Sonntag, 5. September 2010

Die Alpen Natur Reise Travel SelMcKenzie Selzer-McKenzie

Die Alpen Natur Reise Travel SelMcKenzie Selzer-McKenzie
Author D.Selzer-McKenzie
Video
http://www.youtube.com/watch?v=hubLcHOkA0Y


Die Alpen sind das höchste Gebirge im Inneren Europas. Es erstreckt sich in einem 1.200 Kilometer langen und zwischen 150 und 250 Kilometer [1] breiten Bogen vom Ligurischen Meer bis zum Pannonischen Becken.

Überblick


Die Alpen mit den Grenzen der Staaten
Die gesamte Alpenregion nimmt eine Fläche von etwa 200.000 Quadratkilometern[2] ein. Sie dehnt sich etwa 750 km von West nach Ost und ca. 400 km von Süd nach Nord aus und wird vom Rhônetal, dem Schweizer Mittelland, dem Oberlauf der Donau, der Kleinen ungarischen Tiefebene, der Poebene und dem Golf von Genua umgrenzt.
Der Alpenbogen schließt im Südwesten am Golf von Genua an den Apennin, umfasst die Poebene, verzweigt sich zum Französischen und Schweizer Jura und endet fächerförmig im Osten vor dem westpannonischen Berg- und Hügelland. Im Nordosten an der Donau bei Wien sind die Alpen durch das Wiener Becken von den geologisch verwandten Karpaten getrennt, im Südosten gehen sie in das stark verkarstete Dinarische Gebirge über. Im Norden fallen die Alpen allmählich zum österreichischen und deutschen Alpenvorland ab. Im Süden ist der Abfall zur Poebene steiler. Der Gebirgszug, zu dem die Alpen gehören, erstreckt sich vom afrikanischen Atlas bis nach Südostasien.[3]
Die Gipfelhöhen in den westlichen Gebirgsstöcken liegen meist zwischen 3.000 und 4.300 Metern über dem Meeresspiegel, in den Ostalpen sind die Berge etwas niedriger. Der höchste Gipfel der Alpen ist der Mont Blanc mit 4.810 Metern. 128 Berge der Alpen sind Viertausender, etliche Berge mehr oder weniger vergletschert. Die Alpen sind in zahlreiche Berggruppen und -ketten gegliedert.
Die Alpen bilden im „Herzen Europas“[4] eine wichtige Klima- und Wasserscheide Europas. Sie trennen den zentralen Mittelmeerraum mit dem Etesienklima vom atlantisch beeinflussten nördlichen Mitteleuropa, und stehen am Ostrand unter kontinentalem Einfluss. Auch die Entwässerung folgt diesen Großrichtungen zu Mittelmeer, Nordsee und Schwarzem Meer.
Der Alpenraum umfasst Gebiete der acht Alpenstaaten Frankreich, Monaco, Italien, Schweiz, Liechtenstein, Deutschland, Österreich und Slowenien. Er bildet den Lebensraum von 13 Millionen Menschen und genießt europäische Bedeutung als Erholungsraum.[4] Seit der Frühgeschichte stellen Alpentäler und -pässe auch wichtige transeuropäische Verkehrsverbindungen dar.
Wortherkunft
„Alpen“ ist die Pluralform des Wortes „Alp(e)“, das ursprünglich, in vorrömischer Zeit, wohl einen „(hohen) Berg“, später nur noch eine „Bergweide“ bezeichnete. In dieser Bedeutung ist das Wort Alb(e)/Alp(e) bis heute in alemannischen Dialekten lebendig. Die früher oft angenommene Verbindung mit dem indogermanischen Adjektiv *albhos „weiß“ ist wenig wahrscheinlich.[5]
Als übertragener Name wird „Alpen“ auch als Bezeichnung für andere Gebirge verwendet: Australische Alpen, Neuseeländische Alpen, Apuanische Alpen. „Alpin“ wird auch zum Überbegriff für „gebirgig“ im Allgemeinen, etwa als alpine oder Hochgebirgsstufe, oder synonym zu „Berg-“ im Allgemeinen, wie in alpines Klettern, Ski alpin. „Alpid“ ist der Oberbegriff für eine erdgeschichtliche Gebirgsbildungsphase, und die dabei entstandenen Gebirge, der sich als alpidischer Gebirgsgürtel von Europa bis Ostasien erstreckt.


Silvretta (Panorama)
Gliederung der Alpen


Digitales Geländemodell der Alpen
Versuche zur Gliederung der Alpen wurden seit Jahrhunderten auf verschiedenen Grundlagen unternommen.[6][7][8] Grundlage solcher Gliederungen sind kulturelle und humangeografische Merkmale oder natürliche Bestandteile und Strukturen wie Orografie, Geomorphologie, Geologie, Hydrologie, Klima oder Flora und Fauna. Diese Gliederungssysteme haben zu kleinräumigen Gliederungen geführt, die in ihrer Vielfalt kaum zu überblicken sind und zahlreiche, lokal und regional unterschiedliche Bezeichnungen umfassen, die sich zum Teil überschneiden und widersprechen.
Im Laufe der Zeit haben sich vor allem in Bezug auf die geografische Gliederung des Gesamtgebirges zwei Systeme herausgebildet, die sich nur teilweise miteinander vereinbaren lassen und weiten Raum für grundlegende Missverständnisse offen lassen. Eine wesentliche Gemeinsamkeit beider Systeme ist allerdings die Dreiteilung entlang der gesamten Alpenkette in einen zentralen Teil sowie einen am Bogen äußeren (im Norden und Westen) und inneren Teil (Süden).
2-Teilung der Alpen
In Österreich, Südtirol und Deutschland werden die Alpen in die Haupteinheiten West- und Ostalpen unterteilt. Diese Gliederung greift die geologischen und die davon abgeleiteten geomorphologischen Unterschiede auf, die sich im Übergang von der Schweiz zu Österreich etwa an der Linie Rheintal – Comer See vor allem in Bezug auf die nördliche Hälfte der Alpenkette ergeben. Verbreitet ist diese Zweiteilung sowohl im wissenschaftlichen und legislativen Kontext wie auch in der Alpenvereinseinteilung der Ostalpen (Moriggl 1924, Rev. 1984), oder der SOIUSA (Suddivisione Orografica Internazionale Unificata del Sistema Alpino, Marazzi 2005)
3-Teilung der Alpen


Erste italienische und französische Aufteilung der Alpen von 1924


36 Gebiete der Einteilung nach SOIUSA, 2005
In Italien und Frankreich gibt es eine traditionelle einheitliche Dreigliederung der Alpen in West-, Zentral- und Ostalpen, die Partizione delle Alpi (1924), die weniger auf geologischen Kriterien, sondern auf historischer geografischer Übereinkunft beruht.[6] Nach der in Frankreich, Italien[9] und in der Schweiz[10] angewandten geografischen Gliederung beginnen die Westalpen am Mittelmeer und reichen bis zur Linie Aostatal - Mont Blanc, die Zentralalpen liegen zwischen Aostatal / Mont Blanc und Brennerpass und die Ostalpen ziehen vom Brennerpass bis nach Slowenien.
Andere Gliederungen


Blick auf die Karwendel-Hauptkette
Genauso vielfältig zeigen sich die Gliederungen, die auf Klima, Vegetation und Besiedlung der Alpen eingehen. Die groben Grundzüge dafür sind:
• von außen nach innen die Regionen des Alpenvorlandes, die Voralpen und die inneralpinen Regionen
• die mittelgebirgigen Randzonen und die Hochalpen mit Gipfelhöhen über 1500 Meter
• die Höhengürtel der Alpen, also die alpinen Tallagen einschließlich der Hügellandstufe (Planar und Collin, bis etwa 700 m bis 900 m), die Gebirgsstufe bis zur oberen Waldgrenze (1500 m bis 2000 m) und die Hochgebirgsstufe (Alpinstufe bis zur Schneegrenze von 2000 m bis 3100 m und darüber in die Nivalstufe mit den Gletscherregionen).


Großvenediger


Triglav
Gebirgszüge und Gebirgsgruppen
Ostalpen
Die Ostalpen erstrecken sich von der Schweiz, wo mit dem Piz Bernina (4.049 m) der höchste Gipfel steht, durch ganz Österreich von Vorarlberg bis hin zum Burgenland, über die italienischen Alpenprovinzen von der Provinz Sondrio über den Trentino und Südtirol bis in den Friaul, über den gesamten Alpenanteil Sloweniens und Deutschlands sowie über das Staatsgebiet Liechtensteins.
Sie werden durch die großen Längstalfurchen in drei Einheiten zerlegt:
• Die Nordalpen teilen sich in Subalpine Molasse, Flyschzone, Nördliche Kalkalpen, Schieferalpen und Grauwackenzone. Nördlich schließt das bayerische und österreichische Alpenvorland an. Vorherrschend ist hier der Kontrast zwischen den gerundeten Formen der Sandsteine gegen die schroffen Wände der Kalkalpen.
• Die Zentralalpen sind reich an Quellen, Bächen und Karseen, im Westen gibt es mehrere Gletscher. Sie bestehen aus Granit, Gneis und Glimmerschiefer und bilden deshalb weitspannige Berggewölbe mit überwiegend gerundeten Formen.
• In den Südalpen bilden die Südlichen Kalkalpen den Hauptteil, mit schroffen Zinnen, Türmen und Stöcken. Das tief zerschnittene Bozener Porphyrplateau geht im Norden in die kristallinen Sarntaler Alpen über. Im Süden verläuft nur eine schmale Voralpenzone, und bildet mit dem südlichen Alpenvorland den Übergang zur Poebene.
Westalpen


Mont Blanc


Luftaufnahme der Westalpen kurz vor Zürich
Die Westalpen sind der Teil der Alpen, der westlich der Linie Bodensee – Rhein – Splügenpass – Comer See liegt. Sie schließen nördlich des Golfs von Genua an den Apennin an und umfassen in weitem Bogen nach Westen die Po-Ebene.
Folgende Länder haben Anteil an den Westalpen:
• Monaco,
• Frankreich, höchster Berg ist der 4810 m hohe Mont Blanc,
• Italien, höchster Berg ist der Mont Blanc de Courmayeur mit 4748 m, ein Nebengipfel des Mont Blanc[11] und die
• Schweiz, höchster Berg mit 4634 m ist die Dufourspitze im Monte-Rosa-Massiv der Walliser Alpen.
Die Westalpen sind höher als die Ostalpen, ihre zentrale Kette ist kürzer und stark gebogen. Die Westalpen weisen eine ganze Reihe von Viertausendern auf, hier finden sich auch die höchsten Pässe der Alpen, unter ihnen der Col de l'Iseran in Savoyen, mit 2770 m der höchste Alpenpass. Der höchste Berg der Westalpen ist der 4810 m hohe Mont Blanc.
Einheiten der Westalpen
Eine Reihe kristalliner Zentralmassive wird durch im Streichen des Gebirges teils lang anhaltende Täler mehr oder weniger scharf von einer Gneiszone im Süden sowie einer Kalkzone im Westen und Norden


Italienische/Französische Alpengliederung
abgetrennt. Ebenso wie in den Ostalpen lässt sich somit eine grobe Dreigliederung der Westalpen in Nord-Süd respektive Nordwest-Südost-Richtung vornehmen. Nach Westen und Norden bildet eine Kalkzone schroffe Wände und Zinnen gegen das jeweilige Vorland. Die Kette der voneinander isolierten Zentralmassive weist die höchsten Berge der Alpen auf, hier sind weite Berggewölbe und hohe Stöcke von oft bizarrer Form ausgebildet. Aufgrund ihrer Höhe sind viele Massive vergletschert, mit dem Aletschgletscher in den Berner Alpen ist hier der längste Gletscher der Alpen vertreten. Die Gebirge der Gneiszone fallen mit großen Höhenunterschieden zur Po-Ebene ab. Nach Norden fallen die zentralen Westalpen zum Schweizer Mittelland ab, im Westen sinken die provencalischen Ketten unter die jungen Ablagerungen des Rhônetals.
Folgende Großeinheiten der Westalpen lassen sich unterscheiden:
Kalkzone
• Provenzalische Voralpen
• Dauphiné-Alpen
• Savoyer Alpen
• Berner Alpen
• Glarner Alpen
Zentralmassive
• Mercantour
• Pelvoux
• Belledonne
• Grandes Rousses
• Mont Blanc
• Aar- und Gotthardmassiv
Gneiszone
• Seealpen
• Cottische Alpen
• Grajische Alpen
• Walliser Alpen
• Lombardische Alpen

In der Schweiz werden die im Landesgebiet liegenden Alpen auch in Alpennordflanke, westliche und östliche Zentralalpen sowie die im Tessin liegenden Südalpen unterteilt.[10]
Geologie der Alpen
Die Alpen sind ein Deckengebirge mit starken Faltungszonen.[3]
Geologische Großeinheiten
Im Laufe der geologischen Erforschung hat sich eine Einteilung der Alpen in mehrere Großeinheiten eingebürgert, welche sich durch jeweils eigene Gesteinsabfolgen und Herkunftsgebiete auszeichnen. Von Norden nach Süden werden folgende Einheiten unterschieden:
• Das Helvetikum ist vor allem im Westalpenbogen aufgeschlossen. An der Nordgrenze der Ostalpen sind Gesteine des Helvetikums nur in schmalen und begrenzten Vorkommen zu finden.
• Das Penninikum ist in den Westalpen weit verbreitet. In den Ostalpen tritt es nur sehr begrenzt als tektonisches Fenster (z.  B. Unterengadiner oder Engadiner Fenster, Tauernfenster ) und als schmaler Streifen in der Flyschzone nördlich der Nördlichen Kalkalpen zu Tage.
• Das Ostalpin bildet als Unterostalpin Teile der Zentralalpen, als Oberostalpin die Nördlichen Kalkalpen, die Nördliche Grauwackenzone und den Drauzug. Die vorwiegend kristallinen Zentralalpen werden von den Nördlichen Kalkalpen durch die Grauwackenzone und von den Südlichen Kalkalpen durch die Störungslinie der periadriatischen Naht getrennt. Im Gegensatz zu den Westalpen schließen die Ostalpen keine autochthonen Kristallinmassive ein, das Kristallin der Ostalpen ist ortsfremd. In den Westalpen sind an verschiedenen Stellen nur eng begrenzte Reste von ostalpinen Gesteinen aufgeschlossen (Vareser Alpen und als Deckenreste in der Umgebung des Matterhorns).
• Das Südalpin findet sich südlich der Periadriatischen Naht als Bergamasker Alpen, Dolomiten usw. bis zu den dinarischen Decken.

Geologische Skizze der Alpen mit den Bezeichnungen der größeren Untereinheiten.
Die großen Einheiten werden in eine Vielzahl von Untereinheiten gegliedert. Die geologischen Zuordnungen weichen mancherorts von den primär orographischen Gebirgsgruppen ab, da die großen Längstalzüge der Alpen zwar vorrangig den Gesteinsgrenzen oder den tektonischen Bruch- und Verwerfungslinien folgen, aber stellenweise diese Zonen auch durchschneiden.
Entstehung der Alpen
Die geologische Auffaltung[3] der Alpen als mehrstufiger Prozess begann vor etwa 135 Millionen Jahren an der Wende von der Jura- zur Kreidezeit und fand ihren Abschluss vor etwa 30 bis 35 Millionen Jahren im Tertiär. Aus plattentektonischer Sicht gehören die Alpen zu den jungen Deckengebirgen der alpidischen Gebirgsbildung, zu denen auch der Kaukasus und der Himalaya gezählt werden. Die intensive geologische Forschung des vergangenen Jahrhunderts führte zur Vorstellung einer Einengung eines ehemals über 1000 km breiten Ozeans mit Kontinentalrändern, Tiefseebecken und mittelozeanischem Rücken auf die weniger als 100 km Breite der heutigen Alpen.
Plattentektonische Abläufe


Plattentektonische Rekonstruktion vor etwa 230 Mio. Jahre: Der spätere Alpenraum etwas links oberhalb der Mitte
Im Mittelmeerraum kann die Gebirgsbildung auf die stetige Öffnung des Atlantiks zurückgeführt werden. Dadurch wurde der afrikanische Kontinent aus Pangaea herausgebrochen und in einer Drehbewegung gegen Europa gedrückt. Dazwischen befand sich die Adriatische Platte, die von zwei Ozeanarmen, die vom Atlantik bis zur Tethys reichten, umschlossen wurde. Am Südrand der kontinentalen Kruste Europas entstanden die Gesteine des Helvetikums. Südlich davon entstanden das Nord- und Mittelpenninikum im nördlichen der beiden Meeresarme um die Adriatische Platte. Noch weiter südlich davon befand sich die Adriatische Platte mit dem Ost- und Südalpin.
Mit der Öffnung des Nordatlantik im mittleren Dogger nach paläomagnetischen Daten vor etwa 170 Millionen Jahren begann in der Paratethys nördlich der adriatischen Platte die Bildung des Südpenninikums aus ozeanischer Kruste. Zur selben Zeit fanden im Ablagerungsbereich des Ostalpins die ersten gebirgsbildenden Prozesse statt, die schließlich zur Stapelung der oberostalpinen Decken führten. Während der Kreide setzte sich durch die Öffnung des Südatlantiks (vor etwa 125 Millionen Jahren) die Subduktion und Akkretion des Südpenninikums an das Ostalpin in Gang. Der penninische Ozean begann sich durch diese Prozesse wieder zu schließen.
Ab dem Eozän vor etwa 53 Millionen Jahren führte Afrika eine direkt nordgerichtete Bewegung aus und trieb so die adriatische Platte wie einen Sporn in den südlichen Bereich von Europa hinein.[12] Die Kollision und damit die erste große kompressive Gebirgsbildungsphase dauerte nur etwa 5 Millionen Jahren vom Obereozän bis zum Unteroligozän. Dabei wurde das Ost- und Südalpin in der jungalpidischen (pyrenäischen) Faltungsphase auf das Mittelpenninikum überschoben, und Bereiche verdünnter Kruste wurden unterschoben. Mit der weiteren Kollision wurden das Nordpenninikum und schließlich das Helvetikum überfahren, bis die Struktur des alpinen Deckengebäudes im Pliozän vollendet war. Diese Einengung führte mit Überschiebungsweiten von mehreren hundert Kilometern zum heutigen Deckenbau der Alpen. Im Maximum der alpidischen Orogenese wuchs das Gebirge um etwa 5 mm pro Jahr in die Höhe. Sie ist auch heute noch nicht zum Stillstand gekommen, da die Kontinentalplatten sich weiterhin mit etwa 5 cm pro Jahr aufeinander zu bewegen.
Sedimentationsgeschichte


Gebankter Dachsteinkalk des Ramesch, Warscheneckgruppe
Im Paläozoikum entstand durch die Bildung von Pangaea ein gefalteter Sockel aus Graniten, Gneisen und anderen Gesteinsarten; zum Teil wurden diese in den Alpenfaltungen später wieder mit in die gebirgsbildenden Prozesse einbezogen. Seit der Trias brach der Superkontinent auseinander und an den Kontinentalrändern der Adriatischen Platte im Süden und der europäischen Platte im Norden, begann eine marine Sedimentation. In der Untertrias entstanden im Ablagerungsraum der Ostalpen am Nord- und Ostrand der Adriatischen Platte salzführende Schichten (Werfener Schichten), die auf arides Klima schließen lassen. Im weiteren Verlauf der Trias lagerten sich hier die Kalksteine der ostalpinen Decken ab (Alpine Trias), die im Wesentlichen die heutigen Kalkalpen ausmachen. Im Gebiet der späteren helvetischen Decken wurden am Südrand der europäischen Platte in dieser Zeit vor allem Sand- und Tonsteine abgelagert (Germanische Trias).
In der Jura- und Kreidezeit kamen im Raum der Tethys an den Rändern des europäischen Kontinents und der Adriatischen Platte vielfach Kalke und Dolomite zur Ablagerung. In den sich dazwischen bildenden Meeresräumen kam es zur Bildung von tonigen Tiefseesedimenten, die mit untermeerischem Vulkanismus vergesellschaftet waren. Die Sedimentmächtigkeiten aus dieser Zeit sind sehr unterschiedlich und wechselten oft abrupt über kurze Entfernungen. Nach dem Beginn der Subduktion des Mittelpenninikums unter das Ostalpin begann vor dem Akkretionskeil die Bildung von Flysch. Auf dem Rücken des nach Norden wandernden Deckenstapels drang das „Gosaumeer“ in Becken der entstehenden Ostalpen ein und lagerte fossilreiche Mergel und Sandsteine der Gosauschichten (Kreidezeit) ab.


Blick nach Norden auf die schmale Zone der Flyschberge um den Mondsee und das Alpenvorland
Mit dem Einsetzen der Kollision mit dem europäischen Kontinent und der darauf folgenden vollständigen Heraushebung des Gebirgskörpers über den Meeresspiegel unterlagen Teile davon verstärkt der Abtragung. Eine Sedimentation fand nur mehr in den vorgelagerten Randzonen statt. Hier entstanden weiterhin Flyschablagerungen (Kreide – Alttertiär), die im weiteren Verlauf in zunehmenden Maße vom Gebirgskörper überfahren wurden. Nach der Ausbildung eines nur noch schmalen Randmeeres ging die Flyschsedimentation in die Ablagerung der Molasse über, tonig-sandige Sedimente aus dem Alpenkörper, die später vom Flysch randlich überschoben und zum Teil in Faltung mit einbezogen werden.
Zum Hochgebirge wurden die Alpen durch Hebung des gefalteten Gebirgskörpers, die bis in die Gegenwart anhält. Durch den isostatischen Ausgleich in der Kruste hob sich das Gebirge, dessen Erosion ab dem Unter-Oligozän das nördlich gelegenen Molassebecken füllte. Der gebirgsbildende Druck dauert bis heute an, der Wuchs in die Höhe beträgt jedoch nur etwa 1 mm pro Jahr. Horizontale Erdkrustenbewegungen können jedoch regional etwas größer sein, etwa in Bebengebieten.
Die heutige Gebirgsform erhielten die Alpen durch Erosion, vor allem durch die abtragende Tätigkeit der Gletscher während der Eiszeiten.
Ausformung des Gebirges
Das erdgeschichtlich jugendliche Alter der Alpen wird sichtbar an den schroffen Felswänden, den scharfen Graten und an den tiefen und steilen Tälern mit unausgeglichenem Gefälle. Das Wechselspiel von Hebung und Abtragung (durch Gletscher, Flüsse, Frost, Sonne) mit der Lagerung und Widerstandsfähigkeit der Schichten formt bis heute die Alpen. Durch die Modellierung (modellierende Überformung) in der Eiszeit prägten die Gletscher das Bild und schufen neue Oberflächenstrukturen, wie Grate und Kare durch periglaziale Verwitterungen und Glazialerosion; nach Zurückweichen des Eises bildeten sich Seen und Endmoränen.
Gesteinsabhängige Oberflächenformen


Karrenfelder auf der Silberen (Kanton Schwyz)
Die Oberflächenform und andere geomorphologische Gegebenheiten sind von den Gesteinen der jeweiligen Gebirgseinheiten abhängig. Im Kalk entstehen Karsterscheinungen. Wasserundurchlässiger Dolomit ist stark zertalt, mit brüchigen Felsbildungen und Schutthalden aus feinem Grus. In den harten Gneisen und Granitgneisen bildet sich wegen der großen Abstände der Klüftung bei der Verwitterung meist grobes Blockwerk, das ausgedehnte Blockschutthalden bilden kann. Aufgrund der für Granit charakteristischen Wollsackverwitterung sind an vielen Stellen bizarre Felsbildungen zu beobachten.
Die Schichtenfolge der Gesteinseinheiten bedingt das Auftreten weiterer geomorphologischer Erscheinungen. An der Basis der mächtigen Kalkabfolgen wie etwa der der Nördlichen Kalkalpen und der helvetischen Gebirge befinden sich oft Quellhorizonte (Karstquellen) über undurchlässigen Schiefern. Auch Bereiche mit undurchlässigen Glimmerschiefern unter Granit und Gneis mit ihren meist großen, gut wasserdurchlässigen Spalten sind reich an Quellen, Bächen und Karseen. Die in den Nördlichen Kalkalpen vorhandenen Salz- und Gipslager machen sich in der Oberflächengestaltung ähnlich wie bei Kalkgesteinen durch Karstphänomene bemerkbar.
Klima der Alpen


Lauterbrunnental
Die Alpen sind eine der wichtigsten Klimascheiden Europas, und trennen die Atlantische Klimaprovinz, die Pannonische Klimaprovinz und das mediterrane Klima. Generell sind die Alpen aufgrund des starken Reliefs durch ein sehr kleinräumiges Klima und Wettergeschehen ausgezeichnet. Die wichtigsten klimatischen Einflüsse sind Westwinde mit milden, feuchten Luftmassen vom Atlantik, kalte Polarluft von Norden, trockene kontinentale Luftmassen aus Osten (kalt im Winter, heiß im Sommer) und warme mediterrane Luft von Süden, die jeweils typische Staulagen ausbilden.
• Weite Teile der Nordalpen ähneln in ihrem thermischen Jahresgang dem angrenzenden Flachland, mit Ausnahme der Abnahme der mittleren Jahrestemperatur (um 0,50 bis 0,65 °C je 100 m Höhenzunahme). Die Niederschlagsmaxima werden im Sommer erreicht. Die den Westwinden ausgesetzten Randzonen der Alpen erhalten vielfach 2.000 bis 3.000 mm Niederschlag pro Jahr (Mitteleuropäisches Übergangsklima).
• Die südlichen Alpenteile sind vom mediterranen Klima beeinflusst. Dies führt im Vergleich zu Mitteleuropa zu milden Wintern und heißen Sommern und zu einer Verlagerung der Niederschlagsmaxima Richtung Frühjahr und Sommer; mit den charakteristischen, nur bei Starkregenereignissen wasserführenden Trockenflußtälern (Torrentes der Italienischen Tiefebene) und ausgeprägter Schluchtenbildung (Gorges Südfrankreichs, Sočatal mit 2500 m Profil).
• Der Ostrand der Alpen hat sommertrockenes kontinental-pannonisches Weinbauklima, gegen Süden zunehmend wieder feuchter (Illyrische Klimaprovinz)
• Die inneralpinen Täler und Becken (Wallis, Vinschgau, Kärnten) liegen im Regenschatten und sind daher trocken (oft unter 800 mm pro Jahr). Im Winter stellt sich besonders in Beckenlagen (Lungau, Klagenfurter Becken) die Temperaturumkehr ein (Inversionswetterlage): in tiefen Lagen bilden sich durch Windstille Kaltluftseen, so dass es hier kälter ist als in mittleren Höhenlagen.
Ein weiteres Wetterphänomen ist der Föhn, ein warmer Fallwind, primär bei Nordstau als Südföhn, seltener auch in der anderen Richtung als Nordföhn, sowie der Mistral Frankreichs.
Die direkte Sonneneinstrahlung ist aufgrund der geringeren Dichte der Atmosphäre in den Höhenlagen höher, zugleich die diffuse Strahlung geringer. Das erhöht den Unterschied zwischen sonn- und schattseitigen Hängen.
Klimawandel in Verbindung mit den Alpen


Gletscher im Rückzug


Der Große Aletschgletscher 1979 (links), 1991 (Mitte) und 2002 (rechts)
Aufgrund des Klimawandels schmelzen die Gletscher drastisch ab. Klimaschwankungen sind nicht unbekannt, und Gletscher sind ein Klimaarchiv. Gletscher ziehen sich heute schneller zurück, als es früher der Fall war. Laut Messungen verloren die Gletscher seit Beginn der Industrialisierung bis 1980 ein Drittel ihrer Fläche und die Hälfte ihrer Masse. Seit 1980 sind zusätzliche 20 bis 30 Prozent des Eisvolumens abgetaut. Jedoch belegen neueste Untersuchungen, dass das Gletschereis vor Tausenden von Jahren einmal komplett abgeschmolzen sein muss.[13]
Zentrale Aspekte, die mit dem Phänomen Klimawandel in Zusammenhang gebracht werden, sind:
Auftauen des Permafrosts, höhere Niederschlagsmengen
Vordergründig ist zwar die auffallende Gletscherschmelze, die durch Abschmelzen von Gletschern und Schneefeldern Felsen weniger abstützt. Bei der Destabilisierung des Bodens spielen aber zwei andere Punkte eine wesentlichere Rolle. Zum einen kommt es durch erhöhte Niederschlagsneigungen vermehrt zu einem Aufschwimmen von Erdschichten und vermehrt zu Erdrutschen unterhalb der Permafrostgrenze, zum anderen verlagert sich die Permafrostgrenze in höhere Bergregionen. Ehemalige durch den Dauerfrost stabilisierte Gebiete werden nun dem Wechsel von gefrierendem und wiederauftauendem Eis ausgesetzt und dadurch destabilisiert, zum einen weil Eis als Kitt entfällt, zum anderen weil durch die Anomalie des Wassers bei Gefrieren der Fels zertrieben wird.
In Gefahr sind zahlreiche Dörfer durch Felsstürze, Schutt- und Gerölllawinen, aber auch Straßen und Wanderwege. Mit Hilfe von Schutzdämmen können Täler und Infrastruktur geschützt werden.
Rolle für den Wasserhaushalt
Gletscher reduzieren mikroklimatisch durch ihr Reflexionsvermögen die Temperatur. Sie fördern damit den Austritt von Luftfeuchtigkeit durch Schneefall. Für die Wasserbilanz großer Flüsse spielen sie dagegen so gut wie keine Rolle. Gletscher sind zum einen nur Wasserspeicher (es entsteht in ihnen kein Wasser, eher im Gegenteil: sie verdunsten verglichen mit Bächen und Flüssen erhebliche Mengen an Wasser), zum anderen sind die spezifischen Wassermengen (Wasser pro Zeiteinheit) trotz ihrer gewaltigen Größe gering, da die Speicherzeiten ebenso gewaltig sind.
Verlust der Artenvielfalt
Es wird heute davon ausgegangen, dass die Klimaveränderung bewirkt, dass viele Pflanzenarten in höhere Lagen umsiedeln. Da pro 100 m Höhendifferenz ein Temperaturunterschied von 0,6 K besteht und die Temperatur in den Alpen in den letzten hundert Jahren um durchschnittlich 1,5 K zugenommen hat, müsste rein rechnerisch deswegen eine Höhenverlagerung um rund 20 bis 25 m pro Jahrzehnt nachweisbar sein. Nach Untersuchungen im Jahre 1994 liegt diese aber bei rund 4 m pro Jahrzehnt, neuere Untersuchungen von 2005 sprechen dagegen von 28±14 m pro Jahrzehnt.
Unberücksichtigt bleibt bei dieser Rechnung, dass hochalpine Pflanzen sich an eine Vielzahl von Bedingungen angepasst haben, von denen die Temperatur zwar eine offensichtliche, aber nur eine von vielen Bedingungen ist. Ebenso zählen UV-Einstrahlung, Wind, Wassermangel, Bodenbeschaffenheit, Nahrungs- und Lichtkonkurrenten. Insbesondere die Konkurrenzsituation spielt eine große Rolle: Die hochalpinen Pflanzen wachsen in den meisten Fällen nicht deswegen in diesen unwirtlichen Regionen, weil sie mit besseren Bedingungen nicht zurechtkämen, sondern weil Gebiete mit besseren Bedingungen schon von anderen Pflanzen besetzt sind. Solange diese Konkurrenten nicht nachrücken, werden die hochalpinen Gewächse ihre Standorte nicht freiwillig verlassen. Langfristig wird es aber zu einem Nachrücken kommen, dieser Vorgang ist aber zum Teil an sehr langsame Prozesse (z. B. Bodenbildungsprozesse) gebunden, so dass er erst nach Jahrhunderten und teilweise Jahrtausenden abgeschlossen sein wird.
Heute leben deswegen mehr Arten in höheren Lagen, als dies noch vor 100 Jahren der Fall war. Diesem 'Aufrücken' ist aber mit der reinen Gipfelhöhe eine Grenze gesetzt. Im Moment sind aber keine Hinweise gegeben, dass die vorhandenen Pflanzen von den 'Aufrückern' verdrängt werden, da sie als Pioniere bei den starken Erosionen der Berggipfel eine solide ökologische Nische besetzen.
Einige Wissenschaftler schätzen dennoch, dass ein Viertel der 400 endemischen Pflanzenarten vom Aussterben bedroht sind, weil es letztendlich zu einer Verdrängung in den Lebensräumen kommen wird. Die Temperaturproblematik ist allerdings nur eine, Erosion durch Tourismus und Bautätigkeiten eine weitere.
Biogeografie der Alpen
Die Alpen sind ein interzonales Gebirge, sie liegen zwischen dem Zonobiom VI (Winterkalte Gebirge mit laubwerfenden Wäldern) im Norden und dem Zonobiom IV (mediterranes Zonobiom) im Süden. Daher unterscheiden sich die Nord- und Südseite recht stark. Hinzu kommt die stark kontinental geprägte Vegetation der inneralpinen Täler. In den Alpen reicht die colline Höhenstufe bis etwa 400 m, die submontane Stufe von 400 bis 700 m. Neben der Exposition und der Höhenlage spielt auch die Bodenbeschaffenheit eine entscheidende Rolle für die Ausprägung der Vegetation. Hier sind vor allem verschiedene Kalk- und Silikatstandorte zu nennen. Hinzu kommen Faktoren wie die Dauer der Schneebedeckung und die Wasserversorgung.
Flora
→ Hauptartikel: Alpenflora


Glockenblumen und Hahnenfuß


Alpennelke (Dianthus alpinus)


Clusius-Enzian
In den Alpen haben etwa 650 Blütenpflanzenarten ihren Verbreitungsschwerpunkt, insgesamt kommen im Alpenraum rund 4.500 Arten vor.
Die Alpenflora enthält viele arktisch-alpine Elemente, etwa den Steinbrech Saxifraga aizoon. Sie sind Relikte der Eiszeiten, als in Mitteleuropa Tundren herrschten. Es bestehen auch Verbindungen zu den nordasiatischen Gebirgen (beispielsweise Gentiana verna). Die Alpenflora enthält – bedingt durch die Vergletscherung – relativ wenige endemische Arten, lediglich in den eisfrei gebliebenen Südalpen sind Endemiten häufiger.
Auffallend ist in den Alpen der Unterschied in der Artenzusammensetzung zwischen Kalkalpen und den silikatischen Gesteinen. Darauf hat bereits Franz Unger 1836 hingewiesen [14]. Ursache ist neben dem unterschiedlichen Bodenchemismus die Tatsache, dass Kalkböden wärmer und trockener sind. Vielfach sind Gattungen durch nahe verwandte Arten vertreten (ökologische Vikarianz). Als Beispiel seien neben den bereits erwähnten Rhododendren erwähnt (Kalk – Silikat): die Farne Asplenium ruta-muraria und A. septentrionale; die Polsterpflanzen Sedum album und S. annuum; die Polster-Segge (Carex firma) und die Krumm-Segge (C. curvula).
Die Vegetation ist somit abhängig von den jeweils vorherrschenden Gesteinen, die verschiedenen Einheiten tragen eine jeweils typische regionale Vegetation. In den Ostalpen sind die Nordalpen vorwiegend von Fichtenmischwäldern bedeckt; in den Zentralalpen finden sich ausgedehnte Bergmatten, Lärchen- und Fichtenwälder.
Typischerweise mit den Alpen identifizierte Pflanzenarten sind oft Arten mit auffälligen Blüten: allen voran das Edelweiß (Leontopodium alpinum), die Rhododendren und die blauen Enzian-Arten (Gentiana spp.).
Montane Stufe
In der montanen Waldstufe ergibt sich folgende Stufenfolge der dominierenden Baumarten:
• Helvetische Höhenstufenfolge: Im gemäßigt mitteleuropäischen Klima am Nordrand ist die Reihenfolge von unten nach oben: Eiche – Rotbuche – Fichte.
• Penninische Höhenstufenfolge: In den kontinental trockenen Innentälern der Zentralalpen ist die Reihenfolge Kiefer – Fichte – Arve/Lärche. Hier liegt die Waldgrenze 400 bis 600 m höher als am Alpenrand.
• Insubrische Höhenstufenfolge: Am submediterranen Südrand ist die Abfolge immergrüne Stein-Eiche – Kastanie/Flaum-Eiche – Stiel-Eiche – Rotbuche.
Die obere Waldgrenze ist heute weitgehend vom Menschen bestimmt und variiert stark (1.400 bis 2.000 m). Die seit Jahrhunderten bestehende Almwirtschaft hat die Waldgrenze nach unten gedrückt.
Subalpine Stufe


Enzian mit Breithorn (4.164 m)
Die subalpine Stufe (bis etwa 1.900 – 2.200 m) bildet den Übergang (Ökoton) von der Waldstufe zur baumlosen alpinen Stufe. Sie ist durch eine Strauchstufe gekennzeichnet. An trockenen Standorten, wie sie auf Karbonatgestein aber auch auf Silikat-Blockwerk vorherrschen, ist dies die Latschen-Kiefer (Pinus mugo), auf lehmigen Böden, die in Silikatgebieten großflächig auftreten, die Grün-Erle. Beide werden hier bis etwa mannshoch. In Lawinenrinnen steigen beide Arten auch wesentlich tiefer, da sie aufgrund ihrer Biegsamkeit den Schneedruck überstehen. Die hochsubalpine Stufe wird vom Zwergwacholder und den beiden Rhododendren (Almrausch) gebildet: Rhododendron hirsutum (auf Kalk) und Rh. ferrugineum (kalkarme Böden).
Alpine Stufe
Die alpine Stufe (bis etwa 2.500 – 3.000 m) wird durch verschiedene Rasen gebildet, die den Boden noch weitgehend geschlossen bedecken. Bestimmend für die Vegetation ist besonders die „Aperzeit“, also die Zeit ohne Schneebedeckung. Weitere Faktoren sind die Windexponiertheit (besonders die dadurch bedingte Schneefreiheit im Winter), sowie der Gesteinsuntergrund. Bedingt durch diese Faktoren und das unruhige Relief ergibt sich ein sehr kleinräumiges Vegetations-Mosaik .


Nahaufnahme eines Blütenstands des Alpen-Mutterwurz
Die wichtigsten Rasengesellschaften sind in den Kalkalpen auf tiefgründigem Boden der Rostseggenrasen (Caricetum ferrugineae), auf flachgründigerem das Seslerio-Caricetum sempervirentis und auf Kalkfelsen das Caricetum firmae. Auf saurem Gestein ist der Krummseggenrasen (Caricetum curvulae) dominierend, auf überweideten Rasen der Borstgrasweide (Nardetum). Besonders die Kalkrasen zeichnen sich durch ihren Blumenreichtum aus.
Die Auswirkung der Aperzeit ist besonders deutlich in den Schneetälchen. Diese liegen meist am Fuß von Nordhängen der Silikatalpen in der oberen alpinen Stufe. Hier sammelt sich im Winter viel Schnee an, der im Sommer spät bis gar nicht abtaut, wodurch um den Schneerest verschiedene Zonen entstehen. Bei einer Aperzeit von über drei Monaten wächst der normale Krummseggenrasen, mit kürzerer Aperzeit wird die Kraut-Weide häufiger, die bald dominiert und das Salicetum herbaceae bildet. Charakteristische Arten sind Alpen-Mutterwurz und Alpenglöckchen. Bei einer durchschnittlichen Aperzeit von unter zwei Monaten dominieren Moose, vor allem Polytrichum sexangulare.
Im Bereich von Almhütten bilden sich Lägerfluren. Auf den vom Vieh gedüngten und verdichteten – und dadurch feuchten – Stellen wachsen nährstoffliebende Hochstauden.
Charakteristisch ist die Gesellschaft an den Windkanten mit der dominierenden Gamsheide (Loiseleuria procumbens).
Nivale Stufe
Die nivale Stufe befindet sich über der klimatischen Schneegrenze. Pflanzen gedeihen nur dort, wo der Schnee nicht liegenbleibt oder im Sommer frühzeitig schmilzt. Eine Vegetationsdecke ist nur sehr kleinflächig ausgebildet, oft wachsen Pflanzen vereinzelt. Rund 150 Blütenpflanzen-Arten steigen über 3000 m, zudem viele Flechten. Zu den am höchsten steigenden Blütenpflanzen gehört der Gletscher-Hahnenfuß, den Höhenrekord hält jedoch der Steinbrech Saxifraga biflora mit 4450 m am Dom de Mischabel im Wallis.
Die Firnflächen der Gletscher werden unter anderem von Chlamydomonas nivalis, einer Grünalge, besiedelt, die den sogenannten „roten Schnee“ oder Blutschnee verursacht.
Fauna


Alpensteinbock


Alpendohle


Alpensalamander
In den unteren Lagen entspricht die Tierwelt der Alpen der des umgebenden Flachlandes. In den Nadelwäldern finden sich etliche Arten des borealen Nadelwaldes. Sie sind an feucht-kühle Bedingungen gebunden, haben Europa nacheiszeitlich von Osten wiederbesiedelt und kommen heute in Mitteleuropa nur in den Hochlagen vor. Nur an wenigen in den pleistozänen Eiszeiten unvergletschert gebliebenen, räumlich isolierten Refugien konnten einige präglaziale Faunenelemente überdauern, beispielsweise bestimmte Schnecken und Käfer.
Viele charakteristische Alpentiere leben oberhalb der Baumgrenze, im Oreal. Bei einigen Arten ist dies wahrscheinlich als Ausweichen vor dem Menschen zu interpretieren. Viele sind verwandt mit Arten der Tundra und kommen dort ebenfalls vor. Ebenso bestehen enge Beziehungen zu anderen Hochgebirgen. Bei der Hochgebirgsfauna Europas handelt es sich oft um Überbleibsel (Reliktpopulationen) von eiszeitlicher Tierwelt, die postglazial in den tiefer liegenden Landschaften wieder verschwunden ist – ein Vorgang, der als Arealdisjunktion bezeichnet wird. Nach ihrem Ursprung werden arkto-alpine Verbreitungstypen (Herkunft aus Tundren) und boreo-alpine Verbreitungstypen (Herkunft aus der Taiga) unterschieden.
Typische Arten der Säugetiere sind unter anderen Gämse, Alpensteinbock, Murmeltier und Schneemaus, unter den Vögeln sind Alpendohle, Kolkrabe, Ringdrossel, Schneefink, Steinadler, Tannenhäher und Alpenschneehuhn zu nennen. In den slowenischen Alpen und im Naturpark Adamello im Trentino, Italien, gibt es noch heute Braunbären. Seit den 1990er Jahren gibt es durch Zuwanderung aus Slowenien und gezielte Auswilderungen wieder eine kleine Population dieser Raubtiere in den österreichischen Alpen. Die meisten davon leben im Gebiet des Naturparks Ötscher-Tormäuer. Wölfe wurden in den Alpen um 1900 ausgerottet, kehrten jedoch um 1990 von den Apenninen her kommend wieder zurück. Heute leben etwa 100 Wölfe in den italienischen und französischen Westalpen. Der Steinadler ist zwar in der nördlichen Hemisphäre weit verbreitet, in Mitteleuropa ist er jedoch auf die Alpen und Karpaten beschränkt. Mehrere Großtiere wurden vom Menschen ausgerottet, darunter Luchs, Bart- und Gänsegeier, die sich durch Schutzmaßnahmen und Auswilderungsprojekte inzwischen wieder zu etablieren beginnen. Bei einigen Wirbeltieren ist ein saisonbezogener Dimorphismus zu beobachten: Ein dunkles Sommerhaar- oder -federkleid wird im Winter durch eine weiße Tarntracht ersetzt (vergleiche: Schneehase, Alpenschneehuhn). Unter den Amphibien hat der schwarz gefärbte Alpensalamander eine spezielle Anpassung an die alpinen Lebensräume entwickelt. Als einziger mitteleuropäischer Lurch ist der Alpensalamander lebendgebärend. Die Entwicklung der Larven im Uterus des Weibchens dauert je nach Höhenstufe zwei bis drei Jahre. Damit ist die Art unabhängig von Oberflächengewässern, in denen die Larven anderer Amphibienarten ihre Entwicklung vollenden. Der Alpensalamander kommt in Höhen von bis zu 2.800 Metern (Österreich) vor.
Auch die Reptilienarten Waldeidechse und Kreuzotter – beide sind in den Alpen montan bis alpin verbreitet – haben sich mit der Umstellung von Eiablage auf das Lebendgebären an widrige äußere Bedingungen, hier insbesondere niedrige Temperaturen, angepasst. In der Schweiz wird die Aspisviper, eine weitere ovovivipare Schlangenart, bis in Höhen von 3.000 Metern angetroffen.
Unter den typischen Insekten der Alpen fallen beispielsweise „pelzige“ Vertreter der Hummeln auf (Alpenhummel, Bombus alpinus), während unter den Schmetterlingen besonders dunkle Formen zu finden sind, beispielsweise der Eismohrenfalter (Erebia pluto). Allerdings kommen auch helle Arten wie der Helle Alpenbläuling (Plebejus orbitulus) und der Alpenapollo (Parnassius phoebus) noch in Höhenlagen von 3.000 Metern vor. Vermutlich aufgrund des zahlenmäßigen Zurücktretens von Fluginsekten sowie wegen der Windexposition sind dagegen Radnetzspinnen in höheren Regionen offenbar nicht vertreten.
Zu den wenigen Tieren der Nivalzone gehören der behaarte, schwarz gefärbte Gletscherfloh (Isotoma saltans), ein Ur-Insekt aus der Klasse der Springschwänze und der Gletscherflinkläufer (Trechus glacialis), eine Spezies der Laufkäfer.
Politische Gliederung
Die Alpenstaaten
Als Alpenstaaten bezeichnet man die acht Staaten, die die Alpenkonvention unterzeichnet haben. Teilweise wird in der Literatur auch zwischen Alpenstaaten im engeren Sinne und Alpenanrainerstaaten unterschieden, wobei erstere Gruppe dadurch gekennzeichnet ist, dass ein namhafter Anteil ihres Staatsgebiets im Alpenraum liegt.
• Österreich, die Schweiz und Slowenien haben mehr als 40 % Alpenanteil, wobei in Österreich die Hälfte aller Einwohner in den Alpen lebt (knapp ein Drittel aller Alpenbewohner), in Slowenien ein Drittel, und der Schweiz ein Viertel (etwa ein Achtel der Alpenbewohner).
• Der einzige Alpenstaat, der vollständig in den Hochalpen liegt, ist das Fürstentum Liechtenstein. Das Fürstentum Monaco liegt zwar ebenfalls gänzlich in der Großregion der Alpen, verfügt aber über keinerlei nennenswerte Erhebungen. Beide haben durch die geringe Staatsfläche kaum Anteil an Fläche und Bevölkerung des Alpenraums
• Italien und Frankreich haben bedeutende Anteile an den Alpen: Die alpinen Teile Österreichs, Italiens und Frankreichs machen zusammen 77 Prozent der Fläche des Alpenraums aus, und es wohnen die Hälfte der Alpenbevölkerung in Italien und Österreich, und drei Viertel (über 10 Mio.) in diesen drei Staaten – die Alpen bilden aber, im Gegensatz zu Österreich, nur einen kleinen Teil dieser beiden Flächenstaaten (Italien 17 %, Frankreich 7 %)
• Den geringsten Anteil an Fläche und Bevölkerung des Staates (deutlich unter 5 %) haben die alpinen Gebiete Deutschlands.
Daneben erstrecken sich die Alpen im naturräumlich-geologischen Sinne bis über die österreichische Ostgrenze hinaus (Ödenburger Gebirge, Günser Bergland), sodass auch Ungarn mit etwa 20 km² Anteil an den Alpen hat. Zu den Alpenstaaten wird es im allgemeinen nicht gezählt. Dasselbe gilt für Kroatien – in manchen, heute veraltend geltenden Alpengliederungen (Partizione delle Alpi 1926) werden auch Istrien und der Karst zu den Alpen gerechnet.
In den acht Alpenstaaten liegen 6200 Gemeinden in den Alpen, und etwa 100 NUTS3-Regionen.[4]
Daten der Alpenstaaten
Staat Alpenfläche
in km² Alpenfläche
in % Alpen-
bevölkerung
Alpen-
bevölkerung
in % Alpenanteil
am Gesamtstaat:
Fläche Alpenanteil
am Gesamtstaat:
Bevölkerung Reihen-
folge
N/S Reihen-
folge
W/O
Deutschland 11.100(1)
5,8
1.380.000
10,1 %
3
2
2 6
Frankreich 40.800(2)
21
2.450.000
18,0 %
7
4
7 1
Italien 52.000
27
4.100.000
30,1
17
7
5 3
Liechtenstein 160
0,08
35.000
0,2
100
100
4 5
Monaco 2
0,001
17.000
0,1
100
100
8 2
Österreich 54.600
29
4.000.000
29,4
65
50
1 7
Schweiz 24.850
13
1.740.000
12,8
60
23
3 4
Slowenien 6.800
3,5
640.000
4,7
40
32
6 8
Gesamt 190.900∗
100
13.600.000∗∗
100,0 % – – – –
Quelle: EUR.AC/AGRALP[15], berggenuss.de[16]; Bezugsdaten: Werte des Vertragsgebiets der Alpenkonvention, Stand 10. April 2008
Legende:
• Alpenfläche in km²: Fläche des Staates im Raum der Alpen in km²
• Alpenfläche in %: Prozent dieses Flächenanteils an der Gesamtfläche der Alpen∗
• Alpenbevölkerung: Bevölkerungsanzahl des Staates, die in den Alpen leben∗∗
• Alpenbevölkerung in %: Prozent der Bevölkerung an der Gesamtbevölkerung der Alpen∗
• Alpenanteil am Gesamtstaat - Fläche: Prozentanteil des Staatsgebiets, das in den Alpen liegt∗
• Alpenanteil am Gesamtstaat - Bevölkerung: Prozentanteil der Staatsbevölkerung, die in den Alpen leben (dieser Wert ist immer kleiner als der Alpenanteil am Gesamtstaat - Fläche, was eine geringere Siedlungsdichte in den Alpen als im Restgebiet anzeigt).
• Reihenfolge N/S: Reihenfolge von Nord nach Süd, jeweils ab dem Alpenrand
• Reihenfolge W/O: Reihenfolge von West nach Ost, jeweils ab dem Alpenrand
∗ Werte gerundet
∗∗ Gesamtsumme nach EUR.AC/AGRALP, Summe der Werte 14.362.000; 5 % Differenz
Bei den meisten Staaten decken sich Alpenraum nach AK und örtlicher Gebrauch, abweichend:
(1) Erholungslandschaft Alpen nach bayerischem Landesentwicklungsplan: 5.400 km², 3 %
(2) Die Einteilungen der Alpen geben den französischen Alpenraum im allgemeinen deutlich größer[2] als die Alpenkonvention (Grenzen bis Valance, Marseille), andere Quellen geben 35.000 km²
Der Alpenraum im Europa der Regionen
Nach den Grenzbildungen im Zuge der Nationalisierung im Alpenraum bildet die grenzüberschreitende Zusammenarbeit seit etwa 1970, vor dem Hintergrund des europäischen Binnenmarkts, einen Gegentrend.[17][18] Mit der Alpenkonvention, der Arge Alp und der CIPRA sind wie in anderen Teilen Europas Gremien entstanden, die sich politisch mit den Problemen der Alpentäler sowie der alpennahen Zentren befassen.
Im modernen regionalbezogenen europäischen Raumentwicklungskonzepts (EUREK) eines Europa der Regionen wird auf den Alpenraum als länderübergreifende wirtschaftliche und kulturelle Einheit wieder vermehrtes Gewicht gelegt. So bilden die Alpen – mit den umliegenden Alpenvorländern und angrenzenden Regionen – eine der INTERREG IIIB-Gebiete. Die Fördermaßnahmen umfassen „die Ausarbeitung territorialer Entwicklungsstrategien auf transnationaler Ebene, einschließlich der Zusammenarbeit zwischen Städten bzw. Stadtgebieten und ländlichen Gebieten, die Förderung leistungsfähiger und nachhaltiger Transportsysteme und ein verbesserter Zugang zur Informationsgesellschaft – insbesondere in Inselgebieten und Gebieten in äußerster Randlage – sowie der Schutz der Umwelt und der natürlichen Ressourcen, insbesondere der Wasserressourcen.“[19]
Besiedlung und Verkehr
Besiedelt und wirtschaftlich erschlossen sind in den Alpen hauptsächlich die großen Alpentäler, insbesondere an den Achsen, die sich für den Durchzugsverkehr eignen, sowie in den sich zu Becken öffnenden Regionen. Daneben sind auch die Bergbauregionen erschlossen, und seit Beginn des 20. Jahrhundert rein touristische Zentren (Kurzentren, Alpinzentren). Hauptsiedlungsraum sind aber trotzdem die Alpenrandlagen, und der Gutteil der großen Alpenstädte liegt an den Austritten der Flüsse in die Vorländer.
Während sich Handel, Gewerbe und Industrie in diesen Hauptsiedlungsräumen konzentrieren, ist der landwirtschaftliche Siedlungsraum weitläufig und dünn, und über 40% der Alpenfläche sind überhaupt nicht ständig oder gar nicht bewohnt, sondern dienen als Sömmerungsgebiet (Alpen/Almen der Viehzucht), sind rein forstwirtschaftliche Region oder gänzlich unnutzbar.
Im Spannungsfeld zwischen den begrenzten Wirtschafts- und Siedlungsräumen ist das Phänomen der Stadtflucht zu sehen, das seit dem 16. Jahrhundert zu einer zunehmenden Entvölkerung der Alpen führte, und der späteren Bergflucht durch inneralpine Abwanderung in die Zentren. Der Trend ist erst im späten 20. Jahrhundert, und auch nur in gewissen Regionen gestoppt worden. Heute leben in den Alpen etwa 13,6 Millionen Menschen, 1950 waren es etwa 10,8 Millionen im selben Raum, 1870 7,8 Millionen, diese Zusahme liegt aber unter der Durchschnittszunahme der gesamten Alpenstaaten. Nur Österreich, Deutschland und Slowenien konnten ihren Bevölkerungsstand vermehren (mit einem extremen Fokus auf Bayern einschließlich der österreichischen Grenzgebiete), in der Schweiz und Frankreich ist er langfristig etwa stabil, wobei aber knapp 90% aller Alpengemeinden Frankreichs einen Bevölkerungsschwund verzeichnen (Bergflucht), Italien hat aber knapp ein Viertel seiner Alpenbevölkerung in andere Regionen verloren (Stadtflucht, Extremgebiete: Friaul, Piemonteser Alpen).[20]
Städte
Die größte Stadt, die mitten in den Alpen liegt, ist das französische Grenoble, gefolgt von den Städten Innsbruck, Trient und Bozen in der Region Tirol. In der Schweiz liegen Chur, Thun und Lugano innerhalb der Alpen, in Österreich Klagenfurt, Villach und Dornbirn, sowie Liechtenstein mit seiner Hauptstadt Vaduz.
Die weitaus größte Stadt in direkter Alpenrandlage ist Wien, gefolgt von Genf und Nizza. Weitere wichtige Städte sind – von Ost nach West – Maribor, Graz, Ljubljana, Udine, Salzburg, Vicenza, Verona, Brescia, Bergamo, St. Gallen, Lecco, Como, Varese, Luzern, Savona, Biella, San Remo, Cuneo, Bern und Monaco. Die höchste Stadt der Alpen (und Europas) ist Davos.
Transitverkehr


Hospiz auf dem Großen St. Bernhard


Blick auf die Brennerautobahn
Die Alpen stellen für den transeuropäischen Verkehr ein natürliches Hindernis dar. Sie können nur auf bestimmten Routen über Gebirgspässe oder Tunnel überquert werden. Besondere Bedeutung erlangten diejenigen Pässe, die über den Alpenhauptkamm direkt von Norden nach Süden oder umgekehrt in gut erschlossene Täler führen und somit eine zweite Passüberquerung ersparen. Pässe wie der Brenner im Osten oder der Große St. Bernhard im Westen nahmen früh eine Sonderstellung ein. Der Große St. Bernhard etwa wird erstmals um 200 v. Chr. im Zusammenhang mit dem karthagischen Feldherrn Hannibal, der den Pass mit seinem Heer und seinen Elefanten überquert haben soll, erwähnt. Von der römischen Antike bis ins Mittelalter war der Große St. Bernhard eine der wichtigsten Verbindungen nach Italien. Das änderte sich im 13. Jahrhundert, als mit dem Bau der Teufelsbrücke in der Schöllenenschlucht der St. Gotthard begehbar gemacht wurde.
Eine Auswahl der wichtigsten alpenquerenden Verbindungen (von West nach Ost, der Hauptpass kursiv):
• Marseille – Nizza – Tendapass – Cuneo – Turin
• Lyon – Chambéry – Mont Cenis oder Fréjus – Turin
• Dijon – Genf – Chamonix – Mont Blanc – Aosta – Turin
• Dijon – Lausanne – Brig – Simplon – Domodossola – Mailand
• Karlsruhe – Freiburg im Breisgau – Basel – Bern – Lötschberg – Brig – Simplon – Domodossola – Mailand
• Karlsruhe – Freiburg im Breisgau – Basel – Luzern – Sankt Gotthard – Bellinzona – Mailand
• Stuttgart – Zürich – Sankt Gotthard – Bellinzona – Mailand
• Ulm – Memmingen – Bregenz – Chur – San Bernardino – Bellinzona – Mailand
• München – Garmisch-Partenkirchen oder Rosenheim–Kufstein – Innsbruck – Brenner – Bozen – Verona
• München – Rosenheim – Bad Reichenhall – Salzburg – Hohe Tauern – Spittal – Villach – Udine – Portogruaro – Mestre oder Spittal – Villach – Udine – Triest
• Wels – Pyhrnpass – Liezen – Graz – Maribor – Ljubljana – Triest
• Wien – Wiener Neustadt – Semmering – Bruck an der Mur – Graz – Maribor – Ljubljana – Triest
Die wichtigen inneralpinen Transitrouten, die auch die Verbindung zwischen den Alpenquerungen herstellen, im Besonderen die Längstalfurchen, sind:
• Nizza - Digne - Gap – Grenoble – Chambery - Genf
• Genf/Lausanne – Brig – Sankt Gotthard – Chur – Bludenz – Arlberg – Innsbruck – Zell am See – Bischofshofen – Liezen – Semmering – Wiener Neustadt – Wien
• Como – Sondrio – Stilfser Joch oder Tonalepass – Bozen – Lienz – Villach – Klagenfurt – Packsattel – Graz
Das Transitnetz durch die Alpen entwickelte sich im Laufe der Zeit immer rasanter: von schmalen Wegen für bepackte Maultiere und Pferde über frühe Passstraßen des 19. Jahrhunderts zu den mehrspurigen Autobahnen und Eisenbahnlinien des 20. Jahrhunderts. Die Eisenbahn hat im 19. Jahrhundert mit Pionierleistungen wie der Semmeringbahn als erster Passeisenbahn oder der Gotthardbahn mit ihren über 300 Brücken und 80 Tunnels zwischen Basel und Chiasso das moderne Transitzeitalter eingeläutet. Die erst später ausgebauten Pässe erhielten keine Schienen mehr, denn das Auto hatte inzwischen die Bahn verdrängt.
Verkehrsprojekte in den Alpen waren und sind wegen Naturgefahren und der Topografie stets mit hohen Kosten und Gefahren verbunden, was sich auch am aktuellen Bau der NEAT in der Schweiz zeigt. Die zunehmende Umweltbelastung durch den motorisierten Transitverkehr hat häufig zu Protesten der betroffenen Bevölkerung geführt (beispielsweise Straßenblockaden in Tirol, Savoyen, Piemont sowie Alpen-Initiative in der Schweiz). Derzeit wird die (wenn möglich alpenweite) Einführung einer Alpentransitbörse[21] diskutiert. Bätzing weist im Zusammenhang mit diesen Belastungen aber auch auf die Bedeutung der Veränderung der Infrastrukturen durch und für die „Einheimischen“ hin.
Siehe auch:
• Liste der Alpentunnel
• Liste der Alpenpässe
• Alpenüberquerung
Frühere Passstaaten


Panoramaaufnahme der Alpen
Bäuerliche Zusammenschlüsse zur gemeinsamen Nutzung von Ressourcen führten im Spätmittelalter zur Herausbildung von politischen Gebilden, die man Passstaaten nennt, weil sie sich über beide Seiten des Alpenkammes erstreckten. Neben dem Bund von Briançon gehören die Alte Eidgenossenschaft, die Drei Bünde, die Grafschaft Tirol und das Erzbistum Salzburg dazu. Damit sollte alpines Freiheitsdenken analog den städtischen Freiheiten der Reichsstädte eingefordert werden. Diese Passstaaten kontrollierten durch ihre strategische Position den Transitverkehr und verlangten von Durchreisenden Zölle.
Spätestens die Nationalstaaten des 19. Jahrhunderts trachteten jedoch danach, den aus ihrer Sicht peripheren alpinen Raum einzubinden, so dass beispielsweise Tirol zwischen Österreich und Italien geteilt werden musste. Die Schweiz ist der einzige der alpinen Passstaaten, der bis heute überlebt hat. Der Staatenbund der Eidgenossenschaft wurde 1848 durch die Gründung des Bundesstaates in einen modernen Nationalstaat überführt.
Kulturgeschichte der Alpen
Berglandwirtschaft


Bergweide


Almabtrieb in Kufstein
In den Alpen verdrängte die neolithische Landwirtschaft um etwa 4500 v. Chr. die Jäger und Sammler der Altsteinzeit. Dichte Waldbedeckung erschwerte anfangs die Nutzung großer Weidegebiete, allmählich entwickelte sich jedoch die Transhumanz im Alpenraum, bei der die Tiere den Sommer in der Höhe und den Winter im Tal verbringen. Etwa gleichzeitig kam die alpine Autarkiewirtschaft mit Ackerbau und Viehzucht in bereits gerodetem Gelände hinzu, welche ganzjährige Besiedlung ermöglichte.
Diese Autarkiewirtschaft entwickelte sich nördlich und südlich der Alpen unterschiedlich: Während im germanischen Raum die Viehzucht klar dominierte, war der Ackerbau im romanischen Raum gleich stark vertreten. Dies führte zu unterschiedlichen Ernährungsweisen sowie Unterschieden in der Familien- und Siedlungsstruktur.
Zwischen 1600 und 1850 entstand besonders im nördlichen Alpenraum eine selbstständige Bergbauernkultur, die sich etwa im Bau prächtiger Bauernhäuser aus Holz manifestierte und bei der die nachhaltige Naturnutzung als Schutz vor Naturgefahren im Vordergrund stand.
Im 19. Jahrhundert erreichte die Industrialisierung den Alpenraum. Es war weniger die Industrie als die Dienstleistungsgesellschaft des 20. Jahrhunderts, welche als Tourismus Geld in die Alpentäler brachte und die herausragende Stellung der Berglandwirtschaft beendete. Viele überflüssig gewordene landwirtschaftliche Arbeitskräfte wanderten daraufhin aus. Unter steigendem ökonomischem Druck schwindet seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Vielfalt der Land- und Forstwirtschaft in den Alpen, welche wegen der Maschinisierung zwar leichter zu betreiben ist, sich jedoch nicht mehr lohnt.
Kultur- und Sprachgruppen
Im frühen Mittelalter entwickelten sich die Alpen zur Sprach- und Kulturgrenze zwischen germanischen im Norden und romanischen Sprachgruppen im Süden und Westen, unter Berücksichtigung der südslawischen Slowenen am östlichen Alpenrand. Von der Vielfalt an Dialekten, die die ursprüngliche Abgeschiedenheit der Täler mit sich brachte, bleibt heute immer weniger übrig. Trotz der Konkurrenz durch die deutsche und die italienische Sprache konnten die alpinen Kleinsprachen Rätoromanisch, Ladinisch und Friaulisch überleben. Ein interessantes Phänomen in sprachgeschichtlicher Hinsicht stellt die Ausbreitung des alemannischen Walser-Dialekts vom Oberwallis bis an die Grenze Tirols dar, welche durch die Inbesitznahme und Bewirtschaftung hoch gelegener Weidegründe zwischen dem 13. und 14. Jahrhundert erfolgte.
Brauchtum


Steinmandl im Wilder-Kaiser-Gebiet in den österr. Alpen
Festlichkeiten und Bräuche im Alpenraum sind tief verwurzelt in Geschichte und Religion. Sie entstanden oft in Verbindung mit überlieferten Dichtungen, Sagen oder Erzählungen, die sich häufig mit Göttern und Dämonen befassten. Die Menschen wollten die Urgewalten der Natur beschwören und sich vor Naturgefahren schützen. Als das Christentum im Frühmittelalter in das Alpengebiet vordrang, vermischten sich heidnische Bräuche mit christlichen Feiern. Die verbreiteten Steinsetzungen (Steinmännchen) scheinen sowohl praktischen als auch kultischen Hintergrund zu haben. Das bäuerliche Element spielte im alpinen Brauchtum und der alpinen Volksmusik stets eine herausragende Rolle (siehe auch: Alpsegen, Almabtrieb, Jodel, Alpenländische Volksmusik).
Alpenmythos
Die Rezeption des Alpenraumes schwankt - wie bei allen Landschaften der Extreme - in der Moderne zwischen zwei engverwobenen Polen, dem Mythos der Naturgewalt und der Reinheit der Natur. Was vorher für eine unwirtliche, von grobschlächtigen Bauern und gefährlichen Drachen bewohnte Wildnis gehalten wurde, begannen Maler, Reisende und Literaten als „Traumlandschaft“ zu schildern.


Alpenglühen bei Sonnenuntergang am Kehlstein, Hohen Göll und Hohem Brett
Ein bekannter Genfer Naturforscher, Horace-Bénédict de Saussure, verwob im späten 18. Jahrhundert in seinen Reisebeschreibungen wissenschaftliche Erkundung und ästhetisches Empfinden. Mit den Alpenreisen seines Zeitgenossen Goethe wurde das Gebirge auch im Norddeutschen erstmals als Phänomen wahrgenommen. E. T. Compton, der Alpenmaler, erfindet Ende des 19. Jahrhunderts die Bergmalerei als Sujet, die das Gebirge nicht zur Kulisse verwendet, sondern den Berg als „Persönlichkeit“ darzustellen versucht. Als Symbol der Mystifizierung der Alpen in ihrer „Reinheit und Erhabenheit“ von der Romantik bis ins 21. Jahrhundert wird das Alpenglühen – der Widerschein von Morgen- und Abendröte – in Bild und Literatur vielfach dargestellt.
Der Bergtourismus einer zunehmend bürgerlichen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts stellt die Alpen auch als Herausforderung an das Individuum dar, und der „Sieg am Berg“ wird zur Inszenierung, an der der Mensch sich bewähren kann, und Gott näher kommt. Das Gipfelkreuz symbolisiert dieses Spannungsfeld zwischen Ehrfurcht und Siegeswille. Darin ändert sich auch die Rezeption des Alpenbewohners, für den das zum täglichen Brot gehört. Gerade die früher als „Alpendemokratie“ verklärte Schweiz und das „freie Land Tirol“ zehren noch heute vom Alpenmythos der frühen Romantik, auch wenn etwa Max Frisch oder Paul Flora in ihren Werken dagegen ankämpften. In Frankreich und Italien fehlt aber die kulturelle Eigenständigkeit, hier bleiben die Alpenprovinzen bis heute in kultureller Randlage. Das moderne Slowenien in seiner Ablösung vom Balkan greift diese Mythen aber auf und integriert die Alpen in seine Identität als „Land der Vielfalt“.


Militärische Anlagen der Dolomitenfront
Der erste Weltkrieg macht weite Bereiche der Ostalpen zur Alpenfront, aber die Verheerungen des zweiten Krieges lassen den Alpenraum relativ geschont. Sowohl durch die mythische Verklärung des Alpenbewohners als Kämpfer gegen Natur und Feind der Kriegs- und Zwischenkriegsjahrzehnte, von „Berge in Flammen“ über den „Bau der Glocknerstraße“ bis zur „Alpenfestung“, wie auch die in den Nachkriegsjahren im Vergleich zum restlichen Europa relativ intakte Wirtschaftslage lassen den Alpenraum vom ärmlichen und rückständigen „Entwicklungsraum“ der Aufklärung zum Inbegriff der „heilen Welt“ werden (dargestellt etwa im Heimatfilm).
Dieser Mythenkomplex hält ungebrochen bis heute an. Die Berge als Verkehrshindernis sind wohlerschlossen, als Kulturraum in ein gemeinsames Europa eingebunden, als Tourismusdestination frei verfügbar, und die Umweltschutzbewegung entdeckt den Alpenraum als „schützenswertes Allgemeingut“. Als neue Komponente tritt aber ein Überlegensheitsgefühl des modernen Menschen hinzu, in dem die spezifischen Unbilden einer montanen Umwelt als zu reparierendes Hindernis im reibungslosen Funktionieren von Zivilisation beurteilt wird.
Tourismus


Pettneu am Arlberg


Zermatt am Matterhorn
Die Alpen sind sehr intensiv touristisch erschlossen. Bereits im 19. Jahrhundert prägten die Engländer den Begriff von den Alpen als „playground of Europe“. Die landschaftliche Vielfalt, kulturelle Sehenswürdigkeiten sowie die besonderen klimatischen Verhältnisse bieten beinahe optimale Voraussetzungen für die touristische Nutzung der Alpen, da eine denkbar große Anzahl an touristischen Zielgruppen (beispielsweise Erholungssuchende, Aktivurlauber, Kurtouristen, Kulturbegeisterte etc.) mit entsprechenden Angeboten bedient werden kann.
Im Sommertourismus finden sich die diversen Spielarten des aktiven und passiven Erholungstourismus (Wandern, Badeurlaub an den randalpinen Seen) und vor allem der sportliche Urlaub in Form des Alpinismus. Dieser initiierte die touristische Entwicklung des Alpenraums. Im Wintertourismus sind die Alpen ein weltweit attraktives Ziel für den Wintersport, wobei diesbezüglich der Skisport und seine diversen Ausformungen dominieren. In den letzten Jahrzehnten hat in vielen Teilen der Alpen der Tourismus im Winter dem klassischen Sommertourismus den Rang abgelaufen.
Tourismusgeschichte
Erste am Vergnügen beziehungsweise an Ruhm ausgerichtete Ereignisse finden in den Alpen schon Ende des 18. Jahrhunderts mit frühen Erstbesteigungen statt, die noch im Sinne eines den Landesherren verherrlichenden Absolutismus stehen.
Insbesondere englische Touristen haben im und vor allem gegen Ende des 19. Jahrhunderts den Alpentourismus als Individualtourismus entscheidend geprägt. Bereits im 19. Jahrhundert wurden vom Engländer Thomas Cook organisierte Massenreisen von England in die Alpen durchgeführt.
Die Belle Epoque erschließt die Alpen als Erholungsraum auch für die gehobenen Schichten des Landes, und etabliert den Begriff der Sommerfrische in den Alpen. Seit der damaligen Blütezeit der Hotels und Villen in den Kurorten hat sich der alpine Tourismus noch mehrmals gewandelt.
Die Kriegs- und Nachkriegsjahrzehnte machen die Alpen zum Gebrauchsartikel einer urbanen Gesellschaft, erst als Erholungsraum der Strapazen einer wirtschaftlichen Zerrüttung, dann als Freizeitkulisse als Statussymbol gehobenen Lebensstandards. Seit ungefähr 1965 entwickelt sich der Massentourismus. Der Wintersporttourismus mit seinen Bergbahnen und Liftanlagen besitzt für die Alpenbewohner eine zunehmende Bedeutung, beispielsweise in den Kitzbüheler Alpen, Davos, Arosa, Zermatt, Saas-Fee, St. Moritz, Dolomiten, Savoyen. Daneben gibt es Bergsteigertourismus, Erholung an Alpenseen, Städtetouren (Innsbruck, Zürich, Luzern, Interlaken, Ljubljana, Meran, Aosta) oder Tourismus für Extremsportarten (Chamonix).
Als Gegenbewegung entwickelt sich im späten 20. Jahrhundert, im Kontext der Umweltbewegung, der Agrotourismus. Wanderurlaub wird wieder zunehmend, gilt hingegen als Musterbeispiel für ökologisch verträglichen Tourismus (sanfter Tourismus); insbesondere, wenn er in abgelegene, von Abwanderung bedrohte Talregionen führt und dazu beiträgt, der einheimischen Bevölkerung eine Einkommensquelle zu sichern. Solcher Tourismus wird exemplarisch mit dem Weitwanderweg Grande Traversata delle Alpi im Piemont propagiert. Diesem Prinzip folgt auch – durch alle acht Alpenländer – der neue Fernwanderweg Via Alpina und wurde aus diesem Grund 2005 wegen Förderung von nachhaltiger Entwicklung als ein offizielles Umsetzungsprojekt der Alpenkonvention anerkannt.
Siehe auch:
• Alpiner Verein
• Schweizerisches Alpines Museum
• Alpines Museum in München
• Große Nordwände der Alpen
Nutzen und Gefahren
Für viele Alpengemeinden ist der Tourismus die einzige Einnahmequelle geworden. Durch den Massentourismus werden Arbeitsplätze geschaffen und regionale Einkommen generiert, wodurch die Gefahr einer Abwanderung verringert werden kann. Allerdings ist der Tourismus in den Alpen oft nur punktuell auf bestimmte Dörfer, Städte und Skiressorts konzentriert. In den flächig größeren Gebieten ohne Massentourismus kommt es erst recht zur Abwanderung. Tatsächlich findet sich oft ein Nebeneinander von touristisch intensiv erschlossenen Gebieten und touristischem Niemandsland. Dies trifft vor allem auf das italienische Alpengebiet zu, und wird als Phänomen der Bergflucht zusammengefasst.
Die Menschen in den Alpen sind vom Massentourismus stark abhängig, es entstehen touristische Monostrukturen. Dem Massentourismus werden sämtliche Lebensbereiche unterworfen. Regionale Eigenheiten oder Besonderheiten verkommen unter Umständen zu einem bloßen Klischee. Zudem sind die Arbeitsbedingungen im Tourismus oft wenig attraktiv (ungeregelte Arbeitszeiten, geringe Löhne, viele Saisonarbeitsplätze). Menschen, die sich diesen Arbeitsbedingungen nicht unterwerfen wollen, sind mangels alternativer Beschäftigungsmöglichkeiten erst recht zum Abwandern (oder zum Auspendeln) gezwungen.
Umweltschützer ganz Europas und auch viele Einheimische bemängeln immer öfter die Schäden, die der Massentourismus in den Alpen hervorruft und weisen immer häufiger auf die Grenzen der touristischen Nutzung der Alpen hin. So werden immer mehr Verkehrswege durch die Alpen gebaut und Dorfstrukturen zugunsten der fortschreitenden Verstädterung zerstört (Beispiel: Garmisch-Partenkirchen). Hinzu kommt es auch zu ökologischen Problemen wie Müll- und Abwasserbelastung, Verkehrsproblematik und zu „optischer Umweltverschmutzung“ durch technische Infrastrukturen wie beispielsweise Seilbahnen. Der weitere Ausbau der touristischen Infrastrukturen stößt bereits in vielen Alpentälern an seine Grenzen, vor allem, da durch Naturgefahren (beispielsweise Lawinen, Muren) das Flächenangebot begrenzt ist. Einige tragische Unglücke wie beispielsweise im tirolerischen Galtür im Februar 1999 haben diese Problematik aufgezeigt. Um den Urlaubern entgegenzukommen, werden Hotels häufig unmittelbar vor die Skipisten gebaut. Löst sich an den Hängen einer Skipiste eine Lawine, trifft diese die Hotels besonders hart, da die Lawinen durch das Fehlen von Hindernissen ungebremst sind.
Literatur
Allgemein:
• Jon Mathieu: Geschichte der Alpen 1500–1900. Umwelt, Entwicklung, Gesellschaft. Böhlau Verlag, Wien/Köln/Weimar 1998, 2. Auflage: 2005, ISBN 978-3-205-99363-6
• Werner Bätzing: Die Alpen – Geschichte und Zukunft einer europäischen Kulturlandschaft. 1. TB-Ausgabe: C.H.Beck, München 1984, 3. Auflage: 2003, ISBN 3-406-50185-0
• Werner Bätzing: Bildatlas Alpen . Eine Kulturlandschaft im Porträt, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2005 ISBN 3-89678-527-3
• Hans Carl Heidrich: Die Alpen. Abenteuer der Jahrhunderte. Union Verlag, Stuttgart 1970
Schwerpunktthemen:
• Anderhandt, Jakob: Die Alpen West-Ost. Verlagshaus Monsenstein und Vannerdat, Münster, 2008, ISBN 978-3-86582-662-6 (Fernwanderführer)
• Norman Backhaus, Claude Reichler, Matthias Stremlow: Alpenlandschaften – Von der Vorstellung zur Handlung. Thematische Synthese zum Forschungsschwerpunkt I „Prozesse der Wahrnehmung“ des Nationalen Forschungsprogramms „Landschaften und Lebensräume der Alpen“. (= Synthesebericht NFP 48, Schweizerischer Nationalfond). vdf-Verlag Zürich, 2007. ISBN 978-3-7281-3119-5
• Werner Bätzing: Bildatlas Alpen - eine Kulturlandschaft im Portrait. Primus Verlag, Darmstadt 2005, ISBN 3-89678-527-3
• Patrick Brauns: Die Berge rufen. Alpen Sprachen Mythen. Verlag Huber, Frauenfeld 2002 – Bergnamen und Sprachen im Alpenraum
• Uwe A. Oster: Wege über die Alpen. Von der Frühzeit bis heute. Darmstadt 2006, ISBN 3-89678-269-X – Verkehrsgeographie und Kulturgeschichte
• Claude Reichler: Entdeckung einer Landschaft. Reisende, Schriftsteller, Künstler und ihre Alpen. Rotpunkt-Verlag, Zürich 2005 – Die Rezeption der Alpen in der Kunst
• Matthias Stremlow: Die Alpen aus der Untersicht. Von der Verheissung der nahen Fremde zur Sportarena. Haupt-Verlag, Bern, 1998. ISBN 3-258-05848-2 – Alpenmythos und Tourismus
• Roland Walter: Geologie von Mitteleuropa. Begründet von Paul Dorn, 6. Auflage Schweizerbart, Stuttgart 1998 ISBN 978-3-510-65167-2
• siehe auch Literatur der Hauptartikel: Alpenflora
Periodika:
• Internationale Alpenschutzkommission CIPRA (Hrsg.): Alpenreport: Daten, Fakten, Probleme, Lösungsansätze. Paul Haupt Verlag, Bern/Stuttgart/Wien, dnb 952550334 (Weblink, CIPRA alpMedia)
Ältere Literatur:
• Albrecht von Haller: Die Alpen. Gedicht von 1729 – über die Alpen und ihre Bewohner

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