Charles Lindberg 1902-1974 Atlantic Flight 1927 SelMckenzie Selzer-McKenzie
Author D.Selzer-McKenzie
Charles Augustus Lindbergh, Jr. (* 4. Februar 1902 in Detroit, Michigan; † 26. August 1974 in Kipahulu, Maui, Hawaii) war ein US-amerikanischer Pilot und Träger der Medal of Honor.
Ihm gelang am 20./21. Mai 1927 die erste Alleinüberquerung des Atlantiks von New York nach Paris ohne Zwischenlandung, wodurch er zu einer der bekanntesten Personen der Luftfahrt wurde. (Die erste Nonstop-Atlantiküberquerung von Amerika nach Europa mit einem Flugzeug war bereits 1919 durch John Alcock und Arthur Whitten Brown erfolgt.)
Charles Augustus Lindbergh wurde in Detroit als Sohn schwedischer Einwanderer geboren. Sein Vater Charles August Lindbergh (1859–1924) war Rechtsanwalt und Kongressabgeordneter für Minnesota, seine Mutter Evangeline Lodge Land Chemielehrerin. Schon als Kind interessierte er sich für Motoren und Maschinen.
1922 brach er nach knapp zwei Jahren wegen schlechter Leistungen ein Maschinenbaustudium ab und absolvierte eine Pilotenausbildung bei der Nebraska Aircraft Corporation, die eine Mechanikerausbildung mit einschloss. Da aber kein festes Kursprogramm festgelegt worden war, kam er de facto nur auf wenige Flugstunden. Den abschließenden Alleinflug durfte er nicht absolvieren, da er die 500 Dollar Sicherheitskaution für mögliche Beschädigungen des Flugzeugs nicht aufbringen konnte.
Einige Monate lang tat Lindbergh sich für Flugvorführungen mit einem anderen Piloten zusammen, wobei er jedoch nicht selbst flog, sondern nur Fallschirmsprünge unternahm. Danach kaufte er sich ein eigenes Flugzeug, eine Curtiss JN-4 „Jenny“, mit der er die noch fehlende Erfahrung erwarb und bis 1924 als Kunstflieger durchs Land zog.
In diesem Jahr trat er den amerikanischen Heeresfliegern (United States Army Air Service) bei, wo er eine gute Flugausbildung bekam. Nach anfänglichen Schwierigkeiten machte er im März 1925 seinen Abschluss als Jahrgangsbester. Da zu jener Zeit für Militärpiloten wenig Bedarf bestand, wurde Lindbergh Postflieger auf der Strecke St. Louis – Chicago.
Freimaurer [Bearbeiten]
Am 9. Juni 1926 wurde er in die Freimaurerloge Keystone Lodge No. 243 in St. Louis aufgenommen, wo er am 20. Oktober zum Gesellen befördert und am 15. Dezember zum Meister erhoben wurde.[1]
Der Atlantik-Flug [Bearbeiten]
Figurentafel von Hoetger am Haus des Glockenspiels in Bremen
Ab 1926 beschäftigte er sich mit der Idee des Nonstopflugs von New York nach Paris. Im Mai 1919 hatte Raymond Orteig – ein in Frankreich geborener Amerikaner, der es vom Busschaffner zum wohlhabenden Hotelbesitzer gebracht hatte – einen Preis über 25.000 US-Dollar für den ersten Non-Stopp-Flug zwischen den beiden Städten, egal in welcher Richtung, ausgesetzt.[2] Einige Piloten waren bereits an dieser Aufgabe gescheitert. Lindbergh kontaktierte den ziemlich unbekannten Flugzeughersteller Ryan Airlines in San Diego und fragte an, ob Ryan eine einmotorige Maschine für diese Strecke bauen könne. Ryan nahm die Herausforderung an, und bereits am 28. April 1927 war das Flugzeug nach nur zwei Monaten Entwicklungs- und Bauzeit fertig. Die Maschine wurde Spirit of St. Louis getauft.
Schon die Überführung des Flugzeugs von Küste zu Küste geschah in Rekordzeit. Am 20. Mai 1927 um 7:54 Uhr schließlich startete Lindbergh vom Roosevelt-Flugplatz in New York zu seinem Alleinflug, dessen Strecke 5.808,5 km (3.610 Meilen) betrug. Als engagierter Freimaurer trug er während des Flugs das Freimaurersymbol auf seiner Jacke als Glücksbringer, auch das Flugzeug trug das Freimaurersymbol seiner Loge.[1] Aus Gewichtsgründen hatte Lindbergh zugunsten maximaler Treibstoffzuladung auf Funkgerät und Sextant verzichtet und war deshalb nur auf Karten und Kompass angewiesen. Größte Probleme bereiteten ihm ein Schneesturm bei Neufundland, das er nach New York und Nova Scotia überflog, sowie die Überwindung der Müdigkeit auf seinem Weg über Südirland und Südengland auf den europäischen Kontinent. Die Navigation gelang ihm allerdings besonders gut, denn als er die Küste von Irland erreichte, war er nur 5 km vom Kurs abgewichen. Es war dann für ihn relativ leicht, an der Küste von Irland und England entlang über den Ärmelkanal Frankreich zu erreichen. Paris schließlich fand Lindbergh durch die weithin sichtbare Citroën-Beleuchtung des Eiffelturms.
In seiner Autobiografie schreibt Lindbergh, dass er mit dem Gedanken spielte, nach Rom weiterzufliegen, weil noch reichlich Treibstoff vorhanden war, er dann dort bei Tageslicht hätte landen können, und weil er sich nicht darüber klar war, wie sehr die Franzosen ihn erwarteten. Nach 33,5 Stunden landete er dann doch auf dem Flughafen Le Bourget in Paris unter dem Jubel einer begeisterten Menschenmenge und gewann damit das Preisgeld. Als „Flying Fool“ (verrückter Flieger) von der Presse tituliert, fand zu seinen Ehren sogar eine Konfettiparade in New York statt – Lindbergh war ein Nationalheld geworden.
Lindbergh war jedoch nicht, wie oft behauptet, der Erste überhaupt, der den Atlantik überflog. Tatsächlich war er schon der 67. Mensch, der dies vollbrachte, denn die erste Non-Stop-Atlantiküberquerung fand bereits 1919 per Flugzeug durch John Alcock und Arthur Whitten Brown statt. Wenige Tage später fuhr das englische Luftschiff R34 nonstop von England nach Mineola/New York und nach einer Landung nonstop zurück. Lindbergh gelang jedoch der erste Non-Stop-Flug von New York nach Paris und die erste Alleinüberquerung des Atlantiks. Der erste Alleinflug über den Atlantischen Ozean von Ost nach West gelang am 4. September 1936 der britischen Pilotin Beryl Markham.
Charles Lindbergh flight to Brussels.ogg
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Charles Lindbergh bei einem Flug von Paris nach Brüssel, nach seinem Transatlantikflug.
Heirat, Entführung des Sohnes und Aufenthalt in Europa [Bearbeiten]
1929 heiratete Lindbergh Anne Spencer Morrow, die Tochter des Geschäftsmanns und Politikers Dwight Morrow, der er ebenfalls das Fliegen beibrachte. Anne begleitete später ihren Mann auf seinen Flügen als Kopilotin und Funkerin. Aus der Ehe gingen sechs Kinder hervor.
Am 22. Juni 1930 wurde ihr Sohn Charles III. geboren. Knapp zwei Jahre später, am 1. März 1932, wurde das Kind von Unbekannten entführt, die 50.000 Dollar Lösegeld verlangten. Am 12. Mai wurde das Kind tot aufgefunden. Aufgrund von Lindberghs Berühmtheit erregte der Fall großes Aufsehen. Für die Tat wurde der deutschstämmige Bruno Richard Hauptmann verurteilt und 1936 hingerichtet. Hauptmann bestritt stets die Tat, und bis heute gibt es Zweifel an seiner Schuld. Die Lindbergh-Entführung ist von Agatha Christie in ihrem Roman Mord im Orient-Express literarisch verarbeitet worden.
Auf der Suche nach Ruhe zog das Ehepaar Lindbergh mit seinen Kindern von den USA nach England, wo es zunächst in einem kleinen Dorf in der Grafschaft Kent lebte und später von dort nach Frankreich ging. Auf Ersuchen des US-Militärs und in seiner Funktion als Oberst des U.S. Army Air Corps reiste Lindbergh in den folgenden Jahren mehrmals nach Deutschland, um über die deutsche Luftrüstung zu berichten. Dabei traf er sich auch mit hochrangigen NS-Größen wie Hermann Göring, von dem er im Oktober 1938 das Großkreuz des Deutschen Adlerordens verliehen bekam. Erst im Frühjahr 1939 kehrte das Ehepaar Lindbergh wieder in die Vereinigten Staaten zurück.
Politische Betätigung, Kriegsteilnahme und Autobiographie [Bearbeiten]
Charles Lindbergh spricht auf einer AFC-Versammlung.
Nach der Gründung des America First Committee (AFC), einer isolationistischen Bewegung, die die Teilnahme der USA am Zweiten Weltkrieg zu verhindern suchte, wurde Lindbergh bald der bekannteste Sprecher dieser Organisation. In den Jahren 1940 und 1941 hielt er viel beachtete Radioansprachen und Reden vor Versammlungen mit tausenden von Zuhörern, in denen er – wie zum Beispiel in einer am 4. August 1940 ausgestrahlten Radioansprache – dafür eintrat, dass die USA sich aus dem europäischen Krieg heraushalten und sich mit den neuen Machtverhältnissen in Europa abfinden müssten. Er verlieh seiner Auffassung Ausdruck, dass „no outside influence could solve the problems of European nations, or bring them lasting peace. They must work out their destiny, as we must work out ours.“[3] ("kein Einfluss von außen könnte die Probleme der europäischen Völker lösen, oder ihnen gar einen dauernden Frieden bringen. Sie (= die europäischen Völker) müssen ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen, so wie wir unseres in die Hand nehmen müssen").
Ferner erklärte er:
„[…] I believe it is of the utmost importance for us to cooperate with Europe … It is only by cooperation that we can maintain the supremacy of our western civilization … Neither they [die Europäer] nor we are strong enough to police the earth against the opposition of the other.
In the past, we have dealt with a Europe dominated by England and France. In the future we may have to deal with a Europe dominated by Germany.[4]“
("Ich glaube, dass es für uns von äußerster Wichtigkeit ist, mit Europa zusammenzuarbeiten. Nur durch Zusammenarbeit können wir die Überlegenheit unserer westlichen Zivilisation erhalten ... Weder sie noch wir sind stark genug, alleine die Erde gegen den Widerstand der anderen zu regieren. In der Vergangenheit hatten wir mit einem Europa zu tun, das von England und Frankreich dominiert wurde. In Zukunft haben wir möglicherweise mit einem Europa zu tun, das von Deutschland dominiert wird").
Lindbergh war, wie sein Biograf Scott Berg schreibt, überzeugt davon, dass das mächtige Amerika, von blindem Idealismus geleitet, nicht erkennen könne, dass die Vernichtung Hitlers Europa der Barbarei Sowjetrusslands ausliefere und dadurch möglicherweise der westlichen Zivilisation eine tödliche Wunde geschlagen würde[5]. Nachdem Präsident Roosevelt am 25. April 1941 auf einer Pressekonferenz im Weißen Haus angekündigt hatte, dass Lindbergh wegen seiner politischen Ansichten nicht wieder zum Aktivdienst in den Streitkräften einberufen werde, legte dieser am 28. April „mit tiefstem Bedauern“ seinen Rang als Oberst der Luftwaffe nieder.[6]
Am 11. September 1941 hielt Lindbergh auf einer AFC-Versammlung in Des Moines, Iowa, seine berüchtigte Rede „Who are the War Agitators?“, in der er erklärte, dass „[d]ie drei wichtigsten Gruppen, die [die USA] in den Krieg treiben wollen, … die Briten, die Juden und die Regierung Roosevelt [sind]“[7]. Er sagte zwar, dass die Verfolgung der „jüdischen Rasse“ im Deutschen Reich von niemandem, „dem etwas an der Würde des Menschen liege,“ gutgeheißen werden könne,[8] richtete aber gleichzeitig eine deutliche Warnung an die Juden:
„But no person of honesty and vision can look on their pro-war policy here today without seeing the dangers involved in such a policy both for us and for them. Instead of agitating for war, the Jewish groups in this country should be opposing it in every possible way for they will be among the first to feel its consequences.
Tolerance is a virtue that depends upon peace and strength. History shows that it cannot survive war and devastations.[9]“
Schließlich wies er seine Zuhörer auch auf die vermeintlich von den Juden ausgehende „Gefahr“ für Amerika hin:
„Their [der Juden] greatest danger to this country lies in their large ownership and influence in our motion pictures, our press, our radio and our government.[10]“
Die Des-Moines-Rede trug Lindbergh heftige Kritik der Presse, von jüdischer Organisationen, von Politikern aller Parteien und sogar aus den Reihen des AFC ein. Lindbergh wurde als Sympathisant der Nationalsozialisten und als Antisemit gebrandmarkt[11]. Die Zeitung Des Moines Register schrieb beispielsweise, das diese Rede „disqualifies him [Lindbergh] for any pretensions of leadership of this republic in policy-making.”[12] Lindberghs öffentliches Ansehen schwand nach dieser Rede enorm, die ferner dazu führte, dass das FBI Nachforschungen über ihn und sein Privatleben anzustellen begann[13]. Das endgültige Aus für seine Tätigkeit als AFC-Redner kam schließlich mit dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor und dem Eintritt Amerikas in den Zweiten Weltkrieg, der die Selbstauflösung des AFC zur Folge hatte.
Nach Kriegsbeginn beantragte Lindbergh seine Wiederaufnahme in die US-Luftwaffe, stieß dabei aber auf Widerstand seitens wichtiger Exponenten des Kabinetts Roosevelts und bei der Presse. Auch mehrere Versuche, eine Position in der US-Luftfahrtindustrie zu finden, scheiterten zunächst. Schließlich gelang es ihm, mit Billigung der US-Regierung eine Stelle als Berater des Ford-Bomberentwicklungsprogramms in Detroit zu bekommen. In den Folgejahren bildete er Piloten für das Kampfflugzeug Corsair aus und war selbst auch als Testpilot tätig. 1944 erhielt er die Genehmigung zum pazifischen Kriegsschauplatz zu reisen, um die Corsair im Einsatz zu beobachten. Dort beteiligte er sich auch an von Neuguinea ausgehenden Einsätzen gegen japanische Ziele, zunächst noch als Bordbeobachter, schließlich aber auch als Pilot mit einem eigenen Kampfflugzeug. Nach rund 50 Kampfeinsätzen und dem Abschuss eines japanischen Kampfflugzeugs im Juli 1944 kehrte er wieder in die USA zurück, wo er fortan für ein US-Luftfahrtunternehmen arbeitete.
1954 veröffentlichte Lindbergh seine Autobiografie, für die er den Pulitzer-Preis erhielt, und in der er schrieb, dass er über die NS-Konzentrationslager entsetzt gewesen sei. Außerdem wurde er im gleichen Jahr wieder als Brigadegeneral in die USAF aufgenommen.
Tod und Grabstätte [Bearbeiten]
Am 26. August 1974 um 7:15 Uhr starb Lindbergh im Alter von 72 Jahren in seinem Haus auf der Hawaii-Insel Maui an Lymphdrüsenkrebs. Sein Grab befindet sich in der Palapala Ho'omau Church in Kipahulu, Maui. Auf seinem Grabstein wird aus Psalm 139:9-10 (Ps 139 ELB) zitiert: If I take the wings of the morning, and dwell in the uttermost parts of the sea. (Erhöbe ich die Flügel der Morgenröte, ließe ich mich nieder am äußersten Ende des Meeres, auch dort würde deine Hand mich leiten und deine Rechte mich fassen.)
Die zweite, dritte und vierte Familie [Bearbeiten]
Von 1957 bis zu seinem Tode im Jahr 1974 hatte Lindbergh ein Verhältnis mit einer 24 Jahre jüngeren Frau, der Hutmacherin Brigitte Hesshaimer († 2001) aus München. Sie hatten drei gemeinsame Kinder: Dyrk (* 1958), Astrid (* 1960) und David (* 1967). Die Beziehung blieb aber bis zum Schluss geheim. Die Kinder kannten die wahre Identität ihres Vaters nicht, der nur selten zu Besuch kam; für sie hieß er „Careu Kent“. Tochter Astrid Bouteuil fand später einen Zeitschriftenartikel über Lindbergh und entdeckte Fotografien und etwa 150 Briefe von ihm an ihre Mutter. Zwei Jahre nach deren Tod trat sie mit ihrem Wissen an die Öffentlichkeit (2003). Ein posthumer Vaterschaftstest (DNA-Analyse an der Universität München) im November 2003 bestätigte die Richtigkeit der Vermutungen.
Darüber hinaus pflegte Lindbergh eine Beziehung zu Brigitte Hesshaimers Schwester Marietta (daraus gingen Vago, * 1962, und Christoph, * 1966, hervor) und zu seiner Privatsekretärin Valeska (daraus gingen ein Sohn, * 1959, und eine Tochter, * 1961, hervor).
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