Donnerstag, 30. April 2009

Karibu Ren Elch Tiere Animals Natur SelMcKenzie Selzer-McKenzie


Karibus Ren
Author Selzer-McKenzie
Die Filmbilder hat der Author in den Rocky Mountains gedreht
Das Ren (fachsprachliche Mehrzahl: Rener) oder Rentier (Rangifer tarandus) ist eine Säugetierart aus der Familie der Hirsche (Cervidae). Es war einst auch in Teilen der gemäßigten Zonen verbreitet, lebt aber heute nur noch zirkumpolar im Sommer in den Tundren und im Winter in den Taigawäldern Nord-Eurasiens und Nordamerikas sowie auf Grönland und anderen arktischen Inseln. Es ist die einzige Hirschart, bei der auch die Weibchen ein Geweih tragen und die in großem Stil domestiziert wurde.

Die nordamerikanischen Vertreter der Rentiere werden als caribou (auf Deutsch Karibu geschrieben) bezeichnet, ein Wort aus der Sprache der Mi'kmaq-Indianer.
Die Größe schwankt sehr mit dem Verbreitungsgebiet. Die Kopfrumpflänge reicht von 120 bis 220 Zentimetern, die Schulterhöhe von 90 bis 140 Zentimetern und das Gewicht von 60 bis 300 Kilogramm. Das Fell ist dicht und lang, dunkel-graubraun oder, besonders bei gezähmten Tieren, auch hell; im Winter ist es generell viel heller als im Sommer. Die auf hocharktischen Inseln Kanadas, vor allem auf der Ellesmere-Insel, lebenden „Peary-Karibus“ tragen sogar ganzjährig ein fast rein weißes Fell. Die Färbung des Fells dient als Tarnung vor Fressfeinden; die dichte Unterwolle schützt im harschen arktischen Klima vor Kälte.

Die Geweihe sind stangenförmig und weit verzweigt; nur die tiefste Sprosse bildet am Ende der Stange eine kleine Schaufel, die man auch als „Schneeschaufel“ bezeichnet, da man früher glaubte, das Ren räume mit ihr den Schnee beiseite. Die Formgebung der Geweihe ist sehr unregelmäßig, asymmetrisch und bei jedem Tier anders. Eine Besonderheit ist, dass beim Ren als einziger Hirschart auch die Weibchen ein Geweih tragen. Das Geweih des Männchens ist mit einer Länge von 50 bis 130 Zentimeter deutlich ausladender als das des Weibchens, das nur 20 bis 50 Zentimeter lang wird. Männchen werfen ihr Geweih im Herbst ab, Weibchen erst im Frühjahr. Das Abwerfen erfolgt gewöhnlich nicht zugleich beidseitig, sodass das Ren vorübergehend nur eine Geweihstange trägt.

Die Hufe der Rentiere sind sehr breit und durch eine Spannhaut weit spreizbar. Außerdem sind lange Afterklauen ausgebildet. Dies ermöglicht den Tieren selbst in steinigem oder schlammigem Gelände sicheren Tritt.
Rentiere zählen mit zu den am weitesten nördlich lebenden Großsäugern. Sie bewohnen große Teile des nördlichen Nordamerikas und Eurasiens. Selbst auf hocharktischen Inseln wie Svalbard, Ellesmere-Insel und Grönland kommen Rentiere vor. Um dem arktischen Winter zu entgehen, unternehmen Rene, wo immer dies möglich ist, große Wanderungen. Der bei diesen jährlichen Wanderbewegungen zurückgelegte Weg beträgt bis zu 5.000 Kilometern - die längste Wanderung von Landsäugern überhaupt.

Auf dem europäischen Festland gibt es nur noch in der norwegischen Hardangervidda eine kleine Population des Wildrens. Bei den großen Rentierherden Lapplands und Nordostrusslands handelt es sich ausschließlich um domestizierte Rentiere, die unter der Obhut Samen stehen. In anderen Regionen, z. B. in Nordkanada, reicht das Verbreitungsgebiet von Rentieren, hier Karibu genannt, allgemein weiter in den Süden, also in boreale Zonen. Die weiteste Verbreitung hatte das Ren in der letzten Eiszeit; damals drang es bis nach Mitteleuropa und an die heutige mexikanische Nordgrenze vor. Nach dem Ende des Pleistozäns begann eine allmähliche Habitatverlagerung nach Norden, wobei sich das Rentier noch ungewöhnlich lange in gemäßigteren Zonen aufhielt. So gab es in Norddeutschland noch während der Zeit des Römischen Reiches wildlebende Rene, in Polen überlebten sie sogar bis ins Mittelalter. Vermutlich trifft den Menschen eine Mitschuld am Verschwinden der Tiere aus den gemäßigten Zonen; allerdings waren die Bestände ohnehin im Abnehmen begriffen.

Auf den britischen Inseln starb das Rentier vor ca. 10.000 Jahren aus. 1952 wilderte der Lappe Mikel Utsi 29 Tiere in der schottischen Berggruppe Cairngorm aus; heute leben hier ca. 130 Rentiere. Eine Herde von ca. 80 Tieren lebt auf dem Gelände der Glenlivet-Brennerei.
Rentiere sind Herdentiere. Die Herden finden sich zu den jahreszeitlichen Wanderungen zusammen und können dann gebietsweise mehrere 100.000 Tiere umfassen; aus Alaska ist eine Herde mit 500.000 Tieren bekannt. Nach den Wanderungen lösen sich die großen Herden in kleinere Verbände zu zehn bis hundert Tieren auf. Diese Gruppen mit einer Hierarchie, die sich nach der Geweihgröße richtet, bestehen meistens entweder nur aus Männchen oder nur aus Weibchen. Gelegentlich wird die Hierarchie durch ritualisierte Kämpfe entschieden.

Zur Paarungszeit im Oktober versuchen Männchen, einen Harem um sich zu sammeln. Sie paaren sich mit so vielen Weibchen wie möglich. Nach einer Tragzeit von 230 Tagen bringt das Weibchen ein einziges Junges zur Welt. Die Geburt erfolgt im Mai oder Juni. Das Jungtier ist anders als die meisten Hirschkälber nicht gefleckt und schon kurz nach der Geburt sehr selbstständig. So kann es bereits eine Stunde nach der Geburt auf eigenen Beinen laufen. Sofern es trocken bleibt, wird das Junge durch sein aus luftgefüllten Haaren bestehendes Fell vor der Kälte geschützt. Bei nasskaltem Wetter ist die Sterblichkeit der Kälber sehr hoch, obwohl Rentierkälber ihre Wärmeerzeugung um das Fünffache beschleunigen können und damit über außergewöhnliche thermoregulatorische Fähigkeiten verfügen. Geschlechtsreif werden die Tiere nach etwa zwei Jahren. Durchschnittlich werden sie etwa 12 bis 15 Jahre alt, gelegentlich aber auch mehr als 20 Jahre.

Rentiere sind vor allem Grasfresser; im Sommer nehmen sie aber fast jede pflanzliche Kost zu sich, die sie finden können. Im Winter sind sie durch Schnee und Eis überwiegend auf Rentierflechten, Moose und Pilze beschränkt.

Die natürlichen Feinde des Rens sind Wölfe, Vielfraße, Luchse und Eisbären. Gesunde Tiere wissen sich allerdings diesen Feinden durch ihre Laufstärke zu entziehen; so fallen den Raubtieren gewöhnlich nur kranke und geschwächte Rener zum Opfer. Die größte Plage stellen Innen- und Außenparasiten dar, vor allem die Myriaden von arktischen Stechmücken.

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