Sonntag, 5. Februar 2012

Alfred Wegener 1880-1930 Polar Expedition 1930 SelMcKenzie Selzer-McKenzie


Alfred Wegener 1880-1930 Polar Expedition 1930 SelMcKenzie Selzer-McKenzie




 Alfred Wegener 1880-1930 Polar Expedition 1930 SelMcKenzie Selzer-McKenzie
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Author D.Selzer-McKenzie
Alfred Lothar Wegener (* 1. November 1880 in Berlin; † November 1930 in Grönland) war ein deutscher Meteorologe, Polar- und Geowissenschaftler. Als sein wichtigster Beitrag zur Wissenschaft gilt seine erst postum anerkannte Theorie der Kontinentalverschiebung, die zu einer wesentlichen Grundlage für das heutige Modell der Plattentektonik geworden ist. Zu seinen Lebzeiten war Wegener vor allem für seine Verdienste in der Meteorologie und als Pionier der Polarforschung bekannt.
Wegener war das jüngste von fünf Kindern einer Pastorenfamilie. Sein Vater war Richard Wegener, Theologe und Lehrer für Alte Sprachen am Gymnasium zum Grauen Kloster in Berlin.

Die Liebe zur Natur wurde in den Kindern wohl geweckt, als man 1886 das Gutshaus der alten Glashütte in Zechlinerhütte bei Rheinsberg als Feriendomizil erwarb und später als Wohnsitz der Familie nutzte. Dieses Haus wird heute als Wohnhaus genutzt. In der Alten Schule des Ortes sind heute eine Touristeninformation und die Alfred-Wegener-Gedenkstätte zu finden. Wegener besuchte das ehemalige Köllnische Gymnasium an der Wallstraße, das er als Klassenbester abschloss. Danach studierte er von 1900 bis 1904 Physik, Meteorologie und Astronomie in Berlin, Heidelberg und Innsbruck. 1902 bis 1903 war Wegener während des Studiums Assistent an der Volkssternwarte Urania in Berlin. Seine Doktorarbeit schrieb er an der Berliner Universität 1905 zwar in Astronomie (unter Betreuung von Julius Bauschinger), wandte sich danach aber mehr der Meteorologie und Physik zu. Seiner Meinung nach gab es in der Astronomie nicht mehr viel zu erforschen, zudem störte ihn, dass ein Astronom stark an seinen Beobachtungsort gebunden ist.

1905 wurde Wegener Assistent am Aeronautischen Observatorium Lindenberg bei Beeskow. Er arbeitete dort mit seinem zwei Jahre älteren Bruder Kurt zusammen, der ebenfalls Naturwissenschaftler war und mit dem er das Interesse für Meteorologie und Polarforschung teilte. Bei einem Ballonaufstieg, der meteorologischen Beobachtungen und der Erprobung der astronomischen Ortsbestimmung mit dem Libellenquadranten diente, stellten die Wegener-Brüder vom 5. bis 7. April 1906 mit 52,5 Stunden einen neuen Dauerrekord für Ballonfahrer auf.[1]
Erste Grönlandfahrt und Marburger Jahre [Bearbeiten]
Eisbärjäger in Grönland, 1904

Im selben Jahr nahm Wegener an der ersten von insgesamt drei Grönland-Expeditionen teil. Wegener selbst hielt diese Entscheidung für einen der bedeutendsten Wendepunkte in seinem Leben. Der Auftrag der Expedition unter Leitung des Dänen Ludvig Mylius-Erichsen war es, das letzte unbekannte Stück der grönländischen Nordostküste zu erforschen. Wegener baute die erste meteorologische Station in Grönland bei Danmarkshavn, wo er Drachen und Fesselballons für meteorologische Messungen im arktischen Klima aufsteigen ließ. Wegener machte auch die erste Bekanntschaft mit dem Tod im Eis: Bei einer Erkundungsfahrt mit Schlittenhunden kam der Expeditionsleiter zusammen mit zwei Gefährten ums Leben.

Nach seiner Rückkehr 1908 war Wegener bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs Privatdozent für Meteorologie, praktische Astronomie und kosmische Physik in Marburg. 1909/10 arbeitete er an seinem Buch Thermodynamik der Atmosphäre, in dem er auch zahlreiche Ergebnisse der Grönlandexpedition verwertete. Wegeners Studenten und Mitarbeiter in Marburg schätzten besonders sein Talent, auch komplizierte Fragen und aktuelle Forschungsergebnisse klar und verständlich zu vermitteln, ohne dabei auf Exaktheit zu verzichten. Diese Jahre gehören zu den wichtigsten Schaffensperioden Wegeners. Am 6. Januar 1912 stellte er bereits seine ersten Gedanken zur Kontinentalverschiebung in der Öffentlichkeit vor[2]. In dieser Zeit traf er Else Köppen, die 1913 seine Frau wurde.
Wegener im Winter 1912-1913, Grönland.
Zweite Grönlandfahrt [Bearbeiten]

Noch vor der Hochzeit nahm Wegener an einer zweiten Grönlandexpedition teil. Nach einem Zwischenstopp auf Island, wo die Ponys für den Lastentransport gekauft und erprobt wurden, gelangte die Expedition wieder nach Danmarkshavn. Bevor man überhaupt mit dem Aufstieg auf das Inlandeis begonnen hatte, wäre die Expedition beinahe durch das Kalben eines Gletschers ausgelöscht worden. Beim Sturz in eine Gletscherspalte brach sich der dänische Expeditionsleiter Johan Peter Koch einen Unterschenkel und musste für Monate das Krankenlager hüten. Ansonsten verlief die erste jemals unternommene Überwinterung auf dem Inlandeis ohne Zwischenfälle. Die Expeditionsteilnehmer führten die ersten Eisbohrungen auf einem bewegten Gletscher in der Arktis durch und machten viele meteorologische Beobachtungen. Im Sommer 1913 folgte die Durchquerung des Inlandeises, auf der die vier Expeditionsteilnehmer eine doppelt so lange Strecke zurücklegten wie einst Fridtjof Nansen bei seiner Durchquerung Südgrönlands 1888. Nur wenige Kilometer von der westgrönländischen Siedlung Kangersuatsiaq entfernt gingen der kleinen Gruppe in den unwegsamen Gletscherabbrüchen die Nahrungsmittel aus, selbst das letzte Pony und der Hund wurden verspeist. Im letzten Moment wurden sie aber an einem Fjord vom Pastor von Upernavik aufgelesen, der gerade eine entlegene Gemeinde besuchte.

Nach seiner Rückkehr fand die Hochzeit mit Else Köppen statt. Sie war die Tochter von Wegeners früherem Lehrer und Mentor, dem Meteorologen Wladimir Köppen. Das junge Paar zog nach Marburg, wo Wegener wieder seine Privatdozentur aufnahm.
Erster Weltkrieg [Bearbeiten]

Als Reserveoffizier der Infanterie wurde Wegener bei Kriegsbeginn 1914 sofort eingezogen. Sein Kriegseinsatz an der Front in Belgien war mit heftigen Kämpfen verbunden, dauerte aber nur wenige Monate, da er nach zweimaliger Verwundung felddienstuntauglich geschrieben wurde. Danach wurde er dem Heereswetterdienst zugeteilt. Diese Tätigkeit erforderte ständiges Umherreisen zwischen den verschiedenen Wetterwarten in Deutschland, auf dem Balkan, an der Westfront und im Baltikum.

Dennoch erarbeitete er 1915 die erste Fassung seines Hauptwerks Die Entstehung der Kontinente und Ozeane. Wie sein Bruder Kurt dazu anmerkte, ging es Alfred Wegener dabei um die „Wiederherstellung der Verbindung zwischen der Geophysik einerseits und der Geographie und der Geologie andererseits, die durch die spezialisierte Entwicklung dieser Wissenschaftszweige vollständig abgerissen war“.

Das allgemeine Interesse an dem Bändchen war aber, auch wegen der herrschenden Kriegswirren, nur gering. Bis zum Ende des Krieges publizierte Wegener nahezu 20 weitere meteorologische und geophysikalische Arbeiten, in denen er sich immer wieder auf wissenschaftliches Neuland begab. 1917 untersuchte er den Meteoriten von Treysa wissenschaftlich.
Nachkriegszeit und letzte Grönlandfahrt [Bearbeiten]
Letztes Foto von Alfred Wegener (links) und Rasmus Villumsen vor der Abfahrt von Eismitte

Nach dem Krieg zog Wegener mit seiner Frau und den beiden Töchtern nach Hamburg, wo er bei der Deutschen Seewarte als Meteorologe arbeitete. 1921 wurde er dort zum außerordentlichen Professor an der neu gegründeten Universität Hamburg berufen.

1919 bis 1923 arbeitete Wegener sein Buch Die Klimate der geologischen Vorzeit aus, in dem er versuchte, den neuen Wissenschaftszweig der Paläoklimatologie im Rahmen seiner Kontinentalverschiebungstheorie zu systematisieren, und das er gemeinsam mit seinem Schwiegervater veröffentlichte.

1922 erschien die dritte, völlig neu bearbeitete Auflage seiner Entstehung der Kontinente und Ozeane. In dieser Zeit setzte auch die verstärkte Diskussion um seine Verschiebungstheorie ein, zunächst nur im deutschsprachigen Raum, dann auch international. Die Kritik in der Fachwelt war meist vernichtend.

1924 erhielt Wegener einen ordentlichen Lehrstuhl für Meteorologie und Geophysik in Graz, wo er endlich eine gesicherte Position für sich und seine Familie fand. Hier widmete er sich vor allem der Physik und der Optik der Atmosphäre sowie dem Studium der Tromben (Wirbelstürme). Die wissenschaftliche Auswertung seiner zweiten Grönlandexpedition (Eismessungen, atmosphärische Optik etc.) verzögerte sich bis zum Ende der 1920er Jahre.

Im November 1926 fand in New York ein wichtiges Symposium der American Association of Petroleum Geologists zur Kontinentalverschiebungstheorie statt. Bis auf den Vorsitzenden verwarfen auch hier fast alle Beteiligten Wegeners Verschiebungstheorie. Drei Jahre später erschien die Entstehung der Kontinente und Ozeane in der vierten, erweiterten und letzten Ausgabe.

1929 unternahm Wegener seine dritte Reise nach Grönland, die nur als Vorbereitung für die Hauptexpedition geplant war. Ziel war unter anderem die Erprobung der neuartigen Propellerschlitten. Die Hauptexpedition ein Jahr später unter Leitung Wegeners, auf der von drei festen Stationen aus die Mächtigkeit des Festlandeises und das ganzjährige Wetter gemessen werden sollten, stand von Anfang an unter einem schlechten Stern. Der Zeitverlust von 38 Tagen durch ungünstige Eisverhältnisse bei der Landung an der Weststation konnte im Folgenden nicht wieder aufgeholt werden. Auf dem Rückweg von der Forschungsstation Eismitte (im Wesentlichen einer in das Eis gegrabenen Höhle), die er mit zusätzlichen Lebensmitteln versorgte, kam Wegener vermutlich um den 16. November 1930 ums Leben. Am 12. Mai 1931 fand man Wegeners sorgfältig angelegtes Grab im Eis. Als Todesursache vermutete man Herzversagen in Folge von Überanstrengung. Sein grönländischer Begleiter Rasmus Villumsen blieb verschollen und mit ihm Wegeners Tagebuch.
Wegeners Theorie der Kontinentaldrift [Bearbeiten]
Gedenktafel an Wegeners Wirkungsstätte in Marburg

Wegeners Name wird immer mit der Theorie der Kontinentalverschiebung verbunden bleiben, die zu einer der wichtigsten Grundlagen für die heutige Plattentektonik werden sollte. Wegener war nicht der erste, dem der ähnliche Kurvenverlauf der afrikanischen West- und der südamerikanischen Ostküste auffiel. Als er aber im Herbst 1911 zufällig auf die paläontologischen Zusammenhänge zwischen Südamerika und Afrika aufmerksam wurde, keimte in ihm die Idee von einem Urkontinent, der zerbrochen war und dessen Teile danach auseinander drifteten. Bisher hatte man das Vorkommen bestimmter Fossilien auf verschiedenen Kontinenten mit der Landbrücken-Hypothese erklärt. Man ging davon aus, dass die Lebewesen der Vorzeit auf solchen Landbrücken, ähnlich dem heutigen Isthmus von Panama, von einem Kontinent zum anderen gewandert seien.

    „Wenn ich auch nur durch die übereinstimmenden Küstenkonturen darauf gekommen bin, so muß die Beweisführung natürlich von den Beobachtungsergebnissen der Geologie ausgehen. Hier werden wir gezwungen, eine Landverbindung zum Beispiel zwischen Südamerika und Afrika anzunehmen, welche zu einer bestimmten Zeit abbrach. Den Vorgang kann man sich auf zweierlei Weise vorstellen: 1) Durch Versinken eines verbindenden Kontinents ‚Archhelenis‘ oder 2) durch das Auseinanderziehen von einer großen Bruchspalte. Bisher hat man, von der unveränderlichen Lage jedes Landes ausgehend, immer nur 1) berücksichtigt und 2) ignoriert. Dabei widerstreitet 1) aber der modernen Lehre von der Isostasie und überhaupt unseren physikalischen Vorstellungen. Ein Kontinent kann nicht versinken, denn er ist leichter als das, worauf er schwimmt. [...] Warum sollten wir zögern, die alte Anschauung über Bord zu werfen?“

    – Alfred Wegener: Brief vom 6. November an seinen Mentor Wladimir Köppen

Tatsächlich scheint diese Hypothese aber auch schon anderswo in der Luft gelegen zu haben. Bereits am 29. Dezember 1908 hatte der nordamerikanische Geologe Frank Bursley Taylor in einem Vortrag vor der Geological Society of America behauptet, die Kontinente seien nicht abgesunken, sondern langsam auseinandergedriftet. Im Gegensatz zu Taylor (der später zu einem von Wegeners ersten Anhängern wurde) gelang es Wegener jedoch, seine Theorie auch durch vielfältige Untersuchungen in den verschiedenen Zweigen der Geowissenschaften zu untermauern.
Argumente gegen die alte Landbrückentheorie [Bearbeiten]
Wegeners Vorstellungen über das Auseinanderdriften der Kontinente
„Alfred Wegener“, Briefmarke 1980

Wegener wies zunächst auf die Unzulänglichkeiten des bisherigen geotektonischen Modells hin, das von der unveränderlichen Lage der Kontinente ausging („Fixismus“). Zum Beispiel erkannte er, dass die erst kürzlich entdeckte natürliche Radioaktivität den bisher angenommenen Wärmehaushalt des Erdkörpers völlig über den Haufen warf. Selbst bei nur mäßigem Vorkommen von radioaktiven Mineralen im Erdinneren würde ihre Wärmeentwicklung den bisher behaupteten unaufhaltsamen Erkaltungs- und Schrumpfungsprozess der Erde, der für die Auffaltung der Gebirgsketten und das Einsinken der Ozeanbecken verantwortlich gemacht wurde, unmöglich machen.

Im Laufe des 19. Jahrhunderts hatte man erkannt, dass die Kontinente aus vorwiegend granitischem Material (dem so genannten Sial) spezifisch leichter sind als die vorwiegend basaltischen Ozeanböden (SiMa). Vor Wegener hatte aber niemand diese Idee zu Ende gedacht. Wenn die Kontinente (bzw. die bisher postulierten Landbrücken zwischen den Kontinenten) wirklich in einem isostatischen Gleichgewicht auf dem dichteren Material schwammen, dann konnten sie genau so wenig versinken wie ein Eisberg im Meer. Schließlich war ja auch bekannt, dass ganz Skandinavien von den riesigen Eismassen der letzten Eiszeit in den Untergrund gedrückt worden war, und immer noch konnte man an den fallenden Küstenlinien beobachten, wie es ganz von selbst langsam wieder auftauchte.

Ein weiteres Argument gegen die Landbrückentheorie lieferten die Echolot-Messungen des Forschungsschiffes Meteor von 1924 bis 1927 im Atlantik. Diese damals noch sehr junge Technologie erbrachte genauere Informationen über die Topographie des Mittelatlantischen Rückens. Anstatt der erwarteten von Ost nach West verlaufenden und versunkenen Landbrücken zwischen den Kontinenten entdeckte man überraschenderweise einen von Nord nach Süd verlaufenden Gebirgszug in der Mitte des Ozeans.
Argumente für die Kontinentalverschiebung [Bearbeiten]
Geologische Verbindungen über Ozeane hinweg [Bearbeiten]

Zur Stützung seiner Theorie konnte Wegener die Ähnlichkeit von Gesteinsformationen in Indien, Madagaskar und Ostafrika anführen. Ein Gebirgszug in Südafrika schien seine Verlängerung in einem ähnlich aufgebauten Gebirge in Argentinien zu haben. Präkambrische Gesteine in Schottland entsprachen denen in Labrador auf der anderen Seite des Atlantiks. Auch die Faltengebirge in Norwegen und Schottland schienen sich in den Appalachen in Nordamerika fortzusetzen.
Paläontologie [Bearbeiten]

Im Bereich der Paläontologie wurden Fossilien der Samenfarn-Gattung Glossopteris samt der zugehörigen Flora sowohl in Afrika als auch in Brasilien gefunden. Eine fossile Schnecke kommt in Europa sowie im Osten Nordamerikas vor, aber nicht im Westen Nordamerikas.
Klimazeugen [Bearbeiten]

Als Meteorologe befasste sich Wegener besonders mit der Geschichte des Klimas auf der Erde (Paläoklimatologie). Gerade auf diesem Gebiet sammelte er einige seiner wichtigsten Argumente: In der Antarktis hatte man Kohlevorkommen entdeckt, die sich fast nur unter tropischen Bedingungen bilden können. Auf Spitzbergen fanden sich tertiäre Fossilien von Bäumen, die heute im Mittelmeergebiet vorkommen. Im Jura existierten dort sogar tropische Pflanzen. Zur selben Zeit war die Sahara teilweise von Gletschern bedeckt.
Schlussfolgerungen Wegeners [Bearbeiten]

Alle diese verwirrenden Befunde erklärte Wegener mit der Annahme eines ehemaligen Urkontinents, der aufbrach und dessen Teile auseinander drifteten. Später wurde für dieses Konzept der Begriff Pangaea eingeführt. Ein besonders klares Beispiel liefert Wegeners Rekonstruktion der Klimazeugen in der Epoche der Permo-karbonen Eiszeit: Während sich die heute über alle Südkontinente verstreuten Vereisungsspuren (wie Moränen, Gletscherschliffe, und die kälteliebende Glossopteris-Flora) rund um den damaligen Südpol gruppieren, zeichnen die Salz- und Gipsablagerungen die subtropischen Trockengebiete nach. Die Kohlelagerstätten in Eurasien und Nordamerika gruppieren sich hingegen entlang der damaligen Äquatorialregion.

Die jungen Kettengebirge, wie die amerikanischen Kordilleren oder die Alpen, wären dann durch das Zusammenschieben der Gesteinsschichten an der Stirnseite der auseinander treibenden Kontinente entstanden, ähnlich wie eine Bugwelle. Das Auseinanderbrechen dieses Kontinents in einen nördlichen und südlichen Teil schätzte er auf einen Zeitpunkt vor etwa 200 Millionen Jahren.

Selbst die Rolle, welche dem Mittelozeanischen Rücken in der heutigen Plattentektonik zukommt, hatte Wegener in gewisser Weise vorausgeahnt:

    „Da wir für größere Gebiete doch auch am Boden der Tiefsee isostatische Kompensation annehmen müssen, so besagt der Unterschied [in der Tiefe], daß die nach unserer Auffassung alten Tiefseeböden spezifisch schwerer sind als die jungen. Nun ist der Gedanke wohl nicht von der Hand zu weisen, daß frisch entblößte Simaflächen, wie der Atlantik oder westliche Indik, noch lange Zeit hindurch nicht nur eine geringere Riegheit [Starre] sondern auch eine höhere Temperatur ... bewahren als die alten, schon ausgekühlten Meeresböden. Und eine solche Temperaturdifferenz würde ... doch wahrscheinlich genügen, um die relativ geringfügigen Niveaudifferenzen der großen ozeanischen Becken untereinander zu erklären. Diese scheinen auch nahezulegen, die mittelatlantische Bodenschwelle als diejenige Zone zu betrachten, in welcher bei der noch immer fortschreitenden Erweiterung des Atlantischen Ozeans der Boden desselben fortwährend aufreißt und frischem, relativ flüssigem und hoch temperiertem Sima aus der Tiefe Platz macht.“

Allerdings muss betont werden, dass der Boden des Atlantiks für Wegener im Wesentlichen frisch entblößt war und nicht „frisch gebildet“. Und obwohl Wegener bereits spekulierte, dass es sich bei den großen Grabensystemen, wie dem Ostafrikanischen Graben, um die ersten Anfänge eines neuen Ozeans handeln könnte, so blieb ihm die Bedeutung der vulkanisch aktiven Spaltensysteme auf Island (also auf dem Mittelatlantischen Rücken) für die Kontinentaldrift verborgen.
Ursache der Kontinentaldrift [Bearbeiten]

Das Problem an Wegeners Theorie war, dass es ihm nicht gelang, die wirkenden Kräfte plausibel zu machen. Er versuchte die Bewegungen der Erdplatten auf Zentrifugal- und Gezeitenkräfte zurückzuführen, die aber, wie der britische Astronom und Geophysiker Harold Jeffreys 1924 nachwies, dafür viel zu schwach sind. Auch konnten seine Gegner, wie der Leipziger Geologe Franz Kossmat, geltend machen, dass die ozeanische Kruste doch zu fest sei, als dass die Kontinente einfach „hindurchpflügen“ könnten, wie es Wegeners Theorie nahe zu legen schien.

In der letzten Ausgabe seiner Entstehung der Kontinente und Ozeane griff Wegener bei der Suche nach den Ursachen der Drift aber bereits auf die Vorstellungen des Geologen und Geophysikers Robert Schwinner über thermisch bedingte Strömungen im Erdinnern zurück. Heute gelten solche Konvektionsströme tatsächlich als der wahrscheinlichste Motor der Plattentektonik.

In diesem Zusammenhang ist bemerkenswert, dass Wegener erst so spät und so halbherzig auf dieses Konzept einging. Schließlich waren er und Schwinner viele Jahre lang Kollegen an der Universität Graz. Möglicherweise spielten Animositäten gegenüber dem persönlich schwierigen Schwinner mit; vielleicht begann Wegener aber auch schon, die allgemeine Ablehnung seiner Theorie durch die Geologen mit einer Ablehnung „der Geologen“ im Allgemeinen zu erwidern. Jedenfalls machte sich bei ihm eine gewisse Verbitterung darüber breit, dass man ihm als einziges verbleibendes „Gegenargument“ immer wieder vorhielt, er könne die Ursache der Kontinentaldrift nicht erklären. So ist von ihm der Ausspruch überliefert, mit der gleichen Logik könne man die Existenz des Universums in Zweifel ziehen, denn dessen Ursache könne auch niemand erklären.
Weitere Leistungen [Bearbeiten]
Geologie der Einschlagskrater [Bearbeiten]
Der Barringer-Krater bei Flagstaff (Arizona)

Wenig bekannt sind Wegeners Arbeiten auf dem Gebiet der Impaktforschung. Ein Meteorit, der am 3. April 1916 bei Schwalmstadt/Hessen (siehe Meteor von Treysa) auftraf, veranlasste Wegener, sich mit Einschlagkratern zu beschäftigen, und er schrieb eine Abhandlung über die Entstehung der Mondkrater. Nach systematischen Experimenten mit Mörtelklumpen, die er auf Zementpulver fallen ließ, vertrat er die Meinung, die Mondkrater seien hauptsächlich von Meteoriten erzeugt worden. Mit dieser Ansicht war er ebenfalls seiner Zeit voraus.

Schon 1921 prognostizierte er, dass man in Zukunft noch viele Meteoritenkrater auch auf der Erde nachweisen würde. Zu dieser Zeit war nur der Barringer-Krater bei Flagstaff (Arizona) bekannt, und selbst dieser wurde erst 1930 allgemein als Einschlagskrater anerkannt. Wegener selbst identifizierte und beschrieb 1927 den Kaali-Krater auf der Insel Ösel (heute Saaremaa, Estland). Dies war damals der vierte Meteoritenkrater, der weltweit bekannt war.
Meteorologie [Bearbeiten]

Daneben forschte Wegener vor allem auf dem Gebiet der Meteorologie und befasste sich insbesondere mit der Physik der Atmosphäre. Er führte als erster das Konzept der Turbulenz in die Meteorologie ein und entwickelte das Konzept der geschichteten Atmosphäre. Außerdem beschrieb er als erster korrekt das Prinzip der Fata Morgana als Lichtspiegelung an der Grenze zwischen zwei unterschiedlich dichten Luftschichten und untersuchte die Entstehung von Wolken und Tornados sowie die Zusammensetzung der Luft in höheren Atmosphärenschichten.

Schon 1918 beschrieb Wegener die Bildung von Haareis auf nassem Totholz[3] und vermutete einen „schimmelartigen Pilz“ als Auslöser, eine Theorie, die von anderen Wissenschaftlern, die rein physikalische Prozesse als Ursache annahmen, angezweifelt wurde, aber im Jahre 2005 bestätigt werden konnte.[4]
Wirkung [Bearbeiten]
Ablehnung [Bearbeiten]

Wegeners Theorie von der Verschiebung der Kontinente blieb zu seinen Lebzeiten immer umstritten und geriet nach seinem Tod rasch in Vergessenheit. Nur wenige Wissenschaftler, wie der Paläogeograph Edgar Dacqué, oder der Belgrader Astronom Milutin Milanković, unterstützten Wegener von Anfang an. Andere Kollegen sprachen eher von „Gedankenspielerei, Phantasiegebilden“, oder gar von „Fieberfantasien der von Krustendrehkrankheit und Polschubseuche schwer Befallenen“. Einer der wohlmeinenderen Kritiker, der Direktor des französischen Amtes für geologische Landesaufnahme, Pierre-Marie Termier, meinte zumindest: „Seine Theorie ist ein wundervoller Traum der Schönheit und Anmut, der Traum eines großen Poeten.“

In Deutschland war besonders die Ablehnung durch die damals maßgeblichen Geologen Hans Stille und Hans Cloos entscheidend. Während Stille bis zu seinem Tod 1966 ein entschiedener Gegner des Wegenerschen „Mobilismus“ blieb, war Cloos zumindest von Wegeners Persönlichkeit beeindruckt und unterstützte ihn nach Kräften bei der Aufarbeitung der geologischen Fachliteratur.

Da Wegener sich stets der Solidität seiner Theorie sicher war, nahm er selbst die teilweise sehr unsachliche Kritik mit derselben erstaunlichen Gelassenheit hin, die ihn auch auf seinen Grönlandexpeditionen ausgezeichnet hatte. Außerdem durchschaute er die Motive seiner Kritiker:

    „Die Leute, die so recht darauf pochen, auf dem Boden der Tatsachen zu stehen und mit Hypothesen durchaus nichts zu tun haben wollen, sitzen doch allemal selbst mit einer falschen Hypothese drin [...]. Hätten sie die Verschiebungstheorie schon auf der Schule gelernt, so würden sie sie mit demselben Unverstand in allen, auch den unrichtigen Einzelheiten, ihr ganzes Leben hindurch vertreten, wie jetzt das Absinken von Kontinenten.“

Späte Rehabilitation [Bearbeiten]
Alfred Wegener auf einer DDR-Briefmarke

Tatkräftige Unterstützung erfuhr Wegener nur von dem südafrikanischen Geologen Alexander Du Toit, der sich intensiv mit der Vereisungsgeschichte der Südkontinente befasst hatte, und der bei einem fünfmonatigen Aufenthalt in Südamerika zahlreiche Pflanzen- und Tierfossilien entdeckt hatte, die er aus Südafrika kannte. In seinem 1937 erschienenen Buch Our Wandering Continents (Unsere wandernden Kontinente), das er Wegener widmete, wich er jedoch von der ursprünglichen Theorie ab und postulierte zwei Urkontinente, den Südkontinent Gondwanaland und den Nordkontinent Laurasia.

Der irische Physiker und Geologe John Joly und der schottische Geologe Arthur Holmes befassten sich mit den Kräften, die die Kontinentalverschiebung bewirken konnten, und verbesserten, unter Einbeziehung älterer Arbeiten der Österreicher Otto Ampferer und Robert Schwinner, das Modell der Konvektionsströmungen.

Weitere Untersuchungen nach dem Zweiten Weltkrieg, wie die seismische Messung der Mächtigkeit von Meeresbodensedimenten durch den amerikanischen Geophysiker Maurice Ewing, bestätigten Wegeners Annahmen über das junge Alter der Ozeanböden.

Der britische Geophysiker Edward C. Bullard fand zusammen mit seinem amerikanischen Kollegen Arthur Maxwell heraus, dass der Wärmefluss in der ozeanischen Kruste (und besonders an den Mittelozeanischen Rücken) deutlich höher war als in kontinentaler Kruste, so wie Wegener es vorausgesagt hatte.

Nach den Erkenntnissen des amerikanischen Geophysikers Hugo Benioff über die Natur der Tiefseerinnen am Rand des Pazifiks und den paläomagnetischen Messungen der britischen Wissenschaftler Patrick Blackett und Keith Runcorn, deren Rekonstruktionen der Lage des Nordpols im Lauf der Erdgeschichte nur Sinn ergab, wenn Europa und Nordamerika einstmals zusammen lagen und dann auseinander gedriftet waren, begann der amerikanische Geologe Harry Hess alle diese einzelnen Puzzlesteine zusammenzusetzen. Die von Forschungsschiffen Anfang der 1960er Jahre entdeckten Zonen der Ozeanbodenspreizung, an denen neue ozeanische Kruste zwischen den auseinanderdriftenden Kontinenten gebildet wird, lieferten einen weiteren Hinweis zum Verständnis der tektonischen Vorgänge. Seit den 1970er Jahren ist die aus diesen Untersuchungen hervorgegangene Plattentektonik in Wissenschaftskreisen allgemein anerkannt.

Der schon von Wegener geforderte direkte Nachweis der Kontinentalverschiebung konnte mittlerweile durch satellitengeodätische Messungen erbracht werden.
Sonstiges [Bearbeiten]

Der Ehe mit Else Köppen entstammten drei Töchter: Hilde (* 1914; † 1936) und Sophie Käte (* 1918) kamen in Marburg zu Welt, Hanna Charlotte (Lotte, * 1920; † 1989) in Hamburg. Lotte heiratete 1938 den bekannten Bergsteiger Heinrich Harrer, von dem sie nach einigen Jahren geschieden worden ist. Käte ehelichte 1939 den Gauleiter der Steiermark, Siegfried Uiberreither.

Für die Teilnehmer an seinen letzten Grönlandexpeditionen entwarf Wegener Spezialkleidung nach dem Vorbild des grönländischen Anoraks. Das Modell wurde später im Wesentlichen von der europäischen Wintersportmode übernommen.
AWI Bremerhaven

In Anerkennung von Wegeners wissenschaftlicher Bedeutung wurden das 1980 gegründete Alfred Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven und die GeoUnion Alfred-Wegener-Stiftung, der Dachverband der geowissenschaftlichen Vereinigungen und Großforschungseinrichtungen in Deutschland, nach ihm benannt, ebenso der Asteroid (29227) Wegener, der Mondkrater Wegener, ein Marskrater, das Alfred-Wegener-Gymnasium in Neuruppin und die Alfred-Wegener-Schule in Kirchhain (bei Marburg). Bereits 1985 wurde in Berlin-Zehlendorf eine Oberschule nach Alfred Wegener benannt.[5] Ihm zu Ehren wird die Alfred Wegener Medal der European Geosciences Union verliehen.

Bereits 1934 erwähnte der Schriftsteller H. P. Lovecraft im siebenten Kapitel seiner Horror-Erzählung Berge des Wahnsinns Wegeners damals noch allgemein abgelehnte und wenig bekannte Drifthypothese: Later maps [of the Old Ones], which display the land mass as cracking and drifting, and sending certain detached parts northward, uphold in a striking way the theories of continental drift lately advanced by Taylor, Wegener and Joly.[6]

Im Jahre 1935, zum 5. Todestag von Wegener, organisierte der Kameramann Walter Riml eine eigene Expedition nach Grönland. Er wiederholte die gesamte Wegener-Expedition von 1930 und nahm diese filmisch auf. In Zusammenschnitten von noch vorhandenem Negativmaterial der letzten Wegener Grönlandfahrt entstand der Film Das große Eis - Alfred Wegeners letzte Fahrt.[7]

2011 veröffentlichte der Schriftsteller Jo Lendle den Roman "Alles Land"[8], der Alfred Wegeners Leben literarisch nacherzählt

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