Candlestick Trading Börse Aktien SelMcKenzie Selzer-McKenzie
Author D.Selzer-McKenzie
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Candlesticks (Kerzencharts)
Die Kerzencharts gehen von denselben Daten aus wie die westlichen Balkendiagramme, nämlich dem Eröffnungs- und Schlusskurs sowie dem Tageshoch und dem Tagestief. Zur Illustration dieses Sachverhalts zeigt Ihnen Abbildung 1.45 ein Balkendiagramm und ein von derselben Kurssituation ausgehendes Kerzendiagramm in Abbildung 1.46. Auf dem Candlestick-Diagramm scheinen die Notierungen über die zweidimensionale Papierebene hinauszuwachsen.
' 1.3.1. Wie man Kerzendiagramme zeichnet
Der rechteckige Teil der Kerzendiagramme wird als der Körper bezeich-
net. Dieser Körper stellt den Abstand zwischen Eröffnungs- und Schlusskurs der Handelsperiode dar. Wenn der Körper schwarz (oder ausgefüllt) ist, bedeutet das einen Schlusskurs, der unterhalb des Eröffnungskurses liegt. Wenn der Körper hingegen weiß (oder leer) ist, verweist das auf einen Schlusskurs, der über dem Eröffnungsniveau liegt. Die dünnen
Linien ober- und unterhalb des Körpers sind die sogenannten Schatten. Diese Schatten repräsentieren die Kursspitzen der Handelsperiode. Der Schatten, der sich über dem eigentlichen Körper befindet, wird der obere Schatten genannt, der Schatten unterhalb des eigentlichen Körpers ist der untere Schatten. So kennzeichnet das obere Ende den Höchststand der jeweiligen Handelsperiode und das untere Ende des unteren Schattens den Tiefstand. Wenn eine Kerze keinen oberen Schatten hat, wird das als Shaven Head („rasierter Kopf") bezeichnet. Folgerichtig heißt eine Kerze, die über keinen unteren Schatten verfügt, Shaven Bottom („rasierte Basis"). Sie können selbst erkennen, warum diese Diagramme Kerzencharts genannt werden, denn die individuellen Blöcke sehen manchmal wirklich so aus wie Kerzen mit Docht. Die Japaner sagen, der Kerzenkörper sei „die Essenz der Kursbewegung': Diese Aussage reflektiert eines der zentralen Konzepte der Körper: Schon allein durch die Höhe und Farbe der Körper können Anleger auf einen Blick erkennen, ob die Bullen oder die Bären das Marktgeschehen beherrschen.
Candiesrcks (Keizenchart.
Schauen Sie sich beispielsweise die weiße Kerze in Abbildung 1.47 an: Wer kontrolliert das Marktgeschehen, die Bullen oder die Bären? Es sind offensichtlich die Bullen, da der Schlusskurs in dieser Sitzung auf einem Niveau in der Nähe des Höchststandes liegt und der Eröffnungskurs in der Nähe des Tiefstandes. Genauso signalisiert eine lange schwarze Kerze (siehe Abb. 1.48) visuell einen Markt in Bärenhand, da der Eröffnungskurs nahe am Höchststand und der Schlusskurs nahe am Tiefstand liegt. Die Kerzen können innerhalb eines jeden Zeitrahmens angewendet und gezeichnet werden — also in Intraday-, Tages- oder Wochencharts. Die weiße Kerze in Abbildung 1.47 basiert z. B. auf einem Tageschart; das untere Ende des Körpers ist also der erste gehandelte Kontrakt desTages, wohingegen die Spitze den Schlusskurs desselben Tages repräsentiert. DasTageshoch und dasTagestief werden von den Spitzen der Schatten ober- und unterhalb des Körpers dargestellt. Genauso signalisiert eine schwarze Fünf-Minuten-Kerze, dass der Eröffnungskurs der Fünf-Minuten-Periode die obere Kante des schwarzen Rechtecks bildet und der Schlusskurs derselben Periode das untere Ende. Die Größe des Körpers ist also ein nützliches Anzeichen für das Ausmaß des Marktschwungs. Da lange schwarze oder weiße Kerzen einseitige Druckverhältnisse anzeigen, gibt uns eine Verkleinerung des Körpers ein Zeichen für eine Abschwächung des Marktschwungs. Die Bezeichnung für einen kleinen Körper ist „SpinningTop" In Abbildung 1.49 werden Beispiele für diese Spinning Tops gezeigt. Hier haben die Kerzen zwar auch einen oberen und einen unteren Schatten, deren Größe oder Länge ist aber nicht von Bedeutung. Was das Spinning Top ausmacht, ist vielmehr seine (geringe) Größe. SpinningTops treten oft in Kerzenformationen zusammen mit den sogenannten Morning und Evening Stars, Haramis, Hammers und anderen Kerzenphänomenen auf. Abbildung 1.50 überrascht hinsichtlich der Körper, denn sie fehlen ganz! Diese Kerzen werden Doji genannt: Sie repräsentieren eine Marktsitzung, bei der die Eröffnungs- und Schlusskurse übereinstimmen oder sehr nahe beieinander liegen. Doji sind als Umkehrsignal von Bedeutung.
Grundlagen der Technischen Analyse
In Abbildung 1.51 begann in der Woche des 1. April ein Kursverfall, der auf einem Niveau von rund 315 mit einer Serie schwarzer Kerzen seinen Anfang nahm. Während dieser Kursverfall an Schwung gewann, verlängern sich auch die Körper der Kerzen, was den sich verstärkenden Abwärtstrend kennzeichnet. Das Erscheinen des Spinning Top am 7. April verändert den technischen Eindruck von einem Markt, der sich komplett unter der Kontrolle der Bären befindet, zu einem Markt, in dem sie diese Kontrolle verlieren. Da der kleine Körper nur die Aktivitäten einer einzigen Sitzung darstellt, sollte man ihm als Umkehrsignal keinen allzu großen Stellenwert einräumen. Trotzdem liefert er uns das erste Anzeichen einer möglichen Umkehr. Dies ist einer der größten Vorteile der Kerzencharts. Häufig kann man eine potenzielle Umkehr schon anhand einer einzigen Sitzung erkennen. Obwohl das Spinning Top vom 7 April ein Kerzensignal ist, bestärkt es auch eines der Instrumente der westlichen Technischen Analyse — nämlich eine steigende Unterstützungslinie, die sich ergibt, wenn man die Tiefs des 10. und des 23. März miteinander
Candlesticks !Kerzenchart:
verbindet. Es gibt also zwei Signale, die Unterstützungslinie und das SpinningTop, die auf ein Unterstützungsniveau bei rund 285 Zählern hindeuten. Ein weiteres Beispiel für ein Spinning Top, das eine Marktumkehr anzukündigen scheint, befindet sich an dem Punkt, an dem die Notierungen von einem Kursniveau von 315 zurückgehen — es handelt sich um das Spinning Top vom 2. April. Dieses Spinning Top folgte auf eine lange, weiße Kerze, die auf die Dominanz der Bullen hinweist.
Es ist eine der faszinierenden Eigenschaften der Kerzen, dass sie uns Warnsignale geben können, die auf Balkendiagrammen nicht zu finden sind. Werfen Sie z.B. einen Blick auf Abbildung 1.46 und die Rally der Woche des 18. Januar. Sie können zwei kleine Kerzen sehen, die schon auftauchen, während die Aktienkurse sich noch einem Niveau von 60 US-Dollar nähern. In einem Barchart würde diese Aktie zu diesem Zeitpunkt vielversprechend aussehen, denn sie erzielt höhere Hochs, höhere Tiefs und sogar höhere Schlusskurse. Die Kerzen stellen das etwas anders dar, denn ihre kleinen Körper deuten darauf hin, dass die Bullen den Markt nicht vollends dominieren. Wichtig ist ebenfalls, dass sich der Höchststand der Woche des 18. Januar in der Nähe einer Widerstandslinie befindet. Die kleinen Körper der Kerzendiagramme bestätigen dieses Widerstandsniveau. Die Japaner legen einen großen Wert auf das Verhältnis zwischen Schluss- und Eröffnungsnotierungen, weil diese emotional die wichtigsten Punkte eines Börsentages sind. Es gibt ein japanisches Sprichwort: „Die erste Morgenstunde ist das Ruder des Tages" So betrachtet ist der Eröffnungskurs das Ruder der Marktsitzung und gibt uns erste Anzeichen für die möglichen Tagestendenzen. Denn an diesem Zeitpunkt werden alle Gerüchte und Nachrichten der Nacht gefiltert und zu einem einzigen Punkt verdichtet.
Je ängstlicher der Trader ist, desto früher möchte er handeln. Zur Zeit
der Markteröffnung könnte es also geschehen, dass die Leerverkäufer
Grundlagen der Technischen Analyse
nach Deckung suchen, die Käufer ihre Positionen merklich vergrößern wollen, die Hedger vielleicht eine neue Position einnehmen oder eine alte abstoßen wollen usw. Nach den Anfangswirren der Markteröffnung haben sich die potenziellen Käufer und Verkäufer also mit dem Eröffnungskurs einen Bezugspunkt geschaffen. Das andere bestimmende Kursniveau ist der Schlusskurs. Auch bei Marktschluss kann man von starken emotionalen Faktoren ausgehen. Für viele technische Analysten ist der Schlusskurs deshalb der wichtigste Kurs der Marktperiode. Manchmal warten sie darauf, dass ein Schlusskurs einen Ausbruch aus einem bestimmten Niveau bestätigt. Die Margin Calls in den Terminmärkten basieren ebenfalls auf dem Schlusskurs. Viele Softwarepakete für den computergesteuerten Börsenhandel — die beispielsweise zur Berechnung gleitender Durchschnitte dienen —werden ebenfalls anhand der Schlusskurse kalkuliert.
1.3.2. Umkehrsignale: Umbrella Lines, Hammer,
Hanging Man
Technische Analysten suchen nach Kurssignalen, die auf eine Veränderung in der Marktpsychologie oder -richtung hindeuten könnten. Umkehrmuster erfüllen diese Bedingungen perfekt. Die Umkehrsignale im Westen bestehen z. B. aus Kopf-Schulter-Kopf-Formationen, doppelten Tiefs oder Hochs, Umkehrtagen und Island-Tops oder Island-Bottoms. Die Bezeichnung „Umkehrmuster" ist eigentlich irreführend. Man könnte denken, dieses Wort bezeichnet einen Trend, der abrupt endet und sich zu einem neuen Trend umkehrt. Das ist aber nur selten so einfach. Tendenzveränderungen ereignen sich normalerweise langsam und schrittweise, während die der Stimmungsveränderung zugrunde liegenden psychologischen Umwälzungen vonstatten gehen. Ein Umkehrsignal deutet zwar auf eine wahrscheinliche Veränderung der vorherigen Tendenzrichtung hin, aber nicht unbedingt auf eine Umkehr. Man kann eine Tendenz auch mit einem fahrenden Auto vergleichen. Wenn das
Candlest~ckS (Kerzenchü r5i
Auto anhält, gehen die roten Bremslichter an. Die Bremslichter sind das Umkehrsignal, das auf das kommende Ende des vorherigen Trends (ein Auto in Bewegung) hinweist. Natürlich kommt es manchmal vor, dass der Fahrer den Rückwärtsgang einlegt, sobald das Auto angehalten hat. Aber vielleicht bleibt das Auto einfach nur stehen. Wird der Fahrer sich dann dafür entscheiden, wieder vorwärts oder rückwärts zu fahren? Ohne weitere Hinweise können Analysten das nicht vorhersehen.
In den Abbildungen 1.52 bis 1.54 werden einige Umkehrsignale mit einer Auswahl möglicher Weiterentwicklungen gezeigt. So könnte sich der vorherige Aufwärtstrend in eine Periode der Seitwärtsbewegung verwandeln. Dann könnte es zu einem neuen Auf- oder Abwärtstrend kommen (Abb. 1.52 und 1.53). Abbildung 1.54 zeigt, wie abrupt sich ein Aufwärtstrend in einen Abwärtstrend umkehren kann. Sie sollten sich also bewusst sein, dass der Begriff „Umkehrsignal" nicht unbedingt einen Trend ankündigen will, der sich in die entgegengesetzte Richtung umkehrt, sondern eigentlich nur eine Trendveränderung. Es wäre insofern eher angebracht, von ,Trendveränderungssignalen" zu sprechen als von „Umkehrsignalen" Die Umkehrsignale dienen den Märkten gewissermaßen als Straßenschilder, auf denen „Vorsicht! —Trend ist dabei, sich zu verändern" steht. Als Trader können Sie dann sofort Ihre Taktik ändern und den veränderten Bedingungen anpassen. Es ist eines der wichtigsten Prinzipien in einer solchen Situation, nur dann eine neue Position (nach einem Umkehrsignal) zu initiieren, wenn das Signal in die Richtung des Haupttrends deutet. Nehmen Sie z. B. einmal an, dass es in einem Bullenmarkt zu einem Top-Umkehrsignal kommt. Dieses Bärensignal reicht aber streng genommen nicht aus, eine Put-Position einzunehmen, denn der Haupttrend geht immer noch nach Norden. Allerdings würde das Signal dazu raten, etwaige Long-Positionen zu liquidieren.
Grundlagen derTechnischen Analyse
Umbrella Lines
Abbildung 1.55 zeigt Kerzen mit langen unteren Schatten und kleinen Körpern (schwarz oder weiß), die sich in der Nähe desTageshochs befinden. Wegen ihres Aussehens werden sie gemeinhin als Umbrella Lines („Schirmlinien") bezeichnet. Umbrella Lines sind Kerzen mit sehr langen unteren Schatten und einem kleinen Körper, der sich in der Nähe der Höchstnotierung der jeweiligen Periode befindet. Diese Umbrella Lines sind äußerst faszinierend, weil sie je nach Marktumgebung als Bullenoder Bärensignal gewertet werden können. Wenn sich während eines Abwärtstrends eine Umbrella Line abzeichnet, setzt das ein Zeichen für das herannahende Ende dieses Trends. In dieser Situation wird die Umbrella Line auch als Hammer bezeichnet, da der Markt sich „einen Boden hämmert" (siehe Abb. 1.56). Das japanische Wort für Hammer ist takuri, was so viel bedeutet wie „versuchen, die Tiefe des Wassers zu erkunden, indem man nach dem Boden fühlt” Das ist eine perfekte Analogie für die Hammer-Signale, denn der Markt ertastet sich hier tatsächlich einen Boden. Zufälligerweise sieht das Signal selbst aus wie ein Hammer mit Kopf und Griff.
Wenn aber eine der Kerzen aus Abbildung 1.55 nach einer Rally erscheint, gilt das als potenzielles Umkehrsignal mit dem etwas schaurigen Namen Hanging Man (siehe Abb. 1.57). Dieser Name leitet sich offenkundig von dem Aussehen der Kerze her, die einem hängenden Mann mit baumelnden Beinen ähnlich ist. Der Hammer und der Hanging Man können anhand folgender Kriterien erkannt werden:
• Der Körper befindet sich am oberen Ende der Kursspanne. Die Farbe
dieses Körpers ist nebensächlich.
• Die Kerze muss einen langen unteren Schatten haben, der mindestens doppelt so hoch sein sollte wie der Körper.
• Es sollte keinen oberen Schatten geben oder nur einen sehr kleinen.
Csndlesticks (Kerzencharts)
Es gibt drei Eigenschaften, die den Hanging Man vom Hammer unterscheiden — Trend, Ausmaß der Kursbewegungen vor Erscheinen der betreffenden Kerze und Bestätigung.
• Trend: Ein Hammer muss auf einen Abwärtstrend folgen, ein Hanging Man sollte sich hingegen nach einer Rally bilden.
• Ausmaß der Kursbewegung vor Erscheinen der betreffenden Kerze: Ein Hammer gilt selbst dann als solcher, wenn er einem kurzfristigen Abwärtstrend folgt, aber ein Hanging Man sollte nur nach einer längeren Rally auftreten, vorzugsweise am höchsten Punkt.
• Bestätigung: Ein Hanging Man muss bestätigt werden. Bei einem Hammer ist das nicht nötig.
Je länger der untere Schatten und je kürzer der obere Schatten ist und
je kleiner der Körper, desto größer wird die Bedeutung der Hammer-
und Hanging Man-Formationen.
Hammer
Es macht keinen Unterschied, ob der Körper des Hammers weiß oder schwarz ist. Denn selbst wenn er schwarz sein sollte, haben die Notierungen immer noch in der Kursgegend des Höchststandes der jeweiligen Marktperiode geschlossen (siehe Abb. 1.56). Man könnte allerdings sagen, dass es als leicht verstärktes Bullensignal gilt, wenn der Körper des Hammers weiß ist, weil der Schlusskurs am Hoch liegt. Da der Hammer ein Bodenumkehrsignal ist, muss natürlich zuerst ein Abwärtstrend existieren, der sich umkehren kann. In Abbildung 1.58 können Sie am 24. Februar einen Hammer sehen. Dieser hat die klassische Form mit langem unteren Schatten und einem kleinen Körper am oberen Ende der Kursspanne. Außerdem folgt er einer Baisse, was ebenfalls zu den erforderlichen Eigenschaften des Hammers zählt. Die Kerze vom 22. Februar ist im Gegensatz dazu kein Hammer, denn ihr unterer Schatten hat nicht die doppelte oder dreifache Größe des Körpers, wie es bei einem richti-
vrunctaaBn :., i.?::• .SCY1°n f+naIV<2
gen Hammer der Fall sein sollte. Diese Schattenlänge ist unbedingt notwendig, denn sie zeigt an, dass es im Markt während der zu beurteilenden Periode zu einem starken Abwärtsdruck kam, bis am Ende der Periode ein ,,Kampf" stattfand, in dessen Verlauf die Baissiers ihre Dominanz verloren, da sich die Schlussnotierungen wieder dem Höchstniveau näherten. Der klassische Hammer des 24. Februar setzt diese Vorgänge visuell um. Abbildung 1.58 verdeutlicht eine wichtige Eigenschaft der Candlestick-Charts. Denn wenn diese Charts zum Börsenerfolg führen sollen, muss der Trader nicht nur die verschiedenen Formationen ken-
nen, sondern auch jedes Mal wissen, wann sie im Kontext seiner Chance/ Risiko-Analyse auftreten. Man sollte sich tatsächlich immer zuerst das Verhältnis des Risikos zu den Gewinnmöglichkeiten anschauen, bevor
man einen Trade ausführt, der auf Kerzen oder ihren Mustern beruht.
Sehen Sie sich noch einmal den Hammer vom 24. Februar an und analysieren Sie ihn unter dem Aspekt des Chance/Risiko-Verhältnisses. In
Candiesticks (Kerzencharts) 73
dem Moment, in dem der Hammer sich letztendlich herauskristallisiert hat, schloss die Aktie bei rund 48 US-Dollar. Wenn Sie also zu diesem Zeitpunkt gekauft hätten (um 48 US-Dollar), läge Ihr Risiko unterhalb des Tiefstandes des Hammer bei ungefähr 43 US-Dollar. Sie hätten also ein Risiko von 5 US-Dollar. Für manche sehr aktiveTrader könnte ein Risiko von 5 US-Dollar allerdings zu hoch sein. Um das potenzielle Risiko der Position zu mindern, könnte man eine Korrektur auf ein Niveau abwarten, das im unteren Schatten des Hammer liegt. Denn wenn Anleger die niedrigeren Kurswerte des Hammer zum Kaufsignal machen, befinden sie sich näher an ihrem Stop-Niveau.
Beispiel
Stellen Sie sich einmal vor, Trader A hat den Hammer am 24. Februar erkannt. Er ist wegen dieses sehr klassisch geformten Hammers so in Aufregung geraten, dass er zu seinem Schlusskurs bei rund 48 US-Dollar einsteigt. Während der nächsten Marktsitzung eröffnet seine Aktie aber mit einer Kurslücke bei 44,50 US-Dollar. A muss also einen Verlust von 3,50 US-Dollar pro Aktie verschmerzen. Er könnte sich dann entscheiden, die Long-Position des vorigen Tages mit einem Verlust um 3,50 US-Dollar pro Aktie aufzulösen. Danach ist es durchaus vorstellbar, dass er den Kerzencharts abschwört mit der Begründung, sie würden nicht funktionieren. Trader B erkennt das potenzielle Umkehrsignal des Hammers ebenfalls, erinnert sich aber an die Chance/Risiko-Analyse und steigt nicht auf dem Niveau der Schlussnotierung (48 US-Dollar) ein, weil ihm das Risiko zu groß ist. Am nächsten Morgen eröffnen die Kurse niedriger, befinden sich also viel näher an dem potenziellen Unterstützungsniveau am unteren Ende des langen Schattens. Trader B erkennt, dass die Aktie jetzt nahe an ihrem potenziellen Unterstützungsniveau notiert und entscheidet sich für einen Kauf. Nach der Rally der nächsten Sitzungen wäre er somit zum treuen Anhänger der Kerzenmethode geworden. Natürlich kommt es mitunter vor, dass der Markt sich nicht so genau an potenzielle Unterstützungs- oder Widerstandslinien hält wie in diesem Beispiel. Ihre persönlichen Entscheidungen darüber, wie Sie die Kerzencharts einsetzen, werden also immer ein äußerst wichtiger Bestandteil Ihrer eventuellen Erfolge oder Misserfolge mit den Kerzencharts sein.
G urdlagen de'Technischen Anaivse
In Abbildung 1.59 sehen Sie, wie der Hammer auch zur Bestätigung einer Unterstützungslinie eingesetzt werden kann. In diesem Chartbeispiel kommt es zu einer Rally, die an Punkt A ihren Anfang nimmt. Die ersten Anzeichen für eine Abschwächung dieses Aufwärtstrends sind die beiden kleinen Körper (Punkt 1 und 2) bei rund 3.723 Zählern. Danach bricht der Markt drastisch ein. Während er sich später seinem Unterstützungsniveau bei 3.680 Punkten nähert (Punkt A), bildet sich ein Hammer heraus. Wenn die Unterstützung hält, müsste der Hammer selbst zur Unterstützung werden, wie es in den nächsten beiden Sitzungen auch tatsächlich der Fall ist. Wenn die Notierungen unterhalb des Unterstützungsniveaus von 3.680 geschlossen hätten, wären unsere positiven Kurserwartungen allerdings enttäuscht worden. Dieser Aspekt der Technischen Analyse ist äußerst wichtig — es sollte immer ein Kursniveau geben, das uns die Fehlerhaftigkeit der eigenen Erwartungen bestätigen kann. In diesem Fall wäre dieses Kursniveau unterhalb von 3.680 Zählern zu suchen. Abbildung 1.60 zeigt einen Hammer mit längerem unteren Schatten, dessen winziger Körper sich am oberen Ende der Kursspanne der Marktperiode befindet. Ein Hammer darf also ruhig über einen kleinen, oberen Schatten verfügen, wie es hier der Fall ist. Dieser Hammer wurde zu einem soliden Unterstützungsniveau.
Hanging Man
Der Hanging Man hat eigentlich dieselbe Form wie der Hammer, er muss sich aber nach einem Kursanstieg ereignen (siehe Abb. 1.57). Da ein langer unterer Schatten als gutes Zeichen angesehen wird und da der Hanging Man diesen langen Schatten aufweist, ist es bei diesem Kerzenmuster besonders wichtig, auf eine Bestätigung für den Bärenmarkt zu warten. Normalerweise sollte das mindestens eine Eröffnung oder besser noch eine Schlussnotierung sein, die sich unterhalb des Körpers des Hanging Man befindet. Denn wenn der Markt am nächstenTag unterhalb dieses Niveaus eröffnet, bleiben alleTrader, die am Tag des Hanging Man
Canaiest cks (erzencharts) 75
zur Eröffnung oder bei Marktschluss Jong eingestiegen sind, auf einer verlierenden Position „hängen ° Darum ist es auch immer besser, wenn der Hanging Man anlässlich eines langfristigen Höchststandes erscheint oder mindestens an der höchsten Notierung einer längeren oder bedeutenderen Rally. Denn in diesem Fall befinden sich dieTrader, die am Tag des Hanging Man long eingestiegen sind, mit ihrer Position auf neuen Höchstkursen, was ihre Nervosität steigert. Diese Situation erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass dieseTrader aus ihren Long-Positionen aussteigen, um ihr Kapital zu schützen, was wiederum zu einer Kettenreaktion des Verkaufsdrucks führen könnte. In unserer Abbildung 1.59 (Punkt 2)
ist deutlich zu sehen, dass der zweite Körper ein Hanging Man ist, dessen Vorhersage eines Bärenmarktes sich durch eine niedrigere Eröffnung
während der nächsten Marktperiode bewahrheitet hat. Abbildung 1.61 ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie dieselbe Kerze auf einen Bärenmarkt (der Hanging Man vom 29. Januar) oder auf einen Bullenmarkt (der Hammer am 22. Februar) hindeuten kann.
Die erste dieser Kerzen ist ein Hanging Man, weil es vorher eine Ralle gab. Der Hanging Man ereignete sich, als die Aufwärtsbewegung eir neues Höchstniveau erreichte. Am nächstenTag (dem 1. Februar) schloss der Markt auf einem Niveau unterhalb des Körpers, was allen neu dazugekommenen Bullen, die beim Eröffnungs- oder Schlussniveau des Hanging Man eingestiegen sind, Verluste bereitet. Die Kerze am 22. Februar ist ein Hammer, weil sie einem Abwärtstrend folgt. In der vorhergehenden Marktperiode hatte sich eine Kerze mit kleinem Körper abgezeichnet. Das war ein frühes Anzeichen für die Eindämmung der Bärentendenz. Der Hammer gibt ein klares Signal für einen bevorstehenden Bullenmarkt. In Abbildung 1.62 können Sie am 13. Dezember
einen Ausbruch aus einer kurzfristigen Box Range (so werden in Japan Seitwärtsbewegungen genannt) sehen. Die Rally dieses Ausbruchs setzte sich mit drei längeren, weißen Kerzenkörpern fort, die alle um
das Tagestief eröffneten und auf oder nahe am Tageshoch schlossen. Diese Zeichen betonen die Dominanz der Bullen. Nach der dritten dieser
Candiesücks (Kerzencharts) 77
Kerzen zeichnen sich erste Warnsignale ab, und zwar in der Form von Kerzen mit oberen Schatten. Es ist sehr schön zu sehen, wie sich die Krümmung der Aufstiegskurve verändert, während es zu diesen oberen Schatten kommt. Die Linie, mit der die Hochs dieser Kerzen auf der Grafik verbunden sind, verliert drastisch an Steigung. Das deutet auf einen sich vermindernden Marktschwung hin, obwohl immer noch täglich neue Höchstkurse erreicht werden. Aber das wirklich deutliche Anzeichen für den Dominanzverlust der Bullen kommt mit dem Tag des Hanging Man. Nicht nur die Kursbewegungen dieser Marktsitzung als Hanging Man zeichnen sich ab, es handelt sich außerdem um den ersten schwarzen Körper und das erste SpinningTop der Rally. Eine Bestätigung für den Hanging Man kam mit den Schlussnotierungen des nächstenTages, die sich unterhalb seines Körpers befinden. Ein Versuch, die Rally einige Tage darauf fortzusetzen, scheiterte bei einem Kursniveau von rund 32 US-Dollar mit einer ganzen Reihe von Kerzen mit langen oberen Schatten
Der Kursverfall nach dem Hanging Man und einem Kursniveau von 32 US-Dollar verlor dann um die 27 US-Dollar an Schwung. Aufgrund der Ereignisse nach den langen schwarzen Kerzenkörpern an Punkt A und Punkt B, bei denen es zweimal am folgenden Tag zu einem kleinen Körper kam, deutet sich das an. Man könnte jetzt vermuten, der Markt werde nach jeder Bärensitzung seinen Abwärtstrend fortsetzen. Wie die Spinning Tops aber bezeugen, ist das nicht der Fall. Sie deuten darauf hin, dass die Bären zwar zweimal versucht haben, die Kontrolle wieder an sich zu reißen — wie die beiden langen, schwarzen Kerzen an Punkt A und B beweisen —, diese Versuche aber fehlgeschlagen sind. Das bestärkte die Zweifel der Bären hinsichtlich eines Leerverkaufs wahrscheinlich und ermutigte alleTrader, die long einsteigen wollten.
Abbildung 1.63 soll verdeutlichen, wie wichtig es sein kann, auf eine
Bestätigung eines beginnenden Bärenmarkts zu warten, nachdem sich
ein Hanging Man abgezeichnet hat. Die Kerzen an den Punkten 1, 2
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Kerzen zeichnen sich erste Warnsignale ab, und zwar in der Form von
Kerzen mit oberen Schatten. Es ist sehr schön zu sehen, wie sich die
Krümmung der Aufstiegskurve verändert, während es zu diesen oberen Schatten kommt. Die Linie, mit der die Hochs dieser Kerzen auf der
Grafik verbunden sind, verliert drastisch an Steigung. Das deutet auf einen sich vermindernden Marktschwung hin, obwohl immer noch täglich neue Höchstkurse erreicht werden. Aber das wirklich deutliche An-
zeichen für den Dominanzverlust der Bullen kommt mit dem Tag des Hanging Man. Nicht nur die Kursbewegungen dieser Marktsitzung als Hanging Man zeichnen sich ab, es handelt sich außerdem um den ersten schwarzen Körper und das erste SpinningTop der Rally. Eine Bestätigung für den Hanging Man kam mit den Schlussnotierungen des nächstenTages, die sich unterhalb seines Körpers befinden. Ein Versuch, die Rally einige Tage darauf fortzusetzen, scheiterte bei einem Kursniveau von rund 32 US-Dollar mit einer ganzen Reihe von Kerzen mit langen oberen Schatten.
Der Kursverfall nach dem Hanging Man und einem Kursniveau von 32 US-Dollar verlor dann um die 27 US-Dollar an Schwung. Aufgrund der Ereignisse nach den langen schwarzen Kerzenkörpern an Punkt A und Punkt B, bei denen es zweimal am folgenden Tag zu einem kleinen Körper kam, deutet sich das an. Man könnte jetzt vermuten, der Markt
werde nach jeder Bärensitzung seinen Abwärtstrend fortsetzen. Wie die Spinning Tops aber bezeugen, ist das nicht der Fall. Sie deuten darauf hin, dass die Bären zwar zweimal versucht haben, die Kontrolle wieder an sich zu reißen — wie die beiden langen, schwarzen Kerzen an Punkt A und B beweisen —, diese Versuche aber fehlgeschlagen sind. Das bestärkte die Zweifel der Bären hinsichtlich eines Leerverkaufs wahrscheinlich und ermutigte alle Trader, die long einsteigen wollten.
Abbildung 1.63 soll verdeutlichen, wie wichtig es sein kann, auf eine
Bestätigung eines beginnenden Bärenmarkts zu warten, nachdem sich
ein Hanging Man abgezeichnet hat. Die Kerzen an den Punkten 1, 2
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und 3 sind allesamt Hanging-Man-Formationen. Ihre oberen Schatten sind so klein, dass man sie ohne Weiteres so bezeichnen kann. Jede dieser Kerzen brachte höhere Schlussnotierungen, was den Schwung des Bullenmarkts fortsetzt. Um aber eine dieser Ranging-Man-Formationen als Zeichen für einen bevorstehenden Bärenmarkt deuten zu können und gleichzeitig eine Abschwächung des Aufwärtstrends zu konstatieren, bräuchte man einen Schlusskurs, der unterhalb des Körpers des vorhergehenden Hanging Man liegt. Dazu ist es nie gekommen. Also: Wer auch immer zur Eröffnung oder zum Marktschluss der Hanging-Man-Periode long eingestiegen ist, hat am höchsten Punkt der Rally gekauft. Wenn der Markt dann nach diesem Hanging Man seine Aufwärtstendenz beibehält — wie es hier geschehen ist — werden die Bullen sich freuen. Denn die Kurse sind über ihr Einstiegsniveau gestiegen. Wenn der Markt also nicht unterhalb des Körpers des Hanging Man schließt, halten die Bullen vorläufig ihre Stellung.
Grundlagen derTechnischen Analyse
1.3.3. Stars: Evening (Doji) Star, Morning (Doji) Star
Eine Gruppe faszinierender Umkehrsignale umfasst auch die sogenannten Stars („Sterne"). Ein Star ist ein kleiner Körper (weiß oder schwarz),
der durch eine Kurslücke von dem vorhergehenden großen Körper getrennt ist (siehe Abb. 1.64). In anderen Worten, der Körper des Star
kann sich ruhig innerhalb des oberen Schattens der vorhergehenden Kerze befinden, nur die Körper sollten sich nicht überlappen. Wenn der
Star nicht aus einem kleinen Körper, sondern aus einem Doji besteht, wird er Doji Star genannt (siehe Abb. 1.65). Der Star, und insbesondere
der Doji Star, ist ein Warnsignal für eine bevorstehende Trendwende. Der kleine Körper des Star-Musters repräsentiert eine Pattsituation zwischen den Bullen und den Bären. Die Bullen herrschen natürlich in einer
starken Aufwärtstendenz. Wenn in dieser Situation ein Star erscheint,
kennzeichnet er eine Verschiebung der Machtverhältnisse: Die Käufer
dominieren nicht mehr, und es kommt zu einem ausgewogenen Kräfteverhältnis zwischen den Bullen und Bären. Diese Pattsituation kann
entweder durch ein verringertes Kaufvolumen oder durch einen steigenden Verkaufsdruck verursacht werden. In beiden Fällen deutet der Star darauf hin, dass sich die Vitalität der vorhergehenden Rally er-
schöpft hat. Dasselbe gilt umgekehrt für einen Star in einer Baisse. Es gibt vier verschiedene Arten von Sternen:
• Der Morning Star
• Der Evening Star
• Der Doji Star
• Der Shooting Star
Morning Star
Der Morning Star („Morgenstern") (siehe Abb. 1.66) ist ein Bodenum-
kehrsignal. Er heißt so, weil er Kurssteigerungen auf dieselbe Weise ankündigt wie der wirkliche Morgenstern (der Planet Venus) den Son-
nenaufgang. Das Muster besteht aus drei Kerzen:
Candiesticks (Kerzencharts)
1. Kerze: Diese hat einen ausgedehnten, schwarzen Körper, der die Vorherrschaft der Bären visuell umsetzt.
2. Kerze: Diese Kerze hat einen kleinen Körper, der nicht mit dem vorhergehenden Körper in Berührung kommt. Der kleine Körper signali-
siert, dass es den Bären nicht mehr gelingt, die Kurse zu senken.
3. Kerze: Die letzte Kerze des Morning Star hat einen weißen Körper, der weit in den Körper der ersten, schwarzen Kerze eindringt. Diese
Kerze ist ein visuelles Signal für die Machtübernahme der Bullen.
Der Boden der drei Kerzen dieses Musters sollte zur Unterstützung werden, wie die gestrichelte Linie in Abbildung 1.66 verdeutlicht. In einem ideal geformten Morning Star gibt es eine Kurslücke zwischen dem
zweiten und dritten Körper. Am wichtigsten ist, dass die zweite Kerze ein SpinningTop ist und dass die dritte Kerze ziemlich weit in die schwarze Kerze eindringt. In Abbildung 1.67 können Sie ein Beispiel für diese
Situation finden.
Grundiaaen derTechnischen Analyse
die Definitionskriterien eines Morning Star erfüllen: eine lange schwarze Kerze, ein kleiner Körper und dann eine große weiße Kerze. Dieses Muster muss natürlich einer Abwärtstendenz folgen. Es handelt sich in diesem Beispiel nicht um einen klassischen Morning Star, weil sich der dritte Körper um die zweite Kerze wickelt. Dennoch bleibt die Bedeutung des Musters unvermindert erhalten. In der Tat bilden die zweite und dritte Kerze dieses Morning Star ein Bullish Engulfing Pattern. Das abgebildete Kerzendiagramm illustriert wieder einmal vorzüglich, dass die Kerzencharts oftmals bedeutend früher Umkehrsignale geben können als die traditionelle westliche Methode der Barcharts.
Es ist ein Nachteil des Morning Star, dass er aus drei Kerzen besteht, denn man muss die Schlussnotierungen der dritten Kerze abwarten, um das Muster zu vervollständigen. Anleger würden, falls es sich dabei um eine lange, weiße Kerze handelt, das Signal erst erhalten, nachdem der Markt kräftig angezogen hat. Anders ausgedrückt: Der Morning Star kann
Candlesticks (Kerzencharts) 83
hinsichtlich der Chance/Risiko-Analyse manchmal nicht die besten Gelegenheiten anzeigen. In diesem Fall könnte man warten, bis eine Korrektur die Unterstützungslinie des Morning Star erreicht, wie es in Abbildung 1.68 nach dem Morning Star von Anfang Februar geschieht. Wenn ein Bulle an diesem Punkt zu einem Kurswert von 74 US-Dollar eingestiegen wäre, hätte er am nächsten Tag Verluste eingefahren. Aber wenn er vor seinem Einstieg auf eine Korrektur gewartet hätte, die sich dem Tiefstniveau des Morning Star nähert (also der 65,50-US-Dollar-Marke), hätte er sein Risiko gemindert, denn der Stop befände sich unterhalb des Bodens des Morning Star. Während die Aktie in unserem Beispiel immer stärker tendierte, stieg auch die Unterstützungslinie mit.
Evening Star
Der Evening Star („Abendstern") ist das baissierende Gegenstück zum Morning Star. Der Name passt, denn der Evening Star (der Planet Venus) erscheint kurz vor Einbruch der Dunkelheit. Da der Evening Star eineTopUmkehr ankündigt, sollten Sie ihm nach einer Rally große Beachtung schenken. Er besteht aus drei Kerzen, deren erste einen langen, weißen Körper hat. Die nächste Kerze ist ein Star, ein erstes Anzeichen für die bevorstehende Umkehr. Die dritte Kerze bestätigt die Trendwende und vervollständigt den Evening Star. Sie besteht aus einem schwarzen Körper, der mit seinen Schlussnotierungen weit in den Körper der ersten, weißen Kerze eindringt. Der Evening Star kann mit einer Ampel verglichen werden. Diese wechselt von Grün (der bullische, weiße Körper) zu Gelb (das Warnsignal des Sterns) und zu Rot (der schwarze Körper, der die Trendwende bestätigt). Eigentlich sollte sich beim Evening Star zwischen dem ersten und zweiten Körper eine Kurslücke befinden und eine weitere zwischen dem zweiten und dritten Körper. Die zweite Kurslücke ist jedoch nur selten präsent und für die Gültigkeit des Musters nicht unbedingt erforderlich. Wichtiger ist das Ausmaß des Vordringens des dritten Körpers in den weißen Körper der ersten Periode.
Grundlagen der Technischen Analyse
Diese Faktoren können die Gültigkeit eines Moming oder Evening Star als Umkehrsignal verstärken:
1. Wenn es zwischen dem ersten, zweiten und dritten Körper zu keinerlei Überlappung kommt.
2. Wenn die dritte Kerze weit in den Körper der ersten vordringt.
3. Wenn das Handelsvolumen in der ersten Periode gering und in der dritten hoch war. Das würde auf die nachlassende Kraft der vorhergehenden Tendenz und einen verstärkten Druck in Richtung des neuen Trends hindeuten.
Quelle: Nison, Technische Analyse mit Candlesticks
Abb. 1.69 Evening Doji Star
Morning Doji Star und Evening Doji Star
Ein Evening Star, dessen zweite Kerze von einem Doji anstelle eines
kleinen Körpers gebildet wird, wird auch Evening Doji Star genannt (sie-
he Abb. 1.69). Ein Morning Star mit einem Doji anstelle des Sterns wird auch Morning Doji Star genannt (siehe Abb. 1.70). Man kann genau erkennen, dass die dritte Kerze sich mit der zweiten (also dem Doji) leicht
überlagert. Der diesem Morning Doji Star folgende Kursanstieg verlor dann mit einer Reihe von Spinning Tops — also mit kleinen Körpern — an Kraft. Genau wie beim klassischen Morning Star sollte das niedrigste Kursniveau des Morning Doji Star zum Boden werden, in diesem Fall um die 92 US-Dollar. Das geschah dann auch Mitte Oktober, als der Morning Doji Star als Unterstützung standhielt. Der Doji dieses Morning Star hat lange obere und untere Schatten. Das ist ein weiteres Anzeichen für eine bevorstehende Trendwende.
In Abbildung 1.71 wird ein Evening Doji Star gezeigt. Idealerweise hätte
sich die schwarze Kerze am Ende des Musters weiter in den weißen
Körper der ersten Kerze vorgeschoben. Da sich diese Konstellation aber
an der wichtigen Marke von 400 US-Dollar ereignete und da die Notierungen sich ein paar Tage später wieder nicht gegen den Widerstand des Musters behaupten konnten (mit einem langen oberen Schatten),
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