Samstag, 4. September 2010

Azoren Reise Travel Natur SelMcKenzie Selzer-McKenzie

Azoren Reise Travel Natur SelMcKenzie Selzer-McKenzie
Ein Reisebericht von D.Selzer-McKenzie
Video
http://www.youtube.com/watch?v=dgX9K0_su6w

Nur zum Baden sind die Inseln viel zu schade. Sie haben mehr zu bieten: bizarre Vulkankegel, gewaltige Kraterkessel, schwarze Lava und heiße Quellen zum Beispiel.
Dazu Wasserfälle, sattgrüne Weiden, subtropische Pflanzen, Hortensien und den Atlantik.

 Die Wasseroberfläche sieht aus, als ob sie kocht. Unzählige Rückenflossen tauchen plötzlich auf. Nachdem wir eine Stunde vom Hafen in Ponta Delgada auf der größten Azoreninsel Säo Miguel mit dem Boot ins offene Meer getuckert sind, befinden wir uns mittendrin im Geschehen. Eine Familie von etwa 60 Delfinen umringt das „Whale watching"- Boot. Delfine springen aus dem Wasser, manchmal in Zweier- oder Dreierformationen — eine perfekte Show in freier Natur. Auf dem Rückweg, kurz vor dem Hafen, werden wir von einer großen Schule von Tümmlern umrundet. Lauter Flipper, wie wir sie aus der Fernsehserie kennen. Ihre Gesichter sehen aus, als ob sie lachen. Einen Pottwal haben wir nicht ge¬sehen, aber was macht das schon. Bis etwa 1986 wurden die Wale gejagt, heute wird nur noch mit Kameras auf sie geschossen.
Intensiver Geruch
Mit Eduardo Silva, dem Guide, fahren wir ins In-selinnere und besichtigen eine Teeplantage. Der Tee kam im 19. Jahrhundert aus der portugiesischen Kolonie Macao auf die Azoren. Intensiver frischer
Geruch steigt uns in die Nase. Die Teeblätter werden mit traditionellen alten Maschinen gerollt. Dadurch verliert der Tee den bitteren Geschmack. Anschlie-ßend wird er gepresst, getrocknet, sortiert und dann von Frauen handverlesen.
Wir trinken eine Tasse grünen Tee, und weiter geht es zum vulkanisch gekochten Mittagessen in das Tal von Furnas. Schwefelgeruch schwängert die Luft, Dampf steigt aus Erdlöchern und heißes Wasser blubbert aus der Erde. Unter den aufgeschichteten Hügeln, die wie Ameisenhaufen aussehen, stehen Töpfe, bedeckt mit Lavasand. Sie wurden morgens um halb sechs mit verschiedenen Fleischsorten, Wurst und Gemüse gefüllt. Dann übernimmt der Vulkan das Kochen. Mittags werden die Töpfe vom Restaurant Terra Nostra abgeholt, und wir genießen dort den Cozido, den Vulkaneintopf.
Vom Restaurant sind es nur ein paar Schritte bis zu den heißen Quellen im Terra Nostra Park. Einladend sieht das rotbraune schwefelhaltige Wasser nicht ge-rade aus in dem Becken, groß wie ein Schwimmbad. Aber die wohlige Temperatur von 36 bis 40 Grad überzeugt. Wir lümmeln im Wasser und genießen den Ausblick auf die mit Kamelienblüten übersäten
Büsche und Farne, groß wie Bäume. Im Zentrum des Städtchens Furnas brodelt die Erdoberfläche. Sogenannte Fumarolen blubbern etwa 90 Grad hei¬ßes Wasser aus dem Boden. Dann geht es zum viel fotografierten Highlight, dem Lagoa do Fogo. Der Feuersee ist ein hellgrüner Kratersee. Doch leider ver¬schleiern Wolken den Blick auf das Naturschauspiel. Der See steht unter Naturschutz und ist ein Vogel¬schutzgebiet. Abends bestellen wir Schwertfisch im Fischrestaurant Borda da Ägua in Rosärio Lagoa. Frischer kann man Fisch kaum essen.
Das Wetter wechselt schnell
Nieselregen erwartet uns am nächsten Tag. So ist das Wetter hier auf den Azoren. Es wechselt sehr schnell. Irgendwo auf den Inseln scheint immer die Sonne und irgendwo gibt es tiefliegende Wolken. Es ist also kein Wunder, dass die Azoren so grün sind. Hier wird ürigens auch das Wetter für Deutschland gemacht, das wir aus dem Wetterbericht als Azorenhoch kennen. Wir wandern in Sete Cidacles an dicken Mooswänden entlang. Das kräftige Pink und das Rot der Azaleen bereichern das Grün.

Die Stadt Madalena auf der Insel Pico hat einen kleinen Fischerei- und Fährhafen. Mit Bussen sind von Auf der Insel Säo Miguel macht das Baden das gan
hier aus Nord- wie Südküste zu erreichen. Im Hintergrund der mächtige Berg, der der Insel den Namen gab. ze Jahr Spaß. Heiße Quellen erwärmen das Wasser.
Standortwechsel — die Fähre bringt uns nach Faial. Die Atlantiküberquerer, die im Hafen von Horta Zwi-schenstation machen, verleihen der Stadt ein Wel-tenbummler-Flair. Im „Caf6 Peter Sport" herrscht reges Treiben, braun gebrannte Segler aus aller Welt sitzen neben Touristen und Einheimischen. Das Caf6 ist eine Institution. Hier muss man einfach hingehen. Im Caf6 hängt die Jobbörse: Mannschaf¬ten oder Mitfahrer werden gesucht oder angeboten. Bei Josd Henrique, dem heutigen Besitzer des Caf6s, gibt es Nachrichten für Segler, die an der Bar ste¬cken, und Post. Seine Post besteht nur aus einer einzigen Schublade.
Der englische Kapitän
Angefangen hat alles 1918 mit dem Großvater Henrique Azevedo. Damals im Caf6 trafen sich Walfänger,' Seeleute, Arbeiter der internationalen Telegrafengesellschaften, Piloten, die den Atlantik überquerten, und Geheimagenten. Sein Sohn Jos6, der das Caf6 übernahm, wurde von einem engli-schen Kapitän „Peter" genannt, weil er dessen Sohn so ähnlich sah. Der Name blieb, auch der Enkel, der heutige Besitzer, wird Peter gerufen. Heute ist die holzverkleidete Bar, in der Wimpel und Flaggen dicht beieinanderhängen, ein Treffpunkt internatio¬naler Segler. Die Kaimauer schaut aus wie ein Fleckerlteppich, denn die Segler verewigen sich dort mit einem gemalten Bild, das Glück bringen soll für die Weiterfahrt.
Der geschützte kreisrunde Sandstrand von Porto Pim lockt, aber uns zieht es wieder in die Berge. Üp¬pige Hortensienhecken wachsen am Weg auf Faial, so viel wie auf keiner anderen Insel. Wir versuchen unser Glück im Vulkangebiet von Capelinhos. Schon von Weitem ist der Leuchtturm auf einem der nackten kargen Hügel zu sehen, die 1957 bis 1958

vom Vulkan Capelinhos ausgespuckt worden sind. Nebelschwaden ziehen über die trostlose Mond-landschaft. Wir gehen ein Stück zum Leuchtturm. Bis zur zweiten Fensterreihe steht das Gebäude in Vulkanasche. Um die einmalige Szenerie nicht zu stören, hat man das moderne Museum unterirdisch gebaut. Wir lassen uns mit einem 3D-Film auf Bildschirmen, Fotos und an Modellen über die Entstehung der Azoren informieren. Und weiter geht es nach Säo Jorge, der Wanderinsel.
Dicke Wolken und Nieselregen schlucken die Land-schaft. Luis, portugiesisch „Luisch" ausgesprochen, ist der Guide. Nach einem Anstieg im dicken Nebel und Nieselregen erreichen wir einen schmalen Pfad, der in Serpentinen steil abwärts führt. Wir haben Glück, die Wolken lösen sich langsam auf und über¬lassen der Sonne den Vortritt. Baumheide, Wachol¬der und Lorbeer überziehen die Hänge um uns he¬rum im größten Tal der Insel in der Caldeira da Clima. Die Baumheide, bei uns Erika genannt,
wird hier bis zu sechs Meter hoch. Das Rauschen der Meeresbrandung kündigt die Fajä da Caldeira de Santo Cristo
an. Eine Fajä ist ein flaches fruchtbares Stück Land am Meer, begrenzt durch die Steilhänge der Vulkan
berge. Ein paar Häuschen, eine

Kirche, ein Restaurant und ein See, den das Meer in die schwarzen Lavasteine geformt hat, machen den ganzen Ort aus, in dem nur zwölf Menschen woh-nen. In der kleinen Kirche steht ein Fernseher auf dem Altar, um Andachten zu übertragen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.