Die Filmbilder hat der Author in den Rocky Mountains gedreht
Das Eichhörnchen (Sciurus vulgaris), regional auch Eichkätzchen, Eichkater oder niederdeutsch Katteker, ist ein Säugetier aus der Familie der Hörnchen (Sciuridae). Es ist der einzige natürlich in Mitteleuropa vorkommende Vertreter aus der Gattung der Eichhörnchen und wird zur Unterscheidung von anderen Arten wie dem Kaukasischen Eichhörnchen und dem in Europa eingebürgerten Grauhörnchen auch als Europäisches Eichhörnchen bezeichnet.
In seinem Körperbau ist das Eichhörnchen an eine baumbewohnende und kletternde Lebensweise angepasst. Es hat ein Gewicht von etwa 200 bis 400 Gramm. Die Kopfrumpflänge beträgt 20 bis 25 cm. Der zweizeilig behaarte, buschige Schwanz ist 15 bis 20 cm lang. Er dient beim Klettern als Balancierhilfe und beim Springen als Steuerruder. Beim Laufen wird der Schwanz stets in der Luft gehalten.[1] Die Geschlechter sind anhand von Größe und Fellfarbe nicht zu unterscheiden.
Eichhörnchen gehören zu den Sohlengängern. Sie haben an den Vorderpfoten vier lange, sehr bewegliche, mit langen gebogenen Krallen ausgestattete Finger; die verkümmerten Daumen haben ebenfalls Krallen. Die Hinterbeine sind überproportional lang und sehr kräftig. Die langen gebogenen Krallen bieten den Eichhörnchen auch beim schnellen kopfüber Klettern an glatten Stämmen guten Halt.
Der Schädel des Eichhörnchens ist breit, eben und abgerundet mit einem hohen, weitgehend eiförmigen Hirnschädel und einer kurzen, schmalen und hohen Schnauze.[2] Im Vergleich zum Schädel des Grauhörnchens ist der Schädel des Eichhörnchens kleiner, der Hirnschädel ist höher, die Postorbitalfortsätze sind länger und schmaler[3] und die Stirn ist vorne zwischen den Augenhöhlen leicht eingedellt.[4] Vom Kaukasischen Eichhörnchen unterscheidet sich das Eichhörnchen ebenfalls durch den höheren Hirnschädel sowie durch die längere Schnauze, den langen unteren Rand des Jochbogens, der mittig zum hinteren oberen Vorbackenzahn am Oberkiefer ansetzt, und größere Paukenblasen[5] mit zwei statt drei Scheidewänden.[6] Im Gegensatz zum Kaukasischen Eichhörnchen ist zudem die Breite des Unterkieferastes in der Mitte größer als die Länge der Backenzahnreihe.[7]
Abhängig von der Unterart variieren die Schädelmaße des Eichhörnchens über das Verbreitungsgebiet.[8] So nimmt die Größe des Schädels in ganz Eurasien unabhängig von Klimafaktoren von Norden nach Süden zu. In Europa ist diese Beziehung jedoch nicht sehr klar und in Mitteleuropa wurde eine Größenzunahme von Süden und Westen nach Nordosten festgestellt.[9] Die Condylobasallänge des Eichhörnchens beträgt 44,0 bis 49,3 Millimeter, die Basallänge 40,2 bis 48,4 Millimeter, die zygomatische Breite 29,0 bis 35,2 Millimeter, die Nasalialänge 14,0 bis 18,7 Millimeter und die Länge der oberen Backenzahnreihe 8,5 bis 10,4 Millimeter.[8] Bei Jungtieren scheint der Schädel noch etwas über das erste Jahr hinaus zu wachsen.[9] Ein Geschlechtsdimorphismus in Bezug auf die Schädelmaße besteht nich
Das für Hörnchen typische Gebiss des Eichhörnchens weist in jeder Kieferhälfte einen Nagezahn, zwei Vorbackenzähne oben und einen Vorbackenzahn unten sowie drei Backenzähne auf. Eckzähne sind nicht vorhanden, die Gesamtzahl der Zähne beträgt 22.[2]
Die Größe der Vorbacken- und Backenzähne nimmt von vorne nach hinten zu.[4] Der vordere obere Vorbackenzahn des Eichhörnchens ist klein, stiftförmig,[2] etwas einwärts gerückt, nahezu funktionslos[4] und anders als beim Kaukasischen Eichhörnchen immer in beiden Kieferhälften vorhanden.[7] Der hintere obere Vorbackenzahn entspricht in Form und Größe fast den oberen Backenzähnen. Wie diese weist er zungenseitig einen großen, halbmondförmigen Höcker und backenseitig vier Höcker auf. Von den höheren, zweiten und vierten Höckern ziehen Querleisten zum zungenseitigen Höcker. Am hinteren Vorbackenzahn ersetzt ein gut abgegrenzter Höcker die sonst mit dem vierten Höcker verbundene Leiste und am hinteren Backenzahn fehlt sie. Der untere Vorbackenzahn und die unteren Backenzähne sind rautenförmig mit eingetieftem Zentrum. An den vier Ecken weisen sie je einen Haupthöcker auf. Vorne und an den beiden Seiten befindet sich je ein kleiner Nebenhöcker, der mit zunehmender Abnutzung verschwindet. Wiltafsky (1978) gibt die Anzahl der Zahnwurzeln beim vorderen oberen Vorbackenzahn mit eins, beim hinteren oberen Vorbackenzahn, bei den oberen Backenzähnen und beim unteren Vorbackenzahn mit drei und bei den unteren Backenzähnen mit vier an.[4] Die Anzahl der Zahnfächer geben Niethammer und Krapp (1978) beim vorderen oberen Vorbackenzahn mit eins, beim unteren Vorbackenzahn mit zwei, beim hinteren oberen Vorbackenzahn, bei den oberen Backenzähnen und beim hinteren unteren Backenzahn mit drei sowie beim vorderen und mittleren unteren Backenzahn mit vier an.[11]
Der hintere obere und der untere Vorbackenzahn haben Vorläufer im Milchgebiss, die im Alter von 16 Wochen ausfallen.[2] Bei Jungtieren ist der hintere obere Vorbackenzahn wesentlich kleiner als die Backenzähne, seine Hinterkante ist stets stark abgenutzt und er bildet mit der Vorderkante des vorderen oberen Backenzahns eine Kaufläche.[9] Die Abnutzung der Vorbacken- und Backenzähne und das Wachstum des Wurzelzements können ebenfalls zur Altersbestimmung herangezogen werden.
Die dichte Behaarung ist kurz, seidig bis gröber (8000 bis 10.000 Haare pro cm2). Die Länge der Grannenhaare beträgt auf der Nase 3 bis 11 (Mittelwert 5,9) mm, am Bauch 13 bis 23 (Mittelwert 16,4) mm, auf dem Rücken 17 bis 23 (Mittelwert 22,5) mm. Im Haargrund haben die Haare einen Durchmesser von 0,04 mm, im Bereich der Granne steigt der Durchmesser bis auf 0,12 mm. Die Wollhaare sind unterschiedlich lang, gewellt oder spiralförmig gewunden. Ihr Durchmesser beträgt 0,010 bis 0,015 mm. Sie sind zur Spitze und zur Haarzwiebel hin verjüngt. Die ausgewachsenen Ohrpinselhaare sind 3 bis 5 cm lang, die Schwanzhaare 5 bis 8 (bis zu 10) cm.
Das Oberseitenfarbe variiert von hellrot bis zu braunschwarz; die Bauchseite ist sauber abgegrenzt vom Rückenfell weiß oder cremefarben. Das Winterfell ist wesentlich dichter als das Sommerfell. Im Winter wird die Fellfarbe oft dunkler und kann auch graue Farbtöne annehmen. Im Winterfell haben Eichhörnchen bis zu 3,5 cm lange rotbraune Ohrpinsel. Im Sommerfell sind diese Ohrpinsel klein oder nicht vorhanden. Im Winter weisen außerdem die sonst nackten Fußsohlen eine Behaarung auf.
Das Eichhörnchen wechselt zweimal jährlich das Fell. Der Haarwechsel im Frühjahr verläuft vom Kopf über den Rücken und die Körperseiten bis zu den Hinterschenkeln, der Herbsthaarwechsel verläuft in umgekehrter Richtung, beginnend an der Schwanzwurzel hin zum Kopf. Ohren und Schwanz wechseln ihr Haar nur einmal im Jahr. Zuerst gehen im Frühjahr ein Teil der Grannen und die gesamte Unterwolle des Schwanzes aus. Während des Sommers erneuern sich die Schwanzhaare dann völlig, beginnend von der Mitte zu den Seiten hin endend. Die Ohrpinselhaare wachsen vom Sommer bis in den Winter hinein. Der Haarwechsel im Frühjahr dauert etwas länger als der Herbsthaarwechsel. Weibchen beginnen den Frühjahrshaarwechsel etwas später als die männlichen Tiere, beim Werfen der Jungen haben sie ihn abgeschlossen
Das Verbreitungsgebiet umfasst beinahe ganz Europa (ausgenommen den Süden Spaniens, Portugal und manche Regionen Italiens) und außerdem Nordasien vom Ural ostwärts bis Kamtschatka, Korea und Hokkaido. Eichhörnchen kommen bis in eine Höhe von 2000 m vor.[1] Der typische Lebensraum sind, auf das gesamte Verbreitungsgebiet bezogen, überwiegend boreale Nadelwälder. Nur im europäischen Teil des Verbreitungsgebiets sind Eichhörnchen auch in Laub- und Mischwäldern heimisch. Als Kulturfolger sind sie dort heute in Parks und Gärten häufig zu finden.
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