Samstag, 3. April 2010

Jaguar XF R Autotest SelMcKenzie Selzer-McKenzie

Jaguar XF R Autotest SelMcKenzie Selzer-McKenzie
Author D.Selzer-McKenzie
Video:
http://www.youtube.com/watch?v=4fyD5j3fyN4


Dem Author Selzer-McKenzie wurde der neue Jaguar zur Verfügung gestellt und hier seine Eindrücke:
Shirkan ist ungehalten, mit Schlan¬gen kann er sich nicht anfreunden. So sehr der Bösewicht aus Rudyard
Kiplings Dschungelbuch eine schmeichel¬haft gute Miene zum bösen Spiel aufset¬zen kann, so bricht auch die ungestüme Kraft aus ihm, wenn er gereizt wird — oder Beute wittert. Unser Jaguar XF äh¬nelt dem gierigen Protagonisten aus der in Indien spielenden Geschichte. Jaguar gehört heute zum Tata-Konzern, und der Wagen gibt selbst in der forschen R-Versi¬on den perfekten Gentleman mit siche¬rem Stil und besten Manieren. Wenn dann aber die Wildnis ruft, dann verzer¬ren sich die Züge, stößt er ein mächtiges Grollen aus und spannt die Muskeln. Von denen hat er reichlich. 375 kW (510 PS) liefert sein wildes Herz, ein V8-Motor mit Kompressor-Aufladung. Für 90 500 Euro kann die Dressur beginnen.
Das Raubtier sitzt wohlverwahrt hinter Gittern. Die Lufteinlässe und der Kühler¬grill sind mit solchen bewehrt, angedeute¬te Kiemen auf der langgestreckten Motor¬haube sorgen für zusätzliche Atemluft. Der XF R mit seiner 4,96 Meter langen Ka¬rosserie steht auf üppigen 20-Zoll-Rä¬dern aus Leichtmetall. Für agiles Fahrver¬halten und beste Traktion ist die Mischbe-reifung zuständig: vorn Pneus der Dimen¬sion 255/35, hinten 285/30.
Das Heck wird von einem dezenten Spoiler und vier wuchtigen Auspuffroh-ren dominiert. Zweiflutig ist die Abgasan¬lage angelegt, das führt zu einer sehr prä¬senten Geräuschentwicklung im Leerlauf und einem fulminanten Getöse, wenn Leistung und Drehzahl gefordert werden. Hohe Touren sind freilich für zügiges Vor¬ankommen gar nicht notwendig. Der Kompressor des Fünfliter-V8 beatmet die Maschine schon von der Leerlaufdreh¬zahl an, ein sachter Druck auf das Gaspe¬dal genügt, um die knapp 1900 Kilo¬gramm schwere Sportlimousine mit Vehe¬menz nach vorn zu katapultieren. Nur 4,9 Sekunden dauert es, bis der XF R aus dem Stand 100 km/h erreicht. Die Höchstge¬schwindigkeit liegt bei 250 km/h, wie die meisten Wettbewerber dreht Jaguar der viertürigen Oberklasse-Limousine bei die- sem Tempo den Hahn zu, wer es noch
schneller haben möchte, findet gewiss bei den Spezialisten aus der Tuningbranche Rat und Hilfe.
Die Leistungsentfaltung ist überaus harmonisch. Schon bei weniger als 2000 Umdrehungen in der Minute zieht der Ja¬guar an, als wollte er Mauern zum Ein¬sturz bringen. 500/min mehr sind gefragt, bis das maximale Drehmoment von stattli¬chen 625 Newtonmeter anliegt, und das bleibt bis 5500/min erhalten, was die seri¬enmäßige Sechsstufen-Automatik von ZF im Jaguar vor eine sehr einfache Aufgabe stellt. Zwar müssen hohe Momente über¬tragen werden, der Wechsel der Überset¬zungen geschieht aber in aller Ruhe und Sanftheit und überdies selten.
Erst wenn das Schaltprogramm „Sport" aktiviert wird, hält der Automat länger an

der gewählten Stufe fest und lässt die Ma¬schine ausdrehen. Das macht ihr keine Mühe, trotz Volumen und Kraft aus dem Drehzahlkeller liebt der mit direkter Ben¬zineinspritzung arbeitende V8 hohe Tou¬renzahlen, er wirkt dabei weder müde noch angestrengt, er ist ein wahres Multi¬talent.
Sein Verbrauch ist freilich nicht von schlechten Eltern. Zwar ordnet Jaguar den V8 in die Riege der verbrauchsärms¬ten Triebwerke dieser Leistungsklasse ein, aber 12,5 Liter Super Plus im Norm- Zyklus für 100 Kilometer sind kein Pap¬penstiel, zumal sich der V8 im Alltagsbe¬trieb noch mehr genehmigt. Um 15 Liter pendelte bei uns der Durchschnittsver¬brauch im Mischbetrieb. Da sind knapp 70 Liter Vorrat im Tank zu wenig, und da¬her muss der Jaguar häufig zur Tränke, wo sich allerlei Wildbeobachter gern in der Rolle der Kommentatoren gefallen.
Das Fahrverhalten des XF R ist ange-nehm agil und völlig unkritisch. Die di-rekte Lenkung erleichtert die zielgenaue Fahrt durch Kurven, gibt deutliche Rück¬meldungen über Straßenbeschaffenheit und Traktion. Beim Anfahren verhindert das aktive Hinterachsdifferential wir¬kungsvoll das Durchdrehen der Räder, die Federung ist noch komfortabel, rea¬giert dank elektronischer Regelung auf die Fahrweise des Chauffeurs und die Straßenverhältnisse. Größere Bremsen als in den übrigen XF-Versionen tragen den hohen Fahrleistungen Rechnung, sie lassen sich bestens dosieren und ermög-lichen beeindruckende Verzögerungs-werte.
Im Innenraum duftet es mild nach Le-der und Holz, die elektrisch verstellbaren Sitze mit ausgeformten Wangen für besse¬ren Seitenhalt passen trefflich ins Am¬biente. Wahlweise lassen sie sich kühlen oder beheizen, je nach Vorliebe der Passa¬giere auf den vorderen Plätzen. Die übri¬ge Ausstattung ist wohlsortiert, Bi-Xe¬non-Scheinwerfer gehören dazu, das schlüssellose Zugangs- und Startsystem, die Premium-Audio-Anlage mit CD- Wechsler und eine Metallic-Lackierung.
Der XF R ist eine gelungene Symbiose aus Sportwagen und Reiselimousine. Platz für Fahrer und Passagiere ist reich¬lich vorhanden, der 500 Liter fassende Kofferraum hat ein tourengerechtes For¬mat, und der ausgewogene Federungs¬komfort macht lange Fahrten angenehm. Seine Agilität, die von dem durchzugsstar¬ken V8 ebenso wie den ausgewogenen Fahreigenschaften getragen wird, stellt ihn auf eine Stufe mit den Hochleistungs¬Limousinen aus Ingolstadt, München und Stuttgart. Die feine Art des Gentlemans, der dann bisweilen doch kräftig die Zäh¬nen zu fletschen versteht, die macht ihm jedoch so schnell keiner der Wettbewer¬ber nach.
Jaguar XF R Autotest SelMcKenzie Selzer-McKenzie

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.