Dienstag, 25. Januar 2011

Massai Volksstamm SelMcKenzie Selzer-McKenzie


Massai Volksstamm SelMcKenzie Selzer-McKenzie
Author D.Selzer-McKenzie

Die Massai, Maasai, Maassai oder Masai sind eine ostafrikanische Volksgruppe, die in den weiten Ebenen im Süden Kenias sowie im Norden Tansanias beheimatet ist. Trotz ihres vergleichsweise kleinen Bevölkerungsanteils sind die Massai wegen ihrer weitgehend beibehaltenen halbnomadischen Lebensweise, ihrer auffallenden Kleidung und ihres Wohngebietes nahe den Nationalparks die vermutlich bekannteste Volksgruppe Ostafrikas. Obwohl sie einerseits an alten Lebensweisen festhalten, verstehen sie es andererseits, ihre Kultur zu vermarkten.
In Ostafrika leben vermutlich etwa eine halbe bis zu einer Million Massai. Ihre tatsächliche Zahl ist sehr ungewiss. Bei Volkszählungen in Kenia geben viele Massai ihre ethnische Herkunft nicht an, da sie Benachteiligungen fürchten, in Tansania wird die ethnische Herkunft bei Volkszählungen nicht berücksichtigt. Die Mehrzahl der Massai lebt in Kenia.
Die Gesellschaft der Massai unterteilt sich in 16 Untergruppen, Iloshon genannt. Vier dieser Untergruppen leben hauptsächlich in Tansania, der größere Teil in Kenia. [1] Das Volk ist vor allem in der Serengeti in Tansania sowie in der Masai Mara und dem Amboseli-Nationalpark in Kenia beheimatet.
Sprache und Herkunft [Bearbeiten]
Die Sprache der Massai gehört zur nilosaharanischen Sprachfamilie und darin, ebenso wie die Sprache der Samburu, zur Gruppe der nilotischen Sprachen. Beide Gruppen bezeichnen ihre Sprache selbst als Maa. Viele Massai sprechen außerdem Swahili und Englisch. In Swahili heißen die Massai Mmaasai (Singular) oder Wamaasai (Plural).
Aus der Sprachzugehörigkeit lassen sich auch Schlüsse über die Herkunft der Vorfahren der Massai ziehen. Die Hirtenvölker kamen wahrscheinlich aus dem südlichen Sudan und dem Niltal nach Kenia und Tansania.
Geschichte [Bearbeiten]
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Lenana, der Massai-Chief und Medizinmann, um 1890
Nach den eigenen Überlieferungen wanderten die Massai um das 15. Jahrhundert Richtung Süden und besiedelten zwischen dem 17. und dem 18. Jahrhundert den Landstrich zwischen Zentraltansania und Zentralkenia. Vermutlich verdrängten sie dabei ansässige andere Völker oder vermischten sich mit ihnen. Mitte des 19. Jahrhunderts erreichte das von den Massai dominierte Territorium seine größte Ausdehnung, es reichte vom Rift Valley und dem Mount Marsabit im heutigen Kenia bis zur Region um das heutige Dodoma.
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Massai-Krieger in Deutsch-Ostafrika 1906‎
Raubzüge auf Karawanen bis hin zum Küstengebiet machten die Massai zu einer weithin gefürchteten Gruppe, in zahlreichen Kriegen besiegten die Massai viele andere Gruppen in ihrem Einflussgebiet. Zu Beginn der 1850er Jahre bedrohten sie selbst große Küstenstädte wie Tanga und Mombasa, weite Landstriche zwischen der Küste und dem Kilimandscharo waren nach ihren Raubzügen praktisch entvölkert. Aus dieser Zeit der Expansion stammt das bis heute bestehende Image des "kriegerischen" Massai.[2]
Die Macht der Massai wurde durch die großen Katastrophen gebrochen, die im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts über Ostafrika hereinbrachen. Die Rinderpest dezimierte die Rinderherden der Massai, die Pocken und eine verheerende Hungersnot tötete große Teile der Bevölkerung. 1904 und 1911 wurden Edikte erlassen, die 60% des bisherigen Massai-Gebietes enteigneten und der britischen Kolonialverwaltung zusprach, die das Land an Siedler verkaufte. Die Massai wurden in das Gebiet südlich der Eisenbahnlinie der Ugandabahn verdrängt.
Ethnische Identität und Beziehung zu Nachbarvölkern [Bearbeiten]
Wann sich die ausgeprägte ethnische Identität der Massai, wie sie heute bekannt sind, entwickelte, ist unsicher. Frühe europäische Reiseberichte aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert erzählen, dass die Massai enge Beziehungen mit den Kikuyu, den Okiek und den Kamba unterhielten, zugleich aber auch blutige Feindschaften existierten. Der Raub und Austausch von Frauen war insbesondere während Notzeiten verbreitet, weswegen zahlreiche verwandtschaftliche Verbindungen zwischen den Gruppen Zentralkenias bestanden.
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Massai-Männer in ihrem Dorf in Kenia
Insbesondere die bantusprachigen Kikuyu hatten eine den Massai sehr ähnliche Kultur, vor allem was Kriegsführung und Kriegsausstattung betraf. Sie verehrten den gleichen Gott, hatten eine ähnliche soziale Struktur, die auf Altersklassen beruhte, und unterhielten eine ähnliche Kriegerkultur. Die Krieger führten die gleichen Waffen mit sich, kleideten sich ähnlich, hatten sehr ähnliche Formen des Körperschmucks und die Kulttänze glichen sich. Dennoch wurde auf eine deutliche Trennung zwischen Massai und Kikuyu Wert gelegt. Rituale, die aus einem Kikuyu einen Massai und umgekehrt machen konnten, verdeutlichen einerseits die Trennung zwischen den Gruppen, andrerseits die Möglichkeit des Übertrittes.
Die tansanische und die kenianische Regierung haben auf unterschiedliche Weise in Entwicklungsprogrammen versucht, auf einen Übergang der Massai zur sesshaften Lebensweise hinzuwirken, allerdings mit bescheidenem Erfolg. Hintergrund war dabei das Vorhaben, bisheriges Land der Massai in Nationalparks umzuwandeln. Heute vertritt eine Dachorganisation die Massai als gemeinsame ethnische Gruppe gegenüber den staatlichen Autoritäten in ihren Ländern. Dabei geht es vor allem um Landfragen. Da die Naturreservate zunehmend für die Massai und ihre Rinderherden gesperrt werden, versucht die Organisation, die Landansprüche der Massai zu vertreten.
Religion [Bearbeiten]
Engai, der Gott der Massai, der auf dem Gipfel des Ol Doinyo Lengai in Tansania thront, hat ihnen, nach dem Glauben der Massai, alle Rinder dieser Erde überlassen, woraus folgt, dass alle anderen Rinderbesitzer Viehdiebe sein müssen. Daraus leiten die Massai auch das Recht ab, anderen Völkern ihre Rinder gewaltsam abnehmen zu können. Das heißt, sie nehmen sich das Recht, ohne dies mit den anderen Völkern abzusprechen. Dies war oft der Auslöser für kriegerische Auseinandersetzungen mit anderen Völkern.
Organisation [Bearbeiten]
Die einzelnen Clans behalten ihr nomadisches Leben weitgehend und waren niemals in Form von Königreichen oder Staaten organisiert. 1870 organisierten sich die kenianischen Massai unter der politischen und militärischen Führung eines Laibon und eines Orkoiyoi, die vorher religiöse Führer waren. Ihr Siedlungs- und Weidegebiet wurde Britisch-Ostafrika im Jahr 1888 einverleibt und die Führung 1918 abgeschafft.
Kultur und Lebensweise [Bearbeiten]
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Massaifrauen um 1900
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Rinderblut wird aus der Halsvene des Rindes gewonnen. Das Blut wird zu zeremoniellen Anlässen getrunken, aber auch der alltäglichen Nahrung beigemischt.
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Massai beim Tanzen
Die Massai sind als Krieger (moran (Krieger)) und Viehhirten (Rinder) berühmt. Durch die zunehmende Zersiedelung Kenias wird die nomadische Lebensweise der Massai immer stärker behindert. Die Naturreservate Massai Mara, Tsavo, Serengeti und Amboseli schränken diese Bewegungsfreiheit ebenfalls ein. Ihre Kultur dreht sich um das Rind. Ein „guter“ Massai hat nicht weniger als 50 Rinder. Das Trinken von Rinderblut, teilweise vermischt mit Milch, gehört zum Leben und den Zeremonien dazu. Dabei wird dem Rind der Kopf festgehalten und mit einem Pfeil die zum Anschwellen gebrachte Halsvene angeritzt – jedoch nicht durchtrennt. Nach dem Auffangen von bis zu zwei Litern wird das Rind verbunden und lebt weiter. Nach Zugabe der Milch wird das Gefäß lange geschüttelt, um einen „Blutkuchen“ zu verhindern. Es wird frisch – aber auch nach einer Reifephase von zwei Tagen – getrunken und ist das Hauptnahrungsmittel der Massai. Es wird saroi genannt.
Die Massai jagen so gut wie gar nicht. Sie ernähren sich hauptsächlich von dem Fleisch ihrer Schafe und Ziegen. Manchmal jagen jedoch Massaikrieger Löwen und Elefanten, um die eigene Stärke zu zeigen.
Die Hütte (Enkaji) der Massai besteht aus getrocknetem Kuhdung, mehrere Hütten einer Familie bilden ein Enkang. Sie werden oft fälschlich als manyatta bezeichnet, was aber die Hütten der Krieger meint und nicht die kraalartigen, wabenförmigen Lehm-Dung-Häuser ohne Grasdach. Um die Hütten, in denen auch Kleintiere schlafen, wird eine Dornenhecke gezogen. Nachts kommen die Rinder, Schafe und Ziegen in diesen Schutzbereich.
Es gibt viele Zeremonien. Sehr bekannt ist das springende Tanzen der Männer. Die jungen Massai, morani, springen dabei auf der Stelle so hoch wie möglich und beweisen so ihre Stärke. Das Töten eines Löwen war früher Voraussetzung, eine Frau haben zu dürfen. Es gibt Anzeichen, dass dies in abgelegenen Gebieten auch heute noch zelebriert wird. Ebenso mussten die jungen Männer oft jahrelang in einem eigens von ihnen gebauten Dorf wohnen. Dafür gibt es heute keinen Platz mehr.
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Massai-Jungen nach der Beschneidung in schwarzer Robe
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Massai-Hütten nahe Amboseli
Bei Männern wird Beschneidung praktiziert. Die Jungen werden alle 7 bis 15 Jahre zu einer Altersklasse zusammengefasst und dann gemeinsam beschnitten, was mit einem großen Fest gefeiert wird. Dadurch variiert das Lebensalter in einer Altersklasse erheblich. Die Mutter rasiert für das Beschneidungsritual ihrem Sohn zunächst den Schädel kahl. Stammesmitglieder hängen dem jungen Mann die zeremonielle olaibatak, eine schwarze Robe, um. Noch monatelang nach der Feier kleiden sich die beschnittenen Jungen schwarz. Die ganze Nacht über tanzen und singen die morani das Beschneidungslied (lebarta) zu Ehren der neuen Mitglieder. Am Morgen kommt der Beschneider, der den Jungen erst Milch über den Kopf gießt und dann ohne Betäubung und mit verschiedenen Werkzeugen und ohne weitere hygienische Maßnahmen die Vorhaut abtrennt. Dabei dürfen die Jungen keinerlei Anzeichen von Schmerz zeigen – der Vater würde ihnen sonst die versprochenen Rinder nicht schenken und Schande läge über der Familie. Die dann angewandte Asche soll desinfizierend wirken – was aber keinesfalls oft schwere Infektionen verhindert, sondern eher noch auslöst. Nach der Beschneidung preisen Frauen den neuen Krieger mit Lied und Tanz. Einige Tage später können die Jungen schon wieder auf Vogeljagd gehen. Möglichst viele ausgestopfte Vögel werden an einem Kopfring befestigt und steigern das Ansehen bei den jungen Frauen.
Bei Frauen wird Genitalbeschneidung praktiziert. Die Mädchen, die dabei allerdings schreien dürfen, werden von älteren Frauen beschnitten. Bei der Geburt schreien Massai-Frauen keinesfalls, was ihnen in Gebieten, in denen sie mit anderen Ethnien überlappen (etwa im Städtchen Kilgoris mit den Kisiis) im Kreißsaal des Hospitals den heimlichen Vorwurf einbringt, herzlos zu sein. Die Massai-Frauen halten dagegen die Kisii-Frauen für „Waschlappen“.
Beschreibung: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/d/d7/MasaiFrauenSchmuck.jpg/220px-MasaiFrauenSchmuck.jpg
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Massai-Frauen im traditionellen Schmuck
Mit etwa 35 Jahren wechseln die morani in einem großen Zeremoniell in die Altersklasse der Senioren über. Dieser Ältestenrat regelt alle Angelegenheiten des Stammes, es gibt keine einzelnen Oberhäupter bei den Massai.
Bei der Hochzeit wird vom Bräutigam erwartet den Eltern der Braut einen Brautpreis zu entrichten. Die Höhe ist dabei auf 25 Rinder festgelegt (23 Kühe und 2 Stiere). Der Bräutigam sucht sich die Braut aus, wobei beide Elternpaare ein Mitspracherecht beim Zustandekommen der Hochzeit haben. Ein Einverständnis der Braut ist nicht notwendig.
Es ist den Massai erlaubt, polygam zu leben. Ein Mann kann daher soviele Frauen haben, wie es die Anzahl seiner Rinder erlaubt. Üblich sind jedoch 1-2 Frauen, bis zu fünf Frauen sind nicht ungewöhnlich, wobei einzelne Männer auch bis zu 30 Frauen haben können. Das Prestige eines Mannes ergibt sich aus der Anzahl seiner Rinder und Frauen. Jede Frau lebt zusammen mit ihren Kindern in einem eigenen Haus. Jeden Abend entscheidet sich der Massai-Mann, bei welcher seiner Frauen er übernachten will. Besucht ein Massai einen anderen, der der gleichen Altersgruppe angehört, so kann er ihn bitten, bei einer seiner Frauen zu nächtigen. Dies abzulehnen würde als unfreundlich gelten. Die Frauen haben hierbei kein Mitspracherecht. Dieses Sexualverhalten und dass zudem Kondome abgelehnt werden, macht die Massai sehr anfällig für HIV/AIDS.

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