Ischia Reise Travel SelMcKenzie Selzer-McKenzie
Ein Reisebericht von D.Selzer-McKenzie
Video:
http://www.youtube.com/watch?v=6_hT1czBKaQ
In den 60er-Jahren gaben sich internationale Stars auf Ischia die Klinke in die Hand. Die Zeiten sind vorbei. Heute ist das Eiland dafür so schön verträumt, wie es früher einmal war
Fischerboote, die vor der Kulisse eines autofreien Dorfes zum Singsang des sanft plappernden Meer-wassers schunkeln. Daneben ein imposant aufragen¬des Kastell, scheinbar uneinnehmbar auf steilen Felsen. Aus den Gärten duften wilder Hibiskus und blühende Orangenbäume. An den Hängen wächst Wein in kleinen Parzellen. Und nach einem stram¬men Marsch entlang der Klippen liegt einem das Blau des Golfs von Neapel zu Füßen. Mit einer Natur wie gemalt und ohne Bausünden: Manchen gilt Ischia als schönste Insel des Mittelmeers.
Abschalten und entspannen
Eineinhalb Stunden dauert die Anreise mit der Fähre vom geschäftigen Neapel quer über die Bucht, und wenn man zum richtigen Zeitpunkt nicht voraus-, sondern zurückblickt, sieht man den mächtigen Vesuv über der Stadt thronen. Mit Katamaran oder Tragflächenboot kommt man schneller auf die größ-te Insel im Golf von Neapel, doch warum eigentlich? Schließlich will man für ein paar Tage entspannen und abschalten und sollte sich deswegen schon auf der Fahrt entsprechend entschleunigen, um bei der Ankunft bereits in der richtigen Stimmung zu sein. Im August gelingt das zwar nicht unbedingt, wenn ganz Italien kollektiv in den Urlaub fährt, das Meeresrauschen von einer Mobiltelefon-Symphonie überlagert wird und zudem Tagestouristen aus aller
Fischerdörfer wie aus dem Bilderbuch: Die Männer fahren jeden Morgen aufs Meer hinaus.,1')
Alt.
Das Castello Aragonese liegt auf einer kleinen
Felseninsel an der Ostseite des Eilands Ischia.
Welt das Eiland in Beschlag nehmen. Im Frühling, Frühsommer und Herbst dagegen — und für die ech¬ten Fans auch im milden Winter — ruht Aschenputtel Ischia in sich selbst und fühlt sich ganz wohl im Schatten des immer noch viel bekannteren Capri. Die Zeiten, als der internationale Jetset auf Ischia Station machte, sind ohnehin vorbei — inzwischen ist die Insel wieder so un-capri-ziös, wie das ver¬träumte Eiland vor der Ankunft der Stars war.
Dass sich hier in den 60er-Jahren italienische Filmschauspieler, Prominenz aus Hollywood und Berühmtheiten aus aller Welt so wohl fühlten, liegt nicht am ausgeglichenen Klima, nicht an Sonne
Internationaler Jetset
Angelo Rizzoli entdeckte als Mittzwanziger den Entrepreneur in sich und brachte es in Mailand zu einer Position als angesehener Verleger, ehe er auch Filmproduzent des Regisseurs Federico Fellini wurde. 1956 errichtete er im Norden Ischias, im Ort Lacco Ameno, an der Stelle einer bereits Griechen und Römern bekannten Thermalquelle, das Ho¬tel „L'Albergo della Regina Isabella" (Infos unter www.reginaisabella.it). Nach wenigen Jahren gab sich hier der internationale Jetset die Klinke in die Hand und ließ es sich bei legendären Partys an Land und auf dem Wasser gut gehen. Charly Chaplin, Maria Callas, Gina Lollobrigida, Audrey Hepbum, das Ehepaar Hitchcock, Peter Ustinov, die Familie Karajan und viele andere kamen auf die Insel und besuchten ihren zu seiner Zeit ebenfalls prominenten Gastgeber Manche überzeugten sogar ihr Manage¬ment, die von ihnen so geschätzte Insel als Film¬Location zu nutzen.
Burton hatten mindestens so viel Temperament wie die ägyptische Herrscherin und der römische Imperator — das waren Rollen, die sie Anfang der 60er-Jahre für den Monumentalfilm ,Cleopatra` spie¬len sollten", erzählt der heutige Hotelbesitzer Gian¬carlo Carriero. „Eines Morgens fanden Mitarbeiter des Hotels die komplette Garderobe eines Mannes im Meer — glücklicherweise war die See so ruhig, dass Anzug, Hemd und Hose nicht aufs offene Meer hin-austrieben und wieder eingesammelt werden konn-ten. Liz hatte in der Nacht nicht nur ihren Liebhaber aus dem Zimmer geworfen, sondern auch dessen
Ein Mitarbeiter kontrolliert die Reben, die auf dem Weingut Pietratorcia auf Ischia wachsen.
Kleider." In Erinnerung an die turbulente Affäre hat Giancarlo Carriero die ehemaligen Unterkünfte der Leinwand-Legenden zusammenlegen lassen — sie er¬geben die Präsidentensuite.
Noch heute glaubt man den wilden Charme des 60er-Jahreletsets zu spüren. Die meisten Prominen¬ten, die während des Filmfestivals von Ischia oder für ein paar Tage Urlaub auf die Insel kommen, wohnen immer noch hier, weil das legendäre Hotel nach ei¬ner Phase des sanften Dahinschlafens heute wieder in neuem Glanz erstrahlt. Man pflegt hier wieder den
legendären Service, der die Herberge einst so be¬rühmt und beliebt gemacht hat. Kulturpessimisten, die den Niedergang von 1001 Traditionen beklagen, sei zur Heilung ein Besuch im Gourmetrestaurant Indaco empfohlen. Hier sind die Kellner immer noch so charmant wie nur Italiener das sein können. Mit etwas Glück und gutem Timing trifft man hier viel-leicht auch den prominentesten deutschen Gast der Insel — Bundeskanzlerin Merket, die auf Ischia meist ihren Osterurlaub verbringt.
Erholung von ihren Aufgaben in Politik und
Wirtschaft suchten bereits im achten Jahrhundert vor
Unterwegs im Landschaftspark „La Mortella" mit Grotten, Statuen und außergewöhnlichen Aussichten.
Christus griechische Händler, die bei ihren Zwi-schenstopps auf der Insel die heißen Quellen des Monte Epomeo zum Baden nutzten. Über 200 dieser natürlichen Warmwassersprinkler soll es hier geben — Folgen eines Vulkanausbruchs vor vielen tausend Jahren, dessen Asche die Insel formte. Unter römi¬scher Kontrolle entstanden später im Ort Lacco Ameno die ersten richtigen Thermen, und auch heu¬te noch kommt das mineralreiche Wasser hier mit 67 Grad Celsius aus dem Berg. „Chlorid, Sodium, Bi-karbonate, Sulfate und Magnesium", zählt Giovanni D'Ambra von den Thermae della Regina Isabella die Inhaltsstoffe auf.
Das alles steckt doch auch in ganz normalem San-Pellegrino-Sprudel, denkt man insgeheim — wird aber gleich vom anwesenden Doktor belehrt, dass die heilsame Wirkung des Mineralien-Mixes über alle Zweifel erhaben und wissenschaftlich erwiesen sei. Das ist das Besondere an diesem luxuriösen Spa, der nicht nur Hotelgästen offensteht: Mediziner bieten ausführliche Untersuchungen von Haut und Körper, bevor die lautlos umherschwebenden Therapeutin¬nen übernehmen.
Besonders stolz ist man indes nicht nur auf das Wasser, das es auch anderswo gibt, sondern auf den aufwendigen Herstellungsprozess des Mineral-schlamms, den man inzwischen weltweit unter dem italienischen Namen Fango kennt. Aber nur wenige Spas, die Behandlungen anbieten, stellen ihn auch selbst her. „Wir ernten ihn direkt oberhalb des Ortes in den Wintermonaten, wenn der Regen den Tuff-stein auswäscht und sich die Sedimente absetzen", erklärt Giovanni D'Ambra. „Anschließend pumpen wir Thermalwasser in große Filterbecken und lassen das Gemisch ein ganzes Jahr lang reagieren, bevor wir den Fango einsetzen." Auch Algen und andere Mikroorganismen werden hinzugefügt — die Rezep¬tur verrät aber keiner der „Fanghinis", die für den außergewöhnlichen Reifeprozess verantwortlich sind. Fango soll nicht nur Hautunreinheiten beseiti¬gen, sondern Knochen, Muskeln und Gelenke stär¬ken — und natürlich gut für die Seele sein.
Und wie fühlt es sich an, wenn man nicht nur eine dünne Schicht Schlamm ins Gesicht gestrichen be-kommt, sondern das komplette Programm gebucht hat — also eine große Wanne voll, damit der ganze Körper darin versinken kann und nur noch der Kopf herausschaut? Ehrlich gesagt ziemlich seltsam — aber nur am Anfang. Dann richtet man sich ein in dieser schwabbeligen Höhle, beginnt zu entspannen. Und mit der anschließenden Dusche wäscht man sich nicht nur den ganzen Fango von der prickeln-den Haut, sondern schwemmt auch die Sorgen des Alltags in den Abfluss.
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