Speicherstadt Hamburg
Author D.Selzer-McKenzie
Video: https://youtu.be/xlEhr-I8zKQ
Der
Aufstieg Hamburgs zur Weltstadt ist
untrennbar mit dem Hafen verbunden. Neben seinem
wirtschaftlichen Stellenwert haben er und die umliegenden Stadtteile heute als
Touristenmagnete eine zusätzliche wichtige Bedeutung für die Hansestadt. Im
Juli nahm die UNESCO die Speicherstadt in die Welterbe-Liste auf und machte die
Stadt so für Touristen noch attraktiver.
Lebendiges Viertel. Die Elbphilharmonie soll das neue
Wahrzeichen der Hansestadt werden.
>
Die Stadtgeschichte von Hamburg reicht über tausend Jahre
zurück. Dass auch heu¬te noch spektakuläre historische Funde aus dieser Zeit
entdeckt werden, die die Entste¬hungsgeschichte der Hansestadt in ein neues
Licht tauchen, zeigt, wie viel Potenzial sie für Geschichts¬interessierte
bereit hält. Ein Beispiel hierfür sind die jüngsten Entdeckungen, die bei
Grabungen in der Innenstadt gemacht wurden. Rund tausend Jahre alte
Eichenstämme kamen dabei zum Vor¬schein, die Rückschlüsse auf das
Entstehungsjahr der riesigen und für die Stadtgeschichte so bedeu-tungsvollen
Wallanlage der „Neuen Burg" zulassen.
HISTORISCHE FUNDE
Vor der Bergung der Stämme, deren Rinde sogar noch erhalten
war, gingen Archäologen davon aus, dass die Ursprünge der Stadt, die Hammaburg,
um das Jahr 1020 datieren. Durch die Funde konnte diese Schät¬zung auf die
Jahre 1023/1024 präzisiert werden. Der Name Hammaburg setzt sich aus dem
altsächsischen Wort „hamme", das eine in die Marsch vorspringende
bewaldete Erhöhung bezeichnet, und dem Wort „burg" zusammen, das die
Bedeutung „befestigte Anlage" hat. Die „Neue Burg", die nach Abriss
der
Hammaburg errichtet wurde, bildete zusammen mit dem
„Heidenwall" im Osten die Verteidigungs¬anlage der Siedlung, aus der dann
später einmal die Stadt Hamburg hervorgehen sollte. Rund 480 Meter lang, bis zu
24 Meter breit und an die sechs Meter hoch war die Wallanlage. Im Jahr 1188
grün¬dete Adolf III. von Schauenburg und Holstein die Neustadt als
Kaufmannssiedlung auf dem Gelände der zerstörten Burg. Schon ein Jahr später
stellte Kaiser Friedrich Barbarossa der Siedlung einen Frei¬brief aus, der
etliche Privilegien im Bereich des Handels und Stadtrechts beinhaltete. Das im
Jahr 1266 beglaubigte Dokument gilt bis heute als Ge-burtsurkunde des Hafens
und als formale Grundla¬ge für den wirtschaftlichen Aufstieg Hamburgs.
HANSEATISCHES VENEDIG
Auf dieser Basis konnte die Stadt am prosperieren-den
internationalen Handel partizipieren. Hamburg und sein Hafen nutzten die Chance
optimal. Ein städtebauliches Zeugnis des sich über Jahrhunder¬te erstreckenden
Aufstiegs ist das seinerzeit größte und raffinierteste Logistikzentrum der
Welt, von dem aus die gigantischen Warenströme koordiniert wur¬den. Die 1885
bis 1927 unter der Leitung von Franz Andreas Meyer errichtete Speicherstadt
spiegelt auch den wirtschaftlichen Aufschwung des deut¬schen Kaiserreichs
wider. Bestehend aus 15 mehr-geschossigen Lagerhäusern und Zweckbauten, die
überwiegend in Backsteinbauweise im neogotischen Stil errichtet wurden, war die
Speicherstadt einge-bettet in ein gigantisches Kanalsystem mit Brücken und
Bahnverbindungen — eine Art hanseatisches Venedig. Nach schweren Luftangriffen
und starken Beschädigungen im Zweiten Weltkrieg wurde die Speicherstadt im
Nachkriegsdeutschland wieder aufgebaut. Die UNESCO hat diesen einzigartigen
innerstädtischen Lagerhallenkomplex erst im Juli dieses Jahres in die Liste der
Welterbestätten aufgenommen. Dies ist die erste Weltkulturerbe-Auszeichnung der
UNESCO für Hamburg und die insgesamt vierzigste für Deutschland.
LEBENDIGES VIERTEL
Wo früher Importgüter wie Kaffee, Kakao und Tee gelagert
wurden, ist angezogen vom Charme der Fassaden und Kanäle ein lebendiges junges
Quartier mit innovativen Mode- und Werbefirmen entstanden. Gegenwärtig ändert sich
durch den Zuzug von immer neuen Unternehmen, Lokalen und Geschäften das
Aussehen und Image der Speicherstadt ständig aufs Neue und Attraktionen wie die
größte Modelleisen-bahnanlage der Welt oder das Gruselkabinett Ham-burg Dungeon
ziehen viele — vor allem junge — Be-sucher an. Wer hier nicht frühzeitig bucht,
kann sich
auf lange Wartezeiten in der Besucherschlange von bis zu 80
Minuten im Fall des Miniatur Wunderlands gefasst machen. Immerhin ist der
dortige Modell-flughafen mit Baukosten von knapp vier Millionen Euro einer der
günstigsten Flughäfen in Deutschland. Die Attraktivität der Speicherstadt
strahlt auch auf die Mietpreise in der benachbarten Hafencity aus, die im
laufenden Jahr mit 17,37 Euro pro Quadrat¬meter am obersten Ende der Hamburger Skala
liegen.
Das Hamburger Kontorhausviertel nördlich der Speicherstadt
entstand in den 1920er und 1930er Jahren und besteht aus teilweise
blockfüllenden Ge-bäuden mit Klinkerfassaden. Dominiert wird es von dem von
Fritz Höger entworfenen und zwischen 1922 und 1924 gebauten Chilehaus. Mit
seiner an einen Schiffsbug erinnernden Spitze und dem charakteris-tischen
Detailreichtum seiner Fassade ist es eine Ikone expressionistischer
Architektur.
Der Hafen hat aber nicht nur als Warenumschlag-platz für den
Handel, sondern auch als Tourismus-magnet eine herausragende wirtschaftliche
Bedeu-tung für die Metropole des Nordens. Die bedeutsame UNESCO-Auszeichnung
wird Hamburg sicherlich in Zukunft auch in diesem Bereich weitere Impulse
ge-ben können.
Die Zahlen aus dem vergangenen Jahr können sich jedenfalls
sehen lassen. So stieg die Anzahl der Übernachtungen im Jahr 2014 im Vergleich
zum Vorjahr um 3,5 Prozent auf mehr als zwölf Millionen. Die durchschnittliche
Aufenthaltsdauer der etwa sechs Millionen Gäste betrug immerhin zwei Tage. Die
Zimmerauslastung lag damit im Jahresdurch¬schnitt bei 78,9 Prozent. Etwa jeder
vierte Gast kam aus dem Ausland, meist aus Dänemark, Großbritan¬nien, der
Schweiz und Österreich. Die ausländischen Gäste buchten 2,93 Millionen
Übernachtungen, was einem Zuwachs von 10,3 Prozent gegenüber dem
Vorjahr entspricht. Auch die Zukunftsaussichten sind rosig:
So belegt eine aktuelle Studie des „Brandmey-er Stadtmarken-Monitors
2015", dass die Hansestadt die attraktivste Stadt Deutschlands ist. Die 5003
re-präsentativ Befragten gaben Hamburg bei den unter-suchten Faktoren wie
Sympathie, Zuzugsbereitschaft und Anziehungskraft Bestnoten. Hamburg hat damit
München, Köln, Dresden und Freiburg im Ranking der beliebtesten Städte hinter
sich gelassen.
Bei den durchschnittlichen Übernachtungskos¬ten lag Hamburg
nach Erhebungen des Internetpor-tals HRS im vergangenen Jahr als einzige Stadt
außer München über der 100-Euro-Marke. Kein Wunder, dass immer mehr Hotels
gebaut werden. Allein 2014 kamen zwölf neue Häuser mit insgesamt rund 3200
Betten hinzu. Der Geschäftsführer der Hamburg Tourismus GmbH, Dietrich von
Albedyll, rechnet bei den Übernachtungszahlen mit einem Zuwachs von fünf
Prozent: „Der Tourismus ist eine Schlüsselindustrie des 21. Jahrhunderts. Allein
in China haben die Menschen gerade erst im größeren Stil begonnen, ins Ausland
zu reisen." Bei Touristen aus außereuropäischen Ländern muss Hamburg in
Zukunft noch punkten, denn sie sind in Hamburg im Vergleich zu anderen
Metropolen aktuell noch deutlich unterrepräsentiert. Aber das wird sich än¬dern
— immerhin hat beispielsweise das Speicher¬stadt-Museum bereits eine Website in
chinesischer Sprache.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.