Markttechnik Trendfolge Indikatoren beim Trading SelMcKenzie Selzer-McKenzie
Author D.Selzer-McKenzie
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Moving Average Convergence Divergence (MACD)
Der Moving Average Convergence Divergence Indikator oder abgekürzt MACD wurde von Gerald Appel entwickelt. Dieser Indikator kombiniert einige Oszillator-Prinzipien mit der Double-Crossover-Methode der gleitenden Durchschnitte, was ihn zu einem sehr nützlichen Instrument werden lässt. Oszillatoren dienen dazu, Extremsituationen der Kursentwicklung zu identifizieren. Es handelt sich dabei entweder um überkaufte Phasen, in denen die Kurse zu schnell gestiegen sind, oder um überverkaufte Phasen, in denen die Kurse zu schnell gefallen sind. Oszillatoren eignen sich besonders für die Analyse von trendlosen Seitwärtsmärkten. An Ihrem Computerbildschirm werden Sie nur zwei Linien sehen, obwohl eigentlich drei Linien in die Kalkulation einfließen. Die schnellere Linie (MACD-Linie genannt) ist die Differenz zwischen zwei exponentiell geglätteten gleitenden Durchschnitten auf der Basis von Schlusskursen (normalerweise die letzten 12 und 26Tage oder Wochen). Die langsamere Linie (Signallinie genannt) ist üblicherweise ein exponentiell geglätteter 9-Peri-oden
Grundlagen derTechrischen Analyse
Die eigentlichen
Kauf- und Verkaufs-
signale eines MACD
sind gegeben,
wenn sich die beiden
Linien kreuzen.
oden-Durchschnitt der MACD-Linie. Ursprünglich empfahl Appel zwei verschiedene Zahlenkombinationen für Kauf- und Verkaufssignale. Die meisten Trader benutzen allerdings in allen Fällen die voreingestellten Werte von 12, 26 und 9 Perioden. Das gilt für Tages- wie für Wochenparameter (siehe Abb. 1.39).
Die eigentlichen Kauf- und Verkaufssignale sind gegeben, wenn sich die
beiden Linien kreuzen. Durchschneidet die schnellere MACD-Linie die
langsamere Signallinie von unten nach oben, so ist dies ein Kaufsignal. Ein Kreuzen der schnellen Linie unter die langsame ist ein Verkaufssignal. Die MACD-Werte fluktuieren aber auch über und unter einer Null-
linie. Dies erinnert an einen Oszillator. Wenn die Linien zu weit von der Nulllinie entfernt sind, herrscht eine überkaufte Situation. Zu einer überverkauften Situation kommt es, wenn die Linien zu weit unter der Nulllinie verlaufen. Die besten Kaufsignale werden gegeben, wenn der MACD recht weit unter der Nulllinie im Überverkauft-Bereich notiert. Kreuzungen über und unter die Nulllinie sind eine weitere Möglichkeit, Kauf- bzw. Verkaufssignale zu generieren, ähnlich der weiter oben besprochenen.
Divergenzen erscheinen zwischen dem Trend der MACD-Linie und der Kurskurve. Es kommt zu einer negativen oder bärischen Divergenz, wenn die MACD-Linien deutlich über der Nulllinie (im überkauften Bereich) verlaufen und anfangen, sich abzuschwächen, während sich die Kurse noch im Aufwärtstrend befinden. Dies ist oft eine Warnung vor einem Marktgipfel. Eine positive oder bullische Divergenz taucht auf, wenn die MACD-Linien deutlich unter der Nulllinie (in der überverkauften Zone) verlaufen und anfangen zu steigen, bevor dies die Kurse tun. Dies ist häufig ein frühzeitiges Zeichen, dass der Markt einen Boden bildet (siehe Abb. 1.40).
MACDHistogramm
Ein Histogramm stellt die Differenz zwischen zwei gleitenden Durchschnittslinien dar. Das MACD-Histogramm besteht aus senkrechten Balken, die die Differenz zwischen den beiden MACD-Linien zeigen. Das Histogramm verfügt von vornherein über eine Nulllinie. Wenn sich die MACD-Linien in positiver Ausrichtung befinden (die schnellere Linie verläuft oberhalb der langsameren), ist das Histogramm über seiner Nulllinie. Kreuzungen des Histogramms über und unter seine Nulllinie korrespondieren mit den eigentlichen MACD-Kreuzungs-Kauf- und Verkaufssignalen. Der echte Wert des Histogramms offenbart sich, wenn sich der Abstand zwischen den beiden Linien erweitert oder verengt. Ist das Histogramm über seiner Nulllinie (positiv), fängt jedoch an, in Richtung Nulllinie zu fallen, schwächt sich der Aufwärtstrend ab. Umgekehrt verliert der Abwärtstrend an Momentum, wenn sich das Histogramm im negativen Bereich befindet und anfängt, in Richtung Nulllinie zu steigen. Obwohl kein eigentliches Kauf- oder Verkaufssignal ausgelöst wird, bis das Histogramm seine Nulllinie kreuzt, gibt das Drehen des Histogramms frühzeitige Warnsignale, dass der aktuelleTrend an Momentum verliert. Umkehrbewegungen des Histogramms zurück zur Nulllinie gehen den eigentlichen Kreuzungs-Signalen immer voraus. Drehbewegungen im Histogramm werden
1. Grundlagen derTechnischen Analyse
am besten dazu benutzt, frühzeitig Ausstiegssignale aus bestehenden
Positionen zu erkennen. Viel gefährlicher ist es, Umkehrbewegungen des
Histogramms als Rechtfertigung dafür zu sehen, neue Positionen entge-
gen des vorherrschenden Trends einzugehen (siehe Abb. 1.41).
' 1.2.2. Oszillatoren
Der Oszillator ist in trendlosen Märkten als Alternative zum Trendfolge-
ansatz extrem nützlich, nämlich dann, wenn die meisten Trendfolgesys-
teme per definitionem weniger geeignet sind. Der Wert des Oszillators
ist allerdings nicht auf horizontale Trading-Ranges beschränkt. Denn
Der Oszillator kann wenn er während Trendphasen in Verbindung mit Kurscharts benutzt
darüber hinaus auch wird, wird der Oszillator ein sehr wertvoller Verbündeter, indem er den
warnen, dass ein Trader in kurzfristigen Extremsituationen, die allgemein überkauft oder
Trend an Momentum überverkauft genannt werden, alarmiert. Der Oszillator kann darüber hi-
verliert, bevor diese naus auch warnen, dass ein Trend an Momentum verliert, bevor diese
Situation durch die Situation durch die Kursbewegung selbst erkennbar wird. Oszillatoren
Kursbewegung selbst können durch Sichtbarmachung bestimmter Divergenzen signalisieren,
erkennbar wird. dass sich ein Trend seinem Ende nähert.
Obwohl es viele verschiedene Wege der Konstruktion von MomentumOszillatoren gibt, unterscheidet sich die praktische Interpretation von Technik zu Technik nur sehr wenig. Sie befinden sich am unteren Rand des Kurscharts und gleichen einem flachen, horizontalen Band. Das Oszillator-Band ist grundsätzlich eher flach, während die Kurse auf-, ab-oder seitwärts verlaufen können. Die Gipfel und Täler des Oszillators stimmen allerdings mit jenen des Kurscharts überein. Einige Oszillatoren haben einen mittleren Wert, der das horizontale Band in zwei Hälften teilt, in eine obere und eine untere. Dieser Mittelwert hängt von der zugrunde liegenden Formel ab und ist üblicherweise eine Nulllinie. Manche Oszillatoren haben auch eine obere und untere Begrenzung und rangieren von 0 bis 100. Wenn der Oszillator am oberen oder unteren Rand des Bandes einen Extremwert erreicht, bedeutet dies im Allgemeinen, dass die aktuelle Kursbewegung zu schnell bzw. zu weit gegangen und anfällig für eine Konsolidierung oder Korrektur irgendeiner Form ist. Eine weitere allgemeingültige Regel besagt, dass ein Trader kaufen sollte, wenn sich der Oszillator am unteren Ende des Bandes befindet, und — wenn sich der Oszillator am oberen Ende befindet — verkaufen sollte. Eine Überschreitung der Mittellinie wird oft für die Generierung von Kauf- und Verkaufssignalen benutzt. Sie werden sehen, wie diese allgemeinen Regeln angewendet werden, wenn Sie sich mit den verschiedenen Typen von Oszillatoren beschäftigen.
Es gibt drei Situationen, in denen der Oszillator sehr hilfreich sein kann: • Der Oszillator ist am nützlichsten, wenn sein Wert einen Extrempunkt
nahe der oberen oder unteren Begrenzung des Bandes erreicht. Der
Markt wird als überkauft bezeichnet, wenn der Oszillator am oberen
Rand ist. Er wird als überverkauft bezeichnet, wenn er unten ist. Dies
gilt als Warnzeichen dafür, dass der Kurstrend überstrapaziert wurde
und verletzlich ist.
'
Eine Divergenz zwischen Oszillator und Kurskurve, wenn sich der Oszillator in einer extremen Position befindet, ist normalerweise eine wichtige Warnung.
• Die Kreuzung der Nulllinie (oder Mittellinie) kann wichtige Handelssignale in Trendrichtung geben.
Das Momentum
Das Konzept des Momentums ist die einfachste Anwendung der Oszillator-Analyse. Das Momentum misst die Geschwindigkeit von Kursbewegungen im Gegensatz zum aktuellen Kursniveau selbst. Man erhält das Marktmomentum, indem man fortlaufend Kursdifferenzen für ein festes Zeitintervall misst. Zur Konstruktion eines 10-Tage-Momentums subtrahiert man einfach den Schlusskurs von vor 10Tagen vom aktuellen Schlusskurs. Dieser positive oder negative Wert wird dann über oder unter einer Nulllinie aufgetragen. Die Formel des Momentums ist:
M=V—Vx
Wobei V = letzter Schlusskurs; Vx = Schlusskurs vor xTagen
Ist der aktuelle Schlusskurs größer als derjenige vor 10Tagen (mit anderen Worten, die Kurse sind gestiegen), wird ein positiver Wert oberhalb der Nulllinie angenommen. Liegt der aktuelle Schlusskurs unter demjenigen vor zehn Tagen (die Kurse sind gefallen), wird ein negativer Wert unterhalb der Nulllinie angenommen. Eine kürzere Zeitperiode (wie 5 Tage) produziert eine empfindlichere Linie mit ausgeprägteren Ausschlägen. Eine größere Zahl von Tagen (wie z. B. 40 Tage) führt zu einer viel glatteren Linie, und die Schwünge des Oszillators sind weniger volatil (siehe Abb. 1.42).
Steigen die Kurse und befindet sich die Momentum-Linie über der Null-
linie und steigt, bedeutet das, dass sich der Aufwärtstrend beschleunigen
nigt. Wenn sich die aufwärtsgerichtete Momentum-Linie abflacht, so entsprechen die Gewinne, die durch die letzten Kurse entstanden sind, den Gewinnen, die vor 10 Tagen angefallen sind. Obwohl die Kurse noch weiter steigen, ist die Beschleunigung zum Stillstand gekommen. Beginnt die Momentum-Linie in Richtung der Nulllinie zu fallen, so ist der Aufwärtstrend bei den Kursen noch intakt — jedoch mit abnehmender Steigung. Der Aufwärtstrend verliert an Momentum. Sobald die Momentum-Linie unter die Nulllinie fällt, liegt der aktuelle Schlusskurs unter demjenigen vor zehn Tagen und ein kurzfristiger Abwärtstrend ist in Kraft. Mit weiter unter Null sinkender Momentum-Linie gewinnt der Abwärtstrend an Momentum. Erst wenn die Linie wieder anfängt zu steigen, weiß der Analyst, dass sich die Abwärtsbewegung verlangsamt. Erinnern Sie sich daran, dass das Momentum die Kursdifferenz zwischen zwei Zeitintervallen misst. Damit die Linie steigen kann, muss der Kursgewinn des letzten Tages größer sein als der Kursgewinn, der sich aufgrund des Schlusskurses vor zehn Tagen eingestellt hatte. Aufgrund ihrer Konstruktionsweise ist die Momentum-Linie der Kursbewe-
Viele Techniker benut-
zen das Kreuzen der
Nulllinie im Momen-
tum-Chart für die
Generierung von
Kauf- und Verkaufs-
signalen.
gung immer einen Schritt voraus. Sie läuft den steigenden oder fallen-
den Kursen vorneweg und flacht sich dann ab, obwohl der aktuelle
Kurstrend noch anhält. Verlangsamt sich die Kursbewegung, setzt sich die Momentum-Linie in die entgegengesetzte Richtung in Bewegung.
Der Momentum-Chart hat eine Nulllinie. Viele Techniker benutzen das
Kreuzen der Nulllinie für die Generierung von Kauf- und Verkaufssigna-
len. Ein Kreuzen der Nulllinie nach oben stellt ein Kaufsignal dar, ein
Kreuzen nach unten ein Verkaufssignal. Es muss allerdings an dieser Stelle betont werden, dass die Basistechnik der Trendanalyse bei den Überlegungen immer noch Vorrang besitzt. Die Oszillator-Analyse sollte nicht als Ausrede für ein Handeln gegen den vorherrschenden Trend be-
nutzt werden. Käufe sollten bei einem Kreuzen der Nulllinie nach oben nur dann vorgenommen werden, wenn der Markttrend aufwärts gerichtet ist. Put-Positionen sollten bei einem Kreuzen der Nulllinie nach unten nur in einem Abwärtstrend eröffnet werden.
Nach den Ausführungen des RSI-Entwicklers Welles Wilder besteht ei-
nes der beiden Hauptprobleme bei der Konstruktion einer MomentumLinie in den erratischen Bewegungen, die oft durch plötzliche Veränderungen der zugrundeliegenden Werte hervorgerufen werden. Ein starker Anstieg oder Abfall vor zehnTagen (im Falle eines 10-Tage-Momentums)
kann plötzliche Verschiebungen der Momentum-Linie zur Folge haben, selbst dann, wenn sich der aktuelle Kurs nur geringfügig verändert. Deshalb ist eine Glättung notwendig, um diese Verzerrungen zu minimieren. Das zweite Problem ist die Notwendigkeit einer konstanten Bandbreite für Vergleichszwecke. Die RSI-Formel sorgt nicht nur für die nötige Glättung, sondern sie löst auch das letztere Problem durch Einführung einer konstanten vertikalen Bandbreite zwischen 0 und 100.
Nebenbei bemerkt, ist die Bezeichnung „Relative Stärke" etwas unglücklich gewählt und führt oft bei denen, die mit diesem in der Aktienmarktanalyse gebräuchlichen Begriff vertraut sind, zur Verwirrung. Die Relative Stärke ist allgemein eine Verhältnislinie, die zwei verschiedene Wertpapiere miteinander vergleicht. Wilders Relative-Stärke-Index misst im Grunde genommen nicht die Relative Stärke zwischen verschiedenen Wertpapieren. Die eigentliche Formel wird folgendermaßen berechnet:
RSI = 100— (100 / 1 + RS)
RS = Durchschnitt der Schlusskurse von x Tagen mit steigenden
Kursen / Durchschnitt der Schlusskurse von x Tagen mit
fallenden Kursen
In der Kalkulation werden 14Tage als Wert für x angesetzt; bei Wochencharts werden 14 Wochen verwendet. Um den Durchschnittswert für die Tage mit positiver Kurstendenz zu finden, addieren Sie die gesamten Kursgewinne, die innerhalb der 14Tage an Tagen mit steigenden Kursen angefallen sind, und teilen Sie diese Summe durch 14. Um den Durchschnittswert für die Tage mit negativer Kurstendenz zu erhalten, addieren Sie die gesamten Kursverluste, die innerhalb dieses Zeitraums an Tagen mit fallenden Kursen entstanden sind, und teilen Sie die Summe durch 14. Dann wird die Relative Stärke (RS) bestimmt, indem der durchschnittliche Kursgewinn durch den durchschnittlichen Kursverlust geteilt wird. Anschließend wird der RS-Wert in die Formel für den RSI eingefügt. Die Anzahl der Tage kann einfach durch Veränderung des Wertes für x variiert werden. Wilder verwendete ursprünglich eine Periode von 14 Tagen. Je kürzer die Zeitperiode, umso empfindlicher wird der Oszillator, und umso weiter wird seine Amplitude.
Der RSI funktioniert
am besten, wenn
seine Fluktuationen
die oberen und
unteren Extreme
erreichen
Der RSI funktioniert am besten, wenn seine Fluktuationen die oberen und unteren Extreme erreichen. Wenn ein Trader auf einer sehr kurzfristigen Basis handelt und ausgeprägtere Schwünge des Oszillators wünscht, kann der Stützzeitraum verkürzt werden. Um den Verlauf des Oszillators zu glätten und seine Amplitude zu verkleinern, wird der Stütz-
zeitraum verlängert. Damit ist die Amplitude eines 9-Tage-Oszillators größer als diejenige des ursprünglichen 14-Tage-RSI. Obwohl die Spannen von 9 und 14 Tagen am häufigsten eingesetzt werden, können auch an-
dere Einstellungen individuell sinnvoll sein.
Der RSI wird auf einer senkrechten Skala von 0 bis 100 gezeichnet. Bewegungen über 70 werden als überkauft angesehen, während überverkaufte Marktsituationen bei Werten unter 30 herrschen. Aufgrund von
Verschiebungen, die bei Bullen- und Bärenmärkten zu beobachten sind, wird das 80er-Niveau in Bullenmärkten gewöhnlich zum Überkauft-Niveau und die 20-Linie zum Überverkauft-Niveau in Bärenmärkten. „Failure
Swings' wie Wilder sie nennt, tauchen auf, wenn der RSI über 70 oder
unter 30 notiert. Ein Top Failure Swing entsteht dann, wenn ein Gipfel im RSI (über 70) es nicht schafft, das Niveau eines vorherigen Gipfels in einem Aufwärtstrend zu überwinden, gefolgt von einer Unterbietung des
vorherigen Tiefs. Zu einem Bottom Failure Swing kommt es, wenn der RSI in einem Abwärtstrend (unter 30) kein neuesTief etablieren kann und sich dann anschickt, ein vorheriges Hoch zu übertreffen (siehe Abb. 1.43 und 1.44). Divergenzen zwischen dem RSI und der Kurskurve sind, wenn sich der RSI über 70 oder unter 30 befindet, eine ernste Warnung, die beachtet werden sollte. Wilder selbst erachtet eine Divergenz als die „aussagekräftigste Charakteristik des Relative-Stärke-Index"
Die Trendlinienanalyse kann eingesetzt werden, um Veränderungen im Trend des RSI zu erkennen. Für denselben Zweck können gleitende
Durchschnitte verwendet werden. Jeder starke Trend, ob nach oben
Nebenbei bemerkt, ist die Bezeichnung „Relative Stärke" etwas unglücklich gewählt und führt oft bei denen, die mit diesem in der Aktienmarktanalyse gebräuchlichen Begriff vertraut sind, zur Verwirrung. Die Relative Stärke ist allgemein eine Verhältnislinie, die zwei verschiedene Wertpapiere miteinander vergleicht. Wilders Relative-Stärke-Index misst im Grunde genommen nicht die Relative Stärke zwischen verschiedenen Wertpapieren. Die eigentliche Formel wird folgendermaßen berechnet:
RSI=100—(100/1+RS)
RS = Durchschnitt der Schlusskurse von x Tagen mit steigenden
Kursen / Durchschnitt der Schlusskurse von x Tagen mit
fallenden Kursen
In der Kalkulation werden 14Tage als Wert für x angesetzt; bei Wochencharts werden 14 Wochen verwendet. Um den Durchschnittswert für dieTage mit positiver Kurstendenz zu finden, addieren Sie die gesamten Kursgewinne, die innerhalb der 14Tage an Tagen mit steigenden Kursen angefallen sind, und teilen Sie diese Summe durch 14. Um den Durchschnittswert für die Tage mit negativer Kurstendenz zu erhalten, addieren Sie die gesamten Kursverluste, die innerhalb dieses Zeitraums an Tagen mit fallenden Kursen entstanden sind, und teilen Sie die Summe durch 14. Dann wird die Relative Stärke (RS) bestimmt, indem der durchschnittliche Kursgewinn durch den durchschnittlichen Kursverlust geteilt wird. Anschließend wird der RS-Wert in die Formel für den RSI eingefügt. Die Anzahl der Tage kann einfach durch Veränderung des Wertes für x variiert werden. Wilder verwendete ursprünglich eine Periode von 14Tagen. Je kürzer die Zeitperiode, umso empfindlicher wird der Oszillator, und umso weiter wird seine Amplitude.
oder nach unten, produziert gewöhnlich für eine zu lange Zeit eine extreme Oszillator-Position. In solchen Fällen ist die Klassifizierung eines Marktes als überkauft oder überverkauft in der Regel verfrüht und kann in einem zu frühen Ausstieg aus einem profitablen Trend resultieren. In starken Aufwärtstrends können überkaufte Märkte eine ganze Weile lang überkauft bleiben. Die Tatsache, dass ein Oszillator in die obere Region vorgedrungen ist, reicht nicht, um eine Long-Position zu liquidie-
Grind alten derTechn'schen Analyse
ren — oder, schlimmer noch, in einem starken Aufwärtstrend ein Put-
Engagement einzugehen.
Der erste Vorstoß in die Überkauft- oder Überverkauft-Region ist norma-
lerweise nur eine Warnung. Das Signal, dem eine größere Beachtung geschenkt werden sollte, ist die zweite Bewegung des Oszillators in die Gefahrenzone. Schafft es die zweite Bewegung des Oszillators nicht,
die Kursbewegung auf neue Hochs oderTiefs zu bestätigen — indem der Oszillator ein Doppeltop oder einen doppelten Boden ausbildet — so erscheint eine mögliche Divergenz. An diesem Punkt können defensive
Maßnahmen ergriffen werden, um bestehende Positionen zu schützen. Wenn sich der Oszillator in die entgegengesetzte Richtung bewegt und das Niveau eines früheren Hochs oder Tiefs durchbricht, so wird eine Divergenz oder ein Failure Swing bestätigt. Das 50er-Niveau ist der Mittelwert des RSI und erweist sich oft als Unterstützung bei Kursrückschlägen und als Widerstand bei Kurserholungen. Einige Trader behandeln das Durchkreuzen der 50-Linie nach oben bzw. unten als Kauf- bzw. Verkaufssignal.
Auf dem Oszillator-Chart erscheinen horizontale Linien bei den Werten 70 und 30. Trader benutzen diese Linien oft, um Kauf- und Verkaufssignale zu generieren. Nehmen Sie einmal an, ein Trader glaubt an die Bodenbildung eines Marktes und hält Ausschau nach einer Kaufgelegenheit. Er beobachtet, dass der Oszillator unter 30 taucht. Dann mag sich eine Art Divergenz in dieser überverkauften Zone des Oszillators entwickeln. Ein Kreuzen zurück über die 30-Linie an diesem Punkt kann von ihm als Bestätigung dafür gesehen werden, dass derTrend im Oszillator nach oben gedreht hat. Dementsprechend kann in einem überkauften Markt ein Kreuzen der 70-Linie nach unten als Verkaufssignal benutzt werden (siehe Abb. 1.45).
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