Mittwoch, 5. August 2015

Bonus-Zertifikate - Wie der Bonus in das Bonuszertifikat kommt


Bonus-Zertifikate - Wie der Bonus in das Bonuszertifikat kommt

Author D.Selzer-McKenzie

Video: http://youtu.be/BWtzYDWYh5I

Es erreichten uns vermehrt Fragen, welche insbeson¬dere die Konstruktion von Bonus-Zertifikaten betreffen. Dabei haben die meisten Webinar-Teilnehmer die Frage gestellt, wie der Bonus-Mechanismus bei einem Bonus-Zer¬tifikat konstruiert wird. Diese Frage soll mit diesem Artikel beantwortet werden. Zunächst soll das Auszahlungsprofil zur Fälligkeit beleuchtet werden. Die Daten aus Tabelle 1 stellen dabei die beispielhaften Parameter des Bonus-Zertifikats auf die HSBC-Zertifikate-Akademie-Aktie dar.

Auszahlungsprofil zur Fälligkeit von einem Bonus-Zertifikat auf die HSBC-Zertifikate-Akademie-Aktie

Beim Bonus-Zertifikat kann das Auszahlungsprofil zur Fällig-keit in zwei Szenarien unterschieden werden.

Szenario 1:

Wenn der Kurs des Basiswerts während der Laufzeit niemals die festgelegte Barriere — in diesem Beispiel 80,00 EUR —berührt oder unterschreitet, erhält der Anleger am Fälligkeits-tag mindestens den Bonusbetrag, gemäß unserem Beispiel in Höhe von 110,00 EUR — bei einem angenommenen Bezugsverhältnis von 1 — (Vgl. Tabelle 1), ausgezahlt. Sollte der Referenzpreis über dem Bonusbetrag liegen zum Beispiel bei 130 EUR, erhält der Zertifikateinhaber 130 EUR bei einem angenommenen Bezugsverhältnis von 1 ausgezahlt.

Szenario 2:

Wenn der Kurs des Basiswerts während der Laufzeit die fest-gelegte Barriere in Höhe von 80,00 EUR berührt oder unter-schreitet, erhält der Anleger am Fälligkeitstag einen Betrag in Abhängigkeit vom Kurs des Basiswerts unter Berücksich-tigung des Bezugsverhältnisses ausgezahlt.

Illustrativ lassen sich die oberen Szenarien wie folgt darstel-len. Dabei zeigt jeweils die grüne Linie (Summe) das Auszah-lungsprofil zur Fälligkeit. Diese spiegelt die Summe der ein-zelnen Konstruktionsbestandteile eines Bonus-Zertifikats wieder. Auf diese Konstruktionsbestandteile werden wir etwas später eingehen.

In der Darstellung 1 wird das Szenario 1 gezeigt. Man kann erkennen, dass die Barriere in Höhe von 80,00 EUR vom Aktienkurs nicht verletzt wurde. Somit ist der Bonus-Mecha¬nismus weiterhin aktiv und der Anleger erhält mindestensden Bonusbetrag ausgezahlt. Liegt zum Beispiel der Aktien¬kurs zum Bewertungszeitpunkt bei 120 EUR, erhält der Anle¬ger zur Fälligkeit ebenfalls 120 EUR. Sollte der Aktienkurs unter dem Bonusbetrag zum Beispiel bei 90 EUR liegen, erhält der Anleger - wie aus der Darstellung 1 deutlich wird -den Bonusbetrag in Höhe von 110,00 EUR ausgezahlt. Hier¬bei wird ein Bezugsverhältnis von 1 angenommen (Vgl. Tabelle 1).

In der Darstellung 2 ist das Szenario 2 dargestellt. Hierbei hat der Aktienkurs die Barriere in Höhe von 80,00 EUR verletzt. Somit ist der Bonusmechanismus deaktiviert und die Aus¬zahlung zur Fälligkeit orientiert sich am Kurs der HSBC-Zerti-fikate-Akademie-Aktie. Notiert diese beispielsweise bei null hat der Zertifikate-Inhaber einen Totalverlust erlitten. Notiert hingegen die Aktie bei 200 EUR, erhält der Anleger zur Fäl¬ligkeit 200 EUR ausgezahlt.

Jetzt wird der Frage nachgegangen, wie die Bonuskompo¬nente in das Bonus-Zertifikat kommt. Hierfür schauen wir uns die Konstruktion (Vgl. Tabelle 2) eines Bonus-Zertifikats an. Ein Bonus-Zertifikat kann aus einem gekauften Zerobond, einem verkauften Down-and-in-Put und einer erworbenen Call-Option konstruiert werden.

Ein Zerobond kann auch als Nullkuponanleihe bezeichnet werden. Dieser zahlt keinen regelmäßigen Zins und wird mit einem Abschlag zum Nennbetrag emittiert. Am Ende der Laufzeit erfolgt die Rückzahlung zum Nennbetrag. In diesem Beispiel spiegelt der Nennbetrag der Nullkuponanleihe die Höhe des Bonusbetrags eines Bonus-Zertifikats wider. Im Rahmen der Konstruktion des Bonus-Zertifikats wird die Null-kuponanleihe erworben. Der simulierte Preis beträgt 109,84 EUR (Vgl. Tabelle 2). Die Laufzeit ist mit der Laufzeit des Bonus-Zertifikats identisch. Zur Fälligkeit beträgt der Rück-zahlungsbetrag des Zerobonds 110,00 EUR.

Des Weiteren wird im Rahmen der Konstruktion ein Down-and-in-Put verwendet, dessen Basiswert die HSBC-Zertifi-kate-Akademie-Aktie ist. Dieser gehört zu den exotischen Optionen und verfügt gleichzeitig über einen Basispreis und eine Barriere. Der Basispreis ist identisch mit dem Bonus-betrag (hier 110 EUR) und die Barriere liegt auf dem gleichen Niveau wie die Barriere des Bonus-Zertifikats (hier 80 EUR, vgl. Tabelle 1 und Tabelle 2). Sollte die Barriere berührt wer¬den, erwacht der Down-and-in-Put zum „Leben" und verhält sich wie eine klassische Put-Option. Im Hinblick auf die Kon¬struktion eines Bonus-Zertifikats wird der Down-and-in-Put

 

verkauft. Aus diesem Verkauf — man spricht auch von „Short gehen" — wird eine Prämie eingenommen, welche den Gesamtpreis des Bonus-Zertifikats reduziert. In unserem Bei¬spiel kostet der simulierte Down-and-in-Put 8,84 EUR.

Da man mittels eines Bonus-Zertifikats über den Bonus¬betrag hinaus an der Wertentwicklung des Basiswerts teil¬nimmt, muss noch zusätzlich eine Call-Option auf die HSBC-Zertifikate-Akademie-Aktie erworben werden (man spricht auch von „Läng gehen"). Diese zeigt einen Basispreis in Höhe des Bonusbetrags. In unserem Beispiel kostet die simulierte Call-Option 4,00 EUR.

Addiert man nun den simulierten Preis des Zerobonds und den simulierten Preis der Call-Option und subtrahiert davon die simulierte eingenommene Prämie aus dem verkauften Down-and-in-Put, erhält man den Preis (Geldkurs) des Bonus-Zertifikats in Höhe von 105,00 EUR. Mit dem Wissen, welche Konstruktionsbestandteile Bonus-Zertifikate besit-zen, werden nun die oben beschriebenen Auszahlungssze-narien zur Fälligkeit „hinter den Kulissen" erneut betrachtet.

Szenario 1 (Hinter den Kulissen):

Sollte die Barriere nicht berührt oder durchbrochen werden, bleibt der Down-and-in-Put, welcher im Rahmen der Kon-struktion verkauft wurde, inaktiv und spielt bei der Auszah¬lung keine Rolle (Vgl. Darstellung 1). Somit wird die Auszah¬lung alleine durch den Zerobond und die gekaufte Call-Option bestimmt. Eine Auszahlung, die den Nennbetrag des Zero-bonds (Bonusbetrag) übersteigt, erhält der Anleger erst, wenn die HSBC-Zertifikate-Akademie-Aktie über den Bonus¬betrag notiert. Denn nur in diesem Fall zeigt die Call-Option einen Inneren Wert', welcher zusätzlich zum Zerobond aus¬gezahlt wird.

Szenario 2 (Hinter den Kulissen):

Sollte die Barriere während der Laufzeit verletzt werden, wird der Down-and-in-Put aktiviert. Somit können alle drei Kon¬struktionsbestandteile bei der Auszahlung zur Fälligkeit eine Rolle spielen. Sollte die HSBC-Zertifikate-Akademie-Aktie zum Bewertungszeitpunkt über dem Bonusbetrag notieren, hat der Down-and-in-Put keinen Inneren Wert. Somit lässt der Käufer des Down-and-in-Puts diesen verfallen und die Auszahlungshöhe des Bonus-Zertifikats wird analog zum Szenario 1 nur durch den Zerobond und die Call-Option bestimmt.

Notiert die HSBC-Zertifikate-Akademie-Aktie unter dem Bonusbetrag hat der Down-and-in-Put einen Inneren Wert. In diesem Fall übt der Käufer der exotischen Option diese aus. Das heißt der Verkäufer — in diesem Beispiel der Emit¬tent— muss dem Käufer den Inneren Wert zahlen. Im Gegen¬satz zu dem exotischen Put, besitzt die Call-Option keinen Inneren Wert. Somit ist diese wertlos. Um dies zu verdeut¬lichen, wollen wir ein kleines Beispiel durchgehen. Angenom¬men die HSBC-Zertifikate-Akademie-Aktie notiert am Bewer- tungstag bei 90,00 EUR. In diesem Fall hat der Down-and-in-Put einen Inneren. Wert von 20,00 EUR [(110 — 90) x 1 = 20]. Der Käufer der exotischen Option nimmt sein Options¬recht wahr, welches den Emittenten auffordert 20,00 EUR zu zahlen. Diese 20,00 EUR bezahlt der Emittent aus dem erhaltenen Nennbetrag des Zerobonds i.H. v. 110,00 EUR, das heißt von diesem wird die Zahlungsverpflichtung in Höhe von 20,00 EUR abgezogen. Der Restbetrag in Höhe von 90,00 EUR spiegelt auch gleichzeitig den Stand der HSBC-Zertifi-kate-Akademie-Aktie wider, welcher am Bewertungstag fixiert wurde. Diese 90,00 EUR erhält auch der Inhaber des Bonus-Zertifikats.

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