Mittwoch, 15. Februar 2012

Turracher Höhe Österreich Reise Travel Natur SelMckenzie Selzer-McKenzie


Turracher Höhe Österreich Reise Travel Natur SelMckenzie Selzer-McKenzie

Ein Reisebericht von D.Selzer-McKenzie
Die Turracher Höhe liegt im Grenzgebiet der österreichischen Bundesländer Kärnten und Steiermark. Familien mit Kindern kommen mit 38 Pistenkilometern dort prima aus. Und der Pistenbutler bringt mit seinem Skidoo ein Glas Prosecco und gute Routen-Tipps vorbei.

Normalerweise kann man an meinem Geburts-tag immer auf den See", schwört Gerda Brandstätter lachend. Schließlich sei es auf den 1763 Metern der Turracher Höhe schon früh und beständig kalt. Nicht so in diesem Winter: Als sich am 12.12.11, pünktlich um 12.12 Uhr die Festgäste zur soge-nannten Eiswette am Ufer des malerischen Bergsees zwischen Steiermark und Kärnten eingefunden hat-ten und der 130-Kilo-Kraftprotz Hannes Possegger nach der Salve der Lassnitzer Prangerschützen zum Test antrat, konnte er allenfalls die Wassertempe-ratur prüfen. Nur hauchdünn war die Eisschicht, die aus einer sommerlichen Laune von Jägerwirt-Juniorchef Christoph Brandstätter und Stammgast Helmut Mertes zum Wettobjekt wurde.
Jungfräuliches Eis
Begonnen hatte es damit vor vielen Jahren, dass man den schwergewichtigen Barkeeper Matthias Oberrainer an einem 12.12. gut gesichert vom West-ufer über das jungfräuliche Eis zur Halbinsel mit den Anlagen der Kinderskischule gehen ließ. Käme er trocke¬nen Fußes dort an, gewänne der Steirer Brandstätter und mit ihm der heimische Kin-dergarten einen erkleckli¬chen Wetteinsatz für Spiel-geräte. So lief es bisher im¬mer. Diesmal nun ging der Sieg erstmals an den Her¬ausforderer, und der Kinder-garten im Kärntner Pater¬gassen durfte sich über die Extra-Zuwendung freuen. Mittlerweile ist der Turrach¬see fest zugefroren. Das Eis ist längst mindestens zwölf Zentimeter dick. So wird der

See zum Zentrum familiären Bilderbuch-Winter-sports. Pünktlich zu Weihnachten nahm das See-Taxi seinen Betrieb auf. Ein grüner Minilaster mit weit ausladendem Gestänge, an dem sich Skifahrer und Snowboarder festhalten, um bequem von den Liften am einen Ufer zu denen am anderen zu wechseln, pendelt von früh bis spät unentwegt und schließt so die Runde eines kleinen, aber feinen Skizirkus'. Dass dieser bundesländerübergreifend ist, merkt man auf den paar Metern von der sonni¬gen Übungswiese zum Ottifantenlift. Otto Waalkes verbringt hier oft seine Ferien, und so tummeln sich die Ottifanten unter anderem auf Müslischalen, Kinder-Skitaxi und Babyhang.
Inmitten des vermeintlichen Ortszentrums stehen die Schilder des steirischen Predlitz-Turrach und der Kärntner Gemeinde Reichenau, die längst zu-sammengewachsen sind. Die Grenze verläuft nicht nur durch die Orte, sondern auch durch Pisten und mitten durch den See. „Manchmal ist das für uns or-ganisatorisch ein bisschen kompliziert", erzählt

Gerda Brandstätter, „doch die Gäste beeinträchtigt das nicht." Sie nächtigen in der Steiermark, leihen sich in Kärnten die Ausrüstung und überqueren am Nachmittag bei ein paar Langlauf-Runden auf dem See unzählige Male die Landesgrenzen. Oder, dick in Fell gepackt, auf dem Pferdeschlitten, der sie hin-überbringt zur Talstation der Panoramabahn. Die steuern nicht nur Skifahrer und Snowboarder an. Hier schlängelt sich auch das 1,6 Kilometer lange Schienenlabyrinth des Nocky Flitzers über die Berg-flanke. Eine moderne Achterbahn, in deren blauen Schlitten nicht nur Kinder begeistert über den ver-schneiten Hang rauschen.
Untypische Bergkuppen
Nockberge haben die Einheimischen vor Genera-tionen die für Österreich untypischen, sanften Bergkuppen genannt. In diesem Ausdruck schwingt etwas Gemütliches mit. Dass man auf den Flanken der Nockberge auch ausgesprochen gemütlich schwingt, dafür sorgt unter anderem die Tatsache, dass sich kaum Tagesgäste auf die Passhöhe verirren. Die Urlauber, deren Domizile weitgehend unauffällig in Mulden und Senken zwi¬schen See und Hang liegen, verteilen sich rasch bei einer Liftkapazität von 10.000 Gästen pro Stunde. Viele Familien mit Kindern kom¬men hierher, denen die 38 Pistenkilometer durchaus Abwechslung bieten.
Auf der Turracher Höhe ist Christoph Brandstätter als Sohn sportlicher Eltern auf¬gewachsen. Heute genießt er die „Pflicht", Jägervvirtgästen

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— --re-fifidieTäir zugefroren, wird er zum Zentrum des familiären Wintersports.




das Areal zu zeigen. Jedes Mal, wenn das Handy klin¬gelt, meldet er mit schelmischem Grinsen „bei der Arbeit". Brandstätter schaukelt mit seinen Gästen hinauf zum 2205 Meter hohen Kornock. Vom höchsten Punkt aus reicht der Blick im Süden über die Karawanken bis nach Italien. In weitem Bogen geht es auf breiten Pisten hinunter und zuletzt mit Schwung durch den Skitunnel auf die gegenüberlie-gende Talseite. Märchen- und Zirbenwald sind die Kulisse für die ersten Abfahrten, und nebenbei er-fährt man, dass man sich in Europas größtem Zirbenholzgebiet befindet.
Gerade als Brandstätter an der Bergstation der Zirbenwaldbahn mit seinen Gästen aus dem Lift steigt, kommt ein tiefroter Skidoo im Stil eines Mercedes um die Ecke. Sein Fahrer trägt goldgefass-te Livree und Kappe statt Anorak und Pudelmütze. Im Nu stehen Sektgläser auf einem kleinen Tisch

chen. Für Kinder gibt's Lutscher und Bonbons. Der Pistenbutler ist eine Spezialität auf der Turracher Höhe. An sonnigen Tagen flitzt er durch das Gebiet, in dem an besonders schönen Stellen Liegestühle zur Pause einladen. Wer mag, bekommt ein Glas Prosecco zur Aussicht. Im Frühling gibt es statt des prickelnden Getränks heimisches Bergbauernhofeis von Hans Peter Huber. Und wann immer man auf einen Pistenbutler trifft, kann man ihn ungeniert um Rat und Tat oder nach Tipps für besonders schöne Abfahrten oder einen genussvollen Einkehr¬schwung fragen.
Am 10. und 11. März gibt es auf dem Turrachsee die Österreich-Premiere im Eis-Polo. So wie in St. Moritz werden die schnellen wendigen Ponys über das Feld jagen, dass der Schnee staubt. Die Reiter werden ver¬suchen, dem Gegner möglichst viele Bälle ins Tor zu legen. Zwei Jahre ging der in München lebende

Steirer Uwe Seebacher mit dem Gedanken schwan¬ger, auf der Turracher Höhe Eis-Polo zu spielen. Nun wird der Traum Wirklichkeit, der Meine Bergsee zum Austragungsort eines Winterpolo-Cups.
Frühlingswinde Anfang Mai
Der Skiwinter endet auf der Turracher Höhe traditio¬nell am 1. Mai. Die ersten warmen Frühlingswinde haben dann meist auch den See schon angeleckt. Wer es einmal erlebt hat, schwärmt von den bizarren Eisgebilden, die auf dem See treiben, bis sie Mitte Mai komplett geschmolzen sind. Dann beginnt der kurze, aber intensive Bergsommer. Und es werden die ersten Wetten für den 12.12.12 abgegeben, wenn mit dem Salut um 12.12 Uhr wieder ein schwer-gewichtiges Mannsbild zum Eis-Test auf dem 'ffir-rachsee

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