Porsche ist pleite Author D.Selzer-McKenzie Kleiner Auszug aus Wendelin Wiedekings Zitatenschatz gefällig? „Stütze und Luxus passen nicht zusammen." „Notleidende Unternehmen werden mit staatlicher finanzieller Hil-, fe künstlich am Leben erhalten. Die meisten Firmen, die staatliche Hilfe bekamen, waren früher oder später aber doch pleite." „Man sollte die Schippe nicht zu voll nehmen und sich übernehmen." Jahrelang hat Porsche unter seinem nie um einen markigen Spruch verlegenen Vorstandsvorsitzenden nur eine Richtung gekannt, Vollgas voraus. Wiedeking und seine Mannschaft haben aus dem einstmals vor dem Ruin stehenden Sportwagenhersteller ein vor Kraft strotzendes Unternehmen gemacht. Nun hat aber auch er — vor allem mit dem Ansinnen, Volkswagen zu kaufen — offenbar die Schippe zu voll genommen. Prompt wirft er seine ordnungspolitischen Grundsätze über Bord. 1,75 Milliarden Euro Kredit möchte Porsche von der zur Förderung des Mittelstands eingerichteten Staatsbank KfW. Das ist ein Offenbarungseid, der zweierlei zeigt: Porsche ist — jedenfalls mit der Finanzierung seines laufenden Geschäfts — in ernsten Schwierigkeiten, und selbst solch eine Adresse bekommt von den stets eine Kreditklemme weit von sich weisenden und in der Mehrzahl mit Staatsgeld gestützten Banken kein Geld mehr. Weil Berlin — namentlich die in diesen Dingen großzügig mit der hemmungslosen SPD paktierende Bundeskanzlerin — und die Ministerpräsidenten für Opel Tür und Tor geöffnet haben, wird es der Regierung schwerfallen, andere abzuweisen. Man ahnt, wie die je nach Fall anzupassende Argumentation laufen wird: Porsche ist eigentlich gesund, braucht lediglich eine Finanzbrücke, und die Vermögenswerte sind derzeit nur unter Wert abzustoßen. Also: Ausnahme genehmigt. Der Kaufhauskonzern Arcandor wurde zwar über Jahre ruiniert, ist aber mit 50 000 Mitarbeitern von herausragender Bedeutung, und die letzten Vermögenswerte sind nicht gut verwertbar. Also: Ausnahme genehmigt. Und so weiter, und so fort. Die Folgen sind fatal: Wettbewerber, die besser gewirtschaftet haben, werden in der Krise auch noch benachteiligt. Und die Menschen, die sich je-- den Tag an ihrem Arbeitsplatz abmühen, werden die Quittung auf ihrem ohnehin schon mit Abzügen gespickten Lohnzettel bekommen. Wann endlich nimmt die Regierung das Wort nein wieder in ihren Wortschatz auf? Der Autohersteller braucht zur Finanzierung des laufenden Geschäfts 1,75 Milliarden Euro. Private Banken zögern, jetzt soll die KfW helfen. Der Autohersteller Porsche wendet sich offiziell mit der Bitte um einen Milliardenkredit an die Staatsbank KfW. Porsche werde einen Kreditantrag über 1,75 Milliarden Euro stellen, hieß es. Durch die Übernahme der Aktienmehrheit an Volkswagen drücken das Unternehmen Schulden von 9 Milliarden Euro. Porsche wolle den marktüblich verzinsten Kredit vollständig zurückzahlen, versicherte der Konzern: „Wir wollen kein Geld auf Kosten der Steuerzahler." Es gehe allein darum, die Zurückhaltung der großen Geschäftsbanken bei der Kreditvergabe zu umschiffen. Man wisse nicht, wann die KfW über den Darlehensantrag, der nach Meinung von Porsche nicht aus dem sogenannten Deutschlandfonds gespeist werden soll, entscheide, hieß es in Stuttgart. Doch sind für eine Entscheidung nur wenige Wochen Zeit. Parallel zum KfW-Antrag verhandelt Porsche 'mit anderen Banken weiter. Ende Mai bekam das Unternehmen von der Bank of Tokyo die Zusage für 750 Millionen Euro. Die Verhandlungen mit anderen Banken sind ein Gebot der Vorsicht, denn Porsche schlägt mit seinem Ansinnen politischer Gegenwind entgegen: Der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) hatte dieser Zeitung schon unmittelbar nach Bekanntwerden der ersten Überlegungen von Porsche für einen KfW-Kredit gesagt: „Es ist abwegig, dass ein Unternehmen, das im vergangenen Jahr dank seiner Optionsgeschäfte mehr Gewinn als Umsatz gemacht hat, nun den Steuerzahler um eine Finanzierung anpumpt." Unterstützung bekommt Porsche hingegen von der baden-württembergischen SPD-Landtagsfraktion. In einem Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) fordert Fraktionschef Claus Schmiedel, die KfW solle dem Unternehmen unter die Arme greifen. Zu den Erfolgsaussichten des Porsche-Antrags äußerte sich Schmiedel zuversichtlich. In der Politik wird offen darüber gesprochen, dass Porsche sogar schon wegen einer staatlichen Bürgschaft vorgesprochen habe. Aus dem Umfeld von Porsche heißt es dazu nur, es gebe keinen Antrag und erst recht keine Bürgschaft. Schon länger ist bekannt, dass Porsche den jetzt angestrebten KfW-Kredit für Leasing-Finanzierungen bei Autoverkäufen sowie für die finanzielle Unterstützung von Händlern und Zulieferern benötigt, also für das laufende Geschäft. Parallel dazu führt Porsche Gespräche mit potentiellen Investoren, die unter anderem aus Qatar stammen sollen, um die langfristige Liquidität zu sichern. Die Investorengespräche werden nicht näher kommentiert, finden nach Angaben aus Unter‑ nehmenskreisen aber in einer „sehr guten Atmosphäre" statt. Das gelte ebenso für die Gespräche über eine mögliche Kapitalerhöhung durch die Eigentümerfamilien von Porsche. Anfang Mai hatten sich die Eigentümerfamilien Porsche und Piöch darauf verständigt, dass Porsche • und VW in einem „integrierten Autokonzern" zusammengeführt werden sollen. Angaben zum Stand der Gespräche machte der Porsche-Sprecher nicht. Auch zur Laufzeit des Darlehens werden keine Details genannt. Porsche hatte ' im Frühjahr mit Banken über Kredite von 12,5 Milliarden Euro verhandelt. Ende März sicherte sich das Unternehmen nach in der Schlussphase turbulenten Verhandlungen einen Kredit in Höhe von zunächst 10 Milliarden Euro, der einen früheren Kredit in gleicher Höhe ablöste. Diesen hatte Porsche auch zur Aufstockung seiner VW-Anteile auf mehr als 50 Prozent genutzt, die derzeit einen Wert von rund 40 Milliarden Euro haben. Die Kreditlinie bei einem Konsortium aus 15 Banken besteht aus zwei Tranchen. Der größere Teil von 6,7 Milliarden Euro läuft zunächst bis März 2010 und kann um ein Jahr verlängert werden. Die restlichen 3,3 Milliarden Euro laufen im März 2010 aus. Im Rahmen dieser Laufzeiten dürfte sich der von der KfW erwünschte Kredit bewegen, da ihm vergleichbare Konditionen wie dem durch die privaten Banken gewährten Kredit zugrunde liegen sollen. Gemeinsam mit dem Kredit aus Japan und dem der KfW hätte Porsche dann die noch fehlenden 2,5 Milliarden Euro zusammen. Porsche-Vorzugsaktien haben im vergangenen Jahr gut 60 Prozent ihres Wertes verloren. Gerüchte über eine mögliche Insolvenz werden vom Unternehmen wütend dementiert.
Donnerstag, 4. Juni 2009
Porsche ist pleite - von SelMcKenzie Selzer-McKenzie
Porsche ist pleite Author D.Selzer-McKenzie Kleiner Auszug aus Wendelin Wiedekings Zitatenschatz gefällig? „Stütze und Luxus passen nicht zusammen." „Notleidende Unternehmen werden mit staatlicher finanzieller Hil-, fe künstlich am Leben erhalten. Die meisten Firmen, die staatliche Hilfe bekamen, waren früher oder später aber doch pleite." „Man sollte die Schippe nicht zu voll nehmen und sich übernehmen." Jahrelang hat Porsche unter seinem nie um einen markigen Spruch verlegenen Vorstandsvorsitzenden nur eine Richtung gekannt, Vollgas voraus. Wiedeking und seine Mannschaft haben aus dem einstmals vor dem Ruin stehenden Sportwagenhersteller ein vor Kraft strotzendes Unternehmen gemacht. Nun hat aber auch er — vor allem mit dem Ansinnen, Volkswagen zu kaufen — offenbar die Schippe zu voll genommen. Prompt wirft er seine ordnungspolitischen Grundsätze über Bord. 1,75 Milliarden Euro Kredit möchte Porsche von der zur Förderung des Mittelstands eingerichteten Staatsbank KfW. Das ist ein Offenbarungseid, der zweierlei zeigt: Porsche ist — jedenfalls mit der Finanzierung seines laufenden Geschäfts — in ernsten Schwierigkeiten, und selbst solch eine Adresse bekommt von den stets eine Kreditklemme weit von sich weisenden und in der Mehrzahl mit Staatsgeld gestützten Banken kein Geld mehr. Weil Berlin — namentlich die in diesen Dingen großzügig mit der hemmungslosen SPD paktierende Bundeskanzlerin — und die Ministerpräsidenten für Opel Tür und Tor geöffnet haben, wird es der Regierung schwerfallen, andere abzuweisen. Man ahnt, wie die je nach Fall anzupassende Argumentation laufen wird: Porsche ist eigentlich gesund, braucht lediglich eine Finanzbrücke, und die Vermögenswerte sind derzeit nur unter Wert abzustoßen. Also: Ausnahme genehmigt. Der Kaufhauskonzern Arcandor wurde zwar über Jahre ruiniert, ist aber mit 50 000 Mitarbeitern von herausragender Bedeutung, und die letzten Vermögenswerte sind nicht gut verwertbar. Also: Ausnahme genehmigt. Und so weiter, und so fort. Die Folgen sind fatal: Wettbewerber, die besser gewirtschaftet haben, werden in der Krise auch noch benachteiligt. Und die Menschen, die sich je-- den Tag an ihrem Arbeitsplatz abmühen, werden die Quittung auf ihrem ohnehin schon mit Abzügen gespickten Lohnzettel bekommen. Wann endlich nimmt die Regierung das Wort nein wieder in ihren Wortschatz auf? Der Autohersteller braucht zur Finanzierung des laufenden Geschäfts 1,75 Milliarden Euro. Private Banken zögern, jetzt soll die KfW helfen. Der Autohersteller Porsche wendet sich offiziell mit der Bitte um einen Milliardenkredit an die Staatsbank KfW. Porsche werde einen Kreditantrag über 1,75 Milliarden Euro stellen, hieß es. Durch die Übernahme der Aktienmehrheit an Volkswagen drücken das Unternehmen Schulden von 9 Milliarden Euro. Porsche wolle den marktüblich verzinsten Kredit vollständig zurückzahlen, versicherte der Konzern: „Wir wollen kein Geld auf Kosten der Steuerzahler." Es gehe allein darum, die Zurückhaltung der großen Geschäftsbanken bei der Kreditvergabe zu umschiffen. Man wisse nicht, wann die KfW über den Darlehensantrag, der nach Meinung von Porsche nicht aus dem sogenannten Deutschlandfonds gespeist werden soll, entscheide, hieß es in Stuttgart. Doch sind für eine Entscheidung nur wenige Wochen Zeit. Parallel zum KfW-Antrag verhandelt Porsche 'mit anderen Banken weiter. Ende Mai bekam das Unternehmen von der Bank of Tokyo die Zusage für 750 Millionen Euro. Die Verhandlungen mit anderen Banken sind ein Gebot der Vorsicht, denn Porsche schlägt mit seinem Ansinnen politischer Gegenwind entgegen: Der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) hatte dieser Zeitung schon unmittelbar nach Bekanntwerden der ersten Überlegungen von Porsche für einen KfW-Kredit gesagt: „Es ist abwegig, dass ein Unternehmen, das im vergangenen Jahr dank seiner Optionsgeschäfte mehr Gewinn als Umsatz gemacht hat, nun den Steuerzahler um eine Finanzierung anpumpt." Unterstützung bekommt Porsche hingegen von der baden-württembergischen SPD-Landtagsfraktion. In einem Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) fordert Fraktionschef Claus Schmiedel, die KfW solle dem Unternehmen unter die Arme greifen. Zu den Erfolgsaussichten des Porsche-Antrags äußerte sich Schmiedel zuversichtlich. In der Politik wird offen darüber gesprochen, dass Porsche sogar schon wegen einer staatlichen Bürgschaft vorgesprochen habe. Aus dem Umfeld von Porsche heißt es dazu nur, es gebe keinen Antrag und erst recht keine Bürgschaft. Schon länger ist bekannt, dass Porsche den jetzt angestrebten KfW-Kredit für Leasing-Finanzierungen bei Autoverkäufen sowie für die finanzielle Unterstützung von Händlern und Zulieferern benötigt, also für das laufende Geschäft. Parallel dazu führt Porsche Gespräche mit potentiellen Investoren, die unter anderem aus Qatar stammen sollen, um die langfristige Liquidität zu sichern. Die Investorengespräche werden nicht näher kommentiert, finden nach Angaben aus Unter‑ nehmenskreisen aber in einer „sehr guten Atmosphäre" statt. Das gelte ebenso für die Gespräche über eine mögliche Kapitalerhöhung durch die Eigentümerfamilien von Porsche. Anfang Mai hatten sich die Eigentümerfamilien Porsche und Piöch darauf verständigt, dass Porsche • und VW in einem „integrierten Autokonzern" zusammengeführt werden sollen. Angaben zum Stand der Gespräche machte der Porsche-Sprecher nicht. Auch zur Laufzeit des Darlehens werden keine Details genannt. Porsche hatte ' im Frühjahr mit Banken über Kredite von 12,5 Milliarden Euro verhandelt. Ende März sicherte sich das Unternehmen nach in der Schlussphase turbulenten Verhandlungen einen Kredit in Höhe von zunächst 10 Milliarden Euro, der einen früheren Kredit in gleicher Höhe ablöste. Diesen hatte Porsche auch zur Aufstockung seiner VW-Anteile auf mehr als 50 Prozent genutzt, die derzeit einen Wert von rund 40 Milliarden Euro haben. Die Kreditlinie bei einem Konsortium aus 15 Banken besteht aus zwei Tranchen. Der größere Teil von 6,7 Milliarden Euro läuft zunächst bis März 2010 und kann um ein Jahr verlängert werden. Die restlichen 3,3 Milliarden Euro laufen im März 2010 aus. Im Rahmen dieser Laufzeiten dürfte sich der von der KfW erwünschte Kredit bewegen, da ihm vergleichbare Konditionen wie dem durch die privaten Banken gewährten Kredit zugrunde liegen sollen. Gemeinsam mit dem Kredit aus Japan und dem der KfW hätte Porsche dann die noch fehlenden 2,5 Milliarden Euro zusammen. Porsche-Vorzugsaktien haben im vergangenen Jahr gut 60 Prozent ihres Wertes verloren. Gerüchte über eine mögliche Insolvenz werden vom Unternehmen wütend dementiert.
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