Juvenile Sphenodon punctatus im Auckland Zoo
Die Paarung erfolgt während des südlichen Sommers von Januar bis März, wobei Männchen anders als Weibchen jedes Jahr paarungsbereit sind. Die 25 Quadratmeter großen Territorien der Männchen mit einer Wohnhöhle im Zentrum werden nur zur Paarungszeit verteidigt. Dringt ein Männchen in das Revier eines anderen ein, wird es angegriffen. Dabei kann es durchaus zu Verletzungen kommen, wie zahlreiche Narben an älteren Männchen belegen.
Die eigentliche Umwerbung des Weibchens beginnt, wenn eines in das Territorium des Männchens eindringt. Dabei wird das Weibchen vom Männchen steifbeinig umzirkelt. Da männliche Brückenechsen kein verlängertes Genitalorgan haben, pressen sie ihre Kloake an die des Weibchens. Die Kopulation dauert etwa eine Stunde. Nach ungefähr neun Monaten legen die Brückenechsen-Weibchen in eine selbstgegrabene Erdhöhle ein Gelege von bis zu 15 an den Enden stumpfe, pergamentschalige, drei Zentimeter lange und vier bis sechs Gramm schwere Eiern. Die Bruthöhle befindet sich oft hunderte Meter weit von der Wohnhöhle des Weibchens entfernt; bei der Bruthöhle verbringen sie anschließend Tage oder auch Wochen. Nach dem Auspolstern des Nestes mit Gras und Erde und dem Schließen der Höhle mit Erde zeigen die Weibchen anders als viele andere Reptilien eine Art Brutpflege: Sie halten regelmäßig, manchmal jede Nacht, Wache an ihrem Nest, um zu verhindern, dass andere Weibchen ihre Eier in das Nest legen. In Neuseeland schlüpfen die circa zehn Zentimeter langen und fünf Gramm schweren Jungtiere 13 bis 15 Monate nach der Eiablage; diese längste von Kriechtieren bekannte Brutperiode zeigt, dass die Keimlinge im kälteren neuseeländischen Klima eine Winterruheperiode durchmachen. Die Jungtiere sind anders als die Adulti tagaktiv, um nicht von großen Artgenossen gefressen zu werden. Nach einem Jahr bewohnen sie die Wohnkolonien der Adulti und gleichen ihnen in der Lebensweise. Weibchen legen nicht jedes Jahr Eier ab; nicht zuletzt deswegen ist zum Erhalt der Art ein hohes Individualalter nötig. Nach stark umstrittenen Angaben erreichen Brückenechsen ein Alter von bis zu 150 Jahren. Das derzeit älteste in Gefangenschaft gehaltene Exemplar ist 111 Jahre alt.[6]
Über die Entwicklung der Eier unter menschlicher Aufsicht ist man durch die Schutzaktion der Viktoria-Universität in Wellington gut unterrichtet. Im November gesammelte Eier von der Insel „The Brothers“ werden bei Temperaturen von 18 bis 23 Grad künstlich bebrütet, wodurch die Schlupfrate wesentlich erhöht wird. Da die Jungtiere dort nach nur sechs Monaten im Mai schlüpfen, lässt sich schließen, dass die Nester in freier Natur niedrigeren Temperaturen und größeren Schwankungen ausgesetzt sind.[7]
Offenbar wird die Verteilung der Geschlechter bei Brückenechsen direkt durch die Bruttemperatur beeinflusst. Bei Sphenodon punctatus schlüpften bei konstant 18 °C Bruttemperatur ausschließlich Weibchen, bei 20 °C 91 % Weibchen, bei 22 °C allerdings nur 23 %.[8]


Adulte Sphenodon punctatus auf Felsen
Ein bemerkenswerter Aspekt der Biologie und Ökologie der Brückenechsen ist ihr Zusammenleben mit Seevögeln. Eine Annahme besagt, dass sie dort in einer fast symbiotischen Beziehung friedlich und höhlenteilend miteinander leben würden. Allerdings überwiegt offenbar der Nutzen für das Reptil: Der Kot der Vögel und der Boden bilden die Nahrungsgrundlage für diverse Wirbellose, welche der Brückenechse als Nahrung dienen. Diese These ist in letzter Zeit verstärkt in Zweifel gezogen worden, da viele Indizien auf eine ausschließlich für die Brückenechse nützliche und für den Seevogel schädliche Beziehung hindeuten. In Erdhöhlen, in denen Brückenechsen lebten, wurden wiederholt angegriffene Küken ohne Kopf gefunden. Da in der Region dieser Funde keine Ratten oder ähnliche Tiere leben, ist die Brückenechse das einzige Tier, welches zur Tötung der Küken imstande ist. Brückenechsen dürften auch Gelege zertrampeln. Bei Beobachtungen flohen die kleineren Pinguin-Sturmtaucher (Pelecanoides urinatrix) immer aus ihren Höhlen, wenn Brückenechsen versuchten, in diese einzudringen. Sturmvögel von beträchtlicher Größe wie Puffinus griseus vertreiben Brückenechsen aus der Nähe ihrer Höhlen und sind dabei meist erfolgreich. Wenn Brückenechsen in den Höhlen von Seevögeln leben, dann war die Höhle fast immer schon vom Vogel verlassen worden.


Die ehemalige Verbreitung der Brückenechsen umfasste die neuseeländische Nordinsel.
Die Lebensräume der Brückenechsen sind durch ein eher raues Klima, starken Grasbewuchs und geringen Baumwuchs charakterisiert.


Restbestände gibt es auf einigen der Nordinsel vorgelagerten Inseln.
Punkte: Sphenodon punctatus
Quadrate: Sphenodon guentheri
Derzeit leben Brückenechsen nur noch auf etwa 30 kleinen neuseeländischen Inseln, die in der Cook-Straße sowie zwischen der Bay of Plenty und der Bay of Islands entlang der Nordwestküste der nördlichen Hauptinsel liegen.
Früher lebten sie auch auf der nördlichen Hauptinsel, ein ehemaliges Vorkommen auf der Südinsel ist umstritten.[9]
Die Brückenechsen wurden durch den Menschen stark dezimiert, vor allem durch von ihm eingeführte Ziegen, Katzen, Hunde, Schweine, Ratten und Mäuse. Die Gattung Sphenodon bewohnt mittlerweile nur noch 0,1 % des ursprünglich von ihr bewohnten Areales. Die Art Sphenodon diversum ist nur aus Knochenfunden bekannt, von der Unterart S. punctatus reischeki wurde seit 1978 kein Exemplar mehr gesehen. Von S. guentheri leben mittlerweile nur noch 300 Exemplare, von S. punctatus rund 50.000.
Die Monophylie der Brückenechsen ist mit dem doppelten Schläfenbogen als Autapomorphie gut begründet. Sie gehören zur eigenständigen Ordnung Sphenodontia innerhalb der Schuppenechsen (Lepidosauria).
Derzeit werden drei Arten in der Gattung Sphenodon unterschieden:
• Sphenodon punctatus
• Sphenodon guentheri
• †Sphenodon diversum
Eine Zeit lang wurde Sphenodon guentheri als Unterart von Sphenodon punctatus geführt. Inzwischen ergaben molekularbiologische Untersuchungen, dass die Trennung in zwei Arten gerechtfertigt ist.
Sphenodon guentheri lebt nur auf den Hauturu-Inseln in der Whangarei Bay und hat damit ein wesentlich kleineres Verbreitungsgebiet als Sphenodon punctatus.
Sphenodon diversum wurde 1885 anhand eines einzelnen, unvollständigen und nicht fossilierten Skeletts, das aus einem Steinbruch geborgen worden war, von William Colenso beschrieben.[10] Lebende Exemplare wurden seitdem nicht gefunden.


Homoeosaurus maximiliani, Eichstätt/Solnhofen, Museum für Naturkunde (Berlin).
Brückenechsen werden oft als „lebende Fossilien“ bezeichnet. Tatsächlich lassen sich die Wurzeln der Brückenechsen bis in die Trias zurückverfolgen. Dort lebte etwa mit der Gattung der Scheinbrückenechsen (Homoeosaurus) eine Gruppe, die sich kaum von den heutigen Brückenechsen unterschied, Brückenechsen sind somit seit fast 200 Millionen Jahren ohne große Änderung präsent. Im Erdmittelalter waren sie weltweit verbreitet, wurden jedoch zunehmend von „modernen“ Reptilien wie Schuppenkriechtieren auf die isolierten neuseeländischen Inseln zurückgedrängt.
Einer der ältesten Funde von Echsen mit doppelten Schläfenbogen wurde 1914 von Robert Broom gemacht. Funde von Homoeosaurus maximiliani wurden in Eichstätt, Südfrankreich und in der spanischen Provinz Lleida gemacht. Außerhalb von Europa wurden noch keine Fossilien von Scheinbrückenechsen gefunden.
Die Sphenodontia des Erdmittelalter lassen sich in zwei Familien unterteilen:
• Pleurosauridae (aquatisch, oberer Jura)
• Sphenodontidae (terrestrisch, Trias bis Jetztzeit),
Die aquatische Langschwanz-Schnabelechse (Pleurosaurus goldfussi), bis 1,5 Meter lang, wurde im Kalkschiefer von Solnhofen und Cirin gefunden und hatte einen Schwanz, der doppelt so lang war wie der übrige Körper.


Brückenechse auf der seit Oktober 2006 ungültigen neuseeländischen Fünf-Cent-Münze
Da die Tiere strengsten Schutz durch die neuseeländische Regierung genießen, werden derzeit nur etwa 140 Brückenechsen in zehn Institutionen gehalten.[8] In Deutschland werden sie nur im Aquarium des Berliner Zoos gezeigt. Dort leben zehn Exemplare in einem großen, gekühlten Terrarium.
In Unkenntnis der speziellen Temperaturbedürfnisse von Brückenechsen wurde der Großteil der Tiere früher zu warm gehalten. Eine der ersten in Europa oder auch weltweit gehaltenen Brückenechsen war im zoologischen Institut der Universität Upsala präsent, wo sie im Herbst 1908 ankam. Sie lebte dort bis Sommer 1931 in einer 75 mal 40 mal 40 Zentimeter großen Holzkiste unter einem Schreibtisch, die gesamte Kiste war nur mit Holzwolle ausgekleidet und enthielt ein Wassergefäß. Die Temperaturen schwankten zwischen 16 und 20 °C. 1931 kam sie in eine 190 mal 75 mal 30 Zentimeter große Holzkiste, welche strukturiert eingerichtet war. Dort zeigte sie größere Aktivitäten. Sie wurde wöchentlich mit ein paar Fleischstreifen oder 15 bis 20 Regenwürmern gefüttert.[11]
Brückenechsen Tiere Animals Natur SelMcKenzie Selzer-McKenzie

Fuchskusu Tiere Animals Natur SelMcKenzie Selzer-McKenzie

Fuchskusus
Author D.Selzer-McKenzie
Video:
http://www.youtube.com/watch?v=cncP8Bs6mjA



Fuchskusus
Author D.Selzer-McKenzie
Video:
http://www.youtube.com/watch?v=cncP8Bs6mjA

Die Filmbilder wurden in New Zealand gedreht
Der Fuchskusu (Trichosurus vulpecula) ist der größte Kusu und das in Australien am häufigsten in Städten anzutreffende Beuteltier.
Heimisch ist er in Süd- und Ostaustralien. Es ist eine der wenigen Arten, die sowohl in Städten als auch in einer Vielfalt von natürlichen und vom Menschen geprägten Landschaften gut gedeiht. Sie gelten vielerorts ähnlich wie Waschbären in Nordamerika als lästige Mitbewohner. Nach Neuseeland eingeschleppt kommen sie dort in großer Zahl vor, bekannt als Possums, und gelten als Schädling, der für die Dezimierung zahlreicher flugunfähiger Vögel wie des Kiwi verantwortlich gemacht wird.
Der Fuchskusu wurde auch nach Nordamerika und vielleicht Europa eingeführt, konnte sich hier aber wegen der dort vorhandenen Raubtiere nicht in größeren Zahlen festsetzen.
Der Fuchskusu ist zirka 35–55 cm lang und hat einen 25–40 cm langen Schwanz. Das Männchen wiegt bis 4 kg, die Weibchen nur 1,5–3,5 kg.
Er frisst hauptsächlich Blätter, ergänzt seine Kost aber mit Früchten, Wirbellosen, Blüten, Knospen und anderem. In der Nachbarschaft des Menschen erweisen sie sich als erfinderische Nahrungsbeschaffer mit einer Vorliebe für Obstbäume, Gemüsegärten und Raubzüge in Küchen. Der Anteil von Eukalyptusblättern in der Nahrung variiert von weniger als 10 % bis zu über 95 %, abhängig von der Verfügbarkeit anderer Pflanzenarten.
Der Fuchskusu ist nachtaktiv. Tags schläft der Kusu in einem Nest in einer Baumhöhle oder an einem anderen geeigneten Ort, wie Kaninchenbaue, Schuppen, auch nicht zuverlässig verschlossene Deckenräume in Gebäuden sind beliebt. Obwohl sie hauptsächlich Baumbewohner sind und in baumlosen Gegenden nicht vorkommen, trifft man sie regelmäßig auch am Boden an.
Der sehr laute, zischende Ruf, den das Männchen zur aggressiven Verteidigung seines Territoriums einsetzt, ist in der Nacht wahrhaft unheimlich. Sie haben verschiedene stimmliche Äußerungen, die hauptsächlich aus Klicks bestehen. Meist sind sie relativ ruhig.
Fuchskusus können sich mit dem Hundskusu (Trichosurus caninus) und vielleicht auch anderen verwandten Kusus kreuzen.
Sie bilden Gruppen von etwa einem Dutzend Individuen mit einem dominanten Weibchen an der Spitze. Die Männchen bewachen die Gruppe, wenn Nachwuchs dabei ist. In der Paarungszeit ziehen sowohl Männchen als auch Weibchen auch außerhalb ihres angestammten Territoriums umher. Das Weibchen wirft nach 17 Tagen nur ein einziges Junges pro Jahr. Dieses bleibt weitere 4 Monate im Beutel.
Obwohl in manchen Gegenden verboten, geben sie gute Haustiere ab, wenn ausreichend baumbestandener Raum zur Verfügung steht. Sie lassen sich leicht mit vegetarischen Küchenabfällen füttern.
Kusufelle waren um 1900 unter der Bezeichnung „Australisch Opossum“ sehr beliebt. Australien exportierte beispielsweise 1906 4 Millionen Felle. Europäische Siedler führten zur Pelzgewinnung 1858–1920 mehr als 600 Kusus nach Neuseeland ein.


Giftköderwarnung in Neuseeland
Heute gibt es in Neuseeland wegen des Fehlens von natürlichen Fressfeinden etwa 70 Millionen der dort „Possums“ genannten Tiere .[2][3] Sie sind ökologisch schädlich, da sie die heimische Vegetation auffressen. Besonders gefährdet sind breitblättrige Bäume wie Rata, sie führen zur Schädigung der Baumkronen und ergänzen ihre Nahrung möglicherweise mit Jungvögeln. Sie haben nicht so viel Einfluss auf die Südbuche (Nothofagus), aber ihre Anwesenheit reduziert die Artenvielfalt des Südbuchen-Waldes, da sie viele der anderen hier vorkommenden Arten dezimieren.
Versuche, sie auszurotten oder zumindest ihre Zahl zu reduzieren, wurden mit Fallen und Gift angestellt, zeigen aber nur langsam Erfolg. Privatpersonen sind aufgerufen, den Kampf gegen den Schädling mitzuführen. So empfiehlt das Department of Conservation breite Metallbänder an Bäumen, um das Klettern zu verhindern. Strommasten sind allgemein mit diesen Bändern ausgestattet. Lebendfallen werden nur empfohlen, wenn man bereit ist, das Tier anschließend zu töten.[3]
Die verwendeten Gifte, meist Natriumfluoracetat, in Neuseeland genannt „1080“,[4] oder Zyanid sind selbst umweltschädlich. Um Schäden an Jungbäumen zu verhindern, muss man die Individuenzahl sehr gering halten, vielleicht auf 5 % der ohne Eingriff vorhandenen Zahl. Der Fuchskusu wird daher in Neuseeland als große ökologische Bedrohung gesehen, und auch Umweltorganisationen fordern seine Ausrottung. Die Schäden summieren sich mit denen anderer eingeführter Arten, wie Rothirsch und Hausziegen sowie menschlicher Aktivität wie Land- und Forstwirtschaft und Bergbau.
Fuchskusu Tiere Animals Natur SelMcKenzie Selzer-McKenzie

Mittwoch, 28. April 2010

Kakapos Tiere Animals Natur SelMcKenzie Selzer-McKenzie

Kakapos
Author D.Selzer-McKenzie
Video:
http://www.youtube.com/watch?v=g3iew6_6Eps


Die Filmbilder wurden in New Zealand gedreht
Der Kakapo (Strigops habroptilus) ist ein Papagei, der in Neuseeland beheimatet ist. Er ist die einzige Art der Unterfamilie Strigopinae (Eulenpapageien). Der nachtaktive Vogel ist im Wesentlichen ein Pflanzenfresser. Er ist der einzige bekannte flugunfähige Papagei. Der Kakapo ist akut vom Aussterben bedroht.


In dichter Vegetation ist der Kakapo gut getarnt
Alle heute bekannten Kakapos zeichnen sich durch ein moosgrünes Gefieder aus, das am Rücken schwarze Streifen aufweist. Der Unterkörper, der Nacken und das Gesicht sind eher grüngelblich befiedert, wobei die Färbung individuell stark variiert. Von Vogelbälgen in wissenschaftlichen Sammlungen weiß man jedoch, dass es auch Exemplare gegeben hat, die völlig gelblich befiedert waren. Das Gefieder ist ungewöhnlich weich, darauf bezieht sich die Artbezeichnung habroptilus (altgriech. habro- „weich“, ptilon „Feder“).


Portrait eines Kakapos, Gesichtsschleier und Schnabelborsten sind gut sichtbar
Kakapos haben einen sogenannten Gesichtsschleier; das heißt, das Gesicht ist von feinen Federn umgeben, wie es für Eulen typisch ist. Hierdurch erklärt sich der lateinische Artname Strigops (lateinisch strix "Eule", ops "Gesicht"). Die europäischen Einwanderer auf Neuseeland nannten daher den Kakapo auch Eulenpapagei. Den Schnabel umgeben feine Schnabelborsten, mit denen nachts Hindernisse geortet werden. Die Enden der Schwanzfedern sind meistens zerschlissen, da sie ständig am Boden entlanggezogen werden.
Kakapos sind sehr große Papageien; ausgewachsene Männchen messen bis zu 60 Zentimeter und wiegen zwischen drei und vier Kilogramm. Die Flügel sind relativ klein, und es fehlt ihnen das verstärkte Brustbein (Sternum), an dem die kräftige Flugmuskulatur anderer Vögel ansetzt. Sie gebrauchen ihre Flügel nur zum Balancieren und um ihren Fall abzubremsen, wenn sie von Bäumen herabspringen. Anders als andere Landvögel können Kakapos große Mengen Depotfett speichern.
Der Schnabel des Kakapos ist geeignet, Nahrung sehr fein zu zerkleinern. Kakapos haben kleine Kröpfe. Die Füße sind groß und schuppig und haben wie bei allen Papageien zwei nach vorne und zwei nach hinten gerichtete Zehen. Ihre ausgeprägten Krallen sind an das Klettern angepasst (Adaption).
Eines der ungewöhnlichsten Charakteristika der Kakapos ist ihr starker, aber angenehmer Geruch, der dem Geruch von Blumen und Honig oder Bienenwachs ähnelt.
Die Kakapos besiedelten früher beide neuseeländische Hauptinseln. Der Lebensraum der Kakapos umfasste unterschiedliche Habitate, darunter alpine Heiden, Buschland wie auch küstennahe Bereiche. Sie bewohnten außerdem eine Vielzahl unterschiedlicher Waldformen, in denen Steineibengewächse (Podocarpaceae) (vor allem Rimu (Dacrydium cupressinum)), Scheinbuchen, Tawa (Beilschmiedia tawa) oder Eisenhölzer (Metrosideros sp.) dominierten. Bevorzugt wurden dabei Waldrandzonen oder Waldbereiche in jungen Sukzessionsstadien, da diese ihnen eine größere Vielfalt an Nahrung boten. In den Fjordgebieten Neuseelands nannte man die Bereiche, in denen nach Lawinenabgängen oder Erdrutschen junge Wälder mit einem dichten, fruchttragenden Strauchwerk aufwuchsen, „Kakapo-Gärten“.
Alle Kakapos, von deren Existenz man weiß, sind heute (2008) aus Schutzgründen überwiegend auf zwei kleine Inseln umgesiedelt worden: Anchor Island (Pukenui), (sie liegt im Dusky Sound einem Teil des Fiordland-Nationalpark) und Codfish Island (Whenua Hou), welche vor der Westküste von Stewart Island liegt.
Kakapos sind nachtaktiv. Tagsüber ruhen sie versteckt in Bäumen oder am Erdboden; nachts streifen sie durch ihr Revier. Sie können nicht fliegen, sind jedoch exzellente Kletterer, die bis in die Kronen der höchsten Bäume klettern. Man hat beobachtet, wie sie von diesen Höhen „fallschirmähnlich“ herabgleiten, indem sie ihre Flügel spreizen und dadurch ihren Fall abbremsen. Kakapos sind ausgezeichnete Läufer; während einer Nacht können sie mehrere Kilometer zurücklegen und dabei hunderte von Höhenmetern überwinden. Sie können auch mit einem beachtlichen Tempo rennen, halten eine hohe Geschwindigkeit aber nicht über eine längere Distanz.
Kakapos ernähren sich überwiegend von einer großen Zahl von Pflanzen, Samen, Früchten, Pollen und sogar vom Baumsaft von Bäumen. Mit besonderer Vorliebe fressen sie die Früchte des Rimu-Baums und ernähren sich ausschließlich davon, wenn diese Früchte reichlich vorhanden sind. Blätter werden häufig mit einem Fuß festgehalten, um dann mit dem Schnabel die nahrhaften Teile abzustreifen, so dass die hartfaserigen Blattbestandteile überbleiben. Die Reste solcher Blätter sind ein eindeutiges Kennzeichen der Anwesenheit von Kakapos. Man hat darüber hinaus auch beobachtet, dass Kakapos Insekten und andere wirbellose Tiere fressen.
Kakapos sind von Natur aus sehr neugierig und reagieren mitunter sogar interessiert auf gelegentlich anwesende Menschen. Wie andere Papageien auch verfügen Kakapos über eine große Bandbreite unterschiedlicher Rufe, die verschiedene Funktionen haben. Zusätzlich zu den „booms“ und „chings“ ihrer Balzrufe, geben sie beispielsweise mit einem „skraark“ ihre Anwesenheit anderen Vögeln bekannt.
Kakapos haben wie viele flugunfähige Inselformen kein Feindverhalten gegen Bodenprädatoren, da Neuseeland ursprünglich frei von solchen Prädatoren war. Wenn Kakapos sich bedroht fühlen, erstarren sie und verlassen sich auf ihre Tarnung. Dieses Verhalten ist ein geeigneter Schutz gegenüber Adlern, die früher ihre einzigen Feinde waren, es schützt sie jedoch nicht vor den durch Menschen eingeführten Raubtieren, die vor allem ihren Geruchssinn bei der Nahrungssuche nutzen.
Kakapos haben ein Balzverhalten, das keinem anderen Papageien gleicht. Männchen sammeln sich an einer gemeinschaftlichen Balzarena, dem sogenannten Lek, und konkurrieren um die Gunst der Weibchen. Die Weibchen, die an der Balzarena erscheinen, beobachten die Balz der Männchen und wählen aus den Balzenden das Männchen aus, mit dem sie sich paaren.
Die Balzarenen liegen gewöhnlich auf Anhöhen; während der Balzzeit verlassen die Männchen ihre angestammten Reviere und ziehen zu diesen Balzarenen, wo jedes Männchen sich einen eigenen Balzplatz schafft. Balzarenen können bis zu sieben Kilometer vom angestammten Revier eines Männchens entfernt sein. Mit dem Eintreffen an der Balzarena beginnt eine Auseinandersetzung unter den Männchen, bei der sie mit gesträubten Federn, auseinander gespreizten Flügeln, geöffneten Schnäbeln, erhobenen Krallen und unter lautem Krächzen und Brummen untereinander um die besten Balzplätze innerhalb dieser Balzarena kämpfen. Gelegentlich werden bei diesen Kämpfen auch Vögel verletzt.
Die individuellen Balzplätze sind innerhalb dieser Arena im Durchschnitt etwa 50 Meter voneinander entfernt. Die Männchen graben für ihre Balzplätze eine etwa zehn Zentimeter tiefe, schalenförmige Vertiefung in den Boden, die etwa einen Durchmesser von einem halben Meter hat, so dass die Vögel in diese Vertiefung passen. Die Balzplätze werden gerne vor Felsen, Erdhängen oder Baumstämmen angelegt, die den Schall der Rufe reflektieren. Zum individuellen Balzplatz gehört ein Netzwerk an Pfaden, die sich entweder etwa 50 Meter auf einer Anhöhe entlangziehen oder als Rundweg mit einem Durchmesser von etwa 20 Meter eine Anhöhe umrunden.
Die Männchen befreien sowohl ihre Balzplätze als auch die Pfade von Zweigen und Blättern. Reservatsmitarbeiter nutzen diese Angewohnheit der Vögel, indem sie einige Zweige in den Balzplatz legen, um so festzustellen, ob der Balzplatz aktiv genutzt wird. Ein Männchen, das während der Nacht am Balzplatz erscheinen würde, räumt sorgfältig diese Zweige weg.
Um Weibchen anzuziehen, lassen die Männchen während der Nacht ihre „Boom“-Rufe erschallen. Männchen beginnen mit leisen Grunzgeräuschen, die an Stärke zunehmen, während sich ihr Kehlsack aufbläst. Nach einer Folge von etwa 20 Boomrufen nimmt die Lautstärke wieder ab. Nach einer kurzen Pause beginnt das Männchen erneut mit einer Folge von „Boom“-Rufen. Die Männchen drehen sich ein wenig nach einer Folge von Rufen, um so die „Boom“-Rufe in eine andere Richtung erschallen zu lassen. Diese Rufe können in einer windstillen Nacht bis zu einem Kilometer weit gehört werden, und der Wind kann ihren Ruf bis zu fünf Kilometer tragen. Männchen rufen bis zu acht Stunden während einer Nacht; jedes Männchen lässt daher tausende von „Boom“-Rufen über Nacht erschallen. Dieses Balzverhalten kann sich über drei bis vier Monate hinziehen. Die Männchen verlieren in dieser Zeit bis zur Hälfte ihres Körpergewichts.
Weibchen werden von den „Boom“-Rufen angezogen und verlassen gleichfalls ihre Territorien, um über mehrere Kilometer hinweg zu diesen Balzarenen zu ziehen. Hat sich ein Weibchen für ein Männchen entschieden und betritt seinen Balzplatz, beginnt ein komplexes Balzverhalten seitens des Männchens. Das Männchen schwankt von Seite zu Seite, während es Klickgeräusche mit seinem Schnabel macht. Es dreht dem Weibchen seinen Rücken zu, spreizt seine Flügel und geht rückwärts auf es zu. Über den eigentlichen Paarungsakt ist wenig bekannt – es wird lediglich angenommen, dass er sehr kurz ist.
Männchen sind in dieser Zeit sexuell sehr erregbar und versuchen die Kopulation auch mit anderem als mit einem Kakapo-Weibchen zu vollziehen. Man hat Männchen dabei beobachtet, wie sie versuchten, sich mit einem herabgefallenen Ast oder einem zusammengerollten Pullover zu paaren.
Die Weibchen kehren nach der Verpaarung in ihre Reviere zurück, um dort Eier zu legen und die Jungen großzuziehen. Die Männchen setzen währenddessen ihre Balzrufe fort, um noch weitere paarungswillige Weibchen anzulocken.
Die Weibchen legen zwischen einem und vier Eier je Brutperiode. Ihr Nest bauen sie auf der Erde im Schutz von Pflanzen oder in hohlen Baumstämmen. Sie bebrüten das Gelege allein und müssen daher ihr Nest nachts für die Nahrungssuche verlassen. Die Eier sind dabei sowohl der Gefahr ausgesetzt, von Räubern gefressen zu werden als auch zu unterkühlen.
Die Küken schlüpfen nach einer Brutzeit von etwa 30 Tagen; sie sind nach etwa zehn bis zwölf Wochen flügge. Das Weibchen füttert die Jungvögel gelegentlich bis zu ihrem sechsten Lebensmonat, während diese langsam selbständiger werden.
Männchen beginnen mit ihren „Boom“-Rufen erst ab dem 5. Lebensjahr; Weibchen suchen die Balzarenen der Männchen erst ab ihrem 9. bis 10. Lebensjahr auf. Kakapos brüten außerdem nicht jedes Jahr. Sie brüten nur, wenn ihnen aufgrund einer Baummast reichlich Nahrung zur Verfügung steht. Die Rimu-Bäume haben eine solche Mast nur alle drei bis fünf Jahre. In Wäldern, in denen der Rimu-Baum überwiegt, wie etwa auf Codfish Island, brüten die Kakapos entsprechend unregelmäßig.


Kea, ein Nestorpapagei
Der Kakapo ist der einzige Vertreter der Gattung Strigops, die meist als Unterfamilie zu den Eigentlichen Papageien gestellt wird. Über die genaue phylogenetische Position ist nichts bekannt, meistens werden sie als ursprünglichste Form allen anderen Echten Papageien gegenüber gestellt und stellen somit die Schwestergruppe all dieser Gruppen dar:
Nach anderen Quellen wird diese ursprünglichste Position auch von den ebenfalls auf Neuseeland lebenden Nestorpapageien (Nestorinae) eingenommen.
Die Vorfahren der Kakapos tauchten vor mehreren Millionen Jahren erstmals auf den neuseeländischen Inseln auf. Unter Wissenschaftlern wird davon ausgegangen, dass diese Vögel kleiner waren als die heutigen Kakapos und mehr anderen Papageien ähnelten. In ihrer Anpassung an ihren Lebensraum wurden sie größer, schwerer und verloren allmählich ihre Flugfähigkeit. Auf Neuseeland waren Säugetiere zu diesem Zeitpunkt nur durch drei kleine Fledermausarten vertreten. Kakapos scheinen mit ihrer Lebensform die Nische ausgefüllt zu haben, die anderorts vorwiegend durch Säugetiere besetzt wurde. Vor der ersten Ankunft von Menschen waren Kakapos mit ihrer Lebensstrategie überaus erfolgreich; man geht davon aus, dass Millionen von Individuen vor der Ankunft der ersten Menschen auf Neuseeland lebten.


Präparierter Kakapo im Museum Koenig in Bonn
Da – von einigen Greifvogelarten abgesehen – erst mit der Ankunft erster Pioniere aus Polynesien und später Europa Raubtiere nach Neuseeland kamen, entwickelten die Kakapos keinen Fluchtinstinkt gegenüber Räubern; bei Gefahr bleiben sie auf dem Boden hocken und können daher leicht Opfer von verwilderten Katzen, Hunden, Mardern, Wieseln und Frettchen werden. Eine weitere Gefahr stellen Nesträuber wie die Ratte dar. Die überlebenden Kakapos wurden deshalb im 20. Jahrhundert auf kleinere Inseln vor Neuseeland (Codfish Island, Maud Island, Fiordland und Little Barrier Island) umgesiedelt, die von Raubtieren befreit wurden.
Von Polynesien aus begannen vor etwa 1000 Jahren Māori Neuseeland zu besiedeln. Sie jagten Kakapos als Nahrung und verarbeiteten ihre Häute und Federn zu Capes. Getrocknete Kakapo-Köpfe wurden als Ohrschmuck verwendet. Aufgrund ihrer Flugunfähigkeit, ihres starken Geruchs und ihrer Angewohnheit, bei Bedrohung zu erstarren, waren die Kakapos für die Māori und die von ihnen eingeführten Hunde einfache Jagdbeute. Polynesische Ratten, die durch die Māori auf Neuseeland eingeschleppt wurden, fraßen die Küken und Eier. Durch Rodungen schränkten Māori den Lebensraum der Kakapos so ein, dass die Vögel in einigen Landesteilen bereits ausgestorben waren, als die Europäer auf Neuseeland eintrafen.
Ab 1840 begannen Europäer große Flächen der neuseeländischen Inseln für Landwirtschaft und Weidewirtschaft urbar zu machen und damit den Kakapo-Lebensraum noch weiter einzugrenzen. Mit den Europäern gelangten weitere Raubsäuger nach Neuseeland; Katzen, europäische Ratten und noch mehr Hunde, die sowohl erwachsene Kakapos als auch die jungen Vögel jagten.
Die Europäer wussten wenig über die Kakapos, bis der Wissenschaftler George Gray vom Britischen Museum sie 1845 auf Basis von Vogelbälgen beschrieb. Wie die Māori betrachteten die europäischen Siedler auf Neuseeland Kakapos als Nahrungsmittel, mit dem man auch die Hunde füttern konnte. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts waren Kakapos als wissenschaftliche Kuriosität in Europa wohl bekannt, und tausende der Vögel wurden in Neuseeland gefangen oder getötet, um Exemplare bzw. Vogelbälge für Zoos, Museen und Sammler zu liefern. Die lebend gefangenen Vögel starben innerhalb weniger Monate.
Spätestens seit 1870 war den Sammlern bewusst, dass die Anzahl der Kakapos deutlich abnahm und die Gefahr des Aussterbens dieser Art bestand. Unglücklicherweise konzentrierte man sich in der Folge darauf, so viele Vogelbälge zu sammeln wie möglich, bevor diese Art verschwand.
Ab 1880 wurden durch die Europäer auf Neuseeland Hermeline, Frettchen und Wiesel in großer Anzahl freigelassen, um damit die Anzahl der rasch zunehmenden Kaninchen zu reduzieren. Die Tiere jagten jedoch nicht nur Kaninchen, sondern auch zahlreiche einheimische Arten – darunter den Kakapo.
Bereits 1891 beschloss die neuseeländische Regierung, Resolution Island im Fjordgebiet zum Naturreservat zu erklären und ernannte 1894 Richard Henry zum Leiter dieses Reservats. Als engagierter Naturschützer war sich Henry bewusst, dass die Individuenzahl der einheimischen Vögel aufgrund der eingeführten Räuber rasch abnahm. Er erkannte den Wert von Resolution Island als raubtierfreies Reservat und begann Kakapos und Kiwis auf diese Insel umzusiedeln. Bis 1900 hatte er über 200 Kakapos dahin evakuiert. 1900 durchschwammen Marder die Meerenge zwischen der Insel und dem Festland, siedelten sich dort an und vernichteten binnen sechs Jahren die gesamte Kakapopopulation auf Resolution Island.
1903 hatte man bereits drei Kakapos von Resolution Island zum Naturreservat Hauturu / Little Barrier Island nordöstlich von Auckland evakuiert. Da auf dieser Insel jedoch auch verwilderte Hauskatzen lebten, wurden diese drei Vögel nicht wieder gesehen. 1912 siedelte man drei Kakapos im Reservat Kapiti Island nordwestlich von Wellington an. Einer dieser Vögel überlebte zumindest bis 1936.
Während der Weltwirtschaftskrise in den 1920er und 30er Jahren sowie während der beiden Weltkriege stand der Schutz der Kakapos nicht im Fokus der neuseeländischen Regierung. 1920 war der Kakapo auf der Nordinsel ausgestorben, sein Bestand auf der südlichen Insel war dramatisch gesunken. Eine der wenigen Regionen, wo er noch vorkam, war das zerklüftete Fjordland. Während der 1930er Jahre wurden Kakapos dort noch häufig gesehen oder ihre Rufe gehört. Gelegentlich landeten sie auch noch im Kochtopf von Jägern und Straßenarbeitern. In den 1940er Jahren nahm die Anzahl der Beobachtungen jedoch deutlich ab.
In den 1950er Jahren begann der New Zealand Wildlife Service systematisch im Fjordland nach Kakapos zu suchen. Sieben Expeditionen zwischen 1951 und 1956 fanden nur wenige Zeichen, dass überhaupt noch Individuen dieser Art existierten. Aus Sorge, dass Rehe und Europäische Mufflons im Fjordgebiet wichtige Nahrungspflanzen für sich beanspruchten und damit die Überlebenschance dieser Vögel noch weiter einschränkten, traf man die Entscheidung, die nächsten Vögel, die man fände, in Gefangenschaft zu halten. Von den fünf Vögeln, die man deswegen 1961 ins Mount Bruce Native Bird Reserve nahe Masterton auf der Nordinsel brachte, starben vier in den ersten Monaten ihrer Gefangenschaft; der fünfte Vogel überlebte wenigstens vier Jahre. Ein 1967 gefangener Vogel überlebte das erste Jahr seiner Gefangenschaft nicht.
Zu Beginn der 1970er Jahre war unklar, ob überhaupt noch Kakapos existierten. Mit Hilfe von Hubschraubern gelang es jedoch jetzt, auch Expeditionen in Regionen von Neuseeland vorzunehmen, die bis zu diesem Zeitpunkt weitgehend unzugänglich waren. Täler, die von nahezu senkrechten Felsklippen umgeben waren, waren bis zu diesem Zeitpunkt von der Besiedlung durch Rehe und Mufflons verschont geblieben – jedoch auch bis hierher waren Marder bereits vorgedrungen.
Von 1974 bis 1976 fand man eine Reihe männlicher Vögel und war erstmals in der Lage, das Balzverhalten wissenschaftlich zu beschreiben. Das Fehlen weiblicher Vögel führte man darauf zurück, dass sie beim Brüten rasch Opfer von Mardern werden. Man hielt es nicht für ausgeschlossen, dass keine weiblichen Vögel mehr lebten und die Art damit im Prinzip schon ausgestorben war. Alle eingefangenen Vögel wurden in geschützteren Reservaten wie Maud Island freigelassen.
1977 begann man endlich, auch Stewart Island (Rakiura) systematisch zu untersuchen. Bereits in den Jahrzehnten zuvor waren gelegentlich von dort Kakapo-Beobachtungen gemeldet wurden – die letzte 1970 durch einen Rehjäger. Die 1977er Expedition fand bereits am ersten Expeditionstag eine Kakapo-Balzarena. Da sie in den folgenden Wochen Spuren von Dutzenden Vögeln fand, stieg die Hoffnung, hier vielleicht doch noch Weibchen zu finden. 1980 suchte man die Insel systematisch mit Spürhunden ab (die Hunde trugen Maulkörbe, damit sie keinen der seltenen Vögel töten konnten). Unter den so gefundenen Vögeln waren fünf Weibchen. Man war sich auch sicher, dass auf Stewart Island keine Marder, Wiesel oder Frettchen lebten. Allerdings lebten hier verwilderte Hauskatzen, die die Kakapos in alarmierender Zahl töteten. Von 1977 bis 1982 starben rund 50 % der geschätzten Kakapopopulation auf Stewart Island durch Katzen. Auf der Insel Little Barrier Island (Hauturu) hatte man die verwilderten Katzen bereits gezielt ausgerottet; Marder, Wiesel und Frettchen kamen hier nicht vor. Man begann, Vögel auch hier gezielt anzusiedeln.
Nordwestlich der Stewart Island liegt die Codfish-Insel. Nachdem man die dort vorkommenden Possums ausgerottet hatte, begann man auch diese Insel gezielt mit Kakapos zu besiedeln. 1995 bestand die Weltpopulation nur noch aus 50 Individuen, nur 19 davon waren Weibchen.
1989 wurde ein Kakapo Recovery Plan zum Bestandserhalt und –aufbau entwickelt und eine Einrichtung etabliert, die diesen Plan umsetzen sollte, die Kakapo Recovery Group. Eine der ersten Maßnahmen war, auf Little Barrier Island die Weibchen mit zusätzlichem Futter zu versorgen, da in den sieben vergangenen Jahren kein Bruterfolg festzustellen gewesen war. Die Maßnahme hatte Erfolg. Vier Vögel legten Eier, 1991 wurden zwei Jungvögel erfolgreich aufgezogen. 1992 brüteten auch die Vögel auf Codfish Island das erste Mal. Da die Früchte der Rimu-Bäume aufgrund schlechter Wetterbedingungen nicht ausreiften, stand nicht ausreichend Nahrung für die Jungvögel zur Verfügung. Drei unterernährte Jungvögel wurden in den Auckland Zoo gebracht, wo zwei starben; der dritte, den man Hoki taufte, wurde erfolgreich mit der Hand aufgezogen und anschließend auf Maud Island angesiedelt. Erst 1997 kam es wieder zu Bruten. Erneut reiften die Rimu-Früchte nicht aus, aber mit einer zusätzlichen Fütterung der Muttervögel wurden drei Jungvögel groß.
Während auf Codfish und Little Barrier Island keine Katzen, Wiesel, Frettchen sowie europäischen Ratten vorkamen, lebte hier jedoch die kleinere polynesische Ratte. Erst allmählich wurde klar, dass diese Rattenart zwar ausgewachsene Kakapos in Ruhe ließ, jedoch Kakapo-Eier und Küken fraß. Die polynesische Ratte war außerdem ein Nahrungskonkurrent des Kakapo. Man beschloss, Codfish Island von den Ratten zu befreien und Little Barrier Island als Siedlungsort aufzugeben, da dieses Gebiet zu zerklüftet war, um die Tiere dort sinnvoll betreuen zu können. Für zwei Jahre siedelte man die Vögel auf Pearl Island an und vergiftete in dieser Zeit die auf Codfish Island lebenden Ratten. Ein Teil der geschlüpften Jungvögel wurde künstlich aufgezogen und in drei Jahren stieg die Anzahl der bekannten Individuen von 50 auf 62 Vögel.
Als absehbar war, dass 2001 die Rimu-Bäume auf Codfish Island reichlich tragen würden, siedelte man alle 21 geschlechtsreifen Weibchen auf diese Insel um. 20 der Weibchen legten tatsächlich Eier, und Anfang 2002 schlüpften 24 Küken – in den vorherigen 20 Jahren waren insgesamt nur 15 Jungvögel groß geworden. In einem Jahr war damit die Population um 39 % auf 86 Individuen angestiegen.
Ein reichlicher Fruchtansatz der Rimu-Bäume war für die nächsten zwei Jahre nicht zu erwarten – die Kakapos brüteten entsprechend in diesen Jahren nicht in den Wäldern von Codfish Island, die von Rimu-Bäumen dominiert wurden. Andere Baumarten fruchten regelmäßiger als der Rimu-Baum; daher schien es sinnvoll, das von Scheinbuchen dominierte Chalky Island stärker zu besiedeln. Junge, noch nicht geschlechtsreife Vögel wurden auf Chalky Island angesiedelt in der Hoffnung, dass sie sich dem dortigen Fruchtzyklus anpassen und damit häufiger brüten würden. Achtzehn Vögel wurden nach Chalky Island gebracht; allerdings starben drei Weibchen an einer Bakterieninfektion. Die übrigen Vögel impfte man und behandelte sie mit Antibiotika.
Die noch überlebenden Tiere werden über das Kakapo Recovery Programm intensiv betreut, um so die Arterhaltung zu gewährleisten. Mit Übersiedlungsprogrammen versucht man, die Vögel vor Raubtieren zu schützen und zu häufigeren Bruten anzuregen. Männchen, die man für unfruchtbar hält, werden von den Weibchen ferngehalten, um unproduktive Paarungen zu vermeiden.
Um die genetische Vielfalt zu erhalten, versucht man zu vermeiden, dass nur wenige Männchen die Paarung dominieren. Nur ein einziger männlicher Vogel stammt von der Südinsel von Neuseeland; ihm misst man besondere Bedeutung bei der Sicherstellung der genetischen Vielfalt bei. Er ist gelblicher gezeichnet als die übrigen Vögel und „boomt“ in einem anderen Dialekt. Der Vogel, der ungefähr 50 Jahre alt ist, ist bereits Vater von zwei männlichen und einem weiblichen Jungen.
Weibchen werden mit zusätzlichem Futter versorgt. Ihr Futter erhalten sie an individuellen Futterstationen in der Hoffnung, dass sie irgendwann jährlich brüten werden. Gelegentlich werden Eier und Jungvögel entfernt, um so die weiblichen Vögel zu ermutigen, ein zweites Mal Eier zu legen. Ältere Weibchen werden als Ersatzmütter eingesetzt und haben erfolgreich Jungvögel aufgezogen. Andere Jungvögel wurden künstlich ausgebrütet und anschließend mit der Hand aufgezogen.
Die Nester der Kakapos werden ständig mit verschiedenen Methoden beobachtet. Verlässt das Weibchen nachts das Nest, um nach Nahrung zu suchen, werden die Eier von Reservatsmitarbeitern mit Decken warmgehalten, um zu verhindern, dass – wie in der Vergangenheit bereits geschehen – Eier oder Jungvögel erfrieren. Die Nester werden auch mit Flohpulver behandelt, nachdem ein Weibchen aus Versehen ein Ei zerdrückte, als es sich aufgrund von Flohbissen kratzte.
Die Aussichten dafür, dass die Kakapos als Art einige Jahre mehr überleben werden, haben sich deutlich verbessert. Der plötzliche Tod an einer Bakterieninfektion von drei der 2002 geschlüpften 15 weiblichen Jungvögel hat aber auch deutlich gemacht, wie kritisch der Bestand der Vögel ist.
Kakapos Tiere Animals Natur SelMcKenzie Selzer-McKenzie

Dienstag, 27. April 2010

Kea Bergpapagei Tiere Animals Natur SelMcKenzie Selzer-McKenzie

Bergpapagei Kea
Author D.Selzer-McKenzie
Video:
http://www.youtube.com/watch?v=24LjnlJ_Lrk

Die Filmbilder hat der Author in New Zealand gedreht
Kea (Vogel)
Kea

Kea (Nestor notabilis)
gpapagei (Nestor notabilis) ist eine etwa 45 Zentimeter lange Vogelart aus der Gattung der Nestorpapageien (Nestor), die zur Familie der Eigentlichen Papageien (Psittacidae) gehört.
Der Kea ist relativ unauffällig gefärbt mit überwiegend olivgrünem Federkleid; die Unterflügeldecken und der Rücken sind orange gefärbt. Er hat einen recht schlanken, hakenförmigen Schnabel.
Der Kea lebt in den Gebirgen der Südinsel Neuseelands, den Neuseeländischen Alpen. In den Wintermonaten, wenn in den Bergen die Nahrung knapp wird, treibt es die Vögel ins Flachland. Er ist einer der wenigen Papageien, die außerhalb der Tropen sogar im Schnee leben können.




Neben Samen, Früchten, Knospen, Knollen und Wurzeln von Pflanzen frisst er auch Insekten und bei Gelegenheit auch Aas. Bei neuseeländischen Farmern kam er in Verruf und wurde von ihnen verfolgt, weil er tote Schafe anfraß. Keas wurden aber auch dabei beobachtet, wie sie lebenden Schafen die Haut aufrissen und Fett aus der Nierengegend fraßen, was ihnen schnell den Ruf eines „Schafsmörders“ einbrachte.
Der Kea ist besonders neugierig und verspielt. Das „Untersuchen“ von Gegenständen, die von Touristen mitgebracht und unbewacht liegen gelassen wurden, geht häufig nicht ohne Beschädigung einher. Geparkte Autos sind besonders betroffen. Hier werden unter anderem oft Dichtungsgummis an Türen und Fenstern und der Lack mit den kräftigen Schnäbeln bearbeitet. Vor allem Jungtiere finden daran großen Gefallen.
Keas gelten als sehr intelligente Vögel. Sie sind in der Lage, Werkzeuge zu nutzen und haben ein sehr gutes technisches Verständnis. Das Öffnen von geschlossenen Rucksäcken und Mülltonnen gelingt ihnen problemlos.
Zum Gesamtbestand der Keas gibt die IUCN verschiedene Schätzungen an, die zwischen 1.000 und etwa 15.000 Tieren schwanken.
In dem Jugendbuch und gleichnamigem Hörspiel „Die Drei Fragezeichen: Das Auge des Drachen“ geht es unter anderem um einen Kea, der dort sogar mit seinem lateinischen Namen Nestor notabilis erwähnt wird.

Kea Bergpapagei Tiere Animals Natur SelMcKenzie Selzer-McKenzie

Dingiso Schwarzweisses Baumkänguru Tiere Animals Natur SelMcKenzie Selzer-McKenzie

Dingiso Schwarzweisses Baumkänguru
Author D.Selzer-McKenzie
Video:
http://www.youtube.com/watch?v=_v1MpSoccS0

Die Filmbilder hat der Author auf New Guinea gedreht.
Dingiso
Das Dingiso (Dendrolagus mbaiso), auch als Schwarzweißes Baumkänguru bezeichnet, ist eine sehr seltene Baumkänguruart, die im Sudirman-Bergland in West-Neuguinea endemisch ist. Es wurde erst 1994 unterhalb der Grasberg-Mine bei der Minenstadt Tembagapura entdeckt und 1995 von Tim Flannery beschrieben. 2009 gelang einem Filmteam im Rahmen der BBC-Dokumentation Die Südsee – Das Abenteuer (South Pacific) die ersten Filmaufnahmen des Dingisos.
Das Dingiso erreicht eine Kopf-Rumpf-Länge von 660 bis 670 mm, eine Schwanzlänge von 415 bis 520 mm, eine Hinterfußlänge von 108 bis 110 mm und eine Ohrenlänge von 46 bis 51,7 mm. Das Gewicht beträgt 6,5 bis 14,5 Kilogramm. Die Fellfarbe ist überwiegend schwarz. Kehle und Bauch sind weiß. Auf beiden Seiten der Schnauze befinden sich weiße Streifen und in der Mitte der Stirn ist ein sternförmiges weißes Muster zu erkennen. Das Fell ist sehr dicht und lang.
Das Verbreitungsgebiet des Dingisos umfasst vermutlich eine Fläche von 4000 km². Ein Teil davon liegt im Lorentz-Nationalpark. Der Lebensraum sind Bergwälder und Gestrüpp-Bereiche in der subalpinen Zone in Höhenlagen zwischen 2700 und 3500 Metern.
Über die Lebensweise ist nur wenig bekannt. Dingisos sind sehr zutraulich. Mitglieder des Moni-Stammes berichteten von Dingisos, die eine Pfote hoch hielten und dabei Pfeiflaute ausstießen. Wie bei anderen Baumkängurus besteht die Hauptnahrung aus Blättern und Früchten.
Im westlichen Teil des Verbreitungsgebietes ist das Dingiso aufgrund einer Tradition der Einheimischen geschützt. In anderen Gegenden wird es jedoch für den Nahrungserwerb gejagt. Weitere Gefährdungen stellen die steigenden Bevölkerungszahlen in der Region, Lebensraumzerstörung sowie der Klimawandel dar. Die IUCN stuft die Art in die Kategorie vom Aussterben bedroht (critically endangered) ein.
Das Artepitheton mbaiso bedeutet "das verbotene Tier" in der Sprache der Moni. Die Mitglieder dieses in West-Neuguinea heimischen Volksstammes verehren die Baumkängurus als Geist ihrer Ahnen und jagen die Tiere deshalb nicht.
Dingiso Schwarzweisses Baumkänguru Tiere Animals Natur SelMcKenzie Selzer-McKenzie

Kagu Vogel Tiere Animals Natur SelMcKenzie Selzer-McKenzie

Kagu Vogel
Author D.Selzer-McKenzie
Video:
http://www.youtube.com/watch?v=JF-YAyBydIg

Die Filmbilder hat der Author auf Neukaledonien gedreht.
Kagu






Der Kagu (Rhynochetos jubatus) ist ein etwa entengroßer, flugunfähiger Vogel, der auf der Insel Neukaledonien endemisch ist. In der Gestalt entfernt taubenähnlich, aber mit einem im Vergleich zu Tauben viel längeren Schnabel und langen Beinen ausgestattet, vertritt er eine eigene Familie, die traditionell den Kranichvögeln (Gruiformes) zugeordnet wurde, heute aber zusammen mit der Sonnenralle in die Ordnung Eurypygiformes gestellt wird.
Der Kagu ist etwa entengroß (Länge 55 cm) und hat ein Gewicht von durchschnittlich 900 Gramm. Er hat ein blassgraues Gefieder. Die Handschwingen sind schwarz-weiß gebändert; dieses auffällige Muster wird nur sichtbar, wenn die Tiere die Flügel ausbreiten. Die Flügel sind anders als bei vielen anderen flugunfähigen Vögeln nicht verkleinert; die Flugmuskulatur ist jedoch verkümmert. Trotzdem werden die Flügel oft benutzt: Um beim Klettern das Gleichgewicht zu halten, werden sie ausgebreitet, außerdem werden sie bei der Balz und bei Revierkämpfen eingesetzt. Auch ein Gleitflug von erhöhten Warten zum Boden ist möglich.
Auf dem Scheitel tragen Kagus lange Schopffedern, die bis über den Rücken reichen und für gewöhnlich kaum zu erkennen sind. Im Erregungszustand kann der Schopf aufgestellt werden. Eine Besonderheit des Kagus sind Puderdunen, spezielle Federn, die ständig nachwachsen und deren Spitzen zu einem feinen Staub zerfallen, der zur Körperpflege verwendet wird. Die Puderdunen sind eine Parallele zu den Reihern und gaben Anlass zu Spekulationen über eine Verwandtschaft zwischen beiden Taxa.
Die Augen sind groß und dunkelrot. Die Beine sind orangerot; sie sind relativ lang und kräftig. Meistens bewegt sich der Kagu gemächlich schreitend fort, er kann auf der Flucht aber auch schnell laufen. Der Schnabel ist ebenfalls rot, schmal, spitz und etwa 6 cm lang; er ist zum Stochern im Boden geeignet. Die Nasenöffnungen sind mit Klappen verschließbar, damit keine Partikel eindringen; diese Klappen sind ein in der Vogelwelt einmaliges Merkmal.
Ein äußerlich sichtbarer Geschlechtsdimorphismus besteht nicht. Unterschiedlich sind allerdings die Rufe von Männchen und Weibchen. Bei beiden ähneln die Laute dem Bellen eines jungen Hundes; beim Weibchen sind die einzelnen Rufkomponenten aber kürzer und werden schneller vorgetragen als beim Männchen.


Das Verbreitungsgebiet des Kagus beschränkt sich auf die Insel Neukaledonien
Kagus leben ausschließlich auf der Insel Neukaledonien. Ein Großteil der Vögel lebt heute im geschützten Parc de la Rivière Bleue, hingegen waren Kagus früher wohl gleichmäßig über die Insel verteilt und suchten selbst die Strände auf. Kagus verbergen sich heute meistens in Wäldern, leben aber auch in strauchbestandenem Buschland. Sie meiden Wälder mit zu dichtem Unterholz ebenso wie völlig offenes Land. Im Gebirge kommen sie bis in eine Höhe von 1400 m vor.
Der Kagu ist ein tagaktiver Vogel, der außerhalb der Brutzeit einzelgängerisch lebt. Ein Paar und dessen Nachkommen leben in einem Revier von etwa 20 ha Größe. Dieses Revier wird gegen Artgenossen aggressiv verteidigt. Bei den Revierkämpfen werden die Flügel und Schnäbel eingesetzt; allerdings wurden in freier Wildbahn nie schwere Verletzungen als Ergebnis dieser Kämpfe beobachtet, in Gefangenschaft hingegen, wo die unterlegenen Vögel nicht ausweichen können, schon. Im Erregungszustand werden der Schopf aufgerichtet und die Flügel ausgebreitet, so dass die schwarz-weiße Bänderung sichtbar wird. Außerhalb der Brutzeit bleiben die Partner im Revier, haben aber voneinander getrennte Aktionsräume, die allerdings einander überlappen können.
Zum Schlafen sucht der Kagu für gewöhnlich einen Ast auf. Wegen seiner Flugunfähigkeit müssen dies niedrige Äste sein, die kletternd vom Boden aus erreichbar sind. Nur in kälteren Höhenlagen schläft der Kagu geschützt am Boden.


Als reiner Fleischfresser ernährt sich der Kagu von Eidechsen, Würmern, Schnecken, Insekten, Spinnen und Tausendfüßern. Bemerkenswert ist, dass er auch solche Tausendfüßer nicht verschmäht, die für andere Vögel wegen ihrer giftigen Absonderungen ungenießbar sind. Zur Nahrungssuche durchwühlt der Kagu mit dem Schnabel das Laub und das Erdreich. Regelmäßig werden Gewölle ausgewürgt, die unverdauliche Teile wie Schneckenhäuser oder Chitinpanzer enthalten.
Fortpflanzung [Bearbeiten]
Kagus leben in Monogamie. Die Paare binden sich für das ganze Leben. Die Brutzeit fällt in die Zeit zwischen Juni und August, obwohl einige Nachzügler bis in den Dezember hinein brüten. Es wird nur ein Junges pro Jahr aufgezogen, was für Inselendemiten eine übliche Fortpflanzungsrate ist.
Als Nest dient lediglich aufgeschichtetes Laub. Das einzige Ei ist 4,5 × 6,2 cm groß. Beide Elterntiere brüten abwechselnd für etwa 35 Tage. Anders als die adulten Vögel sind die jungen Kagus in grau-braunen Tarnfarben perfekt dem Waldboden angepasst. Sie bleiben zunächst drei Tage im Nest, ehe sie umherzustreifen beginnen. Für insgesamt 14 Wochen werden sie von den Eltern gefüttert. Danach sind sie selbständig, bleiben aber oft noch im Revier der Eltern und werden dort geduldet, solange sie sich nicht verpaaren. Manche Kagus bleiben bis zum sechsten Lebensjahr im Revier ihrer Geburt.
Die Lebenserwartung in Gefangenschaft beträgt 30 Jahre und mehr, in der Wildnis sind 15 Jahre nachgewiesen.[1]


Kagu in Gefangenschaft
Für die einheimischen Kanaken waren Kagus (einheimisch kavou oder kagou) von großer Bedeutung. Kagufedern waren Bestandteil des Häuptlingsschmucks, und bei Zeremonien wurden die Rufe der Kagus nachgeahmt. Den Kagus wurde nachgestellt, und sie wurden auch gegessen. Auch die Europäer aßen Kagus, wenn auch in weit geringerem Maße.
Heute ist der Kagu so etwas wie der inoffizielle „Nationalvogel“ Neukaledoniens. Er schmückt die Logos zahlreicher Firmen vor allem der Tourismus-Industrie, und für Touristen werden Souvenirs mit Kagu-Motiven verkauft.
Die IUCN führt den Kagu im Status endangered (stark gefährdet). Während die Bejagung durch die Kanaken dem Bestand der Vögel früher nichts anhaben konnte, begannen die Probleme mit der Landung von James Cook auf der Insel 1774. Er brachte Hunde mit, von denen er einige den Einheimischen schenkte. Diese jagten nun Kagus mit Hilfe von Hunden, während andere Hunde verwilderten und unkontrolliert Kagus rissen. Auch Schweine, Ratten und Katzen wurden von den Europäern auf Neukaledonien eingeführt, diese werden vor allem Jungvögeln und Eiern gefährlich. Ein weiteres Problem ist die fortschreitende Entwaldung; heute existieren nur noch 20 % der ursprünglichen Wälder Neukaledoniens.
300 Kagus leben im Parc de la Rivière Bleue, 490 andernorts. Die Individuenzahl im Park steigt weiterhin an, während sie außerhalb sinkt. Die Gesamtpopulation bleibt insgesamt stabil. Seit den 1970er Jahren gibt es im Zoo von Nouméa ein Zuchtprogramm; die hieraus hervorgehenden Vögel werden immer wieder in die Freiheit entlassen.[1]
Neben dem rezenten Kagu wurde noch eine fossile Art Rhynochetos orarius beschrieben, die vor 2000 bis 4000 Jahren ebenfalls auf Neukaledonien lebte. Da sie dem Kagu aber sehr ähnlich ist, ist deren Status als eigene Art umstritten. Ältere Kagu-Fossilien sind nicht bekannt.


Bei seiner Entdeckung wurde der Kagu zunächst den Reihern zugeordnet. Erst im späten 19. Jahrhundert entschied man sich vor allem aufgrund der inneren Anatomie für die Zugehörigkeit zu den Kranichvögeln. Innerhalb der Kranichvögel war die nähere Verwandtschaft aber umstritten. Diskutiert werden vor allem die südamerikanische Sonnenralle (Eurypygas helias) als nächste Verwandte. Ein Schwestergruppenverhältnis zwischen Sonnenralle und Kagu wurde inzwischen auch in weiteren Studien bestätigt [2] [3].
Vor kurzem wurde der Kagu und die Sonnenralle in die neue Ordnung Eurypygiformes gestellt, was vom International Ornithological Congress und der American Ornithologists’ Union auch anerkannt wurde.[4] [5] [6].
Unklar ist aber, wer die nächsten lebenden Verwandten dieses Taxons sind. Sie könnten vielleicht die letzten Überreste einer einst viel größeren Klade von Vögeln sein, zu der auch die fossilen Gattungen Messelornis und Aptornis gehören und die auf Gondwana verbreitet war und durch das Auseinanderdriften der Kontinente getrennt wurde [7][8]
Einige Merkmale sind im gesamten Vogelreich einmalig. Dazu gehören die äußeren Klappen über den Nasenlöchern und die ungewöhnliche Zusammensetzung des Blutes, das viel weniger Erythrozyten mit einem extrem viel höheren Hämoglobinanteil pro Erythrozyt enthält als das Blut aller anderen darauf analysierten Vögel.
Kagu Vogel Tiere Animals Natur SelMcKenzie Selzer-McKenzie

Wickelskink Wickelschwanzskink Tiere Animals Natur SelMcKenzie Selzer-McKenzie

Wickelskink Wickelschwanzskink
Author D.Selzer-McKenzie
Video:
http://www.youtube.com/watch?v=P2a_E9htGmk

Die Filmbilder hat der Author auf den Salomon Islands gedreht.
Der Wickelskink (Corucia zebrata), auch Wickelschwanz-Skink genannt, ist mit einer Gesamtlänge von bis zu 75 Zentimeter, bei einer Kopf-Rumpf-Länge von 35 Zentimeter, der größte Skink der Welt. Er lebt auf den Salomon-Inseln Bougainville, Choiseul, New Georgia, Santa Isabel, Nggela Sule, Guadalcanal, Malaita, Makira, Ugi ni Masi, Owa Raha sowie auf den Shortland-Inseln. Wickelskinke sind Baumbewohner und besiedeln sowohl den Küstenregenwald als auch Bergwälder in Höhen bis 1000 Metern.
Die Tiere sind graugrün bis hell olivgrün gefärbt. Der Rücken ist mit hellen und dunklen Flecken oder Streifen gemustert, woher sich das Artepitheton zebrata herleitet. Die deutschen Namen spielen auf den kräftigen Greifschwanz an, der stark genug ist, das sich die Echsen allein an ihm festhalten können. Man unterscheidet zwei Unterarten:
• Corucia zebrata alfredschmidti KÖHLER, 1997
• Corucia zebrata zebrata GRAY 1855
Wickelschwanz-Skinke sind träge und verbringen den Tag schlafend in den Bäumen. In der Nacht fressen sie und begeben sich dazu auch auf den Erdboden. Sie fressen unter anderem die Blätter der Efeutute und des Pfeffers. Wickelschwanz-Skinke sind vivipar und bringen nach einer Tragzeit von 6 Monaten ein bis zwei Jungtiere zu Welt. Diese sind bei der Geburt 29 bis 33 Zentimeter lang, bei einer Kopf-Rumpf-Länge von 14 bis 16 Zentimeter. Das Geburtsgewicht beträgt 100 bis 120 Gramm.
Wickelskink Wickelschwanzskink Tiere Animals Natur SelMcKenzie Selzer-McKenzie

Montag, 26. April 2010

Wolf Wölfe Tiere Animals Natur SelMcKenzie Selzer-McKenzie

Wolf Wölfe Wolf
Author D.Selzer-McKenzie
Video:
http://www.youtube.com/watch?v=GMCi_y8yDsg


Wolf Wölfe Wolf
Author D.Selzer-McKenzie
Video:
http://www.youtube.com/watch?v=GMCi_y8yDsg

Die Filmbilder wurden in Alaska gedreht.
Der Wolf (Canis lupus) ist eine Raubtierart aus der Familie der Hunde (Canidae). Wölfe leben und jagen im Rudel, Hauptbeute sind mittelgroße bis große Huftiere. Die Art war früher auch in ganz Europa verbreitet, wurde jedoch in West- und Mitteleuropa weitgehend ausgerottet. Deutschland wurde erst Ende der 1990er Jahre wieder besiedelt, im Jahr 2000 wurden erstmals Welpen festgestellt. Wölfe haben schon frühzeitig Eingang in die Mythen und Märchen vieler Völker gefunden, sie zählen daher zu den bekanntesten Raubtieren.
Grundsätzlich ähnelt der Wolf einem großen Haushund, wobei der Rumpf im Vergleich zu ähnlich gebauten Haushunden länger und der Brustkorb höher, aber schmaler ist. Der Kopf ist relativ groß, die Stirn ist breit. Die Augen setzen schräg an, die Ohren sind eher kurz. Der buschige Schwanz hat etwa ein Drittel der Körperlänge.[1]
Die Färbung ist sehr variabel, es gibt weiße, cremefarbene, dunkle, gelbliche, rötliche, graue und schwarze Wölfe. In den gemäßigten Zonen Europas und Asiens überwiegen graue Wölfe, die nördlichen Populationen zeigen größere Anteile schwarzer und weißer Tiere. Meist überwiegen dunkle Haare auf dem Rücken und dem Schwanz. Bauch, Beine und Schnauze sind meist deutlich heller gefärbt. Nach genetischen Untersuchungen beruht die schwarze Fellfarbe bei Grauwölfen auf einer Mutation, die zuerst unter Haushunden auftrat und später in die Wolfspopulation gelangte.[2]


Wolf im Profil (C. l. lupus)
Maße und Gewichte des Wolfes sind aufgrund seines ausgedehnten Verbreitungsgebietes sehr unterschiedlich (siehe Bergmannsche Regel): Die größten Wölfe in den Waldzonen Lettlands, Weißrusslands, Alaskas und Kanadas erreichen eine Kopfrumpflänge von bis zu 160 cm, der Schwanz ist zusätzlich bis zu 52 cm lang. Die Schulterhöhe beträgt etwa 80 cm. Diese Wölfe können bis zu 80 kg wiegen.
Die kleinsten Wölfe leben im vorderen Orient und auf der Arabischen Halbinsel; ihre Körperlänge beträgt etwa 80 cm bei einem Gewicht von rund 20 kg und einer Schwanzlänge von etwa 29 cm. Die Weibchen sind um 2 bis 12 % kleiner als die Rüden und 20 bis 25 % leichter.
Mitteleuropäische Wölfe liegen zwischen diesen Extremen. Männliche polnische Wölfe aus dem Bialowieza-Urwald hatten eine Körperlänge (einschließlich Schwanz) von im Mittel 119 cm (Extreme 140-195 cm) und eine Schulterhöhe von 70-90 cm, Weibchen aus demselben Gebiet eine mittlere Körperlänge von 111 cm (Extreme 97-124 cm) und eine Schulterhöhe von 60-80 cm. Männchen aus dem Südosten Polens wogen 35-67 kg, Weibchen 27-50 kg.[3]


Polarwolf
Unterschiede zum Haushund
Haushunde sind domestizierte Formen des Wolfes und gehören daher ebenso wie der Dingo der gleichen Art (Canis lupus) an. Anhand einiger charakteristischer Merkmale ist die Unterscheidung von Wölfen und Haushunden meistens möglich, wobei das Ausmaß der Unterschiede je nach Hunderasse stark variieren kann. In einigen Fällen ist es allerdings sehr schwierig, festzustellen, ob ein Individuum ein zu 100 % reiner Wolf bzw. Haushund ist.
Morphologische und anatomische Unterschiede
Wölfe tragen ihren Schwanz meist waagerecht oder etwas gesenkt, Hunde hingegen oft nach oben oder eingerollt. Wölfe haben eine Violdrüse an der Oberseite des Schwanzes, die bei vielen Hunden fehlt bzw. reduziert auftritt, bei anderen aber ein weites Drüsenfeld bildet.[4] Insbesondere am Schädel lassen sich zahlreiche Unterschiede zwischen Wolf und Hund feststellen, dies betrifft unter anderem die Form der Augenhöhle, der Ohrmuschel, des Praesphenoids, des Basis vomerus, der Fissura petrobasialis sowie die Form des Unterkiefers und die Anordnung der Schneidezähne im Unterkiefer.
Weitere Unterschiede
Wölfe bekommen nur einmal jährlich Nachwuchs, Hunde meist zweimal. Bei der Entscheidung, ob Fährten Hunden oder Wölfen zuzuordnen sind, hilft der Verlauf dieser Fährten. Wölfe setzen im Schnee ihre Hinterpfoten in die Abdrücke der Vorderpfoten (s. o.), im Rudel laufen sie hintereinander und setzen ihre Pfoten in die Abdrücke des Vorderwolfes. Daher entsteht oft der Eindruck, dass man der Spur eines einzelnen Wolfes folgt, bis sich die Fährte plötzlich in mehrere Individualfährten aufteilt.
Verbreitung und Lebensraum


Verbreitung des Wolfes
(grün = aktuell, rot = ehemalig)
Der Wolf war bis zur Entwicklung von Land- und Herdenwirtschaft das am weitesten verbreitete Raubtier der Erde. Er war in ganz Europa und Asien bis nach Nordafrika sowie in Nordamerika beheimatet. In weiten Teilen dieses einst riesigen Verbreitungsgebietes, besonders im westlichen Europa und in Nordamerika, wurde die Art durch menschliche Verfolgung ausgerottet. In Osteuropa, auf dem Balkan, in Kanada, Sibirien, der Mongolei, und zu einem geringeren Grade dem Iran gibt es noch größere zusammenhängende Populationen. Ansonsten ist der Wolf heute nur in isolierten Beständen (manche umfassen weniger als 100 Tiere) anzutreffen.
Wölfe bewohnen eine Vielzahl von Habitaten. Ihre hohe Anpassungsfähigkeit lässt sie in der arktischen Tundra ebenso leben wie in den Wüsten Nordamerikas und Zentralasiens. Die meisten Wölfe bewohnen Grasland und Wälder. Dass sie vor allem als Waldtiere bekannt wurden, liegt daran, dass der Mensch sie in großen Teilen des Verbreitungsgebietes frühzeitig aus offeneren Landschaften vertrieben hat.
Systematik
Nach Bibikow ist die Unterartengliederung bis heute umstritten; seit 1985 gibt es Versuche einer genetischen Revision der Unterarten des Wolfes (Mitochondrial DNA Method). In den letzten Jahren hat man sich weitgehend auf eine Einteilung in dreizehn lebende und zwei ausgestorbene Unterarten geeinigt. Haushund (Canis lupus familiaris), sowie Neuguinea-Dingo (Canis lupus hallstrom) und australischer Dingo (Canis lupus dingo) sind durch Domestizierung entstandene Unterarten des Wolfs. Wegen ihrer teilweise erheblichen domestikationsbedingten Unterschiede zu den Wildformen wird auf die betreffenden Einzelartikel verwiesen.
Unterarten (Auswahl):


Timberwolf (Canis lupus lycaon)


Arabischer Wolf (Canis lupus arabs)
• Polarwolf (C. lupus arctos); kanadische Arktis, Grönland; mittelgroß, weiß oder cremeweiß mit langem Fell; legal bejagt, stabil
• Timberwolf (C. l. lycaon); Südostkanada, östliche USA; größere Unterart, sehr variable Fellfarbe von weiß bis schwarz, meist jedoch braun; in Teilen Kanadas legal bejagt, gefährdet
• Büffelwolf (Canis l. nubilus); südliche Rocky Mountains, Mittlerer Westen, Ost- und Nordostkanada, südwestlichstes Kanada und Südost-Alaska; mittelgroß, meist grau, schwarz, gelbbraun oder rötlich; in Teilen Kanadas legal bejagt, stabil
• Mackenzie-Wolf (C. l. occidentalis); Alaska, nördliche Rocky Mountains, West- und Zentralkanada; sehr groß; meist schwarz oder ein gemischtes grau oder braun, allerdings ist das gesamte Farbspektrum vertreten; diese Unterart wurden 1995 im Yellowstone-Nationalpark und in Idaho wiedereingeführt; legal in Alaska und Teilen Kanadas bejagt, sonst geschützt, stabil
• Mexikanischer Wolf (C. l. baileyi); Zentral-Mexiko, West-Texas, südliches Neu-Mexiko und Arizona; kleinere Unterart, meist gelbbraun oder rostfarben; seit 1998 in Arizona wieder eingeführt, die Zahl der wildlebenden Tiere beträgt 35-50; vom Aussterben bedroht und geschützt
• Tundrawolf (C. l. albus); nördliches Russland, Sibirien; relativ groß, typischerweise cremeweiß oder grau; legal bejagt, stabil
• Russischer Wolf (C. l. communis); Zentral-Russland; sehr groß; legal bejagt; stabil oder rückläufig
• Eurasischer Wolf (C. l. lupus); Europa, Skandinavien, Russland, China, Mongolei, Himalaya; durchschnittlich groß, gewöhnlich kurzes, graubraunes Fell; die am weitesten verbreitete Unterart Europas und Asiens, geschätzte Zahl 100.000; in einigen Gebieten legal bejagt, in anderen geschützt, stabil
• Iberischer Wolf (C. l. signatus); Spanien und Nordportugal; mittelgroß; gewöhnlich graubraunes Fell mit einem charakteristischen Paar dunkler Markierungen an seinen vorderen Beinen und Weißmarkierungen auf den oberen Lippen; gering gefährdet, in Nordspanien teilweise bejagt, sonst geschützt, stabil
• Italienischer Wolf (C. l. italicus); Italienische Halbinsel; mittelgroß; Färbung variabel; stark gefährdet und geschützt
• Kaspischer Wolf (C. l. cubanensis); zwischen Schwarzem und Kaspischem Meer; relativ klein; als Schädling verfolgt, stark gefährdet, rückläufig
• Hokkaido-Wolf (C. l. hattai); japanische Insel Hokkaido; kleinere Unterart; 1889 aufgrund von Nachstellungen mit Gift ausgestorben
• Honshu-Wolf (C. l. hodophilax); japanische Inseln Honshu, Shikoku und Kyushu; kleinste bekannte Unterart; 1905 durch Tollwut und menschliche Nachstellung ausgestorben
• Indischer Wolf (C. l. pallipes); Iran, Afghanistan, Pakistan, Indien; sehr kleine Unterart; typischerweise gelbbraun, sandfarben oder rötlich mit sehr kurzem, dichten Fell; als Schädling verfolgt, stark gefährdet, rückläufig
• Arabischer Wolf (C. l. arabs); Saudi-Arabien, Jemen, Oman; sehr kleine Unterart, meist braun mit kurzem Fell; wird als Schädling verfolgt, vom Aussterben bedroht, rückläufig
• Ägyptischer Wolf (C. l. lupaster); Nordafrika; kleine, schlanke Unterart; Fell meist silbernes bis meliertes grau oder braun; sehr selten, vom Aussterben bedroht.
Eng verwandt mit dem Wolf sind der Rotwolf (Canis rufus) aus Nordamerika (der vielleicht ein Hybride aus Wolf und Kojote ist), der Kojote (Canis latrans) und der Äthiopische Wolf (Canis simensis).
Lebensweise
Soziale Organisation
Obwohl man auch einzelne Wölfe in der Wildnis antrifft, ist die normale Sozialordnung des Wolfes das Rudel. Das Wolfsrudel besteht im Regelfall aus dem Elternpaar und deren Nachkommen, es handelt sich also um eine Familie. Wölfe werden erst mit zwei Jahren geschlechtsreif (Haushunde schon mit 7 bis 11 Monaten) und verbleiben bis zur Geschlechtsreife bei den Eltern. Die vorjährigen Jungwölfe unterstützen das Elternpaar bei der Aufzucht der neuen Welpen. Unter normalen Bedingungen besteht ein Rudel im Herbst also aus dem Elternpaar, dem Nachwuchs aus dem Vorjahr und dem Nachwuchs aus demselben Jahr. Mit Erreichen der Geschlechtsreife wandern die Jungwölfe in der Regel aus dem elterlichen Territorium ab und suchen ein eigenes Revier. Die Elterntiere sind grundsätzlich dominant gegenüber ihrem Nachwuchs, Kämpfe um die Rangordnung gibt es daher nicht. Eine Paarung verwandter Tiere findet üblicherweise auch dann nicht statt, wenn keine anderen Sexualpartner zur Verfügung stehen, denn der Rüde verweigert eine solche Paarung.
In der Literatur findet sich häufig die Darstellung einer streng hierarchischen Rangordnung mit einem dominanten Alpha-Paar, das in der Regel die Nachkommen des Rudels zeugt, einer Gruppe nachgeordneter Tiere und einem schwachen Tier am Ende der Rangordnung in der Rolle des „Prügelknaben“ oder Omega-Wolfs. Diese Darstellungen sind das Ergebnis der Forschung an Wölfen in Gefangenschaft und keinesfalls auf natürliche Verhältnisse übertragbar. In Gefangenschaft wurden meist Wölfe unterschiedlicher Herkunft oder Familiengruppen zusammengesperrt und gezüchtet. Hier ist weder eine Abwanderung mit Erreichen der Geschlechtsreife möglich, noch die (mit der Abwanderung verbundene) Vermeidung von Verpaarungen verwandter Tiere. In diesen in Gefangenschaft gehaltenen Rudeln sind daher Auseinandersetzungen häufig.


Heulender Wolf
Raumorganisation
Wolfsrudel leben im Normalfall in festen Revieren, die sowohl gegen andere Rudel als auch gegen einzelne Artgenossen abgegrenzt und falls nötig auch vehement verteidigt werden; die Reviere benachbarter Rudel überschneiden sich daher meist nur minimal. Die Größe der Reviere wird im Wesentlichen durch die Größe der Beutetierarten und die Zahl der Beutetiere bestimmt, die durchschnittliche Größe der Reviere variiert daher von Region zu Region sehr und reicht von einigen Dutzend bis zu 13.000 Quadratkilometern. Aus Mitteleuropa liegen bisher nur Werte aus Polen vor, dort wurden Reviergrößen zwischen 150 und 350 km² festgestellt[5], im Białowieża-Wald waren die Reviere von vier Rudeln im Mittel 238 km² groß.[6] Zur Abgrenzung der Reviere werden vor allem Harnmarkierungen benutzt. Bei ihren Wanderungen durch das Revier setzen Wölfe etwa alle 350 m mit erhobenem Bein Harnmarken ab, hierzu werden markante Objekte wie einzelne Bäume oder Sträucher, Steine oder Pfosten ausgesucht. Im Bereich der Reviergrenzen wird besonders intensiv markiert. Als weiteres Mittel zur Reviermarkierung dient das gemeinschaftliche Heulen der Rudelmitglieder, dieses wird meist von den benachbarten Rudeln beantwortet.
Diese Reviere werden regelmäßig von den Rudelmitgliedern durchwandert; im Białowieża-Wald lag die durchschnittliche tägliche Laufstrecke der Wölfe von vier Rudeln bei 22,1 km für Weibchen und 27,6 km für Männchen. Pro Tag wurden dabei etwa 9 % des Reviers genutzt, die an aufeinander folgenden Tagen genutzten Revierteile überschnitten sich jeweils nur minimal. Dies dient mit hoher Wahrscheinlichkeit einerseits der Notwendigkeit, möglichst kontinuierlich im gesamten Revier präsent zu sein, um dieses gegen Artgenossen abzugrenzen, zum anderen aber vermutlich auch zur Erhöhung des Jagderfolges, da die Beutetiere auf die längere Anwesenheit der Wölfe mit erhöhter Vorsicht und Ausweichbewegungen reagieren.[6]
Ernährung
Grundnahrung des Wolfes bilden im größten Teil des Verbreitungsgebietes mittelgroße bis große pflanzenfressende Säugetiere, er nutzt dabei die im jeweiligen Lebensraum dominierenden Arten. Wölfe jagen im Norden ihres Verbreitungsgebietes überwiegend im Rudel vor allem Elche, Rentiere und verschiedene andere Hirscharten. Weiter südlich sind auch Wildschweine und in Gebirgen Wildschafe und Steinböcke eine häufige Beute. Kleinere Säuger wie Hasen, Kaninchen, Wühlmäuse und Lemminge werden ebenfalls häufig erbeutet. In der Nähe des Menschen schlagen sie auch Schafe oder junge Rinder, Haushunde und Hauskatzen.
In nahrungsarmen Zeiten frisst der Wolf sowohl Aas als auch Abfälle.
Neuere Untersuchungen eines Zoologenteams um Chris T. Darimont von der University of Victoria haben erbracht, dass sich Wölfe in der kanadischen Küstenprovinz British Columbia im Herbst bevorzugt von Lachs ernähren. Der Anteil an der Nahrung beträgt dann bis zu 70 %, obwohl die Nahrung der Wölfe im übrigen Jahr zu 95 % aus Wild besteht. Erklärt wird dieses Verhalten damit, dass der Lachsfang einfach und gefahrlos ist bei gleichzeitig höherem Nährwert als Wild.[7]


Ein Amerikanischer Bison verteidigt sich gegen ein Wolfsrudel.
Vitamine und Spurenelemente nimmt der Wolf nicht nur über den Verzehr pflanzenfressender Beutetiere auf, sondern er frisst auch selbst pflanzliche Nahrung. Zur Nahrung des Wolfes zählen auch Heidelbeeren, Preiselbeeren, Brombeeren, Wildobst, Hagebutten sowie Blätter von Seggen und Gräsern. Jungwölfe verzehren auch Insekten.
In Mitteleuropa dominieren Wildschweine, Hirschartige und Haustiere im Nahrungsspektrum. So wurden in der Slowakei Wildschweine in 45,5 % aller Wolfsexkremente gefunden, zweitwichtigste Beute war dort der Rothirsch (23,3 %), danach folgten Rotfuchs (10,4 %), Haushund (7,9 %) und Reh (5,5 %). Im polnischen Bialowieza konnten Hirschartige (Rothirsch und Reh) im Sommer in 93,1 %, im Winter in 97,0 % aller Exkremente nachgewiesen werden; dort war das Wildschwein im Sommer in 47,7 % aller Exkremente und im Winter in 29,0 % der Exkremente nachweisbar und damit das zweitwichtigste Beutetier.[8]
Freilebende Wölfe fressen nach verschiedenen Untersuchungen täglich Fleisch mit einer Masse von 10-21 % ihres Körpergewichtes, bei einem mittleren Gewicht von etwa 40 kg also 4,0-8,4 kg pro Tag.[9] Wölfe können innerhalb von 24 h bis zu 12,5 Kilogramm Fleisch verzehren, ein Teil davon wird jedoch wieder ausgewürgt und als Vorrat verscharrt.
Jagdweise
Wölfe finden Beutetiere meist direkt durch deren Geruch, seltener durch die Verfolgung frischer Spuren. Sie versuchen sich den Beutetieren dann unbemerkt bis auf geringe Distanz zu nähern. Fliehende Tiere werden meist nur wenige Dutzend Meter weit mit hoher Geschwindigkeit verfolgt, gelingt es den Wölfen bis dahin nicht, das Beutetier zu erreichen, wird die Jagd abgebrochen. Längere Hetzjagden über mehrere Kilometer sind seltene Ausnahmen. Häufig versuchen Wölfe, für sie günstige Geländegegebenheiten zu nutzen, indem ein Teil des Rudels die Beute in Richtung anderer Rudelmitglieder jagt, die an einer geeigneten Stelle in Deckung liegen. Im Winter versuchen Wölfe, Huftiere auf zugefrorene Seen oder Flüsse zu treiben, wo diese mit ihren glatten Hufen schnell ausrutschen.[10]
Huftiere bis zur Größe eines weiblichen Rothirsches versuchen Wölfen durch Flucht zu entkommen. Große und wehrhafte Beutetiere wie Elche, Bisons, Moschusochsen oder auch Wildschweine stellen sich oft und verteidigen sich häufig erfolgreich. Elche flüchten bei Angriffen häufig ins Wasser und bleiben dort stehen, sie werden dann meist nicht weiter attackiert.
Kleinere Huftiere werden meist durch einen einzigen, sehr kraftvollen Biss in die Kehle oder in den Nacken getötet. Große Tiere, wie Elche, werden durch Bisse in Hinterteil, Flanken, Rücken und Nase aufgehalten und zu Fall gebracht und dann ebenfalls durch Bisse in die Kehle getötet. Das Opfer wird im Normalfall möglichst vollständig gefressen, große Huftiere werden über mehrere Tage lang genutzt und bis auf große Knochen, das Fell und Teile des Darmtraktes verwertet.[11]
Fortpflanzung
In Mitteleuropa fällt die Paarungszeit in den Spätwinter und das zeitige Frühjahr von Ende Januar bis Anfang März. Weibchen sind jeweils etwa 7 Tage lang empfängnisbereit. Wie bei vielen Hundeartigen wird die Paarung durch das sogenannte „Hängen“ abgeschlossen, wobei der angeschwollene Penis des Männchens noch bis zu 30 Minuten lang in der Vagina des Weibchens gehalten wird. Die Tragzeit wird je nach Autor mit 62 bis 64 oder 62 bis 75 Tagen angegeben. Vor der Geburt der Jungen wird im Normalfall eine Erdhöhle gegraben oder von anderen Säugern übernommen und vergrößert. Die Höhlen haben ein oder zwei Eingänge, von diesen führt ein Gang in die große Kammer. Etwa drei Wochen vor der Geburt verlässt das tragende Weibchen die Höhlenumgebung meist nicht mehr.[12]
Die Geburt der Jungen erfolgt in der Höhle. In einem Wurf befinden sich ein bis zwölf, in der Regel vier bis sechs Welpen. Die frisch geborenen, noch blinden und tauben Welpen wiegen 300 bis 500 g und haben ein feines, dunkles Fell. Die Augen öffnen sich nach 11 bis 15 Tagen, die Welpen können nun auch laufen, knurren und kauen und die ersten Zähne sind erkennbar. Etwa um den 20. Tag beginnen die Jungen Laute wahrzunehmen, verlassen erstmals die Höhle und beginnen mit den Geschwistern und älteren Familienmitgliedern zu spielen. Ab etwa diesem Alter können die Welpen auch feste Nahrung zu sich nehmen, sie werden jedoch noch bis zum Alter von 6 bis 8 Wochen gesäugt. Die mit Nahrung zurückkehrenden Rudelmitglieder werden von den Welpen am Maul beschnuppert und deren Schnauze mit der eigenen Schnauze umklammert, bis sie Nahrung auswürgen. In der 16. bis 20. Lebenswoche wachsen die festen Zähne, nach etwa einem Jahr ist das Skelettwachstum abgeschlossen.[13]
Bestand und Gefährdung


Denkmal für den letzten freien Wolf im Münsterland bei Ascheberg
Seit dem 19. Jahrhundert gilt der Wolf in Nord- und Mitteldeutschland sowie in England als ausgestorben. Wolfspopulationen gab es damals noch in Ungarn, Galizien, Kroatien, der Krain, Serbien, Bosnien, Rumänien, Polen, Russland und Skandinavien.
In vielen Teilen der Welt, in denen der Wolf noch vorkommt, wird er auch heute aktiv verfolgt. Allerdings setzt sich zunehmend die Erkenntnis durch, dass der Wolf keine Gefahr für den Menschen oder seine Landwirtschaft darstellt; vielmehr wird der Wolf zunehmend im Rahmen der Naturschutzbemühungen als ein willkommener Bestandteil der Tierwelt gesehen.
Bestand in Europa
Insgesamt nimmt der Bestand des Wolfes in vielen europäischen Ländern wieder zu, beispielsweise in Spanien, Italien, Slowenien, Kroatien und der Slowakei. Die sehr kleine Population in Skandinavien gilt vor allem aufgrund ihrer geringen genetischen Vielfalt als gefährdet.[14] Für das Jahr 2008 gibt das Schwedische Raubtierzentrum den Bestand für Schweden und Norwegen mit etwa 180 Tieren an.[15] Neu besiedelt wurden in den letzten Jahrzehnten Frankreich und die Schweiz.
Der Wolf in Deutschland
Der auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik vorläufig letzte freilebende Wolf wurde am 27. Februar 1904 in der Lausitz erschossen. Er war 160 cm lang, hatte eine Widerristhöhe von 80 cm und wog 41 kg. Da es in der Gegend lange Zeit keinen Wolf mehr gegeben hatte, vermutete man hinter dem gerissenen Wild erst ein ausgebrochenes Zirkustier, weshalb er den Spitznamen „Tiger von Sabrodt“ (Ort des ersten Auftauchens) erhielt.
Seit den 1990er Jahren sind immer wieder Wölfe über die polnische Grenze nach Deutschland eingewandert und hielten sich bevorzugt auf Truppenübungsplätzen auf. In der Zwischenzeit sind die Wölfe in der Lausitz (Sachsen und Brandenburg) wieder heimisch geworden. Als nachgewiesen gilt, dass dort in fünf Rudeln (Sachsen) 40–50 Wölfe leben, etwa die Hälfte davon Jungtiere, ein weiteres Rudel und ein territoriales Wolfspaar in Brandenburg (Stand: Oktober 2009).[16] Einzelne Wölfe bewegen sich auch in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Niedersachsen und in Hessen, womit man von einem Wolfsbestand im Sommer 2008 von 50–60 frei lebenden Wölfen in Deutschland ausgehen kann.[17] Mit der wachsenden Gesamtpopulation und seiner langsamen Ausbreitung kann bei weiterem erfolgreichen Schutz davon ausgegangen werden, dass der Wolf in Deutschland wieder dauerhaft ansässig wird. Allerdings fordern einzelne Jäger und Jägervertreter in der Lausitz einen Abschuss bzw. eine kontrollierte Bejagung der dort lebenden Wölfe.[18]
Von drei im Frühjahr 2009 besenderten Wolfsrüden des Nochtener (2 junge Rüden) bzw. Neustädter Rudels (ca. 2 bis 3 Jahre alter Rüde) ist ein junger Rüde[19] nach einem über 1000 km langen Weg im Juni 2009 an der Ostgrenze Polens angelangt.[20] Dort besteht die Möglichkeit des Zusammentreffens mit den baltischen Populationen. Dies ist der erste Nachweis des Auswanderns eines in Deutschland freilebend geborenen Wolfes seit Beginn des 20. Jahrhunderts. Ein zweiter junger Rüde[21] des Rudels war nach einem zweiwöchigen „Ausflug“ mit Distanzen von bis zu 150 km Anfang April 2009 zu diesem Rudel zurückgekehrt.[22]
Obwohl sie streng geschützt sind, wurden sie immer wieder von Jägern geschossen – angeblich wegen Verwechslungen mit wildernden Hunden. Beispielsweise wurde im Zeitraum August/September 2007 eine einjährige Wölfin illegal in der Nähe von Luckau (Landkreis Dahme-Spreewald) abgeschossen. Am 15. Dezember 2007 wurde in einem Wald bei Gedelitz (nahe Gorleben, Landkreis Lüchow-Dannenberg, Niedersachsen) während einer Gesellschaftsjagd ein 37 Kilogramm schwerer männlicher Wolf von zwei auswärtigen Jägern getötet. Die Täter gaben an, das Tier wäre bereits angeschossen gewesen und hätte gelahmt, was im Prozess durch Sachverständigengutachten angezweifelt wurde. Gegen sie wurde ein Strafverfahren wegen Verstoßes gegen Naturschutzrecht eingeleitet, welches für die beiden Jäger in erster Instanz mit einer Verurteilung zu hohen Geldstrafen endete. Der zweijährige Rüde soll eindeutig ein freilebender Wolf gewesen sein, womit dies wohl der zweite aktuelle Nachweis der Art aus dem niedersächsischen Tiefland wäre (ein – wahrscheinlich – anderes Exemplar lebt in der Lüneburger Heide, wo es erstmals im September 2006 bei Unterlüß gesichtet wurde).[23][24]
Bei Süsel in Schleswig-Holstein wurde am 23. April 2007 ein junger Wolfsrüde von einem Auto überfahren. Dabei handelte es sich um den ersten Wolfsnachweis im Bundesland seit 187 Jahren. Genetische Untersuchungen an der Universität Kiel haben gezeigt, dass der Wolf mit sehr großer Wahrscheinlichkeit aus einem Rudel in der Lausitz oder Westpolen stammte.[25] Auch in Mecklenburg-Vorpommern werden seit mehreren Jahren regelmäßig Wölfe beobachtet, mehrfach wurden Schafe gerissen. Ein genetischer Wolfsnachweis konnte bisher allerdings nicht erbracht werden. [26][27]
Im Mai 2008 wurde bestätigt, dass ein Wolf im Reinhardswald (Hessen) sesshaft geworden ist.[28]
Auch in Sachsen-Anhalt wurden 2008 Wölfe gesichtet, beispielsweise im September in Nedlitz im Landkreis Anhalt-Bitterfeld.[29] Ein Wolfsrüde wurde von einem Jäger erschossen. Die Jungen konnte bisher überleben.[30]
Gesetzlicher Schutz
In Europa ist der Wolf durch drei Richtlinien geschützt:
• Dem Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES, Convention on International Trade in Endangered Species of the Wild Fauna and Flora) vom 3. März 1973 gehören 152 Staaten an. Es stellt Richtlinien für den Handel mit geschützten Tieren und deren Erzeugnissen auf und schränkt die Ein- und Ausfuhr der Tiere oder ihrer Teile (Felle, Schädel, Knochen…) ein. Der Wolf ist hier in Anhang II (gefährdete Tierart) aufgeführt, einige Subpopulationen sind vom Aussterben bedroht und in Anhang I aufgeführt.
• In der Berner Konvention haben sich 45 Staaten auf die Erhaltung und den Schutz wildlebender Pflanzen und Tiere und ihrer Lebensräume verständigt. Der Wolf ist in Anhang II der Konvention aufgeführt.
• Die FFH-Richtlinien (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, 92/43/EWG) wurde 1992 von der EU in Kraft gesetzt und soll europaweit die Ausweisung und Erhaltung von Lebensräumen und Wildtieren regeln. Der Wolf ist hier in Anhang IV aufgeführt, sein Lebensraum in Anhang II. Diese Richtlinie ist von allen EU-Mitgliedsstaaten jeweils in nationales Recht umzusetzen.
Mensch und Wolf
Domestizierung
→ Hauptartikel Domestizierung (Haushund)


Tamaskan: Einige Haushunde habe eine sichtbare Ähnlichkeit zum Wolf
Heute ist nachgewiesen, dass der Haushund vom Wolf abstammt. Wie Wölfe domestiziert wurden, ist unbekannt. Die Verwandtschaft zum Wolf zeigt sich recht deutlich bei einigen Hunderassen; Samojede, Siberian Husky, Alaskan Malamute, Kanaanhund oder der Akita weisen einen ursprünglichen Typ mit spitzem Fang, spitzen Stehohren und quadratischem Körperbau auf; auch andere Rassen wie der Deutsche Schäferhund zeigen noch eine gewisse äußere Ähnlichkeit zum Wolf. Die Annahme, dass diese Rassen daher enger mit dem Wolf verwandt wären als andere, ist jedoch falsch.
Das Lautverhalten der Wolfs- und Schlittenhunde ähnelt dem der Wölfe, sie bellen kaum und wenn, dann nicht anhaltend, statt dessen jaulen und heulen sie in vielen Variationen.
Verhältnis des Menschen zum Wolf


Wolfsspuren im Sand
Verehrung
Viele Völker, die von der Jagd lebten (Nordeuropa, Nordamerika), sahen im Wolf einen ihnen ebenbürtigen oder überlegenen Konkurrenten, dessen Ausdauer und Geschick bewundert und begehrt waren. Der Wolf wurde auch als Beschützer oder als übernatürliches Wesen betrachtet und verehrt. Krieger identifizierten sich mit dem Wolf (Therianthropie). Vornamen wie Wolf, Adolf, Wolfgang oder Wolfhard erinnern an die Wertschätzung des Tiers. Verschiedene Teile des Wolfs galten auch in Deutschland als heilkräftig. So sollten Schuhe aus Wolfsfell Knaben zu tapferen Männern erwachsen lassen.
Der Wolf als Feind des Menschen
Da der Wolf auch Nutztiere schlägt wurde er oft als der Feind angesehen. So erwarb er sich den Fabelnamen als blutrünstiger Isegrim. Ab dem Mittelalter und in der frühen Neuzeit wurde die Beziehung des Menschen zum Wolf in Europa zunehmend einseitig von Angst und Dämonisierung geprägt. Die starke Ausbreitung menschlicher Siedlungs- und Agrarflächen, sowie die offene Viehhaltung, hier vor allem die bis ins 19. Jahrhundert verbreitete Waldweide von Rindern, Schafen, Schweinen und Pferden, führte zu zahlreichen Haustierverlusten durch Wölfe. Auch wenn die angegebenen Verluste in vielen Fällen sicher maßlos übertrieben waren oder durch wildernde Hunde verursacht wurden, dürften die Verluste bei dieser Art der Viehhaltung für die Bauern wirtschaftlich häufig bedeutend gewesen sein. Zu der direkten Nahrungskonkurrenz zwischen Mensch und Wolf gesellte sich im Laufe der Zeit noch die Verurteilung des Wolfes als Jagdkonkurrent.
Berichte und Geschichten über „Wolfsplagen“ und Angriffe auf Menschen (zum Teil mit Todesfolge) finden sich bis in die Neuzeit in zahlreichen schriftlichen Quellen. So wird schon 1197 von einer „Wolfsplage“ an der Mosel berichtet, die angeblich mehrere menschliche Opfer forderte. Noch 1849, also zu einer Zeit, als Wölfe in Mitteleuropa schon weitgehend ausgerottet waren, wurde aus Kottenheim eine „Wolfsplage“ gemeldet, als ein strenger Winter bis Ostern anhielt.
Diese Einstellung zum Wolf führte in West- und Mitteleuropa zu einer beispiellosen Verfolgungskampagne, deren Ziel schließlich, unabhängig von etwaigen Schäden, die völlige Ausrottung des Wolfes war. Der Wolf wurde unter anderem in Großbritannien (letzte Erlegung 1743), Dänemark (1772), Luxemburg (1893)[31] und Deutschland (1904) ausgerottet. In Süd- und Osteuropa wurde dem Wolf (und anderen Großraubtieren) mit erheblich mehr Toleranz begegnet. Auch wenn dort bei verstärkten Schäden an Haustieren Wölfe regional und zeitlich intensiver verfolgt wurden, war dort die völlige Ausrottung nie das Ziel.
Angriffe auf Menschen
Während die Erbeutung von Haustieren durch Wölfe unstrittig ist, entbehren die Berichte über Angriffe auf Menschen meist jeder Grundlage. Gesicherte Belege für Angriffe gesunder Wölfe auf Menschen konnten für Europa bisher nicht erbracht werden.
In Nordamerika zeigt eine Reihe von Fällen, dass es beim Kontakt von Menschen zu halbzahmen, durch ständige direkte oder indirekte Fütterung an Menschen gewöhnten Wölfen zu Missverständnissen, unbeabsichtigten Provokationen u. ä. mit zum Teil fatalen Folgen kommen kann. In den letzten ca. 30 Jahren sind dort 39 Fälle von gegenüber Menschen aggressiven Wölfen bekannt geworden. In 12 dieser Fälle wurde eine Tollwutinfektion nachgewiesen oder vermutet. In sechs Fällen wurden die Menschen durch Hunde begleitet, vermutlich war hier der Hund Auslöser der Attacke. In 16 Fällen wurden Menschen von nicht mit Tollwut infizierten Wölfen gebissen. Diese Fälle waren durch die Opfer fast ausschließlich provoziert und hätten leicht vermieden werden können. Keine der Bissverletzungen war lebensbedrohlich, aber in sechs Fällen waren die Bissverletzungen ernst („severe“).[32]
Wirtschaftliche Nutzung
Wölfe wurden über Jahrhunderte verfolgt und teilweise systematisch ausgerottet; daneben diente der Wolf aber auch als Pelzlieferant. Im 19. Jahrhundert wurden Wölfe vor allem mit Strychnin getötet, indem man ein getötetes Schaf damit imprägnierte und dieses auf die bekannten Wechsel der Wölfe warf. Wolfsfelle wurden für Bekleidungszwecke und in den Wohn- und Schlafstätten verwendet; sie galten umso wertvoller, je weißer sie waren. Die Wolfshaut wurde auch zu Leder gegerbt und zu Handschuhen, Pauken- und Trommelfellen verarbeitet. In den meisten Ländern ist die wirtschaftliche Nutzung des Wolfes heute verboten, obwohl teilweise noch Abschussprämien gezahlt werden.
Der Wolf in Mythos und Literatur
Der Wolf spielt als Motiv in den Mythologien, Sagen und Märchen sowie in der Literatur und Kunst zahlreicher Völker eine zentrale Rolle. Dabei spiegelt sich die ambivalente Einstellung des Menschen gegenüber dem Wolf wider. Einerseits verehrt er ihn als starkes und überlegenes Tier, zum anderen projiziert er auf das aggressive Tier verschiedenartigste Ängste (vgl. Abschnitt Einstellung des Menschen zum Wolf).
Totem-Kultur
In etlichen Kulturen erscheint der Wolf als Totem, etwa bei dem Indianerstamm der Tlingit, bei den Irokesen, bei den Turkmenen und bei den Mongolen. Die Usbeken und die Hunnen leiteten ihre Herkunft vom Wolf ab, ebenso galt die Wölfin als Urmutter der alten Türken.
Bibel
Bereits in der Bibel wird der Wolf mehrfach als die Herden reißendes, gefährliches Tier dargestellt, so etwa in Gen 49,27; Jer 5,6; Joh 10,12. Wenn „der Wolf beim Lamme“ liegt, so bedeutet dies dementsprechend die Verbindung von Ungleichem und wird daher von Jesus Sirach als Gleichnis für den Umgang zwischen Sündern und Gerechten gebraucht, Sir 13,21. Jesaja indes verwendet das utopische Bild als Metapher für den Anbruch des Reiches Gottes, Jes 65,25.
Griechische Mythologie
Die griechische Göttin Hekate, die mit dunkler Hexerei und Zauberei in Verbindung stand, wurde in der bildenden Kunst häufig in der Begleitung von drei Wölfen dargestellt. Der griechische König Lykaon wurde von Zeus in einen Wolf verwandelt.
Die säugende Wölfin


Romulus und Remus
Die Gründer der Stadt Rom, die Zwillinge Romulus und Remus, sollen von einer Wölfin gesäugt und aufgezogen worden sein. Die Geschichte beruht indes auf einem Missverständnis: Das Wort lupa bedeutet im Lateinischen sowohl „Wölfin“ als auch „Hure“. Mit diesem Wort war ursprünglich Larentia, die leichtlebige hurende Gattin des Hirten Faustulus gemeint, der das Brüderpaar aufgezogen hatte. Vergleichbare Überlieferungen gibt es aus dem indischen Raum; auch die slowakischen Recken Waligor und Wyrwidub sowie der Gründer des altpersischen Reiches, Kyros II., sollen von Wölfen aufgezogen worden sein. Auch das moderne Motiv der Wolfskinder hat hier seine Ursprünge.
Germanische Mythologie
In der germanischen bzw. nordischen Mythologie werden dem Siegesgott Odin neben zwei Raben auch die Wölfe Geri und Freki beigesellt, die als streitlustige und tapfere Tiere den Kampf verfolgen und sich auf die gefallenen Leichen stürzen. Sonne und Mond werden von den Wolfsbrüdern Skoll bzw. Hate gejagt[33]. Beide besitzen noch einen weiteren Bruder namens Managarm, der sich vom Fleisch der Toten ernährt. Der Fenriswolf spielt beim Weltuntergang Ragnarök eine entscheidende Rolle. Er verschlingt zu Beginn der Götterdämmerung den Mond, später Odin. Der Wolf Ysengrin des Mythos besitzt viele Wesensmerkmale des verschlagenen Fuchses. Germanischen Ursprungs ist auch die Figur des Werwolfs, der ungeachtet seines Lebens in der bürgerlichen Gesellschaft zeitweilig Wolfsgestalt annimmt.
Sonstige Kulturen
Den Chinesen galt der Wolf als Symbol für Grausamkeit, Gefräßigkeit und Gier.
Die nordamerikanischen Ureinwohner kennen mit dem Waheela eine Art Geist in der Gestalt eines riesigen Wolfes.
Literatur
In Fabeln antiker Autoren wie Äsop und Phädrus, deren Stoffe später insbesondere Jean de Lafontaine und Gotthold Ephraim Lessing aufgriffen, werden negative menschliche Charaktereigenschaften wie Habgier, Streitlust, Heimtücke und Verschlagenheit auf den Wolf projiziert. In Der Wolf und das Lamm etwa sucht der Wolf mit aller Macht einen Vorwand, um das mit ihm am Fluss trinkende Lamm zu zerreißen. In Löwe, Wolf und Fuchs fällt eine vom Wolf angezettelte Intrige auf ihn zurück. In Der Wolf und der Kranich betrügt er einen hilfsbereiten Vogel um seinen Lohn. In Der Wolf und der Hund steht er als Vertreter des gefährdeten, aber freien Lebens im Gegensatz zum unter dem Joch lebenden Haushund. Bekannt ist auch Der Junge, der Wolf schrie vom Hirtenjungen, der so oft um Hilfe wegen angeblicher Wölfe rief, bis ihm niemand half, als eines Tages wirklich ein Wolf seine Herde riss.


Der Wolf an der Seite Rotkäppchens
Als negative, bösartige Figur erscheint der Wolf auch in den meisten Märchen. In Grimms Rotkäppchen etwa erschleicht er sich das Vertrauen eines kleinen Mädchens, frisst dann dessen Großmutter und will am Ende auch Rotkäppchen selbst fressen. In Der Wolf und die sieben jungen Geißlein verschafft er sich mit durch Kreide verfälschter Stimme Zutritt zum Haus einer Ziegenfamilie und verschlingt alle deren Kinder bis auf eines. In beiden Fällen werden die Opfer gerettet und der Wolf getötet. Einige Märchen der Gebrüder Grimm (Der Wolf und der Mensch, Der Wolf und der Fuchs, Der Fuchs und die Frau Gevatterin) berichten von weiteren Wölfen, denen ihre Habgier und Aggression teuer zu stehen kommt: Sie werden zu Opfern sowohl der überlegenen Körperkraft des Menschen wie der Schläue von Füchsen. Aus dem angelsächsischen Bereich schließlich stammt das Märchen vom Wolf und den drei Schweinchen.
In der modernen Wolfsliteratur findet sich das Wolfsmotiv insbesondere in Rudyard Kiplings Das Dschungelbuch und bei Jack London (Ruf der Wildnis, White Fang). In Hermann Hesses Roman Steppenwolf schließlich wird das Wolfmotiv als Metapher für die animalische, die triebgesteuerte Seite des einsamen und menschenscheuen Protagonisten Harry Haller benutzt. Ein bekannter Fantasy-Roman von Käthe Recheis trägt den Titel Der weiße Wolf.
Comic und Zeichentrickfilm
Auch in Comics und Zeichentrickfilmen tauchen vielfach Wölfe auf. In der sowjetischen Zeichentrickserie Hase und Wolf spielen ein böser, tollpatschiger Wolf sowie ein guter Hase mit.
Im Disney-Zeichentrickfilm Three little Pigs will ein schlaksiger, schwarzfelliger Wolf mit bunter Latzhose und Schlapphut die Häuschen der drei Schweinchen umblasen. Bei jenen aus Stroh und Holz gelingt ihm dies, nicht so indes bei dem aus Stein. Unter Aufgreifung des Verkleidungsmotivs aus Rotkäppchen nähert er sich den Schweinchen im Aufzug einer alten Frau. Der Kurzfilm beinhaltete auch den von Frank Churchill geschriebenen berühmt gewordenen Song Who's Afraid of the Big Bad Wolf.
Im Disney-Comic Lil' Bad Wolf versucht ein böser Wolf namens Zeke (deutsch: Ede) erfolglos seinen Jungen nach seinem Bilde zu formen: Stattdessen schließt der Kleine enge Freundschaft mit den kleinen Schweinchen.
Ein weiterer schurkenhafter Vertreter der Gattung tritt im Disney-Film The big bad wolf auf. Er hat auch ein Gastspiel im Mickey-Mouse-Cartoon Mickey's Polo Team von 1936, in dem Disney-Figuren gegen Zeichentrick-Versionen berühmter Schauspieler dieser Zeit Polo spielten.
Zu nennen sind in diesem Zusammenhang auch die Wolfs-Figuren Lupo, Lupinchen und Eusebia aus Rolf Kaukas Serie Fix und Foxi von 1953.
Auch in der auf Runer Jonssens Büchern beruhenden Zeichentrickserie Wickie und die starken Männer von 1974 kommen häufig Wölfe vor, ausgehungerte Tiere von grotesk-zottiger Magerkeit, die den ängstlichen Wikingerjungen Wickie jagen.
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