Dienstag, 19. April 2022
Das künstliche Frühstücks-Ei Von D. Selzer-McKenzie Youtube: https://youtu.be/3l0vdPTn7ew Wochenend-Frühstück ohne Ei? Für viele Menschen ein echter Verzicht - und das gerade zu Ostern. Dabei lehnen doch so viele Verbraucherinnen und Verbraucher Massentierhaltung ab und haben beste Vorsätze, weniger Tierprodukte verzehren zu wollen, schon aus Rücksicht aufs Klima. »Wie es jetzt ist, geht es nicht weiter«, sagt auch Landwirtschaftsminister Cern Özdemir im Fraun¬hofer-Interview (S. 20). Auswege sind also dringend ge¬sucht - Lösungen, die Genießen und gutes Gewissen in Einklang bringen, echte Lösungen wie »Bettr Egg«. Es sieht aus wie Ei. Es schmeckt wie Ei. Aber: Es ist kein Ei. »Bettr Egg« lässt sich nicht nur als Grundzutat für vegane Kuchen, Quiches und sonstige Eiergerichte nutzen, sondern ganz nach Belieben auch als weich oder hart ge¬kochtes Frühstücksei, Spiegelei oder Rührei auf den Tisch bringen. Konkurrenz für diese Fraunhofer-Entwicklung gibt es nahezu keine: Auf dem einheimischen Markt fin¬det man bislang lediglich vegane Ei-Pulver, die geschmack¬lich weit vom Hühnerei entfernt sind, in der Schweiz kam kürzlich ein veganes, hart gekochtes Ei auf den Markt. Ein flüssiges veganes Ei, das aus Eigelb, Eiklar und Eierscha¬le besteht, ist jedoch europaweit ein absolutes Novum. »Das Eigelb enthält Pflanzenproteine beispielsweise aus Erbse und/oder Ackerbohne, Süßkartoffel, hochwer¬tige Omega-3-Fettsäuren und Calcium«, verrät Verönica Garcia-Arteaga. Die Mexikanerin, die in München Er-nährungswissenschaften studiert hat, verspricht schon auf ihrem Social-Media-Profil: »Egg-citing things are co-ming.« Auf Anregung eines Industriepartners hat sie zunächst am Fraunhofer-Institut für Ver¬fahrenstechnik und Verpackung IVV in Freising veganes Eiweiß und Eigelb entwickelt. Im Mai 2021 wurde das Start-up VEgg GmbH aus¬gegründet, wo sie Mitgrün-derin und CTO ist. Im November 2021 trat Dr. Patrick Deufel als Mit-gründer und CEO in das Unternehmen ein. Die Jungunter¬nehmer haben ihr Büro in Berlin an¬gesiedelt und ar¬beiten hart daran, eine gesunde Ei-Alternative ohne Tierhaltung auf den Markt zu bringen. In ihrem »Bettr Egg« sorgt ein komplexes Wechselspiel von Ionen und algenbasier¬ten Hydrokolloiden dafür, dass das Eigelb einen kugel¬förmigen Dotter samt Dotterhaut ausbildet. Diesen Ansatz verwendet man bereits in der Molekulargastronomie, etwa beim Bubble Tea. Das Eiklar besteht vor allem aus Proteinen und Hydrokolloiden - also Polysacchariden, die sich leicht zu einem Gel vernetzen. Diese können so¬gar dafür sorgen, dass sich das durchsichtige Eiklar eben¬so wie beim Vorbild Hühnerei beim Kochen weiß verfärbt und verfestigt. Den Geschmack bringt Kala-Namak, ein schwarzes Salz mit einem hohen Schwefelgehalt. »Sowohl beim Eiklar als auch beim Eigelb halten wir die Liste der Inhaltstoffe so einfach wie möglich: pflanzenbasierte Zu¬taten ohne Konservierungsstoffe, ohne künstliche Aro-mastoffe und ohne künstliche Farbstoffe«, sagt Garcia-Arteaga. Weitere Pluspunkte für die Gesundheit des Konsumenten: Das vegane Ei enthält weder Cholesterin noch Allergene, auch ist es glutenfrei. Die Schale fürs Ei Die Klugen sehen auf den Kern, die Dummen auf die Scha¬le, sagt ein estnisches Sprichwort. Doch gerade zu Ostern gehört die Schale fest zum Ei - auch wenn sie im Grunde ja nur überflüssiges Verpackungsmaterial darstellt. Um den Verbrauchern das »Erlebnis« des Frühstückseis oder auch des Eieraufschlagens beim Kuchenbacken zu lassen, entwickelten die Forscherinnen und Forscher am Fraun¬hofer IVV auch gleich die passende Eierschale. »Unser Ziel war eine bioabbaubare Eierschale, die auf den Kompost geworfen werden kann, in industriellem Maßstab her-stellbar und ebenso zerbrechlich wie eine tatsächliche Eierschale ist - und sich mit dem Eierlöffel aufschlagen lässt«, erläutert Dr. Siegfried Fürtauer, der die Schale am Fraunhofer IVV mitentwickelte und mittlerweile die Ver¬packungsentwicklung in der VEgg GmbH leitet. Doch da¬mit nicht genug: Die Schale muss das Ei auch schützen. »Während die natürliche Eierschale sicherstellt, dass das heranwachsende Küken ausreichend mit Luft versorgt wird, und somit porös ist, gilt es, das Lebensmittel Ei vor Luft, Keimen und vor dem Austrocknen zu schützen. Wir kopieren daher nur die Form der natürlichen Eierschale, nicht aber das Material selbst«, sagt Fürtauer. Dieses anspruchsvolle Ziel wurde durch ein Spritz-gussverfahren mit einem bioabbaubaren thermoplasti¬schen
Das künstliche Frühstücks-Ei
Von D. Selzer-McKenzie
Youtube: https://youtu.be/3l0vdPTn7ew
Wochenend-Frühstück ohne Ei? Für viele Menschen ein echter Verzicht - und das gerade zu Ostern. Dabei lehnen doch so viele Verbraucherinnen und Verbraucher Massentierhaltung ab und haben beste Vorsätze, weniger Tierprodukte verzehren zu wollen, schon aus Rücksicht aufs Klima. »Wie es jetzt ist, geht es nicht weiter«, sagt auch Landwirtschaftsminister Cern Özdemir im Fraun¬hofer-Interview (S. 20). Auswege sind also dringend ge¬sucht - Lösungen, die Genießen und gutes Gewissen in Einklang bringen, echte Lösungen wie »Bettr Egg«. Es sieht aus wie Ei. Es schmeckt wie Ei. Aber: Es ist kein Ei. »Bettr Egg« lässt sich nicht nur als Grundzutat für vegane Kuchen, Quiches und sonstige Eiergerichte nutzen, sondern ganz nach Belieben auch als weich oder hart ge¬kochtes Frühstücksei, Spiegelei oder Rührei auf den Tisch bringen. Konkurrenz für diese Fraunhofer-Entwicklung gibt es nahezu keine: Auf dem einheimischen Markt fin¬det man bislang lediglich vegane Ei-Pulver, die geschmack¬lich weit vom Hühnerei entfernt sind, in der Schweiz kam kürzlich ein veganes, hart gekochtes Ei auf den Markt. Ein flüssiges veganes Ei, das aus Eigelb, Eiklar und Eierscha¬le besteht, ist jedoch europaweit ein absolutes Novum. »Das Eigelb enthält Pflanzenproteine beispielsweise aus Erbse und/oder Ackerbohne, Süßkartoffel, hochwer¬tige Omega-3-Fettsäuren und Calcium«, verrät Verönica Garcia-Arteaga. Die Mexikanerin, die in München Er-nährungswissenschaften studiert hat, verspricht schon auf ihrem Social-Media-Profil: »Egg-citing things are co-ming.« Auf Anregung eines Industriepartners hat sie zunächst am Fraunhofer-Institut für Ver¬fahrenstechnik und Verpackung IVV in Freising veganes Eiweiß und Eigelb entwickelt. Im Mai 2021 wurde das Start-up VEgg GmbH aus¬gegründet, wo sie Mitgrün-derin und CTO ist. Im November 2021 trat Dr. Patrick Deufel als Mit-gründer und CEO in das Unternehmen ein. Die Jungunter¬nehmer haben ihr Büro in Berlin an¬gesiedelt und ar¬beiten hart daran, eine gesunde Ei-Alternative ohne Tierhaltung auf den Markt zu bringen. In ihrem »Bettr Egg« sorgt
ein komplexes Wechselspiel von Ionen und algenbasier¬ten Hydrokolloiden dafür, dass das Eigelb einen kugel¬förmigen Dotter samt Dotterhaut ausbildet. Diesen Ansatz verwendet man bereits in der Molekulargastronomie, etwa beim Bubble Tea. Das Eiklar besteht vor allem aus Proteinen und Hydrokolloiden - also Polysacchariden, die sich leicht zu einem Gel vernetzen. Diese können so¬gar dafür sorgen, dass sich das durchsichtige Eiklar eben¬so wie beim Vorbild Hühnerei beim Kochen weiß verfärbt und verfestigt. Den Geschmack bringt Kala-Namak, ein schwarzes Salz mit einem hohen Schwefelgehalt. »Sowohl beim Eiklar als auch beim Eigelb halten wir die Liste der Inhaltstoffe so einfach wie möglich: pflanzenbasierte Zu¬taten ohne Konservierungsstoffe, ohne künstliche Aro-mastoffe und ohne künstliche Farbstoffe«, sagt Garcia-Arteaga. Weitere Pluspunkte für die Gesundheit des Konsumenten: Das vegane Ei enthält weder Cholesterin noch Allergene, auch ist es glutenfrei.
Die Schale fürs Ei
Die Klugen sehen auf den Kern, die Dummen auf die Scha¬le, sagt ein estnisches Sprichwort. Doch gerade zu Ostern gehört die Schale fest zum Ei - auch wenn sie im Grunde ja nur überflüssiges Verpackungsmaterial darstellt. Um den Verbrauchern das »Erlebnis« des Frühstückseis oder auch des Eieraufschlagens beim Kuchenbacken zu lassen, entwickelten die Forscherinnen und Forscher am Fraun¬hofer IVV auch gleich die passende Eierschale. »Unser Ziel war eine bioabbaubare Eierschale, die auf den Kompost geworfen werden kann, in industriellem Maßstab her-stellbar und ebenso zerbrechlich wie eine tatsächliche Eierschale ist - und sich mit dem Eierlöffel aufschlagen lässt«, erläutert Dr. Siegfried Fürtauer, der die Schale am Fraunhofer IVV mitentwickelte und mittlerweile die Ver¬packungsentwicklung in der VEgg GmbH leitet. Doch da¬mit nicht genug: Die Schale muss das Ei auch schützen. »Während die natürliche Eierschale sicherstellt, dass das heranwachsende Küken ausreichend mit Luft versorgt wird, und somit porös ist, gilt es, das Lebensmittel Ei vor Luft, Keimen und vor dem Austrocknen zu schützen. Wir kopieren daher nur die Form der natürlichen Eierschale, nicht aber das Material selbst«, sagt Fürtauer.
Dieses anspruchsvolle Ziel wurde durch ein Spritz-gussverfahren mit einem bioabbaubaren thermoplasti¬schen
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.