Inka Machu Picchu die Kultur und die Geschichte von Selzer-McKenzie SelMcKenzie
Video: http://youtu.be/qT6ROd3Wd84
Inka, Maya und Azteken sind die bekanntesten Kulturen aus der voreuropäischen Zeit in Mittel und Südamerika. Sie sind uns bis heute durch ihre herausragenden Kulturleistungen, die sie vollbracht haben, fest im Gedächtnis und Bewusstsein verankert. Ist es in Mittelamerika vor allem die Entwicklung des Kalenderwesens und der Schrift, die Kenntnisse der Astronomie und die gewaltigen Pyramiden, die uns beeindrucken, so ist es in Südamerika bei den Inka die perfekte staatliche Organisation und die kunstvolle Architektur.
Die Inka schufen den grössten Staat, den es in Amerika vor Ankunft der Europäer gab. Zur Zeit der Ankunft der spanischen Eroberer zu Beginn des 16. Jahrhunderts erstreckte sich das Inkareich von Südkolumbien bis Mittelchile über 4500 Kilometer Länge und einer Breite von etwa 500 Kilometern. Etwa 10 Millionen Menschen, so schätzt man heute, haben in diesem Staat gelebt. Die Inka nannten ihr Reich Tahuantinsuyu, wörtlich »die vier zusammengehörenden Teile«. Diese vier Regionen waren das Chinchaysuyu, das vom heutigen Peru über Ecuador bis in den Süden Kolumbiens reichte. Das Collasuyu, zu dem das südliche Peru, Bolivien, NordwestArgentinien und Nord und Mittelchile gehörten. Das Cuntisuyu im Westen und das Antisuyu im Osten erstreckten sich in Peru zum Pazifik und in die Ostanden. Mittelpunkt und Schaltzentrale des gesamten Reiches war Cuzco als Hauptstadt und aus Sicht der Inka war ihre Hauptstadt der »Nabel der Welt«.
Schon die Inka selbst legten grossen Wert auf die eigen Geschichte. Vor allem im Rahmen von mündlichen Übe] lieferungen wurden viele historische Ereignisse von Genen tion zu Generation weiter gegeben. Viele Taten der Vorfahre wurden glorifiziert, vor allem die einzelner Personen. D. mündlich überlieferte Geschichte war wichtig für die Identit: des eigenen Volkes, sie legitimierte die Ausbreitung der Ink und trug wesentlich zu einem Zusammengehörigkeitsgefül bei. Bei den Inka gab es regelrechte Geschichtsexperten, d: sogenannten amauta, die »Weisen«, deren Aufgabe es wa historische Kenntnisse über das eigene Volk, das Wisse über die Entstehung der Welt und die Einbindung cid Menschen in den Kosmos an die Jugend weiter zu gebe] Von Forschung kann man in dieser Zeit noch nicht spreche] da das Wissen mehr auf Erfahrung und Wissbegierde beruht
Die Ankunft der Spanier und die Eroberung des Inkareich im 16. Jahrhundert bedeuteten einen radikalen Einschnitt : die Geschichte und das Leben im Andengebiet. Die Spani, zeigten von Beginn an ein grosses Interesse an der Geschich der Inka. Schon die ersten Augenzeugen der spanische Eroberung wie z. B. der Soldat Pedro Cieza de Lehn (155C hielten wichtige Informationen zur Geschichte der schriftlich fest. Sehr schnell folgten ihm auch spanische Geis liche und Verwaltungsbeamte. Dies bedeutete einen Einschni in die Geschichtsschreibung der Inka, da diese bis dahin nic] schriftlich, sondern in erster Linie durch mündliche Traditic festgehalten wurde. Es folgten im 16. und 17. Jahrhundert au( eine ganze Reihe von Autoren indigener Abstammung, w Titu Cusi Yupanqui (1570), Garcilaso de la Vega (1606), Ju( de Santacruz Pachacuti Yamqui (1613) oder Felipe Guam( Poma de Ayala (1615). Hinzu kamen Geistliche, die selbst keif Augenzeugen waren, die aber durch intensive Befragung( und zum Teil auch schon durch Studium vorhandener Quelen, wie Berichte von Geistlichen, Soldaten oder Verwaltungsbeamten, viele wichtige Details des ehemaligen Inkareichs dokumentierten. Zu nennen sind hier z. B. Jose de Acosta (1550) und Bernabe Cobo (1553).
Bereits hier wird deutlich, dass bei der Auswertung dieser historischen Schriftquellen eine strenge Quellenkritik angesetzt werden muss. Bei jeder Quelle muss man beachten, wer der Autor ist, welchen biografischen Hintergrund er hat und welche Stellung er in der jeweiligen Gesellschaft innehatte. Auch die Intention des Verfassers und an wen die Quelle ursprünglich gerichtet war, gilt es zu hinterfragen.
Waren es im 17. und 18. Jahrhundert vor allem Verwaltungsund Missionierungsinteressen, die für wichtige Quelleninformationen über die Kultur der Inka sorgten, so kamen im 19. Jahrhundert ganz neue Forschungsinteressenten hinzu. Mit der beginnenden politischen Unabhängigkeit vom spanischen Reich und der Gründung neuer Nationalstaaten in Südamerika kam es zu einer Öffnung für Forschungsreisende und Wissenschaftler auch anderer europäischer Staaten und der USA. Die Erforschung der inkaischen Geschichte und das Interesse daran profitierten davon. Wichtige Autoren in jener Epoche waren z. B. der USamerikanische Journalist und Diplomat Ephraim George Squier und der englische Geograph Clements Markham.
Ab Beginn des 20. Jahrhunderts gaben in zunehmenden Masse peruanische Historiker und Intellektuelle wie Jose de la Riva Agüero oder Victor Andres Belaunde wichtige Impulse in Bezug auf die Erforschung der inkaischen Geschichte. Sie studierten die Chroniken der Kolonialzeit und die Organisation des inkaischen Staates. Belaunde sah im Tahuantinsuyu einen militaristischen und expansiven Staat. Dieses Bild unterschied sich von dem, das der Deutsche Heinrich Cunow (1895) entworfen hatte. Dieser war einer der ersten, der das Funktionieren der inkaischen Gesellschaft studierte und der im Funktionieren des Familienverbandes ayllu einen Ausdruck von Agrarkommunismus sah. Später war es der Franzose Louis Baudin (1928), der das sozialistische Bild von den Inka verbreitete.
Das Tahuantinsuyu zur Zeit der spanischen Eroberung
In den 1920er Jahren beschäftigten sich in Peru die sogenannten Indigenisten mit der indigenen Bevölkerung ihres Landes. Dies gab auch der Erforschung der InkaGeschichte neue Impulse. In diesem Zusammenhang ragt vor allem der peruanische Historiker und Ethnologe Luis E. Valcärcel heraus, der die Informationen aus den spanischen Chroniken mit den Daten aus archäologischen und ethnologischen Forschungen verglich. So entstand eine neue und auch heute noch wichtige Methode, die inkaische Geschichte zu studieren. Diese Herangehensweise fand ihre Fortsetzung in den Arbeiten auch international bedeutender Historiker wie die der USAmerikaner John Howland Rowe und John V Murra oder der peruanischen InkaSpezialisten wie Franklin Pease G. Y., Waldemar Espinoza Soriano oder Maria Rostworowski de Diez Canseco.
Auch in der gegenwärtigen Forschung werden auf möglichst viele Quellengattungen zurückgegriffen. Interdisziplinäres Zusammenarbeiten ist zu einer weltweiten Selbstverständlichkeit geworden. In Kolumbien, Ecuador, Peru, Bolivien, Chile und Argentinien, alles Länder, in denen das Inkareich seine Spuren hinterlassen hat, gibt es Forscher, die nicht nur in den einheimischen Forschungsinstitutionen tätig sind, sondern auch in internationale Kooperationen eingebunden sind. Archäologen, Historiker, Sprachforscher, Musikwissenschaftler, Botaniker, Zoologen, Mediziner und Ethnologen arbeiten nach den vorhandenen Möglichkeiten projektbezogen zusammen. Bedeutende Inkaforscher gibt es nicht nur in den heutigen lateinamerikanischen Ländern, sondern in allen Teilen der Welt.
Im Gegensatz zu Völkern Mittelamerikas, gab es in Südamerika in voreuropäischer Zeit keine Schrift. Dennoch gab es den Inka bestimmte Symbole, wie z. B. die tocapu genannten Zeichen, die auf Textilien oder auch Keramiken immer wieder auftauchten. Ihre Bedeutung ist uns trotz vielfältiger Deutungsversuche, auch als eine Art von Schriftsystem, bis heute verschlossen geblieben.
Ein wichtiges Medium für Aufzeichnungen waren die Knotenschnüre quipu. In erster Linie wurden damit bestimmte Mengen registriert. Man vermutet, dass es quipu gab, die auch historische Informationen enthielten. Wie detailliert diese Aufzeichnungen waren, konnte bisher nicht geklärt werden. Obwohl sich etliche quipu aus inkaischer Zeit erhalten haben, konnten solche mit historischen Inhalten noch nicht entsprechend gedeutet werden.
So wurden zunächst vor allem mündliche Überlieferungen der Inka und anderer Völker des Andengebiets zu einer wichtigen Quelle zur Geschichte der Inka, die nach der Eroberung durch die Spanier auch schriftlich fixiert wurden.
So war man lange Zeit bei der Rekonstruktion der inkaischen Kultur weitest gehend auf die spanischen und indigenen Chronisten des 16. und beginnenden 17. Jahrhundert angewiesen. Erst ab dem 20. Jahrhundert ist man dazu übergegangen, auch andere Quellenarten heranzuziehen. Immer mehr erkannte man die Bedeutung von Verwaltungsakten unterschiedlichster Art. Gemeint sind z. B. Petitionen an die spanische Verwaltung und Kirche, Gerichtsprozesse oder Testamente. Als wichtig stellte sich hierbei auch heraus, dass die Indianer darin selbst zu Wort kamen. Auch die zunehmende Erschliessung von Dokumenten, die nicht aus dem zentralen Bereich um Cuzco, sondern aus den Provinzen des Reiches stammten, war von grosser Bedeutung. Von den Unterworfenen und von den in das Reich eingegliederten Menschen her gesehen erscheint das Bild des Inkareiches oft anders als von den Quellen, die ihre Angaben von Mitgliedern der inkaischen Oberschicht erhalten haben.
Seit einigen Jahrzehnten stehen in verstärktem Masse zudem die Ergebnisse archäologischer Forschungen als Quellen zur Verfügung. Dies ist eine wichtige Ergänzung zu den Schriftquellen, da dadurch die Kenntnisse von Geschichtsabläufen und vielen Faktoren der inkaischen Kultur verfeinert werden. Archäologische Befunde können sogar Aussagen in den Schriftquellen widerlegen. Die Archäologie erbringt aber auch unabhängig von den Schriftquellen sehr viele Erkenntnisse, die sich bei diesen gar nicht oder nur sehr rudimentär wiederfinden. Als Beispiel sei hier nur die Siedlungsarchäologie genannt, die in den letzten Jahren entscheidende Erkenntnisse geliefert hat.
So wird es in der Zukunft sehr wichtig sein, die archäologische Forschung voranzutreiben. Dies ist aber nicht so einfach, da die archäologische Forschung zumeist sehr aufwendig und kostenintensiv ist. Viele Hinterlassenschaften der Inka befinden sich noch unter der Erde, die es systematisch zu erschliessen gilt. Erschwert wird die archäologische Forschung auch durch bauliche Gegebenheiten, wie z. B. in der Stadt Cuzco, in der inkaische Bauten schon in der frühen Entdeckungs und Eroberungszeit zerstört und mit neuen Gebäuden überbaut wurden. Viele für die Inka wichtigen Plätze und Kultorte gingen so verloren. Dennoch sind unter den später errichteten Bauten und Strassen noch viele Spuren inkaischer Geschichte zu erwarten. Darauf wiesen schon die Pioniere der andinen Archäologie, wie der Deutsche Max Uhle (1856 —1944) und der Peruaner Julio C. Tello (1880 — 1947) hin.
Archäologische Forschung übt auch auf Laien eine grosse Faszination aus. Viele Dokumentarfilme im Fernsehen und populärwissenschaftliche Publikationen im Buchhandel zeugen davon. Auch die Inka und andere altandine Kulturen sorgten stets für ein grosses Interesse. Diese Faszination regte auch immer wieder Autoren zu pseudowisenschaftlichen Überlegungen und Abhandlungen an. Landung von Ausserirdischen, Auswanderung von Karthagern und Kelten nach Südamerika, altperuanische »Heissluftballonfahrer«, japanische und polynesische Ozeanüberquerer, die Bandbreite der Über:tgungen und Spekulationen ist gross. Auch wenn sich solche Nachforschungen zumeist als Hirngespinste erwiesen, waren doch immer auch bereichernd für die Beschäftigung mit vergangenen Kulturen. Sie tragen auf jeden Fall mit dazu bei. das Interesse bei einem grösseren Publikum wachzuhalten oder gar erst zu erwecken, das sich nicht von Berufswegen damit beschäftigt.
Geschichte der Inka Mythologie der Inka
Die Inka pflegten wie alle anderen Völker des Andengebietes eine ausgeprägte orale Tradition. Nach ihrer eigenen Überlieferung waren sie ursprünglich nicht mehr als eine Gruppe verwandter Familien, die nach Cuzco eingewandert waren. Als mythischen Ursprungsort sahen sie Pacaritambo an, das 100 Kilometer südlich von Cuzco lag. Ihren Staat und damit ihre Macht rechneten sie nach unserer Zeitrechnung bis etwa 1200 n. Chr. zurück. Dies war für die Staatsideologie sehr wichtig, da damit eine machtvolle Entwicklung der herrschenden Dynastien demonstriert wurde. Der Ursprung wurde auf einen göttlichen Willensakt zurückgeführt und damit die Verbindung zu den Göttern hergestellt. Deshalb kommt der inkaische Mythe eine wichtige Bedeutung für Selbstverständnis und Selbstbild der Inka zu.
Ihr Mythos erzählt, dass die Sonne, die als Gott verehrt wurde, ein Paar aus dem Wasser des Titicacasees steigen liess: Manco Capac und Mama Ocllo. Der Gott beauftragte das Paar mit einer Wanderung, um einen Ort zu finden, an dem sie ein Zentrum für ein mächtiges Reich gründen konnten. Die Sonne übergab ihnen einen Stab aus Gold, der ihnen helfen sollte, den richtigen Ort auf der Welt zu finden. Manco Capac und Mama Ocllo, die in Begleitung einer Gruppe von Gefolgsleuten waren, unternahmen einen langen Marsch nach Norden. Als sie in Pacaritambo ankamen, fanden sie eine Höhle, wo sie die Nacht verbrachten. Ani nächsten Morgen ordnete Manco Capac an, den Ort zu besiedeln. Dann setzten sie ihren Weg fort und kamen zum Berg Huanacaure, im Tal von Cuzco. Dort blieb der Stab im Boden stecken, das Zeichen, das sie erwartet hatten, um ihr Reich zu gründen. Sie teilten der dortigen Bevölkerung mit, dass sie die Abgesandten ihres Vaters, der Sonne seien. Sie unterrichteten sie in der Kunst des Webens, im Maisanbau, in der Herstellung von Terrassen und Bewässerungskanälen sowie in den Geheimnissen des Kriegswesens.
Nach dieser Erzählung waren Manco Capac und Mama Ocllo die grossen Kulturbringer in der Region von Cuzco. Durch die Mythe wird demonstriert, dass die ursprüngliche Bevölkerung von Cuzco durch die Inka eine Reihe von typisch andinen Kulturelementen annahm. Aus archäologischen Befunden wissen wir jedoch, dass es in dieser Region bereits vor den Inka wichtige kulturelle Entwicklungen gegeben hat. Elemente wie Architektur, landwirtschaftliche und handwerkliche Fertigkeiten sowie religiöse und weltanschauliche Vorstellungen standen bereits in viel älteren Traditionen.
Zumeist geht man davon aus, dass Mythen auf einem gewissen historischen Kern beruhen. Auch von anderen Völkern des Andengebietes wissen wir, dass sie eine ausgeprägte mündliche Überlieferung in Hinblick auf ihre Herrscherdynastien hatten. Namen und Abfolgen bedeutender Persönlichkeiten wurden oft über viele Generationen hinweg weitergegeben. Insofern kann man davon ausgehen, dass die von den Inka überlieferten Namen ihrer früheren Anführer korrekt weitergegeben wurden. Ihre Taten waren sicherlich zu deren Ruhm ausgeschmückt.
Manco Capac gilt demnach als der mythische Begründer des Inkareiches. Als Sohn des Sonnengottes, intip churin (»Sohn der Sonne«), hatte er göttlichen Status. Als Inka im eigentlichen Sinne wurden die Herrscher und ihre Nachkommen, die ihre Abstammung auf Manco Capac als mythischen Gründer der Dynastie zurückführten, bezeichnet. Mama Ocllo war die Schwester und Frau von Manco Capac. Diese familiäre und partnerschaftliche Verbindung bei den Herrschern wurde auf ein göttliches Gebot zurückgeführt. Diese Schwesternheirat bei Herrschern gab es auch bei anderen Völkern in den Anden.
Der Sohn eines InkaHerrschers prostet als Heerführer dem Gott Sonne zu. Zeichnung von Felipe Guaman Poma de Ayala.
Einige Chronisten, wie z. B. Pedro Cieza de Leön, Felipe Guaman Poma de Ayala und Juan Betanzos, überlieferten noch eine andere mythische Erzählung über den Ursprung der Inka. Demnach soll es in der Nähe von Cuzco, auf dem Berg Tamputoco, drei Fenster oder Höhlen gegeben haben. Aus diesen kamen drei ethnische Gruppen hervor: Die Maras, die Tampus und die Ayar. Aus einer der Höhlen, genannt Capac Toco, kamen vier Brüder: Ayar Uchu, Ayar Cachi, Ayar Auca und Ayar Manco. Sie wurden von ihren Schwestern Mama Rahua, Mama Cora oder Ipacura, Mama Huaco und Mama Ocllo begleitet. Gemeinsam begannen sie mit der Suche nach einem geeigneten Ort, wo sie sich niederlassen konnten.
Ihren Weg unterbrachen die Geschwister manchmal für eine Zeit und widmeten sich der Saat und der Ernte, bevor sie weiterzogen. Als sie sich in Guaynacancha aufhielten, wurde Mama Ocllo schwanger. Dort verblieben sie bis zur Ernte und setzten dann ihren Weg fort. Bei ihrem nächsten Halt in Tamboquiro wurde Sinchi Roca, der Sohn von Mama Ocllo und Ayar Manco geboren. Mit der Zeit entstand Neid zwischen den Brüdern und auch Furcht vor Ayar Cachi. der besondere magische Fähigkeiten entwickelt hatte. Mit Hilfe seiner Schleuder konnte er mit einem einzigen Schuss Berge umstürzen und Schluchten bilden. Die Brüder verständigten sich und baten Ayar Cachi zum Berg Tamputoco zurückzukehren, um einige Gegenstände abzuholen, die sie dort vergessen hätten. Als er dort ankam, trat er in die Höhle ein, um den Auftrag zu erfüllen. Er konnte aber nicht mehr heraus, da der Neid seiner Brüder den Eingang mit einem riesigen Stein verschlossen hatte.
Die Brüder setzten ihren Weg ohne Ayar Cachi fort und hielten am Berg Huanacaure an. Dort flog Ayar Ucho, dem Flügel gewachsen waren, zur Sonne, um eine Botschaft abzuholen. Die Anweisung war, dass Ayar Manco der Anführer der Brüder sein sollte. Bei der Ankunft auf der Erde verwandelte er sich jedoch auf dem Berg Huanacaure in einen Stein.
Die Brüder setzten ihre Suche fort und beschlossen, zwei Stäbe aus Gold zu schleudern und da wo sie stecken blieben. sollte ihr endgültiger Aufenthaltsort sein. Ein Stab blieb an einem Ort namens Huaynapata stecken. Daraufhin befahl Ayar Manco seinem Bruder Ayar Auca voranzuziehen und sich den Menschen jenes Ortes vorzustellen. Ayar Auca begann den Flug und beim Berühren der Erde von Huaynapata verwandelte er sich ebenfalls in Stein. Eine weitere Legende sagt, dass an jenem Ort später der Tempel coricancha errichtet wurde. Ayar Manco soll hart mit der Bevölkerung der Gegend gekämpft haben, bis es ihm gelang, sie zu beherrschen und endgültig Besitz von Cuzco zu nehmen.
Mythologische Erzählungen und archäologische Befunde
Die archäologische Forschung hat sich in den letzten Jahren verstärkt mit mythischen Erzählungen beschäftigt. Ziel ist es, historische Kerne herauszuarbeiten oder auch zu widerlegen. Ausgrabungen südlich von Cuzco ergaben, dass die Inka schon um das Jahr 1000 n. Chr. in dieses Gebiet eingewandert sein müssen. Frühe inkaische Keramik belegt diese Einwanderung und die Ausdehnung des Inkareiches. Kriege und Konflikte sind bisher jedoch kaum nachweisbar, so dass man eher von gegenseitigem Austausch und Handel sprechen muss. Für die Zeit um 1400 stellten die Archäologen grössere Veränderungen in der Siedlungsweise und in der materiellen Kultur fest. Es ist der Beginn des sogenannten imperialen Stils der Inka.
Sehr ausgeprägt lässt sich dies anhand der Tonwaren feststellen. Die keramischen Produkte änderten sich von einer eher einfachen Machart hin zu einer hochwertigen mehrfarbigen Ware mit den für die Inka typischen Formen. Besonders :.,ekannt wurden grosse Gefässe, die Amphoren gleichen. Diese, zriba/o genannt, hatten einen nach aussen geschwungenem Ausguss und Griffe, die manchmal Lamaköpfen nachemp7unden sind. Auch kunstvoll bemalte Holzbecher (kero) und sehr fein gearbeitete Textilien waren ab dieser Zeit besonders typisch für das kunsthandwerkliche Schaffen der Inka. Ihre Arbeiten in Ton, Metall, Holz und Stein zeugen in ihrer Klarheit und Eleganz für ein ausgeprägtes ästhetisches Gefühl.
Entstehung und Entwicklung des inkaischen Reiches
Bereits in den Quellen des 16. und 17. Jahrhunderts wird über den Ursprung des Inkareiches spekuliert. Nach Felipe Guaman Poma de Ayala liegt Cuzco dort, wo es vor den Inka eine Siedlung namens Acamama gab, zwischen dem Fluss Huatanay und dem Fluss Tullumayo. Dort hätten die Lares, die Poques und die Huallas gesiedelt. Sie hätten heftigen Widerstand gegen die inkaische Vorherrschaft geleistet. Auch andere Gruppen wie die Alcavizas, die Copalimaytas, die Ayamarcas und die Culumchimas hätten die inkaische Vormachtstellung nicht so einfach akzeptiert. In vielen Auseinandersetzungen und auch durch das geschickte Eingehen von Bündnissen setzten sich die Inka nach und nach durch. Mit der Zeit konsolidierten sich immer mehr als die Ethnie, die die Gegend um Cuzco beherrschte. Heute geht man davon aus, dass die inkaische Herrschaft in Cuzco um das Jahr 1200 begann.
Die Ausweitung des Herrschaftsgebietes war mit einer gewissen Eroberungspolitik verbunden. Die Übergänge von einfachen Raubzügen, bei denen Beute gemacht und von den Besiegten Tribut eingefordert wurde, bis hin zu einer dauerhaften Unterwerfung waren vermutlich fliessend. Je grösser das Herrschaftsgebiet wurde, desto aufwendiger wurden die Mechanismen der Kontrolle und Verwaltung. In diesem Stadium war es notwendig, Verwaltungsfunktion und Sicherheit sicherzustellen, der Anfang des inkaischen Staates ist daher gerade in diesen beiden Anforderungen zu sehen.
Ursprünglich waren die Inka wie ihre Nachbarn in Form eines Häuptlingstum oder Kazikentum, wie man diese politische Organisationsform in Bezug auf das Andengebiet nennt, organisiert. Ein Kazike war ein politischer Machthaber eines Stammes oder Volkes, dessen Macht auf gut funktionierenden Familienstrukturen basierte. Die Bezeichnung Kazike stammt ursprünglich aus dem zirkumpazifischen Raum und wurde erst durch die Spanier im 16. Jahrhundert im Andengebiet eingeführt und verbreitet. Die ursprüngliche Bezeichnung war curaca.
Ein wichtiger Unterschied zwischen der Organisationsform eines Kazikentums und eines Staates liegt in der Art der Besetzung der Funktionärsposten. Beim Häuptlingstum wurden diese in erster Linie vererbt und basierten auf der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Verwandtschaftsgruppe. Der Macht des obersten Anführers waren dadurch gewisse Grenzen gesetzt. In der Organisationsform Staat weitete sich die Macht des Herrschers aus. Er hatte nun die Möglichkeit, von sich aus und von ihm abhängige Funktionäre einzusetzen. Es bildete sich eine Art Funktionärsbürokratie, die notwendig wurde, weil sich der Machtbereich so ausgeweitet hatte, dass die eroberten Gebiete nicht mehr ausschliesslich mit eigenen Familienmitgliedern oder mit Angehörigen der eigenen Ethnie verwaltet und besiedelt werden konnten.
Mit der zunehmenden Ausweitung des eigenen Territoriums durch Eroberungen wurde der oberste Anführer, der Häuptling, der curaca der Inka, immer mächtiger. Auch wenn der Übergang vom Häuptlingstum zum Staat in Bezug auf den obersten Führer sicherlich ein Prozess war, kann man doch davon ausgehen, dass der Herrscher immer mehr zu einem Symbol des Reiches wurde. Er war der Sohn der Sonne, der unangefochtene Ideen und Befehlsgeber eines zentralistisch geführten Staatswesens.
InkaHerrscher
Über das Leben und die die Taten der ersten sieben Herrscher zibt es verschiedene mündliche Überlieferungen der Inka die im 16. und 17. Jahrhundert auch aufgezeichnet wurden. Die Angaben zu den einzelnen Persönlichkeiten haben jedoch eher itgendären Charakter.
Manco Capac
Manco Capac war der mythische Gründer des Inkareiches. Sein eigentlicher Name soll Ayar Manco gewesen sein. In der mythologischen Geschichtsüberlieferung der Inka spielte er eine herausragende Rolle. Über sein Geburtsjahr, seine Vorfahren und seine Herkunft lassen sich über die orale Tradition hinaus keine gesicherten Aussagen treffen. Ihm wird es zugeschrieben, sich in Cuzco niedergelassen, sich dort gegen andere Völker durchgesetzt und den Ort zum Mittelpunkt der Welt gemacht zu haben.
Einen ebenso hohen Bekanntheitsgrad wie Manco Capac erreichte seine Schwester und Hauptfrau Mama Ocllo. Die beiden waren für die Inka das reale Ursprungspaar ihres Reiches. Alle späteren Herrscher leiteten ihre Verwandtschaft von ihnen ab.
Sinchi Roca
Sinchi Roca war der Sohn von Manco Capac und den Überlieferungen nach von Mama Huaco. Sinchi Roca soll von seinen zahlreichen Söhnen der Zweitgeborene und der Lieblingssohn seines Vaters gewesen sein. Daher soll der Inka selbst ihn als Nachfolger bestimmt haben. Die Legenden berichten sogar, dass Manco Capac seinen erstgeborenen Sohn schon im Kindesalter den Göttern geopfert haben soll, um Sinchi Roca besonders zu stärken.
Sinchi Roca soll im Alter von 20 Jahren auf den InkaThron gelangt sein. Als er Inka geworden war, nahm er seine Schwester Chimbo Urma als Hauptfrau. Es wird berichtet, dass er schon zuvor mit einer weiteren Frau, Mama Coca, der Tochter eines lokalen Herrschers verheiratet gewesen sein soll. Der Sohn der beiden soll aber geistig behindert gewesen sein und kam daher als möglicher Nachfolger nicht in Frage.
In den Überlieferungen wird ebenfalls erzählt, dass Sinchi Roca sehr geschickt im politischen Verhandeln mit den Nachbarethnien war. Er soll sehr grossen Wert auf die Weiterentwicklung landwirtschaftlicher Techniken gelegt haben. Auf ihn soll auch die Tradition zurückgehen, dass zum Hauptpriester, villac umu, ein Bruder des Herrschers ernannt wurde. Sinchi Roca soll erst in sehr hohem Alter gestorben sein
Lloque Yupanqui
Sohn des Sinchi Roca und Enkel von Manco Capac. Seine Mutter war Chimbo Urma. Er soll von seinem Vater selbst sehr sorgfältig erzogen worden sein. In den mündlichen Überlieferungen wurden sogar die Bereiche, die in jener Zeit für die Ausbildung als sehr wichtig erachtet wurden festgehalten: Militärwesen, Staats und Regierungskunde sowie religiöse Traditionen.
Als Lloque Yupanqui an die Macht kam, machte er seine Schwester Mama Cora zu seiner Hauptfrau. Den Legenden nach soll sie sehr schön, aber auch sehr neidisch und eifersüchtig gewesen sein. In den Erzählungen wird berichtet, dass sie sogar für die Beseitigung der wichtigsten Brüder von Lloque Yupanqui verantwortlich gewesen sein soll, damit sie ihm den Thron nicht streitig machen konnten. So finden sich schon in Bezug auf die ersten Herrscher der Inka Hinweise auf Streitigkeiten und Probleme um die Nachfolge und den Thron.
Auch die Bedeutung von Visionen für die Inka wird in den mündlichen Überlieferungen schon bei Lloque Yupanqui deutlich. Ihm soll beim Gebet im Sonnentempel der Gott Sonne in Form von Manco Capac erschienen sein.
Lloque Yupanqui soll grossen Wert auf die Erneuerung und den Ausbau der Tempelanlagen in Cuzco gelegt haben.
Mayta Capac
Mayta Capac war der Sohn von Lloque Yupanqui und Mama Kachua. Nach den mündlichen Überlieferungen der Inka konnte er aufgrund seines kindlichen Alters noch nicht die Regierungsgeschäfte ausüben, als er auf den Thron kam. Sein Vater Lloque Yupanqui hatte daher kurz vor seinem Tod zwei seiner Brüder als vorläufige Regenten eingesetzt. Diese war( auch für seine Erziehung und Ausbildung verantwortlich, bis ei selbst das Herrscheramt ausüben konnte. Die Erzählunger berichten auch, dass er in seiner Jugend sehr aggressiv geweser sein soll. Überliefert ist auch seine Heirat mit Chimbc Mamayachi Urma. Als herrschender Inka soll er sich vor allen der Konsolidierung des Reiches im Süden und im Oster gewidmet haben. Es wird ihm auch eine Neuordnung de Heeres und Gesetze gegen Faulpelze, Lügner, Diebe, Ehebrecher und Mörder zugeschrieben. Für ihn soll der.wichtigst Gott Viracocha, der Schöpfergott, gewesen sein. Er galt al Philosoph und Hellseher.
Capac Yupanqui
Capac Yupanqui gilt als dritter Sohn von Mayta Capac un( Kuru Yaya. Er soll erst nach heftigen Kämpfen um den Tbrot an die Macht gekommen sein und dabei die Tötung nein seiner Brüder in Auftrag gegeben haben. Aus seiner Regie rungszeit wird vor allem von kriegerischen Auseinanderset zungen mit den mächtigen Völkern der Chanca im Hochlani nördlich von Cuzco und den Colla im südlichen Hochlang berichtet. Beide galten wie die Inka als expandierende Staats gebilde. Capac Yupanqui konnte deren Expansionsdrang auf halten, diese aber noch nicht endgültig unterwerfen. Di oralen Traditionen der Inka berichteten auch einiges übe dessen Liebesleben. Seine erste Hauptfrau, Mama Chirnb( starb bereits in jungen Jahren an einer Krankheit. Ihre Nach folgerin als Hauptfrau wurde Kusi Chimbo. Eine andere Frat Kori Ilpay Kahua, die Tochter eines lokalen Führers at Ayamarka, galt allerdings aufgrund ihrer aussergewöhnliche Schönheit als Lieblingskonkubine des Herrschers. Aus gross( Eifersucht soll Kusi Chimbo schliesslich Capac Yupanqt vergiftet haben.
Inca Roca
Inka Roca war ein Sohn von Capac Yupanqui. Manche Erzählungen behaupten, dass er zusammen mit seiner Mutter Kusi Chimbo in die Vergiftung seines Vaters verwickelt gewesen sein soll. Nach dem Tod des Vaters soll er seine Mutter auch geheiratet haben, was den Verdacht des gemeinsamen Komplotts verstärkte. Direkt nachdem er an die Macht gelangt war, sorgte er den Legenden nach für einige grundlegenden,Änderungen in der Hauptstadt Cuzco. Cuzco war schon in jener Zeit nach inkaischer Dualität in zwei Hauptzonen eingeteilt: OberCuzco und UnterCuzco. Hatten die bisherigen Herrscher ihren Hauptwohnsitz in UnterCuzco, so liess Inca Roca nun einen mächtigen Palast in OberCuzco bauen. Es wird ihm zugeschrieben, die Stadt Cuzco insgesamt verschönert zu haben. Vor allem in der Innenpolitik soll er wichtige Reformen durchgeführt haben. Er galt als ein sehr gutherziger Familienvater. Wie auch schon früher üblich, besetzte er wichtige Positionen des Heeres mit eigenen Söhnen. Aufihn soll auch die Gründung von Schulen (yachay huasi) für Kinder inkaischer Adliger in Cuzco zurückgehen. Dort wurde Geschichte, wirtschafliche und politische Verwaltung sowie Kriegsführung unterrichtet. Inca Roca soll erst in sehr hohem Alter an der Entzündung einer Kriegswunde gestorben sein.
Erst über die nun folgenden Inkaherrscher liegen aufgrund der Quellenlage verlässlichere Informationen vor.
Yahuar Huacac (Titu Cusi Huallpa) (ca. 1380—ca. 1400)
Unter Inca Roca scheinen die Inka ihre Herrschaft in und um Cuzco endgültig gefestigt zu haben. Er unterwarf schon Orte, die von Cuzco weiter entfernt lagen. Dennoch gab es immer wieder Auseinandersetzungen mit den unmittelbaren Nachbarn, so z. B. mit den in der Nähe von Cuzco lebenden Avarmaca. Diese hatten seinen Sohn Titu Cusi Huallpa entführt Die Legende berichtet, der kleine Prinz habe darüber blutige Tränen geweint und sei deshalb Yahuar Huaca, »das göttliche Blut«, genannt worden. Schliesslich schloss man ein Bündnis, indem man die Tochter des Anführers der Ayarmaca mit Yahuar Huaca verheiratete.
Yahuar Huacac war der älteste Sohn von Inca Roca. Seine Mutter war Mama Mikay. Er dehnte in seiner Regentschaft den Herrschaftsbereich der Inka weiter aus. So unterwarf er die mächtigen Colla in der Nähe von Puno am Titicacasee.
Hatun Topa (Viracocha Inca) (ca. 14001438)
Eine erhebliche imperiale Ausweitung des Herrschaftsgebietes der Inka erfolgte unter dem achten Herrscher Hatun Topa, der später Viracocha Inca genannt wurde. Um 1400 drang er bis nach Pisac im UrubambaTal vor. Er verfügte über ausgezeichnete Heerführer. Interessant ist, dass er sich in erster Linie auf die Unterstützung des Schöpfergottes Viracocha berief, da dieser ihm erschienen sein soll.
Nach inkaischen Mythen und spanischen Quellen wurden die Inka von den Lupaqa und den Colla, die in der Nähe des Titicacasees lebten, in einem Konflikt um Hilfe gebeten. Als Hatun Topa mit seinem Heer eintraf, war die Auseinandersetzung schon zu Gunsten der Lupaqa entschieden. Hatun Topa nutze die Gelegenheit, um mit ihnen eine Allianz einzugehen. Seine Abwesenheit von Cuzco wurde aber schnell ausgenutzt. Die Chanca, alte Rivalen der Inka um die Vorherrschaft in Cuzco, überfielen die Hauptstadt und die angrenzenden Provinzen der Inka. Viracocha Inca selbst kehrte nicht in seine Hauptstadt zurück, sondern zog sich von da an auf seinem Landsitz Caquia Xaquixaguana zurück. Diese inkaische Siedlung, deren Ruinen im heutigen Distrikt Calca im Department Cuzco liegen, wird in der Gegenwart als Juchuy Coscco, »Klein Cuzco«, bezeichnet.
Pachacutec Inca Cusi Yupanqui (1438 — 1471)
Ein jüngerer Sohn von Viracocha Inca, Pachacutec Inca Cusi Yupanqui, nahm den Kampf gegen das Volk der Chanca auf. Die Chanca bildeten ein expandierendes Reich, das vor allem in den heutigen peruanischen Departments Apurimac, Ayacucho und Huancavelica lag. Zunächst schaffte es Inca Cusi Yupanqui zwar, deren Vormarsch der Chanca aufzuhalten, nicht aber sie vom inkaischen Territorium zu vertreiben. Daraufhin soll sich ein alter Priester namens Topa Huanchire einen Trick ausgedacht haben. Er liess einige grosse Steine mit Waffen aufstellen, so dass die Chanca von weitem glaubten, es würde sich um eine Verstärkung der inkaischen Truppen handeln.
Zudem trat der Gott Inti, die Sonne, in Aktion. Vor dem Kampf mit den Chanca soll er Inca Cusi Yupanqui erschienen sein und ihm Mut zugesprochen haben. Zudem hätte er die aufgestellten Steine in Krieger verwandelt. Daraufhin flüchteten die Chanca. Inti habe ihm aber nicht nur den Sieg über die Chanca vorausgesagt, sondern ihm in einem Spiegel all die Länder gezeigt, die er einmal erobern werde.
Diese Geschichte zeigt die enge Verzahnung von weltlichen Problemen mit religiösen und magischen Vorstellungen. Die Inka standen dabei in einer langen andinen Tradition.
Inca Cusi Yupanqui gelang letztendlich der Sieg und er konnte Cuzco wieder zu neuem Glanz bringen. Damit erreichte er grosses Ansehen beim inkaischen Adel und konnte so von seinem Vater an seinem älteren Bruder Urcon vorbei zum neuen Herrscher der Inka gekrönt werden. In der mkaischen Geschichte war dies ein Novum und blieb ein Einzelfall, dass ein Sohn noch zu Lebzeiten des Vaters von diesem die Herrschaftsinsignien übernahm.
Man geht davon aus, dass Pachacutec etwa um 1438 die Macht ergriffen hat. Mit ihm endet die grösstenteils noch :egendäre Phase der ersten Herrscher; die inkaische Geschichte kann ab diesem Zeitpunkt chronologisch gesehen viel exakter cmgeteilt werden werden.
Einen deutlichen Hinweis auf die autoritäre Macht des herrschenden Inka gibt das Schicksal des Heerführers Capac Yupanqui. Ihm war aufgetragen, im nördlichen Hochland bis zu einem bestimmten Punkt vorzustossen; er hielt sich jedoch nicht daran, sondern überschritt die ihm gesetzte Grenze. Ausserdem bekam er Schwierigkeiten mit dem Hilfskontingent, das die jüngst unterworfenen Chanca stellen mussten. Die Chanca flüchteten in die Waldgebiete östlich von Huänuco. Weil er den ihm gegebenen Befehl nicht beachtet hatte und weil es ihm nicht gelungen war, die Fahnenflucht der Chanca zu verhindern, wurde Capac Yupanqui nach seiner Rückkehr in Cuzco zur Rechenschaft gezogen und hingerichtet.
Mit der zunehmend erfolgreichen Herrschaftsausweitung erreichte Inca Cusi Yupanqui immer mehr Prestige bei den lokalen Führern. Er nutze die Situation und ging einige Allianzen mit den curaca, den politischen Anführern der umliegenden Zonen von Cuzco ein. Inca Cusi Yupanqui baute Cuzco zu einer mächtigen Hauptstadt und Zentrum des Reiches aus. All dies war möglich, da die benachbarten curaca, seine Verbündeten, Arbeitskräfte und Soldaten zur Verfügung stellten. Diese wiederum erwarteten eine Reihe von Zugeständnissen im Rahmen der »Gegenseitigkeit«, die sie verband.
Inca Cusi Yupanqui konzentrierte sich zunächst auf Eroberungszüge im südlichen Peru und überliess dann die Kriegsführung seinen Brüdern und später seinen Söhnen. Unter deren Führung eroberte das Heer der Inka das zentrale Peru und die Region um den Titicacasee. Auch das Hochland in heutigen Bolivien wurde dem Inkareich einverleibt.
Nach der Festigung des Machtbereichs im Süden wandte sich Pachacutec Inca Cusi Yupanqui Richtung Norden. Mii seinem Heer marschierte er bis Cajamarca und unterwarf alle Gruppen, die bis dahin auf dem Weg lagen. Als einer dei grössten Erfolge im Norden gilt der Sieg gegen das mächtig Reich der Chimü, an der Küste Perus gelegen, die ebenfalls eh ausgeklügeltes Staatssystem unterhielten. Zwischen 1000 und 1470 regierten die Chimü das grösste Reich an der Küste Perus. Ihr Gebiet reichte von Tümbes im Norden bis zum ChillönFluss an der Zentralküste. Die Hauptstadt Chan Chan, nahe der heutigen Stadt Trujillo, zählt zu den grössten Anlagen monumentaler Lehmziegelbauten der Welt. Sie nahm eine Fläche von 20 km' ein und umfasste eine Vielzahl an Palastanlagen, Verwaltungsbauten und Handwerkervierteln.
Schon die. Chimü errichteten wie später die Inka in verschiedenen Teilen des Landes Verwaltungszentren, die auch Werkstätten zur Herstellung von Luxusgütern beherbergten. Deren Produktion und Umverteilung stellte ein wichtiges Mittel zur Machtsicherung dar. Zu den Prestigegütern zählten neben Gold und Silberobjekten feine Holz und Muschelarbeiten, reich verzierte Textilien und schwarz gebrannte Keramik für zeremonielle Zwecke. In den grösseren Zentren residierten die politischen Machthaber der Region. Auch die dortigen Anlagen besassen administrative und zeremonielle Architekturkomplexe.
Auch die Chimü galten als ein Staat von Eroberern. So hatten sie z. B. die mächtigen Fürstentümer der LambayequeKultur in der nördlichen Küstenregion des heutigen Peru in ihr Staatsgebiet integriert. Diese kontinuierliche Einverleibung in ein Reich von neuen Machthabern kann man an einigen Ruinenstätten auch heute noch deutlich erkennen. In Tücume, einem bedeutenden Zeremonialzentrum der LambayequeKultur, sieht man auf der sogenannten »langen Pyramide« deutlich den Bau eines Tempels im ChimüStil. Als die Inka diese Kultstätte eroberten, überbauten sie wiederum diesen mit einem eigenen Tempel.
Die Eroberung des ChimüReiches, das sich über 700 km Länge erstreckte, gelang den Inka um 1470 vor allem dadurch, dass sie im Gebirge den Zufluss des lebensnotwendigen Wassers sperrten. Den König Minchancaman nahm man gefangen und brachte ihn als Geisel nach Cuzco. Neben der Aufgabe Chan Chans und der Entmachtung der ChimüElite kam es zu Plünderungen, hohen Tributforderungen und zur Umsiedlung ganzer Bevölkerungsgruppen. Handwerker wie Metall, Textil und Keramikspezialisten waren besonders gefragt und wurden nach Cuzco oder in die Provinzen geschickt.
Um die neu unterworfenen Gebiete definitiv in das Reich einzubinden, zogen die Söhne von Inca Cusi Yupanqui, Topa Inca Yupanqui und Huayna Capac erneut in diese Regionen, um die Herrschaft abzusichern.
Die grossen Erfolge von Inca Cusi Yupanqui führten dazu, dass er Pachacutec genannt wurde. Der Name bedeutet so viel wie »Verwandler der Erde« oder in modernen Worten »Reformator«. Pachacutec galt als der grosse Organisator des Tahuantinsuyu und als der eigentliche Begründer des inkaischen Staates. Ihm schreibt man die Ordnung des Reiches in vier Regionen (suyos) zu. Die Hauptstadt Cuzco gehörte zu keiner der Regionen, sondern war das Zentrum, der Mittelpunkt der Welt. Pachacutec begann mit der Errichtung des Strassennetzes, mit dem alle eroberten Gebiete vereint wurden. Er richtete Verwaltungszentren und grosse Vorratslager im ganzen Andengebiet ein. Damit legte Pachacutec die organisatorische Basis für die weitere expansive Entwicklung des Inkareiches. Er erreichte bei den Inka den Status eines grossen Kulturheros.
Während sich Pachacutec mit fortschreitendem Alter immer mehr auf die innere Organisation des Staates und den Um und Aufbau von Cuzco konzentrierte, drangen die inkaischen Heere unter Führung seines Sohnes Topa Inca Yupanqui weiter vor. Der designierte Thronfolger stiess bis zum mittleren Hochland des heutigen Ecuadors vor und wandte sich dann der Küste zu, wo er allerdings auf erfolgreichen Widerstand stiess.
Ausgrabung eines InkaTempels auf dem Monumentalbau Huaca Larga in Tücume, Peru. In den freigelegten Löchern wurden Skelette von geopferten Frauen gefunden
Tupac Inca Yupanqui (Topa Inca Yupanqui Amaru, Inca Yupanqui) (1471 —1493)
Tupac Yupanqui war der erfolgreichste der Söhne des Inca Pachacutec. Er übernahm 1463 den Oberbefehl über das mkaische Heer. 1471 folgte er seinem Vater als Herrscher. Er regierte bis zu seinem Tod im Jahre 1493. Tupac Inca Yupanqui wählte eine seiner Schwestern als Hauptfrau. Damit setzte auch er auf die Tradition seiner mythische Vorfahren Manco Inca und Mama Ocllo.
Die Chronisten schreiben Tupac Yupanqui die meisten inkaischen Eroberungen zu. Als er noch jung war und sein Vater Pachacutec herrschte, begann er die zentrale Küste zu erobern. Im Süden gelang es ihm, einen Aufstand der Völker um den Titicacasee niederzuschlagen. Man sagt, dass er sich seiner Macht so sicher war, dass er vor dem Zuge zur Eroberung der südlichen Anden Inti, dem Gott Sonne, versprach, nicht eher zurückzukehren, bis er das Ende der Welt erreicht habe. Damit war in seinem Selbstverständnis die andine »zivilisierte« Welt gemeint. Ihm wird es zugeschrieben, den inkaischen Machtbereich bis zum Rio Maule im heutigen Chile und südlich der heutigen Stadt Mendoza in Nordwestargentinien sowie über das Hochland des heutigen Boliviens ausgeweitet zu haben.
Einer seiner berühmtesten kriegerischen Auseinandersetzungen war der Beginn der Eroberungswelle gegen die Chachapoyas, ein Volk im Nordosten Perus, das sich der inkaischen Eroberung hart widersetzte. Um sie zu kontrollieren, eliminierten die Inka deren traditionellen Führer. Viele Chachapoyas wurden ihren Orten entzogen und in entfernte Zonen umgesiedelt, wie z. B. an den TiticacaSee. Später setzte Tupac Yupanqui die Expansion nach Norden fort.
Tupac Yupanqui wirkte aber auch auf die innere Struktur, die Organisation des Reiches. Vor allem auf den Gebieten der Verwaltung und der Justiz perfektionierte er die von seinem Vater Pachacutec gelegten Basis. Besonders das System der mitmaccuna, der Zwangsumsiedlung ganzer Dörfer und Ethnien baute er weiter aus.
Huayna Capac (14931525)
Auf Tupac Inca folgte gegen 1493 Huayna Capac, der zunächst nur dem Namen nach herrschte, da die eigentliche Macht von seiner Mutter Mama Ocllo ausgeübt wurde. Diese hatte denselben Namen wie die aus der Ursprungsmythe bekannte Urahnin der Inka. Erst nach deren Tod um 1500 führte Huayna Capac seine ersten eigenständigen Kriegszüge. Überliefert ist von ihm auch eine ausgedehnte Inspektionsreise durch den Süden des Reiches bis in das heutige Chile.
Wichtigste Herausforderung des neuen Herrschers war es, das riesige Reich mit all seinen Eroberungen unter Kontrolle zu halten und einen wirtschaftlichen Erfolg zu gewährleisten. Unter Huayna Capac hat das Tahuantinsuyu seine grösste Ausdehnung erreicht. Dabei markierten das Reich nicht überall feste Grenzlinien wie man sich das bei einer heutigen Staatsgrenze vorstellt. Oft trennten gewisse Grenzräume das InkaReich von seinen Nachbarn, wie z. B. im heutigen Bolivien, wo eng gestaffelte Festungen und Dörfer von Wehrbauern das Innere gegen Angriffe aus dem Tiefland schützten. In vielen Gebieten gab es Garnisonen, von denen aus mögliche feindliche Bewegungen der Nachbarn beobachtet werden konnten.
Huayna Capac musste die Erfahrung machen, dass dem inkaischen Machtstreben natürliche Grenzen gesetzt waren. Es gelang ihm ebenso wenig wie seinen Vorgängern, die östlichen Urwaldregionen dem Reich einzuverleiben. Er und seine militärischen Führer unternahmen mehrere Vorstösse dorthin. Man musste sich aber immer wieder schnell in das vertraute Hochland zurückziehen, da das dortige feuchtwarme Klima der grösste Gegner war und für die Inka nur schwer zu ertragen war. Auch hatten die Inka enorme Probleme mit den ständigen Überfällen der Urwaldindianer, die sich nicht zu einer offenen Feldschlacht stellten, sondern aus dem Hinterhalt und überraschend angriffen. In den mündlichen Überlieferungen der Inka wurden diese regelmässigen Rückzüge aus dem Amazonasgebiet im eigenen Sinne verklärt: »Man sei es leid, diese zurückgebliebenen und armseligen Völker zu unterwerfen.« Auch die mittleren und nördlichen Küstengebiete im heutigen Ecuador konnten von den Inka trotz intensiver Versuche nicht erobert werden.
Ab etwa 1515 hielt sich Huayna Capac im Norden des Reiches auf. Im Hochland des heutigen Ecuador weitete Huayna Capac die Grenzen des Reiches nach langen und verlustreichen Kämpfen bis zum Rio Angasmayo im südlichen Kolumbien aus.
Huayna Capac liess im Norden ein neues administratives Zentrum aufbauen — Tumipampa (Tomebamba, Tumibamba). An dieser Stelle liegt heute die Stadt Cuenca im heutigen Ecuador. Seine Idee war es, die Stadt mit Steinen auszustatten. die man aus Cuzco gebracht hatte. Tumipampa sollte so symbolisch zu einem zweiten Cuzco gemacht werden, das heisst zu einem Verwaltungszentrum von vitaler Bedeutung. Tumipampa war von grosser strategischer Bedeutung für die Inka, da der Ort Huayna Capac als Ausgangspunkt zur weiteren Eroberung des Nordens und als wichtiger Regierungssitz diente. Für die inkaischen Eroberungen der Gebiete im Norden nimmt die Forschung heute eine Dauer von zehn Jahren an.
Huayna Capac erhielt auch schon Nachrichten von fremden Menschen, die an der Küste aufgetaucht waren. Es handelte sich um Francisco Pizarro und seine Gefolgsleute, die sich immer mehr dem Inkareich näherten. Huayna Capac starb wahrscheinlich um 1525 in seiner Lieblingsresidenz in Tumipampa. Über seinen Tod sind mehrere Versionen überliefert. Er soll ein Opfer der Pocken geworden sein. Diese Krankheit gab es in voreuropäischer Zeit in Amerika nicht. Sie breitete sich wie die Masern und die Grippe mit der Ankunft der ersten Europäer sehr schnell in Form von Epidemien aus und kostete vielen Ureinwohnern das Leben. Es gibt aber auch Überlieferungen, nach denen Huayna Capac vergiftet worden sein soll.
Nach dem Tod von Huayna Capac kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen über die Thronfolge. Thronfolgewirren hat es sehr oft im Verlaufe der inkaischen Geschichte gegeben, da es fast immer mehrere Söhne gab, die als Prätendenten auftraten. Durchsetzen konnte sich schliesslich jeweils derjenige Erbe, der über den grössten Rückhalt beim Hochadel verfügte.
Huayna Capac hatte als seinen Nachfolger Ninan Coyuchi ernannt, der aber das Amt nicht antreten konnte, da er ebenfalls starb. Ein weiterer Kandidat war Huascar, der die Unterstützung einiger adliger Familien in Cuzco hatte, die Verwandte früherer Herrscher (panacas) waren. Aber diese rechneten nicht mit dem Norden. In Tumipampa war Atahualpa verblieben, der ebenfalls als Aspirant einen Anspruch darauf erhob, InkaHerrscher zu werden. Er war sehr beliebt bei den Adeligen, die Huayna Capac geholfen hatten, den Norden zu erobern und die Völker zu beherrschen, die sich in der Region gegen die Inka erhoben hatten.
Es standen sich zunächst zwei fast gleich mächtige Gruppierungen gegenüber. Die traditionelle Elite Cuzcos, zu der die einflussreiche Priesterschaft der Hauptstadt gehörte, erhob Huascar auf den Thron, während das in den nördlichen Teilen des Reiches stehende Heer, das gerade den CaranquiKrieg siegreich beendet hatte, Atahualpa, zum Inka ausrief. Zwischen den beiden Thronanwärtern und deren jeweiliger Gefolgschaft entstand ein heftiger Bürgerkrieg. Keiner von beiden verfügte über ein geschlossenes Gebiet, da ihre jeweiligen Anhänger in Teilgebieten über das Reich verstreut waren.
Huascar (15251532)
Nach dem Tod von Huayna Capac gelang es seinem Sohn Huascar, sich in Cuzco zum neuen Herrscher ausrufen zu lassen. In den Chroniken der frühen Kolonialzeit wird das Verhalten von Huascar aber als ungeeignet für einen Inka beschrieben. Er verteilte nicht die Geschenke, die einige Herren verdient hatten, verteilte Güter nicht zufriedenstellend und vernachlässigte das Netz der Gegenseitigkeit und der Verwandtschaft mit den Familienverbänden (ayllus) von Cuzco. So verlor er die Unterstützung eines Teils des Adels und förderte damit den Bürgerkrieg mit seinem Halbbruder Atahualpa.
Zu Beginn der Auseinandersetzungen mit Atahualpa war Huascar siegreich, der sich unter anderem auf Tumipampa und die umliegende Region stützen konnte. Atahualpa wurde dor sogar gefangen genommen, konnte aber aus der Gefangen schaft entfliehen. Die Truppen Atahaulapas nahmen ihrerseit Huascar gefangen, der später, wahrscheinlich auf Befehl Ata hualpas, getötet wurde.
Atahualpa (15321533)
Atahualpa wurde um 1500 als Sohn von Huayna Capac un einer Adeligen aus dem Norden des Reiches geboren. Nac dem Tod von Huayna Capac erhob die traditionelle Elit Cuzcos mit der einflussreichen Priesterschaft der Hauptstal Huascar auf den Thron. Atahualpa hatte sich im Norden b( Huayna Capac aufgehalten und verfügte über dessen erfahren Truppen und Heerführer. Das im Norden stehende Heer ri( Atahualpa zum Oberhaupt der Inka aus.
In einer entscheidenden Schlacht unter dem Kommand der Generäle Quizquiz, Calcochima und Rumifiahui siegte die Truppen Atahualpas in einer Schlacht beim Cotabamba Fluss. Anschliessend zog man in Cuzco ein und verwüstete ( schwer.
Atahualpa wollte sich gerade auf den Weg in die Hauptstax machen, als er die Nachricht erhielt, an der Küste seien Fremd aufgetaucht, die mit ihm verhandeln wollten. Es waren di Spanier unter Führung von Francisco Pizarro. 1532 tr Atahualpa schliesslich in Cajamarca auf Pizarro. Der spanisch Priester Vicente Valverde versuchte mit ihm zu kommunizi( ren. Als Atahualpa die ihm gereichte Bibel zu Boden war erfolgte im Handstreich Atahualpas Gefangennahme. Er bc Gold und Silber für seine Freilassung an und liess den Raum, i dem er sich befand, mit Goldobjekten füllen. Anhalten( Gerüchte über einen InkaAufstand veranlassten Francisc Pizarro, ihm den Prozess zu machen. Nachdem Atahualt sich hatte taufen lassen, um dem Feuertod zu entgehen, wurc er im Juli 1533 in Cajamarca hingerichtet. Sein Tod löste Spanien scharfe Kontroversen aus, bedeutete aber das faktische Ende des InkaReiches.
Gesellschaft und Staat der Inka
Vor allem unter Huayna Capac hatte das Reich in seiner politischen und gesellschaftlichen Organisation die Struktur entwickelt, die die Spanier bei ihrer Ankunft vorfanden. An der Spitze des Staates und der Gesellschaftspyramide stand der regierende Inka, unter ihm die Hochadeligen, zu denen die nahen Verwandten des Herrschers gehörten. Ihnen folgten die Mitglieder der Familienverbände (panaca) der früheren Herrscher.
Der InkaHerrscher hatte eine herausragende Funktion im Inkareich, da er aufgrund seines religiösen Status der Mittler zwischen der Welt der Götter und der Menschen war. Für den Inka war es selbstverständlich und legal, Ehen mit verschiedenen Frauen zu haben. Er konnte sich mit den Töchtern oder Schwestern eines Adeligen oder eines lokalen Anführers (curaca) verheiraten, um diesen zum Verwandten zu machen. Genauso konnte er seine Schwestern oder Töchter mit einem curaca verheiraten. So entstanden durch die Hochzeiten Bündnisse und Gegenseitigkeitsbeziehungen, die zu wechselseitiger Hilfe verpflichteten. Der Inka demonstrierte durch sein Geben von Geschenken, dass er die grösste Macht innehatte. Diese Gaben waren ein Teil der Wiederverteilung, zu der der Inka gegenüber all seiner Verbündeten verpflichtet war. Im Gegenzug erhielt er Arbeitskraft und Hilfe bei Auseinandersetzungen. Die InkaHerrscher wurden zwar von ihren Untertanen ehrerbietig und fast wie Gottheiten behandelt, aber sie mussten sich ständig um Unterstützung im Reich und beim InkaAdel bemühen, um ihre Politik durchsetzen zu können.
Auftritt der Mumie eines verstorbenen InkaHerrschers bei einem Fest und Gemälde aus dem 18.Jhd. eines festlich gekleideten InkaHerrschers.
Bei seiner offiziellen Einführung als Inka heiratete der Herrscher im Idealfall eine nahe Verwandte wie z. B. eine Halbschwester. Diese galt als seine Hauptfrau (coya) und genoss wie er, der sapan inca (»der einzige Inka«), eine religiöse Verehrung. Aus ihrer Ehe sollte im Idealfall der Erbe und Nachfolger hervorgehen. Die coya hatte eigene Besitztümer und verfügte über eigenes Land. Ihre Ressourcen konnte sie beliebig nutzen.
Der Inka verfügte über einen Hofstaat, der ihm völlig unterworfen war. Fremde durften ihn nicht direkt ansprechen, auch nicht während einer Audienz. Alle ihn Umgebenden sassen mit gesenkten Augen da, denn sie durften ihm nicht direkt in die Augen blicken. Seine besondere Kleidung bestand aus einem gewebten Kopfband (mascaypacha oder borla), in das Federn gesteckt wurden. Eine breite Quaste bedeckte seine Stirn und besonders grosse Schmuckscheiben zierten seine OhrläpPchen. In der Hand hielt er einen Stab, der mit kleinen Federn bedeckt war und in dessen Ende drei grosse Federn steckten. In seinem Besitz befanden sich ausserdem eine goldenen Keule und eine bemalte Standarte als Zeichen dafür, dass er der oberste Feldherr war.
Wenn der Inka die Hauptstadt verliess, begleitete ihn stets eine ganz bestimmte Gruppe von Personen. Ganz besonders wichtig waren Musiker Tänzer und Soldaten. Dies ist schon wie ein ritueller Ablauf zu sehen. Den Inka konnte man immer schon auf den ersten Blick erkennen. Er war fein gekleidet und wurde auf einer Tragesänfte getragen.
Die Mumie des verstorbenen Inka (mallqui)
der Herrscher starb, wurde sein Körper mumifiziert. z seines Todes war er in der Welt der Lebenden gegenund er erfüllte weiterhin eine wichtige Funktion in der Gesellschaft. Er nahm weiter am Leben teil, wohnte in seinem ?last und bezog Einkünfte aus seinen Ländereien.
Der verstorbene Herrscher behielt sein Eigentum, das er im Leben erworben hatte. Die Angehörigen seines Familienverbundes, der panaca, die alle hohe Adelige waren, hatten die Aufgabe, seine Bedeutung zu erhalten und für seine Rechte zu sorgen. Seine panaca hatte die volle Verantwortung für die Mumie. Dieser Familienverband besass im Staat spezielle Ländereien, die nicht nur für den Unterhalt, sondern auch für das System der Wiederverteilung und Gegenseitigkeit der Mumie bewirtschaftet wurden. Die Beziehungen und persönlichen Verpflichtungen, die der Inka zu Lebzeiten erwor
ben hatte, Willi weiter fortgeführt.
Die Mumien der verstorbenen InkaHerrscher wurden als Gottheiten betrachtet. ie wurden weiterhin sehr sorgfältig mit feinen Textilien gekleide und das Gesicht mit einer Webarbeit bedeckt. Den Mumien wurde die besondere Fähigkeit zugesprochen, Orakel zu sein. Sie galten als Wächter des staatlichen Wohlergehens. Im öffentlichen und zeremoniellen Leben spielten sie eine herausragende Rolle und nahmen an allen wichtigen Festen und Prozessionen in Cuzco teil. Auf dem Platz Aucaypata begleiteten sie den aktuell herrschenden Inka und empfingen Speisen, Getränke und Geschenke. Es gehörte zu den Zeremonien, vor der Mumie ein Feuer zu entfachen, um dort Speisen und chicha als Opfergaben zu hinterlegen.
Der Familienverband des Inka — panaca
Leder Inka gründete einen neuen Familienverband, eine panaca, so dass es zur Zeit Huayna Capacs ausser seiner eigenen bereits zehn weitere gab. Die Mitglieder der panaca trugen in den durchbohrten Ohrläppchen eine Schmuckscheibe und wurden deshalb orejones, »Grossohren«, genannt. Dieser Ausdruck stammte von den Spaniern, die von den langgezogenen Ohrläppchen beeindruckt waren. Diese waren durch die Schwere der Ohrgehänge entstanden. Die Mitglieder des Hochadels lebten meist auf Landgütern in der Nähe der Hauptstadt. Sie besassen aber auch einen Palast in Cuzco selbst. Ihren Unterhalt bezogen sie aus persönlichen oder aus famiieneigenen Ländereien und aus den staatlichen Speichern. Sie waren die Führungsschicht des Reiches und genossen den grössten Wohlstand.
Die panaca waren untereinander aber auch Rivalen um Einfluss und Ämter. Ihre Angehörigen stellten die höchsten Führungskräfte in der Verwaltung und beim Militär. Die panaca hatten deshalb eine grosse politische Bedeutung. Der Inka war zwar die höchste Autorität, aber er konnte nicht ohne die Zustimmung und Hilfe der Familienverbände regieren. Sie nahmen Einfluss auf die Auswahl seines Nachfolgers und auf die gesamte Politik des Reiches. Vor allem für die Eroberungspolitik und die Wirtschaftspolitik waren sie mitverantwortlich.
Die »Regierung« des Inkareiches
An der Spitze der Verwaltungshierarchie in Cuzco und im gesamten Inkareich stand der InkaHerrscher. Ihm standen unmittelbar ein Sekretär (Yncap cimin quipococ), der die Worte des Inka festhielt, und ein Schatzmeister (Tahuantinsuyo runa quipoc Yncap), der die Ubersicht über die Anzahl der Menschen und der Güter des Reiches führte, zur Seite. Die Regierung bildete der Inka mit dem Rat der vier apu. Die apu waren die obersten Führer der vier Reichsteile (suyu). Jeder dieser apu war gegenüber dem Inka für sein jeweiliges Reichsgebiet verantwortlich. Auch dem Rat der apu stand ein Sekretär zur Verfügung. Dies war praktisch der Kern der zivilen Inkaregierung. Allerdings gab es auch religiöse Verflechtungen, in die die Inkaregierung fest eingebunden war. So gehörten auch der oberste Priester, der villac umu, und die höchsten religiösen Funktionäre in Cuzco und im Reich zur Inkaregierung.
Die Oberschicht der staatlichen Beamten
Im Staatsdienst nahmen die Mitglieder des Hochadels, die orejones, die wichtigsten Stellen ein. Sie stellten die vier in Cuzco residierenden Repräsentanten der vier Reichsteile. Diese Persönlichkeiten mussten, ausser dass sie Verwandte des Inka waren, diesem ihre absolute Treue beweisen. Die orejones stellten auch die Gouverneure, tocricoc, der Provinzen. Diese waren in den Provinzhauptorten ansässig. In Cuzco und auch in Tumipampa vertrat den InkaHerrscher bei dessen Abwesenheit ein naher Verwandter (in seiner Stellvertreterfunktion als incapranti bezeichnet).
Eine andere bedeutende Persönlichkeit war der tucuyricuc, der, »der alles sieht«. Er ist vergleichbar mit einem Inspekteur, da er alle Daten über das Funktionieren des Reiches sammelte. Auf Grund seiner Funktion war er ständig im Reich unterwegs. Er hatte eine besondere Bedeutung bei der Kontrolle der Arbeitskraft im Inkareich und vermittelte bei Konflikten.
Die tucuyricuc nahmen von Zeit zu Zeit die Provinzverwaltungen in Augenschein. Sie standen an der Spitze der Heere, wenn der oberste Herrscher nicht anwesend war. Sie besetzten die höheren Posten in der Priesterhierarchie, an deren Spitze der villac umu, stand, der ein Bruder oder naher Verwandter des Herrschers war.
Die mittlere Schicht staatlicher Beamter
Eine mittlere Schicht staatlicher Beamter setzte sich aus den »ernannten Inka« zusammen. Das waren Mitglieder ethnischer Gruppen, die ehrenhalber zu Inka erklärt wurden. Bei der kontinuierlichen Ausweitung des Reiches standen irgendwann nicht mehr genug Mitglieder des Hochadels, orejones, zur Verfügung, um alle wichtigen Stellen zu besetzen. Die »ernannten Inka« wurden z. B. als Führungskräfte in Festungen eingesetzt, mit denen besonders gefährdete Grenzen geschützt werden sollten.
Auch der Adel aus den eroberten Gebieten konnte eine angesehene politische und soziale Position erreichen. Wenn er :ich mehr oder weniger freiwillig unterworfen hatte, wurde er zumeist in seinen Ämtern belassen. Erschien dies den Eroberern nicht als vorteilhaft, wurde ein Sohn oder anderer Verwandter als Nachfolger bestimmt, wenn nicht ein verwandter Offizier als lokaler Führer, curaca, eingesetzt worden war.
Durch die Eingliederung in das Tahuantinsuyu verloren ie ursprünglichen curaca teilweise ihre Verfügungsgewalt in politischer und wirtschaftlicher Hinsicht. Sie wurden aber innerhalb eines gewissen Rahmens dafür entschädigt. So erhielten sie im Rahmen des inkaischen Austauschsystems Geschenke, z. B. feine Webwaren, Lamas oder es wurden ihnen vom Inka Frauen von vornehmer Herkunft zugeteilt.
Ernennung eines Funktionärs
Bei der Ernennung eines wichtigen Funktionärs musste dieser eine Reihe von Ritualen in Cuzco durchlaufen. In einem feierlichen Rahmen bot der Inka ihm Chicha, Coca, Textilien und Güter von rituellem Wert an. Mit diesem Akt des rituellen Schenkens war der Pakt der zukünftigen Gegenseitigkeit geschlossen und der Funktionär konnte sein Amt antreten.
Der Anführer curaca
Die Basis des Inkareiches bildeten die Familienverbände, ayllu. Jeder ayllu war in zwei Hälften geteilt und jede wurde von einem curaca angeführt. So gab es in jedem ayllu zwei curaca. Der curaca erfüllte wesentliche religiöse, wirtschaftliche und politische Funktionen für das gemeinschaftliche Leben.
Im religiösen Bereich war er der Verantwortliche für den lokalen Kult, besonders für den Kult für die Vorfahren und die Rituale in Bezug auf den Ursprungsort (pacarina) des mythischen Vorfahren. In wirtschaftlicher Hinsicht hatte er die Aufgabe, den Familien ihr Land zuzuteilen. Traditionellerweise übergab oder erneuerte er jedes Jahr symbolisch die Übergabe des Landes an jede Familieneinheit, damit diese es bearbeiten und ihren Lebensunterhalt erwirtschaften konnte.
Der curaca war auch für die lokale Gemeinschaftsarbeit und die Austauschnetze verantwortlich. Er organisierte die gemeinschaftlichen Arbeiten und sorgte für die Gegenseitigkeit, besonders um die wirtschaftlichen Bedürfnisse des ayllu abzudecken. So war er auch für den Güterumlauf zuständig. Der curaca musste die Erfüllung der Pflichten innerhalb des ayllu überwachen. Die curaca hatten eine Schlüsselposition innerhalb der inkaischen Organisation inne, da er für alle Forderungen, die der Inka den Orten auferlegte, verantwortlich war. Der curaca war somit eine wichtige Schnittstelle zwischen dem Inka und dem ayllu.
Einteilung der gesamten Bevölkerung
Das Reich gliederte sich um 1530 in etwa 80 Provinzen. Ein hoher curaca herrschte über eine Provinz sowie zumeist noch über eine der Untereinheiten (saya). Alle Untereinheiten hatten religiöse, und politische und wirtschaftliche Aufgaben zu erfüllen. Sie wurden jeweils von einem curaca geleitet. Diese unterstützten und überwachten sich gegenseitig. Innerhalb der Untereinheit, saya, war die Bevölkerung in Dezimaleinheiten aufgeteilt, die 100 Haushalte (pachaca), 1000 Haushalte (huaranga) und 10 000 Haushalte (hunu) umfasste. Diese Einteilung diente vor allem zu statistischen Zwecken, zur Abgabenerhebung und zur Erfassung von Arbeitskräften. Diese Einheiten liessen sich leicht auf die Knotenschnüre, quipu, übertragen und waren so verwaltungstechnisch hervorragende Masseinheiten.
Der Experte für die Knotenschnüre (quipucamayoc)
Unter den staatlichen Ämtern ragte auch das des quipucamayoc heraus. Er war der Experte für die Knotenschnüre, die quipu, die wichtige Informationen über das Reich enthielten. Der quipucamayoc war bedeutend für die Wirtschaft, da er die Daten über die Güter in den Lagern und die Ressourcen, über die der Staat verfügte, verwaltete. Er war auch verantwortlich für das Bewahren von Geschichten und Berichten über das Inkareich sowie das Verwalten von Daten über die Bevölkerung des Ialivantinsuyu.
Die Knotenschnüre dienten dazu, Informationen zu speichern. Ein quipu konnte Angaben über die Menge von Gütern, Personen oder Arbeitskraft enthalten. Ganze Bevölkerungsszatistiken wurden damit geführt. Gezählt wurden Menschen, Tiere. Ländereien, Textilien, Keramiken und andere Handwerksprodukte. Dies war massgeblich für die Festlegung der geforderten Arbeitsleistung und die Abgabe von Steuern.
Ein quipu konnte auch an historische Ereignisse erinnern. Jeder quipu bestand aus Schnüren in einer oder mehreren Farben mit Knoten. Die Menge der Knoten, die Farben und die Form des Geflechtes bildeten die Informationen, die nur von einem quipucamayoc gelesen werden konnte. Die quipu waren ein bedeutendes administratives Mittel für den Staat, da damit die Arbeitskraft einer jeden Gruppe registriert werden konnte. Man hatte durch sie auch stets einen Überblick über die in den Speichern gelagerten Güter.
Eine quipu war so aufgebaut, dass an einem quer verlaufenden Hauptstrang Nebenstränge angeknüpft waren. In diese waren Knoten geknüpft, die in Gruppen angeordnet waren. Der Aufbau folgte dem Dezimalsystem. Die Gruppe, die dem Hauptstrang als nächstes lag, bildete die Tausender, dann kamen die Hunderter, dann die Zehner und schliesslich die Einer Viele Schlüsselinformationen sind hierzu nach der spanischen Eroberung verloren gegangen und können wahrscheinlich nie mehr rekonstruiert werden.
Ein erhaltener quipu, eine inkaische Knotenschnur zur Übermittlung und Speicherung von Informationen
Die Dienenden yanacuna
Die Gruppe der yanacuna nahm eine Sonderstellung innerhalb des Inkastaates ein. Als yanacuna bezeichnete Menschen, frei übersetzt »Dienende«, wurden aus ihrem ursprünglichen Familienverband, dem ayllu, herausgelöst. Mit der Herausnahme aus ihrem ayllu fielen sie unter die direkte Verantwortung des Inka. Sie standen dem Inka für besondere Dienste zur Verfügung. Der Inka hatte die Macht, sie zu behalten, sie seiner Hauptfrau, der coya, den königlichen Familienverbänden, panaca, oder einem curaca zu übergeben. Dies ist als eine Form der Konsolidierung von Beziehungen im Rahmen der Gegenseitigkeit zwischen dem Inka und bedeutenden Persönlichkeiten zu verstehen. Yanacuna waren keine Sklaven, sondern konnten auch in einflussreiche Positionen aufsteigen. Dies war vor allem dann der Fall, wenn sie sich als besondere Vertrauenspersonen für den Inka erwiesen hatten. Es gab sogar welche, die in das Amt eines curaca eingesetzt wurden.
Die Aufgaben, die sie durchzuführen hatten, konnten ansonsten sehr unterschiedlich sein. Es gab yanacona, die Mais für den Inka anbauten, wie z. B. die Cariari, die aus :;:2111 Gebiet des heutigen Ecuador nach Cuzco versetzt 3.arden. Andere arbeiteten für die panacas in Cuzco oder .raren für die Mumie eines verstorbenen Herrschers zuständig. Manche yanacuna waren Handwerker, die wegen ihrer SpezialTätigkeiten nach Cuzco gebracht wurden. Auch auf Heiligtümern und in Tempeln konnten yanacona eingesetzt werden.
Für den Inka bedeuteten sie eine wichtige Arbeitskraft, da sie nicht unter das System der Gegenseitigkeit fielen. Er musste sie nicht bitten, um sich ihre Arbeit zu sichern und auch keine Gegenleistung für ihre Arbeitskraft erbringen. Der Status der yanacuna vererbte sich.
Das allgemeine Volk (hatun runa)
Das Volk, als hatun runa (wörtlich übersetzt »Gross Mensch«), bezeichnet, war hauptsächlich mit Landwirtschaft, Hirtentum, Fischfang und verschiedenen Handwerkszweigen beschäftigt. Die Menschen waren die Hauptarbeitskraft für den Staat. Sie mussten die turnusgemässe Arbeitspflicht (mita) erfüllen.
Ein Mann gehörte zum hatun runa, wenn er die Verpflichtung hatte, für eine Familie zu sorgen. Deswegen war die Heirat der Moment, in dem er die Verantwortlichkeit gegenübel seinem ayllu und dem Staat erlangte. Mit der Gründung einer Familie begannen die Verpflichtungen, aber schon von klein an erfüllten die Mitglieder einer Familie gewisse Aufgaben. Schon Kinder mussten auf die Tiere aufpassen oder Brennhol2 sammeln.
Die Verwandtschaftsgruppe ayllu
Der ayllu ist eine Gruppe von Verwandten, eine Einheit vor Personen, die sich als verwandt betrachtet. Es ist eine Art vor grosser Familie, die als Basis für die wirtschaftliche, politische soziale und religiöse Organisation der Völker im voreuropäischen Peru diente. Ein ayllu bestimmt sich also durch sozial( Beziehungen und Kontakt und ist nicht als reales Dorf zi verstehen, seine Grösse konnte daher sehr unterschiedlich sein Die ayllu, die besonders viele Mitglieder hatten, galten al besonders einflussreich, weil sie wirtschaftliche Macht um soziale Kontrolle ausüben konnten.
Um Um zu einem ayllu zu gehören, musste man von den Personen, die diesen bildeten, als Verwandter anerkannt sein. In vielen Fällen war es eine Blutsverwandtschaft, aber in manchen Fällen war eine mythische Verwandtschaft möglich. Diese wurde so bezeichnet, da sich jeder ayllu mit einer Mythe identifizierte, die seinen Ursprung erklärte. In Übereinstimmung mit der andinen Mythologie war die Gründung eines jeden ayllu das Werk einer Persönlichkeit, die von der anderen Welt aus einer Höhle, einem See oder einem Berg gekommen war. Von diesem ersten Mitglied stammten alle ab, die Teil des ayllu waren. Dieser Gründer definierte die gemeinsame Verwandtschaft. Letztendlich heisst das, dass alle Mitglieder von demselben Vorfahren abstammten. Für den ayllu hatte der Ursprungsort des Gründers einen heiligen Charakter. Diesen Ort nannte man pacarina. Er war sehr bedeutend für die Mitglieder des ayllu, da er Teil der lokalen Religiösität war und die Mitglieder überzeugt waren, dass er für sie eine Schutzfunktion hatte. Daher war der Kult für diesen Ort von grundlegender Bedeutung.
Die Tatsache, zu einem ayllu zu gehören, bedeutete für die Mitglieder die Verpflichtung, sich gegenseitig zu helfen. Diese gegenseitige Hilfe wird in der Fachliteratur auch als Reziprozität bezeichnet, sie war eine wichtige Basis des Lebens im Andengebiet. Es war letztendlich ein Austausch von Diensten zwischen Personen.
Wenn jemand z. B. das Dach seines Hauses decken wollte, musste er dies nicht alleine tun. Er konnte die Mitglieder seines .n//ii um Hilfe bitten, die in der Pflicht waren, dem nachzukommen. Derjenige, der die Hilfe erhielt, musste die Helfer mit Essen versorgen. Ausserdem war er verpflichtet, ebenfalls Hilfe zu leisten, wenn die Gelegenheit dazu kam. Die Hilfe wurde sozusagen zurückgegeben. Diesen Austausch von Hilfe zwischen Personen desselben ayllu nannte man ayni. Es war dies
stillschweigende und selbstverständliche Übereinkunft.
Gegenseitigkeit oder Reziprozität bedeutete auch, dass die Mitglieder des ayllu Gemeinschaftsaufgaben übernahmen, wie die Reinigung von Bewässerungskanälen oder den Bau und den Unterhalt von Brücken. Diese Arbeit zum Wohl von alle nannte man minca. Für diese Aufgaben bereitete man auc gemeinschaftliches Essen und Trinken. Am Ende spielte ma Musik und feierte in einem gemeinsamen Fest die Erfüllun der Arbeit. Deswegen waren die Gemeinschaftsarbeiten ei wichtiges Element für die Einheit und die gegenseitige Vei bundenheit unter den Mitgliedern eines ayllu.
Bei Aufgaben grösseren Ausmasses lag die Organisation i staatlichen Händen. Hierbei hatten die lokalen Führer (curac eine grosse Verantwortung.
Der Boden war gemeinschaftliches Eigentum des ayllu. D: Menschen, die die landwirtschaftlichen Flächen bearbeitete] waren nicht die Eigentümer des Landes. Um eine ordnung gemässe Bearbeitung zu gewährleisten, wurde jedes Jahr de Familien, die zum ayllu gehörten, ein Stück Land zugewiesei Für einen ayllu war es vorteilhaft, Ländereien in verschiedene Höhenlagen bewirtschaften zu können, um so eine grösser Vielfalt an Produkten anbauen zu können. Ziel der Inka war e eine möglichst grosse Auswahl an Früchten und Pflanzen zur Verfügung zu haben. Für einen ayllu mit einer grösseren Anza an Mitgliedern war es leichter, Ländereien in unterschiedliche Höhenlagen zu unterhalten.
Abgaben, Tribute, Arbeitspflichten
Die Bevölkerung wurde statistisch erfasst, um die Arbeit pflichten für den Staat festlegen und verteilen zu können. De Staat stand ein Teil des Landes zu und die Bevölkerung w verpflichtet, dieses zu bearbeiten. Die Erträge hiervon musst( in die dafür vorgesehenen Speicher geliefert werden. Betroff( waren hiervon alle Produktionszweige. Den Einwohne. wiederum wurden Rohstoffen wie Wolle, um Garn zu spinn( und Stoffe zu weben, zugewiesen. Ein Teil der Endproduk musste dann abgeliefert werden.
Die Bevölkerung war dafür zuständig, Strassen und Brück, instand zu halten und die tambos, die Rasthäuser und Unterkünfte an den Strassen, zu unterhalten. Für den Staffeldienst zur Nachrichtenübermittlung mussten Läufer abgestellt werden. Manche Menschen wurden längerfristig von ihrer Heimat abgezogen, um in der Hauptstadt oder in einer anderen grossen Stadt Bauten zu errichten.
Wenn der Inka Arbeitskraft benötigte, lud er die bedeutendsten curaca nach Cuzco ein. Dort nahmen sie an grossen Festen teil und empfingen Geschenke. Auf dieses Ritual folgte die Bitte des Inka um Hilfe. Diese Bitte war aber als eine klare Forderung nach Bereitstellung von Arbeitskräften zu sehen.
Die Arbeitspflicht mita
Die Forderung hach Arbeitsleistung ging letztendlich an die Familienverbände, den ayllu. Die Bevölkerung musste die sogenannte mita erbringen, einen Arbeitsturnus zum Wohl des Staates. Dank dieser mita konnte der Inka auf Mais, Coca, Web arbeiten und andere Produkte zurückgreifen, die es ihm wiederum erlaubten, seine Verpflichtungen der Gegenseitigkeit bzw. Wiederverteilung zu unterhalten. Er konnte damit iuch neue Verwandtschaftsbeziehungen anstreben und neue Eroberungszüge planen. Er war dadurch auch in der Lage, Terrassen (andenes) für den landwirtschaftlichen Anbau, Straken, Brücken, Vorratslager und ganze Verwaltungszentren emzurichten.
Während der mita für den Inka sorgte der Staat für die Ernährung und Kleidung der Arbeiter. Ebenso stellte man die Materialien und Arbeitswerkzeuge, die benötigt wurden, zur Verfügung. Die mita bedeutete einen zeitlich absehbaren Arbeitseinsatz, einen Turnus, innerhalb dessen eine ganz bestimmte Aufgabe erfüllt werden musste. Auch Frauen waren von der Arbeitspflicht betroffen, z. B. bei Arbeiten auf öffent_ichen Ländereien oder bei der Herstellung von Textilien.
VerwaltungsZentren
Die Inka legten in den Anden ein Netz von Verwaltungs zentren bzw. Stützpunkten an. Manche dieser Orte wurde] neu gegründet, andere befanden sich bei vorhandenen Sied Lungen. Solche Verwaltungszentren orientierten sich nac, einem einheitlichen Plan. In der Mitte befand sich ein grosse Platz, zumeist mit einer kleinen Plattform, auf der ranghoh Vertreter des Staates Platz nehmen konnten. Von dort au wurden Ansprachen an die Bevölkerung gehalten und religiös Zeremonien durchgeführt. An den Plätzen wurden oft Baute errichtet, die für Versammlungen und Feste sowie als Untei künfte für durchreisende Staatsbeamte und Soldaten dientet
Bei wichtigeren Orten befand sich im Zentrum ein Sor nentempel. In allen Verwaltungszentren gab es Speicher, die i Reihen auf den Hügeln um den Ort angelegt waren. Si dienten dazu, Lebensmittel, Kleidung, Waffen und auch ande] Güter aufzunehmen, die aus der umliegenden Gegend geli( fert wurden. Die Verwaltungszentren erfüllten so wicht4 politische, wirtschaftliche und auch religiöse Funktionen. ihnen pflegte man die Beziehungen der Gegenseitigkeit ui führte die entsprechenden Rituale durch, die die Beziehu zum Staat untermauern sollten. In diesen Stützpunkten s delten wichtige Verwaltungsbeamte und zuverlässige mitim, Die übrigen Bewohner der Stützpunkte bestanden aus der der jeweiligen Region ansässigen Bevölkerung.
Die Vorratslager collca
Die staatlichen Vorratslager, collca, dienten dazu, eine gr Vielfalt von Gütern zu lagern. Dies konnten Nahrungsmi Werkzeuge, Kleidung und Schmuck sein. Vorzugsweise v den sie in hohen und trockenen Zonen angelegt. Es verschiedene Typen von Vorratslagern, die collca des Sta. deren Zweck die Wiederverteilung der Güter war; die der ayulla die collca für den religiösen Kult. Auch für die notwendigen Rituale war damit stets vorgesorgt.
Die Abgaben der Steuerpflichtigen wurden zumeist in den Verwaltungszentren eingelagert. Die Waren wurden von dort aus im Rahmen der Wiederverteilung weitergeleitet. Die Produkte dienten auch dem Unterhalt der Verwaltung, des Heeres und den religiösen Anlagen. Besondere Luxusgüter wurden oft von weither bis nach Cuzco gebracht, Lebensmittel, wie Kartoffeln, Mais oder Fleisch wurden aus den näherliegenden Provinzen in die Hauptstadt gebracht.
Die gesammelten Waren dienten im Normalfall nicht dem Unterhalt des Volkes. In besonderen Notfällen, wie wetterbedingte Missernten, konnten Bedürftige unterstützt werden. Im Allgemeinen gehörte die soziale Fürsorge nicht zu den Pflichten des Staates, sondern war Aufgabe der ayllu. Diese hatten dafür zu sorgen, dass kranke und alte Menschen nicht hungern mussten.
Innenpolitik
Eines der schwierigsten Probleme für den inkaischen Staat war es sicherlich, aus einer Vielzahl verschiedener ethnischer Gruppen auch in kultureller Hinsicht einen einheitlichen Staat zu formen. Wesentliche Voraussetzungen hierfür war die Einführung des Quechua als Verwaltungs und Verkehrsspra:he und des Sonnenkultes als Staatsreligion. Damit demonszierten die Inka ihre politische, religiöse und kulturelle Vormachtstellung, da sie nach ihrer eigenen Auffassung den Gipfelpunkt der Zivilisation erreicht hatten. Ihre Eroberungsolitik wurde auch mit diesem Kulturauftrag gerechtfertigt.
Unter Linguisten gibt es eine Diskussion, ob Quechua auch das Ursprungssprache der Inka gewesen sei. Die Region um Cuzco war bei der vermuteten Ankunft der Inka wohl eher Aymara sprachig. Einige Forscher sind der Meinung, dass die mögliche Sprache des inkaischen Volkes Puquina gewesen könnte. Bei manchen Chronisten der frühen Kolonialzeit findet sich ein Hinweis auf eine »Geheimsprache« der höchster InkaAdligen. Hierbei handelte es sich aber wohl nicht im eine eigene Sprache, sondern wohl eher um einen spezieller Wortschatz, dem nur einem besonderen Kreis von Personer bekannt war. In Süd und Mittelamerika ist dies nicht Aussergewöhnliches. Bei den K'ich'eMaya in Guatemal verwenden die Spezialisten für traditionelle religiöse Zeremo nien noch heute einen Wortschatz, der nur von ihnen selb5 verstanden wird. Dies wird dort nicht als Geheimsprach angesehen, sondern als eine Tradierung von archaischen Fach begriffen, deren Kenntnisse sich nur bei den Experten erhalte; haben. Ähnliches dürfte auch für die Inka gelten.
Als die Spanier zu Beginn des 16. Jahrhunderts ins Anden gebiet vordrangen, trafen sie auf das Inkareich in seiner grösste; Ausdehnung. Zu jener Zeit gab es im gesamten Staatsgebiet de Inka eine beträchtliche Zahl von grösseren und kleinere Sprachgemeinschaften. Schon die ersten spanischen Chro nisten stellten fest, dass es hierbei einige wenige Hauptsprache: gab, die in ein grösseren Gebiet als Verständigungsmitte dienten. Die bedeutendste dieser »allgemeinen Sprachen oder Verkehrssprachen war das Quechua. Sie wurde vo: den Spaniern als »allgemeine Sprache der Inka« oder di »Sprache von Cuzco« bezeichnet.
Weitere »allgemeine Sprachen«, aber keine offiziellen Staats sprachen, waren zu jener Zeit Aymara und Puquina. Wich tigste Verkehrssprache an der zentralen und nördlichen perua nischen Küste war das Muchik. Mit Ankunft der Spani( setzten sich Quechua und Aymara in noch viel stärkerer Masse als allgemeine Verkehrssprachen im Andengebiet durcl Die beiden Sprachen wurden auch zu wichtigen Mission sprachen und schon in der frühen Kolonialzeit entstanden di ersten Wörterbücher und Grammatiken.
Aussenpolitik — das Mittel der Eroberung
Bei der Eroberung eines Gebietes durch die Inka lassen sich grundsätzlich zwei Phasen unterscheiden. In der ersten versuchte man, die Anführer einer ausserhalb des Herrschaftsgebietes liegenden Region durch Geschenke, oft Luxuswaren, wie z. B. feinste Gewebe, zu einem Bündnis zu bewegen. Derartige Angebote wurden auch zumeist erwidert, denn ein solches Vorgehen entsprach dem Muster der im ganzen Andengebiet üblichen Gegenseitigkeit.
In früheren Zeiten blieben die Ethnien bei solchen Bündnissen weitgehend selbstständig. Im Gegensatz dazu fassten die Inka, spätestens seit Pachacutec, das Akzeptieren der Geschenke als Unterwerfung auf. Sie entsandten Truppen und Verwaltungsbeamte in das Gebiet des Partners, um diesen in ihr Staatsgebiet einzugliedern und zur Abgabe von Steuern heranzuziehen. Oft erhob sich nach Abzug des inkaischen Heeres Widerstand und der inkaische Stützpunkt stand zunächst auf verlorenem Posten.
Die Inka sahen in solch einer Reaktion dann einen Aufstand, den es mit Waffengewalt niederzuschlagen galt. Mit diesen, im inkaischen Sinne gerechten, Strafaktionen wurde nun die zweite Phase der endgültigen Eroberung und Eingliederung in das Inkareich eingeleitet.
Der Eroberungskrieg gegen die Chimü
lanche Völker wehrten sich heftig gegen die Inkaherrschaft. Reiche wie das der Chimü hatten kein Interesse an einem Bündnis mit den Inka. Und sie waren auch nicht einverstanden mir der vorgeschlagenen Verteilung der Waren und Güter, ..he man ihnen angeboten hatte. Die Chimü befanden sich selbst im Prozess der Expansion ihres Reiches. Nach den Chroniken bot Tupac Yupanqui dem Herrscher der Chimü, ,.4,inchancaman, an, ein Teil des Tahuantinsuyu zu werden gegenseitige Beziehungen aufzunehmen. Minchancaman lehnte dies ab und begann mit einer militärischen Auseinandersetzung. Die Chimü wurden besiegt und Minchancamin nach Cuzco gebracht, um dort den Triumph der Inka anzuerkennen. Die Eroberung dieses Volkes bedeutete für die Inka. auf Spezialisten der Metallbearbeitung zählen zu können. Die Fertigkeiten der Kunsthandwerker wurden so sehr geschätzt. dass sie nach Cuzco gebracht wurden, um für den Inka zu arbeiten.
Der Eroberungskrieg gegen die Caranqui
Die Eroberungsphasen konnten sehr langwierig sein, wie das Beispiel der Caranqui im Hochland des heutigen Ecuador nördlich von Quito zeigt. Nachdem die Caranqui in einem langjährigen Krieg endgültig besiegt waren, verpflanzten die Inka Teile der Bevölkerung, zum Teil tausende Kilometer weit. in das Innere ihres Reiches. Bekannt ist z. B. die Umsiedlung nach Cuzco, Jauja, die Gegend von Huanta im heutigen Department Ayacucho und zum Titicacasee. Aus dem südlichen Andengebiet wurden im Gegenzug Neuansiedler in das Gebiet der Caranqui gebracht. In den eroberten Gebieten richteten die Inka militärische Stützpunkte ein, an denen Truppenteile ständig untergebracht waren. Man baute Tempel zu Ehren des Sonnengottes und einen Palast, in dem der leitende Verwaltungsbeamte residieren konnte.
Die Anführer (curaca) aus den eroberten Gebieten
Die curaca aus den eroberten Gebieten mussten zeitweise in inkaischen Städten leben, und die wichtigsten unter ihnen waren verpflichtet, ihre Söhne nach Cuzco zu senden, die dort im yachayhuasi, dem »Haus des Wissens«, eine Ausbildung in inkaischer Geschichte, Religion und Sprache erhielten. Die Söhne der curaca hatten sicherlich gleichzeitig eine Art Geiselfunktion. Sie sollten das Wohlverhalten ihrer Väter beeinflussen. Die Töchter der curaca lebten oft als Ehefrauen oder Konkubinen im Haushalt des Herrschers oder inkaischer Adeliger.
Zwangsumsiedlung — das System der mitimaes
Die mitimaes oder mitmaqkuna waren Gruppen von Personen, die zumeist aus entfernten Regionen stammten und in ein für sie neues Gebiet verpflanzt wurden. Sie wurden zu verschiedenen Aufgaben herangezogen. Viele waren damit betraut, Brachland zu kultivieren, in Zonen mit Terrassen zu arbeiten oder Mineralien zu gewinnen. Zu den Aufgaben konnte auch das Lehren einer Handwerkskunst gehören, die Verbreitung inkaischer Bräuche und der Staatssprache Quechua. Die mitimaes waren für lange Zeit ihrem ayllu entzogen.
Die mitimaes wurden mit ihrer Familie versetzt, aber trotz ihrer Entfernung zum ayllu verloren sie nicht ihre Verwandtschaftsbeziehungen. Um ihre Identität zu wahren, war es ihnen untersagt, die ursprüngliche lokale Kleidung zu wechseln oder die Symbole ihres Herkunftsortes aufzugeben. Wenn ihre vorgesehene Zeitspanne zu Ende war, kehrten sie zu ihrem 41/u zurück. Genauso verhielt es sich mit ihren Nachkommen, da ihr Einsatz als mitimae auch mehr als eine Generation in Anspruch nehmen konnte.
Eine wichtige Aufgabe für die Umsiedler hat sich in den letzten Jahrzehnten des Inkareiches herauskristallisiert. Dies war die Versorgung des Heeres durch Anbau von Mais und anderen Nutzpflanzen in den jeweils klimatisch geeigneten Legionen. Mitimaes hatten in diesem Fall die Aufgabe, nur für .man Staat zu produzieren. Um für ihren eigenen Unterhalt zu sorgen, bewirtschafteten sie nebenbei auch eigene Felder. Daneben gab es auch andere Spezialisten unter den mitimaes,wie Töpfer, Metallhandwerker und Bergleute, die ebenfalls zur tiir den Staat tätig waren.
Das System der zwangsweisen Umsiedlung von Teilen der Bevölkerung aus einer Region in eine andere, diente den Inka allem dazu, neu eroberte Gebiete zu sichern und Aufruhr möglichst zu verhindern. Das System der Zwangsumsiedlung von Teilen der Bevölkerung traf die Unterworfenen sehr hart. Aber auch Gruppen aus dem Inneren des Reiches, die in die neu eroberten Gebiete verlegt wurden, dürfte die Umstellung sehr schwer gefallen sein.
Das System der zwangsweisen Umsiedlung führte dazu, dass es zur Zeit der spanischen Eroberung im gesamten Gebiet des Inkareiches Gruppen fremder ethnischer Herkunft unter der ursprünglichen Bevölkerung gab. Ein Beispiel dafür, wie weit Angehörige einer Ethnie verstreut gewesen sein konnten, sind die Caiiari. Ihre Heimat waren die heutigen Provinzen Cariar und Azuay im Hochland von Ecuador. Viele von ihnen lebten zur Zeit der spanischen Eroberung in Cuzco und im YucayTal. In der Hauptstadt, wohin sie von dem Inkaherrscher Topa Yupanqui verbracht worden waren, dienten sie unter anderem als Elitetruppe, die die Palastwache stellte und auf Kriegszügen als Vor und Nachhut kämpfte. Den Quellen nach zu schliessen könnten es mehr als 15 000 Männer und ihre Frauen gewesen sein. Andere Cafiari waren im Hochland Perus an verschiedenen Orten angesiedelt worden, z. B. in den Gebieten von Cajamarca, Huamachuco, Jauja, Huänuco und Ayacucho. In den Bergen des heutigen Küstendepartments Lambayeque gibt es bis in die Gegenwart einen Ort namens Cafiaris. Dort wird wie im Nachbarort Incahuasi bis heute Quechua gesprochen. Es sind dies zwei aus der Inkazeit übriggebliebene Ortschaften, die einst durch Zwangsumsiedlung entstanden sind und die sich bis heute ihre Muttersprache Quechua erhalten haben. In der Gegend, in der die beiden Orte liegen, wurde ursprünglich die Sprache Muchik gesprochen.
Es hat offensichtlich eine enorme Anzahl von mitimaes gegeben. Man kann davon ausgehen, dass die meisten sich nicht sehr glücklich in ihren neuen Aufenthaltsorten gefühlt haben, da grosse Teile von ihnen sofort nach der spanischen Eroberung versuchten, in die Heimat zurückzukehren.
Die Justiz der Inka
Ein Staat kann nur funktionieren, wenn ein Justizsystem etabliert ist. Die Inka perfektionierten dieses wie ihre gesamte Verwaltung im Laufe der Zeit immer mehr. Besonders geahndet wurden Vergehen gegen die Stabilität und die Sicherheit des Staates. Hierzu gehörten Aufstand, Verrat, Mord oder versuchter Mord an einem Herrscher, seinen Familienangehörigen oder an irgendeinem Adligen. Geringschätzung oder Beleidigung einer Leistung, Werk, Tat oder eines Wortes des Inka oder eines Führers curaca wurden besonders geahndet. Die Strafen bei diesen Vergehen waren stets sehr hart, meistens die Todesstrafe.
Als schwere Vergehen galten Diebstahl oder Unregelmässigkeiten in Bezug auf das Eigentum des Inka und der Adligen. Generell war der Raub oder Schaden an Objekten, Pflanzen, Tieren oder Frauen ein grosses Verbrechen, das den Tod unter Folter nach sich zog. Andere Strafen waren das öffentliche Auspeitschen, die Amputation von Körperteilen oder die Verwandlung in den Status eines Sklaven.
Auch Vergehen gegen die Religion des Staates wurden geahndet. Schwerwiegend war z. B. die Nichtausübung des Kultes an die Götter, Inti (die Sonne), Killa (der Mond), Viracocha (der Schöpfer) und auch anderer, niedrigerer Gottheiten, die von den Inka eingeführt worden waren. In diesen Bereich fällt auch das Nichteinhalten des Fastens bei religiösen Festen, fehlender Respekt gegenüber dem höchsten Priester cnllac umu), den Priestern geringeren Ranges, den Tempeln und Heiligtümern im Allgemeinen. Übeltätern drohte hier die Todesstrafe unter Folter, manchmal auch der ganzen Familie.
Der Kampf gegen Raub, Faulheit und die Lüge basierten auf einem wichtigen Moralprinzip, nach dem das Verhalten der Mitglieder der inkaischen Gesellschaft ausgerichtet war. Ama ama qella, ama Ilulla, du sollst kein Dieb sein, du sollst kein Faulpelz sein, du sollst kein Lügner sein, war ein ungeschriebenes Gesetz im Inkareich. Vergehen dagegen wurden hart bestraft. In ein acllahuasi, dem Haus der auserwählten Frauen, einzudringen und sich an einer der Frauen zu vergehen, war ein grosses Verbrechen. Es wurde als ein Vergehen gegen den Gott Sonne und den Inka angesehen, denn es war eine Verletzung eines heiligen Raumes. Die dort lebenden Frauen wurden als ausschliessliches Eigentum der Sonne und des Inka angesehen. Allein der Versuch galt als ein schweres Verbrechen und wurde mit dem Tode bestraft. Auch Vergehen des Ehebruchs wurden verfolgt. Die Verbindung von Mann und Frau in Form einer ehelichen Verbindung galt als vom Inka oder den oberen Anführern geschlossen. Sich diesem Mandat zu widersetzen oder Ehebruch zu begehen, bedeutete den Tod der Schuldigen: Steinigung der Frau und Erhängung des Mannes. Sollte die Anschuldigung nicht bewiesen werden können, drohte dagegen dem Ankläger die Todesstrafe.
Eine besonders strenge Strafverfolgung wurde unter dem Herrscher Pachacutec Inca Cusi Yupanqui (1438 —1471) eingeführt. Bei der Bestrafung spielte der Status des Betroffenen eine grosse Rolle. Bei Sklaven und Besiegten wurde die Todesstrafe besonders rasch verhängt. Handelte es sich um Adelige war die Strafe eher Gefängnis, Verbannung oder Folter. Kleinere Delikte wurden mit öffentlicher Anprangerung, körperlicher Züchtigung oder Gefängnis geahndet.
Die Wirtschaft der Inka
Wichtigste Basis für die inkaische Wirtschaft war der Landbesitz. Man kann drei unterschiedliche Arten von Land unterscheiden: das des Staates und der Elite von Cuzco, das der Sonne und der Heiligtümer (huacas) und das der Familienverbände ayllu.
Grund und Boden
Land des Staates
Die Ländereien des Staates konnte man im ganzen Gebiet des Tahuantinsuyu finden. Ihre Bebauung diente dazu, die Vorratslager des Inka zu füllen. Die Produkte wiederum waren für die spätere Wiederverteilung und dem Unterhalt derjenigen, die iir den Staat arbeiteten, vorgesehen. Diese Ländereien wurden uni Rahmen der Arbeitspflicht mita bearbeitet. Die InkaHerrscher und die panaca, deren Familienverband, hatten persönliches Eigentum an Land. Diese Ländereien erhielten dann wenn sie ihr Amt als Inka antraten. Nach ihrem Tod blieb es erhalten und diente dem Unterhalt der Mumie und der panaca. Diese Ländereien waren der Hauptunterhalt für diesen Familienverband.
Land der Sonne und der Heiligtümer
inkaischen Gottheiten hatten ihre eigenen Ländereien, deren Grösse von ihrer Bedeutung abhing. Dies gilt ebenso für die dort zur Verfügung stehende Arbeitskraft. Auch diese Ländereien wurden im Rahmen der Arbeitspflicht, der mita, bearbeitet. Einige wurde durch die Gruppe der sogenannten »Dienenden«, den yanacuna, unterstützt. Die dort produzierten Güter wurden zum Unterhalt für die religiösen Funktionäre, für die Durchführung des Kultes und alle Aktivitäten in Bezug auf die jeweilige Gottheit verwendet. Die wichtigsten landwirtschaftlichen Produkte, die auf diesen Ländereien angebaut wurden, waren der Mais und die Coca.
Land des ayllu, der Verwandtschaftsgruppe
Dieses Land war Eigentum der ganzen Verwandtschaftsgruppe. Das Recht, es benutzen zu können, war an die Bedingung gebunden, Mitglied des jeweiligen ayllu zu sein. Jährlich teilte man jedem Paar ein Stück zu, um es zu bearbeiten und davon den Lebensunterhalt zu bestreiten. Von diesen Ländereien reservierte man einen Teil für den Anführer, den curaca, der das Recht hatte, dass es von Mitgliedern des ayllu im Rahmen der Arbeitspflicht für ihn bearbeitet wurde. Die Produkte diente dazu, ihn zu unterhalten und zu gewährleisten, dass er seine Verpflichtungen im Rahmen der Gegenseitigkeit nachkommen konnte. Einen Teil dieser Produktion lagerte man daher ein, um ihn später an die Mitglieder des ayllu verteilen zu können.
Landwirtschaft
Die Landwirtschaft war die wichtigste wirtschaftliche Aktivität im Inkareich. In hohen und kalten Lagen war die Kartoffel (Solanum tuberosum), in niedrigeren und wärmeren Lagen war der Mais (Zea mays) die wichtigste Anbaupflanze. Während die Kartoffel das alltägliche Nahrungsmittel war, stand der Mais eher in Verbindung mit der Oberschicht und den religiösen Aktivitäten. Man geht heute davon aus, dass es vor allem die Inka waren, die in der Zeit ihrer Herrschaft den Maisanbau im Andengebiet intensivierten. Ausserdem wurden Knollenfrüchte wie Oka (Oxalis tuberosa; auch knolliger Sauerklee oder peruanischer Sauerklee genannt), Mashua (Tropaeolum tuberosum; auch knollige Kapuzinerkresse genannt) und Ulluco (oder olluco; Ullucus tuberosus; auch Knollenbaselle genannt) angebaut. Daneben wurden Wurzeln von Knollenfrüchten wie Arakacha (oder arracacha; Arracacia xanthorrhiza), Achira (Canna edulis) und Yacön (Polymnia sonchifolia) kultiviert. Wichtig waren die Getreidearten Quinoa (Chenopodium quinoa), Kaniwa (oder catiahua; Chenopodium pallidicaule) und in den hohen Zonen der getreideähnliche Amarant, Quihuicha oder Kiwicha genannt (Amaranthus caudatus) sowie die Hülsenfrucht Tarwi (Lupinus mutabilis; auch als AndenLupine bekannt). An der Küste ragten der Kürbis, die Baumwolle, die Paprikaart Aji (Capsicum annuum) und verschiedene Bohnenarten heraus.
Die meisten Menschen in den Anden lebten als Bauern und Hirten, manche als Fischer oder Handwerker. Man wohnte verstreut in kleinen Siedlungen,die wichtigste soziale Einheit war in erster Linie die Kernfamilie. Diese stand in direkter Verbindung mit dem Verwandtschaftsverband ayllu. Die Fami:ien versorgten sich mit allem Nötigen direkt. Im Hochland Detrieb man Ackerbau und Viehzucht auf verschiedenen Höhenlagen, um die zur Verfügung stehenden ökologischen Ressourcen optimal auszunutzen. Höhenlagen, in denen der Maisanbau möglich war, also zwischen 2000 und 3500 Metern, viren besonders beliebt. Auf den in einer Höhe von etwa 3300 bis 3900 liegenden Feldern widmete man sich dem Anbau von Kartoffeln und anderen Knollenfrüchten. Auf den Hochenen über 4000 Meter liess man Lama und Alpaka weiden. Und auf den tiefer gelegenen Feldern in den Tälern baute man Chili, Bohnen und Früchte an.
Landwirtschaftliche Technologie
Die schwierigsten Probleme der andinen Landwirtschaft waren wie der Bewässerung, der Umgang mit dem Wüstenklima an Teilen der Küste sowie die Einbindung und Nutzbarmachung der verschiedenen Höhenstufen. Schon die Völker in Zeiten vor den Inka suchten und fanden Lösungen in Bezug auf die Anbaumethoden in hohen Lagen. In jeder Zone wurden eigene Strategien entwickelt, um kultivierbares Land zu gewinnen.
Um dieses zu bearbeiten, benutzte man als Werkzeuge vor allem die chaquitaclla (Trittgrabscheit) und die rancana (Handpflug). Zugtiere standen für den Ackerbau nicht zur Verfügung. Zur Düngung der Erde verwendete man Guano (Vogeldung) und die Exkremente von Lama und Alpaka.
Landwirtschaftliche Arbeitswerkzeuge
Die chaquitaclla ist in ihrer Grundform ein Stab aus Holz, der in einer Spitze endete. Dieses Gerät variierte in seiner Form je nach der Zone, in der es angewendet wurde. Mit der chaquitaclla wurde der Boden aufgelockert und sie war ein Hilfsgerät bei der Saat und der Ernte. Auch bei der Reinigung der Bewässerungskanäle kam dieses Arbeitsgerät zum Einsatz.
Unter den Handpflügen und Hacken, gab es eine Vielzahl, die alle sehr ähnlich waren. Die cazuna, ein »Instrument um zu brechen«, bestand aus einem Griff, verbunden mit einem Stein oder Stück Metall, und diente dazu, Erdklumpen zu lösen. Eine Variante war die raucana, mit der man Knollenfrüchte ausgrub. Die chincha war ein Hirschhorn, das ebenfalls zum Ausgraben von Früchten diente.
Das Anlegen von Terrassen
Durch das Anlegen von Terrassen, den andenes, konnte viele landwirtschaftliche Anbauflächen dazugewonnen werden. Sie wurden an Bergabhängen gebaut und mit Steinmauern befestigt. Sie waren mit einem eigenen Bewässerungssystem versehen. Das Wasser wurde durch Kanäle verteilt. Auf den Terrassen wurde vor allem Mais angebaut. Aber auch Kartoffeln, Oka, Ulluco und Quinoa konnten als Anbauprodukte archäologisch nachgewiesen werden. An den Ostabhängen der Anden wurde zudem Coca kultiviert. Sogar innerhalb einzelner Familienverbände baute man Felder auf unterschiedlichen Höhenlagen an, um das jeweilige Mikroklima ausnutzen.
Terrassierung im ColcaTal
Auch heute noch sind Lamas in Machu Picchu zu finden.
Am Rand des Titicacasees konstruierte man Plattformen mit Böden, camellones oder waru waru, die von Wasserkanälen umgeben waren. Diese camellones boten den Pflanzungen Schutz vor Überschwemmung.
Lama, Alpaka und Vicuna Lama und Alpaka waren zwei wichtige domestizierte Kamedenarten im Andengebiet. Das Lama war in der inkaischen Wirtschaft und Gesellschaft sehr bedeutend, da es vielfältige Verwendung fand. Die Wolle wurde zur textilen Herstellung zenutzt und sein Fleisch war ein wichtiges Nahrungsmittel. Dieses wurde in die Sonne gelegt und ihm damit Flüssigkeit :zogen. So wurde es zum Dörrfleisch, charqui genannt. Aus Lamafell stellte man Sandalen her und seine Exkremente waren wichtiger Dünger. Grosse Bedeutung hatte das Lama im Inkareich als Lasttier. Es bewegte sich leicht auf den andinen Wegen und konnte bis zu 40 Kilogramm tragen. Innerhalb der Religion wurde es zudem für Opfergaben verwendet. Schon der Fötus des Tieres spielte hierfür eine wichtige Rolle. Die Priester nutzten die Eingeweideschau der Lunge als Orakel. Das Alpaka wurde hauptsächlich als Lieferant von Wolle genutzt. Diese war feiner als die des Lama, aber nicht so sehr wie die des Vicufia. Vicuria und Guanaco waren weitere Kamelidenarten, die frei in den Anden lebten und nur zu bestimmten Zeiten gejagt wurden. Die Vicufias wurden gefangen, geschoren und dann wieder freigelassen. Die Faser des Vicufla war sehr geschätzt, da man damit sehr feine Gewebe herstellen konnte, die für den Staat wichtig waren. Das Guanaco war dagegen ein wichtiger Fleischlieferant.
Ernährung
Im Inkareich gab es eine Vielzahl an landwirtschaftlichen Produkten, wie die bereits erwähnten Nutzpflanzen Oka, Mashua, Ulluco, Arrakacha, Achira, Yacln, Tarwi und Kariiwa, die eine wichtige Ernährungsgrundlage bildeten. Herausragend war die Kartoffel, von der man etwa 4000 Varietäten kannte. Im Laufe der inkaischen Geschichte gewann der Mais in zunehmenden Masse ein privilegierte Stellung in der Ernährung und spielte auch im Kult eine grosse Rolle. Das aus verschiedenen MaisArten gegorene Getränk Chicha war hei religiösen Ritualen unerlässlich.
Andere hochwertige Nahrungsmittel waren Quinoa, Kiwi Maca (Lepidium peruvianum) und Früchte wie Cherimoya oder chirimoya; Annona cherimola), Guanlbana (Annona muricata) und Lticuma (Lucuma obovata). Durch den Zugang zum Meer _und zu Flüssen stellten Fische, Krebse und Meeresfrüchte wichtige Nahrungsalternativen dar.
In den Häusern befanden sich gewisse Vorräte an Mais, an Lonservierten Kartoffeln, churio, und Quinoa. Den Mais röstete Nier kochte man in einem Tontopf (cazuela). Ein wichtiges Bricht hiess pisqui, das aus Quinoa und dem getrockneten charqui hergestellt wurde. Locro hiess ein Eintopf 7rischen oder konservierten Kartoffeln und der Paprikaart Aif.
Die konservierte Kartoffel churio
Chwio nannte man die Kartoffel, der das Wasser entzogen wurde, und so für längere Zeit haltbar gemacht wurde. Sie konnte aus verschiedenen Kartoffelarten hergestellt und dann eingelagert werden. Die Kartoffeln legte man tagsüber in die Sonne, um sie der Hitze auszusetzen. In der Nacht verblieben sie unter freiem Himmel, nun der Kälte ausgeliefert. Anschliessend drückte man die Flüssigkeit aus und legte sie wiederum zum Trocknen aus. Die wichtigste geografische Zone für diesen Prozess der Konservierung war und ist bis heute die PunaRegion. Dort herrscht ein besonders starker Temperaturwechsel zwischen Tag und Nacht. Tagsüber scheint sehr intensiv die Sonne und in der Nacht sinken die Temperaturen auf Minusgrade. Durch die Möglichkeit, dieses Nahrungsmittel jahrelang lagern zu können, war es in Zeiten schlechter Ernten eine wichtige Reserve.
Die konservierte Kartoffel Chuno wird bis heute produziert
Der Handel
Auch wenn der Güterumlauf im Inkareich durch die Abgaben und das System der Wiederverteilung von der Administration sehr stark reglementiert war, gab es weiterhin einen lokalen und regionalen Handel. Märkte waren für den Warenaustausch wie schon in vorinkaischer Zeit im ganzen Andengebiet sehr wichtig.
Im Inkareich gab es so auch den Berufszweig der Händler. Besonders bekannt waren die Händler von Chincha. Diese hatten zwei Routen, einen nördlichen Seeweg bis Puerto Viejo und Mantas im heutigen Ecuador sowie einen Landweg, auf dem die Waren mit Lamas bis nach Cuzco und in das übrige Hochland gebracht wurden. Wichtig war für sie vor allem der Export von Kupfer in die nördlichen Küstenregionen des Reiches, von wo aus sie dann SpondylusMuscheln, von den Inka mullu genannt, mitbrachten. Besonders die SpondylusMuschel wurde aufgrund ihrer Begehrtheit und Seltenheit zu einem Zahlungsmittel. Aus dem Gebiet des heutigen Ecuador sind auch Tförmige Kupferplättchen bekannt, die als Geld Dienten und manchmal wie Geldscheine gebündelt waren. Sie waren schon in vorinkaischer Zeit in Gebrauch.
Religion der Inka
Götter
Die Welt der Götter war bei den Inka sehr vielfältig, da in Laufe ihrer Geschichte unterschiedliche Vorstellungen zusam mengekommen und verschmolzen sind. An der Spitze standet der Sonnengott Inti und der Schöpfergott Viracocha. De Schöpfergott war in den letzten Jahrzehnten des Inkareiches ii den Hintergrund getreten. Wichtig waren zudem Illapa, di Blitz und Donnergottheit, und Mama Killa, die Mondgöttin Im ganzen Andengebiet wurde die Mutter Erde, Pachamamo verehrt. Besonders in den Küstenregionen spielte Mamacocha die Mutter Meer, eine grosse Rolle. Eine wichtige Bedeutun hatte bei den Inka die Verehrung von heiligen Orten, Berge] oder Steinen, alles das, was sie als huaca bezeichneten. Si stellten sich diese als von Geistseelen belebt vor. Jedem de übernatürlichen Orte oder Wesen waren Priester zugeteilt.
Inti, der Gott Sonne
Wurde ein neuer Inkaherrscher gewählt, musste dieser durc die Sonne bestätigt werden. Der Kult für den Gott Inti war en mit der inkaischen Oberschicht, sprich dem inkaischen Ade verbunden. Dieser Kult kann eindeutig mit der staatliche Macht identifiziert werden. Besonders seit den Zeiten vo Pachacutec kann der Bedeutungswandel von Viracoch zugunsten von Inti als höchste Gottheit festgemacht werder
Die Sonne nahm seitdem den höchsten Rang in d( Hierarchie der Gottheiten ein. Die Inka bauten in alle wichtigen Städten zentrale Tempel zu seinen Ehren. Der Hauptsonnentempel hiess corichancha. Nach Berichten der Chronisten im 17. Jahrhundert soll sich dort eine Figur in Menschengrösse aus Gold befunden haben, was allerdings nicht bewiesen ist. Ferner wird berichtet, dass in diesem Tempel Darstellungen des Mondes, als seine Frau, und von Sternen, seinen Kindern, den Gott Inti begleiteten. Sonne und Mond ergänzten sich in der Kosmovision als Mann und Frau gegenseitig.
Viracocha
Viracocha galt in weiten Teilen des Andengebiets als Schöpfergott. Bei den Inka nahm er eine wichtige Stellung ein, da er in den wichtigsten Zeremonien und Ritualen immer präsent war. Viracocha konnte auch in das tägliche Leben eingreifen. Die Bevölkerung rief ihn an und bat ihn durch Gebete und Gesänge um Unterstützung. Diese Bitten wurden in Ritualen wiederholt, besonders in Zeiten von Krieg und Naturkatastrophen.
In den Gebieten um Cuzco gab es verschiedene Tempel zu Ehren von Viracocha. Besonders berühmt ist der Tempelkomplex von Racchi in Cuzco, der in der Zeit des Herrschers Pachacutec errichtet wurde. Nach den bisherigen archäologischen Erkenntnissen hatte er eine wichtige zeremonielle Funktion für Opferungen. Ausserdem war war dieser Ort eine ehr bedeutende Produktionsstätte für besondere Textilien, die iir den Kult bestimmt waren. Der ganze Komplex bestand aus einem herausragenden Tempel, runden Speichern und einem Bad für den obersten Inka.
Unter Forschern ist die Stellung von Viracocha als oberste Schöpfungsgottheit nicht ganz unumstritten. Manche sehen in :fieser Interpretation eine spätere und einseitige Deutung furch vom Christentum geprägte Chronisten.
Illapa
Die Blitz und Donnergottheit Illapa war schon vor der InkaHerrschaft im Andengebiet weit verbreitet. Illapa wurde als ein Mann interpretiert, der in der linken Hand eine Keule und in der Rechten eine Schleuder hielt. Sein Körper war durch drei Sterne geformt. Man war der Überzeugung, dass immer dann ein Blitz erschien, wenn Illapa einen Stein mit seiner Schleuder schoss und sein Auf oder Einschlagen den Donner erzeugte. Die drei Elemente, Donner, Blitz und Blitzschlag waren eng miteinander verbunden. Illapa wurde die Macht zugeschrieben, Regen und Unwetter zu erzeugen. Deswegen bat man ihn, regelmässig Regen zu senden, aber Hagel und Unwetter von der Ernte fernzuhalten.
Pachamama
Pachamama, die »Mutter Erde«, ist eine Gottheit, die auch heute noch in den Anden eine grosse Rolle spielt. Auch zu den Zeiten der Inka war sie im ganzen Andengebiet weit verbreitet. Man kann davon ausgehen, dass sie auch bei den Völkern in vorinkaischer Zeit eine grosse Verehrung fand. Pachamama symbolisierte die Fruchtbarkeit, da man glaubte, in ihrem Inneren lebten alle menschliche Wesen, Tiere und Pflanzen, mit dem Ziel, geboren zu werden. Die Gottheit Mutter Erde stand in direkter Verbindung mit der Landwirtschaft, mit der Saat und der Ernte. Es waren vor allem die Bauern, die sie verehrten. Man brachte ihr Opfer auf den Feldern dar, um sie gnädig zu stimmen.
Pachacamac
Ein bereits zu Inkazeiten alte und bedeutende Gottheit an der mittleren Küste war Pachacamac. Zu seinem Heiligtum, nahe bei Lurin, kamen Menschen aus dem ganzen Inkareich, um Opfer darzubringen. Berühmt und gefragt war diese Gottheit für ihre Prophezeiungen. Die Inka integrierten sie in ihre Religion, da Pachacamac als Orakel einen grossen Ruf hatte. Auch InkaHerrscher pilgerten zu dieser heiligen Stätte, um nach Rat zu fragen. Auch Fasten galt eine Form des Opfers, mit der man der Gottheit Respekt zollen konnte.
Pachacamac galt als ein sehr temperamentvoller Gott, der die Erde erschüttern liess, wenn er wütend war. Er galt auch als Regler des landwirtschaftlichen Reichtums und als Verteiler der Macht in Bezug auf die vorhandenen Güter an der mittleren Küste. Pachacamac hatte zunächst eine regionale Macht, die sich in Inkazeiten überregional ausweitete.
Die Priester
Priester und Priesterinnen waren zuständig für Feierlichkeiten, Rituale und Opfergaben, die der Kult für jede Gottheit forderte. An der Spitze stand der villac umu, der oberste Priester. Er war vor allem in Verbindung mit allen Zeremonien für den Gott Sonne verantwortlich. Diese Persönlichkeit war mit so einer grossen Macht verbunden, die nur noch vom herrschenden Inka übertroffen wurde. Dies hängt auch damit zusammen, dass der oberste Priester ein enger Verwandter des Herrschers war, vorzugsweise ein Bruder. Auf jeden Fall sollte es ein Mitglied aus dem Familienverband des herr7.henden Inka sein.
Da es in allen Regionen und Städten viele Heiligtümer gab, es auch eine grosse Anzahl an Priestern gegeben haben. Priester waren untereinander klar hierarchisch gegliedert. Priester adliger Abstammung hatten entsprechende Führungsrositionen inne. Die regionalen Kulte hatten ihre eigenen Priester. Mit der Unterwerfung fremder Herrschaftsbereiche und deren Eingliederung in das Inkareich, kamen auch immer oder neue Kulte und Gottheit hinzu. Den Priestern schrieb man die Fähigkeit zu, den göttlichen Willen interpretieren zu können. Sie galten auch als die Experten für die Übergangsrituale eines Menschen im Lebenslauf. Den Jahreszyklus und die damit in Zusammenhang stehenden Rituale und Festlichkeiten kannten sie perfekt. Sie waren die Spezialisten, die in allen Lebenslagen eines Menschen oder auch eines ganzen Ortes um Rat gefragt wurden. Damit hatten sie eine grosse Verantwortung.
aclla — auserwählte Mädchen und Frauen mit Sonderstatus
Eine wichtige Gruppe im Inkareich waren die aclla, Frauen, die aus ihrem Familienverband ayllu herausgelöst wurden und in einem acllahuasi, dem »Haus der Auserwählten« lebten. Sie unterstanden dort direkt der Staatsverwaltung und widmeten sich dem Weben feiner Textilien (cumbi) und der Zubereitung von chicha. Diese beiden Produkte waren für den Sonnenkult und für das System der Wiederverteilung des Inka sehr wichtig. Der acllahuasi stand unter der Obhut der mamacuna, älterer Frauen, die auch aclla gewesen waren. Sie bildeten die neuen Bewohner für ihre Aufgaben aus. Hierzu gehörten auch Kochen und die Ausführung religiöser Riten. In allen grösseren Städten gab es acllahuasi, die grössten jedoch in der Hauptstadt Cuzco. Diese Häuser wurden von Männern streng bewacht.
Die Lieferung von jungen Mädchen als aclla im Dienste des Staates, gehörte zu den Pflichten der Dorfgemeinschaften. Sie wurden in einem Alter ab etwa 10 Jahren ausgewählt. Wie gross die Zahl der ausgewählten aclla war und wie oft die Auswahl geschah, ist nicht genau bekannt, da die hierfür zur Verfügung stehenden Quellen unterschiedliche Aussagen treffen. Die Auswahl wurde vor allem von den tucuyricuc, den »Allessehern«, den Inspekteuren die regelmässig durch das Land reisten, getroffen. Aber auch andere hohe Funktionäre konnten mit der Auswahl betraut werden.
Die schönsten und von ihrer Abstammung her wohl bedeutendsten aclla, genossen zumeist eine Sonderstellung. Sie konnten vom Inka als Nebenfrau ausgewählt oder verdienten Beamten, Offizieren und curacas als Frauen oder Dienerinnen übergeben werden. Die Frauen mit der vornehmsten Herkunft nahmen innerhalb der mamacuna und aclla auch die Führungspositionen ein. Auch bei diesen Frauen gab es eine klare Hierarchie. Jeweils untergeordnete Frauen waren zu strengem Gehorsam verpflichtet. Generell wurden die aclla ab einem Alter von etwa 14 Jahren ihren zukünftigen Aufgaben zugteilt..
Ein Teil der mamacuna und der aclla war mit religiösen Aufgaben betraut, ein anderer mit eher weltlichen Dingen beschäftigt. Die Webereien, die die aclla in den Tempeln herstellten, dienten religiösen Zwecken. Sie waren als Kleidung für die Götter, den Inka, die Priester und als Opfergaben bestimmt. Zudem produzierten sie für die rituelle Opferung grosse Mengen Chicha und verschiedene Speisen, darunter die aus Maismehl geformten Bällchen zancu. Diese Speisen wurden bei bedeutenden Festen auch an die Teilnehmer verteilt und als Gemeinschaftsmahl verzehrt. Ein Teil der aclla war für Sen Kult der InkaMumien vorgesehen.
Besonders herausragend waren ihre Aufgaben in Bezug auf den Sonnenkult. Deswegen wurden sie von den Spaniern oft als »Sonnenjungfrauen« oder »Frauen der Sonne« bezeichnet. Eine besondere Aufgabe war die Entfachung und die Betreuung des Opferfeuers im Sonnentempel in Cuzco. Hierfür wurde eigens ausgewähltes und bemaltes Holz verwendet. Marnacuna und aclla waren bei allen öffentlichen Opferungen lir den Sonnengott, aber auch für die Mondgöttin, die als _essen Frau angesehen wurde, anwesend.
Huaca
Huaca war ein religiöser Begriff, der eine weite Verbreitung im Andengebiet hatte. Er bezeichnete in den Sprachen Quechua und Aymara gleichermassen etwas Heiliges, ein Heiligtum_ eine Tempelanlage oder einen heiligen Ort in der Landschaft Huaca waren oft besondere Orte in der Gegend, ein Berg, ein Fels, eine Steinformation, ein See oder eine Quelle. In der huaca manifestierte sich eine Gottheit oder allgemein ein übernatürliches Wesen.
Ihre Verehrung fand auf ganz unterschiedlichem Niveau statt. Einige waren von überregionaler Bedeutung, andere dienten dem Kult einzelner Familien. Eine huaca war auch der Sitz der mythischen Vorfahren der Gruppe, die sie verehrte. Huaca von überregionaler und regionaler Bedeutung waren auch in Hinblick auf politische und militärische Belange wichtig. Figürliche Darstellungen oder Steine, die zu diesen gehörten, konnten in den Krieg oder zu wichtigen politischen Huaca von lokaler Bedeutung waren für das alltägliche Wohlergehen der Menschen zuständig. Da die Huaca als lebendig, als mit einem Gott oder einem übernatürlichem Wesen beseelt angesehen wurden, konnte mit ihnen auch direkt kommuniziert werden. Wichtigste Mittler zwischen der Huaca und den Menschen waren die zuständigen Priester. Die huaca sprachen zu den Gläubigen direkt in ihren Träumen oder Visionen oder gab die Informationen über ihre Priester weiter. Manche huaca waren als Orakel so bedeutend, dass auch Menschen von weither kamen, um sich dort Rat zu holen. Besonders hohe staatliche Funktionäre, die sich weite Reisen auch leisten konnten, machten hiervon Gebrauch.
Manche Orte galten an sich als heilig. Hier ist an erster Stelle das Zentrum der Hauptstadt Cuzco zu nennen. Der innere Bezirk war nicht nur politisches Zentrum, sondern vor allem auch religiöser Mittelpunkt des gesamten Inkareiches. Es war der Sitz des herrschenden Inka, dem Sohn der Sonne; also unmittelbarer Sitz des höchsten Gottes.
Auch Vilcanota, galt als heiliges Tal der Inka — in ihm wurde laut der Legenden die Sonne geboren. In den Provinzen des Reiches wurden manche Orte ebenfalls als besonders heilig angesehen. Erwähnt wurde bereits Pachacamac, ein OrakelZentrum an der Küste, das schon lange vor den Inka berühmt war. Andere waren z. B. Catequilla, ein Orakel in Huamachuco an der Nordküste Perus, Wariwillka, eine huaca im Oberen MantaroTal und der Titicacasee im Süden des Reiches.
Zeremonialzentrum Huaca ChotunaChornancap, Nordperu. Dieses stammt aus der LambayequeKultur (9.14. Jh. n. Chr.), wurde aber auch noch von den Inka zu Opferzwecken genutzt
Kalender und Peillinien als Voraussetzung für den Kult
Kalender
Im alten Amerika wurden vor allem die mesoamerikanischen Völker, allen voran die Maya, aufgrund der Entwicklung 7räziser Kalender berühmt. Aber auch die Inka waren aus gezeichnete Astronomen und besassen einen ausgefeilte Kalender für ihre Zeremonien im Jahreslauf und für d landwirtschaftlichen Zyklen. In jeder grösseren Stadt befar sich eine intihuatana, eine »Sonnenfessel«. Das war ein Stei man könnte auch sagen Kalenderstein, mit dessen Hilfe d Sonnenstand ermittelt werden konnte. Sowohl der Verlauf d Sonnenjahres als auch des Mondjahres wurde genau beobacl tet. Auch der Stand der Venus war für die Inka bedeutend. A den langjährigen Beobachtungen entwickelte sich ein Riti alkalender, der den Priestern vorschrieb, wann sie an d( Heiligtümern zu beten und zu opfern hatten. Der gesam Jahres und Lebensrhythmus war auf diese Weise in ein( rituellen Ablauf eingebunden.
Die Inka hatten einen so genannten Peilkalender. Für d( inkaischen Kalender war nicht entscheidend, dass die Tab gezählt wurden, sondern die Aufgangs und Untergang punkte der Sonne zwischen der Wintersonnenwende ui der Sommersonnenwende beobachtet und dokumentic wurden. Die Inka beobachteten die Sonne, den Mond ui die Gestirne von festgelegten Orten aus, um sich im Jahr orientieren. Für die genaue Festlegung bestimmter Tage i Jahr hatte man auf den Bergen Beobachtungssäulen aus Ste (sukanka) aufgebaut, mit deren Anpeilung man einen At gangspunkt oder Untergangspunkt, gesehen vom Peilzentru im Mittelpunkt eines bestimmten Platzes, genau festleg konnte.
Peillinien (ceque)
Die Peillinien spielten für die Berechnung des Kalenders ui für die rituelle Umsetzung im Jahreslauf eine grosse Bede tung. Besonders gut sind die Peillinien von Cuzco untersucl Zentraler Ausgangspunkt und damit Beobachtungzentru war auf einem Platz vor dem Haupttempel coricancha. diesem zentralen Punkt gingen Peillinien aus. Entlang die; Linien (ceque) waren Heiligtümer angeordnet, die jeweils in c Verantwortung einer bestimmten Verwandtschaftsgruppe ayllu lagen. Diese mussten dort an bestimmten Tagen des Jahres Zeremonien organisieren und Opfer darbringen.
Die Opferzeremonie capac cocha
Capac cocha war für die Inka eines der wichtigsten Rituale in ihrem religiösen System. Durchgeführt wurde es zumeist zwischen April und Juli und konnte in unterschiedliche religiöse Festlichkeiten eingebunden sein. An erster Stelle stand hierbei inti raymi, das Fest zu Ehren der Gott Sonne. Aber auch beim Fest zu Ehren der Mondgöttin, zu Ehren der Venus oder zu Ehren des Schöpfergottes Viracocha konnte die Opferzeremonie capac cocha durchgeführt werden.
Wichtige Anlässe waren auch die Feierlichkeiten bei der Krönung oder dem Tod eines Inkaherrschers. Oder in besonderen Notzeiten, wie Naturkatastrophen, grosser Trockenheit, sintflutartigen Regenfällen, Erdbeben oder Vulkanausbrü:hen. Es war ein Opferritual des Bittens und der Dankbarkeit.
Das Ritual erregt bis heute die Fantasien der Menschen .erden doch beim capac cocha Menschen geopfert, vor allem Kinder. Aus allen Teilen des Reiches wurden sie nach Cuzco zesandt. Sie konnten dort direkt geopfert oder nach den Zeremonien in Cuzco in ihre Heimat zurückgeschickt werden, Ko sie für Opferungen im Rahmen der lokalen Heiligtümer zur Verfügung standen. Das capac cocha war somit auch ein echtes Ritual, mit dem die Inka die regionalen Gottheiten r ihren Staat einbanden.
Die ausgewählten Kinder waren meistens zwischen sechs und zwölfJahre alt und mussten besonders schön und makellos sein. Viele von ihnen waren auch Kinder lokaler Führer. Die Kinder reisten in Begleitung von Priestern und anderen Repräsentanten aus den Dorfgemeinschaften.
Die Zeremonien in Cuzco konnten einige Wochen dauern_ Dabei wurden rituelle Tänze aufgeführt, Gold und Silberobjekte und Tiere wie Vögel oder Lamas geopfert. Während der Zeremonie wurden die Kinder als »Kinder der Sonne« quasi heiliggesprochen. Sie erhielten dabei wie der Inkaherrscher besonders feine Textilien, hergestellt von den adla, den auserwählten Frauen. Jungen und Mädchen wurden im Rahmen der Opferzeremonie auch symbolisch miteinander verheirate/ Hier spielten politische Beziehungen zwischen einzelnem Familienverbänden oder Regionen eine grosse Rolle.
Steinobjekte der Inka in Form eines Alpakas und eines Lamas. Menschen und Tierfiguren der Inka aus Silber, SpondylusMuschelschale und Gold, die zur Opferung bestimmt waren.
Die Opfer galten als Botschafter oder Gesandte an die Götter. Diese Botschafter waren die Träger der Opfergaben und zur gleichen Zeit selbst eine Opfergabe. Sie hatte die Aufgabe, den Göttern die Bitten des Volkes zu überbringen.
Bei der Opferung waren die Kinder mit Chicha und Coca in einen Rausch versetzt. Sie konnten zum Sterben ausgesetzt, lebendig begraben oder auch durch einen Schlag auf den Kopf getötet werden. Die Menschenopfer waren immer von einer Anzahl an Objekten unterschiedlicher Art begleitet jeweils abhängig von der geografischen Region abhängig. Dies konnten Tongefässe, Textilien oder Miniaturfiguren von Tieren und Menschen aus Metall sein. Es wurden nicht nur Kinder, sondern manchmal auch Erwachsene geopfert. Besonders waren hiervon Kriegsgefangene betroffen.
Menschenopfer waren ein wichtiges Element huamander Zeremonie capac cocha, aber nicht das einzige. Mit den Delegationen aus den Provinzen reisten auch Objekte wie ein Stein oder eine repräsentative Figur aus einem Heiligtum nach Cuzco. Die regionalen huaca wurden damit in das rituelle Austauschsystem der Inka einbezogen. Das symbolisch an{ reiste Heiligtum gab Informationen, Ratschläge und Weis: gungen an den Inka weiter. Im Gegenzug erhielt die hu Opfergaben wie Cocablätter, Mais, Lamas und Textilien.
Die Opfer sollten vor allem das Wohlergehen des Reicl sichern. Deswegen waren der Tod eines Herrschers und Inthronisierung eines neuen Regenten die aller wichtigst Anlässe für ein capac cocha. Wie in vielen anderen altan rikanischen Kulturen galt der Mensch als das höchste Opferg das man einem Gott darbringen konnte.
Coca als religiöse Pflanze
Die Blätter der Coca (Erythroxylum coca) waren im Andengeb schon immer sehr geschätzt. Ihr Anbau stand im Inkareich Verbindung mit der religiösen Macht. Coca kam bei Ritual und als Opfer zum Einsatz. Wichtig war sie für Orakel und medizinische Heilungsrituale. Cocablätter wurden zusammen mit Kalk oder Asche von verbrannten und gemahlenen Knochen in den Mund genommen und gekaut.
Spanische Chroniken berichten, dass die indianische Bevölkerung dadurch lange marschieren und härteste Arbeit aushalten konnte. Gefühle der Erschöpfung und des Hungers wurden durch das Cocakauen unterdrückt.
Coca wurde vor allem in warmen und feuchten Gebieten angebaut. Der InkaHerrscher besass CocaFelder, die unter der Obhut seiner Dienenden, den yanacona, standen. Diese kümmerten sich um die Saat und das Einsammeln der Blätter, die getrocknet wurden. Dann holten die Arbeitspflichtigen mitayos die Ernte ab und brachten sie in die Verwaltungszentren des Staates.
Coca war bei den Inka in erster Linie eine heilige Pflanze. Zur Droge wurde die Pflanze erst im 19. Jahrhundert gemacht, s es gelang, aus ihr Kokain zu isolieren.
Die Cocapflanze
Religionspolitik
Die Religion war ein wichtiges und unverzichtbares Element des inkaischen Staates. Eine geschickte Religionspolitik war für eine komplexe Staatsorganisation essentiell. Auch wenn der Kult den Gott Sonne, Inti, an erster Stelle etabliert war, versuchten die Inka die religiösen Überzeugungen ihrer Unrertanen so weit wie für sie möglich, zu respektieren. Wenn diese die inkaische Herrschaft akzeptierten, wurden Heiligtümer anerkannt und in den Staatskult unterzogen.
Alltag und Feste bei den Inka Lebenszyklus der Menschen
Jeder Mensch im Inkareich durchlief eine bestimmte Altersstufe, die an eine Aufgabenstellung gebunden war. Die erste Stufe betraf das Baby, das von der Mutter noch in einem Umschlagtuch auf dem Rücken getragen wurde. Zwischen dem ersten und dem fünften Lebensjahr galten die Kinder als Kleinkinder. Ab fünf Jahren galten sie schon als Kinder, die spielerisch lernen konnten. Mit neun Jahren übernahmen sie einfache Arbeiten, wie das Hüten von Tieren, das Verjagen der Vögel von den Feldern, das Helfen im Haushalt, das Tragen einer Amphore mit Wasser oder das Aufpassen auf jüngere Geschwister.
Mädchen waren mit zwölf Jahren schon heiratsfähig. In diesem Alter hatten sie schon gelernt, zu spinnen, zu weben und einen Haushalt zu führen. Die Jungen lernten den Umgang mit den Lamaherden und die Landwirtschaft. Mit 25 konnten junge Männer ins Heer eingezogen werden oder in ihrem Dorf Ämter übernehmen. Bis zu einem Alter von 50 Jahren waren sie volle Steuerzahler und mögliche Soldaten. Danach galt man im Inkareich als alter Mensch. Man war dann vor allem als Ratgeber und erfahrener Helfer gefragt. Alte, kranke und nicht arbeitsfähige Menschen wurden vom Familienverband mitversorgt.
Feste:
Feste waren in den Lebenslauf eines Menschen eingebunden, in den Dorfgemeinschaften und innerhalb des Staates waren sie unverzichtbare Bestandteile der inkaischen Lebenswelt. Alle Feste waren in der Religion verankert. Rein zivile Feste gab es nicht. Religiöse Vorstellungen waren ein ständiger Begleiter des Alltags. Die meisten Feste standen mit der Landwirtschaft in Verbindung, dienten Feste anlässlich zur Saat und zur Ernte vor allem dazu, die Gottheiten um Schutz für das landwirtschaftliche Gut und das wirtschaftliche Wohlergehen zu bitten.
Herausragende Feste waren im Inkareich das Inti Raymi im Juni, das in Verbindung mit der Wintersonnenwende stand, und das Capac Raymi im Dezember, das mit der Sommersonnenwende zusammenhing. Der indianische Chronist Felipe Guaman Poma de Ayala identifizierte zwölf herausragende Feste im Jahreslauf, deren Datum sich jeweils an dem Verlauf und Stand der Sonne orientierte:
Januar: Capac Raimi; die Hauptfestlichkeit; Monat des Ausruhens.
Februar: Paucar Uarai; bei diesem Fest opferte der Inka grosse Mengen an Gold, Silber und Tieren an die wichtigsten Götter.
März: Pacha Pucui; Fest der Reife, Opferung schwarzer Lamas
April: Inca Raimi; Festlichkeit des Inka, Opferung bemalter Lamas.
Mai: Hatun Cusqui Aymoray Quilla; Monat der Maisernte.
Juni: Haucai Cusqui; Monat der Kartoffel, Oka und 011ucoErnte.
Juli: Chacra Conacuy; Monat der Landverteilung.
August: Chacra Iapui; Monat der Feldbestellung.
September: Coia Raimi; Fest des Mondes. Aussaat des Maises.
Oktober: Oma Raymi; Fest des Wassers; Bitte um Regen
November: Aia Marcai; Fest für die Toten.
Dezember: Capac Inti Raymi; Grosses Fest für den Gott Sonne; Opferung von Gold, Silber und auch Kindern.
Das Fest Capac Inh Raymi in einer Zeichnung von Felipe Guaman Poma de Ayala.
Guaman Poma de Ayala ist aber nur eine von vielen Quellen für den Festkalender der Inka. Andere Chroniken und Dokumente des 16. Jahrhunderts bieten zahlreiche Varianten und Abweichungen hierzu. Die auffälligstes Abweichung ist das Capac Raymi, das von Guaman Poma auf den Januar gelegt wurde.
Capac Inti Raymi
Das wohl wichtigste Fest des Jahres war das Capac Inti Raymi im Dezember, das beim Einsetzen der Regenzeit zur Sommersonnenwende abgehalten wurde. Während dieser Zeremonie durchliefen die adeligen jungen Männer einen Pubertätsritus, der für sie ein Übergang vom Jugendlichen zum Erwachsenen war. Bei diesem Fest wurde viel gegessen und getrunken, gesungen und getanzt.
Inti Raymi
Ein weiteres wichtiges Fest war Inti Raymi, mit dem die Sonne, der Gott Sonne, geehrt wurde. Es wurde immer zum Zeitpunkt der Wintersonnenwende der südlichen Hemisphäre im Juni vollzogen.
Nach drei Tagen des Fastens und der sexuellen Enthaltsamkeit kam der Inka zum Platz aukaypata und wartete dort mit seinen Untertanen auf das Erscheinen der ersten Sonnen Sonnenstrahlen. Als dies geschah, kauerten sich die Menschen, die zu _fiesem Fest zu Ehren der Sonne gekommen waren, nieder und offneten die Arme, um zu beten. Der InkaHerrscher begann mit der Zeremonie, indem er einen goldenen Becher mit Chicha in der rechten Hand hochhielt. Dann goss er den Becher in eine Schüssel mit Abfluss aus, die er in Richtung des Sonnentempels coricancha hielt. Dann trank er aus dem Becher, den er in der linken Hand hielt.
Anschliessend gingen der Inka und die Menschen, die die Zeremonie begleiteten, zum coricancha, wo sie ihre Opfergaben, zumeist aus Gold und Silber, übergaben. Dann kehrte man zum Platz Aucaypata zurück, um ein Lama zu opfern. Danach gab es die Zeremonie des heiligen Feuers, bei der der Priester die Sonnenstrahlen mit seinem Armreif empfing und eine Baumwollflocke entzündete. Zum Abschluss des Festes führte man typische Tänze aus den verschiedenen Regionen des Reiches auf. Es gab Bankette mit gebratenem Fleisch und Bällchen aus Mais. Die Zeremonie endete mit einem allgemeinen ChichaUmtrunk.
Das Inti Raymi ist heute weltweit das bekannteste inkaische Fest — es wurde 1944 wiederbelebt. 1572 hatte es der spanische Vizekönig Francisco de Toledo verboten, da er es für heidnisch und dem katholischen Glauben abträglich hielt. Es waren indigene Künstler, Wissenschaftler und Politiker, denen es gelang das Fest in Form von theatralischen Inszenierungen wieder auferstehen zu lassen. Dank der Schilderungen des Chronisten Inca Garcilaso de la Vega (1606) war es möglich, dieses Ritual historisch zu rekonstruieren. In der Gegenwart wird diese Feierlichkeit jeden 24. Juni durchgeführt und ist ein Ereignis mit grosser touristischer Anziehungskraft, national wie international. Wichtigste Bühne des heutigen Inti Raymi ist die Festung Sacsayhuaman, im Norden der Stadt Cuzco.
Coya Raymi
Von herausragender Bedeutung war auch das Coya Raymi, das Fest der Frau des InkaHerrschers, das Ende September stattfand. Es handelte sich um eine Reinigungszeremonie, situa, die zur körperlichen und seelischen Reinheit führen sollte. Wichtig waren hierbei Prozessionen, die entlang der rituellen Pilgerwege stattfanden. Diese endeten mit einem zeremoniellen Bad in einem Fluss.
Militärwesen und Krieg bei den Inka
Zu den Pflichten der Bevölkerung gegenüber dem Staat gehörte der Militärdienst. Personen unterschiedlicher ethnischer Herkunft bildeten die Inkatruppen, die Mehrheit als zeitweise Verpflichtete, mitayos. Während des Militärdienstes wurden die Truppen vom Inka ernährt und gekleidet. Sie marschierten auf den Strassen und ruhten sich in Herbergen, den tambos, aus. Dort wurden sie von Bediensteten des Staates versorgt. Da die Soldaten aus verschiedenen Familienverbänden (ayllu) stammten, die alle ihre eigenen Verpflichtungen hatten, durfte der Militärdienst für den Einzelnen nicht allzu lange dauern. Besonders in der Landwirtschaft war die Arbeitskraft der Männer schwer entbehrlich.
Auch Frauen wurden im Rahmen einer Arbeitsverpflichtung (mita huarmi) zum Heer eingezogen. Sie waren für die Verpflegung der Soldaten und deren Kleidung zuständig.
Waffen
Zu den Angriffswaffen gehörten Schleudern, Äxte, Schleuierkugeln, Lanzen, Pfeile und Keulen. Zur Verteidigung E,enutzte man einen Schild aus Holz und einen hölzernen mit Stoff gefütterten Helm. Für die Soldaten war es wichtig, .:ch mit grösster Agilität beim Kampf Mann gegen Mann ztwegen zu können. Der Körper wurde mit Hemden, die mit Baumwolle verstärkt waren, geschützt. Die Inka begannen zunächst auf kurzer Distanz mit der Schleuder und der Schleuderkugel zu kämpfen. Danach kämpften sich die Soldaten Mann gegen Mann immer weiter vor. Hierbei diente ihnen die Keule als Hauptwaffe.
Die Keule bestand aus einem Holzgriff, auf den oben ein Stein oder ein Stück Metall aus Kupfer oder Bronze in runder oder sternenförmiger Form aufgesetzt war. Im Allgemeinen hatte der sternförmige Kopf der Keulen sechs Punkte. Er war aus Stein, Kupfer oder Bronze gefertigt. Die Keulen waren bis zu einem Kilogramm schwer und das Ziel des Angriffs war der Kopf des Gegners. Die Äxte wurden aus Stein oder Kupferblättern hergestellt. Auch sie wurden im Kampf Mann gegen Mann eingesetzt. Die Schleuder wurde über dem Kopf auseinandergezogen, damit das Projektil mit Kraft abgeschossen werden konnte. Sie war aus Wolle oder geflochtener Faser hergestellt und hatte eine Länge bis zu zwei Metern. Die Schleuderkugeln warf man mit Wucht in Richtung Hals, Beine oder Arme des Gegners.
Waffen der Inka
Die Inka im Krieg. Zeichnung von Felipe Guaman Poma de Ayala
Gepolsterte Baumwollhemden und ein uni den Körper gewickeltes Tuch waren ein wirksamer Schutz gegen die traditio nellen Waffen im Andengebiet. Sogar die Spanier übernahmen sie zum Teil als Ersatz für ihre schweren Rüstungen.
Rituale des Krieges
Für die Inka gehörten zu den kämpferischen Auseinandersetzungen wichtige Rituale, die beachtet werden mussten. Kämpfe begannen stets mit Zeremonien, bei denen auch Tänzer auftraten. Erst dann konnten die Soldaten losziehen. Zur traditionellen Form des Krieges gehörte es auch, den Feind zu fesseln oder auf seinen Überresten zu tanzen.
Taktiken des Krieges
Die Inka waren in ihrer Geschichte aus militärischer Sicht sehr erfolgreich. Ihnen kam ihr hervorragendes Organisationsgeschick sehr zu gute. Besonders auf eine genaue Vorbereitung legten sie grossen Wert. Hierzu gehörten der Bau von Strassen, das gezielte Auffüllen der Vorratsspeicher und die Spionage. Auch das politische Geschick der Inka wurde zu einem Erfolgsgaranten. Sie bemühten sich, ihre Gegner von Verbündeten zu isolieren und boten ihnen gute Behandlung und die Vorteile des InkaStaates an, wenn sie sich friedlich unterwarfen. Ein grosses und gut ausgerüstetes InkaHeer hatte wohl für so manches Volk eine abschreckende Wirkung.
Die Festungen pucara
Als wichtige Stützpunkte der inkaischen Macht etablierten sich die Festungen, genannt pucara, an strategisch günstig gelegenen Orten und in den Grenzregionen. Ihre Besatzungen stellten Wehrbauern, die in der Nähe auf enteigneten Ländereien lebten. Jeweils eine Gruppe verrichtete im Turnus den Wachtdienst in den Festungen. In den Festungen wurden Soldaten stationiert, auf die sich der herrschende Inka absolut verlassen konnte. Angeführt wurden sie zumeist von hoch stehenden Funktionären oder Adeligen.
Die Überreste des Pucarä de Tilcar,,
Eroberungskriege
Die Inka hatten im Andengebiet einen Ruf als sehr grausame Feldherren. Manche Kriegszüge wurden mit grosser Brutalität durchgeführt. Andere dauerten manchmal Jahrzehnte, bis der endgültige Erfolg sich einstellte. Es kam vor, dass angegriffene Orte und Gegenden hinterher nur noch aus Kindern und alten Menschen bestanden. Ein See erhielt z. B. den Beinamen
iguarcocha, Blutsee, weil sich sein Wasser durch das Blutvergiessen und die vielen Toten rot gefärbt haben soll. Ein erobertes Volk ging in der mündlichen Überlieferung als »die Gehängten« ein, da als Vergeltungsmassnahme fast alle Männer von den Inka aufgehängt worden waren.
Der lokale curaca von Cinto, in der Region der heutigen Stadt Chiclayo an der Nordküste Perus, berichtete den Spaniern, dass von 5000 Männern, die er hatte, 4000 von den Inka z.etötet und 600 Frauen unter dem Militär aufgeteilt worden wären. Der spanische Chronist Pedro Cieza de Le6n berichtet, dass dieses Tal einstmals sehr bevölkert gewesen sei, durch die vergangenen Kriege aber nicht mehr viele Menschen da seien. Aus diesen Informationen wird deutlich, dass die Inka in den eroberten Gebieten gefürchtet und mit ziemlicher Sicherheit nicht gut angesehen waren. Diese Kriege hinterliessen tiefe Spuren, die auch noch lange Zeit später in mündlichen überlieferungen verarbeitet wurden.
Ein Beispiel für einen besonders langwierigen Krieg, war der gegen die Caranqui im Norden, mit dem der InkaHerrscher Huayna Capac mindestens zehn Jahre beschäftigt war. Schon sein Vorgänger Tupac Inca Yupanqui hatte diese besiegt, aber nach dem Abzug des Heeres hatten sie sich wieder erhoben. Die inkaischen Heere erlitten gegen die Caranqui mehrfach Niederlagen und so grosse Verluste, dass zeitweise die Moral der inkaischen Soldaten stark sank. Mit dem Versprechen wertvoller Geschenke und Gegenleistungen gelang es dem Herrscher seine Soldaten zum Weiterkämpfen zu animieren und letztendlich zum Sieg zu führen.
In diesem Krieg zeigte sich eine hervorragende militärische Taktik der Inka. Sie schlossen das Gebiet der Caranqui mit einer Reihe von Ringwallfestungen (pucara) ein. In diese zog sich das Heer nach den Schlachten immer wieder zurück. Erst nach einem Jahrzehnt dauernder Schlachten war der Widerstand gebrochen. Am bereits erwähnten Yahuarcocha, dem Blutsee, wurden die Caranqui nun endgültig besiegt. Die Inka liessen wegen des langen Widerstandes und wegen der vielen eigenen Verluste grausame Rache an den Besiegten walten. Es wurden so viele erwachsene Männer von den Inka getötet, dass die Caranqui noch lange Zeit huambracuna, Kinder, genannt wurden.
Um ein erobertes Gebiet auch langfristig abzusichern, nutzten die Inka ihr System der Zwangsumsiedlung. Dies wurde auch zu militärischen Zwecken eingesetzt. So hatten z. B. die Huayacuntu aus der Gebirgsregion im heutigen Department Piura mit tausend Soldaten im inkaischen Heer an der Niederwerfung der Caranqui teilgenommen. Teile von ihnen verpflanzte der InkaHerrscher in die Region der heutigen Stadt Quito, um sie im Falle von Erhebungen schnell einsetzen zu können. Dies war eine wichtige Sicherheitsmassnahme, die von den Inka oft praktiziert wurde.
Handwerk und Kunst bei den Inka
Schon lange vor den Inka gab es im Andengebiet Handwerkskünste, die einen hohen technologischen und künstlerischen Entwicklungsstand aufwiesen. Ob Stein, Holz, Ton oder Metall — viele Materialien wurden meisterhaft verarbeitet. Auch bei den Inka waren das Handwerk und die materielle Kultur sehr bedeutend. Spezialisierte Handwerker standen hoch im Kurs und konnten sich bei sehr guten Leistungen eine herausragende Stellung in der Gesellschaft erarbeiten.
Besonders geschätzt waren die Produkte, die schwer herzustellen waren und die die meiste Arbeitszeit benötigten. Dies war zumeist bei der Herstellung von Schmuck der Fall, der für den Adel bestimmt war. Als besonders wertvoll galten z. B. Ketten, die sehr sorgfältig aus Muscheln gearbeitet waren. Das dafür notwendige Material, wie bestimmte Muscheln oder Schneckengehäuse, musste manchmal von sehr weit her nach Cuzco importiert werden. So wurde z. B. die SpondylusMuschel von der Nordküste aus dem heutigen Department Piura , geholt. Sie spielte bei religiösen Zeremonien eine wichtige Rolle.
Die Inka hatten einen sehr ausgeprägten Kunststil, der sich im Rahmen der Expansion ihres Reiches immer weiter im Andengebiet verbreitete. Sie prägten so mit ihrer Herrschaft eine überregionale Kunst, die teils bis heute in veränderter Form weiterlebt. Dies gilt sowohl für die Handwerkskunst als auch für die Architektur. Die Kunsterzeugnisse vermitteln ein ausgeprägtes ästhetisches Gefühl in ihren Materialien. Der inkaische Stil ist von grosser Klarheit und fast schon Strenge geprägt.
Webkunst und Kleidung
Die Webkunst diente nicht nur zur Herstellung von Kleidungsstücken, sondern sie erfüllte auch wichtige wirtschaftliche, soziale und religiöse Funktionen. Die spanischen Chronisten berichteten voller Überraschung, dass sie in den inkaischen Vorratslagern eine grosse Anzahl von Webarbeiten vorfanden. Für den Staat, und allen voran für den Herrscher selbst, war die Produktion von Webarbeiten eine sehr bedeutende Aktivität. Die Führung von Cuzco nutzte die Textilien, um das Netz ihrer politischen Bündnisse zu unterhalten und das System der Wiederverteilung zu pflegen. Durch die Arbeitsverpflichtung mita war es dem Staat möglich, auf viele Weber zurückzugreifen. Die Webarbeit gehörte zu den wichtigsten Gütern der Wiederverteilung.
Die Textilien hatten auch einen religiösen Wert. Man hat sehr feine Webarbeiten an heiligen Orten und als Grabbeigaben für die Toten gefunden. Textilien waren Opfergaben in verschiedenen Ritualen. Sie waren auch ein Symbol für die 'oziale Schicht, dem die Person angehörte. Die Qualität der Stoffe und die Ornamentik deuteten auf den jeweiligen Status in der inkaischen Gesellschaft hin.
Grundsätzlich lassen sich zwei Arten von Webarbeiten unterscheiden: die einfache und die feine. Die erste Art wurde :n einfachen Webgeräten hergestellt und war vor allem ein häusliches Produkt. Die feineren Webarbeiten wurden gewöhnlich von Spezialisten aus einer Kombination von Fasern aus Alpaka und VicuiiaWolle produziert. Die feineren Webarbeiten (cumbi) ragten durch die Qualität des Materials, die Farbigkeit und die Perfektion der Muster heraus. Einige dieser Stücke wurden mit dünnen Plättchen aus Gold und Silber bedeckt. Man verwendete auch SpondylusMuscheln und Federn als ergänzende Dekorations und Symbolelementen_ Der Besitz eines besonders feinen Gewebes zeigte an, dass es dabei um eine bedeutende Person der Gesellschaft handelte.
Webarbeiten der Inka
Gewebtes InkaHemd
Der InkaHerrscher fiel schon äusserlich durch seine aussergewöhnliche Kleidung auf. Auf dem Kopf trug er ein gewebtes Band, in das Federn eingesteckt waren. Seine Stirn war durch eine breite Quaste bedeckt. Am Ohrläppchen trug er grosse Ohrringe, die aus Schmuckscheiben bestanden. In der Hand hielt er einen Stab, der mit vielen kleinen Federn bedeckt war und an dessen Ende sich drei grosse Federn befanden. Als Zeichen seiner Funktion als oberster Heeresführer besass er eine goldene Keule und eine bemalte Standarte.
Die einzelnen Dörfer und Regionen unterschieden sich auch durch die verschiedene Art sich zu kleiden. Die Kleidung bestand in wärmeren Regionen aus Baumwolle, sonst meist aus Alpakawolle. Männer kleideten sich mit einem Lendenschurz und einem kurzen Hemd (uncu), das einer Tunika ähnlich war. Dazu kamen ein Umhang aus einer Art Decke (Illacolla) und eventuell noch ein Täschchen für Cocablätter oder Kräuter. Frauen trugen eine längere Tunika (acsu oder anacu), wie ein Wickelkleid, das an der Schulter von Metallnadeln und an der Taille von einem Gürtel zusammengehalten wurde. Ihren Umhang (Iliclla) steckten sie auf Brusthöhe mit einer grösseren Nadel (tupu), oft aus Silber, fest.
Herstellung der Textilien
Als Basismaterial schätzte man die weisse und braune Baumwolle sowie die Wolle von Alpaka und Vicuiia. Die Fasern der Vicufia waren jedoch ausschliesslich für die Elite reserviert. Auch Binse und aus der Agave gewonnene Fäden wurden für die Textilien verwendet. Nach der Auswahl der Fasern wurden diese gesponnen und gefärbt. Von der Auswahl des Färbungsmittels hing die Farbigkeit Stücks ab. Hierfür gab es eigene Spezialisten, die tanti camayoc. Sie waren die Experten für die Zubereitung von Farben. Für die Herstellung verwendete man neben Kräutern z. B. Achiote, eine Frucht des Annattostrauches, für Orangetöne, Indigo für Blautöne, die Früchte des Tarabaums für Schwarz und die Blüten des peruanischen Pfefferbaums molle für Gelb. Rot wurde aus der Cochenillechildlaus gewonnen.
Webgeräte
Es gab verschiedene Arten von Webgeräten. Das Rückenrandwebgerät war das gebräuchlichste und kam vor allem im häuslichen Umfeld zum Einsatz. Es bestand aus zwei Holzstäben von 70 oder 75 cm Länge. Einer von ihnen war an der Weberin mit einem Band befestigt, während der andere an t:ner Wand oder an einem Pfosten angebunden war. Die Person arbeitete normalerweise im Sitzen. Die Weberin nutzte Körper, um den Stoff zu spannen.
Spannung beim Weben konstant, was beim Herstellen von gleichen und breiten Webarbeiten von Vorteil war. Die vertikalen Webgeräte wurden in den Häusern der auserwählten Frauen adla gefunden. Sie waren zum Weben der besonders feinen Textilien bestimmt und mussten von zwei Weberinnen bedient werden. Sie waren so gross, dass man mit ihnen viel breitere und längere Webarbeiten herstellen konnte, als mit den anderen Webgeräten.
Ein getöpferter inkaischer Krug und ein kunstvoll bemalter Holzbecher (kero)
Keramik:
Die Keramik bestand aus einigen wesentlichen Grundformen wie spitzbodigen Amphoren, weiten Gefässen, Schalen und Bechern, die zumeist in geometrischen Mustern farbig bemalt waren. Sie wurden in die neu eroberten Gebiete importiert und dort dann weiter kopiert. Hierbei ergaben sich vielfach Mischformen, die stilistische Eigenheiten des ursprünglichen und des inkaischen Stils verbanden.
Der Kunststil der Inka zeichnet sich im Allgemeinen durch einheitliche Muster aus, bei denen geometrische Motive, wie Kreise, Dreiecke, Rauten und Stäbe hervorstechen. Auch zoomorphe Elemente wie etwa katzenähnlichen Wesen kommen häufig vor. Bei den Farben verwendete man oft braune Töne, kombiniert mit rot, orange, schwarz und weiss.
Kero — Becher mit langer Tradition
Der zeremonielle Gebrauch von Bechern, kero, war schon lange vor den Inka im Andengebiet verbreitet. Der für Zeremonien verwendete Becher war bei den Inka aus Holz, Keramik oder Metall. Interessanterweise behielten diese Gegenstände in der Kolonialzeit ihre Bedeutung, da sie zu einem repräsentativen Element der indigenen Aristokratie wurden. Allerdings veränderten sich die Motive. Waren es bei den Inka noch vorrangig die erwähnten Muster, dominierte in der Kolonialzeit Holzbecher, auf die Szenen gemalt wurden, die an die inkaische Vergangenheit erinnerten.
Federkunst
Nicht nur der herrschende Inka, sondern auch andere bedeutende Persönlichkeiten wurden auf Sänften getragen und von Sonnenschirmen geschützt. Diese Schirme waren eines der herausragenden Beispiele für die inkaische Federkunst. Ausserdem wurden auch Hemden, Decken und Fächer mit Federn gearbeitet. Die Federobjekte fallen durch ihre lebendigen Farben auf und waren bei den Inka wichtiger Teil ihres Schönheitsideals. Die Vielfalt der Federn zeigt, dass die Inka Zugang zu den Vögeln des Amazonasgebietes hatten. Die farbenprächtigen Federn der Papageien aus dem Amazonastiefland galten als besonders kostbar. Sie wurden vor durch Tauschhandel erworben. Die langen Transportw Rohmaterialien und der hohe Arbeitsaufwand fi vielen Federn gearbeitetes Luxusobjekt dürften hohen Wert beigetragen haben.
Schmuck der Inka
Für die spanischen Eroberer war im 16. Jahrhundert der grössten Antriebskräfte für ihre Entdeckungszüge im Andengebiet. Für die Inka hatte das Gold jedoch einen anderen Stellenwert als für die Europäer, es war ein Gut neben vielen anderen wie Silber, Federn, Muscheln oder Salz. Diese Rohmaterialien wurden oft weit gehandelt. Die Endprodukte galten als Luxusgüter, die zuletzt als Beigaben in reiche Gräber gelangten. Diese Objekte hatten für die Inka nicht nur eine materielle, sondern auch eine symbolische und rituelle Bedeutung.
Gold stand in ritueller Hinsicht in enger Verbindung mit dem Sonnengott Inti. Da der InkaHerrscher als Sohn der Sonne galt, durften nur Adelige Gold tragen.
In der Metallurgie wurde mit Gold, Silber und metallene Verbindungen wie Bronze gearbeitet. Zum Schmelzen des Metalls verwendete man Brennöfen aus Ton, die als huayra bezeichnet wurden. Die Inka beherrschten viele Techniken, wie die Verlötung, das Auswalzen, das Behämmern und eingelegte Verzierungen. Aber auch hier stand man in einer langen, auch vorinkaischen, andinen Tradition.
Silber bildete im dualen Weltbild der Inka eine wichtige Ergänzung zum Gold. Silber wurde symbolisch der Mond göttin Quilla, der Frau des Sonnengottes Inti, zugerechnet. Obwohl es in den Anden reiche Silbervorkommen gab, war die Gewinnung reinen Silbers sehr schwierig, da es zumeist mit anderen Mineralien verbunden ist. Die Produkte wurden gewöhnlich aus natürlichen Silberlegierungen oder versilberten Kupferlegierungen hergestellt.
Die Inka verstanden es, hervorragende Handwerksmeister besiegter und unterworfener Völker an den eigenen Staat zu binden. Als die Inka die Chimü erobert hatten, versetzten sie eine Gruppe von Goldschmiden nach Cuzco, um dort herausragend schöne Stücke für den obersten Adel herzustellen. Die Chimü waren zu Zeiten der Inka berühmt für ihre goldverarbeitende Kunst. Ohrschmuck, Nasenringe, Armreifen, Ringe, Ketten, Pinzetten, Nadeln und Brustschmuck, die Bandbreite des Bedarfs war gross.
Ein anderes Beispiel sind die Silberschmiede aus Huancavilca, einer Zone im heutigen Ecuador, die als »Dienende«, yanacuna, nach Zurite in der Nähe von Cuzco gebracht wurden.
Architektur
Die Architektur der Inka ist mit ihrem allgemeinen künstlerischen Schaffen vergleichbar. Sie ist neben ihrer rein praktischen Seite ein Teil der inkaischen Kunst. Ihre Konstruktionen zeichneten sich durch Stabilität, Monumentalität und Schlichtheit aus. Monumentale Bauten hatten im Andengebiet schon lange vor den Inka eine weite Verbreitung. Die Inka entwickelten und perfektionierten jedoch einen eigenen Stil, tier unverwechselbar ist. Auch heute noch ist man von der perfekten Monumentalbauweise der Inka fasziniert. Durch die Konstruktion von städtischen Verwaltungszentren und ein stematisch angelegtes Strassensystem war man in der Lage relativ schnell mit der Hauptstadt Cuzco zu kommunizieren. Alle Städte wurden sorgfältig geplant und wurden so zu einem Grundsätzlich kann man zwischen einem polygonalen Stil, bei dem grosse Blöcke in unregelmässiger Form zusammengefügt sind, von einem rektangulären Stil unterscheiden, bei dem exakt rechteckige Steine verwendet wurden. Im Hochland bauten die Inka mit Stein und an der Küste adaptierte man teilweise die dort traditionelle Bauart mit luftgetrockneten Lehmquadern, die man adobe nennt und bis heute nicht nur im Andengebiet, sondern auch in Mittelamerika und dem Süden der USA in Gebrauch sind. Wichtige religiöse oder repräsentative Gebäude wurden aber auch dort möglichst aus Stein errichtet.
AdobeWand in Incahuasi, Nordperu
In der Küstenregion wurden typische Inkabauten ausserdem in der dort üblichen PircaBauweise errichtet. Bei dieser bestehen die Mauern aus in Lehm gebetteten unbearbeiteten Steinen, die mit einem Putz versehen und bemalt waren. Oft wurden bei einem Gebäude verschiedene Techniken nebeneinander verwendet. Die Inka erwiesen sich als hervorragende Meister der Steinbearbeitung. Besonders eindrucksvoll ist die Konstruktion der Mauern, die zum Teil aus tonnenschweren Steinen bestanden. Auch die Präzision ruft bis heute Bewunderung hervor. Die Steine wurden so genau bearbeitet, dass sie perfekt passten und ohne Mörtel zusammenhielten. In den Fugen verblieben keine Zwischenräume. Zum Zuschlagen verwendete man Steinhämmer, zum Sägen und Polieren genügten Wasser und Sand. Der Transport erfolgte durch hölzerne Rollen unter Einsatz zahlreicher Arbeitskräfte.
Wichtige Erkennungsmerkmale für die inkaische Architektur waren trapezförmige, oft in sich gestufte Nischen und Fenster sowie ein rechteckiger Grundriss. Besonders in Gegenden, in denen die ursprüngliche Bevölkerung in runden Häusern lebte, ist dies ein deutlicher Hinweis auf InkaArchitektur.
Die Häuser der allgemeinen Bevölkerung bestanden aus Stein oder Lehmquadern, waren mit Stroh gedeckt und einfach eingerichtet. Darin befanden sich Decken und Kleidung, Geräte und Werkzeuge aus Holz und Stein, sowie Kochtöpfe und Essgeschirr sowie Mahlsteine. Gekocht wurde in einem Ofen aus Lehm, dessen Feuer auch zur Erwärmung des Hauses und zur Beleuchtung diente.
Strassen
Die Inka gelten als die grössten Strassenbauer im alten Amerika. Ihr Netz aus gepflasterten Strassen und Trampelpfaden war systematisch ausgebaut und wurde sorgfältig gepflegt. Die Strassen wurden sogar Meiner Höhe von bis zu 5000 Metern über dem Meeresspiegel angelegt. Hängebrücken überspannten tiefe Schluchten und Meilensteine markierten den Weg.
Die Strassen waren für die wirtschaftliche und administrative Organisation des InkaStaates ganz wesentlich. Durch das Strassennetz konnte man den Kontakt und die Überwachung des riesigen Reichsgebietes gewährleisten. Brücken, Raststätten und Vorratslager waren bedeutende Bestandteile diesesNetzes. Über die Strassen bewegten sich die Truppen, die Botenläufer, die Arbeitskräfte, die Händler, die Funktionäre und sogar der Herrscher selbst, wenn er auf Reisen war.
InkaWege
In erster Linie waren es die Verwaltungszentren, die miteinander durch Strassen verbunden waren. Eine wichtige Strasse lief entlang der Küste vom südlichen Ecuador bis ins heutige Chile. Eine zweite Hauptstrasse zog sich durch das gesamte Hochland von den heutigen Staaten Ecuador bis Chile und Argentinien. Zwischen den Hauptrouten gab es Verbindungen und Abzweigungen in die Provinzen. Das Bild der Strassen ist nicht einheitlich, man passte sich den jeweiligen geografischen Gegebenheiten an. In den Bergen waren die Strassen teilweise gepflastert und an steilen Abschnitten mit Stufen versehen. Über tief eingeschnittene Täler der grossen Flüsse in den Anden führten Hängebrücken. Dammstrassen überquerten sumpfige Gebiete, in Gegenden mit Wüstenklima bestand die Strasse aus Steinmarkierungen. Nur in der Nähe von grösseren Orten waren die Strassen breiter und befestigt. Ansonsten handelte es sich um eher schmale Wege für Fussgänger oder Karawanen mit Lamas. Vermessungen und Berechnungen haben ergeben, dass das Strassensystem der Inka eine Länge von insgesamt ca. 40 000 Kilometer erreichte.
Brücken
Auch bei den Brücken passte man sich den geografischen Gegebenheiten an. Manchmal reichten Baumstämme, um kurze Entfernungen, wie z. B. bei Bächen zu überbrücken. Wesentlich aufwendiger und eine technische Meisterleistung war die Konstruktion einer langen Hängebrücke.
Hierfür wurden zuerst viele dicke Seile aus einem speziellen Gras geflochten. Dann wurden Holzlatten miteinander verbunden und so der Brückenboden geschaffen. Dann spannte man die hergestellten Seile über die Schlucht und befestigte sie zu beiden Seiten an Steinblöcken. Weitere Seile dienten als Geländer und wurden in der ganzen Länge mit dem Brüxkenbogen verbunden.
Die Raststätten tambos
Entlang der Strassen befanden sich in regelmässigen Abständen Raststätten bzw. Unterkünfte, tambos, für Reisende. In ihnen lagerte man eine Reihe von Produkten, wie Kleidung und Nahrungsmittel, die der Inka im Rahmen der Wiederverteilung weitergab, wenn es ihm notwendig erschien.
An wichtigen Routen waren chasqui, Botenläufer, stationiert. Botschaften wurden in kurzen mündlichen Mitteilungen oder in Form der Knotenschnüre quipu von einem Läufer an den nächsten übergeben. Nachrichten konnte so aus über weite Entfernungen sehr schnell übermittelt werden.
Überreste der Inkafestung Tambo Real an der Nordküste Perus
Städtebau der Inka
Cuzco
Der Ort Cuzco war schon in vorinkaischer Zeit besiedelt Bedeutend wurde er erst durch die Inka, die dort das Zentrum ihres Reiches einrichteten. Für die Inka war ihre Hauptstadt das Zentrum der Welt. Von hier aus wurde regiert und von hier aus zog man in die Welt, um diese zu erobern.
Die Stadt war von den Inka sehr genau geplant und aufgebaut worden. Cuzco war weit mehr als der Sitz des Herrschers, Cuzco war eine heilige Stadt, die den Kosmos der Inka widerspiegelte. Im Zentrum befand sich der Tempel coricancha, in dem ein figürliches Bildnis des Gottes Sonne stand. Von diesem Tempel aus führten viele Pilgerpfade in das gesamte Reich. An diesen Wegen befanden sich Altäre und Sakralbauten, die regelmässig aufgesucht und an denen Zeremonien durchgeführt wurden.
Der coricancha, der »vergoldete Tempel«, war das wichtigste Gebäude von Cuzco. Sein Name könnte ein Hinweis darauf sein, dass die Wände des Tempels mit Goldplatten versehen waren. Besonders das Gold wurde schon mit der ersten Ankunft der Spanier in Cuzco geplündert. Ursprünglich war der coricancha eine grosse Anlage, zu der nicht nur der Tempel selbst, sondern auch Innenhöfe und andere Gebäude zählten. Man muss sich unter dem coricancha also eher einen Tempelkomplex vorstellen, der von grossen Mauern umgeben
war.
In der Hauptstadt gab es noch viele weitere Tempel, die den unterschiedlichsten Gottheiten gewidmet waren. In einem Innenhof einer solchen Tempelanlage befand sich ein goldener Brunnen sowie ein legendärer Garten, in dem Maispflanzen aus Gold und Silber arrangiert gewesen sein sollen.
Dominiert wurde die Stadtmitte von zwei grossen Plätzen. Der eine hiess aukaypata und war für öffentliche Zeremonien, also vor allem für Auftritte des Inka und für die Präsentation der Mumien verstorbener Herrscher reserviert. Im heutigen Cuzzo befindet sich dort der Platz Plaza de Armas. Der zweite grosse Platz war der cusipata, der in der Gegenwart von dem Platz Plaza de Regocijo überbaut ist.
Das Stadtzentrum war als Wohnort ausschliesslich für hohe Adlige reserviert. In unmittelbarer Nähe zum Tempel coricancha i'efand sich hatunkancha, ein grosser Palast mit zentralem Eingang und einem weiträumigen Gelände, das mit Mauern geschützt war. Auf diesem inneren Gebiet befanden sich mehrere Gebäude, darunter auch ein acllahuasi, das Haus der auserwählten Frauen aclla. In der Kernstadt sollen etwa 20 000 Einwohner gelebt haben. Das gemeine Volk lebte dagegen ausserhalb der Stadtmitte. Mit all seinen Aussenbezirken kam die inkaische Hauptstadt sicherlich auf etwa 100 000 Einwohner. Durch die Stadt liefen zwei parallele Hauptstrassen, die von weiteren Strassen gekreuzt wurden. Viele Wege waren gepflastert. Unter den gepflasterten Strassen verliefen zum Teil auch Wasserkanäle.
Als der grosse Erneuerer der Hauptstadt Cuzco gilt Pachacutec Inca Yupanqui. Er liess die alte Stadt komplett renovieren und konzipierte eine ganz neue Stadtanlage. Dies fiel zeitgleich mit dem Beginn des imperialen Zeitalters der Inka zusammen. Auch hier bewies sich Pachacutec Inca Yupanqui als der grosse Reformator der Inka.
Es waren vor allem moderne Strukturalisten und Symbolanalytiker des 20. Jahrhunderts, die in der Form der Stadtanlage von Cuzco einen Puma zu erkennen glaubten. Sie glauben, dass der Kopf des gedachten Pumas mit dem Ort Sacsayhuaman, der Platz zwischen den Vorder und den Hinterbeinen mit dem Platz aucaypata und der Schwanz des Pumas mit dem Platz poma chupan (»Schwanz des Pumas«) zusammenfällt. Diese symbolhafte Bauweise wird dabei Pachacutec Inca Yupanqui zugeschrieben. Es gibt des Weiteren auch Forscher, die der Meinung sind, Cuzco sei an sich das Symbol eines Pumas — die in der Stadt lebenden Menschen seien der Körper und der Inkaherrscher der Kopf gewesen. Beide Hypothesen lassen sich allerdings nicht beweisen, die starken baulichen Veränderungen haben zu wenig Informationen übrig gelassen, als dass bisher eine endgültige Entscheidung möglich wäre.
Zweifellos war Cuzco aber in ein OberCuzco (Hanan Cuzco) und ein UnterCuzco (Hurin Cuzco) eingeteilt. Dies entsprach der grundsätzlichen Struktur einer inkaischen Stadt bzw. eines Dorfes.
Die Rekonstruktion der verschiedenen Bebauungszustände in der Geschichte der Stadt Cuzco ist sehr schwierig. Dies gilt auch für die Endphase des Inkareiches. Als die Spanier die Stadt 1533 eroberten, begann sofort deren Zerstörung. Paläste und Tempel wurden eingerissen, neue Gebäude darauf errichtet oder anderen Verwendungen zugeführt. Auf dem Haupttempel coricancha wurde ein spanisches Kloster gebaut. 1650 richtete zudem ein schweres Erdbeben grosse Zerstörungen an.
Reste des coricancha, des »vergoldeten Tempels« in Cuzco
Sacsayhuaman
Sacsayhuaman, oberhalb von Cuzco gelegen, hatte für die Hauptstadt eine wichtige Funktion. Der Ort war eine Verteidigungsanlage, ein grosses Vorratslager und ein Zeremonialzentrum. Geschützt wurde er von einer Zickzackmauer mit riesigen Ausmassen im typisch inkaischen Architekturstil. Nach heutigem Forschungsstand bestand Sacsayhuaman aus drei zrossen Zonen. Im Norden befand sich ein grosses Wasser_esenpir mit einem Netzwerk von Kanälen. Hierzu gehörte auch eine Reihe von Gebäuden, die aus sehr fein bearbeiteten Steinen gebaut wurden. In der Mitte der Festungsanlage gab es unterirdische Wasserbehälter, Wasserleitungen, Terrassen, Treppen, Innenhöfe und einige kleinere Gebäude. Als dritte Zone interpretiert man den sogenannten »Thron des Inka«, eine grosszügige Anlage mit Sitzen und Treppen aus Stein.
Festung Sacsayhuaman
Ollantaytambo
Ollantaytambo gilt als ein Musterbeispiel für inkaische Stadtkonzeption. Es war einmal mehr Pachacutec Inca Yupanqui, der für die Planung und die Erbauung verantwortlich war. Nach der Eroberung der Region durch die Inka wurde Ollantaytambo unter Pachacutec Inca Yupanqui einerseits ein zeremonielles Zentrum, andererseits aber für den InkaStaat auch eine Festung, die strategisch sehr wichtig war, da sie sich am Eingang zum UrubambaTal befand. Die Tempelanlage weist eine sehr feine Steinbearbeitung auf. Berühmt sind die Wände des Tempels, die aus riesigen Steinblöcken bestehen und bis zu vier Meter hoch sind. Der Ort, der auch zahlreiche Terrassen besass, bot zudem eine wichtige Raststätte für Reisende, Boten und Lamakarawanen. In der spanischen Kolonialzeit machte 011antaytambo von sich reden, da die Stadt zeitweise zum Hauptstützpunkt von Manco Inca Yupanqui bei dessen Aufstand gegen die spanische Herrschaft wurde.
Die Festung Ollantaytambo.
Machu Picchu
Eine weitere Stadt, die Mitte des 15. Jahrhunderts von dem :nächtigen Herrscher Pachacutec Inca Yupanqui als religiöses Zentrum und Ruhesitz erbaut wurde, ist Machu Picchu. In ihrer Blütezeit bestand sie aus 216 Tempeln, Palästen und anderen Gebäuden. Damals lebten dort bis zu 1000 Menschen, die der Führungsschicht des Inkareiches angehörten. Kam der Inka in
Residenz, konnte sich die Anzahl der Menschen, die es infrunehmen galt, schnell verdoppeln. Zu den ständigen Bewohnern gehörten neben inkaischen Adligen auch Landwirte _nd Hirten, die sich um die Versorgung der Stadt kümmerten. Die Errichtung von Machu Picchu ist systematisch durchgeplant. Der Felsen, auf dem die Stadt gebaut wurde, besteht aus Granit. Die Auswahl ihrer Lage spricht für eine strategische Sichtweise, da die Stadt von drei Seiten vom UrubambaTal geschützt wird. Sie ist von drei Bergen umgeben, die alle als heilig angesehen wurden: Huayna Picchu, Machu Picchu und Putucusi. Aus Sicherheitsgründen umgab die Siedlung eine Aussenmauer, die nur ein Zugangstor hatte. Dieses wurde über ein Wächterhäuschen kontrolliert.
Die innere Schutzmauer trennte den Wohnsektor vom landwirtschaftlichen Bereich. Auch hier gab es nur ein Zugangstor, hinter dem sich Lagerhäuser und Ställe für die Tiere befanden. Der urbane Sektor war wie in anderen inkaischen Städten in einen oberen und in einen unteren Bereich eingeteilt. Die Haupttempel und der Palast des Inkaherrschers befanden sich im oberen Teil.
Ein weiterer wichtiger Aspekt für die günstige Lage der Stadt war die Verfügbarkeit von Wasser. Die Einrichtung eines perfekten Wasserleitungssystems gilt als herausragende Ingenieursleistung in Machu Picchu. Ein Wasserkanal führte von der Quelle über ein exakt geplantes Gefälle in den Brunnen des obersten Bereichs des Palastes. Der Herrscher hatte somit das frischeste Wasser. Von diesem Brunnen führte ein weiterer Kanal in den unteren Siedlungsbereich. Machu Picchu kann auch als Stadt der Brunnen bezeichnet werden, da sie sehr zahlreich und wichtige Elemente der gesamten Wasserversorgung der Stadt sind. Forscher haben herausgefunden, dass die Brunnen so angelegt sind, dass durch die Geschwindigkeit des fliessenden Wassers eine Amphore in kürzester Zeit aufgefüllt werden kann. Ingenieure und Steinmetze mussten die Wasserleitungsanlage in Schuss halten und sie weiter ausbauen.
Auf der höchsten Ebene von Machu Picchu befand sich das Sonnenobservatorium intihuasi. Dort befand sich der Sonnenstein, ein Sonnenmesser, der intihuatana genannt wurde, in wörtlicher Übersetzung der »Sonnenfessler«. Dies war ein aus dem Fels geschlagener Stein mit vier Kanten, der zum jeweiligen Stand der Sonne einen entsprechenden Schatten warf. Dort wurde die Uhrzeit bestimmt und Kalenderberechnungen angestellt. Es war ein idealer Punkt für die Beobachtung des Himmels und der Gestirne, so dass man vermuten kann, dass Machu Picchu auch eine Hochburg für die inkaischen Astronomen war. Ein grosser Platz, der heute Sonnenplatz genannt wird, bildete den Übergang zwischen der Oberstadt und der Unterstadt. Befanden sich in der Oberstadt eher die religiösen Gebäude, lagen in der Unterstadt vor allem die zahlreichen Wohnhäuser. Auch die Totenhöhlen gehörten zur Unterstadt.
Die bisherigen archäologischen Befunde haben ergeben, dass in Machu Picchu auch eine grosse Anzahl der auserwählten Frauen aclla und mamacuna lebten und arbeiteten. Es fällt auf, dass ihre Häuser, die acllahuasi, mehrfach zweistöckig waren. Dies war eine Besonderheit in der Stadt.
Machu Picchu
Alles spricht dafür, dass Machu Picchu eine Stadt des Reichtums war. 1562 wurde sie niedergebrannt und 1572 endgültig verlassen. Für die Forscher bleiben heute noch viele Fragen offen: Welche Bedeutung hatte die Stadt im Inkareich? Warum wurde sie nach Ankunft der Spanier so schnell aufgegeben? Und gibt es dort noch verborgene Schätze, wie z. B. Grabanlagen, die man bis heute noch nicht gefunden hat?
Machu Picchu zählt gegenwärtig zu den faszinierendsten archäologischen Städten der Welt. 1983 nahm die UNESCO die Stadt in die Liste des Weltkulturerbes auf. 2007 wurde Machu Picchu in einer privaten Internetumfrage, an der sich weltweit 70 Millionen Wähler beteiligt haben sollen, zu einem der sieben neuen Weltwunder gewählt. Auch wenn dieses Ergebnis keinen offiziell anerkannten Charakter hat, wurde es in Peru doch mit grosser Begeisterung aufgenommen und gefeiert. Schon legendär ist der nationale und internationale Tourismus nach Machu Picchu. Seine Intensität gefährdet aber den Erhalt der Ruinen, so dass ständig Kompromisse zwischen dem Denkmalschutz, der Wissenschaft und dem Kommerz gefunden werden müssen.
Tumipampa
Tumipampa (oder Tomebamba) war die wichtigste inkaische Stadt im Norden des Reiches, im heutigen Ecuador gelegen. Sie lag im Gebiet der Cafiaris, die von Tupac Inca Yupanqui erobert und in den InkaStaat eingegliedert worden waren. Der Inkaherrscher heiratete eine Tochter des Häuptlings der Cariari und begann mit dem Bau eines prunkvollen Palastes pumapunku (»Tor des Puma«). Tumipampa wurde für die Inka von da an zu einem wichtigen strategischem Stützpunkt, von wo aus die weiteren Eroberungen im Norden fortgeführt wurden.
Als Huayna Capac an die Macht kam, wurde Tumipampa weiter ausgebaut und galt zu der Zeit als die zweite Hauptstadt des Reiches. Spanische Chronisten berichteten fasziniert, dass die Gebäude in dieser Stadt zu den prachtvollsten und reichsten in ganz Perus gehört hätten. Die Wände der Paläste seien mit Gold überzogen und mit Mosaiken aus SpondylusMuscheln dekoriert gewesen. Das grosse Vorbild bei der Anlage der Stadt sei Cuzco gewesen. Für die Errichtung der Tempel sollen sogar Steine aus der Hauptstadt nach Tumipampa gebracht worden sein.
Dies ist vor allem symbolisch zu sehen: Durch das Verwenden heiliger Steine aus der heiligen Stadt Cuzco wurde die Bedeutung von Tumipampa auch in sakraler Hinsicht unterstrichen. Tumipampa galt das als Lieblingsstadt von Huayna Capac und war für viele Jahre seine wichtigste Residenz. Während des Bürgerkrieges zwischen Huascar und Atahualpa erlitt die Stadt schwere Schäden. Nach der endgültigen Zerstörung durch die Spanier wurde an gleicher Stelle 1557 die heutige Stadt Cuenca gegründet.
Tumipampa
Das Ende des Inkareiches: Eroberung durch die Spanier
Die Ankunft von Christoph Kolumbus Ende des 15. Jahrhunderts in Amerika hatte einen folgenreichen Einfluss auf die weitere Weltgeschichte. Die Eroberung der Spanier von Mittel und Südamerika bedeutete den Untergang vieler Völker und den Beginn eines neuen Zeitalters in Amerika.
Nach der Eroberung von Mexiko, besonders der Azteken und Teile der Maya, zog es die Spanier schnell nach Südamerika auf die Suche nach weiteren Reichen mit bedeutenden Reichtümern, vor allem Goldschätzen. Die indigenen Völker Amerikas hatten sehr schnell gemerkt, dass die Europäer vor allem auf der Suche nach Gold und Silber waren. Die Brutalität mit der so mancher Eroberungszug einherging, hinterliess einen traumatischen Eindruck bei den Völkern. Viele sahen sehr schnell einen Vorteil darin, sich mit den Spaniern zu verbünden. Im Andengebiet gab es schon lange vor den Inka eine reiche Tradition der Goldverarbeitung. Auch im nördlichsten Südamerika, noch ausserhalb des InkaTerritoriums, waren der Reichtum und der Prunk der Inka bekannt. So wundert es nicht, dass die Spanier schon bei ihrer ersten Ankunft an der südamerikanischen Küste auf die Inka aufmerksam gemacht und weiter nach Süden verwiesen wurden.
Es war nur eine kleine Truppe unter der Führung von Francisco Pizarro, die im November 1532 den InkaHerrscher Atahualpa in Cajamarca gefangen nahm. Die zentrale Macht des Inkastaates war zu jenem Zeitpunkt durch den Bruder und Bürgerkrieg zwischen Huascar und Atahualpa empfindlich geschwächt. Die Spanier standen nicht einem so starken Staat gegenüber, wie dies noch unter der Führung von Huayna Capac der Fall gewesen wäre.
Mit der Gefangennahme der göttlichen Führungspersönlichkeit, dem Sohn der Sonne Atahualpa, begann sehr schnell der Zerfall des Inkareiches. Von den Inka unterworfene Völker und auch umgesiedelte Gruppen aus den unterschiedlichsten Regionen verbündeten sich mit den Spaniern. Sogar Adelige aus der Partei von Atahualpas Bruder Huascar boten den Fremden ihre Hilfe an. Dadurch erhielten die Spanier bei ihren Eroberungszügen eine so grosse Unterstützung, dass sie dem inkaischen Heer hoch überlegen waren. Verstärkt war diese Überlegenheit auch durch den Einsatz von Pferden, Stahlschwertern und Schusswaffen.
Vielen Völkern ging es in erster Linie darum, sich mit Hilfe der Spanier vom Joch der InkaHerrschaft zu befreien. Auch dies zeigt, dass das Reich der Inka alles andere als einheitlich gefestigt war und viele nur auf eine Gelegenheit warteten, von den Inka loszukommen oder sich sogar an ihnen zu rächen.
Aber ob Inka oder ein anderes Volk im Andengebiet, am Ende teilte sie alle das gleiche Schicksal, nämlich die Eingliederung in das spanische Reich. Atahualpa wurde nach einem Prozess aus fadenscheinigen Gründen hingerichtet und damit das Ende des InkaStaates faktisch besiegelt.
Nach dem Tod Atahualpas liess Francisco Pizarro dessen jüngeren Bruder Tupac Huallpa zum neuen InkaHerrscher krönen. Pizarro war der Meinung, durch einen SchattenInka das riesige Reich leichter beherrschen zu können, da auch er die inkaischen zentralen Staatsstrukturen schnell durchschaut hatte. Tupac Huallpa war aber nur wenige Wochen im Amt. Er begleitete Francisco Pizarro auf dessen Zug in die Hauptstadt Cuzco. Bei einem mehrtägigen Halt in der heutigen Stadt Jauja, die bei dieser Gelegenheit als spanische Niederlassung gegründet wurde, starb Tupac Huallpa. Über seinen Tod kursieren verschiedene Vermutungen. Einige Chronisten behaupten, er sei von Calcochima, einem mächtigen Heerführer Atahualpas, vergiftet worden. Andere sind der Meinung, er sei an einer von den Spaniern eingeschleppten Krankheit gestorben.
Francisco Pizarro setzte daraufhin Manco Inca, einen anderen Halbbruder von Atahulapa und Sohn von Huayna Capac als neuen Herrscher ein.
Manco Inca löste sich aber bald von den Spaniern und rief seine Untertanen zu einem Aufstand auf, um das Land wieder zu befreien. Es folgten ihm tatsächlich viele Menschen aus allen Teilen des Reiches, da man die Spanier inzwischen offensichtlich als die viel schlimmeren Unterdrücker erkannt hatte. Viele Spanier wurden bei dieser Erhebung getötet und Cuzco zeitweise sogar eingeschlossen.
Manco Inca konnte sich letztendlich aber nicht durchsetzen, weil viele Adelige ihn im Stich liessen oder sogar gegen ihn kämpften. Zu seinen Gegnern gehörten auch Verwandte und Mitglieder des inkaischen Hochadels, wie z. B. sein Halbbruder Paullu. Manco Inca konnte sich mit seinen Gefolgsleuten nach Vilcabamba zurückziehen, wo sich noch einige Zeit ein relativ kleines, unabhängiges Reich hielt, das von der Forschung als NeoInkareich bezeichnet wird. Dieses erreichte aber keine grössere Bedeutung mehr. Eine Rückkehr zu den alten Zeiten des Tahuantinsuyu blieb ihm verwehrt. Manco Inca hatte einigen Spaniern in Vilcabamba Zuflucht gewehrt, die sich selbst inzwischen in einem erbitterten Bürgerkrieg um die Herrschaft in Cuzco befanden. Jene Spanier dankten es ihm schlecht und ermordeten ihn 1544.
Die in Vilcabamba verbliebenen inkaischen Adeligen krönten Sayri Tupac, einen Sohn von Manco Inca, zum neuen Herrscher. Bei seinem Amtsantritt soll er erst 10 oder 12 Jahre alt gewesen sein. Rechtlich wurde er zunächst von seinem Onkel Atoq Supa vertreten. Als junger Mann gelang es ihm dann, Frieden mit den Spaniern zu schliessen, indem er auf eigene Machtansprüche verzichtete. Er konnte sogar nach Lima reisen, wo er vom Vizekönig und vom Erzbischof empfangen wurde. 1560 starb er unter mysteriösen Umständen im Alter von etwa 26 Jahren.
Nachfolger von Sayri Tupac wurde 1560 als dritter Herrscher des sogenannten NeoInkareiches oder »Reiches von Vilcabamba« Titu Cusi Yupanqui. Er war ebenfalls ein Sohn von Manco Inca. Titu Cusi Yupanqui wurde vor allem durch einen ausführlichen Bericht berühmt, den er an den spanischen König Philipp II. sandte. Darin hebt er vor allem die Leistung seines Vaters Manco Inca und die Ungerechtigkeiten die diesem von Seiten der Spanier widerfahren sind. Dieser Text aus dem Jahr 1570, der 1985 auch in deutscher Übersetzung als Buch mit dem Titel »Die Erschütterung der Welt —Ein InkaKönig berichtet über den Kampf gegen die Spanier« erschienen ist, gilt als wichtige Quelle, da er die Ereignisse der damaligen Zeit aus indigener Sicht schildert.
Titu Cusi Yupanqui schloss 1566 mit dem spanischen Gouverneur Lope de Castro einen Vertrag über seine zukünftige Stellung und Machtbefugnisse ab. Darin erklärte er sich einverstanden, Untertan des spanischen Königs zu werden. Den Spaniern wurde das Recht zugestanden, Priester nach Vilcabamba zu senden und dort Kirchen zu bauen. Es war zu jenem Zeitpunkt für Titu Cusi Yupanqui die einzige Möglichkeit, sich eine gewisse Selbstständigkeit zu erhalten und nicht vollständig kapitulieren zu müssen. Der vermeintliche Frieden hielt aber nicht lange. Die Spanier vermuteten in der Region von Vilcabamba reiche Gold und Silberminen und entsandten einen Bergmann und Erzsucher. Nachdem dieser tatsächlich fündig geworden war, liess Titu Cusi Yupanqui ihn umbringen, da er fürchtete, sein Land bald vollständig zu verlieren. Kurz darauf starb Titu Cusi Yupanqui 1571 selbst unter mysteriösen Umständen. Der inzwischen in Vilcabamba residierende spanische Augustinermönch Diego Ortiz wurde von den inkaischen Adeligen beschuldigt, ihren Herrscher vergiftet zu haben. Er wurde unter schweren Foltern von den Inka ebenfalls umgebracht.
Nachfolger von Titu Cusi Yupanqui wurde Tupac Amaru, ein weiterer Sohn von Manco Inca. Der Beginn seiner Amtszeit fiel aber für ihn in extrem ungünstige Begleitumstände. 1569 hatte der neue spanische Vizekönig in Peru, Francisco de Toledo, seine Arbeit aufgenommen. Dieser war bis 1581 im Amt und ging für die Spanier als der grosse Ordner und Reformator des Vizekönigreichs Peru in die Geschichte ein. Er entsandte eine starke Armee nach Vilcabamba, um Tupac Amaru gefangen zu nehmen, und um die letzte Keimzelle inkaischen Widerstandes auszurotten. In der ganzen Provinz Vilcabamba wurde Jagd auf Mitglieder der Familie des Tupac Amaru gemacht. Tupac Amaru wurde schliesslich 1572 auf dem Hauptplatz in Cuzco enthauptet. Sein Kopf wurde zur Abschreckung auf einem Pfahl ausgestellt. Dieses Ansinnen der Spanier ging aber nicht auf, da sich immer mehr Indigene versammelten, um den Verstorbenen zu verehren. Der Kopf des Toten musste daraufhin wieder entfernt werden. Mit dem Tod von Tupac Amaru fand das NeoInkareich sein Ende.
Der Name Tupac Amaru sollte aber in der weiteren Geschichte Perus noch eine gewisse Rolle spielen. 1780
kam es zu einem grösseren indigenen Aufstand gegen die
spanische Herrschaft. Einer seiner wichtigsten Führer, Jose Gabriel Condorcanqui, nannte sich in Erinnerung an den
letzten Herrscher von Vilcamaba Tupac Amaru II. Er behauptete sogar, ein Nachfahre von diesem zu sein, was aber nicht bewiesen ist. Der Aufstand scheiterte und Tupac Amaru II. wurde 1781 auf dem Hauptplatz in Cuzco gevierteilt.
In den 1970er Jahren entstand in Peru eine Untergrundbewegung, die sich Movimiento Revolucionario Tupac Amaru (MRTA), »Revolutionäre Bewegung Tupac Amaru« nannte. Auch hier stand der Name Tupac Amaru für Widerstand. Traurige Berühmtheit erreichte die Gruppe weltweit im Jahre 1996, als ein schwerbewaffnetes Kommando die japanische Botschaft in Lima besetzte und 483 Geiseln nahm. Der damalige peruanische Präsident Alberto Fujimori befahl die Stürmung der Botschaft, bei der alle 14 Geiselnehmer getötet wurden. Dies war das endgültige Ende von MRTA, nachdem bereits 1994 viele Rebellen aufgrund eines Amnestieangebotes des Staates ihre Waffen abgegeben hatten.
Die Kolonialzeit
Die Völker des Andengebiets, ob sie nun Teil des Inkareiches waren oder nicht, hatten vom 16. bis zum 19. Jahrhundert ein schweres Los in der spanischen Kolonialzeit. Ihr Leben änderte sich radikal Es galt nicht nur eine neue Herrschaft auszuhalten, sondern sich auf eine ganz neue Kultur, Religion und Wirtschaftsweise einzustellen.
Die Formen der Unterdrückung und der Ausbeutung der Arbeitskraft war in den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts noch ziemlich willkürlich und unkontrolliert. Erst im Laufe der Jahre hatte sich die spanische Krone auf die auch für sie in diesen Ausmassen neue Situation eingestellt. Es war vor allem einigen katholischen Geistlichen zu verdanken, dass Gesetze zum Schutz der indianischen Bevölkerung erlassen wurden. Auch spanische Juristen und Staatsrechtler setzen sich für einen gerechten Umgang mit der neu hinzugekommenen Bevölkerung in Übersee ein. Für sie war das Land in Amerika kein Kolonialgebiet, sondern Teil des spanischen Mutterlandes. Die einheimische Bevölkerung galt es von daher in das Reich zu integrieren und nicht wie rechtlose Sklaven zu behandeln. In der Praxis wurden jedoch die Gesetze zum Schutz der Indianer oft nicht entsprechend umgesetzt.
Der übriggebliebene Teil des inkaischen Adels, der mit den Spaniern kooperierte, hatte von der ehemaligen Bevölkerung des Inkareiches noch das angenehmste Schicksal. Die Adeligen, die ihre Loyalität bewiesen, erhielten von den Spaniern eine bevorzugte Behandlung. In der Philosophie der spanischen Krone war ein fremder und unterworfener Adel als solcher in seiner durch Geburt oder Verdienst erworbenen Sonderstellung zu akzeptieren. So kam es, dass viele adlige Führer des Inkareiches, auch in den äusseren Provinzen, von den Spaniern wiederum als Funktionäre eingesetzt wurden, um als Bindeglied zur spanischen Staatsverwaltung und als Verantwortliche für die zu leistenden Abgaben zu fungieren.
Bis zur Unabhängigkeit der heutigen andinen Staaten von der spanischen Krone im 19. Jahrhundert kam es zu einer Vermischung der andinen Bevölkerung mit Menschen europäischer und afrikanischer Herkunft. Und dies nicht nur in biologischer, sondern auch in kultureller Hinsicht. Dies führte dazu, dass im Laufe der Jahrhunderte immer weniger zwischen z. B. Inka, Chachapoya oder anderen andinen Völkern unterschieden wurde. Was am ehesten noch verblieb, waren die grossen Sprachen des Andengebiets: Quechua und Aymara. Noch heute sprechen etwa 10 Millionen Menschen Quechua und 2,5 Millionen Aymara. Die vielen kleineren Sprachen sind dagegen grösstenteils ausgestorben.
Erbe des InkaReichs
Ein Volk der »Inka« gibt es heute nicht mehr. Inka bezeichnet gegenwärtig eher eine glorreiche Vergangenheit, die grösstenteils bewundert wird, manchmal aber auch sehr kritisch gesehen wird. Für viele heutige Peruaner sind es vor allem die herausragenden Städtebauleistungen wie Cuzco und Machu Picchu, die eine grosse Achtung hervorrufen. Auf die vielen Kulturdenkmäler, die nicht nur von den Inka, sondern auch von vielen vorinkaischen Völkern stammen, ist man sehr stolz. Aber sie sind Vergangenheit und in erster Linie ein Teil der Geschichte.
Manchmal gibt es Versuche der Wiederbelebungen alter voreuropäischer Kulturelemente. Berühmtestes Beispiel ist das inkaische Fest Inti Raymi, das seit den 1940er Jahren in Sacsayhuaman bei Cuzco zu einem attraktiven Anziehungspunkt für nationalen und internationalen Tourismus geworden ist. Aber auch dieses Fest ist vor allem ein Teil der Erinnerungskultur und keine Wiederkehr der Inka.
Auch in Europa und speziell in Deutschland verdanken wir viel den Inka und anderen andinen Völkern. Was wäre die deutsche Küche heute ohne ihre Kartoffel? Sie ist wohl die wichtigste Nutzpflanze, die aus den Anden eingeführt wurde und in ganz Europa Verbreitung gefunden hat.
Hohes Ansehen geniesst in Deutschland auch die aus Südamerika stammende Quinoa, die in den Anden schon vor 6000 Jahren angebaut wurde. Wegen ihrer hohen Anteile an Mineralstoffen und Eiweiss ist sie auch in unseren Kulturbreiten für die Ernährung sehr geschätzt. UNGeneralsekretär Ban Ki Moon erklärte 2013 sogar zum Jahr der Quinoa, was die internationale Bedeutung der Pflanze unterstreicht. Auch die aus Peru stammende Knollenpflanze Maca ist in Deutschland inzwischen in Tabletten und Pulverform als Nahrungsergänzungsmittel sehr beliebt. Sie gilt ebenfalls als sehr nahrhaft und wird als Potenzmittel, zur körperlichen und seelischen Energiegewinnung sowie zur Stärkung von Abwehrkräften geschätzt.
Von den Tieren haben das Lama, das Alpaka und der Kondor direkten sprachlichen Eingang ins Deutsche gefunden. Und wer kennt nicht das Meerschweinchen als beliebtes Haustier? In Deutschland wäre es undenkbar, dieses zu verzehren. Bei den Inka war es aber ein wichtiges Nahrungsmittel und auch in der Religion und in der Medizin spielte es eine Rolle.
Auch in Deutschland ist es vor allem die Stadt Machu Picchu, die für eine grosse Bewunderung sorgt und die Erinnerung an die Inka wachhält. Das Interesse an der enormen Kulturleistung der Inka ist auch hierzulande sehr gross. Noch sind viele Rätsel in Bezug auf die Kultur und die Geschichte der Inka nicht gelöst. Noch wissen wir zu wenig über die frühe Geschichte der Inka, die Auseinandersetzungen mit ihren Nachbarvölkern und die Voraussetzungen für ihren phänomenalen Aufstieg. Wünschenswert wären auch bessere Kenntnisse über die Siedlungsstrukturen inkaischer Städte ausserhalb der Ortskerne, die aufgrund ihrer baulichen Bedeutung bis heute im Mittelpunkt des Interesses stehen. Viele Überreste von inkaischen Bauten, wie Häuser, Tempel und Stützpunktanlagen in den Aussenbezirken des Reiches sind noch nicht erforscht. Auch viele menschliche Überreste aus inkaischer Zeit sind noch nicht entdeckt und erforscht wurden. Besonders DNAAnalysen, auf die man vor einigen Jahren noch gar nicht zurückgreifen konnte, versprechen interessante Einblicke in Verwandtschaftsstrukturen. Vor allem von den modernen Methoden der Archäologie, der Naturwissenschaften und der Medizin sind in den nächsten Jahren neue wichtige Erkenntnisse zu erwarten.
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