Graureiher Reiher Tiere Animals Natur SelMcKenzie Selzer-McKenzie
Graureiher Reiher Tiere Animals Natur SelMcKenzie Selzer-McKenzie
Author D.Selzer-McKenzie
Video
http://www.youtube.com/watch?v=V3HBuk2ocRk
Der Graureiher (Ardea cinerea), umgangssprachlich auch Fischreiher, ist eine Vogelart aus der Ordnung der Schreitvögel (Ciconiiformes). Er ist in Eurasien und Afrika weit verbreitet und häufig. Weltweit werden vier Unterarten unterschieden. In Mitteleuropa ist er mit der Nominatform Ardea cinera cinera vertreten.
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Aussehen
Der Graureiher erreicht eine Körperlänge von 90 bis 98 Zentimeter und wiegt zwischen 1.020 und 2073 Gramm.[1] Die Flügelspannweite beträgt zwischen 175 und 195 Zentimeter. Ein auffälliger Geschlechtsdimorphismus besteht nicht. Die Männchen sind im Durchschnitt allerdings etwas größer. Er gleicht mit diesem Aussehen sehr dem nordamerikanischem Kanadareiher, der dort eine ähnliche ökologische Nische wie der europäische Graureiher besetzt.
Das Gefieder des Graureihers ist auf Stirn und Oberkopf weiß, am Hals grauweiß und auf dem Rücken aschgrau mit weißen Bändern. Er hat schwarze Augenstreifen sowie drei lange schwarze Schopffedern, die einen Federbusch bilden, eine dreifache schwarze Fleckenreihe am Vorderhals sowie schwarze Schwingen. Der lange Schnabel ist gelblich und geht auf dem Schnabelfirst ins bräunlich über. Die Wachshaut ist gelb und wird Richtung Auge grünlich. Einzelne Individuen können von diesem Graureiher-typischen Gefieder jedoch deutlich abweichen und ein anderes Verteilungsmuster aufweisen. Die drei langen Vorderzehen sind am Stelzenbein weit auseinander gespreizt und verhindern das Einsinken in den weichen Untergrund. Der Schnabeltyp ist der Pinzettenschnabel.
Der Graureiher besitzt nur eine sehr verkümmerte Bürzeldrüse, weshalb er Puderfedern an seiner Brust und in den Leisten besitzt, an denen er gelegentlich seinen Kopf reibt und sie damit zerbröselt. Diese sind sehr fetthaltig, weshalb er das entstandene Pulver über seinen Körper verteilt um sich vor Nässe zu schützen. Die Puderdunen wachsen ständig nach und fallen auch nicht während der Mauser aus.
Der Abflug wird oft mit einigen Sprüngen eingeleitet. Graureiher fliegen mit langsamen Flügelschlägen und bis auf die Schultern zurückgezogenem Kopf und einem s-förmig gekrümmtem Hals. Nur während des Abflugs und bei der Landung ist der Hals vorgestreckt. Während des Fluges ist regelmäßig ein lautes, raues chräik zu hören. Beim schnellen Gehen ist eine balanciende Halsbewegung zu beobachten. Während der Nahrungssuche schreiten sie in der Regel langsam mit vorgestrecktem Hals.
Verbreitung
Verbreitungskarte
Der Graureiher ist in den milderen und südlichen Regionen Europas und Asiens zu finden, außerdem im gesamten südlichen Afrika mit Ausnahme der südlichen Küstennamib. Er fehlt innerhalb diesen großen Verbreitungsgebietes lediglich in den Tundren, Wüsten, Steppen und Hochgebirgen. In Mitteleuropa ist er ein sehr häufiger Brutvogel. Die höchsten Bestandsdichten werden in wasserreichen Tieflandgebieten erreicht. In der Schweiz finden sich die höchsten Brutplätze in Höhenlagen von 900 bis 1.230 Meter, in Deutschland kommt er in Höhenlagen zwischen 800 und 1060 Meter vor.[2]
Je nach Verbreitungsgebiet ist der Graureiher ein Kurzstreckenzieher, Teilzieher oder Standvogel. Die britischen und irischen Brutvögel sind größtenteils Standvögel, für einzelne Vögel ist aber auch eine Überwinterung in Israel beziehungsweise dem Senegal nachgewiesen worden.[3] Die übrigen europäischen Graureiher ziehen im Winterhalbjahr gewöhnlich in süd-südwestlicher Richtung. Ab Polen dominiert eine süd-südöstliche Zugrichtung. Allerdings werden nur die Brutgebiete im Norden Europas sowie die in Höhenlagen vollständig von Graureihern verlassen. Zu den längsten bisher nachgewiesenen Zugstrecken gehört der Zug eines schwedischen Graureihers, der in Sierra Leone wiedergefunden wurde und damit eine Zugstrecke von 5.865 Kilometer zurücklegte.[4] Der Zug in die Überwinterungsquartiere setzt im September ein und sie kehren zu Ende Februar bis Anfang März wieder zurück.
Jungvögel zeigen eine nachbrutzeitliche Streuungswanderung ab September. Sie ziehen in alle Richtungen, wobei eine südwestliche Zugrichtung leicht dominiert. Die Strecken, die sie zurücklegen können mehrere 100 Kilometer betragen.[5]
Lebensraum
Graureiher bei der Nahrungssuche
Graureiher sind Lebensraumgeneralisten, die gleichermaßen an Süßgewässern im Landesinneren, an Flussmündungen sowie in Küstenregionen zu Hause sind. Ihre Ansprüche an ihren Lebensraum sind relativ gering. Sie benötigen eine Nähe zu Gewässern mit Flachwasserzonen, verhältnismäßig große Beute und vier bis fünf Monate, in denen die Gewässer nicht zufrieren. Entsprechend findet man sie an Seeufern, Flüssen, Überschwemmungszonen, Schilfgürtel, Sümpfen, Teichen, Stränden, Mangroven und Salzmarschen. Weideflächen, die sich in einiger Entfernung vom nächsten Gewässer befinden, werden gleichfalls genutzt. Solche Habitate findet der Reiher in der Regel im Flachland. Er zeigt aber auch eine für Reiher ungewöhnliche Höhenverbreitung. So kommt er in Armenien bis in Höhenlagen von 2.000 Meter über NN vor und im Nordwesten Indiens findet man ihn noch in Höhenlagen von 4.000 Metern.[6] Er nutzt sehr häufig Gewässer, die vom Menschen geschaffen wurden. Dazu zählen Staugewässer, Reisfelder und Fischteiche. Als Ruhe- und Nistbäume nutzt er hohe Bäume, die möglichst weitgehend frei von Störungen sind.
In jüngster Zeit dringt er immer mehr in städtische Gebiete vor, wo er sogar oft in den Innenstädten beobachtet werden kann. Er bildet auch gemeinsame Gruppen mit Seidenreihern, wie zum Beispiel in der Poebene in Norditalien.
Bestand
Reiherkolonie im Duvenstedter Brook (Hamburg)
Aktueller Bestand
Der Graureiher ist in Eurasien die am weitesten verbreitete Reiherart. In Europa betrug die Brutpopulation zu Beginn des 21. Jahrhunderts zwischen 210.000 und 290.000 Brutpaare.[7] Von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen ist der Bestand des Graureihers im 20. Jahrhundert angestiegen. Er hat außerdem sein Verbreitungsgebiet in Europa vergrößert. Zur Bestandeszunahme hat in vielen europäischen Ländern ein Nachlassen der Jagd auf die Art beigetragen. So stieg in Frankreich die Anzahl der Brutpaare zwischen 1974 und 1994 von 4.500 auf 27.000, nachdem die Art dort unter Schutz gestellt wurde.[8] Ähnliches gilt auch für Deutschland, wo es insbesondere in Norddeutschland große Kolonien mit mehr als hundert Brutpaaren gibt. Die deutschen Brutpopulation wurde gegen Ende des 20. Jahrhunderts auf 24.000 bis 27.500 Brutpaare geschätzt.[9] Die größte europäische Kolonie mit 1.000 bis 1.900 Brutpaaren findet sich in der Bretagne.[10]
In Westafrika ist die Anzahl der Brutpaare sehr gering und beträgt außerhalb von Mauretanien möglicherweise weniger als 500 Paare. Deutlich größer ist die mauritanische Population, die isoliert an der Küste brütet. Die Anzahl der Brutpaare betrug im Jahr 1997 4.188 Brutpaare.[8] In Ostafrika ist der Graureiher dagegen eine weitverbreitete Art. Allein in Tansania gibt es über 15.000 Exemplare.[8] Auch im südlichen Afrika nehmen die Bestände zu, da die Spezies hier vor allem von den Staugewässern profitiert.
Graureiher beim Nestbau
Bestandsentwicklung in Mitteleuropa
Einige der großen mitteleuropäischen Brutkolonien des Graureihers zeigten schon im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts Bestandrückgänge. Der Bestand ging bis 1940 kontinuierlich zurück, wenn auch einige Länder wie die Schweiz ihn bereits frühzeitig unter Schutz stellten. Die kriegsbedingte Einstellung der Jagd führte in der ersten Hälfte der 1940er Jahren zu einer kurzfristigen Bestandserholung. Danach gingen bis zum Ende der 1960er Jahre die Populationen drastisch zurück. Viele Kolonien wurden aufgegeben und gleichzeitig war eine Verkleinerung des Verbreitungsareals zu beobachten. Erst durch die Einschränkung beziehungsweise dem Verbot der Verfolgung kam es ab den 1970er Jahren zu einer Bestandszunahme. Unterstützt durch günstige Klimaverhältnisse nimmt der Bestand bis heute gebietsweise zu, was zu einer Arealausweitung und Gründung neuer Kolonien geführt hat. Unterbrochen wird die Zunahme nur durch Kältewinter. Mittlerweile zeigt sich in einigen Gebieten, dass die Kapazitätsgrenze erreicht ist.[11]
Lebensweise
Nahrungssuche
Graureiher frisst eine Wasserratte im Ganzen
Der Graureiher sucht seine Nahrung in der Regel alleine. Nur da, wo ein überreiches Nahrungsvorkommen besteht, sieht man sie in lockeren, kleinen Schwärmen und gelegentlich auch mit anderen Arten vergesellschaftet. Fressen sie einzelgängerisch, dann sind sie in der Lage, ihr Nahrungsterritorium energisch zu verteidigen. Bei solchen innerartlichen Aggressionen kommt es gelegentlich sogar zu Tötungen eines konkurrierenden Reihers.[6] Das Aggressionsniveau variiert in Abhängigkeit der Jahreszeit und ist dann am höchsten, wenn Graureiher Jungvögel großziehen. Die präferierten Nahrungsgründe können sich in unmittelbarer Nähe zum Nistplatz befinden, liegen aber gelegentlich in beträchtlicher Entfernung von diesem.
Ruhig wie eine Rohrdommel stakst der Graureiher mit gesenktem Kopf und gekrümmtem Hals langbeinig durch das seichte Wasser. Er sticht blitzschnell nach kleineren Fischen, Fröschen, Molchen, Schlangen und Wasserinsekten. Er frisst auch Wasserratten, die er – wie auch die anderen Nahrungstiere – im Ganzen verschlingt. Auf Wiesen wartet er stocksteif stehend auf Feldmäuse und verzehrt gelegentlich auch Eier und Jungvögel. Typisch für solche Ansitzjagden ist zunächst ein langsames Vorbeugen und dann ein schnelles Zustoßen. Zur Fischjagd kann er auf dem Wasser landen, ein bis drei Sekunden schwimmen und dann wieder auffliegen. Die bevorzugte Methode ist jedoch, einige Meter vom Wasser entfernt zu landen und dann langsam ins Wasser zu schreiten.
Brutverhalten
Graureiher erreichen ihre Geschlechtsreife in der Regel erst im zweiten Lebensjahr. Sie sind monogam, nur sehr selten ist Bigamie beziehungsweise Polygynie zu beobachten.
Das Nest ist ein großer, nicht sehr stabiler Bau aus Reisig in Baumwipfeln. In Mitteleuropa werden die Nester gewöhnlich hoch auf Laub- oder Nadelbäumen errichtet. Nistplätze im Schilf sind dagegen sehr selten. Beide Elternvögel sind am Nestbau beteiligt. Meist trägt das Männchen das Nistmaterial ein. Alte Nester werden sehr häufig wiederbesetzt. Die unvollendet wirkende Bauweise des Nestes wird darauf zurückgeführt, dass der Reiher vor noch nicht allzu langer Zeit nur am Boden brütete. Als Beleg dafür wird angeführt, dass man beispielsweise in Holland Reiherkolonien in großen Schilfbeständen findet.
Das Gelege besteht aus vier bis fünf Eiern, der Legeabstand beträgt in der Regel zwei Tage. Die Eier sind stumpfoval, hell blaugrün und ohne Glanz. Die Brutdauer beträgt zwischen 25 und 26 Tagen. Die Jungvögel schlüpfen asynchron. An der Fütterung der Nestlinge sind beide Eltern beteiligt. Bis zum 14. Lebenstag werden die Nestlinge gehudert, erst ab dem 20. Tag werden die Jungvögel alleine gelassen. Mit etwa 30 Tagen sind sie inder Lage auf dem Brutbaum auf andere Äste zu klettern und mit etwa 50 Tagen sind sie flügfähig. Sie kehren jedoch meist noch zehn bis zwanzig Tage zum Nest zurück.[12]
Die Sterblichkeit der Jungreiher ist während der Nestzeit sehr groß. Es wird geschätzt, dass in den ersten sechs Monaten 70% der Jungtiere sterben. Der älteste nachgewiesene beringte Graureiher erreichte ein Lebensalter von 35 Jahren und einem Monat.[13]
Sozialverhalten
Reiherkolonien sind sehr lebhaft. Zwischen den Vögeln einer Kolonie herrscht ständiger Streit, da sich die Vögel untereinander das Nistmaterial streitig machen. Gemeinsam wehren die Vögel auch die Krähen ab, die sich für die unbewachten Eier interessieren.
Bejagung und Schadensabwehr
Der Graureiher ist Wild im Sinne des Bundesjagdgesetzes. Eine Jagdzeit ist aber nur in Bayern festgesetzt (16. September – 31. Oktober), die Jagd ist auf einen Umkreis von 200 Meter um künstlich angelegte Fischteiche beschränkt. In den anderen Bundesländern ist der Graureiher ganzjährig geschont, das heißt für einen Abschuss ist eine Einzelerlaubnis der Unteren Jagdbehörde erforderlich.
An kleineren Teichen hat sich aber die Überspannung mit Netzen bewährt. An größeren Teichen können Graureiher mit am unmittelbaren Uferrand gespannten Drähten abgehalten werden (verhindert das Schreiten vom Ufer ins Gewässer).
Vogelscheuchen werden meist schnell als harmlos erkannt und bieten daher nur kurzzeitigen Schutz.
An natürlichen Gewässern sind meist keine erheblichen fischereiwirtschaftlichen Schäden zu beobachten, da der Reiher nur im Flachwasser seine Nahrung sucht und dort meist nur wirtschaftlich unbedeutende Fischarten erbeutet.
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