Rohstoffe Commodities 2014 – von Selzer-McKenzie SelMcKenzie
Author D.Selzer-McKenzie
Nachdem sich die breit gefassten Rohstoffindizes im Vorjahr
erneut verbilligt haben, erwarten wir in der ersten Jahreshälfte 2014 eine
allgemeine Bodenbildung und einen Preisanstieg insbesondere bei den Industrie-
und Edelmetallen zum Jahresende. Gleichzeitig sehen wir bei Rohöl und den
meisten Agrarrohstoffen nur wenig Potenzial nach oben. Die Differenzierung
innerhalb des Rohstoffsektors, das heißt unterschiedliche Preisentwicklung,
sollte damit hoch bleiben. Denn neben den Faktoren, die für alle Rohstoffmärkte
relevant sind, wie zum Beispiel die wirtschaftliche Entwicklung Chinas, das
Verhalten der Investoren und die Zentralbankpolitik, treten vor allem die
branchenspezifischen Faktoren in den Vordergrund.
Die Rohstoffpreise gemessen an den breitgefassten
Rohstoffindizes sind im letzten Jahr erneut gesunken und befinden sich nun
bereits seit Frühjahr 2011 in einem übergeordneten Abwärtstrend (Grafik 1).
Eine wichtige Frage, die sich die Marktbeobachter häufig in den vergangenen
Monaten gestellt haben, ist, ob der langfristige Superzyklus bei Rohstoffen, der
um die Jahrtausendwende begonnen hatte, damit zu Ende ist. Unsere Antwort ist
»jein!« Wir gehen zwar davon aus, dass die Zeiten exorbitanter Preisanstiege
und kontinuierlicher Verteuerung über alle Rohstoffe hinweg vorbei sind.
Allerdings sehen wir weiter be-sonders den enormen Nachholbedarf der
Schwellen-länder auf der Nachfrageseite als ausschlaggebend für eine
allmähliche langfristige Verteuerung der Rohstoffe. Außerdem sollte die
Differenzierung inner¬halb des Rohstoffsektors in den kommenden Mona¬ten und
Jahren hoch sein, wobei sich die verschiede¬nen Rohstoffmarktsegmente, wie zum
Beispiel Indus¬trie- und Edelmetalle, Energie und Agrarrohstoffe,
unterschiedlich verhalten werden. Mittelfristig sehen wir insbesondere bei den
Metallen nach den verlust¬reichen Jahren zuvor ein höheres Potenzial, weil der
Preisrückgang teilweise der überzogen negativen Stimmung geschuldet war.
Doch bevor wir uns mit den künftigen Marktentwick¬lungen
beschäftigen, beleuchten wir im Einzelnen, welche Faktoren die teilweise
massiven Preisverluste zuvor ausgelöst und unterstützt hatten. Wir sehen, dass
die Preisschwäche diesmal sowohl durch die physischen Überschüsse als auch
durch eine Ver¬schlechterung der Stimmung und den darauffolgen¬den Rückzug der
Anleger aus der Anlageklasse Rohstoffe begleitet wurde. Dabei sind die
teilweise sehr heterogenen Preisentwicklungen der ver¬schiedenen Rohstoffe auch
im vergangenen Jahr (Grafik 2) häufig auf die unterschiedlichen Aspekte und
Einflüsse der Geld-, der Wirtschafts- und der Geopolitik zurückzuführen.
Während die steigenden Realzinsen und die Aussicht auf eine geldpolitische
Straffung der US-Notenbank Fed den Goldpreis im Vorjahr im Jahresverlauf
teilweise um 30 Prozent fallen ließen, war für die Preisschwäche der
Indus¬triemetalle aus unserer Sicht vor allem das (im Ver¬gleich zu den Jahren
zuvor) schwächere chinesische Wirtschaftswachstum verantwortlich. Die Ölpreise
wurden dagegen vor allem durch die geopolitischen Faktoren und Ängste
unterstützt und waren im Jahresverlauf trotz einer reichlichen Versorgung eher
stabil.
Was viele Marktbeobachter an den Rohstoffmärkten häufig
fasziniert, ist die Tatsache, dass die meisten Preisbewegungen zumindest im
Nachhinein mit einfachen logischen Entwicklungen, Faktoren und Aspekten der
physischen oder der spekulativen Angebots-/Nachfragesituation zu erklären sind.
Oft haben sich diese Faktoren über mehrere Jahre als ausschlaggebend gezeigt
und herauskristallisiert, wie zum Beispiel die physische Unterdeckung, die
Entwicklung der Lagerbestände oder der chinesi-schen Importe oder aber die
Stimmung der Anleger. Doch
die Zusammenhänge an den Rohstoffmärkten sind oft kom¬plexer
und komplizierter, als es auf den ersten Blick erscheint. So erweisen sich die
Erwartun-gen häufig als wichtiger als die
Realität und der Einfluss vieler Faktoren verändert sich im
Laufe der Zeit. So hat die unkonventionelle Geldpolitik der US-Fed, die die
Rohstoffpreise zwi-schen 2009 und 2011 stark unterstützt hatte, in den letzten
beiden Jahren zwar die westlichen Aktien-märkte, nicht jedoch die
Rohstoffmärkte unterstützt. Auch der US-Dollar, der im vergangenen Jahrzehnt
als einer der wichtigsten Treiber hinter den Rohstoff-und
Goldpreisveränderungen galt, hat zuletzt deut-lich an Einfluss eingebüßt
(Grafik 3). Daher beleuch-ten wir zunächst einmal die physischen Aspekte des
Geschehens an den Rohstoffmärkten in den letzten Jahren, bevor wir uns mit den
etwas weicheren Faktoren beschäftigen, wie zum Beispiel der Geld-politik und
dem Verhalten der Anleger.
Nicht nur die kurzfristigen Preissprünge, sondern auch die
längerfristigen Auf- und Abwärtszyklen bei Rohstoffen werden meist durch den
Eintritt unerwarteter Faktoren und weniger durch normale
Grafik 3: Schwacher US-Dollar und QE3 zuletzt keine Stütze
für die Rohstoffpreise
72 74 76 78 80 82 84 86
88
90
.1-3!-1 09 Jan 10 Jan 11 Jan
12 Jan 13 Jan 14
—DJ-UBS Rohstoffindex, links —USD-Index
(invers), rechts
2-z: '5. Januar 2014;
e: DJ-UBS, Bloomberg, Commerzbank Corporates ä Markets
= _ .%,-.entwicklungen
sind kein Indikator für die künftige Entwicklung.
und deswegen keine ausreichenden Produktions¬kapazitäten
entwickelt hatte. Gepaart mit einer stark tionsdefizite zu stark steigenden
Rohstoffpreisen. Allerdings hatten die Preisanstiege auch den berühm-steigenden
Anlegernachfrage führten die Produk¬ten »Schweinezyklus« zur Folge, wobei die
neuen Produktionsanlagen häufig schon bei den weitaus höheren Preisen der
letzten Jahre geplant wurden. Deshalb weisen einige Rohstoffmärkte aktuell ein
überzogenen Erwartungen und Investitionen zuvor zu suchen sind. Ein nachhaltiger
Preisanstieg bei den überschüssigen Produktionskapazitäten ist wenig
strukturelles Überangebot auf, dessen Gründe in den realistisch, zumal sich die
Nachfrageaussichten nicht dementsprechend verbessert haben und viele dieser
Kapazitäten dem Markt kurzfristig zur Verfügung gestellt werden können. Die
Situation für die Produzen¬ten wird durch den Eintritt vieler neuer Produzenten
und die dadurch teilweise niedrigere Konzentration auf der Angebotsseite
zusätzlich erschwert. Denn damit verringert sich auch die »Disziplin« der
Roh-nicht mehr die Grenzproduktion kontrollieren und zenten die Grenzproduktion
kontrollieren, wie zum stoffproduzenten, weil die großen Konzerne häufig damit
nicht mehr die Preismacht besitzen. Die Preise an den Rohstoffmärkten, an denen
nur wenige Produ-Beispiel am Ölmarkt oder am Platin- und Palladium-markt,
erwiesen sich auch zuletzt als deutlich stabiler. Wenn man zum Schluss gelangt,
dass vor allem die überraschenden Entwicklungen die Preise signifikant
beeinflussen, muss man sich fragen, wie viele von den gegenwärtigen und
künftigen Produktionserhö¬hungen bei verschiedenen Rohstoffen bereits von den
Marktteilnehmern erwartet und in den Preisen entsprechend berücksichtigt sind.
Wir werden die Daten für einzelne Marktsegmente in dieser Publika¬tion
beleuchten. Man kann allgemein sagen, dass die Wirtschaftszyklen hervorgerufen.
Dies könnte die Bildung eines Produktionskartells oder die Einfüh¬rung einer
verbesserten Fördertechnik wie zum Bei¬spiel »Fracking« auf der Angebotsseite
sein. Auf der
Nachfrageseite könnte dies der effizientere Umgang mit den
Rohstoffen oder umgekehrt die Entwicklung einer rohstoffintensiven Technologie
oder die Etablie¬rung der Rohstoffe als Anlageklasse sein. Insofern sehen wir
nicht allein die Entwicklung Chinas zum wichtigsten Rohstoffnachfrager im
letzten Jahrzehnt Erfolge auf der Produktionsseite bei den meisten Rohstoffen
in den letzten Jahren die Erwartungen unabhängiger Analystenagenturen und
Regierungs-stellen massiv aufgebläht haben. Vergleicht man diese jedoch mit den
harten Daten zu den entspre-chenden Zeiträumen, sieht man insbesondere bei den
Industriemetallen, dass diese Erwartungen teilweise überzogen waren und sich
die erwarteten Produkti¬onsüberschüsse daher als zu hoch erwiesen haben.
Die Preisentwicklungen sind immer ein Zusammen-spiel von
Angebot und Nachfrage. Die Angebotsseite wird oft von den mittelfristigen
Preisentwicklungen oder externen Schocks, wie zum Beispiel Streiks,
Wetterkapriolen oder operativen Problemen, beein¬flusst. Die Nachfrageseite
erweist sich dagegen oft als
weitgehend preisunelastisch, das heißt, sie reagiert nur
geringfügig auf die Preisver¬änderungen. Die Nachfrage¬schätzungen erweisen
sich
häufig als treffsicher, weil
diese meist von den allgemeinen konjunkturellen
Entwicklungen abhängen. Für das Jahr 2014 erwar-ten wir eine Wiederbelebung der
Weltkonjunktur. Zum einen sollten die Industrieländer ein vergleichs-weise
robustes Wachstum aufweisen. Dies gilt ins-besondere für die USA, für welche
unsere Volkswirte mit einem BIP-Wachstum von 2,8 Prozent rechnen. Japan sollte
um 1,8 Prozent wachsen und die Euro-zone nach zwei Jahren der Schrumpfung
wieder mit einem Wachstum von 0,9 Prozent aufwarten. Zum anderen sollten auch
die Schwellenländer, die im Vorjahr mit massiven Kapitalabflüssen und einem für
diese Länder anämischen Wachstum gekämpft haben, im späteren Verlauf des Jahres
auf den Pfad des Wachstums zurückkehren. Für China erwarten
wir für dieses Jahr ein BIP-Wachstum von 7,5 Prozent (Grafik
4). Zwar wäre dies die schwächste Wachstums¬rate seit 1990, man muss allerdings
berücksichtigen, dass China nach drei Jahrzehnten Wachstum mit rund 10 Prozent
p.a. mittlerweile die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ist. Eine deutliche
Wieder-belebung der Weltkonjunktur — wir rechnen für 2014 mit einem Anstieg des
Welt-BIP um 3,5 Prozent —dürfte den Rohstoffmarkt in diesem Jahr unterstützen.
In den vergangenen Jahren haben sich die Rohstoffe auch als
eine separate Anlageklasse etabliert. Die Wachstumsperspektiven der
Schwellenländer, die positive Preisentwicklung und häufig eine geringe
Korrelation mit den anderen Anlageklassen, wie zum Beispiel Aktien oder
Anleihen, haben Zuflüsse in Höhe von einigen 100 Milliarden US-Dol¬lar in die
Rohstoffterminmärkte und ETPs bewirkt. Nachdem sich die Aussichten für die
Roh¬stoffmärkte in den letzten Jahren
etwas eingetrübt haben. stiegen allerdings auch viele
Investoren aus den Rohstoff¬anlagen aus. Wir gehen davon aus. dass sich im
letz¬ten Jahr die Rohstoffanlagen an den Terminmärkten. in Rohstofffonds. ETPs
und Ähnliches um mehr als 50 Milliarden US-Dollar verringert haben. Allein die
Abflüsse aus den Gold-ETPs betrugen im Vorjahr rund 40 Milliarden US-Dollar
(Grafik 5). Diese Abflüs¬se, sprich zusätzliches Angebot an den Rohstoffmärk¬ten,
dürften den Preisrückgang bei vielen Rohstoffen beschleunigt haben. Wir sind
jedoch davon über¬zeugt, dass Rohstoffe als Beimischung in einem
diversifizierten Portfolio weiterhin Bestand haben sollten. Wir rechnen mit
einer Wiederbelebung oder zumindest einer Stabilisierung der
Investment¬nachfrage nach Rohstoffen in diesem Jahr.
Nachfolgend wollen wir auf die wichtigsten Entwick-lungen in
den jeweiligen Sektoren anhand einiger prominenter aussagekräftiger Beispiele
eingehen:
Am Ölmarkt sind die Angebots¬tendenzen entscheidend Am
Ölmarkt wird auch im laufen¬den Jahr das Angebot im Fokus stehen. Preisdämpfend
bleiben die anhaltenden Erfolge bei der Schieferölproduktion in den USA. Binnen
der letzten drei Jahre ist die US-Rohölproduktion um 50 Prozent gestiegen.
Erstmals seit 25 Jahren wurden Anfang des Jahres in den USA wieder über 8,1
Millionen Barrel pro Tag gefördert. Die US-Energie-
behörde rechnet mit einer Fortsetzung des steilen
Aufwärtstrends, sodass Ende 2014 fast 9 Millionen Barrel pro Tag produziert
werden dürften. Den Produktionserfolgen in den USA wird es auch primär zu
verdanken sein, dass die Zu¬nahme des Nicht-OPEC-Angebots ausreichen dürfte,
den steigen¬den Ölbedarf in der Welt zu bedienen. Zwar dürfte die globale
Ölnachfrage im laufenden Jahr etwas stärker steigen als 2013. Doch selbst in
dem optimistischen Szenario der US-Ener¬giebehörde, in dem die Ölnachfrage im
laufenden Jahr um 1,2 Millionen Barrel pro Tag zulegt und da¬mit immerhin sogar
etwas stärker als im Durchschnitt der letzten zehn Jahre, ist das
Nachfragewachstum nicht höher als der Zuwachs des Nicht-OPEC-Ange¬bots (Grafik
6).
Das bedeutet aber auch, dass der Bedarf an OPEC-Öl fällt.
Zwar hat die OPEC tatsächlich zuletzt weniger produziert. Nach
Reuters-Schätzungen war die För¬derung im Dezember mit 29,5 Millionen Barrel
pro Tag immerhin gut 2 Millionen Barrel geringer als im Sommer 2012 und damit
so niedrig wie zuletzt vor zweieinhalb Jahren. Der Rückgang war aber eher
un¬freiwillig. Denn er war in erster Linie unplanmäßigen Produktionsausfällen
geschuldet, die sich im Dezem¬ber bei den OPEC-Produzenten auf 2,5 Millionen
Barrel pro Tag summierten (Grafik 7). So produzierte Libyen aufgrund
anhaltender Streiks und Proteste seit Monaten nur noch einen Bruchteil des üblichen
Niveaus.
Doch nun scheint sich die Lage in Libyen zu verbes¬sern: Die
Produktion konnte zuletzt immerhin gegenŸber dem Dezember-Niveau auf 600.000
Barrel pro Tag mehr als verdoppelt werden. Zudem könnte es Mitte 2014 zu einer
Lockerung oder gar Aufhebung der Ölsanktionen gegen den Iran kommen. Die
Chan-cen dafür sind seit der ersten Eini¬gung im seit Jahren schwelenden
Atomstreit Ende November gestie¬gen. Europäischen Versicherun-gen ist es
inzwischen wieder er¬laubt, für Öllieferungen aus dem Iran Verträge
abzuschließen. Dies
dürfte in den kommenden Monaten zu etwas höheren Käufen
asiatischer Abnehmer führen, zumal diese von den USA für weitere sechs Monate
von den Sank¬tionen ausgenommen wurden.
Sollten Libyen und/oder der Iran die Produktion aus¬weiten
können, bestünde zweifellos die Gefahr eines massiven Überangebots im Ölmarkt.
Wir rechnen jedoch damit, dass »Swing-Producer« Saudi-Arabien dank einer
zuletzt komfortablen Haushaltslage seine Produktion zurückfahren wird und damit
einen stärkeren Preisrückgang am Markt verhindert. Im Jahresdurchschnitt
erwarten wir einen Brent-Ölpreis von 106 US-Dollar je Barrel. Alles in allem
wird das Hauptaugenmerk des Markts 2014 erneut dem Ange¬bot gelten. Schließlich
ist auch der umgekehrte Fall nicht auszuschließen, denn eine erneute Zuspitzung
der geopolitischen Spannungen im Nahen Osten und dadurch bedingte
Angebotssorgen könnten auch den Ölpreis in die Höhe schnellen lassen.
Der globale Kupfermarkt ist angespannter, als es auf den ersten
Blick scheint
Anders als am Ölmarkt dürften die Marktteilnehmer am
Kupfer-markt von der jüngsten Ange¬botsentwicklung enttäuscht werden. Bislang
herrscht die Meinung vor, dass der globale Kupfermarkt 2013 erstmals seit vier
Jahren wieder einen Ange-botsüberschuss aufwies, der sich im neuen Jahr noch
deutlich
ausweitet. Die Daten der International Copper Study
Group (ICSG) stehen dazu je-
doch im Widerspruch. So be¬
angespannte Situation hin (siehe Grafik 8). Es ist daher
keineswegs sicher, dass im letzten Jahr das Angebot tatsächlich die Nachfrage
übertroffen hat. Zudem erscheint uns der erwartete Überschuss für 2014 zu hoch.
Hinzu kommen die aktuell niedrigen Kupferpreise, die die Inbetriebnahme neuer
Minen-projekte unattraktiv machen.
Gleichzeitig zeigt sich die Nachfrage recht robust. Die ICSG
erwartet 2014 einen Anstieg der globalen Kupfernachfrage um 4,4 Prozent, der
vor allem von China getrieben wird. Kupfer wird im Rahmen der fortschreitenden
Urbanisierung zum Beispiel in elek-tronischen Anwendungen, Stromkabeln und
weiterer Infrastruktur benötigt. Um den heimischen Bedarf zu decken, ist China
stark auf Importe angewiesen. Im zweiten Halbjahr 2013 wurden 2,5 Millionen
Ton¬nen Kupfer eingeführt, 18 Prozent mehr als im ent¬sprechenden Vorjahreszeitraum
(siehe Grafik 9). Für China sieht das staatliche Research-Institut Antaike 2014
eine um 6,5 Prozent höhere Nachfrage.
Weil der Markt das Angebot überschätzt und dies noch nicht
in den Preisen eskomptiert ist und die Nachfrage merklich anziehen dürfte, wenn
die Welt-wirtschaft wieder Fahrt aufnimmt, erwarten wir bis zum Jahresende
einen Anstieg des Kupferpreises auf
8.000 US-Dollar je Tonne. Allerdings
besteht die Gefahr kurzfristiger
Am Goldmarkt ist die Nachfrage entscheidend
Der historische Einbruch des Goldpreises im letzten Jahr war
vor allem dem massiven Rück¬gang der Investmentnachfrage geschuldet. Das Jahr
2013 be¬schloss der Goldpreis nur leicht über seinem 31/2-Jahres-Tief von knapp
1.200 US-Dollar je Feinunze (siehe Grafik 10). Seit Jahresbeginn kann sich der
Preis aber etwas erholen. Bislang sind es primär die kurzfristig orien-tierten
Investoren, die ein höhe-
res Engagement am Markt wagen. Eine Stimmungs-wende bei den
ETF-Anlegern ist dagegen noch nicht auszumachen. Im Gegenteil, seit Jahresbeginn
sind sogar weiter Mittel abgeflossen.
Dieser Trend dürfte aber im Laufe des Jahres drehen. Denn
die beiden wichtigsten Belastungsfaktoren für die Investmentnachfrage, nämlich
die höheren Realzinsen und die steigenden Aktienmärkte, sollten an Bedeutung
verlieren. Zum einen sollte es der Fed gelingen, trotz der Rückführung
ihres Anleihekaufprogramms
Jahr bei einer weniger expansiven US-Geldpolitik nochmals um
25 Prozent steigen wird.
Der Anstoß für einen steigenden Goldpreis wird aber
voraussichtlich von den spekulativen Finanzanlegern kommen müssen. Diese waren
auch die ersten, welche im Sommer 2011 kurz vor dem Erreichen des Allzeithochs
ihre Wetten auf steigende Preise zurückzuführen begannen und damit das Ende des
Höhenflugs einläuteten. Ende letzten Jahres waren sie weitgehend aus dem
Goldmarkt ausgeschieden, was sich an auf einem 7-Jahres-Tief liegenden
Netto-Long-Positionen zeigte. Wie gesagt, zu Jahresbeginn hat diese Anlegergruppe
ihr Engagement schon leicht aufgebaut. Und grundsätzlich sind die Chancen für
eine Trendwende im Jahresverlauf gut. So machte sich die schlechte
Marktstimmung gegenüber Gold auch in einer negativen Berichterstattung in den
gängigen Medien und zumeist pessimistischen Preisprognosen bemerkbar, was
ebenfalls als Indiz für eine baldige Trendwende gilt.
Aber auch wenn die Investmentnachfrage des Wes-tens wohl der
Schlüssel für die Goldpreisentwicklung ist, ist als zweites wichtiges Thema die
starke Nach-
frage in Asien nicht zu vernach-
lässigen. China ist der wichtigste
die Zinserhöhungserwartungen in Schach zu halten und damit
einen stärkeren Anstieg der Langfristzinsen zu unterbinden. Gleichzeitig
dürften die Inflati-onsraten vom gegenwärtig sehr
»Das Gold, das von West nach Ost geflossen ist, ist dem
Markt aller Voraussicht nach dauerhaft entzogen.«
Treiber. Mit einer Nachfrage von über 1.000 Tonnen wird das
Reich der Mitte wohl im letzten Jahr Indien als größtes Nach¬frageland der Welt
überholt haben, wobei einzuräumen ist,
niedrigen Niveau wieder steigen
und somit einen weiteren Anstieg der Realzinsen verhindern.
Zum anderen ist kaum davon auszu¬gehen, dass der US-Aktienmarkt im laufenden
2011 2012 2013 2014
— EUR je Feinunze
3loomberg, Commerzbank Corporates Er Markets
dass die indische Goldnachfrage durch die Beschränkung der
Goldimporte bzw. die Erhöhung der Importsteuern stark gedämpft wurde. Wichtig
ist, dass in Asien die Nachfrage nach Gold aus ganz anderen Kaufmotiven steigt,
als sie es im Westen getan hat: Hier wird Gold als langfristige Kapitalanlage
betrachtet bzw. als Mittel, um das Vermögen vor Kaufkraftverlust durch
Inflation und Währungsabwertung zu schützen. Das Gold, welches also von West
nach Ost geflossen ist, ist dem Markt aller Voraussicht nach dauerhaft
entzogen.
Alles in allem gehen wir davon aus, dass, sobald die
Abflüsse bei den ETFs stoppen, die anhaltend hohe Nachfrage Asiens verstärkt
durch ein höheres speku¬latives Engagement zu höheren Preisen führen wird. Dann
dürfte Gold bei weiterhin expansiver Geldpoli¬tik auch in den Industrieländern
als Instrument zur Absicherung vor Kaufkraftverlusten durch Inflation und
Währungsabwertung wieder an Akzeptanz gewinnen. Ende 2014 erwarten wir einen
Goldpreis von 1.400 US-Dollar je Feinunze.
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