Covent Garden London Reise Travel SelMcKenzie Selzer-McKenzie
Covent Garden London Reise Travel SelMcKenzie Selzer-McKenzie
Author D.Selzer-McKenzie
Egal, zu welcher Jahreszeit ich nach London komme, mein erster Weg führt mich nach Covent Garden! Das ist ein Viertel in der City of Westminster im Herzen Londons. Und das Herz schlägt im Covent Garden Market. Herumschlendern, Kaffee trinken, Menschen, Tiere, Sensationen gucken — ich bin in London angekommen.
Aus guten Gründen fahre ich nie mehr mit der U
Bahn zur Station Covent Garden. Ich steige einen
Weihnachtsbaum
patriotisch:
Englands Union Jack
schmückt ihn von
oben bis unten im
Harrods.
Stopp vorher oder nachher aus, am 11 icester Square. Die beiden Stationen liegen nur 260 Meter ausein¬ander. Zum einen steuere ich hier kurz einen der vielen Last-Minute-Ticket-Shops an, um mir güns¬tig eine Musical- oder Theaterkarte zu kaufen. Für umgerechnet 30 Euro bekommt man beispielsweise schon einen Platz im „Phantom der Oper", welches kürzlich sein 25. Bühnenjubiläum feierte. Zum an¬deren mag ich den kurzen Fußweg — kleine Stra¬ßen, kaum Verkehr, nette Geschäfte.
Hauptgrund ist aber ein anderer. Die Fahrgäste kom-men aus der U-Bahn-Station Covent Garden näm-lich stets Luft fächernd heraus. Denn die alte Station hat keine Rolltreppen! Vom Gleis zur Oberfläche geht's nur per Aufzug oder Wendeltreppe. Wer nicht wie eine Dosen-Sardine Lift fahren will, muss 192 Stufen nehmen, umgerechnet also 15 Stockwerke er¬klimmen. Anstrengend und Drehwurm fördernd.
Ich weiß, wovon ich rede! Selbst der U-Bahn-Be
treiber empfiehlt eine der benachbarten Statio
nen, insbesondere abends und am Wochenende, wenn am Covent Garden „die Hölle" los ist.
Apple und Jubilee Market
Von der U-Bahn-Station folge ich dem Men
schenstrom zum Platz Covent Garden. Er wurde
in den 1630er-Jahren als erster öffentlicher Platz
in London angelegt. Der Name leitet sich von
einer hier ansässigen Abtei ab, dem Convent
Garden. Etwa 200 Jahre später wurde der
Bereich zu einem Obst- und Gemüsemarkt umgebaut. Dafür wurden in der Mitte zwei mit Glas überdachte Markthallen namens Apple Market (Nordhalle) und Jubilee Market (Südhalle) errichtet.
Bis ich hierhin komme, muss ich allerdings erst
einmal an ein paar Aktionskünstlern vorbei: Unter
anderem posiert ein Blumenmädchen ä la Eliza
Doolittle (die laut My Fair Lady hier ja auf
Professor Higgins traf) bewegungslos auf Sockel. Sobald ein Tourist eine Münze in da chen zu ihren Füßen wirft, bewegt sie sich, wi Spender einen Handkuss zu. Ich beobachte d ben eine Weile, dann gehe ich weiter und 1 auf dem Platz vor den Markthallen an. Lit Royal Opera House, bekanntlich eines der Opernhäuser der Welt. Bis Weihnachten stet Ballette „Schneewittchen" und „Der Nusskr sowie die Opern „Die Meistersinger von Nür und „La Traviata" auf dem Plan. Und rechts neu — ein gigantischer Apple Techniklade Geschäft ist so voll, dass man vermuten könn gäbe es die Multimediaprodukte mit dem knabberten Äpfelchen drauf umsonst. U Markthallen herum sind Restaurants und St cafes, die selbst jetzt Dank glühender Heizs und ausgelegter Decken gut besucht sind.
Lebkuchen zum Baden
Mich zieht es aber geradeaus weiter in die hallen mit ihren kleinen Läden außen und fenen Verkaufsflächen in der Mitte. Wo ein und Gemüse verkauft wurde, gibt es seit den ] Jahren von der Edelschokolade über Kunsthai und Antiquitäten bis zur Badekugel alles. Lu britische Naturkosmetikkette, bei der die Seif( Cremes wie Feinkostprodukte aussehen, hat 1 nen Shop. Das riecht man von weitem — ui wie ich finde. Und es erheitert ungemein, Kunden mit golden glänzender oder weiß bef Nase aus dem Laden herauskommen, weil durch das Sortiment an Badekugeln geschr haben. Das ist mir selbst schon passiert, de kaufe hier meine Mitbringsel und Weiht geschenke ein. In diesem Jahr habe ich dir zwischen einer Badekugel „So White", ein€ „Snowcake" und einem Schaumbad „Ging House" — das heißt nicht nur so, es sieht at
ein Lebkuchenhaus aus! Aber, so verspricht mir die Verkäuferin, es löst sich im Wasser vollständig auf, wohlduftend nach Ingwer, Buchuöl und Limette. Dieser Seifenduft ist aber nicht der einzige, wel¬cher mich im Covent Garden Market betört. Er mischt sich mit dem nach frischem Kaffee, Waffeln und — Paella! In der Südhalle, die auf zwei Ebenen angelegt ist, brutzelt in einem Unterhof immer eine riesige Paellapfanne.
Gesang mit Gänsehauteffekt
Ich widerstehe dieser Versuchung und folge meinen Ohren zum anderen Unterhof in der Halle. Hier prä-sentieren sich abwechselnd Künstler aus dem klassi-schen Fach: Opernsänger und Konzertmusiker. Mein Favorit ist das ZHL String Ensemble. Die fünf jungen Musiker streichen ihre Saiteninstrumente nicht nur, sie tanzen damit auch herum. Das kommt bei den Besuchern an, die eine Etage höher am Geländer dicht an dicht stehen. Viele werfen etwas in den „Klingelbeutel" oder kaufen daraus eine CD des Ensembles. Auch ein Knaller ist die Sopranistin, die zur Musik aus dem CD-Player etwa die Türandot-Arie „Nessun dorma" singt... Gänsehauteffekt! Dass zur Weihnachtszeit hier auch Choräle und Christmas-Klassiker aufgeführt werden, versteht sich von selbst.
Es gibt aber noch mehr Unterhaltung am Covent
Garden. Dazu gehören insbesondere die Straßen
künstler, welche an der Westseite des Platzes auf
Klassiker: Der Teddybär ist im Kaufhaus Harrods in
der Spielzeugabteilung zu Hause.
treten — aber nicht irgendwelche Straßenkünstler, sondern die großen ihres Fachs. Jede Show geht gut 30 Minuten. Und die Artisten verstehen es sehr gut, ihr Publikum anzulocken und dann bis zum „Zahl¬tag" zu fesseln. Bevor sie mit laufenden Motorsägen auf dem Hochrad jonglieren oder mit dem BMX-Bike über zehn Freiwillige springen, treiben sie jede Menge Faxen und kleine Stunts.
Reindeer petting
Auch auf der Ostseite gibt es Unterhaltung. Dies ist quasi der Eventplatz mit laufend wechselndem Pro-gramm: Mal singt hier ein junger Mann aktuelle Popsongs, mal ein alter Rock'n'Roller Evergreens.
Und jetzt zur Weihnachtszeit gibt es hier etwas ganz
Besonderes — „Reindeer petting". Unter dem Motto
„Triff Rudolfs Freunde" werden jeden Sonntag le
bendige Rentiere „eingeflogen" zum Streicheln, Füttern und Ablichten für die Besucher.
Gleich auf der anderen Straßenseite gibt es noch ein anderes interessantes Wesen zu bestaunen: ein Oger namens Shrek. Der oscarprämierte
Animationsfilm wurde in ein Musical umge¬setzt, welches seit Sommer im Theatre Royal am Covent Garden läuft. Alle Charaktere aus dem Film — Shrek, Prinzessin Fiona, der
sprechende Esel, Lord Farquaad — singen
und fegen darin über die Bühne. Ein großer
Spaß für die ganze Familie.
Mutter aller U-Bahnen
Faszinierend für Jung und Alt ist außerdem das London Transport Museum, das sich eben¬falls direkt am Covent Garden Market befindet. Auf mehreren Ebenen kann man hier im wahrsten Sinne des Wortes die Geschichte der Personen¬beförderung erfahren — von der Pferdebahn über „Die Mutter aller U-Bahnen" bis zum Doppel¬deckerbus. Es gibt viele historische Vehikel, Modelle, Objekte sowie 15 interaktive KidZones. Auch nett ist das originelle Cafe und der gut sortierte Shop. Hier wie in anderen Museumsshops, etwa im Tate Modern und Natural History Museum (bekannt für seine Dinosaurier-Schau; beide Häuser Eintritt frei), findet man übrigens viele ausgefallene Weihnachts¬geschenke, von Bildbänden über Modelle bis zu Kalendern.
Wenn man zur Weihnachtszeit in London ist, muss man zum Shoppen in den Konsumtempel Harrods oder auf die Oxford Street. Das geht mir auch so Aber gerade an diesen Orten wird einem bewusst, wi( freundlich und friedlich es am und im Coven Garden zugeht. Ich komme wieder
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