Ruth Blaue 1915-1972 – von SelMcKenzie Selzer-McKenzie
Author D.Selzer-McKenzie
Ruth Blaue, eine ehemalige Prostituierte, eröffnete nach dem Krieg in Abwesenheit ihres Mannes John Blaue in Elmshorn einen Buchverleih und das Cafe „Blaue Stube“ mit angeschlossener Bibliothek. Blaue verliebte sich 1946 in den 10 Jahre jüngeren und ebenfalls kunstsinnigen Bildhauer Horst Buchholz. Er zog bei ihr ein und schnitzte Madonnen mit dem Gesicht von Ruth Blaue. John Blaue war ursprünglich ein gelernter Spediteur und späterer Seemann und war zu dieser Zeit noch in Kriegsgefangenschaft. 1946 kam John Blaue überraschend aus der Gefangenschaft nach Hause zurück. Er zog wieder bei seiner Frau ein, der Geliebte blieb ebenfalls. "In der Hauptsache war ich für meinen Mann fürs Bett. Ich hatte Hausfrau und Ehefrau zu sein. Ich hatte doch wirklich nicht die ganze Zeit zu Hause gesessen und gestrickt. Mein Leben war inzwischen weitergegangen." sagte sie bei Vernehmungen aus. Im November 1946 verschwand John Blaue plötzlich. Seine Ehefrau Ruth Blaue erzählte den Nachbarn, dass er in die Ostzone gezogen sei um eine Spedition zu eröffnen. Nach einiger Zeit erstattete Ruth Blaue trotzdem Vermisstenanzeige.
In so einem Badetümpel wurde die halbverweste Leiche gefunden
Gerd Killisch entdeckte im Sommer 1947 in dem flachen Badetümpel im Dorf Klein Nordende bei schleswig-holsteinischen Elmshorn einen mit einem Draht verschnürten Seesack, er enthielt die halbverweste Leiche eines Mannes. Eine Verbindung mit dem vermissten John Blaue wurde zuerst nicht hergestellt. Der in einem Seesack gefundene Kopf besaß einen Goldzahn, Ruth Blaue bestritt, dass ihr Ehemann einen hatte. 1955 brachte der Seesack die Wahrheit ans Licht. Der Draht der zum verschnüren des Seesackes benutzt worden war, war genau der Typ Draht, mit dem Horst Buchholz seine Kunstwerke verpackte. Ruth Blaue und der Bildhauer hatten sich zwischenzeitlich im Schwarzwald niedergelassen. Und wurden jetzt verhaftet. Es gab von beiden Aussagen, mehrfache Geständnisse und wiederholte Widerrufe. Ob aus Liebe beide jeweils den Mord allein auf sich nehmen wollten blieb unklar. Buchholz beging in der Untersuchungshaft Selbstmord und ab diesem Zeitpunkt beschuldigte Ruth Blaue ihn als Alleintäter. Wahrscheinlich wurde John Blaue mit einem Schlafmittel betäubt, dann mit fünf Axthieben getötet. Wer die tödlichen Hiebe dem Opfer beibrachte konnte nicht geklärt werden. Das Paar transportierte auf einem Fahrrad die verpackte Leiche zu dem Badetümpel und feierten danach ausgelassen ein Geburtstagsfest.
Ruth Blaue hatte Vorstrafen wegen Betrug, Urkundenfälschung und Unterschlagung. Im November 1955 wurde Ruth Blaue vom Gericht in Itzehoe wegen Mittäterschaft des Mordes an John Blaue zu lebenslänglichem Zuchthaus und Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt. Anfang 1969 wurde sie wegen einer Krebserkrankung frühzeitig aus der Haft entlassen. Bis zu ihrem Tod am 27. Dezember 1972 bestritt sie jede Beteiligung an dem Mord.
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