Börsen-Crash in Sicht – von Selzer-McKenzie
Youtube-Video: https://youtu.be/RhICfg38Po4
ERHÖHTE RISIKEN!
CRASH-GEFAHR
AN DEN BÖRSEN?
Die Risiken nehmen zu. Unübersehbar und weltweit: in Europa,
den USA und Asien. Kein Grund zur Panik oder droht schon bald ein Crash an den
Finanzmärkten? Wie können sich Anleger am besten darauf einstellen und ihr
Depot krisenfest gestalten? FONDS exklusiv fragte Börsenexperten, Fondsanbieter
und Vermögens¬verwalter nach ihrer Einschätzung — wohl wissend, dass es auch
für Börsianer keine Kristallkugel gibt.
Die Gemengelage ist explosiv. Weltweit nehmen die Risiken
unverkennbar zu. Schauen wir zuerst nach Europa: Die Verschuldung der
öffentlichen Haushalte in der Eu¬ropäischen Union (EU) ist unvermin¬dert hoch.
Die Regierungen finden nicht die Kraft, notwendige Reformen umzusetzen. Bürger
demonstrieren verstärkt gegen soziale Einschnitte. Rechtspopulisten erhalten
immer mehr Zuspruch und hätten mit Nor¬bert Hofer von der Freiheitlichen Partei
Österreichs fast das Staatsober¬haupt unseres Nachbarlandes gestellt. Der
Dissens in der Flüchtlingsfrage konnte nur durch Grenzschließungen beigelegt
und zumindest vorerst mit-hilfe des türkischen Präsidenten Erdo-
gan entschärft werden. Nun steht die Abstimmung der Briten
über den Aus-tritt ihres Inselreichs aus der Euro¬zone vor der Tür. Kommt der
Brexit? Wenn ja, führt er zu einem Bruch der Staatengemeinschaft? Nicht umsonst
mahnte die Europäische Zentralbank (EZB) erneut die bestehende Risiko-lage an
und warnte vor den wirtschaft-lichen Folgen eines Brexits.
Der Blick über den „Großen Teich" nach Amerika fällt
nicht beruhigen¬der aus. Im Gegenteil. Dort schickt sich ein unkalkulierbarer
Haudegen namens Donald Trump an, das Weiße Haus zu erobern — mit unabsehbaren
Folgen für die restliche Welt und die globalen Finanzmärkte. Überhaupt:
Wie werden die Börsen auf die bisher zu erwartende Fortsetzung
der leich¬ten Zinsschritte durch die US-Noten¬bank reagieren, während
gleichzeitig die EZB durch ihre anhaltenden mil-liardenschweren Anleihenkäufe
die Zinslandschaft längst aus den Angeln gehoben hat. Führt man sich dann vor
Augen, dass die Welt jederzeit von massiven Terroranschlägen wie 9/11
attackiert werden kann und Krisen-herde in vielen Regionen der Welt sich
jederzeit zuspitzen und so auch die globalen Finanzmärkte in Turbulen¬zen
bringen können, drängt sich eine Frage immer mehr auf: Droht schon bald ein
neuer Börsen-Crash? Und wenn ja, wie können sich Anleger am besten darauf
einstellen?
Es braut sich mächtig was zusammen. Die Risiken für einen
Crash steigen, aber niemand kann wissen, ob und wann er eintritt”, sagt Dirk
Müller. Der Fondsmanager und Börsenexperte be-tont aber: „Die Risiken sind
größer als im Jahr 2008." Damals löste das Plat¬zen einer amerikanischen
Immobilien¬blase den Crash aus. Heute stehen wir vor weitaus größeren Problemen
in Europa, dem eine wahre Zerreißpro¬be drohe. Müller verweist zudem auf
Russland: Das Land leidet stark unter den verhängten Sanktionen und ist in den
militärischen Konflikten in Syrien und der Ukraine involviert.
Besorgt blickt der Börsenexperte auch ins Reich der Mitte
und verweist auf
den chinesischen Analysten Niu Dao, der in China
Verwerfungen in einem für die Weltwirtschaft bisher nicht ge-kannten Ausmaß
prophezeit. „Hinter China liegt eine mehr als 20-jährige Boomphase, begleitet
von erheblichen Übertreibungen, die bisher nie kor-rigiert wurden", betont
Müller und warnt: „Das muss aber geschehen." So wurden bspw. durch massive
Fehlin-vestitionen Städte errichtet, in denen heute kaum jemand mehr wohnt. Die
Unternehmensverschuldung liege in-zwischen bei 160 Prozent des Brut-toinlandsprodukts.
Als Folge solcher Entwicklungen haben ausländische Investoren in den
zurückliegenden eineinhalb Jahren laut Weltbank rund 1,5 Billionen US-Dollar
aus dem Land
abgezogen, erläutert der Börsenken¬ner weiter: „Jetzt soll
die Trendwende durch gigantische neue Infrastruktur-projekte erreicht werden.
Aber ob das gelingen wird, ist fraglich."
Zudem sei das Schattenbankensystem völlig aus dem Ruder
gelaufen und un-terliege längst keiner Kontrolle mehr: „Kommt es hier zu
größeren Kredit-ausfällen, könnte sich der Crash von 2008 wiederholen."
Das Szenario: Aus Mangel an Vertrauen wird sich gegen-seitig kein Geld mehr
verliehen. Um dennoch Cash zu erhalten, werden alle Vermögenswerte nach und
nach abver-kauft. In verschiedenen Assetklassen würden die Preise einbrechen und
die Kurse abrutschen.
„Ein Crash-Szenario würde sich haupt-sächlich bei höheren
Zinsen und ver-schlechterter Liquidität ergeben", sagt Jens Ehrhardt.
Zudem müsse eine hohe Währungsvolatilität beachtet werden. So wäre ein
wesentlicher Dol¬lar-Anstieg oder eine größere chine¬sische Abwertung ein
Krisenauslöser speziell für China. Der Vorstandsvor¬sitzende der DJE Kapital AG
betont aber: „Ich glaube, dass die Chinesen selbst ein solches Szenario
verhindern werden und an einer größeren Abwer¬tung kein Interesse haben."
Aus seiner Sicht macht das Land Fortschritte bei der Konjunkturentwicklung. Die
Lage sollte aber besonders im nächsten Jahr genau beobachtet werden, so der
Rat. Börsenexperte Müller hält den Sommer 2017 für einen kritischen Zeitraum.
Fakt ist: Ein Konjunktur¬einbruch würde erhebliche globale Fol¬gen haben, da
China in realen Zahlen gerechnet die größte Volkswirtschaft der Welt ist.
Stefan Kreuzkamp, CIO Deutsche As-set Management, betont,
dass lang-fristig die Art und Weise beobachtet
werden muss, wie China seine Wachs-tumsraten stabil hält.
„Geht dies wei-terhin mit einer solch dynamischen Neuverschuldung einher,
könnte dies zu Problemen führen." Philipp Vorn-dran sieht in dem sich
abkühlenden Wirtschaftswachstum in China kein Crash-Potenzial. Vielmehr rechnet
der Kapitalmarktstratege bei der Vermö-gensverwaltung Flossbach von Storch
weiterhin mit einem signifikanten Beitrag des kommunistischen Staates zum
globalen Wirtschaftswachstum.
NOTENBANKEN ERHÖHEN RISIKEN
Und wie steht es um den möglichen Crash-Auslöser steigende
Zinsen? Laut Müller haben Unternehmen in den Emerging Markets im Umfang von
sieben Billionen US-Dollar Wäh-rungskredite auch auf US-Dollar-Basis
aufgenommen, weil die Zinsen nied-riger waren als im Inland. Kehrt sich diese
Entwicklung um, könnten die Unternehmen erhebliche Schwierig-keiten bei der
Anschlussfinanzierung bekommen, die sich bei zurückge-hendem
Wirtschaftswachstum weiter verschlechtern würde. Für Ehrhardt
könnte im Fall eines Zinsanstiegs der Dollar steigen, was die
amerikanische Konjunktur drücken und die Dollar-schulden-Problematik in Asien
ver-schärfen würde. „Eine Zinserhöhung in den USA wäre ein Fehler", betont
der Unternehmenslenker.
Bei Flossbach von Storch teilt man das Zinserhöhungsrisiko,
hält es aber für ein sehr theoretisches. „Wir gehen nicht davon aus, dass das
Zinsniveau in den Industriestaaten allzu bald deutlich steigen wird", sagt
Vorndran und fügt hinzu: „Viele Länder, Unter¬nehmen und Privatpersonen wären
schlicht mit ihren Schulden überfor¬dert — das werden die Notenbanken nicht
riskieren." Zudem würden die Banken große Probleme bekommen, sollten die
Zinsen in vergleichsweise kurzer Zeit kräftig zulegen.
Als nicht weniger besorgniserregend erweist sich die völlig
entgegenge¬setzte Geldpolitik der EZB. „Die Ge¬fahr, dass die aggressive
Geldpolitik schlussendlich zu einem schleichen¬den Vertrauensverlust der
Menschen
in das Geldsystem führt, wächst." So geht man in der
Vermögensverwal¬tung davon aus, dass sich die EZB noch radikalere Maßnahmen
einfallen lässt, um Wachstum und Inflation in der Eurozone anzuschieben.
Der Wirtschaftsprofessor und Fonds-manager Max Otte hält
sogar eine zwangsweise Reorganisation des Geld-systems für möglich: „Die
Notenban-ken und Staaten auch der westlichen Industrienationen wenden zunehmend
zwangswirtschaftliche Maßnahmen an." Das Einfrieren von Märkten durch den
Aufkauf von Assets, wie wir es bei Anleihen erleben, und das Erheben von
negativen Einlagenzinsen sind für Otte ein klarer Hinweis für das sich
verstär¬kende Kontrollregime. Laut Ehrhardt fördern negative Einlagenzinsen
nicht die Kreditvergabe, sondern behindern sie, weil die Banken dadurch
geschwächt werden. „Schwache Banken können aber nicht die Kreditvergabefunktion
erfüllen, die für einen Konjunkturauf-schwung notwendig ist", sagt der
Vor-standsvorsitzende.
Das Problem: Die EZB habe die Zinsen in Europa für
Staatsanleihen und Un¬ternehmensanleihen niedriger gehal¬ten als die
Zentralbank in den USA. Deshalb könnte ein Ende der EZB-Ak-tivitäten sehr
negative Einflüsse auf die
)) Es braut sich mächtig was zusammen. Die Risiken für einen
Crash steigen. t C
DIRK MÜLLER,
Börsenexperte
Aktien- und besonders die Bondmärkte haben. Der
Vermögensverwalter warnt: „Die Notenbanken haben sich hier in eine sehr
gefährliche Situation ge¬bracht. Die Märkte für Aktien und An¬leihen sind
abhängig geworden von der Notenbank-Politik. Das gilt für Ameri-ka, Europa und
Asien gleichermaßen." Ähnlich die Sichtweise von Dave Chap-pell.
DerAnleihen-Portfoliomanager bei Columbia Threadneedle Investments zeigt sich
besorgt über die begrenzte Wirkungskraft der EZB-Maßnahmen und darüber, dass
die Notenbank kaum noch auf wirkungsvolle Instrumente zugreifen kann. „Draghi
ist am Null-
punkt angekommen und die Eurozone wird sich auf einem
anderen Krisenlevel bewegen. Das QE-Programm habe zwar einige Risse überdecken,
aber nicht ei¬nes der darunter liegenden Probleme lösen können. „Größere
Krisenherde treffen auf Notenbanken, die ihr Pulver weitgehend verschossen
haben. Das macht die Lage gefährlicher", warnt auch Müller und bezeichnet
die Anlei-henblase angesichts ihres Volumens von weltweit 100 Billionen
US-Dollar als „Mutter aller Blasen".
Für den Börsenexperten hat folgendes Szenario in naher
Zukunft eine erhöh¬te Wahrscheinlichkeit: Ausgehend von einem massiven Bedarf
an Cash infolge einer größeren Kreditklemme käme es zu einem deflationären
Schock. Durch den Verkaufsdruck würden die Preise anderer Assets wie Aktien,
Edelmetal¬le und Rohstoffe massiv in den Keller rauschen. Gleiches passiert am
Anlei-henmarkt, mit dem Unterschied, dass die Notenbanken mit frisch
gedruck¬tem Geld gegensteuern und Anleihen aufkaufen würden. Im Ergebnis käme
es zu einer deutlichen Umschichtung von Kapital hin zu Sachwerten bei je-nen
Investoren, die über ausreichende Liquidität verfügen, um die Erlöse aus dem
Verkauf ihrer Anleihen zum Kauf der nunmehr verbilligten Sachwerte zu nutzen.
Bei erstklassigen Staatsanleihen kann man durchaus von einer
Blase sprechen", bestätigt Vorndran, rela-tiviert aber: „Ich tue mich
schwer, im Zusammenhang mit Bonds von einem möglichen ‚Platzen' zu
sprechen." An-ders als Aktien werden Anleihen, so-fern der Emittent nicht
Pleite geht, am Laufzeitende zum Nennwert zurück-bezahlt, so die Begründung,
weshalb das Risiko des Anlegers kalkulierbar sei. Wirtschaftsprofessor Otte
stößt in dasselbe Horn: „Eine Anleihenblase platzt normalerweise nicht, sondern
sie baut sich über lange Zeit ab und belastet die Wirtschaft." So haben
sich die vielen faulen Immobilienkre¬dite, die in Japan nach dem Jahr 1998 in
den Büchern blieben, erst über die Jahrzehnte abgebaut.
Die Entwicklungen könnten auch ganz anders verlaufen und
keinen Crash an den Finanzmärkten auslösen, sagt Müller. Würde China bspw. doch
die angesprochene Trendwende schaffen, wäre mit entsprechend positiven Fol-gen
für die Weltwirtschaft zu rech¬nen. „Die Börse lehrt uns Demut, weil niemand
weiß, was kommen wird",
ergänzt er. Das gilt selbst bei Ereig-nissen wie aktuell dem
Brexit, die mit Ansage auftreten und erst recht mit Blick auf die „Schwarzen
Schwäne". „Leider ist deren wesentliche Eigen-schaft, stets dann
aufzutauchen, wenn man es nicht erwartet und sich anders zu verhalten, als man
es sich zuvor ausgemalt hat", sagt Vorndran und bedient sich der Worte des
Publizisten und Börsenhändlers Nassim Nicho-las Taleb: Danach handelt es sich
um Ausreißer, die außerhalb der regulären Erwartungen liegen und durch keine
Entwicklungen in der Vergangenheit angekündigt werden.
ERHÖHTE GEOPOLITISCHE RISIKEN „Die geopolitischen Risiken
befinden sich auf einem Höchststand seit Ende des Zweiten Weltkriegs",
sagt Colin Moore. Nach Einschätzung des Global CIO bei Columbia Threadneedle
Invest¬ments zeigt die Historie, dass niedriges Wachstum bei Anlegern zu
erhöhter Unsicherheit und Verlustangst führt. Denn ein einziges
Wirtschaftsunglück oder geopolitisches Ereignis könnte zu einem Nullwachstum
oder einer Re¬zession führen. Moore: „Eine solche
Fokussierung auf negative Ereignisse kann bei entsprechenden
geopoliti-schen Nachrichten Panikverkäufe an der Börse auslösen." Aber:
Anleger tun gut daran, zwischen geopolitischen Ri¬siken zu unterscheiden, die
kurzfristig starke Kursbewegungen auslösen und solchen, die die Richtung der
Börsen nachhaltig verändern. Letzteres sei der Fall, wenn mindestens einer von
folgenden Faktoren vorliegt: Ist eine Weltmacht involviert? Droht ein
mi-litärischer Konflikt? Spielt Rohöl eine Rolle und besteht eine Gefahr für
das globale Finanzsystem?
Demnach dürfte bei einem Brexit ma-ximal mit kräftigen, aber
doch eher kurzfristigen Verwerfungen an den Finanzmärkten zu rechnen sein,
oder? Laut Ehrhardt würde sich ein Austritt Großbritanniens aus der EU für die
Briten sogar positiv auswirken, da sie „weniger der wachstumsschädlichen
Regulierung aus Brüssel unterworfen wären und ähnlich wie das Nicht-EU-Mitglied
Norwegen wahrscheinlich weiterhin die gleichen Handelsvortei¬le behielten wie
bisher. „Ich plädiere schon lange für einen Brexit, denn
Großbritannien gehört nicht zu Euro-pa", sagt Otte und
begründet, dass ein engeres Zusammengehen der sechs Gründungsnationen plus
vielleicht einige andere die Handlungsfähigkeit Europas stärken würde.
Gleichwohl rechnet er nicht mit einem „No" der Briten. Bei Threadneedle
gibt man mit Blick auf den Zulauf populistischer Parteien zu bedenken, dass bei
einem Brexit andere EU-Staaten den Briten folgen könnten.
Bei Flossbach von Storch sieht man derzeit auch vor diesem
Hintergrund „keine konkreten Anzeichen", die einen Crash an den
Finanzmärkten erwar¬ten lassen. „Möglicherweise wäre eine deutliche
Aufwärtsbewegung an den Märkten der größte ‚Unfall' für deut¬sche Anleger, da
sie aus chronischer Crash-Angst massiv unterinvestiert sind", sagt Vorndran.
Ganz gleich, wel¬cher Argumentation man folgt, treibt Anleger eine zentrale
Frage um: Wie können sie sich bestmöglich positionie¬ren, um für den Fall eines
kurzen oder nachhaltigen Crashs keine allzu großen Kapitalverluste zu
riskieren?
Angesichts des quasi Nullzinsumfelds verwundert es nicht,
dass die befragten Gesellschaften und Experten größten-teils dafür plädieren,
Aktien überzuge-wichten - und dies gut diversifiziert.
„Nicht der breite Markt, sondern ech¬te
Qualitätstitel", empfiehlt Vorndran und meint damit Aktien von
Unterneh¬men, „die robust wachsen, verlässlich Gewinne erzielen, global
aufgestellt und wenig verschuldet sind". „Anleger finden derzeit gute und
fair bewertete Unternehmen, die bis zu zweistellige Renditen nach Steuern
ermöglichen", ergänzt Müller. Ehrhardt plädiert für „solide
Dividendenaktien", die eine „gut abgesicherte hohe
Dividenden-rendite" bieten. Vor allem Gold sollte darüber hinaus als
Absicherung beige-mischt werden, so unisono der Rat.
Bei einem weiteren Anstieg der Aktienmärkte um 20, 30 oder
40 Pro-zent würde Otte je nach Situation Cash aufbauen, vielleicht sogar zu 30
bis 40 Prozent - und zwar nicht nur in
Euro, sondern auch in Schweizer Fran-ken und Dollar. Anleger
können dann, so die einhellige Empfehlung, nach einem möglichen Crash oder
Kursein-bruch mit einem Teil der Liquiditäts-reserven wieder in die
Aktienmärkte einsteigen. Kreuzkamp: „Solange sich die gesamtwirtschaftliche
Lage nicht eintrübt, bieten panische Markterup-tionen Einstiegschancen."
Also kein Grund zur Sorge? „Die Terz roranschläge am 11.
September 2001 haben die Märkte zunächst deutlich nach unten gedrückt, aber nur
für knapp zwei Wochen, und dann zählten wieder die Fundamentaldaten für die
Börsianer", sagt Ehrhardt. Auch der letzte Irak-Krieg führte in den USA
von Beginn an sogar zu besseren Aktienkur-sen, betont der Vorstandsvorsitzende,
weil die Unsicherheit vorbei war.
„Anleger können in volatileren Märk¬ten wie zu Beginn 2016
dazu neigen, in vermeintlich sicheren Häfen wie Tagesgeldkonten Schutz zu
suchen", betont Florian Uleer, Country Head Deutschland bei Columbia
Thread-needle Investments. Doch ein Blick auf die langfristige Statistik sollte
vor übereilten Reaktionen warnen: So habe bspw. der US-Aktienindex S&P 500
zwischen 1985 und 2015 pro Jahr im Schnitt um 8,4 Prozent zugelegt ¬trotz der
vielen Börsencrashs wie u.a. die Krisen in Lateinamerika, die japa¬nische
Bankenkrise, die Asien- und Russland-Krise ebenso wie das Platzen der
Dotcom-Blase und die Finanzkrise.
AUF DEN PUNKT GEBRACHT
Angesichts weltweit steigender Risiken und schwelender
Krisenherde fragen sich Anleger: Müssen wir in naher Zukunft mit einem erneuten
Crash an den Finanzmärkten rechnen? Bör¬senexperten, Fondsmanager und
Vermögensverwalter beschreiben die Voraussetzungen für ein solches Szenario und
bewerten die besorgniserregenden Entwicklungen — angefangen bei einem möglichen
Auseinanderbrechen der Europäischen Union über die aggressive und gegensätzliche
Geldpolitik der Notenbanken bis hin zu den geopolitischen Risiken. Die gute
Nachricht: Anleger sind einem Crash nicht wehrlos ausgeliefert. Durch eine
klare Fokussierung ihrer Investments auf ausgewählte Aktien, Edelmetalle als
Absicherung sowie Liquidität kön¬nen sie Verlustrisiken begrenzen und sich
optimal für die Zeit danach positionieren.
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