Mittwoch, 5. August 2015

Der Brand auf der General Slocum am 15.6.1904


Der Brand auf der General Slocum am 15.6.1904

Author D.Selzer-McKenzie

Video: http://youtu.be/Ejt5fSyTdTw

An der Lower East Side lag Kleindeutschland. Dort lebten fast 100 000 deutsche Einwanderer in einer Gemeinde, die auch in München oder Frankfurt nicht aufgefallen wäre.

TRAGISCHES SCHICKSAL

Kleindeutschland hatte auch ein reges religiöses Leben, und am Ende des Sonntagsschuljahres 1904 versammelten sich 1 300 Kin-der und Erwachsene der lutherischen Markuskirche an der East 6th Street zu einem Ausflug. Es war der 15. Juni, und das Schiff, das sie am Locust Grove auf Long Island Sound bestiegen, war der Dampfer General Slocum.

Die General Slocum startete um 9.30 Uhr und fuhr mit ihrer leb-haften Fracht den East River hinauf; die Decks wimmelten von auf-geregten Kindern. Als der Dampfer die 90. Straße passierte, brach in einem vorderen Lagerraum Feuer aus. Obwohl der Brand zunächst klein war, konnte die schlecht ausgebildete Mannschaft ihn mit ik->ihren löchrigen Schläuchen nicht löschen, und innerhalb von zehn Minuten entwickelte sich ein Großbrand. Als Kapitän William van Schaick endlich informiert wurde, traf er die schlimmstmög-liche Entscheidung. Anstatt sofort anzudocken — er fürchtete, die Öltanks am Ufer zu entzünden —, fuhr er mit voller Kraft auf die anderthalb Kilometer entfernte North-Brother-Insel zu. Der Fahrtwind fachte das Feuer zu einem Inferno an.

 

 

 

PANIK

Die Passagiere gerieten in Panik. Kinder und Erwachsene ließen sich ins Wasser fallen, um den Flammen zu entkommen. Die meisten ertranken, denn die Rettungsboote hatte man ent¬fernt, und die Schwimmwesten waren unbrauchbar. Zudem konn¬ten viele der kleinen Städter nicht schwimmen. Andere verbrannten im Schiff, dessen frische Farbe das Feuer begünstigte. Die General Slocum erreichte zwar die Insel, stand aber in hellen Flammen. Ret-tungsschiffe waren dem Dampfer gefolgt, aber sie fuhren zwischen Hunderten von auf und ab hüpfenden Leichen hindurch. Viele Retter blieben ihr Leben lang traumatisiert. Insgesamt gab es

1 021 Opfer, die man in offene Särge legte, um sie zu identifizieren. Politiker aus aller Welt schickten Beileidstelegramme.

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