Bonus-Zertifikate - Wie der Bonus in das Bonuszertifikat
kommt
Author D.Selzer-McKenzie
Video: http://youtu.be/BWtzYDWYh5I
Es erreichten uns vermehrt Fragen, welche insbeson¬dere die
Konstruktion von Bonus-Zertifikaten betreffen. Dabei haben die meisten
Webinar-Teilnehmer die Frage gestellt, wie der Bonus-Mechanismus bei einem
Bonus-Zer¬tifikat konstruiert wird. Diese Frage soll mit diesem Artikel
beantwortet werden. Zunächst soll das Auszahlungsprofil zur Fälligkeit
beleuchtet werden. Die Daten aus Tabelle 1 stellen dabei die beispielhaften
Parameter des Bonus-Zertifikats auf die HSBC-Zertifikate-Akademie-Aktie dar.
Auszahlungsprofil zur Fälligkeit von einem Bonus-Zertifikat
auf die HSBC-Zertifikate-Akademie-Aktie
Beim Bonus-Zertifikat kann das Auszahlungsprofil zur
Fällig-keit in zwei Szenarien unterschieden werden.
Szenario 1:
Wenn der Kurs des Basiswerts während der Laufzeit niemals
die festgelegte Barriere — in diesem Beispiel 80,00 EUR —berührt oder
unterschreitet, erhält der Anleger am Fälligkeits-tag mindestens den
Bonusbetrag, gemäß unserem Beispiel in Höhe von 110,00 EUR — bei einem
angenommenen Bezugsverhältnis von 1 — (Vgl. Tabelle 1), ausgezahlt. Sollte der
Referenzpreis über dem Bonusbetrag liegen zum Beispiel bei 130 EUR, erhält der
Zertifikateinhaber 130 EUR bei einem angenommenen Bezugsverhältnis von 1
ausgezahlt.
Szenario 2:
Wenn der Kurs des Basiswerts während der Laufzeit die
fest-gelegte Barriere in Höhe von 80,00 EUR berührt oder unter-schreitet,
erhält der Anleger am Fälligkeitstag einen Betrag in Abhängigkeit vom Kurs des
Basiswerts unter Berücksich-tigung des Bezugsverhältnisses ausgezahlt.
Illustrativ lassen sich die oberen Szenarien wie folgt
darstel-len. Dabei zeigt jeweils die grüne Linie (Summe) das Auszah-lungsprofil
zur Fälligkeit. Diese spiegelt die Summe der ein-zelnen
Konstruktionsbestandteile eines Bonus-Zertifikats wieder. Auf diese
Konstruktionsbestandteile werden wir etwas später eingehen.
In der Darstellung 1 wird das Szenario 1 gezeigt. Man kann
erkennen, dass die Barriere in Höhe von 80,00 EUR vom Aktienkurs nicht verletzt
wurde. Somit ist der Bonus-Mecha¬nismus weiterhin aktiv und der Anleger erhält
mindestensden Bonusbetrag ausgezahlt. Liegt zum Beispiel der Aktien¬kurs zum
Bewertungszeitpunkt bei 120 EUR, erhält der Anle¬ger zur Fälligkeit ebenfalls
120 EUR. Sollte der Aktienkurs unter dem Bonusbetrag zum Beispiel bei 90 EUR
liegen, erhält der Anleger - wie aus der Darstellung 1 deutlich wird -den
Bonusbetrag in Höhe von 110,00 EUR ausgezahlt. Hier¬bei wird ein
Bezugsverhältnis von 1 angenommen (Vgl. Tabelle 1).
In der Darstellung 2 ist das Szenario 2 dargestellt. Hierbei
hat der Aktienkurs die Barriere in Höhe von 80,00 EUR verletzt. Somit ist der
Bonusmechanismus deaktiviert und die Aus¬zahlung zur Fälligkeit orientiert sich
am Kurs der HSBC-Zerti-fikate-Akademie-Aktie. Notiert diese beispielsweise bei
null hat der Zertifikate-Inhaber einen Totalverlust erlitten. Notiert hingegen
die Aktie bei 200 EUR, erhält der Anleger zur Fäl¬ligkeit 200 EUR ausgezahlt.
Jetzt wird der Frage nachgegangen, wie die Bonuskompo¬nente
in das Bonus-Zertifikat kommt. Hierfür schauen wir uns die Konstruktion (Vgl.
Tabelle 2) eines Bonus-Zertifikats an. Ein Bonus-Zertifikat kann aus einem
gekauften Zerobond, einem verkauften Down-and-in-Put und einer erworbenen
Call-Option konstruiert werden.
Ein Zerobond kann auch als Nullkuponanleihe bezeichnet
werden. Dieser zahlt keinen regelmäßigen Zins und wird mit einem Abschlag zum
Nennbetrag emittiert. Am Ende der Laufzeit erfolgt die Rückzahlung zum
Nennbetrag. In diesem Beispiel spiegelt der Nennbetrag der Nullkuponanleihe die
Höhe des Bonusbetrags eines Bonus-Zertifikats wider. Im Rahmen der Konstruktion
des Bonus-Zertifikats wird die Null-kuponanleihe erworben. Der simulierte Preis
beträgt 109,84 EUR (Vgl. Tabelle 2). Die Laufzeit ist mit der Laufzeit des
Bonus-Zertifikats identisch. Zur Fälligkeit beträgt der Rück-zahlungsbetrag des
Zerobonds 110,00 EUR.
Des Weiteren wird im Rahmen der Konstruktion ein
Down-and-in-Put verwendet, dessen Basiswert die
HSBC-Zertifi-kate-Akademie-Aktie ist. Dieser gehört zu den exotischen Optionen
und verfügt gleichzeitig über einen Basispreis und eine Barriere. Der
Basispreis ist identisch mit dem Bonus-betrag (hier 110 EUR) und die Barriere
liegt auf dem gleichen Niveau wie die Barriere des Bonus-Zertifikats (hier 80
EUR, vgl. Tabelle 1 und Tabelle 2). Sollte die Barriere berührt wer¬den,
erwacht der Down-and-in-Put zum „Leben" und verhält sich wie eine
klassische Put-Option. Im Hinblick auf die Kon¬struktion eines
Bonus-Zertifikats wird der Down-and-in-Put
verkauft. Aus diesem Verkauf — man spricht auch von „Short
gehen" — wird eine Prämie eingenommen, welche den Gesamtpreis des
Bonus-Zertifikats reduziert. In unserem Bei¬spiel kostet der simulierte
Down-and-in-Put 8,84 EUR.
Da man mittels eines Bonus-Zertifikats über den Bonus¬betrag
hinaus an der Wertentwicklung des Basiswerts teil¬nimmt, muss noch zusätzlich
eine Call-Option auf die HSBC-Zertifikate-Akademie-Aktie erworben werden (man
spricht auch von „Läng gehen"). Diese zeigt einen Basispreis in Höhe des
Bonusbetrags. In unserem Beispiel kostet die simulierte Call-Option 4,00 EUR.
Addiert man nun den simulierten Preis des Zerobonds und den simulierten
Preis der Call-Option und subtrahiert davon die simulierte eingenommene Prämie
aus dem verkauften Down-and-in-Put, erhält man den Preis (Geldkurs) des
Bonus-Zertifikats in Höhe von 105,00 EUR. Mit dem Wissen, welche
Konstruktionsbestandteile Bonus-Zertifikate besit-zen, werden nun die oben
beschriebenen Auszahlungssze-narien zur Fälligkeit „hinter den Kulissen"
erneut betrachtet.
Szenario 1 (Hinter den Kulissen):
Sollte die Barriere nicht berührt oder durchbrochen werden,
bleibt der Down-and-in-Put, welcher im Rahmen der Kon-struktion verkauft wurde,
inaktiv und spielt bei der Auszah¬lung keine Rolle (Vgl. Darstellung 1). Somit
wird die Auszah¬lung alleine durch den Zerobond und die gekaufte Call-Option
bestimmt. Eine Auszahlung, die den Nennbetrag des Zero-bonds (Bonusbetrag)
übersteigt, erhält der Anleger erst, wenn die HSBC-Zertifikate-Akademie-Aktie
über den Bonus¬betrag notiert. Denn nur in diesem Fall zeigt die Call-Option
einen Inneren Wert', welcher zusätzlich zum Zerobond aus¬gezahlt wird.
Szenario 2 (Hinter den Kulissen):
Sollte die Barriere während der Laufzeit verletzt werden,
wird der Down-and-in-Put aktiviert. Somit können alle drei
Kon¬struktionsbestandteile bei der Auszahlung zur Fälligkeit eine Rolle
spielen. Sollte die HSBC-Zertifikate-Akademie-Aktie zum Bewertungszeitpunkt
über dem Bonusbetrag notieren, hat der Down-and-in-Put keinen Inneren Wert.
Somit lässt der Käufer des Down-and-in-Puts diesen verfallen und die
Auszahlungshöhe des Bonus-Zertifikats wird analog zum Szenario 1 nur durch den
Zerobond und die Call-Option bestimmt.
Notiert die HSBC-Zertifikate-Akademie-Aktie unter dem
Bonusbetrag hat der Down-and-in-Put einen Inneren Wert. In diesem Fall übt der
Käufer der exotischen Option diese aus. Das heißt der Verkäufer — in diesem
Beispiel der Emit¬tent— muss dem Käufer den Inneren Wert zahlen. Im Gegen¬satz
zu dem exotischen Put, besitzt die Call-Option keinen Inneren Wert. Somit ist
diese wertlos. Um dies zu verdeut¬lichen, wollen wir ein kleines Beispiel
durchgehen. Angenom¬men die HSBC-Zertifikate-Akademie-Aktie notiert am Bewer-
tungstag bei 90,00 EUR. In diesem Fall hat der Down-and-in-Put einen Inneren.
Wert von 20,00 EUR [(110 — 90) x 1 = 20]. Der Käufer der exotischen Option
nimmt sein Options¬recht wahr, welches den Emittenten auffordert 20,00 EUR zu
zahlen. Diese 20,00 EUR bezahlt der Emittent aus dem erhaltenen Nennbetrag des
Zerobonds i.H. v. 110,00 EUR, das heißt von diesem wird die
Zahlungsverpflichtung in Höhe von 20,00 EUR abgezogen. Der Restbetrag in Höhe
von 90,00 EUR spiegelt auch gleichzeitig den Stand der
HSBC-Zertifi-kate-Akademie-Aktie wider, welcher am Bewertungstag fixiert wurde.
Diese 90,00 EUR erhält auch der Inhaber des Bonus-Zertifikats.
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