Adel Spitzeder (1832 bis 1895) Kapitalanlage-Betrügerin Author D. Selzer-McKenzie : Aidele Spitzeder (1832 bis 1895) beschränkte sich nicht auf das Schauspielgewerbe. Sie versprach Menschen, die ihr Geld anvertrauten, 10 Prozent Zinsen im Monat. Das Geschäft florierte, und bald nannte man ihr Gewerbe die „Dachauer Bank". Ende 1872 wurde sie verhaftet und wegen Betrugs verurteilt. 31 000 Kunden verloren ihr Geld. München, zu Beginn der Gründerzeit in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Adele Spitzeder wohnte mit einer Freundin und sechs Hunden in einem Münchener Gasthof und fragte sich, wie es mit ihr weitergehen sollte. Ihr Metier, die Schauspielerei, brachte ihr nicht viel ein, und so lebte sie von kärglichen 50 Gulden im Monat, die sie von ihrer Mutter erhielt. Aber dann wendete sich das Blatt, wie Spitzeder in ihren Memoiren („Geschichte meines Lebens", Buchendorfer Verlag, München 1996) schrieb: „Durch meine frühere Holzfrau wurde ich nämlich mit der Frau eines in der Au wohnenden Zimmermanns bekannt . . . Sie brachte mir Geld und vermittelte späterhin noch weitere Darlehen von einem Berufsgenossen ihres Mannes. Letzterer machte sodann selbst Geschäfte mit mir und war überhaupt der Erste von den Tausenden, welche so viel persönliches Vertrauen zu mir fassten, ohne jedwede Sicherheit oder Deckung Geld darzuleihen. Dieser Zimmermann, den der von mir gegebene hohe Zins zu einer Art Schmusergeschäft veranlasste, brachte mir nicht nur sein eigenes, sondern auch das Geld anderer Leute, so eines weiteren Zimmermanns, einer Geflügelhändlerin und eines Dienstmanns." Es mag erstaunlich klingen, dass Menschen ihr Geld vorbehaltlos einer fremden, nicht gerade erfolgreichen Schauspielerin anvertrauten. Und obwohl Spitzeder „ihnen haarscharf und mit unumwundener Offenheit detaillierte, dass ich nicht im Stande sei, auch nur die geringste Sicherheit oder Deckung bieten zu können"; kamen ihren Kunden keine Bedenken. Vielmehr sagten sie: „Das macht nix, wir wollen's probieren." Ihr Gewerbe ließ sie in kein Handelsregister eintragen, wohl aber ließ sie sich von einem Anwalt versichern, dass ihre Geldgeschäfte legal seien. 1 Wie kamen die Menschen dazu, so unvorsichtig zu sein? Vermutlich war es das Versprechen Spitzeders, 10 Prozent Zins im Monat zu zahlen, und die bald umlaufenden Nachrichten, wonach die Schauspielerin die versprochenen Zinsen auch wirklich auszahlte. Das Ergebnis war, „dass ich es in der Folge mit einer wahren Kreditlawine zu tun bekam, welche mich förmlich betäubte, jedoch sich weder dämmen noch sonstwie aufhalten ließ". Spitzeder lebte weiterhin in München, doch da ihre Kunden zu einem guten Teil aus dem Norden der Großstadt kamen, nannte man ihr Geschäft bald die „Dachauer Bank". Nicht nur Bauern und Arbeiter vertrauten ihr, sondern ganze Kommunen. Einige Bauern verkauften ihre Höfe, um alleine von Zinseinnahmen zu leben. Mit den ihr zufließenden Mitteln bezahlte Spitzeder zunächst eigene Schulden, dann erwarb sie ein kleines Gut bei Oberföhrung, und schließlich verlieh sie nach eigenen Angaben Geld zu hohen Zinsen: „Ich lieh das nicht zu meinem Bedarfe notwendige Geld wieder aus, aber zu 15 und 20 Prozent, jedoch nur an solche Personen, welche derartige Zinsen stets zu zahlen pflegten, also Kavaliere, Offiziere und dergleichen." Dagegen will sie „minder bemittelten Leuten" wie Handwerkern und Kaufmännern Geld zu niedrigeren Zinsen verliehen haben. Die „Dachauer Bank" erlangte bald einen großen Bekanntheitsgrad, und Spitzeder vermochte es, sich ein seriöses Image zu geben. Sie galt als fromm und spendete Geld für soziale Zwecke. So eröffnete sie unter anderem die „Münchener Volksküche", ein Gasthaus mit 4000 Plätzen und äußerst niedrigen Preisen. In den Zeitungen wurde vorteilhaft über sie berichtet, und zeitweise betrieb sie sogar ein eigenes Blatt. Ihr Geschäftsbetrieb verlief jedoch chaotisch. Eine ordentliche Buchführung betrieb sie niemals, und es erstaunt im Nachhinein vor allem, dass die Behörden auch niemals danach verlangten. Das etablierte Geldgewerbe wetterte indessen gegen die „Dachauer Bank" und andere ähnliche Etablissements, die sie „Schwindel- Banken" nannten. Als Spitzeder im Zuge ihrer späteren Verhaftung nach Unterlagen gefragt wurde, antwortete sie: „Ich erklärte ferner, dass ich Handelsbücher nicht zu führen verstände, weil ich keine kaufmännischen Kenntnisse besäße und auch kein kaufmännisches Geschäft geführt hätte." Zeigen konnte sie lediglich einige „Privatbücher", aus denen sich aber nicht viel erkennen ließ. Die Schauspielerin hatte ihre Geldgeschäfte niemals richtig organisiert. In einer Wohnung wurden Säcke mit Geld deponiert, und die wachsende Zahl ihrer Mitarbeiter, zum Schluss waren es um die 40, besaß überwiegend keine beruflichen Erfahrungen im Bankgeschäft. Spitzeder verlor auch den Überblick, was ihre Mitarbeiter so alles trieben. Später reute sie ihre Naivität: „Sie waren von selbst gekommen, ohne mein Zutun, und sie führten keine anderen Empfehlungskarten mit sich als leere Geldbeutel. Doppelzüngig und habsüchtig kamen sie einher wie Wölfe im Schafspelze und stellten sich mir mit knechtischem Sinne zur Verfügung; sie streuten mir Weihrauch, winselten mir Ergebenheit und vergaßen niemals, hinter meinem Rücken zu lachen." Seit Mitte 1871 nahm in der Münchener Politik das Unbehagen gegenüber der „Dachauer Bank" zu, aber lange fanden die Behörden keinen juristischen Grund, gegen Spitzeder vorzugehen. Denn nach wie vor zahlte sie regelmäßig Zinsen an ihre Kunden, und so kamen die Kunden nicht auf die Idee, ihre Einlagen abzuziehen. Um die Schauspielerin zu Fall zu bringen, verbündelen sich schließlich rund 40 Kunden, die ihre Einlagen auf einen Schlag zurückforderten. Gleichzeitig wurde Spitzeder verhaftet. In ihrem Besitz fand man Wertpapiere, Geld und Schmuck über mehr als eine Million Gulden, über die Höhe der Forderungen an Spitzeder lagen aber keine Unterlagen vor. Spitzeder waren nach eigener Aussage keine Verfehlungen bekannt: „Mein Gewissen war rein, ich war mir keiner Verschleppung bewusst, die mir ebenfalls zu Last gelegte mangelhafte Buchführung konnte mir, als einem Weibe, doch auch nicht als Verbrechen angerechnet werden und so sah ich meiner öffentlichen Verhandlung ohne Herzklopfen und mit freier Stirne entgegen." Ganz so harmlos waren ihre Geschäfte allerdings nicht gewesen, und als sich die Behörden schließlich einen Überblick verschafft hatten, entdeckten sie einen Fehlbetrag von rund 8 Millionen Gulden. Mehr als 30 000 Anleger hatten ihr Geld verloren; wohin die Mittel abgeflossen waren, ließ sich nicht vollständig ermitteln. Am 20. Juli 1873 wurde Adele Spitzeder wegen betrügerischen Bankrotts zu einer Haftstrafe von drei Jahren und zehn Monaten verurteilt. Das Gericht berücksichtigte bei der Wahl des Strafmaßes zu ihren Gunsten, dass sie immer gesagt hatte, über keinerlei Sicherheiten zu verfügen, und die fehlende Auflage der Behörden zur Führung von Handelsbüchern. Die Verurteilte hielt das Urteil nicht für angemessen: „Mein Verteidiger hingegen, Herr Accessist Angstwurm, übersah die wichtigsten Anhaltspunkte, welche notwendig meine Freisprechung zur Folge haben müssten." An anderer Stelle bezeichnet sie sich als „die ehrlichste Person in der ganzen sogenannten ,Dachauer Bank—. Adele Spitzeder stammte aus einer traditionsreichen Künstlerfamilie; ihre Eltern Josef und Betty Spitzeder waren ein seinerzeit berühmtes Sängerpaar. Nach dem frühen Tode des Vaters und der Wiederverheiratung der Mutter wuchs die junge Adele in einem angesehenen Wiener Internat auf. Später wieder in München, nahm sie Schauspielunterricht, doch trotz eines erfolgreichen Beginns verlief ihre Karriere unbefriedigend, und so fand sie sich Mitte der sechziger Jahre in München mittellos wieder. Nach ihrer eigenen Schilderung geriet sie nahezu ahnungslos in das Geldgeschäft, und sie fühlte sich von dem Kundenansturm völlig überwältigt. Ihre geschliffenen Manieren trugen sicherlich zu dem guten Eindruck auf viele Kunden bei. Ihre Haftstrafe saß Spitzeder in einem Münchener Gefängnis ab, wo sie' auch ihre Memoiren schrieb. Nach ihrer Freilassung lebte sie kurz im Ausland, kehrte dann aber nach Deutschland zurück, wo sie noch einmal versuchte, eine Bank zu eröffnen. Doch dieses Mal schritten die Behörden sofort ein. Danach trat sie unter dem Namen Adele Vio als Volkssängerin auf. Im Oktober 1895 starb sie in München.
Samstag, 27. Juni 2009
Adele Spitzeder - Finanzbetrügerin
Adel Spitzeder (1832 bis 1895) Kapitalanlage-Betrügerin Author D. Selzer-McKenzie : Aidele Spitzeder (1832 bis 1895) beschränkte sich nicht auf das Schauspielgewerbe. Sie versprach Menschen, die ihr Geld anvertrauten, 10 Prozent Zinsen im Monat. Das Geschäft florierte, und bald nannte man ihr Gewerbe die „Dachauer Bank". Ende 1872 wurde sie verhaftet und wegen Betrugs verurteilt. 31 000 Kunden verloren ihr Geld. München, zu Beginn der Gründerzeit in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Adele Spitzeder wohnte mit einer Freundin und sechs Hunden in einem Münchener Gasthof und fragte sich, wie es mit ihr weitergehen sollte. Ihr Metier, die Schauspielerei, brachte ihr nicht viel ein, und so lebte sie von kärglichen 50 Gulden im Monat, die sie von ihrer Mutter erhielt. Aber dann wendete sich das Blatt, wie Spitzeder in ihren Memoiren („Geschichte meines Lebens", Buchendorfer Verlag, München 1996) schrieb: „Durch meine frühere Holzfrau wurde ich nämlich mit der Frau eines in der Au wohnenden Zimmermanns bekannt . . . Sie brachte mir Geld und vermittelte späterhin noch weitere Darlehen von einem Berufsgenossen ihres Mannes. Letzterer machte sodann selbst Geschäfte mit mir und war überhaupt der Erste von den Tausenden, welche so viel persönliches Vertrauen zu mir fassten, ohne jedwede Sicherheit oder Deckung Geld darzuleihen. Dieser Zimmermann, den der von mir gegebene hohe Zins zu einer Art Schmusergeschäft veranlasste, brachte mir nicht nur sein eigenes, sondern auch das Geld anderer Leute, so eines weiteren Zimmermanns, einer Geflügelhändlerin und eines Dienstmanns." Es mag erstaunlich klingen, dass Menschen ihr Geld vorbehaltlos einer fremden, nicht gerade erfolgreichen Schauspielerin anvertrauten. Und obwohl Spitzeder „ihnen haarscharf und mit unumwundener Offenheit detaillierte, dass ich nicht im Stande sei, auch nur die geringste Sicherheit oder Deckung bieten zu können"; kamen ihren Kunden keine Bedenken. Vielmehr sagten sie: „Das macht nix, wir wollen's probieren." Ihr Gewerbe ließ sie in kein Handelsregister eintragen, wohl aber ließ sie sich von einem Anwalt versichern, dass ihre Geldgeschäfte legal seien. 1 Wie kamen die Menschen dazu, so unvorsichtig zu sein? Vermutlich war es das Versprechen Spitzeders, 10 Prozent Zins im Monat zu zahlen, und die bald umlaufenden Nachrichten, wonach die Schauspielerin die versprochenen Zinsen auch wirklich auszahlte. Das Ergebnis war, „dass ich es in der Folge mit einer wahren Kreditlawine zu tun bekam, welche mich förmlich betäubte, jedoch sich weder dämmen noch sonstwie aufhalten ließ". Spitzeder lebte weiterhin in München, doch da ihre Kunden zu einem guten Teil aus dem Norden der Großstadt kamen, nannte man ihr Geschäft bald die „Dachauer Bank". Nicht nur Bauern und Arbeiter vertrauten ihr, sondern ganze Kommunen. Einige Bauern verkauften ihre Höfe, um alleine von Zinseinnahmen zu leben. Mit den ihr zufließenden Mitteln bezahlte Spitzeder zunächst eigene Schulden, dann erwarb sie ein kleines Gut bei Oberföhrung, und schließlich verlieh sie nach eigenen Angaben Geld zu hohen Zinsen: „Ich lieh das nicht zu meinem Bedarfe notwendige Geld wieder aus, aber zu 15 und 20 Prozent, jedoch nur an solche Personen, welche derartige Zinsen stets zu zahlen pflegten, also Kavaliere, Offiziere und dergleichen." Dagegen will sie „minder bemittelten Leuten" wie Handwerkern und Kaufmännern Geld zu niedrigeren Zinsen verliehen haben. Die „Dachauer Bank" erlangte bald einen großen Bekanntheitsgrad, und Spitzeder vermochte es, sich ein seriöses Image zu geben. Sie galt als fromm und spendete Geld für soziale Zwecke. So eröffnete sie unter anderem die „Münchener Volksküche", ein Gasthaus mit 4000 Plätzen und äußerst niedrigen Preisen. In den Zeitungen wurde vorteilhaft über sie berichtet, und zeitweise betrieb sie sogar ein eigenes Blatt. Ihr Geschäftsbetrieb verlief jedoch chaotisch. Eine ordentliche Buchführung betrieb sie niemals, und es erstaunt im Nachhinein vor allem, dass die Behörden auch niemals danach verlangten. Das etablierte Geldgewerbe wetterte indessen gegen die „Dachauer Bank" und andere ähnliche Etablissements, die sie „Schwindel- Banken" nannten. Als Spitzeder im Zuge ihrer späteren Verhaftung nach Unterlagen gefragt wurde, antwortete sie: „Ich erklärte ferner, dass ich Handelsbücher nicht zu führen verstände, weil ich keine kaufmännischen Kenntnisse besäße und auch kein kaufmännisches Geschäft geführt hätte." Zeigen konnte sie lediglich einige „Privatbücher", aus denen sich aber nicht viel erkennen ließ. Die Schauspielerin hatte ihre Geldgeschäfte niemals richtig organisiert. In einer Wohnung wurden Säcke mit Geld deponiert, und die wachsende Zahl ihrer Mitarbeiter, zum Schluss waren es um die 40, besaß überwiegend keine beruflichen Erfahrungen im Bankgeschäft. Spitzeder verlor auch den Überblick, was ihre Mitarbeiter so alles trieben. Später reute sie ihre Naivität: „Sie waren von selbst gekommen, ohne mein Zutun, und sie führten keine anderen Empfehlungskarten mit sich als leere Geldbeutel. Doppelzüngig und habsüchtig kamen sie einher wie Wölfe im Schafspelze und stellten sich mir mit knechtischem Sinne zur Verfügung; sie streuten mir Weihrauch, winselten mir Ergebenheit und vergaßen niemals, hinter meinem Rücken zu lachen." Seit Mitte 1871 nahm in der Münchener Politik das Unbehagen gegenüber der „Dachauer Bank" zu, aber lange fanden die Behörden keinen juristischen Grund, gegen Spitzeder vorzugehen. Denn nach wie vor zahlte sie regelmäßig Zinsen an ihre Kunden, und so kamen die Kunden nicht auf die Idee, ihre Einlagen abzuziehen. Um die Schauspielerin zu Fall zu bringen, verbündelen sich schließlich rund 40 Kunden, die ihre Einlagen auf einen Schlag zurückforderten. Gleichzeitig wurde Spitzeder verhaftet. In ihrem Besitz fand man Wertpapiere, Geld und Schmuck über mehr als eine Million Gulden, über die Höhe der Forderungen an Spitzeder lagen aber keine Unterlagen vor. Spitzeder waren nach eigener Aussage keine Verfehlungen bekannt: „Mein Gewissen war rein, ich war mir keiner Verschleppung bewusst, die mir ebenfalls zu Last gelegte mangelhafte Buchführung konnte mir, als einem Weibe, doch auch nicht als Verbrechen angerechnet werden und so sah ich meiner öffentlichen Verhandlung ohne Herzklopfen und mit freier Stirne entgegen." Ganz so harmlos waren ihre Geschäfte allerdings nicht gewesen, und als sich die Behörden schließlich einen Überblick verschafft hatten, entdeckten sie einen Fehlbetrag von rund 8 Millionen Gulden. Mehr als 30 000 Anleger hatten ihr Geld verloren; wohin die Mittel abgeflossen waren, ließ sich nicht vollständig ermitteln. Am 20. Juli 1873 wurde Adele Spitzeder wegen betrügerischen Bankrotts zu einer Haftstrafe von drei Jahren und zehn Monaten verurteilt. Das Gericht berücksichtigte bei der Wahl des Strafmaßes zu ihren Gunsten, dass sie immer gesagt hatte, über keinerlei Sicherheiten zu verfügen, und die fehlende Auflage der Behörden zur Führung von Handelsbüchern. Die Verurteilte hielt das Urteil nicht für angemessen: „Mein Verteidiger hingegen, Herr Accessist Angstwurm, übersah die wichtigsten Anhaltspunkte, welche notwendig meine Freisprechung zur Folge haben müssten." An anderer Stelle bezeichnet sie sich als „die ehrlichste Person in der ganzen sogenannten ,Dachauer Bank—. Adele Spitzeder stammte aus einer traditionsreichen Künstlerfamilie; ihre Eltern Josef und Betty Spitzeder waren ein seinerzeit berühmtes Sängerpaar. Nach dem frühen Tode des Vaters und der Wiederverheiratung der Mutter wuchs die junge Adele in einem angesehenen Wiener Internat auf. Später wieder in München, nahm sie Schauspielunterricht, doch trotz eines erfolgreichen Beginns verlief ihre Karriere unbefriedigend, und so fand sie sich Mitte der sechziger Jahre in München mittellos wieder. Nach ihrer eigenen Schilderung geriet sie nahezu ahnungslos in das Geldgeschäft, und sie fühlte sich von dem Kundenansturm völlig überwältigt. Ihre geschliffenen Manieren trugen sicherlich zu dem guten Eindruck auf viele Kunden bei. Ihre Haftstrafe saß Spitzeder in einem Münchener Gefängnis ab, wo sie' auch ihre Memoiren schrieb. Nach ihrer Freilassung lebte sie kurz im Ausland, kehrte dann aber nach Deutschland zurück, wo sie noch einmal versuchte, eine Bank zu eröffnen. Doch dieses Mal schritten die Behörden sofort ein. Danach trat sie unter dem Namen Adele Vio als Volkssängerin auf. Im Oktober 1895 starb sie in München.
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