Samstag, 4. September 2010

Cotswolds England Natur Reise Travel SelMcKenzie Selzer-McKenzie

Cotswolds England Natur Reise Travel SelMcKenzie Selzer-McKenzie
Ein Reisebericht von D.Selzer-McKenzie
Video
http://www.youtube.com/watch?v=lcVHlte0P1E

Die Cotswolds sind das Herz Englands. Mehr noch: Sie sind ein Bild der englischen Seele, sagt man. Mit herrlichen Vorgärten, urigen Steinhäusern und einer idyllischen Hügellandschaft.

 Ich hatte mir eine Pause verdient. Und der silbrig glänzende Stamm einer toten Eiche bot Gelegen-heit, mich anzulehnen. Am Hügel auf der anderen Seite des sanft geschwungenen Tals lagen Häuser und Kirche des Ortes Snowshill. Er ist das Ziel mei-ner Pubwanderung, die vor drei Stunden in Stanton begonnen hatte und nach wenigen Metern zu Ende sein wird. Im Snowshill Arms.
Pubwandern hatte mir die Dame in der Touristen-information Broadways empfohlen, als, ich sie frag-te, was man denn hier in den Cotswolds so machen könne. So nennt man die Landschaft, die sich zwi¬schen den Eckpunkten Bath, Oxford und Stratford¬upon-Avon befindet. Sie sagte auch, dass ich die Lavendelfarm von Snowshill besuchen könne. Sie markierte mir den Broadway Tower auf der Karte und die Orte Stanway und Stanton.
Ich hab' mir Broadway angeschaut, die ockergel-ben Häuser mit ihren klobigen Einrahmungen der länglichen Fenster. Ich bezweifelte, ob noch viele Besitzer von sich aus ihre Häuser mit Riedgras bedecken. Sei's drum! Idyllisch wirkt es allemal. Sogar so, dass ich manchmal versucht bin, mit dem Finger dagegenzustoßen, um zu sehen, ob sie auch alle echt sind oder nur Kulisse für einen Film. „Der Doktor und das liebe Vieh" etwa.
Die Cotswolds gehören zu einer der Regionen

Englands, die als „outstanding beauty" klassifiziert wurden. In Vorgärten wuchern Rittersporn und Pfingstrosen, an den Hauswänden aus unverputzen Quadern der lokalen Steinbrüche ranken Kletter¬rosen. Die Cotswolds sind das Herz Englands, und manche behaupten, es würde ein Bild der engli¬schen Seele zeichnen.
Längst vergangene Zeiten
Im Innenhof des Lygon Arms Hotels sonnen sich die Gäste. Und in den Antiquitätenläden entlang der Hauptstraße, die breit ist, wie es auch der Name des Orts beschreibt, stapeln sich die Gegenstände längst vergangener Zeiten. Wandteppiche und Gemälde mit ländlichen Szen‘Werkzeuge, um die Wolle zu Tüchern zu verarbeiten, deren Erzeugung und Handel den Bewohnern dieser Region Reichtum verschafft hat. Zwar grasen noch immer Herden mit Schafen auf den Feldern, die oft von Steinmauern oder Buschwerk ngesäumt sind. Wie ein Patch¬work sieht das'aus. Aber reich wird man mit Schafzucht heute nicht mehr. Auch wenn man bio¬logisches Lammfleisch erzeugt, das auf einem der vielen Farmermärkte verkauft wird. Im Städtchen Stroud etwa, deren Einwohner von sich behaupten, „organic food" entdeckt zu haben.

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Wenn wir schon beim Essen sind: Man muss seist Vorurteil über Bord werfen, was die englische Küchi, betrifft. Spätestens seit „the Naked Chef", wie Jamr,1 Oliver auch genannt wurde, den Backrohren Englands ganz neu einheizte. Eine vielgereist) Freundin erzählte mir vor ein paar Jahren, dass sij, diesen Koch Olivier entdeckt habe, der eine gan1 neue französische Landküche zubereitet. Als ich ihri Fehlinterpretation aufklärte, schüttelte sie ungläg big den Kopf. Aber trauen Sie ihm! „Naked Chef1 nennt er sich übrigens, weil er die Rezepte so wej, wie möglich von unnötigem Tand befreite und für jedermann nachkochbar machte. In der Folg haben sich viele Gastropubs entwickelt. Wie d MountTop Inn in Stanton. Die Bratwurstschneck die ich hier bekomme, ist mit Fleisch ein Gloucester „Old Spots" gefüllt, einer alten Schwell nerasse. Und geschmolzener Cheddar-Käse, der den Kartoffelbrei beigefügt ist, verhindert, dass dies( durch die Gabel läuft
Von der Terrasse aus hat man einen weiten Blic über die Dächer des Ortes, der eingebettet ist i Hügel und Felder mit grasenden Rindern ur Schafen in umfriedeten Feldern, über die ich wal dem werde, sobald ich mich gestärkt habe. D Junge hinter der Theke erklärte mir, wo d Wanderung beginnt. Und dann, sagte er, solle i‘einfach immer den Schildern folgen. Um Stein¬mauern leichter überwinden zu können, wurden Steighilfen gebaut. Und auch wenn ein Schild einen public footpath mitten durch ein Getreidefeld an¬zeigt, muss man sich keinen Kopf machen. Es han¬delt sich um uralte öffentliche Wegerechte.
Verwunschene Gegend
An den riesigen Laubbäumen kleiner Waldflecken klettert Efeu. Verwunschen beschreiben Autoren die Gegend. Man könnte auch sagen, dass sich Fuchs und Hase hier „Gute Nacht" sagen. Und weil das so ist, haben sich die Londoner Prominenz und der Geldadel hier eingekauft. Unter ihnen Prinz Charles, Kate Winslet, die Harry Potter Autorin J. K. Rowling und Damien Hirst.
Orte wie Chipping Campden, Bibury oder Bourton-on-the-Water klingen wie aus einem Comicstrip. Sie laden ein, entlang der Hauptstraßen zu flanieren, in den Teehäusern zu sitzen und Bauwerke aus alten Zeiten zu bestaunen. Ich denke an Sudeley Castle, an den Broadway Tower und die Kirche des alten Wollmarktes Winchcombe. Als ich durch Stanton lief, fiel mir die Ruhe auf, die keine Stille ist. Der Wind raschelte in den Bäumen, Vögel zwitscherten. Und was sich auf den ersten Eindruck anhörte wie zankende Papageien, entpuppte sich doch als elek¬trische Heckenschere eines der vielen ambitionierten Hobbygärtner. Engländer haben eine Leidenschaft

für ihre Gärten, die an vielen Orten zu bewundern sind. Egal ob groß und aufwendig angelegte wie der Rococo Garden in Painswick oder der kleine Vor-garten in Bibury, vor dem täglich einige Reisebusse japanische Touristen ausspucken, die den betagten Hobbygärtner fotografieren, der sich liebevoll um seine Blumenbeete kümmert.
In der Zwischenzeit träume ich unter den kahlen Ästen meiner laublosen toten Eiche. Immer wieder sieht man diese Baumruinen in der Landschaft ste-hen. Hat meine gerade versucht, mir zu erzählen, dass die Römer gerade durchgezogen sind? „Knapp 2000 Jahre ist das her, alter Freund", denke ich, „als sie hier durchzogen und etwas weiter im Norden den Hadrianswall errichteten, der sie gegen die Völker des Nordens schützen sollte."
Interessant wäre auch zu wissen, was sie gedacht hat, als Snowshill für einige Stunden unter einer Decke aus künstlichem Schnee verschwand. Das war, als eine Szene aus dem Film „Bridget Jones" hier gedreht wurde. Das erzählte mir die Frau, die ich im Snowshill Arms traf und die mir anbot, mich zurück zu meinem Auto nach Stanton zu bringen. Sie habe sich mit einer Freundin hinter dem Busch der Kirche versteckt, sagt sie. Natürlich nicht ohne zu kichern und ein wenig rot zu werden, fügt sie hinzu, dass sie das natürlich nur tat, um Hugh Grant zu sehen. Und sie ergänzte — wahrscheinlich mehr, um abzulenken —, dass der Ort scho
n vorher auf diesen Namen hörte

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