Musikproduktion mit Celemony Melodyne 4
Author D. Selzer-McKenzie
Youtube-Video: https://youtu.be/lwB6hOt-aYA
Vermutlich haben auch Sie mitbekommen, dass die Sängerin
Adele bei ihrem Grammy Awards Auftritt keine ,stim¬mungsvolle
Gesangsperformance abgeliefert hat. Egal, ob die Künstlerin einen schlechten
Tag hatte oder es tat¬sächlich an den verantwortlichen Tontechnikern lag
(angeblich hatte das schlechte Monitoring ihr den Auftritt ver¬masselt): Wohl
niemand möchte in der Haut der Kollegen stecken. Wir als Dienstleister und die
Künstler sollten es ohnehin sein, aber auch alle Musikkonsumenten sind längst
darauf konditioniert, perfekt gestimmten Gesang und editierten Ton zu hören. In
der professionellen Musikwelt sind keine schrägen Töne, egal wie minimal sie
auch sein mögen, mehr erlaubt. Dieser Prozess begann wohl vor rund 20 Jahren
erst richtig mit den verschiedenen digitalen Tonkorrekturpinseln, über die wir
nun verfügen. Und vermutlich wäre so etwas in Adeles Fall zum Einsatz
gekom¬men, wäre ihr Auftritt nicht live in alle Welt übertragen worden — zum
Beispiel Melodyne. Mit Melodyne Version 4 öffnet Celemony nun dem Anwender Tür
und Tor zu weitreichender Parameterkontrolle der Algorithmen, was die
Tonmaterialbearbeitung besser anpassbar macht, aber auch viele neue und
einzigartige Klangdesignsphären erfor¬schen lässt. Hinzu kommen
Bedienverbesserungen und eine sehr beeindruckende automatische Tempoermittlung,
die selbst bei nicht perkussivem Tonmaterial die Ableitung der Metrik und
Zählgeschwindigkeit gestattet. Melody-ne Studio 4 ist nun als Plug-In
einsetzbar und mit Eigenschaften ausgestattet, die es so vorher in der
Melodyne-Welt nicht gegeben hat.
Über Melodyne muss man eigentlich nicht allzu viele
einleitende Worte verlieren. Ich gehe davon aus, dass die komplette
Le¬serschaft wohl über die grundlegenden Möglichkeiten und Funktionen
informiert ist, sei es aus eigener Erfahrung und An¬wendung oder gehörter
erwirkter Resul¬tate. Das Flaggschiff der Produktlinie, Me-lodyne Studio,
beschritt bis dato parallele Wege, war zwischenzeitlich in die Version 3 vorausgefahren,
während die Melodyne-Varianten mit Plug-In-Unterstützung seit 2009 in der
Version 2 verblieben. Mit Ver¬sion 4 ziehen sie nun alle wieder gleich, auch,
was die Ausstattung an Algorithmen und konzeptioneller Funktionalität von
Melodyne Studio 4 betrifft: Es kann nun auch als Plug-In eingesetzt werden, in
al¬len gängigen Formaten und natürlich auch im ARA-Format, durch das Melodyne
un¬mittelbar in einer kompatiblen DAW ver¬fügbar wird. Melodyne Studio 3 war
noch eine spezialisierte Einzelapplikation, die als quasi Mehrspur-DAW mit
Melodyne-Funktionen agierte, und so nur Stand-Alo¬ne, via Rewire oder der
Melodyne-Bridge in Anbindung mit einer anderen DAW ein¬gesetzt werden konnte.
Die Melodyne Bridge wurde nun gestrichen, ebenso gibt es keine Einbindung von
VST-Plug-Ins und MIDI-Eingängen mehr. Wer nun innerlich aufschreien mag, kann
an dieser Stelle beruhigt werden, denn Melodyne Studio 3 kante parallel
bestehen bleiben, um für
zeug enthalten, mit dem sich der zeitliche Ablauf innerhalb
von Noten-Blobs beein¬flussen lässt. Melodyne Studio 4, die Ver¬sion, die uns
zu Verfügung gestellt wurde und hier auf dem Prüfstand steht, enthält sämtliche
Funktionen bei beliebiger Spu¬renanzahl. Melodyne Editor 4 unterschei¬det sich
dadurch, dass jede Programmin¬stanz nur eine Mono- oder Stereospur be-arbeiten
kann. Das mag für viele Anwen¬der, die Melodyne in bisheriger Form als Plug-In
eingesetzt haben, zunächst keine Notwenigkeit für die Melodyne Studio Ver¬sion
hervorrufen, allerdings bietet es nun in seiner Rolle als DAW Plug-In einen
ho¬hen Mehrgewinn in Puncto Bedienkom-fort: Es ist in der Lage, alle in einem
DAW Projekt befindlichen Melodyne Spur-In-stanzen gemeinsam in einem Plug-In
Fen¬ster zu verwalten. Celemony hat dies wohl erstmalig in solcher Form überhaupt
für ein Plug-In umgesetzt, und durch das so¬genannte, damit verbundene
,Multitrack-Note-Editing` lassen sich alle erfassten Spuren bequem aus einem
Fenster he¬raus editieren. Dadurch können jetzt auch mehrere DAW-Spuren, die je
eine Melody-ne Studio 4 Instanz enthalten, gleichzei¬tig in den Transfermodus
geschaltet und überspielt werden. Ich nutze selber seit etlichen Jahren
Melodyne, um Gesang-Doppelungen oder Chorstimmen zu bear-beiten, also in ihrer
vollständigen tonalen und rhythmischen Ausdrucksweise nä¬her an die
Hauptgesangsspur heranzufüh¬ren. Mit Melodyne Editor 2 musste ich im¬mer mit
zwei oder mehr geöffneten Plug-In Fenstern die Bearbeitung visuell betrach¬ten.
Das ist nun wesentlich komfortabler und genauer möglich.
Alle im Projekt befindlichen Melodyne Studio 4 Instanzen
können nun im linken Fensterbereich aufgelistet einblendet wer-den, die
Beschriftung wird von der DAW automatisch übergeben, kann aber auch manuell
verändert werden. In den Spur-Headern kann jede Spur transferbereit ge-schaltet
werden, rechts neben dem Na¬men befinden sich zwei Symbole mit den typischen
Melodyne Noten ,Blobs`. Mit dem orangefarbenen Symbol wird eine ge-wünschte
Spur zur Bearbeitung ausge¬wählt und erscheint wie gehabt im Editier-bereich.
Mit Mausklick auf das graue Blob-Sym-bol können andere
Spuren nun zur visu¬ellen Referenz beim Bearbeiten mit ein¬geblendet werden,
deren Noten dann im Editorbereich mit grauen Blobs angezeigt werden. Per
Doppelklick auf einen grau¬en Blob lässt sich in eine dieser Referenz-Spuren
direkt in den Edit-Modus wech¬seln. Mit diesem Hin- und Herspringen entsteht
ein sehr schneller Arbeitsfluss. Dass sich unisono verlaufende Spuren in ihi'er
Notendarstellung überlagern, leuch-
Harmonics Muttitrack Edit
tet ein. Damit diese sich einfacher zuei-nander editieren
lassen, hat Celemony ei¬nen ,Unisono Spread`-Darstellungsmodus eingebaut, mit
dem sich alle dargestellten Spuren auch in einer transponierten Dar-stellung
anzeigen lassen (natürlich klin¬gen sie weiterhin gleich). Dadurch kön¬nen
Phrasierungen leicht und sehr genau überprüft und aneinander angepasst wer-den.
Zur Hörkontrolle in Melodyne Studio 4 verfügt das Programm sowohl im
Stan-dalone-Betrieb als auch im Plug-In über einen Editier-Mix Schieberegler,
oben rechts im Edit-Fensterbereich. Auf Links¬anschlag hört man lediglich die
gewählte Edit-Spur. Bewegt man den Regler zur Mit¬te hin, werden alle
Referenzspuren hinzu-geblendet, in der Mittenposition sind al¬le gewählten
Referenzspuren auf Unity-Gain. Bewegt man den Editier-Mix von der Mitte aus
weiter nach rechts, werden al¬le verbleibenden Spuren hinzugeblendet, die nicht
gewählt sind. Im Standalone-Pro-gramm verfügt Studio 4 über einen ein¬fachen
Mischkanal, der sich in einem In¬spektor-Fensterbereich links und rechts einblenden
lässt und so jede Spur in Pe¬gel und Panorama einstellen lässt. Im Plug-In
Betrieb spielt Melodyne natürlich aus den Plug-In Instanzen in das
DAW-Mischpult, wodurch mit allen Insert-, Bus-und Sendeffekten abgehört wird.
Nicht nur in der Studio 4 Version, auch in den einspurigen Versionen Essential,
Assistant
und Editor 4 befindet sich nun so ein ein-blendbarer
Inspektor-Bereich, in dem sich auch alle wichtigen Informationen der
ausgewählten Note ablesen lassen. Im Inspektor-Reiter ,Algorithm` werden dem
Anwender nun stellbare Parameter in die Hände gelegt, mit denen Tonma¬terial in
seiner Deutung und Bearbeitung anpassbar wird, welches bislang mit Me-lodynes
Grundeinstellungen nicht zufrie¬denstellend bearbeitet werden konnte. Es gibt
nun zwei wählbare Wiedergabe-Ty¬pen (komplex und tonal) und Charakter (weich
und crisp) und drei Parameter, um die Formant-Bearbeitung zu beeinflussen.
Melodyne Editor 4 und Studio 4 besitzen zusätzliche
Notenzuweisungsfunktionen, um Einzelnoten in polyphonem Material besser
zuordnen und verarbeiten zu kön¬nen. Der mehrstimmige DNA Algorithmus teilt
sich in Version 4 in zwei Grund-Algo¬rithmen auf, die für abklingendes oder
gehaltenes Tonmaterial optimiert sind, und die nun laut Hersteller in 90
Prozent aller Fälle keine bis wenig zusätzliche Nachbearbeitung in der
Notenzuweisung benötigen.
Für einige Nutzer interessant dürften auch die
weitreichenden Skalen und Stimmungsparameter sein, an dieser Stelle ist
stellvertretend ein besonderes neues Feature erwähnt. Die westliche temperierte
Stimmung ist bekanntlich ein mathematischer Kompromiss, wodurch sich nur
angenäherte und keine wirklich sauberen Intervalle ergeben. Melodyne 4 bietet
nun mit der ,dynamischen Rein-stimmung' an, eine Notenauswahl auf seine
Intervallschichtungen hin zu unter¬suchen, und durch Spreizen und Nach¬stimmen
aller Einzeltöne eine reine Stim¬mung zu erwirken, mit dem Ziel, dabei auch
noch möglichst gut mit temperiert gestimmten Instrumenten zu klingen.
Selektierte Noten werden damit um meh¬rere Cents ,nachgestimmt`, um in ihrer
ge¬meinsamen Obertonreihe sauberer zu-sammenzufallen. Dadurch können nicht nur
reale Instrumente aus der E-Musik besser zusammen gestimmt, sondern beispielsweise
auch mit Sampler-Instru-menten erstellte Streicher-Arrangements natürlicher
gestaltet werden, da die Ein-zelstimmen nicht unnatürlich hart in der
temperierten Skala gespielt werden, son¬dern sich zueinander harmonisch
einstim¬men, ähnlich, wie dies Orchestermusi¬ker tun.
Als weiteres Highlight ist in Melodyne Stu¬dio 4 und Editor
4 der so benannte Sound Editor enthalten, der verschiedene
Klang-manipulationsparameter bietet, die sich größtenteils so nur mit Hilfe der
Melody-ne Algorithmen überhaupt umsetzen las-sen dürften. Dazu zählen ein
grafischer EQ und Analyser mit Halbtonabstand, der einen spektralen Bereich als
Fingerab¬druck auch auf andere Spuren anwendbar macht, die Pegelmanipulation
von Grund¬ton und sämtlicher Partialtöne einer Spur, und drei Hüllkurven, die
für jede Blob-No-te getriggert werden und spannende Be-
arbeitungsmöglichkeiten bieten. Eben-falls exklusiv in den
beiden größeren Pro¬duktversionen ist die nachträgliche Be¬arbeitung der
Tempodefinitionen aus der automatisch ermittelten Tempozuwei¬sung Melodynes. In
Assistant und Essen¬tial können falsch erkannte Stellen in der Tempokurve nicht
korrigiert werden.
Der Sound Editor
Melodyne Editor und Studio 4 bieten ne¬ben den bekannten
Bearbeitungsmög¬lichkeiten sehr weitreichende Klangma¬nipulationen, die durch
die Analyse und Klangzerlegung Melodynes umgesetzt werden und quasi schon immer
in den Al¬gorithmen schlummerten. Celemony hat sich scheinbar gut überlegt,
welche Funk¬tionen sich durch den Programmiercode sinnvoll in ein
Benutzerinterface packen lassen. Der Zugang zu diesen Funktionen
lässt sich unterhalb des Noten-Editors als
Sound-Editor-Bereich einblenden. In drei Menüs aufgefächert (Harmonics, EQ und
Synth) werden dort die unterschiedlichen Werkzeuge bedien- und darstellbar.
Ei¬ne Bearbeitung erfolgt stets global für ei¬ne Spur, einzelne Abschnitte oder
Noten können nicht selektiv bearbeitet werden. Dies wäre laut Celemony zwar
theoretisch möglich, der Sound Editor wäre dann aber unüberschaubar geworden.
Die von Celemony so benannte ,Polypho-nic Spectral Shaping`
Technologie für die Sound-Editor-Funktion ist nur im melo¬dischen und den
mehrstimmig arbeiten¬den Algorithmen verfügbar.
Im Sound Editor enthalten ist als ‚ge-wöhnlichstes' Werkzeug
ein grafischer Equalizer, der gleichzeitig als Analyser dient und eine
Bandauflösung in Halb-tonschritten bietet. Der Regelbereich pro Band reicht von
-130 dB bis +43 dB. Vi-suell ist er entsprechend in ein chromatisches
Notenraster un-terteilt, wie auf einer Klaviatur. Die Notennamen werden unten
dargestellt, oben werden von ioo Hz ausgehend in Oktavab¬stand Frequenzen als
Anhaltspunkt ausgewiesen. Innerhalb der Halbton-Balken werden mit sich vertikal
bewegenden Punkten die aktuellen Pegelstände von jedem Band angezeigt,
Celemo-ny nennt diese Punkte ,die springenden Bälle'. Melodyne lei¬tet aus der
gesamten Spur eine statistisch ermittelte Frequenz-kurve ab, die als grau gefüllte
Pegellandschaft ,Post-Process' die spektrale Energieverteilung der gesamten
Spur statisch re¬präsentiert. Die neutrale Spektralkurve (Pre-Process) wird
stets als hellgraue Linie angezeigt und ermöglicht somit Rückschlüs¬se auf die
Pegeldifferenzen der EQ-Bearbeitung. Unterhalb der Balken, dort, wo die
Notennamen ausgewiesen werden, kann die Formantlage von jedem Halbtonband
verschoben werden. Visuell wird dies mit gebogenen Linien angezeigt. Links
neben dem grafischen EQ findet sich noch ein vertikaler Schiebereg¬ler, der
alle tiefen Frequenzen beeinflusst, die nicht tonal er¬fasst werden. Unterhalb
der EQ-Bänder bieten die Mischreg¬ler Brilliance, Contour, Tonality und Comb
verschieden anwend¬bare Kurven oder Spektralverläufe. Brilliance macht das Signal
insgesamt heller oder dunkler, ähnlich einer Kuhschwanzkur-ve. Contour nimmt
Einfluss auf die Beschaffenheit des Gesamt¬spektrums: Sprünge und Zacken im
Spektrum werden aus¬geprägter eingestellt (von o bis -noo %) oder geglättet (o
bis -ioo%). Tonality bezieht sich auf die ermittelte Tonskala der Spur und
blendet nach rechts hin skalenfremde und nach links skaleneigene Notenbänder
aus. Comb wirkt, wie der Name an¬deutet, als Kammfilter, der jedoch hier
besonders arbeitet und die im Quintenzirkel am weitesten entfernt vom aktuellen
Grundton liegenden Frequenzen zur linken Seite hin ausblen¬det (o bis -loo %).
In die andere Richtung bis +1.00% verblei¬ben am Ende nur noch Grundton und
Oktavfrequenzen. Mit den beiden Tastern neben dem Regler kann der hierfür zugrundelie-gende
Grundton bestimmt werden. Entstandene EQ-Spektren können kopiert, eingefügt
oder zurückgesetzt werden. Es gibt auch eine Hüllkurvensteuerung, die eine
gestellte Bearbeitung von o bis 200 % im zeitlichen Verlauf pro Note gestaltbar
macht — dazu gleich mehr.
Mit ‚Harmonics' bietet der Sound Editor die gezielte
Bearbei¬tung aller Teiltöne, die ein Signal enthält. Je nach Tonquelle können
dies 5o bis mehrere hundert sein. Dank des polypho¬nen DNA Algorithmus ist
Melodyne ja in der Lage, mehrstim¬mige Klänge in einzelne Noten aufzutrennen.
Dabei erkennt und differenziert Melodyne nicht nur alle Grundtöne, sondern die
jeweils dazugehörige Obertonstruktur, was überhaupt erst eine separate
Tonhöhenbearbeitung in polyphonen Klängen ge¬stattet. Der Sound Editor nutzt
die gegebene Analyse des har¬monischen Spektrums, um es dem Anwender zu
erlauben, die Grund- und Teiltonverhältnisse einer Spur zu beeinflussen. Wie
beim EQ geschieht dies für die komplette Spur. Die grafischeDarstellung der
Säulen beginnt auf der linken Seite mit dem Grundton 1. Es fol¬gen dann
nacheinander alle erfassten Teiltöne in ihrer energetisch gemittelten,
vorliegenden Form auf der Spur, also ähn¬lich des Sound Editor EQs. Die
erwirkten Änderungen von EQ und Harmonics be¬dingen natürlich einander und
werden auch im Spektrum ständig aktualisiert an-gezeigt. Auch hier zeigen die
springenden Bälle den aktuellen Pegel aller Partialtö-ne. Neben der Grundseite
,Harmonics` wird der entsprechende Menüschalter von ,Lo` und ‚HI' Schaltern flankiert:
Hiermit können die tiefen und hohen Noten ei¬ner mehrstimmigen Spur abweichend
im Partialspektrum bearbeitet werden. So könnten beispielsweise tiefe
Klavierno-ten dumpfer gestaltet werden, ohne den Diskantbereich zu verändern.
Links ne¬ben der Grundtonsäule ist ein Balken¬regler, der alle Subharmonischen
beein¬flusst. Wie beim EQ ist der Regelbereich aller Teiltöne sehr hoch
ausgelegt (eben¬falls -130 dB bis + 43 dB) und unten kön¬nen
Formantverschiebungen separat er¬wirkt werden. Unterhalb der Grafik stehen in
diesem Menü zunächst die identischen Klangregler Brilliance und Contour der
EQ-Sektion bereit. Hinzu gesellen sich hier ein ,Odd/Even` und ein separat
wirkender ,Comb` Regler. Odd/Even lässt gezielt un-geradzahlige oder
geradzahlige Teiltonan-teile im Verhältnis verstärken, bis diese in den
Extrempositionen jeweils ausschlie߬lich enthalten sind.
Der Comb Regler dünnt bei Einsatz das Spektrum aus. Mit den
beiden Tastern ne¬ben den Reglern lässt sich das Kammfilter entlang der
Harmonischen verschieben. Kommen wir zu den beiden Reglern im oberen Bereich
des Sound Editors, bevor wir in die Synth-Sektion übergehen. Der dort
befindliche Emphasis-Regler verstär¬kt oder schwächt die Unterschiede zwi¬schen
dem gerade klingenden Spektrum und dem Durchschnittsspektrum der Spur ab. Zum
Beispiel können damit Spektral-differenzen zwischen leisen und laut ge¬spielten
Noten hervorgehoben oder ange¬glichen werden. Der Regler geht in beide
Richtungen bis zoo Prozent und bewirkt so auch extreme Klangverbiegungen. Der
zweite Regler in diesem Bereich wurde ,Dynamics` benannt. Er wirkt aufjede
No¬te einzeln, oder genauer auf jedes No¬tensegment, das zum Blob getrennt
wur¬de. Der exakte Amplitudenverlauf inner¬halb eines Blobs kann damit
expandiert oder komprimiert werden, was bei hohen Werten zu extremen
dynamischen Aus-brüchen oder sehr leisen Signalen füh-ren kann.
Die Synth-Seite des Sound Editors bietet Zugriff auf zwei
Klangregler, die eine opti¬onale Resynthese der Spur bewirken. So¬bald einer
der beiden Regler eingesetzt wird, verändert Melodyne die ‚zerlegten'
Signalbestandteile aller Spurnoten wie folgt, um synthetisch klingende Effekte
zu bewirken: Magnitude lässt die indi-viduellen Lautstärkeverläufe aller Har-
monischen einer Note zunehmend einan¬der angleichen. Bei
Rechtsanschlag gibt es keine klanglichen Änderungen mehr in¬nerhalb der Noten,
außerdem werden die Bänder für die Harmonischen immer sch¬maler, wodurch die
nichtharmonischen Anteile zunehmend aus dem Signal ver-schwinden. Phases
beeinflusst die unter¬schiedliche Phasenlage der verschiedenen Teiltöne. Die
ursprünglichen Phasenver¬hältnisse werden zunehmend außer Kraft gesetzt, bis
die Phasen der Teiltöne voll¬ständig synchronisiert sind. Dadurch ver¬ändern
sich insbesondere die Transienten des Signals, und der Klang wird wiederum
synthetischer.
Im grafischen Bereich des Sound Editor Synth-Menüs befinden
sich drei Hüllkur-ven, die unten in Sekunden den Zeitver-lauf ausweisen. Wie
der Regler ,Dynamics`, beeinflussen die Hüllkurven den Klang je¬des einzelnen
Blobs — will heißen: Je¬der einzelne Blob wird getrennt bearbei¬tet und
triggert auch seinen Hüllkurven-verlauf selbsttätig. Die Spectrum Envelo-pe
reicht von o bis 200 Prozent (hellgraue Mittenlinie ist Zoo Prozent) und macht
die spektralen Änderungen von EQ und Har-monics zeitlich variabel. Dadurch
können beispielsweise die Anschläge von Noten original verbleiben und
zeitversetzt und zunehmend spektral verändert, quasi ,ge-morpht` werden.
Genauso arbeiten auch die Hüllkurven Formant und Amplitude, deren Auswirkungen
durch die Namensge¬bung selbsterklärend sind.
In der Praxis
Wie bisher kann eine Lizenzvergabe per iLok2 autorisiert
oder es können bis zu zwei Rechnersysteme per Internetverbin-dung
freigeschaltet werden. Ist Melody-ne Studio 4 nicht autorisiert installiert,
läuft es in einem Melodyne Player Mo¬dus ohne Editiermöglichkeiten. Nutzer der
Version 2 ode- 3 werden sich schnell zu¬rechtfinden. Vorbildlich sind die
Kurzbe¬schreibungen an allen Bedienelementen umgesetzt, die als kleine Notizfenster
er¬scheinen, sobald mit dem Mauszeiger län¬ger als eine Sekunde über einem
Parame¬ter verweilt wird. Die Bedienhilfe zum Pro¬gramm ist derzeit nur online
in Form des ,Help Center' erreichbar, was etwas scha¬de ist, vor allem, wenn
man am Studi¬orechner eigentlich kein Internet haben möchte. Erklärungen werden
auf der Web¬seite im Help Center mit Videos veran-schaulicht und sind
thematisch und durch eine Suchfunktion gut auffindbar, die In-
formationsbeschaffung empfand ich aber als träger, als mit
einem konventionellen PDF Handbuch. Durch die Videotutori¬als und Textinhalte
werden alle Themen zwar gut vermittelt, es ist aber stellenwei¬se
zeitaufwendiger, eine bestimmte Er¬klärung in einem mehrminütigen
Videotu¬torial zu suchen, als in einem Handbuch. Ein Handbuch in digitaler
Dokumenten-form soll laut Celemony folgen.
Algorithmen
Melodyne 4 analysiert Tonmaterial weit-gehend selbstständig,
um eine manuelle Kontrolle und Interpretationshilfe kommt man aber weiterhin
nicht herum. Sobald Spuren in der Stand-Alone oder Plug-In Version eingespielt
oder importiert wur¬den, beginnt Melodyne wie gehabt mit der Analyse auf
Grundlage eines gewähl¬ten Algorithmus. Die Erstanalyse von Ton-material dauert
in Version 4 nach mei¬ner Einschätzung ähnlich lange wie in der
letzten Vorgängerversion. Wirklich flott arbeitet der (für
mich) neue Universal-Al-gorithmus. Mehrstimmige Modi benöti¬gen die längste
Analysezeit. Der Mehr¬spur-Import eines ganzen Songs in Melo-dyne Studio 4
dauert natürlich einige bis mehrere Minuten. Es empfiehlt sich, so¬fort alle
Spuren auf den automatisch von Melodyne gewählten Modus hin zu kon¬trollieren
und im Bedarfsfall einen geeig¬neteren manuell zu wählen. Häufig wer¬den
Trommeln als mehrstimmiges Materi¬al interpretiert, ein frühes Umschalten auf
den passenden Modus spart unmittel¬bar Zeit und eine vollständige
Neuberech¬nung. Der universelle Modus bietet sehr mühelose und hochqualitative
Timestre-ching- und Pitchshifting-Ergebnisse auf jeglichem Tonmaterial. Wie
beim Algorith¬mus Perkussiv zerlegt auch hier Melody-ne das Tonmaterial in
rhythmische Blobs, die in der neutralen tonalen Position auf einer Nulllinie
dargestellt werden — al¬so jegliche melodische oder harmonischeDarstellung
ausklammern. Universal bie¬tet anwenderseitig identische Möglich¬keiten wie der
Perkussiv-Modus, alle Blob-Segmente können transponiert, zeit¬lich verschoben,
gedehnt oder gestaucht oder auch vom Formant-Prozessor beein¬flusst werden. Im
Gegensatz zum Perkus-siv Algorithmus analysiert und wertet Uni¬versal aber das
Klangmaterial nicht nur anhand von Signalspitzen aus, was dazu führt, dass
rhythmische Fehlinterpretati¬onen bei komplexem und komprimiertem Material nun
ausgeschlossen sind. Die neuen DNA Funktionen im Notenzu-weisüngsmodus helfen
sehr effektiv bei
mehrstimmigem Material, welches zuvor gelegentlich
unkontrollierbare Artefakte mit Melodyne ergab, wie zum Beispiel
Gi-tarrenakkorde, bei denen Startpunkte von Einzelnoten falsch interpretiert
wur¬den und so geräuschhafte Komponen¬ten falschen Tönen zugeordnet wurden. Nun
lässt sich bestimmen, wo die Einzel¬töne genau hingehören und welche
ge¬fundenen Signale in die Betrachtung ein¬fließen sollen. Ein ganz deutlicher
Zuge¬winn in der Praxis um Artefakte zu besei¬tigen. Bei der monophonen Bearbeitung
von Gesang konnte ich zunächst keine klanglichen Unterschiede zur Vorversion
feststellen. Jedoch bietet der Algorithmus-Inspektor nun
klangentscheidende Para-meter, die sich auf den Sound auswirken können, jedoch
kann ich dies nicht pau¬schal beschreiben, da diese materialab¬hängig oft nur
subtil bis nicht wahrnehm¬bar sind, stellenweise aber zu matte¬ren oder
stumpfen Klangergebnissen füh¬ren. Die voreingestellten Parameter hatten in
meiner Testkonfigurationen immer die besten Ergebnisse geliefert. Es gibt
be¬stimmte Stimmen, deren raue Geräusch¬komponenten sich nicht immer mit
Melo-dyne vertragen. Hier mögen die Algorith¬mus-Stellschrauben auch helfen
können, jedoch ließ sich während meines Pra¬xistests keine solche Stimme im
Kunden¬archiv finden. In den typischen Diszipli¬nen hat sich in der Handhabung
an sich nicht viel verändert, aber einiges verbes¬sert. So kam ich sehr schnell
in meinen gewohnten Arbeitsfluss und konnte mich der Erleichterungen erfreuen,
die Studio 4 mitbringt. Dazu gehört zunächst die prak-tische Mehrspuransicht in
einem DAW Plug-In-Fenster, wodurch sich andere im Projekt beteiligte Spuren nun
während der Bearbeitung beliebig einblenden lassen, um harmonische
Zusammenhänge und Phrasierungen besser beurteilen zu kön¬nen. Schön ist auch,
dass sich das Quan-tisierungsmuster von einer Spur auf ei¬ne andere Spuren mit
Studio 4 übertragen lässt. Das eignet sich aber nicht, um Ge-sangsdopplungen
oder Chorstimmen an-einander anzugleichen: Melodyne nimmt die Segmenttrennung
von Blobs als Quan-tisierungsgrundlage. Die Funktion ist eher geeignet, um
einen durchgehenden Bass genau auf die Bassdrum zu setzen oder vermag,
gedoppelte Rhythmusgitarren ge-nau aufeinander zu setzen, die eindeu¬tige
Trennungen aufweisen. Etwas scha¬de ist tatsächlich, dass keine phasenstar¬re
Editierung über mehrere Spuren hinweg möglich ist, um beispielsweise
Schlag¬zeug gemeinsam zu bearbeiten. Was aber phasenstarr wohl geht — und das
ist geni¬al — ist das gemeinsame Begradigen des Tempoverlaufs einer ohne Klick
eingespie-lten Mehrspuraufnahme.
Tempo
Ein hervorragend arbeitendes Feature ist die Tempoerkennung
von Melodyne 4, mit der Aufnahmen, die ohne Metronom eingespielt wurden, im
Tempo ermittelt und bearbeitet werden können. Es funk-tioniert verblüffend
einfach, irre, was Ce-lemony hier geschaffen hat. In fast allen Fällen
ermittelte das Programm eine so¬fort nutzbare und fehlerfreie Tempoablei¬tung —
wobei ich hier von typischen Pop¬songs spreche. Sobald eine oder mehre¬re
Spuren in die Standalone-Applikation importiert oder aufgenommen werden,
er¬mittelt Melodyne nach der Analyse auto¬matisch eine abgeleitete Tempospur.
Je mehr Spuren einer aufgenommenen Dar-bietung Melodyne Studio 4 zur Analy¬se
bereitstehen, desto genauer kann sie selbstständig arbeiten, insbesondere
na-türlich dann, wenn rhythmische Instru-mente mitgespielt haben. Sinnvoll ist
es, Melodyne nur mit dem Aufnahmemate-
rial zu füttern, welches hilfreich für die Tempoermittlung
ist, und so zum Beispiel Raummikrofone oder sehr schlecht ge¬spielte Spuren
zunächst außen vor zu las¬sen. Sind viele wechselnde Taktarten ent¬halten oder
handelt es sich um eine sehr freie Darbietung (Solokünstler), kommt man um eine
Nachbearbeitung der Deu¬tung nicht herum. Celemony empfiehlt, die ermittelte
Tempospur mit laufendem Metronom metrisch zu überprüfen und an Stolperstellen,
beispielsweise, wenn ein Taktbeginn falsch erkannt wurde, der Tempozuweisung
auf die Sprünge zu hel¬fen. Meistens reicht es auch aus, den Ein¬satzpunkt in
Melodyne (gerader oder auf-taktiger Songbeginn?) zurechtzurücken, damit das
Metrum nicht daneben hängt. Dazu kann man die gesamte Interpretati¬on um
Schläge verschieben. Die Tempoer¬kennung ist sehr genau und zeigt
Tempo-schwankungen im zweistelligen Komma-bereich. Bei schwierigem Material —
da-zu gehörte in meinem Testportfolio die
freie Live-Darbietung eines Sängers, der sich auf einer
Gitarre begleitet — muss-te ich schließlich an extrem vielen Stel-len neu
definieren und gab irgendwann auf. Das Meistern der zur Verfügung ste-henden
Werkzeuge für die Tempozuwei-sung erfordert eine recht ausführliche
Ein¬arbeitung in das Programm. Melodyne un¬terteilt die Darbietung in Takte und
Einzel¬schläge und bei komplexen Änderungen darüber hinaus automatisch in
sogenann¬te Temporegionen. Dies sind erkannte be-ziehungsweise anwenderseitig
definierte Bereiche mit zusammenhängendem Tem¬po. Ähnlich wie bei der
Noten-Trennung in Melodyne können Rasterpunkte (Beats) und Regionen vom
Startpunkt her ver¬schoben werden, oder Temporegionen per Doppelklick kreiert
oder entfernt werden, wenn sie keinen Sinn ergeben. Im unteren sogenannten
Pop-Up Bereich weist Melo-dyne neben einem gemittelten Tempowert des Abschnitts
in Klammern den dort gül-tigen Sub-Beat aus, der die Pulszeit einesSchlages
darstellt: Steht in den Klam-
mern eine 2, handelt es sich um einen 8tel Rhythmus, eine 3
ist entsprechend eine tri-olische Zählzeit. Löscht man eine überflüs¬sige
Temporegion, glättet Melodyne Stu¬dio 4 automatisch den Verlauf umliegender
Beats. Der Tempoverlauf kann auch inner¬halb einer beliebigen Auswahl automatisch
geglättet werden, sinnvoll, wenn Taktstarts und Metriken neu definiert wurden
und da¬durch ungleichförmige Tempokurven ent¬stehen. In die Tempokurvenlinie
kann mit der Maus gegriffen und das Tempo manuell angezogen oder reduziert
werden. Metrisch
komplizierte Stellen müssen manuell nach¬bewertet werden,
Melodyne arbeitet aber auch selbstständig mit und pflegt dabei entstehende
krumme Taktarten automa¬tisch ein (beispielsweise wenn die Startzeit eines
4/4tel Taktes neu definiert wird, wo¬durch der vorhergehende Takt zum 3/ 4tel
werden muss).
Die Einarbeitung in die manuelle Tempo¬zuweisung war für
mich die zweitaufwen¬digste Angelegenheit in diesem Test, ich hatte aber
bislang nie mit Melodyne Stu¬dio 3 gearbeitet, welches eine ähnliche,
al¬lerdings noch nicht so mächtige Tempoer-
kennung beinhaltete. Allerdings hätte ich mir die
Einarbeitung als reiner Anwender wohl zunächst ersparen können, denn in
mindestens 95 Prozent aller Testfälle hät¬te ich rein gar nichts machen müssen.
Me-lodyne schafft es wirklich fast immer, per¬fekt sitzende Tempoverläufe zu
ermitteln, darunter eine mehrspurige Liveaufnahme aus meinem Kundenarchiv oder
auch aus einer Livedarbietung von ,Wish you were hege`. Dabei bringt Melodyne
auch Zu¬schauerapplaus, der im Pegel der Aufnah¬me wirklich alles überschattet,
nicht aus der Ruhe.
Ist die Tempodefiniton erfolgt, kann das Tempo quasi
beliebig bearbeitet werden, wobei die Zeitanpassung aller Spuren durch die
Algorithmen auf sehr hohem Ni¬veau und phasenstarr zueinander erfolgt. Dadurch
können mehrspurige Live-Mit¬schnitte tatsächlich einfach korrigiert und auch
gnadenlos begradigt werden. Wer —wie ich — über keine DAW mit
ARA-Schnitt¬stelle verfügt, exportiert einfach nach er¬folgter Tempobearbeitung
alle Spuren und die neue Tempoliste im MIDI Format. Wer über eine DAW mit
ARA-Schnittstelle ver¬fügt, kann prinzipiell die Tempospur auch per
Drag-and-Drop der DAW übergeben (bislang nur in Studio One 2 möglich).
Sound Editor
Hier ließe sich zwar viel Gehörtes be-schreiben, jedoch sind
die Klangresultate so stark vom Quellmaterial abhängig und weitreichend, dass
sich nicht immer ver¬bindlich vorhersagen lässt, was die Funk¬tionen bewirken.
Natürlich ist dies im nor¬malen Einsatz des EQs leicht und auch die
Kammfilter-Funktion bewirkt typische Ef¬fekte. Auch mit dem Obertonspektrum
kann man schnell und weitestgehend vor¬hersehbar arbeiten, wobei geräuschhafte
Signalanteile von echten Instrumenten und Stimmen bei großzügiger Bearbeitung
(und die Pegelhübe sind extrem hoch ausge¬legt) künstlich klingen. Insbesondere
Syn-thesizerklänge, die ja häufig mit Grundwel-lenformen arbeiten, die
‚saubere' Obertö¬ne bieten, lassen sich ruck zuck und ohneArtefakte behandeln,
zum Beispiel kann sehr einfach aus einem Sägezahn-Sound in einen Rechteckklang
übergeblendet werden. Einige der erzeugbaren Klang¬effekte erinnern an
Frequenz- oder Ring¬modulation, Abtastratenreduzierung oder Granularsynthese.
Die Hüllkurven bieten gut vorhersehbare Ergebnisse. Spektrum-und
Amplitudenhüllkurve sind dabei be¬sonders nützlich, da sich die eingestellten
Klangverläufe durch EQ und Harmonics in ihrer Anwendung zeitlich morphen
las¬sen, was sehr spannende Möglichkeiten eröffnet. Generell ist der Sound
Editor ein mächtiges gestalterisches Werkzeug, das in kleinen Nuancen angewendet
auch in der Lage ist, sehr natürlich klingend in ei¬ner Mischung auf
Einzelspuren zu dienen. Die Möglichkeiten kann ich in der kurzen verbrachten
Zeit weder erahnen noch ab¬schließen bewerten. In jedem Fall eröffnen sich auch
hier viele Türen und Tore krea¬tiver Anwendung.
Fazit
Mit Melodyne Studio 4 ist es im Handum¬drehen möglich, alte
Studioaufnahmen für einen Remix neu aufzulegen und opti¬onal im Tempo konstant
zu machen: Denn stimmt die ermittelte Tempokurve, kann das Material beliebig
und zueinander pha-senstarr im Tempo neu definiert werden. Leider ist kein
phasenstarres ,Quantisie-ren` umgesetzt und keinerlei Automati¬on von
Parametern im Melodyne 4 Sound Editor gegeben. Celemony sind diese sehr
naheliegenden Wünsche längst be¬kannt und die Firma plant auch, beides
ir-gendwann umzusetzen, allerdings oh¬ne irgendeine zeitlich verbindliche
Zusa¬ge, insofern könnte dies dauern. Das tut der weitreichenden zusätzlichen
und ver¬besserten Funktionalität, die Version 4 mit sich bringt, im Gesamtbild
keinen Ab¬bruch. Der Hersteller integriert stellbare Steuerparameter der
Algorithmen, um in¬dividuelle Anpassungen zu ermöglichen, sowie neue
Definitionswerkzeuge für die mehrstimmige Bearbeitung, wodurch poly¬phones
Material gezielter und im Extrem-
fall überhaupt erst erfasst wird. Die Arbeit mit Melodyne
wird in Version 4 deutlich komfortabler und es kann noch kreativere
Klangforschung und -gestaltung betrieben werden. Das von Celemony auf den Weg
gebrachte ARA Plug-In Format ist leider in wenigen DAWs bislang integriert.
Insbe¬sondere von den großen Firmen Steinberg, Avid und Apple würde man sich
hier Kom-patibilität wünschen, da Melodyne da-durch dann noch faszinierender,
intuitiver und vor allem unmittelbarer in der DAW Umgebung verfügbar wäre. Die Vollversion
Melodyne Studio 4 kostet 699 Euro brutto, Editor 4 wird mit 399 Euro gelistet,
wäh¬rend der neue Assistant für 249 Euro und das kleine Essential 4 für 99 Euro
erhält¬lich ist. Für viele Leser dürften insbeson¬dere die Update- oder
Upgrade-Konditi-onen von Interesse sein, die ich nur aus¬zugsweise nenne, da
Celemony hier ein vielfältiges Angebot bereithält. Eine Aktu¬alisierung auf
Version 4 kostet für Melody-ne Studio 149 Euro und für Melodyne Edi¬tor
Besitzer 99 Euro. Bestandskunden von Essential 2 und Assistant 2 schenkt
Ce-lemony die Versionsaktualisierung, was viele freuen dürfte. Wer nun vom
Editor 2 auf Studio 4 upgraden möchte — dies wür¬de ich persönlich alleine
schon für den vollen Wohlfühlkomfort empfehlen — kann dies zwar zeitlich unbefristet
für 299 Euro tun, wer sich jedoch schnell entscheidet, bekommt es im Frühjahr
noch für den hal¬ben Preis, denn Celemony bietet zur Ein¬führung ein Upgrade
von Editor 2 auf Stu¬dio 4 für 149 Euro an, also für lediglich 5o Euro Aufpreis
das mehrspurige Komplett-paket. Melodyne in Version 4 kann vor¬ab in einer
Demoversion im vollen Um¬fang getestet werden. So kann sich jeder selbst ein
Bild von den Möglichkeiten ma¬chen und für sich entscheiden, welche Op¬tion die
passende ist. Ich empfinde das Versionsupdate Celemonys als sehr gelun¬gen und
überaus positiv umgesetzt. Auch wenn sich Kleinigkeiten aus Sicht eines
kritischen Testers bestimmt noch verbes-sern ließen: Es ist schlicht und
ergreifend faszinierend, was diese Software zu lei¬sten vermag!
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