Wolfram Siebeck 1928-2016 Journalist
Author D. Selzer-McKenzie
Youtube-Video: https://youtu.be/cMH0AiSS09k
Wolfram Siebeck (* 19. September 1928 in Duisburg; † 7. Juli
2016[1] in Mahlberg) war ein deutscher Gastronomiekritiker, Journalist und
Buchautor.
Siebeck war der Sohn des Verwaltungsbeamten und späteren
Wirtes Walter Siebeck. Er wuchs in Essen und Bochum auf. Das Kriegsende 1945
erlebte er als Flakhelfer in Norddeutschland, wo er in Kriegsgefangenschaft
geriet. Die britische Armee internierte ihn einige Monate auf der Insel
Fehmarn.
In den ersten Jahren der Nachkriegszeit verdiente sich
Siebeck seinen Lebensunterhalt mit dem Malen von Reklameschildern. Als 1948
zeitgleich mit der Währungsreform die WAZ gegründet wurde, bekam Siebeck dort
eine Anstellung als Pressezeichner. Später arbeitete er zusammen mit seinem
Freund Roland Topor.
Aufgrund einer kleinen Erbschaft konnte Siebeck ab 1950 die
Werkkunstschule in Wuppertal besuchen. In diese Zeit fiel auch seine erste
Reise nach Frankreich. Als Willy Fleckhaus 1958 in Köln die Zeitschrift Twen
gründete, bekam Siebeck darin eine kulinarische Kolumne. Viele Jahre schrieb er
auch für den Stern und die Zeit und für den Feinschmecker eine monatliche
Kolumne. Außerdem publizierte er auch immer wieder als Restaurantkritiker. Bis
2011 verfasste er eine wöchentliche Kolumne in der Wochenzeitung Die Zeit (in
der Tiefdruckbeilage ZeitMagazin Leben).
Von 2011 erschienen seine Zeit-Beiträge seltener und er
schrieb bis 2015 den Blog Wo is(s)t Siebeck – Ein Reisetagebuch.[2]
Privatleben
Siebeck war seit 1969 in zweiter Ehe[3] mit Barbara McBride
geb. Wilke verheiratet. Sie brachte drei Söhne aus ihrer erster Ehe mit dem
Fotografen Will McBride mit.[4]
1969 ließ sich die Familie in Widdersberg am Ammersee
nieder. Von hier aus starteten Barbara und Wolfram Siebeck ihre ersten
„kulinarischen Reisen“, vor allem nach Frankreich. Anfang der 1980er Jahre zog
die Familie nach Schondorf.
Seit Ende der 1980er lebte Wolfram Siebeck mit seiner Frau
Barbara auf der Burg „Schloss Mahlberg“ in der Nähe von Freiburg im
Breisgau.[5] Den Sommer verbrachten Wolfram und Barbara Siebeck in
Puy-Saint-Martin nahe bei Montélimar in der Provence.
Werk
Wolfram Siebecks Kolumnen und auch seine
Buchveröffentlichungen hatten – laut eigener Aussage – ein Ziel: Die Leser
sollten erfahren und dafür sensibilisiert werden, dass Essen und Trinken von
höchster Qualität sein müssen. Siebeck polemisierte in seinen Kolumnen und
Büchern gegen Fast Food, Fertiggerichte, Lebensmittel aus den Discount-Läden,
subventionierte Landwirtschaft und nicht artgerechte Tierhaltung, mangelhafte
Tischkultur und die seiner Meinung nach schlechte deutsche Küche.[6] Sein Stil
war satirisch, sarkastisch und oftmals – absichtlich – verletzend.[7] Auch an
Selbstironie und Selbstkritik ließ es Siebeck in den essayistisch angelegten
Artikeln nicht mangeln.
Anfang der 1980er Jahre produzierte der Südwestfunk mit
Siebeck eine zwölfteilige Kochsendung. Dazu hatte der Dokumentarfilmer Roman
Brodmann angeregt, der auch Feinschmecker war. Für jede der Folgen wurden
Spitzenköche zu Siebeck, der für sie ein Menü kochte, nach Hause eingeladen –
so unter anderen die Sterne-Köche Marc Haeberlin, Emile Jung, Hans Stucki und
Heinz Winkler. Das Menü wurde serviert, kommentiert und bewertet, und die
Profiköche ließen sich zu mancher ironischen bis beißenden Kritik hinreißen.
Die Serie wurde aufgrund des Todes von Roman Brodmann eingestellt.[6]
Aufgrund seiner zahlreichen Glossen in der Zeit und in der
Süddeutschen Zeitung in den 1960er und 1970er Jahren und durch seine ersten
Buchveröffentlichungen galt Siebeck damals „als einer der witzigsten Glossen-
und Geschichtenschreiber deutscher Sprache“.[8] Beispielsweise parodierte er
1969 einmal die Musikrezensionen von Joachim Kaiser, indem er „Münchens neueste
Baustelle“ auf „der oberen Leopoldstraße“ als kulturelle Veranstaltung
betrachtete. Für die Leistungen der Mitwirkenden – wie Alois Stiebl mit seiner
Explosionsramme – verwendete Siebeck dabei das Vokabular eines Musikkritikers
(„Das noble, beseelte, fast schmerzhafte Stakkato, das Stiebl aus dem Nichts
beziehungsweise aus einem herrlichen Instrument holte, war Phon in höchster
Reinheit“) und gab durch Einbeziehung von Straßenbahngeräuschen „(Linie 43,
Bahnhof – Kaiser Joachim-Platz)“ einen deutlichen Hinweis auf den
Parodierten.[9]
Ehrungen
1991 ernannte ihn
die Regierung von Frankreich offiziell zum Chevalier du mérite agricole.
2003 wurde ihm
anlässlich seines 75. Geburtstags das Bundesverdienstkreuz erster Klasse
verliehen.
2008: Goldenes
Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien
Verschiedenes
1981 widmete ihm die Neue-Deutsche-Welle-Band Foyer Des Arts
mit dem Sänger und späteren Schriftsteller und Publizisten Max Goldt das Lied
„Wolfram Siebeck hat recht!“
Fernsehporträts
1997: Vorkoster der
Nation. Fernseh-Reportage, Deutschland, 30 Min., Buch und Regie: Ralph Quinke,
Produktion: Spiegel TV, gedreht in seinem Haus in der Provence. Der
Fernseh-Ableger des Nachrichtenmagazins porträtiert den Feinschmecker und
Gastronomiekritiker Wolfram Siebeck. Das Fernsehteam begleitet den Gourmet nach
Frankreich und Baden und lässt ihn ausgiebig über Gott und die Esskultur
philosophieren.
2004:
Lebenslinien: Der Küchenpapst. Wolfram Siebeck – Weltbürger und Grenzgänger.
Fernseh-Reportage, Deutschland, 30 Min., Buch und Regie: Evelyn Schels,
Produktion: Bayerischer Rundfunk, gedreht in Mahlberg und der Provence.[10]
2006: Gero von
Boehm begegnet Wolfram Siebeck. Gespräch, Deutschland, 30 Min., Buch und Regie:
Gero von Boehm, Produktion: interscience film, 3sat. Gero von Boehm besucht
Wolfram Siebeck in seinem Heim auf Schloss Mahlberg und spricht mit ihm über
Fleischskandale und wie man guten Geschmack lernen kann, über Esskultur in
Deutschland und anderswo und über seine Rolle als Vermittler zwischen Gast und
Gastronomi
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