Die Hungersnot in Indien anno 1630
Author D.Selzer-McKenzie
Video: http://youtu.be/depZT7NimQ4
Durchschnittlich trennen fünf bis zehn Jahre die Hungersnöte
im Land. Ausgelöst werden sie meist von verheerenden Überschwem¬mungen oder
Monsunregenfällen, aber auch von Dürren.
ERSCHÜTTERNDE BERICHTE
Eine Dürre ereignete sich zwischen 1630 und 1631, und etwa
vier Millionen Menschen starben innerhalb von neun Jahren an
Nah-rungsknappheit. Ein Händler aus Holland war Zeuge der schreck-lichen
Ereignisse: »Die Menschen irrten hilflos hin und her, nach-dem sie ihre Städte
und Dörfer verlassen hatten. Man erkannte ihren Zustand sofort: eingesunkene
Augen, bleiches Gesicht, Schaum auf den Lippen, vorstehender Unterkiefer, ein
Magen wie ein leerer Sack. Einige brüllten vor Hunger und bettelten um
Almosen.« Der Hunger war so groß, dass Menschenfleisch auf in¬dischen Märkten
zu einer Handelsware wurde, und schließlich
»war das ganze Land von Leichen bedeckt, die unbestattet
blieben«. In den am schwersten betroffenen Regionen hatte die Hungers¬not zudem
eine tiefgreifende Wirkung auf die Gesellschaft.
SOZIALE FOLGEN
Söhne hatten in der indischen Gesellschaft traditionell
einen höheren Wert als Töchter. Der Hauptgrund dafür war die Mitgift, die junge
Frauen mitbringen mussten, wenn sie heiraten wollten. Sie galten daher als
wirtschaft¬liche Belastung. Die jungen Männer dagegen brachten der Familie
durch Heirat eine Mitgift und erhielten höhere Löhne, waren also ein
wirtschaftlicher Segen. Diese Einstellung ist heute noch in Indien vorherrschend,
aber
während der Hungersnot von 1630 bis 1631 führte sie dazu,
dass viele hungernde Familien jungen Frauen kein Essen mehr gaben. Ein Viertel
der eine Million Toten waren Mädchen unter 14 Jahren, und als das Land sich
erholte, herrschte in vielen Gegen¬den ein enormer Mangel an heiratsfähigen
Frauen. Diese Hungers¬not war jedoch bei weitem nicht die schlimmste in der
langen in¬dischen Geschichte. Im Jahr 1770 verhungerten in Bengalen 10
Millionen Menschen
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