Samstag, 21. Mai 2016

Musikproduktion mit Celemony Melodyne 4


Musikproduktion mit Celemony Melodyne 4

Author D. Selzer-McKenzie

Youtube-Video: https://youtu.be/lwB6hOt-aYA

Vermutlich haben auch Sie mitbekommen, dass die Sängerin Adele bei ihrem Grammy Awards Auftritt keine ,stim¬mungsvolle Gesangsperformance abgeliefert hat. Egal, ob die Künstlerin einen schlechten Tag hatte oder es tat¬sächlich an den verantwortlichen Tontechnikern lag (angeblich hatte das schlechte Monitoring ihr den Auftritt ver¬masselt): Wohl niemand möchte in der Haut der Kollegen stecken. Wir als Dienstleister und die Künstler sollten es ohnehin sein, aber auch alle Musikkonsumenten sind längst darauf konditioniert, perfekt gestimmten Gesang und editierten Ton zu hören. In der professionellen Musikwelt sind keine schrägen Töne, egal wie minimal sie auch sein mögen, mehr erlaubt. Dieser Prozess begann wohl vor rund 20 Jahren erst richtig mit den verschiedenen digitalen Tonkorrekturpinseln, über die wir nun verfügen. Und vermutlich wäre so etwas in Adeles Fall zum Einsatz gekom¬men, wäre ihr Auftritt nicht live in alle Welt übertragen worden — zum Beispiel Melodyne. Mit Melodyne Version 4 öffnet Celemony nun dem Anwender Tür und Tor zu weitreichender Parameterkontrolle der Algorithmen, was die Tonmaterialbearbeitung besser anpassbar macht, aber auch viele neue und einzigartige Klangdesignsphären erfor¬schen lässt. Hinzu kommen Bedienverbesserungen und eine sehr beeindruckende automatische Tempoermittlung, die selbst bei nicht perkussivem Tonmaterial die Ableitung der Metrik und Zählgeschwindigkeit gestattet. Melody-ne Studio 4 ist nun als Plug-In einsetzbar und mit Eigenschaften ausgestattet, die es so vorher in der Melodyne-Welt nicht gegeben hat.

Über Melodyne muss man eigentlich nicht allzu viele einleitende Worte verlieren. Ich gehe davon aus, dass die komplette Le¬serschaft wohl über die grundlegenden Möglichkeiten und Funktionen informiert ist, sei es aus eigener Erfahrung und An¬wendung oder gehörter erwirkter Resul¬tate. Das Flaggschiff der Produktlinie, Me-lodyne Studio, beschritt bis dato parallele Wege, war zwischenzeitlich in die Version 3 vorausgefahren, während die Melodyne-Varianten mit Plug-In-Unterstützung seit 2009 in der Version 2 verblieben. Mit Ver¬sion 4 ziehen sie nun alle wieder gleich, auch, was die Ausstattung an Algorithmen und konzeptioneller Funktionalität von Melodyne Studio 4 betrifft: Es kann nun auch als Plug-In eingesetzt werden, in al¬len gängigen Formaten und natürlich auch im ARA-Format, durch das Melodyne un¬mittelbar in einer kompatiblen DAW ver¬fügbar wird. Melodyne Studio 3 war noch eine spezialisierte Einzelapplikation, die als quasi Mehrspur-DAW mit Melodyne-Funktionen agierte, und so nur Stand-Alo¬ne, via Rewire oder der Melodyne-Bridge in Anbindung mit einer anderen DAW ein¬gesetzt werden konnte. Die Melodyne Bridge wurde nun gestrichen, ebenso gibt es keine Einbindung von VST-Plug-Ins und MIDI-Eingängen mehr. Wer nun innerlich aufschreien mag, kann an dieser Stelle beruhigt werden, denn Melodyne Studio 3 kante parallel bestehen bleiben, um für

 

zeug enthalten, mit dem sich der zeitliche Ablauf innerhalb von Noten-Blobs beein¬flussen lässt. Melodyne Studio 4, die Ver¬sion, die uns zu Verfügung gestellt wurde und hier auf dem Prüfstand steht, enthält sämtliche Funktionen bei beliebiger Spu¬renanzahl. Melodyne Editor 4 unterschei¬det sich dadurch, dass jede Programmin¬stanz nur eine Mono- oder Stereospur be-arbeiten kann. Das mag für viele Anwen¬der, die Melodyne in bisheriger Form als Plug-In eingesetzt haben, zunächst keine Notwenigkeit für die Melodyne Studio Ver¬sion hervorrufen, allerdings bietet es nun in seiner Rolle als DAW Plug-In einen ho¬hen Mehrgewinn in Puncto Bedienkom-fort: Es ist in der Lage, alle in einem DAW Projekt befindlichen Melodyne Spur-In-stanzen gemeinsam in einem Plug-In Fen¬ster zu verwalten. Celemony hat dies wohl erstmalig in solcher Form überhaupt für ein Plug-In umgesetzt, und durch das so¬genannte, damit verbundene ,Multitrack-Note-Editing` lassen sich alle erfassten Spuren bequem aus einem Fenster he¬raus editieren. Dadurch können jetzt auch mehrere DAW-Spuren, die je eine Melody-ne Studio 4 Instanz enthalten, gleichzei¬tig in den Transfermodus geschaltet und überspielt werden. Ich nutze selber seit etlichen Jahren Melodyne, um Gesang-Doppelungen oder Chorstimmen zu bear-beiten, also in ihrer vollständigen tonalen und rhythmischen Ausdrucksweise nä¬her an die Hauptgesangsspur heranzufüh¬ren. Mit Melodyne Editor 2 musste ich im¬mer mit zwei oder mehr geöffneten Plug-In Fenstern die Bearbeitung visuell betrach¬ten. Das ist nun wesentlich komfortabler und genauer möglich.

Alle im Projekt befindlichen Melodyne Studio 4 Instanzen können nun im linken Fensterbereich aufgelistet einblendet wer-den, die Beschriftung wird von der DAW automatisch übergeben, kann aber auch manuell verändert werden. In den Spur-Headern kann jede Spur transferbereit ge-schaltet werden, rechts neben dem Na¬men befinden sich zwei Symbole mit den typischen Melodyne Noten ,Blobs`. Mit dem orangefarbenen Symbol wird eine ge-wünschte Spur zur Bearbeitung ausge¬wählt und erscheint wie gehabt im Editier-bereich.

Mit Mausklick auf das graue Blob-Sym-bol können andere Spuren nun zur visu¬ellen Referenz beim Bearbeiten mit ein¬geblendet werden, deren Noten dann im Editorbereich mit grauen Blobs angezeigt werden. Per Doppelklick auf einen grau¬en Blob lässt sich in eine dieser Referenz-Spuren direkt in den Edit-Modus wech¬seln. Mit diesem Hin- und Herspringen entsteht ein sehr schneller Arbeitsfluss. Dass sich unisono verlaufende Spuren in ihi'er Notendarstellung überlagern, leuch-

 

Harmonics Muttitrack Edit

tet ein. Damit diese sich einfacher zuei-nander editieren lassen, hat Celemony ei¬nen ,Unisono Spread`-Darstellungsmodus eingebaut, mit dem sich alle dargestellten Spuren auch in einer transponierten Dar-stellung anzeigen lassen (natürlich klin¬gen sie weiterhin gleich). Dadurch kön¬nen Phrasierungen leicht und sehr genau überprüft und aneinander angepasst wer-den. Zur Hörkontrolle in Melodyne Studio 4 verfügt das Programm sowohl im Stan-dalone-Betrieb als auch im Plug-In über einen Editier-Mix Schieberegler, oben rechts im Edit-Fensterbereich. Auf Links¬anschlag hört man lediglich die gewählte Edit-Spur. Bewegt man den Regler zur Mit¬te hin, werden alle Referenzspuren hinzu-geblendet, in der Mittenposition sind al¬le gewählten Referenzspuren auf Unity-Gain. Bewegt man den Editier-Mix von der Mitte aus weiter nach rechts, werden al¬le verbleibenden Spuren hinzugeblendet, die nicht gewählt sind. Im Standalone-Pro-gramm verfügt Studio 4 über einen ein¬fachen Mischkanal, der sich in einem In¬spektor-Fensterbereich links und rechts einblenden lässt und so jede Spur in Pe¬gel und Panorama einstellen lässt. Im Plug-In Betrieb spielt Melodyne natürlich aus den Plug-In Instanzen in das DAW-Mischpult, wodurch mit allen Insert-, Bus-und Sendeffekten abgehört wird. Nicht nur in der Studio 4 Version, auch in den einspurigen Versionen Essential, Assistant

 

und Editor 4 befindet sich nun so ein ein-blendbarer Inspektor-Bereich, in dem sich auch alle wichtigen Informationen der ausgewählten Note ablesen lassen. Im Inspektor-Reiter ,Algorithm` werden dem Anwender nun stellbare Parameter in die Hände gelegt, mit denen Tonma¬terial in seiner Deutung und Bearbeitung anpassbar wird, welches bislang mit Me-lodynes Grundeinstellungen nicht zufrie¬denstellend bearbeitet werden konnte. Es gibt nun zwei wählbare Wiedergabe-Ty¬pen (komplex und tonal) und Charakter (weich und crisp) und drei Parameter, um die Formant-Bearbeitung zu beeinflussen.

Melodyne Editor 4 und Studio 4 besitzen zusätzliche Notenzuweisungsfunktionen, um Einzelnoten in polyphonem Material besser zuordnen und verarbeiten zu kön¬nen. Der mehrstimmige DNA Algorithmus teilt sich in Version 4 in zwei Grund-Algo¬rithmen auf, die für abklingendes oder gehaltenes Tonmaterial optimiert sind, und die nun laut Hersteller in 90 Prozent aller Fälle keine bis wenig zusätzliche Nachbearbeitung in der Notenzuweisung benötigen.

Für einige Nutzer interessant dürften auch die weitreichenden Skalen und Stimmungsparameter sein, an dieser Stelle ist stellvertretend ein besonderes neues Feature erwähnt. Die westliche temperierte Stimmung ist bekanntlich ein mathematischer Kompromiss, wodurch sich nur angenäherte und keine wirklich sauberen Intervalle ergeben. Melodyne 4 bietet nun mit der ,dynamischen Rein-stimmung' an, eine Notenauswahl auf seine Intervallschichtungen hin zu unter¬suchen, und durch Spreizen und Nach¬stimmen aller Einzeltöne eine reine Stim¬mung zu erwirken, mit dem Ziel, dabei auch noch möglichst gut mit temperiert gestimmten Instrumenten zu klingen. Selektierte Noten werden damit um meh¬rere Cents ,nachgestimmt`, um in ihrer ge¬meinsamen Obertonreihe sauberer zu-sammenzufallen. Dadurch können nicht nur reale Instrumente aus der E-Musik besser zusammen gestimmt, sondern beispielsweise auch mit Sampler-Instru-menten erstellte Streicher-Arrangements natürlicher gestaltet werden, da die Ein-zelstimmen nicht unnatürlich hart in der temperierten Skala gespielt werden, son¬dern sich zueinander harmonisch einstim¬men, ähnlich, wie dies Orchestermusi¬ker tun.

Als weiteres Highlight ist in Melodyne Stu¬dio 4 und Editor 4 der so benannte Sound Editor enthalten, der verschiedene Klang-manipulationsparameter bietet, die sich größtenteils so nur mit Hilfe der Melody-ne Algorithmen überhaupt umsetzen las-sen dürften. Dazu zählen ein grafischer EQ und Analyser mit Halbtonabstand, der einen spektralen Bereich als Fingerab¬druck auch auf andere Spuren anwendbar macht, die Pegelmanipulation von Grund¬ton und sämtlicher Partialtöne einer Spur, und drei Hüllkurven, die für jede Blob-No-te getriggert werden und spannende Be-

 

arbeitungsmöglichkeiten bieten. Eben-falls exklusiv in den beiden größeren Pro¬duktversionen ist die nachträgliche Be¬arbeitung der Tempodefinitionen aus der automatisch ermittelten Tempozuwei¬sung Melodynes. In Assistant und Essen¬tial können falsch erkannte Stellen in der Tempokurve nicht korrigiert werden.

Der Sound Editor

Melodyne Editor und Studio 4 bieten ne¬ben den bekannten Bearbeitungsmög¬lichkeiten sehr weitreichende Klangma¬nipulationen, die durch die Analyse und Klangzerlegung Melodynes umgesetzt werden und quasi schon immer in den Al¬gorithmen schlummerten. Celemony hat sich scheinbar gut überlegt, welche Funk¬tionen sich durch den Programmiercode sinnvoll in ein Benutzerinterface packen lassen. Der Zugang zu diesen Funktionen

 

lässt sich unterhalb des Noten-Editors als Sound-Editor-Bereich einblenden. In drei Menüs aufgefächert (Harmonics, EQ und Synth) werden dort die unterschiedlichen Werkzeuge bedien- und darstellbar. Ei¬ne Bearbeitung erfolgt stets global für ei¬ne Spur, einzelne Abschnitte oder Noten können nicht selektiv bearbeitet werden. Dies wäre laut Celemony zwar theoretisch möglich, der Sound Editor wäre dann aber unüberschaubar geworden.

Die von Celemony so benannte ,Polypho-nic Spectral Shaping` Technologie für die Sound-Editor-Funktion ist nur im melo¬dischen und den mehrstimmig arbeiten¬den Algorithmen verfügbar.

Im Sound Editor enthalten ist als ‚ge-wöhnlichstes' Werkzeug ein grafischer Equalizer, der gleichzeitig als Analyser dient und eine Bandauflösung in Halb-tonschritten bietet. Der Regelbereich pro Band reicht von -130 dB bis +43 dB. Vi-suell ist er entsprechend in ein chromatisches Notenraster un-terteilt, wie auf einer Klaviatur. Die Notennamen werden unten dargestellt, oben werden von ioo Hz ausgehend in Oktavab¬stand Frequenzen als Anhaltspunkt ausgewiesen. Innerhalb der Halbton-Balken werden mit sich vertikal bewegenden Punkten die aktuellen Pegelstände von jedem Band angezeigt, Celemo-ny nennt diese Punkte ,die springenden Bälle'. Melodyne lei¬tet aus der gesamten Spur eine statistisch ermittelte Frequenz-kurve ab, die als grau gefüllte Pegellandschaft ,Post-Process' die spektrale Energieverteilung der gesamten Spur statisch re¬präsentiert. Die neutrale Spektralkurve (Pre-Process) wird stets als hellgraue Linie angezeigt und ermöglicht somit Rückschlüs¬se auf die Pegeldifferenzen der EQ-Bearbeitung. Unterhalb der Balken, dort, wo die Notennamen ausgewiesen werden, kann die Formantlage von jedem Halbtonband verschoben werden. Visuell wird dies mit gebogenen Linien angezeigt. Links neben dem grafischen EQ findet sich noch ein vertikaler Schiebereg¬ler, der alle tiefen Frequenzen beeinflusst, die nicht tonal er¬fasst werden. Unterhalb der EQ-Bänder bieten die Mischreg¬ler Brilliance, Contour, Tonality und Comb verschieden anwend¬bare Kurven oder Spektralverläufe. Brilliance macht das Signal insgesamt heller oder dunkler, ähnlich einer Kuhschwanzkur-ve. Contour nimmt Einfluss auf die Beschaffenheit des Gesamt¬spektrums: Sprünge und Zacken im Spektrum werden aus¬geprägter eingestellt (von o bis -noo %) oder geglättet (o bis -ioo%). Tonality bezieht sich auf die ermittelte Tonskala der Spur und blendet nach rechts hin skalenfremde und nach links skaleneigene Notenbänder aus. Comb wirkt, wie der Name an¬deutet, als Kammfilter, der jedoch hier besonders arbeitet und die im Quintenzirkel am weitesten entfernt vom aktuellen Grundton liegenden Frequenzen zur linken Seite hin ausblen¬det (o bis -loo %). In die andere Richtung bis +1.00% verblei¬ben am Ende nur noch Grundton und Oktavfrequenzen. Mit den beiden Tastern neben dem Regler kann der hierfür zugrundelie-gende Grundton bestimmt werden. Entstandene EQ-Spektren können kopiert, eingefügt oder zurückgesetzt werden. Es gibt auch eine Hüllkurvensteuerung, die eine gestellte Bearbeitung von o bis 200 % im zeitlichen Verlauf pro Note gestaltbar macht — dazu gleich mehr.

Mit ‚Harmonics' bietet der Sound Editor die gezielte Bearbei¬tung aller Teiltöne, die ein Signal enthält. Je nach Tonquelle können dies 5o bis mehrere hundert sein. Dank des polypho¬nen DNA Algorithmus ist Melodyne ja in der Lage, mehrstim¬mige Klänge in einzelne Noten aufzutrennen. Dabei erkennt und differenziert Melodyne nicht nur alle Grundtöne, sondern die jeweils dazugehörige Obertonstruktur, was überhaupt erst eine separate Tonhöhenbearbeitung in polyphonen Klängen ge¬stattet. Der Sound Editor nutzt die gegebene Analyse des har¬monischen Spektrums, um es dem Anwender zu erlauben, die Grund- und Teiltonverhältnisse einer Spur zu beeinflussen. Wie beim EQ geschieht dies für die komplette Spur. Die grafischeDarstellung der Säulen beginnt auf der linken Seite mit dem Grundton 1. Es fol¬gen dann nacheinander alle erfassten Teiltöne in ihrer energetisch gemittelten, vorliegenden Form auf der Spur, also ähn¬lich des Sound Editor EQs. Die erwirkten Änderungen von EQ und Harmonics be¬dingen natürlich einander und werden auch im Spektrum ständig aktualisiert an-gezeigt. Auch hier zeigen die springenden Bälle den aktuellen Pegel aller Partialtö-ne. Neben der Grundseite ,Harmonics` wird der entsprechende Menüschalter von ,Lo` und ‚HI' Schaltern flankiert: Hiermit können die tiefen und hohen Noten ei¬ner mehrstimmigen Spur abweichend im Partialspektrum bearbeitet werden. So könnten beispielsweise tiefe Klavierno-ten dumpfer gestaltet werden, ohne den Diskantbereich zu verändern. Links ne¬ben der Grundtonsäule ist ein Balken¬regler, der alle Subharmonischen beein¬flusst. Wie beim EQ ist der Regelbereich aller Teiltöne sehr hoch ausgelegt (eben¬falls -130 dB bis + 43 dB) und unten kön¬nen Formantverschiebungen separat er¬wirkt werden. Unterhalb der Grafik stehen in diesem Menü zunächst die identischen Klangregler Brilliance und Contour der EQ-Sektion bereit. Hinzu gesellen sich hier ein ,Odd/Even` und ein separat wirkender ,Comb` Regler. Odd/Even lässt gezielt un-geradzahlige oder geradzahlige Teiltonan-teile im Verhältnis verstärken, bis diese in den Extrempositionen jeweils ausschlie߬lich enthalten sind.

 

Der Comb Regler dünnt bei Einsatz das Spektrum aus. Mit den beiden Tastern ne¬ben den Reglern lässt sich das Kammfilter entlang der Harmonischen verschieben. Kommen wir zu den beiden Reglern im oberen Bereich des Sound Editors, bevor wir in die Synth-Sektion übergehen. Der dort befindliche Emphasis-Regler verstär¬kt oder schwächt die Unterschiede zwi¬schen dem gerade klingenden Spektrum und dem Durchschnittsspektrum der Spur ab. Zum Beispiel können damit Spektral-differenzen zwischen leisen und laut ge¬spielten Noten hervorgehoben oder ange¬glichen werden. Der Regler geht in beide Richtungen bis zoo Prozent und bewirkt so auch extreme Klangverbiegungen. Der zweite Regler in diesem Bereich wurde ,Dynamics` benannt. Er wirkt aufjede No¬te einzeln, oder genauer auf jedes No¬tensegment, das zum Blob getrennt wur¬de. Der exakte Amplitudenverlauf inner¬halb eines Blobs kann damit expandiert oder komprimiert werden, was bei hohen Werten zu extremen dynamischen Aus-brüchen oder sehr leisen Signalen füh-ren kann.

Die Synth-Seite des Sound Editors bietet Zugriff auf zwei Klangregler, die eine opti¬onale Resynthese der Spur bewirken. So¬bald einer der beiden Regler eingesetzt wird, verändert Melodyne die ‚zerlegten' Signalbestandteile aller Spurnoten wie folgt, um synthetisch klingende Effekte zu bewirken: Magnitude lässt die indi-viduellen Lautstärkeverläufe aller Har-

 

monischen einer Note zunehmend einan¬der angleichen. Bei Rechtsanschlag gibt es keine klanglichen Änderungen mehr in¬nerhalb der Noten, außerdem werden die Bänder für die Harmonischen immer sch¬maler, wodurch die nichtharmonischen Anteile zunehmend aus dem Signal ver-schwinden. Phases beeinflusst die unter¬schiedliche Phasenlage der verschiedenen Teiltöne. Die ursprünglichen Phasenver¬hältnisse werden zunehmend außer Kraft gesetzt, bis die Phasen der Teiltöne voll¬ständig synchronisiert sind. Dadurch ver¬ändern sich insbesondere die Transienten des Signals, und der Klang wird wiederum synthetischer.

Im grafischen Bereich des Sound Editor Synth-Menüs befinden sich drei Hüllkur-ven, die unten in Sekunden den Zeitver-lauf ausweisen. Wie der Regler ,Dynamics`, beeinflussen die Hüllkurven den Klang je¬des einzelnen Blobs — will heißen: Je¬der einzelne Blob wird getrennt bearbei¬tet und triggert auch seinen Hüllkurven-verlauf selbsttätig. Die Spectrum Envelo-pe reicht von o bis 200 Prozent (hellgraue Mittenlinie ist Zoo Prozent) und macht die spektralen Änderungen von EQ und Har-monics zeitlich variabel. Dadurch können beispielsweise die Anschläge von Noten original verbleiben und zeitversetzt und zunehmend spektral verändert, quasi ,ge-morpht` werden. Genauso arbeiten auch die Hüllkurven Formant und Amplitude, deren Auswirkungen durch die Namensge¬bung selbsterklärend sind.

In der Praxis

Wie bisher kann eine Lizenzvergabe per iLok2 autorisiert oder es können bis zu zwei Rechnersysteme per Internetverbin-dung freigeschaltet werden. Ist Melody-ne Studio 4 nicht autorisiert installiert, läuft es in einem Melodyne Player Mo¬dus ohne Editiermöglichkeiten. Nutzer der Version 2 ode- 3 werden sich schnell zu¬rechtfinden. Vorbildlich sind die Kurzbe¬schreibungen an allen Bedienelementen umgesetzt, die als kleine Notizfenster er¬scheinen, sobald mit dem Mauszeiger län¬ger als eine Sekunde über einem Parame¬ter verweilt wird. Die Bedienhilfe zum Pro¬gramm ist derzeit nur online in Form des ,Help Center' erreichbar, was etwas scha¬de ist, vor allem, wenn man am Studi¬orechner eigentlich kein Internet haben möchte. Erklärungen werden auf der Web¬seite im Help Center mit Videos veran-schaulicht und sind thematisch und durch eine Suchfunktion gut auffindbar, die In-

 

formationsbeschaffung empfand ich aber als träger, als mit einem konventionellen PDF Handbuch. Durch die Videotutori¬als und Textinhalte werden alle Themen zwar gut vermittelt, es ist aber stellenwei¬se zeitaufwendiger, eine bestimmte Er¬klärung in einem mehrminütigen Videotu¬torial zu suchen, als in einem Handbuch. Ein Handbuch in digitaler Dokumenten-form soll laut Celemony folgen.

Algorithmen

Melodyne 4 analysiert Tonmaterial weit-gehend selbstständig, um eine manuelle Kontrolle und Interpretationshilfe kommt man aber weiterhin nicht herum. Sobald Spuren in der Stand-Alone oder Plug-In Version eingespielt oder importiert wur¬den, beginnt Melodyne wie gehabt mit der Analyse auf Grundlage eines gewähl¬ten Algorithmus. Die Erstanalyse von Ton-material dauert in Version 4 nach mei¬ner Einschätzung ähnlich lange wie in der

 

letzten Vorgängerversion. Wirklich flott arbeitet der (für mich) neue Universal-Al-gorithmus. Mehrstimmige Modi benöti¬gen die längste Analysezeit. Der Mehr¬spur-Import eines ganzen Songs in Melo-dyne Studio 4 dauert natürlich einige bis mehrere Minuten. Es empfiehlt sich, so¬fort alle Spuren auf den automatisch von Melodyne gewählten Modus hin zu kon¬trollieren und im Bedarfsfall einen geeig¬neteren manuell zu wählen. Häufig wer¬den Trommeln als mehrstimmiges Materi¬al interpretiert, ein frühes Umschalten auf den passenden Modus spart unmittel¬bar Zeit und eine vollständige Neuberech¬nung. Der universelle Modus bietet sehr mühelose und hochqualitative Timestre-ching- und Pitchshifting-Ergebnisse auf jeglichem Tonmaterial. Wie beim Algorith¬mus Perkussiv zerlegt auch hier Melody-ne das Tonmaterial in rhythmische Blobs, die in der neutralen tonalen Position auf einer Nulllinie dargestellt werden — al¬so jegliche melodische oder harmonischeDarstellung ausklammern. Universal bie¬tet anwenderseitig identische Möglich¬keiten wie der Perkussiv-Modus, alle Blob-Segmente können transponiert, zeit¬lich verschoben, gedehnt oder gestaucht oder auch vom Formant-Prozessor beein¬flusst werden. Im Gegensatz zum Perkus-siv Algorithmus analysiert und wertet Uni¬versal aber das Klangmaterial nicht nur anhand von Signalspitzen aus, was dazu führt, dass rhythmische Fehlinterpretati¬onen bei komplexem und komprimiertem Material nun ausgeschlossen sind. Die neuen DNA Funktionen im Notenzu-weisüngsmodus helfen sehr effektiv bei

 

mehrstimmigem Material, welches zuvor gelegentlich unkontrollierbare Artefakte mit Melodyne ergab, wie zum Beispiel Gi-tarrenakkorde, bei denen Startpunkte von Einzelnoten falsch interpretiert wur¬den und so geräuschhafte Komponen¬ten falschen Tönen zugeordnet wurden. Nun lässt sich bestimmen, wo die Einzel¬töne genau hingehören und welche ge¬fundenen Signale in die Betrachtung ein¬fließen sollen. Ein ganz deutlicher Zuge¬winn in der Praxis um Artefakte zu besei¬tigen. Bei der monophonen Bearbeitung von Gesang konnte ich zunächst keine klanglichen Unterschiede zur Vorversion

 

feststellen. Jedoch bietet der Algorithmus-Inspektor nun klangentscheidende Para-meter, die sich auf den Sound auswirken können, jedoch kann ich dies nicht pau¬schal beschreiben, da diese materialab¬hängig oft nur subtil bis nicht wahrnehm¬bar sind, stellenweise aber zu matte¬ren oder stumpfen Klangergebnissen füh¬ren. Die voreingestellten Parameter hatten in meiner Testkonfigurationen immer die besten Ergebnisse geliefert. Es gibt be¬stimmte Stimmen, deren raue Geräusch¬komponenten sich nicht immer mit Melo-dyne vertragen. Hier mögen die Algorith¬mus-Stellschrauben auch helfen können, jedoch ließ sich während meines Pra¬xistests keine solche Stimme im Kunden¬archiv finden. In den typischen Diszipli¬nen hat sich in der Handhabung an sich nicht viel verändert, aber einiges verbes¬sert. So kam ich sehr schnell in meinen gewohnten Arbeitsfluss und konnte mich der Erleichterungen erfreuen, die Studio 4 mitbringt. Dazu gehört zunächst die prak-tische Mehrspuransicht in einem DAW Plug-In-Fenster, wodurch sich andere im Projekt beteiligte Spuren nun während der Bearbeitung beliebig einblenden lassen, um harmonische Zusammenhänge und Phrasierungen besser beurteilen zu kön¬nen. Schön ist auch, dass sich das Quan-tisierungsmuster von einer Spur auf ei¬ne andere Spuren mit Studio 4 übertragen lässt. Das eignet sich aber nicht, um Ge-sangsdopplungen oder Chorstimmen an-einander anzugleichen: Melodyne nimmt die Segmenttrennung von Blobs als Quan-tisierungsgrundlage. Die Funktion ist eher geeignet, um einen durchgehenden Bass genau auf die Bassdrum zu setzen oder vermag, gedoppelte Rhythmusgitarren ge-nau aufeinander zu setzen, die eindeu¬tige Trennungen aufweisen. Etwas scha¬de ist tatsächlich, dass keine phasenstar¬re Editierung über mehrere Spuren hinweg möglich ist, um beispielsweise Schlag¬zeug gemeinsam zu bearbeiten. Was aber phasenstarr wohl geht — und das ist geni¬al — ist das gemeinsame Begradigen des Tempoverlaufs einer ohne Klick eingespie-lten Mehrspuraufnahme.

Tempo

Ein hervorragend arbeitendes Feature ist die Tempoerkennung von Melodyne 4, mit der Aufnahmen, die ohne Metronom eingespielt wurden, im Tempo ermittelt und bearbeitet werden können. Es funk-tioniert verblüffend einfach, irre, was Ce-lemony hier geschaffen hat. In fast allen Fällen ermittelte das Programm eine so¬fort nutzbare und fehlerfreie Tempoablei¬tung — wobei ich hier von typischen Pop¬songs spreche. Sobald eine oder mehre¬re Spuren in die Standalone-Applikation importiert oder aufgenommen werden, er¬mittelt Melodyne nach der Analyse auto¬matisch eine abgeleitete Tempospur. Je mehr Spuren einer aufgenommenen Dar-bietung Melodyne Studio 4 zur Analy¬se bereitstehen, desto genauer kann sie selbstständig arbeiten, insbesondere na-türlich dann, wenn rhythmische Instru-mente mitgespielt haben. Sinnvoll ist es, Melodyne nur mit dem Aufnahmemate-

 

rial zu füttern, welches hilfreich für die Tempoermittlung ist, und so zum Beispiel Raummikrofone oder sehr schlecht ge¬spielte Spuren zunächst außen vor zu las¬sen. Sind viele wechselnde Taktarten ent¬halten oder handelt es sich um eine sehr freie Darbietung (Solokünstler), kommt man um eine Nachbearbeitung der Deu¬tung nicht herum. Celemony empfiehlt, die ermittelte Tempospur mit laufendem Metronom metrisch zu überprüfen und an Stolperstellen, beispielsweise, wenn ein Taktbeginn falsch erkannt wurde, der Tempozuweisung auf die Sprünge zu hel¬fen. Meistens reicht es auch aus, den Ein¬satzpunkt in Melodyne (gerader oder auf-taktiger Songbeginn?) zurechtzurücken, damit das Metrum nicht daneben hängt. Dazu kann man die gesamte Interpretati¬on um Schläge verschieben. Die Tempoer¬kennung ist sehr genau und zeigt Tempo-schwankungen im zweistelligen Komma-bereich. Bei schwierigem Material — da-zu gehörte in meinem Testportfolio die

 

freie Live-Darbietung eines Sängers, der sich auf einer Gitarre begleitet — muss-te ich schließlich an extrem vielen Stel-len neu definieren und gab irgendwann auf. Das Meistern der zur Verfügung ste-henden Werkzeuge für die Tempozuwei-sung erfordert eine recht ausführliche Ein¬arbeitung in das Programm. Melodyne un¬terteilt die Darbietung in Takte und Einzel¬schläge und bei komplexen Änderungen darüber hinaus automatisch in sogenann¬te Temporegionen. Dies sind erkannte be-ziehungsweise anwenderseitig definierte Bereiche mit zusammenhängendem Tem¬po. Ähnlich wie bei der Noten-Trennung in Melodyne können Rasterpunkte (Beats) und Regionen vom Startpunkt her ver¬schoben werden, oder Temporegionen per Doppelklick kreiert oder entfernt werden, wenn sie keinen Sinn ergeben. Im unteren sogenannten Pop-Up Bereich weist Melo-dyne neben einem gemittelten Tempowert des Abschnitts in Klammern den dort gül-tigen Sub-Beat aus, der die Pulszeit einesSchlages darstellt: Steht in den Klam-

mern eine 2, handelt es sich um einen 8tel Rhythmus, eine 3 ist entsprechend eine tri-olische Zählzeit. Löscht man eine überflüs¬sige Temporegion, glättet Melodyne Stu¬dio 4 automatisch den Verlauf umliegender Beats. Der Tempoverlauf kann auch inner¬halb einer beliebigen Auswahl automatisch geglättet werden, sinnvoll, wenn Taktstarts und Metriken neu definiert wurden und da¬durch ungleichförmige Tempokurven ent¬stehen. In die Tempokurvenlinie kann mit der Maus gegriffen und das Tempo manuell angezogen oder reduziert werden. Metrisch

 

komplizierte Stellen müssen manuell nach¬bewertet werden, Melodyne arbeitet aber auch selbstständig mit und pflegt dabei entstehende krumme Taktarten automa¬tisch ein (beispielsweise wenn die Startzeit eines 4/4tel Taktes neu definiert wird, wo¬durch der vorhergehende Takt zum 3/ 4tel werden muss).

Die Einarbeitung in die manuelle Tempo¬zuweisung war für mich die zweitaufwen¬digste Angelegenheit in diesem Test, ich hatte aber bislang nie mit Melodyne Stu¬dio 3 gearbeitet, welches eine ähnliche, al¬lerdings noch nicht so mächtige Tempoer-

 

kennung beinhaltete. Allerdings hätte ich mir die Einarbeitung als reiner Anwender wohl zunächst ersparen können, denn in mindestens 95 Prozent aller Testfälle hät¬te ich rein gar nichts machen müssen. Me-lodyne schafft es wirklich fast immer, per¬fekt sitzende Tempoverläufe zu ermitteln, darunter eine mehrspurige Liveaufnahme aus meinem Kundenarchiv oder auch aus einer Livedarbietung von ,Wish you were hege`. Dabei bringt Melodyne auch Zu¬schauerapplaus, der im Pegel der Aufnah¬me wirklich alles überschattet, nicht aus der Ruhe.

Ist die Tempodefiniton erfolgt, kann das Tempo quasi beliebig bearbeitet werden, wobei die Zeitanpassung aller Spuren durch die Algorithmen auf sehr hohem Ni¬veau und phasenstarr zueinander erfolgt. Dadurch können mehrspurige Live-Mit¬schnitte tatsächlich einfach korrigiert und auch gnadenlos begradigt werden. Wer —wie ich — über keine DAW mit ARA-Schnitt¬stelle verfügt, exportiert einfach nach er¬folgter Tempobearbeitung alle Spuren und die neue Tempoliste im MIDI Format. Wer über eine DAW mit ARA-Schnittstelle ver¬fügt, kann prinzipiell die Tempospur auch per Drag-and-Drop der DAW übergeben (bislang nur in Studio One 2 möglich).

Sound Editor

Hier ließe sich zwar viel Gehörtes be-schreiben, jedoch sind die Klangresultate so stark vom Quellmaterial abhängig und weitreichend, dass sich nicht immer ver¬bindlich vorhersagen lässt, was die Funk¬tionen bewirken. Natürlich ist dies im nor¬malen Einsatz des EQs leicht und auch die Kammfilter-Funktion bewirkt typische Ef¬fekte. Auch mit dem Obertonspektrum kann man schnell und weitestgehend vor¬hersehbar arbeiten, wobei geräuschhafte Signalanteile von echten Instrumenten und Stimmen bei großzügiger Bearbeitung (und die Pegelhübe sind extrem hoch ausge¬legt) künstlich klingen. Insbesondere Syn-thesizerklänge, die ja häufig mit Grundwel-lenformen arbeiten, die ‚saubere' Obertö¬ne bieten, lassen sich ruck zuck und ohneArtefakte behandeln, zum Beispiel kann sehr einfach aus einem Sägezahn-Sound in einen Rechteckklang übergeblendet werden. Einige der erzeugbaren Klang¬effekte erinnern an Frequenz- oder Ring¬modulation, Abtastratenreduzierung oder Granularsynthese. Die Hüllkurven bieten gut vorhersehbare Ergebnisse. Spektrum-und Amplitudenhüllkurve sind dabei be¬sonders nützlich, da sich die eingestellten Klangverläufe durch EQ und Harmonics in ihrer Anwendung zeitlich morphen las¬sen, was sehr spannende Möglichkeiten eröffnet. Generell ist der Sound Editor ein mächtiges gestalterisches Werkzeug, das in kleinen Nuancen angewendet auch in der Lage ist, sehr natürlich klingend in ei¬ner Mischung auf Einzelspuren zu dienen. Die Möglichkeiten kann ich in der kurzen verbrachten Zeit weder erahnen noch ab¬schließen bewerten. In jedem Fall eröffnen sich auch hier viele Türen und Tore krea¬tiver Anwendung.

Fazit

Mit Melodyne Studio 4 ist es im Handum¬drehen möglich, alte Studioaufnahmen für einen Remix neu aufzulegen und opti¬onal im Tempo konstant zu machen: Denn stimmt die ermittelte Tempokurve, kann das Material beliebig und zueinander pha-senstarr im Tempo neu definiert werden. Leider ist kein phasenstarres ,Quantisie-ren` umgesetzt und keinerlei Automati¬on von Parametern im Melodyne 4 Sound Editor gegeben. Celemony sind diese sehr naheliegenden Wünsche längst be¬kannt und die Firma plant auch, beides ir-gendwann umzusetzen, allerdings oh¬ne irgendeine zeitlich verbindliche Zusa¬ge, insofern könnte dies dauern. Das tut der weitreichenden zusätzlichen und ver¬besserten Funktionalität, die Version 4 mit sich bringt, im Gesamtbild keinen Ab¬bruch. Der Hersteller integriert stellbare Steuerparameter der Algorithmen, um in¬dividuelle Anpassungen zu ermöglichen, sowie neue Definitionswerkzeuge für die mehrstimmige Bearbeitung, wodurch poly¬phones Material gezielter und im Extrem-

 

fall überhaupt erst erfasst wird. Die Arbeit mit Melodyne wird in Version 4 deutlich komfortabler und es kann noch kreativere Klangforschung und -gestaltung betrieben werden. Das von Celemony auf den Weg gebrachte ARA Plug-In Format ist leider in wenigen DAWs bislang integriert. Insbe¬sondere von den großen Firmen Steinberg, Avid und Apple würde man sich hier Kom-patibilität wünschen, da Melodyne da-durch dann noch faszinierender, intuitiver und vor allem unmittelbarer in der DAW Umgebung verfügbar wäre. Die Vollversion Melodyne Studio 4 kostet 699 Euro brutto, Editor 4 wird mit 399 Euro gelistet, wäh¬rend der neue Assistant für 249 Euro und das kleine Essential 4 für 99 Euro erhält¬lich ist. Für viele Leser dürften insbeson¬dere die Update- oder Upgrade-Konditi-onen von Interesse sein, die ich nur aus¬zugsweise nenne, da Celemony hier ein vielfältiges Angebot bereithält. Eine Aktu¬alisierung auf Version 4 kostet für Melody-ne Studio 149 Euro und für Melodyne Edi¬tor Besitzer 99 Euro. Bestandskunden von Essential 2 und Assistant 2 schenkt Ce-lemony die Versionsaktualisierung, was viele freuen dürfte. Wer nun vom Editor 2 auf Studio 4 upgraden möchte — dies wür¬de ich persönlich alleine schon für den vollen Wohlfühlkomfort empfehlen — kann dies zwar zeitlich unbefristet für 299 Euro tun, wer sich jedoch schnell entscheidet, bekommt es im Frühjahr noch für den hal¬ben Preis, denn Celemony bietet zur Ein¬führung ein Upgrade von Editor 2 auf Stu¬dio 4 für 149 Euro an, also für lediglich 5o Euro Aufpreis das mehrspurige Komplett-paket. Melodyne in Version 4 kann vor¬ab in einer Demoversion im vollen Um¬fang getestet werden. So kann sich jeder selbst ein Bild von den Möglichkeiten ma¬chen und für sich entscheiden, welche Op¬tion die passende ist. Ich empfinde das Versionsupdate Celemonys als sehr gelun¬gen und überaus positiv umgesetzt. Auch wenn sich Kleinigkeiten aus Sicht eines kritischen Testers bestimmt noch verbes-sern ließen: Es ist schlicht und ergreifend faszinierend, was diese Software zu lei¬sten vermag!




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