Mittwoch, 5. August 2015

Polnischer Zloty unter Druck


Polnischer Zloty unter Druck

Author D.Selzer-McKenzie

Video: http://youtu.be/SM4MDuOqdzE

Der polnische Zloty sah sich in den vergangenen Mona¬ten vergleichsweise großen Schwankungen ausge¬setzt. Lag die Spanne zwischen Hoch- und Tiefkurs zum Euro im Zeitraum von Januar bis Mitte Dezember 2014 nur bei rund 18 Groszy (4,09 PLN zu 4,27 PLN), war diese seither mehr als doppelt so groß. Mussten Ende Dezember 2014 temporär noch gut 4,35 PLN für einen Euro bezahlt wer¬den, waren es im Tief im April 2015 nur etwa 3,97 PLN. Seit¬her hat die polnische Valuta aber wieder Boden preisgege¬ben. Grund war der überraschende Sieg des Kandidaten der stärksten Oppositionspartei (PiS), Andrzej Duda, bei den Prä¬sidentschaftswahlen im Mai gegen den lange Zeit als Favorit angesehenen Kandidaten der dominierenden Regierungspar¬tei (PO). Dieser hat die politische Landschaft in Polen verän¬dert. Aktuelle Stimmungsumfragen lassen derzeit auch einen Wechsel der Regierungsmehrheit bei den Parlamentswahlen im Oktober erwarten. Möglicherweise kommen von den eta¬blierten Parteien nur die beiden größten in die neben dem Senat zweite gesetzgebende Kammer des polnischen Parla¬ments. Daneben ist aber auch denkbar, dass sich neue Par¬teien etablieren, die an den Rändern des politischen Spek¬trums und im Pool der Unzufriedenen fischen. So konnte der zuvor politisch nicht in Erscheinung getretene Musiker und Schauspieler Pawel Kukiz in der ersten Runde der Präsident¬schaftswahlen vom Mai als rechtspopulistisch eingestufter Protestkandidat 20,8 Prozent der Stimmen auf sich vereinen. In Umfragen wurden einer möglichen politischen Strömung unter der Führung von Kukiz zwischenzeitlich ebenfalls bis zu gut 20 Prozent zugetraut. Zudem steht die Gründung einer neuen wirtschaftsliberalen Partei unmittelbar bevor, was der PO Konkurrenz machen könnte.

Bei der Notenbank (NBP) stehen ebenfalls Veränderungen an. So endet im Juni 2016 nicht nur die Amtszeit des aktuel¬len NBP-Präsidenten Marek Belka, sondern auch bei acht der neun weiteren Währungshüter läuft deren sechsjährige Amtszeit im kommenden Jahr ab. Eine Veränderung auf der Regierungsbank dürfte über neues Personal auch eine Ver¬änderung der monetären Schwerpunktsetzung nach sich zie- hen, selbst wenn die Vergangenheit gezeigt hat, dass eine Kehrtwende der bisher verlässlichen, an einem Inflationsziel von 2,5 Prozent orientierten Geldpolitik nicht zu erwarten ist.

Vor allem die politischen Risiken, die bei einem Regierungs¬wechsel, einer schwierigen Koalitionsbildung oder einer nur knappen Mehrheit wohl zutage treten, sind bisher kaum in den Kursen der polnischen Valuta eingepreist. Eine expansi¬vere und möglicherweise weniger verlässliche Geld- und Fis¬kalpolitik dürfte die Attraktivität potenzieller Investments von Finanzmarktteilnehmern in Polen verringern. Die von April bis Anfang Juli 2015 zu beobachtenden Abwertungstendenzen der polnischen Valuta zum Euro dürften im weiteren Verlauf des Jahres 2015 daher wieder aufleben. Unsere Prognose per Ende 2015 haben wir von 4,05 PLN auf 4,35 PLN ange-

passt.

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