Melbourne Australia Travel Reise SelMcKenzie Selzer-McKenzie
Video: http://youtu.be/E5qBeOXE8Jw
Ein Reisebericht von D.Selzer-McKenzie
Lebenswert und liebenswert: Die Südstaaten-Schönheit
Melbourne ist Australiens trendige Kunst- und Kulturmetropole. Feine Galerien,
aber auch die Street-Art-Subkultur locken Besucher. Bei Ausflügen entdeckt man
Surferstrände, Koalabären und das wilde Outback.
I> Irgendwo hier schlägt es, das Herz der Stadt. Es
schlägt so laut, dass man es selbst von der Hauptstraße aus hören kann. Woher
die Beats wummern, ist nicht ganz klar - doch wer nicht wagt, der nicht
gewinnt. Also schnell hinein in die dunklen Gassen von Melbournes Central
Business District. Schon tagsüber ist er dank der vielen Designerboutiquen und
individuellen Läden eine tolle Fundgrube für Flaneure, und in der noch jungen
Nacht erst recht.
Kamera-Augen gibt es keine an den verwitterten
Backsteinfassaden. So verwirklichen sich hier Künstler, die in der Stadt eine
einzige große Leinwand sehen. Sie jonglieren mit Spraydosen,
Melbourne/Australien:
• Vier Millionen
Einwohner
• Hauptstadt von
Victoria
• Gourmet-Ziel:
Bars, Restaurants und Caf6s
kleben Poster, malen klitzekleine Miniaturen und
großflächige Figuren - mal legal, mal nicht legal. Doch die Ergebnisse werden
von Besuchern aus der ganzen Welt bestaunt.
Melbourne ist die Hauptstadt des Bundesstaates Victoria, und
der ist - jedenfalls für australische Verhältnisse - ziemlich kompakt: Die
Vielfalt von "Down Under" gibt es hier auf kleiner Fläche.
Surferstrände, die legendäre Küstenstraße Great Ocean Road,
die Klippen der Felsen »Zwölf Apostel" und die
Eukalyptuswälder mit ihren Koalabären liegen nur eine Tagestour entfernt. In
den Weingütern auf der mediterranen Mornington Peninsula kann man gut ein
ruhiges Wochenende verbrin¬gen. Und im Hinterland wartet auch das rote Outback
auf Entdecker.
Melbourne ist
Australiens Bauch
Melbourne selbst, vier Millionen Einwohner, zweitgrößte
Stadt Australiens, ist ein Schmelz¬tiegel: Die Migranten kamen hierher, bevor
sie den Rest des Landes für sich eroberten - viele blieben für immer und
schufen sich ihre eigenen Neighbourhoods, wo Pizza, Souvlaki, Falafel und
Dumplings mindestens so gut schmecken wie in der alten Heimat, sei diese nun
Parma oder Patras, Tel Aviv oder Shanghai. Melbourne ist Australiens Bauch, so
gerne und gut und viel isst man hier, was nur vom perfektionistischen
Fana¬tismus getoppt wird, den besten Kaffee der Welt servieren zu wollen. Und
weil man in Melbourne anscheinend nie das Gefühl hat, fertig zu sein, sondern
sich auf dem kreativen Nährboden im¬mer wieder etwas Neues entwickelt, schießen
in der Kunst- und Kulturhauptstadt Australiens die Pop-Up-Shops und Concept
Stores aus dem Boden. Die beste Kneipen- und Barszene des Kontinents bietet die
Stadt sowieso.
Da gibt es das Croft Institute, halb Krankenhaus, halb
Laboratorium, wo der Alkohol indes nicht zum Desinfizieren ausgeschenkt wird.
In Section 8, wo Container in einem Hof stehen, kann es so voll werden, dass
man sich an manchen Abenden fühlt wie eine Sardine in der Büchse. Madame
Brussels, benannt nach einer Bordellbesitzerin, die im 19. Jahrhundert die
prüde Stadt aufmisch¬te. Oder das Eau de Vie, wo es im Schummerlicht zu
Jazzklängen Cocktails gibt, gut gemixt wie zur Zeit der Prohibition. In einer
100 Jahre alten Textilfabrik wartet ein paar Schritte weiter die Seamstress Bar
- falls man sich die Treppe hinauf traut. Doch wer Melbourne besucht, sollte
sich ohnehin wie ein Entdecker benehmen und neu¬gierig sein. Dann schenkt einem
das Leben die besten Erinnerungen, ungeplant und fernab aus¬getretener
Touristenpfade.
Graffiti und Schablonen-Malereien inzwischen zu Attraktionen
geworden, weil Künstler aus aller Welt hier ihre Spuren hinterlassen haben und
hinterlassen. So haben sich auch Szene-Stars wie der ominöse „Banksy"
verewigt, dessen Iden-tität immer noch ein Geheimnis ist
Alles ist voll mit Street Art
Street Art ist zwar verwandt mit dem klassischen Graffiti
oder „Tagging", doch zwischen Kunst im öffentlichen Raum und dem schnellen
Sprühen von Slogans besteht ein großer Unterschied. „Graffiti stammt aus den
USA: Dort fingen die Leute schon in den 60er-Jahren damit an, Buch¬staben,
Wörter und Slogans an Wände zu pin¬seln", sagt Andy Mac, einer der alten
Hasen der Melbourner Szene. Er ist so etwas wie der inoffi¬zielle Kurator der
Hosier Lane, einer Gasse un-
weit des Federation Square. Hier gibt es kaum Graffiti, aber
alles ist voll mit Street Art. Die ei¬nen Künstler basteln „stencils",
also riesige Scha¬blonen, schneiden Formen oder Buchstaben hi¬nein, malen sie
aus und bringen so ihr Bild an die Öffentlichkeit. Andere kleben ihre
Kunstwerke wie Plakate mit Klebstoff an die Wand, basteln Collagen aus Plastik
und Papier oder malen ¬ganz traditionell - direkt auf die Fassade. Doch die
Frage bleibt: Ist das erlaubt?
Das Sprühen von Graffiti auf Hauswände oder Eisenbahnwaggons
ist illegal in ganz Australien ¬auch in Melbourne. „Für Street Art gibt es aber
inzwischen Genehmigungen: Wenn der Haus-eigentümer nichts dagegen hat, stimmt
meist auch die Stadtverwaltung zu. Gute Street Art ist inzwischen ja eine
Attraktion", sagt ein junger Mann, der unter dem Künstlernamen Rone
über-dimensionale Bilder einer Frau mit laszivem Augenaufschlag und vollen
Lippen auf die Fas¬saden der Metropole zaubert. Jetzt hat die Kunst-
welt Rones Talent entdeckt: Lithographien seiner Schönen
werden mittlerweile für viel Geld in Galerien verkauft.
Kreative Anarchie
In den Gassen am Federation Square herrscht da¬gegen
sozusagen kreative Anarchie: Die Bars, Restaurants und Läden profitieren von
der krea¬tiven Subkultur, weil sonst nur wenige Passanten von der Hauptstraße
abbiegen würden. So bema¬len und bekleben Künstler hier auch ohne Ge¬nehmigung
die Wände. Niemand scheint es wirklich zu stören. Schließlich kam deswegen auch
der berühmte Banksy schon hierher. Das Phantom hängt seine Schablonengraffiti
übri¬gens sogar in Museen wie dem Louvre und die Tate Modern, und das ohne
vorher irgendwen um Erlaubnis zu fragen. n Helge Bendl
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.