Die Krupp Dynastie
Author Selzer-McKenzie
DIE GESCHICHTE DES UNTERNEHMENS KRUPP begann im Jahr 1811. Friedrich Krupp, Mitglied einer alten Essener Kaufmannsfamilie, gründet am 20. November 1811 mit zwei Teilhabern eine Fabrik zur Herstellung von Gussstahl nach englischen Oualitätsmaßstäben und den daraus angefertigten Produkten. Seit 1816 stellt er, inzwischen Alleininhaber, hochwertigen Gussstahl her und verarbeitet ihn zu Gerberwerkzeugen, Münzstempeln und Walzenrohlingen. Nach seinem frühen Tod führt dessen Witwe Therese Krupp mit zunächst wenigen Arbeitern den kleinen Betrieb fort. Sie wird dabei von ihrem damals 14-jährigen ältesten Sohn Alfred unterstützt. Er setzt die Gussstahlerzeugung fort, geht aber bei der Weiterverarbeitung bald zur Herstellung von Endprodukten, vor allem Präzisionswalzen, über, für die er eine Qualitätsgarantie übernimmt. Nach Aufhebung der Zollschranken wird der Kundenkreis bis in das Ausland ausgedehnt.
Seit 1850 gelingt es Alfred Krupp, den Betrieb zu einem bedeutenden Unternehmen der Stahlindustrie auszubauen. Die Eisenbahnen eröffnen Krupp neue Anwendungsmöglichkeiten für den strapazierfähigen Gussstahl. Neben Achsen und Federn sind dies vor allem die von Alfred Krupp entwickelten nahtlosen und damit bruchsicheren Eisenbahnradreifen. Großen Erfolg hat er damit in Nordamerika. Krupp kann die meisten Eisenbahnhersteller und -gesellschaften zu seinem Kundenkreis zählen. Die Radreifen werden auch zum Symbol der Firma. 1875 bestimmt Krupp drei aufeinander gelegte Radreifen zu seinem dann weltbekannt gewordenen Firmenzeichen.
Parallel hierzu beginnt jedoch auch der Einstieg in die Rüstungsproduktion. Mit dem Auftrag der preußischen Militärbehörden über 300 Geschützrohrblöcke gelingt 1859 der Durchbruch im Geschützbau.
Die Stahlherstellung erfordert, damals wie heute, vor allem den Zugang zu Rohstoffen. Dazu zählen vor allem Kohle und Eisenerz. Den stark wachsenden Rohstoffbedarf des Unternehmens sichert Alfred Krupp durch den Erwerb von Erzlagerstätten, Kohlezechen und Hüttenwerken. Im Jahr 1887 stirbt Alfred Krupp. Dessen Sohn Friedrich Alfred Krupp setzt den Ausbau des Unternehmens fort. Auf ihn folgt Bertha Krupp in der Führung des Unternehmens. Durch ihre Heirat kommt auch der neue adelige Name in die Familie -Krupp von Bohlen und Halbach.
Während des Ersten Weltkriegs wird die Rüstungsproduktion erneut stark gesteigert. Vor allem der als „Dicke Bertha" bezeichnete Mörser erlangt große Berühmtheit. Nach Kriegsende untersagt der Versailler Vertrag die Herstellung von Rüstungsgütern in Deutschland fast vollständig. Demontagen und Produktionsumstellungen bringen die Firma Krupp in Schwierigkeiten, die durch die allgemeine politisch-wirtschaftliche Situation (Ruhrbesetzung, Inflation) noch verstärkt werden. Erst nach Jahren zeigen sich in den neu aufgenommenen Fertigungsbereichen, zum Beispiel dem Bau von Lokomotiven, Lastwagen, Landmaschinen und Baggern, erste Erfolge.
Nach 1933 wird Krupp eng in die nationalsozialistische Wirtschaftspolitik eingebunden. Neben dem Bau von Lokomotiven, Lastkraftwagen und Schiffen wird erneut die Rüstungsproduktion aufgenommen. Ende 1943 wird die Friedrich Krupp AG wieder in eine Einzelfirma umgewandelt und auf den ältesten Sohn Alfried Krupp von Bohlen und Halbach übertragen. Er übernimmt den Konzern zu einem Zeitpunkt, als Rüstungsbehörden und halbstaatliche Lenkungsgremien immer stärker in die Unternehmen eingreifen.
Bei Kriegsende sind große Teile der Werksanlagen zerstört, andere werden demontiert oder enteignet.
Alfried Krupp von Bohlen und Halbach beruft Ende 1953 Berthold Beitz zu seinem persönlichen Generalbevollmächtigten. Beitz bestimmt fortan eine Unternehmenspolitik wesentlich mit, die sich zunächst auf die Verarbeitungsbereiche beschränken muss. Denn die zur Firma Krupp gehörenden Hütten- und Bergwerke werden abgetrennt und von den Alliierten unter Verkaufsauflage gestellt. Damit fehlt dem Konzern die Rohstoff- und vor allem die so wichtige Stahlbasis. 1960 fasst Krupp die verbliebenen Montanbetriebe zusammen und verbreitert diese Basis 1965 durch die Fusion mit dem Bochumer Verein für Gussstahlfabrikation AG, an dem man Ende der Fünfzigerjahre die Aktienmehrheit erworben hatte. Im Juli 1967 stirbt Alfried Krupp von Bohlen und Halbach. Nach seinem Tod erlischt die Verkaufsauflage, die bis dahin nur zu einem geringen Teil erfüllt werden konnte. In Ausführung seines Testaments überführt nach dem Erbverzicht seines Sohnes die gemeinnützige Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung als Erbin das Unternehmen in die Friedrich Krupp GmbH. Zunächst liegen sämtliche Geschäftsanteile bei der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, 1976 beteiligt sich der Staat Iran mit 25,01 Prozent.
Aus dem Konzern ausgegliedert und in die Ruhrkohle AG eingebracht werden 1969 die Kohlebergwerke. In den folgenden Jahren baut man alle Unternehmensbereiche gezielt aus. Das geschieht durch internes Wachstum und durch den Erwerb einer Reihe von wichtigen Beteiligungen im Bereich Anlagenbau. Der Erwerb der Mehrheitsbeteiligung und die nachfolgende Übernahme der Stahlwerke Südwestfalen AG bedeuten eine Geschäftsausweitung auf dem Edelstahlsektor. Durch den Kauf der VDM Nickel-Technologie wird einer der weltweit führenden Anbieter von Hochleistungswerkstoffen in den Konzern eingegliedert. Zudem wird die Mehrheit an der Hoesch AG in Dortmund erworben.
Bereits in den Achtzigerjahren werden Verhandlungen über einen Zusammenschluss der Krupp Stahl AG und der Thyssen Stahl AG aufgenommen. Die geplante Vereinigung kann 1983 zwar nicht realisiert werden, man arbeitet jedoch in ausgewählten Geschäftsfeldern eng zusammen.
Die Flachstahlbereiche beider Konzerne werden 1997 ifi der Thyssen Krupp Stahl AG zusammengeführt. Im August 1997 nehmen Krupp und Thyssen Gespräche über weitergehende Kooperationen auf. Diese werden am 17. März 1999 mit der Eintragung der Thyssen Krupp AG in das Handelsregister vollzogen. Heute wie früher ist das Traditionsunternehmen mit einem Wert von 7,3 Mrd. Euro und einem Umsatz von über 11 Mrd. Euro eines der Schwergewichte der deutschen Wirtschaft. Thyssen Krupp beschäftigt weltweit über 200.000 Menschen.
Freitag, 10. April 2009
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