Omega beim Börsen Trading SelMcKenzie Selzer-McKenzie
Author D.Selzer-McKenzie
Video
http://www.youtube.com/watch?v=7IXnmYBz7wg
Die vergangenen ideas-Ausgaben beschäftigten sich intensiv mit den verschiedenen »Griechen« wie z. B. Delta, Gamma und Theta und beschrieben, wie man sie bei der Auswahl eines Optionsscheins sinnvoll einsetzen kann. Diese Ausgabe soll sich mit dem sogenannten Omega, auch theoretischer Hebel ge¬nannt, beschäftigen. Das Omega gehört nicht zu den »klassischen« Griechen, kann aber bei der Auswahl und Beurteilung von Optionsscheinen für den An¬leger hilfreich sein. Das Omega ist nicht statisch, sondern verändert sich ständig. Um das Omega zu verstehen, muss man sich zunächst mit dem ein¬fachen Hebel beschäftigen.
Einfacher Hebel
Der Quotient aus dem Kurs des Basiswerts multipli¬ziert mit dem Bezugsverhältnis und dem Preis des Optionsscheins ist der einfache Hebel.
Es gilt also:
Hebel = Kurs des Basiswerts x Bezugsverhältnis Optionsscheinpreis
Mit dieser Kennzahl vergleicht man den Kapital-einsatz für den Erwerb der erforderlichen Options-scheine im Vergleich zur direkten Investition in den Basiswert. Das folgende Beispiel verdeutlicht den Zusammenhang.
Beispiel 1: Die A-Aktie kostet an der Börse EUR 120. Der darauf bezogene Call-Optionsschein kostet EUR 1,50 bei einem Bezugsverhältnis von 10 zu 1 (0,1).
Hebel-EUR 120 x 0'1 =8
EUR 1,50
Der Kapitaleinsatz für den Kauf einer A-Aktie ist im Vergleich zum Kapitaleinsatz für die zehn Options¬scheine auf die A-Aktie achtmal höher.
Der Hebel- oder Leverageeffekt ist eines der wich-tigsten Merkmale eines Optionsscheins. Dennoch hat der einfache Hebel als Kennzahl nur eine geringe Aussagekraft. Die Kennzahl gibt wenig Aufschluss über die Preisreaktion des Optionsscheins aufgrund von Kursveränderungen des Basiswerts. Oft ist es aber im Interesse des Anlegers, sich im Vorfeld ein Bild von dieses Preisreagibilität des Optionsscheins zu machen, um die Anlagestrategie sinnvoll umzu¬setzen; hierbei kann das Omega eine Hilfe sein.
Omega
Das Omega gibt an, um wie viel Prozent sich der Preis des Optionsscheins theoretisch verändert, wenn der Kurs des Basiswerts um 1 Prozent steigt bzw. fällt. Die Kennzahl kombiniert Hebel und Delta und wird auch als theoretischer Hebel bezeichnet.
Es gilt:
Omega = Hebel x Delta
Der Call hat stets einen positiven Omega-Wert, der des Puts dagegen ist negativ, dies ist eine Konse¬quenz, die sich aus dem positiven (Call) bzw. nega¬tiven (Put) Delta ergibt.
Das Omega ist also eine Kennzahl, die durch die Berücksichtigung des Delta eine genauere Aussage über die tatsächliche Hebelwirkung eines Options-scheins trifft, als es der einfache Hebel vermag. Der einfache Hebel geht stets von einem Delta-Wert von 1 bzw. —1 aus, dies gilt nur für Optionsscheine, die sehr weit im Geld liegen, sodass in den meisten anderen Fällen der Optionsschein eine schwächere Hebelwirkung besitzt, als es der einfache Hebel erwarten lässt.
Beispiel 2: Ein am Geld liegender Kaufoptions-schein auf die B-Aktie hat einen einfachen Hebel von 7,36, ein Delta von 0,45 und ein Bezugsver¬hältnis von 1.
Omega = 7,36 x 0,45 = 3,31
Steigt der Kurs des Basiswerts um 1 Prozent, steigt bei sonst gleichbleibenden Faktoren der Options¬scheinpreis um ca. 3,31 Prozent.
Um dies zu veranschaulichen, werden im Anschluss zwei Call-Optionsscheine auf die Deutsche Börse (aktueller Kurs EUR 50,74, Stand: 18. August 2010) miteinander vergleichen.
Call-Optionsschein A (im Geld)
Call-Optionsschein B (aus dem Geld)
Basiswert: Deutsche Börse
Basispreis: EUR 55
Fälligkeit: 15.12.2010
Bezugsverhältnis: 0,1
Delta: 0,35079
Aktueller Verkaufspreis: EUR 0,18
Hebel = (50,74 x 0,1) / 0,18 = 28,18 Omega = 28,18 x 0,35079 = 9,89
Der niedrige Preis von Optionsschein B (hat keinen inneren Wert) führt zunächst einmal zu einem mehr als 6-mal höheren Hebel als bei Optionsschein A. Das Omega von Optionsschein B dagegen ist aller-dings nur noch 2,5-mal so hoch wie das von Options¬schein A.
»Analog zum Delta verändert sich das Omega im Laufe der Zeit ständig. «
Sollte die Aktie der Deutschen Börse also um 1 Pro¬zent steigen, so ist für den Optionsschein A ein An¬stieg von ca. 3,91 Prozent und für Optionsschein B ein Anstieg von ca. 9,89 Prozent zu erwarten. An dieser Stelle muss man leider folgende Einschrän¬kungen machen:
Erstens ist das Omega immer eine Momentaufnahme, mit der man nur dann eine Aussage über die korrekte Wertentwicklung des Optionsscheins machen kann, wenn alle anderen Marktparameter, außer dem Kurs des Basiswerts, konstant bleiben. Zweitens bleibt das Omega selbst nicht konstant, sondern verändert sich im Laufe der Zeit ständig (analog zum Delta).
Basiswert:
Basispreis:
Fälligkeit: Bezugsverhältnis:
Delta:
Aktueller Verkaufspreis: Deutsche Börse EUR 40
15.12.2010
0,1
0,88692
EUR 1,15 Trotzdem bietet das Omega ein relativ gutes Bild von den Chancen des entsprechenden Optionsscheins.
Hebel = (50,74 x 0,1) / 1,15 = 4,41 Omega = 4,41 x 0,88692 = 3,91
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