Elie Wiesel 1928-2016 Schriftsteller
Author D. Selzer-McKenzie
Youtube-Video: https://youtu.be/sFIg4LZpNfE
Elie Wiesel (geboren
am 30. September 1928 in Sighetu Marmației, Rumänien; gestorben am 2. Juli 2016
in Boston, Massachusetts) war ein US-amerikanischer Schriftsteller,
Hochschullehrer und Publizist. Als Überlebender des Holocausts verfasste er
zahlreiche Romane und sonstige Publikationen zu diesem Thema und erhielt 1986
den Friedensnobelpreis für seine Vorbildfunktion im Kampf gegen Gewalt,
Unterdrückung und Rassismus.
Siebter von links in der zweiten Reihe von unten: Wiesel im
KZ Buchenwald, 16. April 1945, 5 Tage nach der Befreiung.
Wiesel wurde 1928 im Sighetu Marmației als Sohn des
rumänisch-jüdischen Kaufmanns Shlomo Wiesel und dessen Frau Sarah, geb. Feig,
geboren. Sein Großvater mütterlicherseits, Reb Dodye Feig, war ein tief religiöser
Chassid. Wiesel wuchs in einem stark von orthodoxen Juden beeinflussten Umfeld
auf. Er besuchte die Schule in seinem Heimatort und wurde 1944, unter
ungarischer Herrschaft, von den deutschen Nationalsozialisten gemeinsam mit
seiner Familie in das Stammlager des Konzentrationslagers Auschwitz deportiert.
Nach drei Wochen wurde er mit seinem Vater in das Lager Auschwitz-Monowitz
verlegt. Später kam er in das Konzentrationslager Buchenwald, aus dem er am 11.
April 1945 von amerikanischen Truppen befreit wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg
ging Wiesel nach Straßburg und lernte Französisch. Von dort ging er zum Studium
an die Sorbonne in Paris. Neben anderen Einflüssen spiegelt Wiesels Denken auch
sein eingehendes jahrzehntelanges Talmudstudium, unter anderem bei den
Rabbinern Mordechai Schuschani (Paris) und Saul Lieberman (New York), wider.
Publizistisches Wirken
1948 bereiste er Israel und berichtete für die französische
Zeitung L’Arche über die israelische Staatsgründung. Ab 1952 war er
Korrespondent in Paris für die Zeitung Jedi’ot Acharonot, die in Tel Aviv
erschien. Für dieselbe Zeitung ging er 1956 nach New York City und arbeitete
als Berichterstatter bei den Vereinten Nationen. Im Jahr 1963 siedelte er
vollständig in die USA über und wurde amerikanischer Staatsbürger.
Wiesel verarbeitet in seinen Büchern vor allem die erlebten
Geschehnisse während des Holocaust, um ein Vergessen oder eine Gleichgültigkeit
gegenüber dieser Zeit zu verhindern. Zugleich kritisiert er die politischen
Führer jener Zeit, die durch öffentlichen Protest gegen Deutschland die Lage
hätten ändern können, es jedoch nicht getan haben. Seine schriftstellerische
Laufbahn war dabei vor allem zu Beginn durch den Zuspruch von François Mauriac
geprägt. Dieser motivierte ihn, seine Erfahrungen literarisch aufzuarbeiten.
Wiesel schreibt überwiegend auf französisch.
Im Jahr 1958 erschien sein erstes autobiografisches Buch
unter dem ursprünglichen französischen Titel La Nuit (In Deutschland 1962 unter
dem Titel Die Nacht).[1][2][3] Dieses wurde von ihm ursprünglich als Buch in
jiddischer Sprache mit einem Umfang von etwa 800 Seiten geschrieben. Erst als
er es auf 127 Seiten kürzte, wurde es veröffentlicht. In dem Buch stellt er
seine Erfahrungen dar, indem er sie der Hauptperson „Elischa“ andichtete. Es
stellte den ersten Band einer Romantrilogie dar, die er als Die Nacht zu
begraben, Elischa benannte. Dieser erste Band schließt ab mit seinem
sogenannten „Spiegelerlebnis“ im April des Jahres 1945, in dem Wiesel sich nach
seiner KZ-Befreiung zum ersten Mal wieder in einem Spiegel betrachtet, und als
letzte Zeile schreibt:
„Aus dem Spiegel
blickte mich ein Leichnam an. Sein Blick verlässt mich nicht mehr.“[4]
Die nachfolgenden Bände Morgendämmerung (1960) und Tag
(1961) schildern das anschließende Leben des Elischa, zuerst als Terrorist in
Palästina, später bei seinen Versuchen, einen normalen Anschluss an das Leben
und die Gesellschaft zu finden. 1962 erschien Gezeiten des Schweigens, in dem
Wiesel die heimliche Rückkehr eines Juden in seine Heimat Ungarn nach dem Krieg
thematisierte. Der Roman Gesang der Toten (1967) schildert das Leben der
Gefangenen in den deutschen Vernichtungslagern und stellt zugleich eine
autobiographische Skizze dar. Der Roman Morgendämmerung wurde zweimal verfilmt:
Das Morgengrauen (1985) von Miklós Jancsó und Dawn (2014) von Romed Wyder.
Das Leben als Jude während des Sechstagekrieges schildert er
in dem Roman Der Bettler von Jerusalem (1968), in dem er einen Juden darstellt,
der Schwierigkeiten hat, seine reale Lebensweise mit den Gesetzen des Talmud in
Einklang zu bringen. In Zalmen (1968) und Das Testament eines ermordeten
jüdischen Dichters (1980) geht es um das Leben der Juden unter der Regierung
Stalins in der Sowjetunion.
Wiesel schrieb das Vorwort zur deutschen Ausgabe der
Lebensgeschichte von Jan Karski (Jan Karski. Einer gegen den Holocaust. Als
Kurier in geheimer Mission). In vielen weiteren Werken und auch in
wissenschaftlichen Studien stellte Wiesel die Lebensweise der Juden weltweit
dar, machte jedoch auch auf gesellschaftliche Probleme aufmerksam, etwa auf die
Hungernden in den afrikanischen Staaten oder die Flüchtlingslager in
Kambodscha.
Tätigkeit in Institutionen
Er erhielt 1972 eine Professur an der City University of New
York und lehrte Philosophie, Judaistik und Literatur. Seit 1978 war er
Professor für jüdische Studien an der Boston University. 2003 wurde Wiesel zum
Vorsitzenden der Internationalen Kommission zur Erforschung des Holocaust in
Rumänien, kurz Wiesel-Kommission, berufen. 2005 erhielt er den Dignitas Humana
Award.
Elie Wiesel bei einer Rede auf dem Weltwirtschaftsforum in
Davos 2003
1979 bis 1986 war er Vorsitzender des U.S. Holocaust
Memorial Councils.[5] 1978 bis 1979 war er auch Vorsitzender des Vorgängers
President’s Commission on the Holocaust, welches von Jimmy Carter zur
Errichtung des United States Holocaust Memorial Museum initiiert wurde. Eine
Kontroverse entstand in der Kommission unter seiner Führung darüber, welcher
Opfer im Museum gedacht werden soll. Wiesel forderte eine ausschließliche
Konzentration auf Juden in der Gedenkstätte zum Holocaust und setzte sich dabei
weitgehend unter anderem gegen Simon Wiesenthal durch, der den Begriff
„Holocaust“ weiter fasste und auch nicht-jüdischer Holocaust-Opfer gedenken
wollte. Der Historiker Howard Zinn bezeichnete Wiesels Position zum
Holocaust-Museum als höchst beschämend.[6] Wiesel schrieb unter anderem:
„Auschwitz kann weder erklärt werden noch kann man es sich vorstellen […] Der
Holocaust steht außerhalb der Geschichte“. Norman Finkelstein wirft Wiesel vor,
den Holocaust somit zu mystifizieren, und kritisiert Wiesels Thesen zur
„Einzigartigkeit des Holocausts“.[7] Eric Hunt kritisierte Wiesels
Holocaust-Buch Die Nacht als fiktional und zerrte ihn am 1. Februar 2007 in San
Francisco aus einem Fahrstuhl, um ihm ein entsprechendes Geständnis abzunötigen.
Er ließ sich aber von Wiesels Schreien in die Flucht schlagen[8] und wurde
später gefasst, angeklagt und zu einer Freiheitsstrafe verurteilt.[9]
Kurz nachdem ihm 1986 der Friedensnobelpreis verliehen
worden war, gründete Wiesel mit seiner Frau die Elie-Wiesel-Stiftung, deren
Zweck der Kampf gegen Intoleranz und Ungerechtigkeit in der Welt ist. 2008
verlor sie in der Investoren-Affäre um Bernard L. Madoff 15,2 Millionen
US-Dollar, was fast ihrem gesamten Vermögen entsprach.[10]
Im Jahr 2000 sprach Wiesel anlässlich der Gedenkstunde zum
Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus vor dem Deutschen
Bundestag.
Wiesel begleitete den amerikanischen Präsidenten Barack
Obama bei dessen Besuch im Konzentrationslager Buchenwald am 6. Juni 2009. In
seiner Rede anlässlich dieses Besuches sagte Wiesel, die Welt habe nichts
gelernt aus den Schrecken von Buchenwald: „Wie kann es sonst ein Darfur, ein
Ruanda und ein Bosnien geb
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.