Samstag, 31. August 2013

Trading Planung von Selzer-McKenzie SelMcKenzie


Trading Planung von Selzer-McKenzie SelMcKenzie
Author D.Selzer-McKenzie



Wer erfolgreich Wertpapiere handeln möchte, braucht klare Regeln. Diese selbst erstellten Regeln sollte man dann natürlich auch ein-halten. Und doch können und sollen sie sich verändern, damit aus ihnen ein erfolgreicher Tradingplan entstehen kann. Warum benötigt man einen solchen Plan? Und wie fügt er sich in den Alltag eines privaten Traders ein? Und natürlich: Wie kann er aussehen?
Waren Sie schon einmal auf einer Anlegermesse oder einem Börsentag? Das soll¬ten Sie tun. Denn man kann dort hervorragende Vorträge hören. So verfolgte ich beispiels¬weise im Frühjahr 2013 den Vortrag eines Referenten
zum Thema „Disziplin beim Trading". Das Gesagte war nicht beson¬ders komplex, hatte aber
viel mit gesundem Men¬schenverstand zu tun und
leuchtete insgesamt ein. Aber
doch hinterließ der Redner bei
den Zuhörern wohl den Eindruck, dass es insgesamt lästig und anstren¬gend sei, sich mit dem Meta-Thema „Disziplin" zu befassen, wo es doch auf den richtigen Einstiegs- und Aus-stiegszeitpunkt ankäme. Tatsächlich besuchte später ein Mann den Stand von HSBC Trinkaus, mit dem ich mich darüber unterhielt. Er unterstellte, dass der „Psychokram" nichts sei für Tra-der: Entweder man sei erfolgreich oder eben nicht. Da würden auch keine Vor¬träge helfen.
Denn jeder hat inzwischen gelernt, dass es vor allen Dingen um die vorhandenen Risiken einer Position geht, um das Money Management: Wie groß soll das initiale Risiko ein? Nach welchem System zieht man seinen Stopp nach? Wie viel Kapital investiert man? Handelt man unterschiedliche Märkte und viel-.eicht auch verschiedene Positionen gleichzeitig? Die Beantwortung dieser Fragen sind von zentraler Bedeutung für den langfristigen Erfolg Ihrer Aktivitäten als privater Investor, der aktiv handelt, sei es als Day Trader innerhalb eines Tages, sei es in einem Trendfolgemodell, bei dem man gerne auch mal mehrere Tage oder gar Wochen engagiert ist oder sind es die großen seltenen Bewegun¬gen, zu denen man auch die Analyse von Monatscharts zu Rate ziehen kann.

Konfigurieren Sie
Ihren Tradingplan.
Der Plan kann jedoch nicht vollständig sein, wenn man seinen wesentlichen Bestandteil außer Acht lässt—den Men-schen. Da das rationale Verhalten eines homo oeconomicus inzwischen klar widerliegt wurde, leuchtet vermutlich den meisten Börsianern ein, dass die eigenen Positionen irgendwie auch vom eigenen Verhalten abhängen. Daher gehört zu einem funktionierenden Tra-dingplan auch eine zutreffende Selbst-einschätzung. Diese wiederum generiert sich vermutlich stark aus gemachten Fehlern und damit aus Erfahrungen, sodass der Tradingplan per definitionem zu einem „lebenden" Prozess wird.

Natürlich geht es in punkto Emotionen auch darum, wie kaltschnäuzig man mit seinen Gewinnen und Verlusten umgeht. Erfasst einen nach drei Gewinntrades gleich die Euphorie, sodass man die Kon¬trolle über sein Stop-Management ver¬liert? Oder zerfällt man in Mitleid und Angst, wenn fünf Verluste hintereinan¬der das eigene Ziel der Trading-Unab-hängigkeit in weite Ferne zu entreißen scheinen? Im Kern steht die Frage, ob der gewählte Tradingansatz mit dem verbundenen Money Management tat-sächlich zu einem selbst passen? —Viel-leicht versagt man als Day Trader in einem Fünf-Minuten-Chart, agiert mit länger laufenden Positio-
nen nach einer ähn¬lichen Strategie aber erfolgreich?
Kann man mit
Übernacht-Positionen gut schlafen? Kann man nach erlittenen Ver¬lusten überhaupt noch schlafen? Und wie stressig darf der Alltag eines priva¬ten Traders überhaupt sein? Der Mensch ist es, der den technischen und leicht erlernbaren Plan zu etwas Individuellem macht. Wenn Sie ein Smartphone besit¬zen, dann können Sie mit ihm nach dem

Auspacken und Aufladen schnell telefonieren. Aber erst, wenn Sie Ihre Kon¬taktdaten eingegeben haben, wenn Sie Apps Ihrer Bank oder Zeitung heruntergeladen haben, wenn Sie Ihre Lieblingsmusik oder ihr Lieblingshörbuch auf dem Smartphone haben, erst dann passt es zu Ihnen. Ähnlich müssen Sie Ihren Tra-dingplan „konfigurieren".
Ein Plan kann so gut sein wie er will. Wenn Sie sich nicht an ihn halten, bleibt er Theorie. Genau aus diesem Grund sollte er zunächst einfach und verständ¬lich, vor allem aber umsetzbar formuliert sein. Was nützen schließlich hehre Ziel-

vorgaben, wenn man beispielsweise aufgrund beruflicher, familiärer oder sozi¬aler Verpflichtungen keine Zeit findet, sie zu erreichen. Planen Sie also eher defen¬siv. Und natürlich: Halten Sie sich an Ihre eigenen Regeln. Nichts ist so enttäu¬schend und niederschmetternd wie ein Vorhaben, das gut funktioniert hätte, wenn ... In diesem Kontext hat Disziplin also nicht nur etwas mit einer sturen Umsetzung von Regeln zu tun, sondern auch mit der Praxistauglichkeit der Regeln selbst. Und wieder kann zu Beginn Ihres Handelns die durchführbare Einfachheit die Oberhand gewinnen über einen ausgereiften Plan, der aber schlicht nicht umsetzbar ist. Geben Sie sich und Ihrem Regelwerk Zeit, sich aneinander zu gewöhnen, zu wachsen.
Gestatten Sie sich Fehler und bessern Sie sie aus. Damit wäre ich auch schon bei dem letzten Bestandteil eines guten Plans angelangt: Der Selbstreflexion.
Nun, ich weiß, sich selbst zu analysieren wird nicht funktionieren. Doch es geht bei dem letzten Punkt um etwas ande¬res: die Weiterentwicklung des Sys¬tems. Weil nämlich Erfahrungen die Grundlage für dauerhafte Erfolge bedeu¬ten, sollten aktive Anleger aus ihren Feh¬lern und Erfolgen der Vergangenheit ler¬nen. Einerseits gehört also Buchhalteri¬sches dazu, in dem man eine detaillierte Übersicht seiner Trades erstellt und an jedem Tradingtag aktualisiert. Meistens werden solche Listen von der eigenen Depotbank zur Verfügung gestellt, doch man kann sie problemlos um einige Punkt erweitern. Basis für die Analyse von Fehlern oder auch gelungenen Posi-tionierungen kann darüber hinaus ein sog. „Tradingjournal" sein, in dem man in freien Worten beschreibt, warum man ein Engagement eingegangen ist (oder auch nicht), welche Unsicherheiten man am meisten fürchtete, warum man das Stop-Management zu aggressiv (oder zu defensiv) betrieb usw. Ein Tradingjournal könnte als eine Art „Tagebuch" bezeich¬net werden, aber eben nur in kurzen Sät¬zen. Das Besondere: Der Lerneffekt aus dem Geschriebenen erschließt sich ver¬mutlich erst nach einer gewissen Zeit. Lassen Sie sich also nicht von solchen Gedanken stören, die Ihnen vermitteln wollen, Sie wüssten ja jetzt noch, was Sie in der Situation gefühlt hätten — in mehreren Wochen werden Sie es nicht mehr wissen und dann hilft Ihnen das Tradingjournal.
Genau betrachtet gehört zum zuletzt genannten Punkt auch das Messen des eigenen Erfolgs oder Misserfolgs. Ich kenne nämlich genügend private Anle-ger, die zwar schon viele Gewinne ertra-

Turbo-Optionsscheine oder
Mini-Future-Zertifikate
können sich für aktives
Trading eignen.
det haben in ihrer „Karriere", aber auch jede Menge Verluste. Kennen Sie auch solche Anleger? Dabei sollte sich die Frage, ob die letzten sechs Wochen, sechs Monate oder sechs Jahre erfolg-reich waren für die eigene Geldanlage, doch mit einem klaren „Ja" oder „Nein" beantworten lassen! Und genau zu die-sem Zweck dient die Erfolgsmessung des gesamten Tradingsystems, die hier in Grafik 2 ausführlich verbildlicht wurde. Eine Messung über die Nachhaltigkeit eines Tradingsystems kann natürlich nur aussagekräftig sein, wenn die unter-suchte Zeitreihe einen relevanten Zeit-raum umfasst. Im hier genannten Bei-spiel wurden insgesamt 36 Engage¬ments ausgewertet (siehe „Zweiter Schritt"), von denen nur 12 einen Gewinn einbrachten, während
zwei Drittel aller Trades, nämlich 24, zu Verlusten führten. Dennoch
kann dieses nicht
näher beschrie-

bene System als erfolgreich eingestuft werden. Das liegt maßgeblich an der durchschnittlichen Höhe der Gewinne und Verluste. Denn scheinbar werden die Verluste über ein striktes Money-und Stopp-Management derart stark begrenzt, dass ein Gewinntrade drei Ver-lusttrades in ihrer Höhe „aufwiegen" kann. Obwohl dies zu Schwierigkeiten in der mentalen Verarbeitung der Verluste beim Trader selbst führen kann, zeigt dieses konstruierte Beispiel vor allem eines: Ein System kann auch er¬folgreich sein, wenn überwiegend Ver¬luste erwirtschaftet werden. Der Fokus innerhalb eines funktionierenden Plans sollte daher stets der Optimierung des Money Managements gelten. Obwohl viele Aspekte den Erfolg oder Misser-folg beeinflussen können, gehört die-sem Punkt die größte Aufmerksamkeit.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.