Polnischer Zloty unter Druck
Author D.Selzer-McKenzie
Video: http://youtu.be/SM4MDuOqdzE
Der polnische Zloty sah sich in den vergangenen Mona¬ten
vergleichsweise großen Schwankungen ausge¬setzt. Lag die Spanne zwischen Hoch-
und Tiefkurs zum Euro im Zeitraum von Januar bis Mitte Dezember 2014 nur bei
rund 18 Groszy (4,09 PLN zu 4,27 PLN), war diese seither mehr als doppelt so
groß. Mussten Ende Dezember 2014 temporär noch gut 4,35 PLN für einen Euro
bezahlt wer¬den, waren es im Tief im April 2015 nur etwa 3,97 PLN. Seit¬her hat
die polnische Valuta aber wieder Boden preisgege¬ben. Grund war der
überraschende Sieg des Kandidaten der stärksten Oppositionspartei (PiS),
Andrzej Duda, bei den Prä¬sidentschaftswahlen im Mai gegen den lange Zeit als
Favorit angesehenen Kandidaten der dominierenden Regierungspar¬tei (PO). Dieser
hat die politische Landschaft in Polen verän¬dert. Aktuelle Stimmungsumfragen
lassen derzeit auch einen Wechsel der Regierungsmehrheit bei den
Parlamentswahlen im Oktober erwarten. Möglicherweise kommen von den
eta¬blierten Parteien nur die beiden größten in die neben dem Senat zweite
gesetzgebende Kammer des polnischen Parla¬ments. Daneben ist aber auch denkbar,
dass sich neue Par¬teien etablieren, die an den Rändern des politischen
Spek¬trums und im Pool der Unzufriedenen fischen. So konnte der zuvor politisch
nicht in Erscheinung getretene Musiker und Schauspieler Pawel Kukiz in der
ersten Runde der Präsident¬schaftswahlen vom Mai als rechtspopulistisch
eingestufter Protestkandidat 20,8 Prozent der Stimmen auf sich vereinen. In
Umfragen wurden einer möglichen politischen Strömung unter der Führung von
Kukiz zwischenzeitlich ebenfalls bis zu gut 20 Prozent zugetraut. Zudem steht die
Gründung einer neuen wirtschaftsliberalen Partei unmittelbar bevor, was der PO
Konkurrenz machen könnte.
Bei der Notenbank (NBP) stehen ebenfalls Veränderungen an.
So endet im Juni 2016 nicht nur die Amtszeit des aktuel¬len NBP-Präsidenten
Marek Belka, sondern auch bei acht der neun weiteren Währungshüter läuft deren
sechsjährige Amtszeit im kommenden Jahr ab. Eine Veränderung auf der
Regierungsbank dürfte über neues Personal auch eine Ver¬änderung der monetären
Schwerpunktsetzung nach sich zie- hen, selbst wenn die Vergangenheit gezeigt
hat, dass eine Kehrtwende der bisher verlässlichen, an einem Inflationsziel von
2,5 Prozent orientierten Geldpolitik nicht zu erwarten ist.
Vor allem die politischen Risiken, die bei einem
Regierungs¬wechsel, einer schwierigen Koalitionsbildung oder einer nur knappen
Mehrheit wohl zutage treten, sind bisher kaum in den Kursen der polnischen
Valuta eingepreist. Eine expansi¬vere und möglicherweise weniger verlässliche
Geld- und Fis¬kalpolitik dürfte die Attraktivität potenzieller Investments von
Finanzmarktteilnehmern in Polen verringern. Die von April bis Anfang Juli 2015
zu beobachtenden Abwertungstendenzen der polnischen Valuta zum Euro dürften im
weiteren Verlauf des Jahres 2015 daher wieder aufleben. Unsere Prognose per Ende
2015 haben wir von 4,05 PLN auf 4,35 PLN ange-
passt.
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