Affen Animals Tiere Wildnis SelMcKenzie Selzer-McKenzie
Author D.Selzer-McKenzie
Als Affen im weiteren Sinn werden umgangssprachlich alle Primaten – meist unter Ausschluss des Menschen – verstanden.
Eigentliche Affen im engeren Sinn (Anthropoidea oder Simiiformes) sind eine systematische Gruppe, die zusammen mit den Feuchtnasenaffen und den Koboldmakis (früher als Halbaffen zusammengefasst), die Ordnung der Primaten bilden. Die Eigentlichen Affen teilen sich in die Neuweltaffen und die Altweltaffen, zu denen biologisch betrachtet auch der Mensch (Homo sapiens) zählt. In diesem Artikel ist mit „Affen“ stets die systematische Gruppe der Eigentlichen Affen gemeint.
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Merkmale
Die Größe der Eigentlichen Affen schwankt zwischen dem Zwergseidenäffchen, das rund 100 Gramm erreicht, und den Gorillas, die stehend bis zu 1,75 Meter hoch werden und ein Gewicht von 200 Kilogramm erreichen können. Einige Arten haben einen ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus, wobei die Männchen mancher Arten doppelt so schwer wie die Weibchen sein können und sich auch in der Fellfarbe unterscheiden können. Ihr Körper ist meist mit Fell bedeckt, dessen Färbung von schwarz über verschiedene Braun- und Grautöne bis zu weiß variieren kann. Die Handflächen und Fußsohlen sind meistens unbehaart, manchmal auch das Gesicht. Die Augen sind groß und nach vorn gerichtet, womit ein guter Gesichtssinn einhergeht. Als Trockennasenaffen ist ihr Geruchssinn hingegen unterentwickelt.
Da die meisten Arten Baumbewohner sind, sind ihre Gliedmaßen an die Lebensweise angepasst. Die Hinterbeine sind fast immer länger und stärker als die Vorderbeine (Ausnahmen sind die Gibbons und die nicht-menschlichen Menschenaffen) und tragen den größeren Anteil der Bewegung. Die Finger und Zehen sind an das Greifen angepasst. Merkmal aller Arten (mit Ausnahme des Menschen) ist die opponierbare (den anderen Zehen gegenüberstellbare) Großzehe. Auch der Daumen ist manchmal opponierbar, bei Arten, die sich hangelnd durch die Äste bewegen, ist er jedoch zurückgebildet. Die jeweils fünf Strahlen der Gliedmaßen (Finger und Zehen) tragen in den meisten Fällen Nägel statt Krallen. Der Schwanz ist meist lang und dient vorrangig als Balanceorgan. Einige Neuweltaffen haben einen Greifschwanz ausgebildet. Bei den Menschenartigen und einigen anderen Arten ist es allerdings zu einer Rückbildung des Schwanzes gekommen.
Verbreitung und Lebensraum
Weißschulterkapuziner (Cebus capucinus)
Eigentliche Affen sind mit Ausnahme des Menschen in den tropischen und subtropischen Regionen Amerikas, Afrikas und Asiens verbreitet. In Amerika reicht ihr Verbreitungsgebiet vom südlichen Mexiko bis ins nördliche Argentinien. In Afrika sind sie weitverbreitet, die größte Artendichte gibt es südlich der Sahara. Auf Madagaskar gibt es keine Affen, hier sind die Primaten nur durch die Lemuren vertreten. In Asien sind sie vorwiegend in Süd- und Südostasien vertreten, ihr Verbreitungsgebiet reicht bis Japan beziehungsweise Timor. Die einzige in Europa freilebende Affenart ist der Berberaffe auf Gibraltar, diese Population wurde aber vermutlich vom Menschen eingeführt.
Lebensraum der Eigentlichen Affen mit Ausnahme des Menschen sind vorwiegend Wälder und andere baumbestandene Gebiete. Sie sind dabei in verschiedensten Waldtypen zu finden, von Regenwäldern bis in Gebirgswälder über 3000 Meter Höhe. Einige Arten sind teilweise Bodenbewohner, am ausgeprägtesten der Dschelada.
Lebensweise
Eigentliche Affen sind mit Ausnahme der Nachtaffen immer tagaktiv. Die Mehrzahl der Affenarten sind vorwiegend oder reine Baumbewohner. Sie haben verschiedene Fortbewegungsarten entwickelt, neben dem vierbeinigen Gehen findet sich auch das senkrechte Klettern und Springen und das Schwinghangeln.
Affen haben in den meisten Fällen ein komplexes Sozialverhalten entwickelt, Einzelgänger sind selten. Manche Arten bilden große gemischte Gruppen, andere leben in Haremsgruppen, in denen ein einzelnes Männchen zahlreiche Weibchen um sich schart, wieder andere leben in langjährigen monogamen Beziehungen. In Gruppen bildet sich oft eine Rangordnung heraus, die durch Kämpfe, Alter, Verwandtschaft und andere Faktoren bestimmt ist.
Ernährung
Mantelpavian (Papio hamadryas)
Die Mehrzahl der Affenarten ist vorrangig Pflanzenfresser. Früchte stellen vielfach den Hauptbestandteil der Nahrung dar, ergänzt werden sie durch Blätter, Blüten, Knollen, Pilze, Samen, Nüsse, Baumsäfte und andere Pflanzenteile. Viele Arten sind jedoch Allesfresser, die neben pflanzlicher auch tierische Nahrung zu sich nehmen, insbesondere Insekten, Spinnen, Vogeleier und kleine Wirbeltiere.
Fortpflanzung
Die Fortpflanzung der Affen zeichnet sich durch eine lange Trächtigkeitsdauer, eine lange Entwicklungszeit der Jungen und eine eher hohe Lebenserwartung aus. Die Strategie dieser Tiere liegt darin, viel Zeit in die Aufzucht der Jungtiere zu investieren, dafür ist die Fortpflanzungsrate gering. Im Gegensatz zu anderen Primaten haben Eigentliche Affen eine einfache Gebärmutter (Uterus simplex) und nur ein Zitzenpaar.
Die Tragzeit beträgt etwa fünf bis neun Monate. Bei den meisten Arten überwiegen Einzelgeburten, nur bei den Krallenaffen kommt es meist zu Zwillingsgeburten. Jungtiere werden häufig einige Monate oder gar Jahre gesäugt, die Geschlechtsreife tritt meist erst nach einigen Jahren auf. Bei Menschenaffen tritt die Geschlechtsreife besonders spät, meist im Alter zwischen 6 und 10 Jahren ein, beim Menschen noch einige Jahre später.
Lebenserwartung
Die Lebenserwartung der Affen beträgt typischerweise 10 bis 15 Jahre. Menschenaffen erreichen in freier Wildbahn 35 bis 50 Jahre. Unter allen Affen hat der Mensch die höchste Lebenserwartung.
Affen und Menschen
Zur Forschungsgeschichte, der kulturellen Bedeutung und anderem mehr siehe Primaten und Menschen.
Im Deutschen wird „Affe“ auch als Schimpfwort gebraucht, das jemanden als dumm und albern bezeichnet; doch kann „Äffchen“ ein (herablassendes) Kosewort sein. Jemanden zu „äffen“ heißt, ihn hinters Licht zu führen, ihn „nachzuäffen“, ihn veralbernd nachzuahmen.
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