Freitag, 9. Oktober 2009

Canon EOS 5D Mark II Camera Test

Canon EOS 5D Mark II Camera Test

Author D.Selzer-McKenzie
Canon EOS 5D Mark II
2008-12-18 In manchen deutschsprachigen Foren liebevoll "Horst" genannt, genießt die Canon EOS 5D Mark II – wie schon ihre Vorgängerin – einen gewissen Kultstatus. Im ausführlichen Test dieser Kult-Kamera war es nicht das Ziel von Selzer-McKenzie, den Mythos 5D (II) zu zerstören, sondern vielmehr zu gucken, welche Stärken und Schwächen der EOS 5D Mark II angedichtet sind und welche schon eher der Realität entsprechen. Denn zu viel der Lobpreisung würde der jüngsten "Vollformat"-DSLR (sprich: eine digitale Spiegelreflexkamera mit Bildsensor in Kleinbildfilm-Größe) von Canon nicht wirklich in allen Punkten gerecht werden. (Yvan Boeres)
Ergonomie und Verarbeitung Dass man mit der EOS 5D Mark II ein ganz ordentliches Stück Technik in der Hand hält, merkt man alleine schon an den rund 950 Gramm (Kamera mit Akku, Speicherkarte, Schultergurt und ohne Objektiv), die auf 152 x 113,5 x 75 mm verteilt sind. Quasi nicht vorhandene Spaltmaße deuten auf eine einwandfreie Verarbeitung hin; damit weder Stöße noch Nässe der Kamera etwas anhaben können, besteht der Body praktisch integral aus rostfreiem Stahl (mit einer Magnesium-Legierung weiter verstärkt) und bieten Gummidichtungen bzw. Füllmaterialien an wichtigen Stellen (Speicherkarten- und Akkufach, Kamerabildschirm, Bedienelemente) der empfindlichen Bordelektronik Schutz vor einer relativen Luftfeuchtigkeit von bis zu 85 %. Das hilft auch gegen das Eindringen von Staub, dem es durch die Fluorit-Beschichtung des optischen Tiefpassfilters vorm Bildsensor und durch Staub abstoßende Schwingungen an dessen Oberfläche während des automatischen Reinigungsprozesses (EOS Integrated Cleaning System genannt) eh schwer gemacht wird, sich auf dem Sensor "niederzulassen".
Groß (3" bzw. 7,6 cm), hoch auflösend (920.000 Bildpunkte), kratzfest, reflexionsarm (dank nicht weniger als drei Antireflex-Schichten) und unempfindlich gegen Fingerabdrücke, Nasenstupser und Staubbefall (z. T. auch dank Fluorit) ist der Bildschirm der EOS 5D Mark II. Der zeigt ein brillantes, farbneutrales sowie – im Livebild-Modus – weitgehend ruckelfreies und rauscharmes Bild an. Die Bildwinkelunabhängigkeit ist mit 170° h/v gut, die Helligkeitsanpassung erfolgt wahlweise automatisch (in drei Stufen und unter Beibehaltung der Belichtungsvorschau) oder manuell (in sieben Stufen), und wenn die Sonne auf den Bildschirm "knallt", lässt der sich immer noch einigermaßen gut ablesen. Ähnlich gut ist der optische Sucher der Kamera mit seinem angenehm großen (Bildfeldabdeckung von 98 %, 0.71-fache Sucherbildvergrößerung, Augenabstand/Austrittspupille von 21mm), klaren bzw. hellen und farbstichfreien Sucherbild. Die Sucherinformationen sind komplett (u. a. ISO-Anzeige, Akku-Stand, Warnung vor eingeschaltetem SW- und/oder Tonwertprioritäts-Modus), eine Dioptrieneinstellung (-3 bis +1 dpt.) ist vorhanden, und die Suchermattscheiben lassen sich auswechseln; es fehlt nur ein eingebauter Okularverschluss und eine Anzeige der eingestellten Belichtungsmessart.
Das Menüsystem der EOS 5D Mark II entspricht neueren Canon-Standards, d. h. mit nicht mehr listenartig nach unten über den Bildschirmrand hinauslaufenden Menüs (wie bei der EOS 5D), plastischer wirkenden Symbolen bzw. Piktogrammen (dank höherer Bildschirmauflösung sowie leichten Schattierungseffekten) und dem so genannten My Menu. Letzteres erlaubt es, von den insgesamt 45 Menüpunkten (die zusammen immerhin um die 200 verschiedene Einstellungen erlauben) nur diejenigen aufzunehmen, die man persönlich braucht. Weitere Personalisierungsmöglichkeiten gibt es in Form von 25 Individualfunktionen, einer mit anderen Funktionen belegbaren SET-Taste, der Canon-typischen PictureStyles (per Knopfdruck aufrufbare Bildparameter-Einstellungen) und der drei Benutzerprogramme (C1, C2, C3) auf dem Programmwahlrad. Ebenfalls Part des z. T. überarbeiteten Bedienkonzepts ist der so genannte "Quick Control Screen"; eine Art Schnellwahlmenü, das auch als Status-Anzeige dient (ähnlich wie die "Dual Control Panel"-Funktion bei Olympus oder das "Quick Navi"-System bei Sony). Auf der oberen, orange beleuchtbaren Flüssigkristallanzeige der EOS 5D Mark II werden weitere Kameraeinstellungen und Aufnahmeparameter resümiert.
Ein großer Teil der Bedienung der EOS 5D Mark II erfolgt über den knubbelartigen Miniatur-Joystick (offizielle Bezeichnung: Multicontroller) auf der Kamerarückseite und/oder mit den beiden Einstellrädern der Kamera. Das bereits erwähnte Programmwahlrad auf der Kameraoberseite erlaubt den schnellen Wechsel des Belichtungsprogramms (P, Av, Tv, M usw.). Nicht wirklich zielgruppengerecht sind die Vollautomatik (grünes Rechteck) und der Creative-Auto-Modus (eine Art erweiterte Vollautomatik mit Schiebereglern für die Hintergrundschärfe und die Bildhelligkeit) anstelle derer wir lieber die gute alte A-DEP- bzw. DEP-Schärfentiefeautomatik verschiedener EOS-Modelle und vielleicht noch so einen Belichtungsmodus wie das TAv-Programm von Pentax (Kamera sucht automatisch passende Lichtempfindlichkeitsstufe zur eingestellten Blende und Verschlusszeit) gesehen hätten.
Ausstattung Fangen wir einmal mit dem an, was die EOS 5D Mark II nicht hat: einen eingebauten Miniaturblitz. Zum Aufhellen von Schatten auf kurzen Distanzen, als Steuerblitz in einem drahtlosen Blitzverbund oder als kleiner "Notbehelf" würde ein solcher allemal reichen, aber bei der EOS 5D Mark II muss man eben auf ein Aufsteck- bzw. Systemblitzgerät zurückgreifen (dann aber mit dem vollen Leistungsumfang und Komfort der E-TTL-II-Technologie). Neben dem dafür vorgesehenen Blitz-/Zubehörschuh gibt es noch eine so genannte PC-Synchronbuchse für den Anschluss von Studioblitzanlagen o. ä. Weitere Anschlüsse gibt es in Form einer HDMI-Schnittstelle (für die Bildwiedergabe in HDTV-Qualität), eines analogen Audio/Video-Ausgangs mit umschaltbarem PAL/NTSC-Signal (3,5mm-Klinkenbuchse), einer PictBridge-kompatiblen USB-2.0-Highspeed-Schnittstelle (mit gewöhnlichem Mini-B-Stecker), eines dreipoligen Anschlusses für einen elektrischen Kabelfernauslöser (eine drahtlose Fernauslösung ist mit den Infrarot-Fernbedienungen RC-1 und RC-5 sowie mit dem Wireless Controller LC-5 möglich) und eines Mikrofon-Eingangs (zum Anschluss eines Richtmikrofons, Ansteckmikrofons o. ä. beim Filmen).
Über den Bodenstecker auf der Kameraunterseite finden die WLAN/WiFi-Einheit WFT-E4 oder der Batterie-/Multifunktionshandgriff BG-E6 Anschluss an die Kamera. Sonst noch an der EOS 5D Mark II zu finden: eine Abblendtaste und ein auf jeden Fall korrekt, d. h. mitten in der optischen Achse, positioniertes Stativgewinde aus Metall, das auch weit genug vom (verriegelbaren) Akkufach liegt, um auch bei Stativaufnahmen einen schnellen Wechsel des Lithiumionenakkus vom neuen Typ LP-E6 (mit nunmehr 1.800 mAh) zu gestatten. Dank dessen eingebauter Elektronik (was natürlich auch die Herstellung von billigen No-Name-Nachbauten erschwert) bekommt man über die Akkudiagnose-Funktion der Kamera Informationen über die genaue Restkapazität/-ladung (in Prozenten), die Anzahl der Auslösungen seit dem letzten Ladevorgang, den "Aufenthaltsort" des Akkus (in der Kamera oder im BG-E6-Griff) und die "Ladefreudigkeit" des Akkus (d. h. wie oft der Akku noch aufgeladen werden kann, bis er an seinem Lebensende angekommen ist). Sofern man die einzelnen Akkus über ihre jeweilige Identifikationsnummer (die auch an die Kamera übertragen wird) zuvor im Kameramenü registriert hat, ist eine solche Diagnose auch bei Besitz mehrerer LP-E6-Akkus möglich.
Ein Netzbetrieb ist bei der EOS 5D Mark II mangels Netzeingang nur mit einem wenig praktischen Netzadapter in Akkuform möglich. Lob gibt es hingegen für die Speicherkartenverwaltung: Nun werden auch UDMA-Karten mit ihrem schnellen direkten Speicherzugriff unterstützt, und bei EOS-D-Kameras erscheint/ertönt neuerdings eine Warnmeldung, wenn man das Speicherkartenfach vor abgeschlossenem Schreibvorgang öffnet. Kleinere Nachbesserungen an der Ergonomie und Bedienung gibt es in Form einer gesonderten Livebild-Taste (die Livebild-Zuschaltung verdrängt die Print/Share-Funktion auf die Zweitbelegung der Taste), einer in allen Belichtungsprogrammen funktionierenden ISO-Automatik und einer erweiterten Ordnererstellungs-Funktion. Der Name des Fotografen bzw. Kamerabesitzers und des Inhabers der Bildrechte (Copyright) können registriert werden (dazu benötigt man die mitgelieferte EOS-Utility-Software) und tauchen auf Wunsch auch in den EXIF-Daten der aufgenommenen Bilder auf. Bei der Wiedergabe von Bildern gibt es nun umfassendere Möglichkeiten zum Durchforsten der Bilder auf der (CompactFlash-)Karte und neue Diaschau-Optionen (Einstellung der Anzeigedauer, Ein-/Ausschalten der Wiederholschleife, Bildwiedergabe nach Ordner/Datum/Bildtyp). Es fehlt aber auch bei der EOS 5D Mark II die Möglichkeit, RAW/CR2-Aufnahmen noch in der Kamera nachträglich in JPEG-Bilder umzuwandeln. Da muss man sich schon vorher auf ein bestimmtes Bildformat festlegen, wobei da die unterschiedlichsten Kombinationen aus vier RAW-Einstellungen und sieben JPEG-Einstellungen möglich sind. Die eingebauten Bildnachbearbeitungsfunktionen beschränken sich auf ein Minimum (Bilder drehen/ausrichten, Bildausschnitt neu bestimmen, automatische Korrektur und Retusche roter Augen) und sind nur im PictBridge-Direktdruckbetrieb über das Druckmenü aufrufbar.
Auch wenn sich die EOS 5D Mark II in mancher Hinsicht auf das Wesentliche beschränkt, fehlen ihr die wichtigsten Aufnahmefunktionen und Kameraeinstellungen nicht. Alle benötigten Belichtungsprogramme und -messarten (inklusive Spotmessung) sind da; eine Spiegelvorauslösungsfunktion ist genauso vorhanden (und mit dem 10- oder 2-Sekunden-Selbstauslöser kombinierbar) wie u. a. eine Histogramm-Anzeige (auch für jeden einzelnen Farbkanal), eine Bildauthentifizierungs-Funktion (dafür bedarf es des optionalen Data Verification Kits), eine Staublöschungsdaten-Funktion (zum nachträglichen Herausrechnen dunkler Stellen im Bild, die durch Staub auf dem Sensor verursacht wurden), ein im Livebild-Modus (mit zuschaltbarer Belichtungsvorschau) einblendbares Gitternetz mit 3x3- oder 6x4-Matrix etc. Im Serienbildmodus schaffte die EOS 5D Mark II mit einer normalen Highspeed-Speicherkarte bis zu 69 JPEG-Bilder in Folge mit anhaltender Bildfrequenz von 3,8 Bildern pro Sekunde, bevor die Geschwindigkeit einbrach; mit einer UDMA-fähigen Karte soll sie ohne Bildfolgebegrenzung sogar auf 3,9 Bilder/s kommen.
Natürlich kann man nicht von der EOS 5D Mark II schreiben, ohne deren Videomodus zu erwähnen. Die Nikon D90 ist die derzeit einzig andere digitale Spiegelreflexkamera, die ebenfalls filmen kann, aber "nur" in HD-Qualität mit 1.280 x 720 Bildpunkten (Full HD entspr. 1.920 x 1.080 Bildpunkten bei der Canon), maximal nur fünf Minuten lang (12 Min. bei der Canon dank hoch effizientem H.264-Videodatenkomprimierungs-Codec), ohne Anschlussmöglichkeit für ein externes Mikrofon und ausschließlich mit manueller Scharfstellung. Was Letztere betrifft, ist die EOS 5D Mark II der D90 aber kaum überlegen. Denn anders als bei einem richtigen Camcorder funktioniert der Autofokus der EOS 5D Mark II beim Filmen nur auf Knopfdruck (AF-ON-Taste) und stellt so die Schärfe nicht ständig nach. Dazu kommen noch die eher gemächliche Fokussiergeschwindigkeit und die – bei Verwendung des eingebauten Mikrofons – trotz Ultraschallantrieb deutlich im Film hörbaren Betriebsgeräusche des Autofokus, so dass man vielleicht doch lieber per Hand scharf stellt. Alles in allem ist die Bildqualität der EOS-5D-Mark-II-Videos schon recht beeindruckend, und mit viel Aufwand (Anschluss eines Stereo-Richtmikrofons an der Kamera, Verwendung eines Stativs usw.) kriegt man sogar halbwegs professionell aussehende Kurzfilme hin. Aber die aufgenommenen Videos sind dann wohl eher etwas für die rein private Vorführung auf dem heimischen LCD-Fernseher und für einfache Dokumentationszwecke (die Kamera könnte daher z. B. Sachverständige interessieren) als für eine nach allen Regeln der Kunst gedrehte Video-Reportage.
Für die Foto-Reportage gibt es übrigens eine nicht ganz uninteressante Funktion an der EOS 5D Mark II: die so genannte "Geräuschlose Aufnahme". Wir würden da eher von einer geräuscharmen Auslösung reden, aber je nach Einstellung (Modus 1 mit verlangsamtem Spiegelschlag, Modus 2 mit bis zum Loslassen des Auslösers verzögertem Spiegelschlag, Einzelbild- oder Serienbildmodus) kann man mehr oder weniger diskret im Livebild-Modus fotografieren. Für ganz spezielle Reportagen könnte auch ein Anschluss für GPS-Empfänger von Nutzen sein, aber zurzeit gibt es kein entsprechendes Originalzubehör von Canon.
Objektiv Als so genannte "Vollformat"-Kamera, deren Bildsensor von den Maßen her mit 35mm-Film bzw. mit dem Kleinbildformat (36 x 24 mm) gleichzieht, lässt sich die EOS 5D Mark II mit allen EF-Objektiven (alt und neu) von Canon zusammen verwenden – und das, ohne dass bei gleicher Brennweiteneinstellung am Objektiv ein engerer Bildausschnitt erfasst wird, als aus Film-Zeiten gewohnt. Das gilt auch für Canon-kompatible Objektive von solchen Fremdherstellern wie Sigma, Tamron oder Tokina (um nur die Renommiertesten zu nennen), sofern diese nicht auf die Sensormaße von digitalen EOS-Kameras mit kleinerem Bildwandler zugeschnitten sind (was auf die DC-Serie von Sigma, die Di-II-Serie von Tamron und die DX-Serie von Tokina zutrifft). Denn anders als die Nikon D700, D3 oder D3X, bei denen Objektive mit kleinerem Bildkreis/Linsendurchmesser bei verringerter Auflösung und Brennweitenzahl-Umrechnung ebenfalls benutzt werden können (DX-Modus), kennen die "Vollformat"-DSLRs von Canon keinen Modus, in dem nur ein entsprechend kleiner Teil bzw. Ausschnitt des Bildsensors ausgelesen wird. Die Verwendung der EF-S-Objektive von Canon ist also auch ausgeschlossen.





Ein – auch von den optischen Abbildungsleistungen her – passendes EF-Objektiv für die EOS 5D Mark II zu finden, kann manchmal zum "Glücksspiel" ausarten. Ältere EF-Objektive, die noch für analoge EOS-Kameras konstruiert wurden, können u. U. den höheren Leistungsanforderungen der digitalen Technik nicht gewachsen sein und mehr oder weniger starke/sichtbare Abbildungsschwächen offenbaren. Canon hat zwar viele Objektivmodelle durch neue, "digital-taugliche" Ausführungen ersetzt (manchmal an einer römischen Zwei o. ä. erkennbar), aber zur Sicherheit sollte man das Objektiv an der Kamera ausprobieren, sich bei einem fachkundigen Händler oder in den einschlägigen Internet-Foren beraten lassen oder anhand der kostenpflichtigen DCTau-Testprotokolle auf unseren Seiten prüfen, ob das Objektiv seiner Wahl in Punkto Bildqualität mit der EOS 5D Mark II harmoniert. Was man von der auch im Set angebotenen Kombination aus dem EF 24-105mm 1:4,0 L IS USM und der EOS 5D Mark II erwarten kann, lässt sich z. T. in diesem Testbericht unter dem Testabschnitt "Bildqualität" nachlesen.
Egal ob man eine individuelle Objektivwahl trifft oder auf das Set-Angebot zurückgreift: Sobald man die passende Optik gefunden hat, geht der Spaß so richtig los. Die EOS 5D Mark II fokussiert superschnell und präzise – zumindest außerhalb des Livebild-Modus. In diesem kann man zwar das AF-Messfeld per Multi-Controller frei platzieren (Flächen-AF) oder die Kamera gezielt auf Gesichter scharf stellen lassen (obwohl sie jeweils nur ein Gesicht auf dem Bildschirm markiert, soll sie bis zu 35 Gesichter auseinander halten können), aber der Autofokus braucht da wegen der anderen Messmethode (Kontrastmessung) seeehhhrrr viel Zeit (vor allem bei schwachem Licht und/oder bei schnellen Wechseln zwischen Nah und Fern) und legt erst per Druck auf die AF-ON-Taste los. Richtig schnell geht der Autofokus nur, wenn man den Livebild-Modus verlässt oder diesen – dann nicht ganz unterbrechungsfrei – zusammen mit der Quick-Modus-Einstellung benutzt. In diesen beiden Fällen greift die EOS 5D Mark II nämlich auf den speziellen Autofokus-Sensor mit Phasendetektionsverfahren in den Tiefen der Kamera zurück; die rot aufleuchtenden Markierungen zeigen, an welchen Stellen im Bild die neun rautenförmig angelegten AF-Sensoren das Motiv bei der automatischen Scharfstellung erfassen. Hier sieht die EOS 5D Mark II übrigens etwas alt aus: Sie macht noch vom selben AF-Modul Gebrauch wie die erste EOS 5D, die noch mit einem Kreuzsensor (immerhin präzise genug, um auch bei F2,8 keine Probleme mit der geringen Schärfentiefe zu haben), acht einfachen Liniensensoren (präzise bis F5,6) und sechs unsichtbaren Hilfssensoren arbeitet. Da ist die AF-Elektronik der kleinen Schwester EOS 50D, bei der alle neun AF-Sensoren Kreuzsensoren sind, zum Teil moderner! Auch könnten die AF-Messfelder etwas breiter übers Bildfeld verteilt sein, um Personen und Gegenstände auch nahe an den Bildrändern zu erfassen.
Doch so schnell macht man Canon nichts vor! Insbesondere mit USM-Objektiven (d. h. mit Ultraschall-Antrieb) wird der Autofokus der EOS 5D Mark II auch den hohen Herausforderungen vieler Sportfotografen gerecht. Im AI-Servo- und AI-Focus-Modus (wo im Gegensatz zum One-Shot-Modus die Schärfe bei sich bewegenden Motiven vorausrechnend nachgeführt wird) heftet der Autofokus bildlich an den Fersen des verfolgten Motivs und sind – in Kombination mit dem Serienbildmodus der Kamera – etliche scharfe Bilder möglich. Gibt es doch unscharfe Bilder, kann es u. U. auch an einem so genannten Front- oder Backfocus-Problem liegen; mit der AF-Feinjustierungsfunktion der EOS 5D Mark II bekommt man aber leichte bis mittelstarke Fokus-Verstellungen in den Griff. Der Autofokus der EOS 5D Mark II arbeitet übrigens außerhalb des Livebild-Modus bis -0,5 IL – doch für Fotos bei extrem schwachem Licht bis zu absoluter Dunkelheit muss man mangels AF-Hilfslichts an der Kamera auf das eingebaute Rotlicht der Speedlite-Systemblitzgeräte o. ä. zurückgreifen.
Bildqualität Mit der EOS 5D Mark II macht die Auflösung einen Sprung von 12,8 Megapixeln (EOS 5D) auf ordentliche 21,1 Megapixel. Zu behaupten, man würde den Unterschied vor allem in den feinen Bilddetails nicht spontan bemerken, wäre schlichtweg gelogen, aber guckt man sich die mit der Kamera gemachten Bilder noch etwas genauer an, fallen einem (aber nicht jedem) unter Umständen auch ein paar bedenklicher stimmende Dinge auf. So mag es sich beim CMOS-Sensor der EOS 5D Mark II um einen völlig neu entwickelten Bildsensor handeln und mögen die Verbundstellen zwischen den winzigen Mikrolinsen über jedem Pixel-Element des Sensors nochmals verkleinert worden sein (was die Lichtausbeute erhöht), aber dabei hat es Canon nicht belassen. Vielmehr greifen die Bildaufbereitungsalgorithmen massiv ins Bildresultat ein – wie das mit uns zusammenarbeitende Testlabor festgestellt hat.
Ob das in "böser Absicht" gemacht wird (d. h. um in manchen Tests höchste Noten bei manchen Messungen zu erreichen), oder ob Canon einfach nur "übereifrig" war, ist letztlich egal – Tatsache ist, dass die Bildqualität dadurch nicht unbedingt gewinnt. So erreicht die EOS 5D Mark II zwar durch eine sehr "wählerische" Form der Rauschunterdrückung (aggressives hochfrequentes Rauschen bleibt von ISO 50 bis 3.200 in den hellen bis mittleren Bildbereichen praktisch unangetastet, während es in den dunkleren Bildpartien bis in die Schatten extrem geglättet wird) ausgezeichnete Noten in der Eingangsdynamik und sogar eine Spitzenleistung bei ISO 400. Aber das führt zu einem sehr ungleichmäßigen Bildergebnis mit sehr rauschfreien, aber auch detailschwachen Schatten und Bildbereichen mittlerer bis starker Helligkeit, die extrem detailreich sind, aber u. U. auch etwas rauschen. Erst ab ISO 6.400 wird das Rauschen natürlicher; Farbrauschen zeigt sich über den gesamten Empfindlichkeitsbereich hinweg fast gar nicht. Auch zieht Canon bei der EOS 5D Mark II manche Bildkonturen so nach, dass sehr feine (in der Größenordnung von einem Pixel) Doppellinien entstehen. Das erhöht nicht nur den Schärfeeindruck, sondern trägt auch zu höheren Auflösungswerten bei (was andere Hersteller mit einer etwas gröberen Scharfzeichnung nicht schaffen). Und solche Kantenartefakte machen sich dann zum Teil auch störend auf den Bildern bemerkbar. Dass Canon dann auch noch die Tonwertkurve manipuliert, um "knackige" Bilder ohne zu stark ausfressende Lichter und zulaufende Schatten zu erzeugen, ist dagegen schon fast normal, da bei den meisten Kameraherstellern gängige Praxis. Aber von einer originalgetreuen Kontrast- bzw. Tonwertwiedergabe kann man trotzdem nicht reden.
Dass die extrem hohe Pixelzahl und das "Vollformat" so manches Objektiv überfordern, zeigt sich zum Beispiel beim EF 24-105mm 1:4,0 L IS USM und selbst bei manchen Festbrennweiten wie dem Canon EF 50mm 1:2.5 Compact Macro. Beide Optiken sind bei offener Blende nicht bis in die Bildränder/-ecken scharf (der Auflösungsverlust von der Bildmitte aus ist stark bis sehr stark ausgeprägt). Und auch wenn die Vignettierung dank halbwegs effizienter neuer kamerainterner Vignettierungskorrektur nicht mehr ganz so stark ausfällt wie bei früheren EOS-D-Modellen (für eine Vollformat-DSLR mit solch einer hohen Auflösung kann man sogar von guten Vignettierungswerten sprechen), ist die Vignettierung bei vielen Bildern immer noch sehr hoch (z. B. -2,6 Blenden bei offener Blende mit dem 50er-Makro). Die Verzeichnung hingegen hat direkt nichts mit dem Zusammenspiel zwischen Elektronik und Optik zu tun. Diese ist dann auch – makroobjektivtypisch beim EF 50mm 1:2.5 Compact Macro – quasi nicht vorhanden (0,1 % tonnenförmig). Ganz anders sieht es beim EF 24-105mm 1:4,0 L IS USM aus, das am Weitwinkel-Ende extrem stark tonnenförmig verzeichnet, und in den anderen Brennweiten-Positionen zeigt sich eine sichtbare bis stark sichtbare kissenförmige Verzeichnung.
Derzeit vor allem in englischsprachigen Internet-Foren stark im Gespräch ist das so genannte "Black Dot"-Phänomen. Demnach soll die EOS 5D Mark II unter ganz bestimmten Aufnahmebedingungen speziell in der direkten Umgebung kleiner punktueller Lichtquellen Bildstörungen in Form von kleinen schwarzen Sprenkeln produzieren. Wir konnten dieses Phänomen an der uns zur Verfügung stehenden Testkamera mit der Firmware-Version 1.0.6. nicht reproduzieren; die störenden Artefakte, die wir auf den Bildern fanden, waren deutliche Helligkeitsmoirés an geneigten Strukturen, sichtbare Farbmoirés an steigenden Strukturen und Aliasing an den Diagonalen. Trotz relativ hoher Komprimierung in der Grundeinstellung (1:11) bekamen wir keine Blockartefakte o. ä. zu sehen; in den niedrigeren Bildqualitätseinstellungen mit Komprimierungsfaktoren von 1:22 bis 1:26 können leichte Komprimierungsartefakte in besonders farbintensiven Bildteilen bei genauer Betrachtung wahrgenommen werden.
Farben gibt die EOS 5D Mark II übrigens nicht zu stark gesättigt und ohne weitere Farbabweichungen wieder. Bei der Belichtung tendiert die Kamera ganz leicht zur Unterbelichtung (beim Blitzen ist das Verhältnis zwischen Blitzlicht und Umgebungslicht dank leistungsfähiger E-TTL-II-Technologie sehr ausgewogen). Beim Weißabgleich könnte man über den immer noch leicht vorhanden orangeroten Farbstich bei Verwendung der Weißabgleich-Automatik unter Glühlampenlicht meckern, aber die Konkurrenz macht es nicht besser. Nichtsdestotrotz könnte Canon mal dem Weißabgleichs-, Belichtungs- und Autofokus-System seiner Kameras eine kleine (oder gerne auch große) Technologie-Spritze geben, denn Canons Vorsprung in Sachen Präzision und/oder Schnelligkeit des Weißabgleichs, der Belichtung und des Autofokus nimmt immer mehr ab (in verschiedenen Teildisziplinen hat sich Canon sogar schon vom Erzrivalen Nikon überholen lassen).
Fazit Auch in der zweiten Generation lässt Canons EOS 5D ordentlich die Muskeln spielen. Die EOS 5D Mark II ist ganz schön mark(zwei-)ig und beeindruckt – absolut Canon-typisch – mit einem konkurrenzlosen Verhältnis zwischen Pixelzahl, Sensorgröße und Preis. Denn nirgendwo anders bekommt man eine "Vollformat"-DSLR mit über 20 Megapixeln, Liveview, HD-Video und automatischer Sensorreinigung für ganz knapp unter 2.500 EUR. Doch das Muskelspiel ist zum Teil auch reines "Imponiergehabe" und lenkt von kleineren sowie größeren Unzulänglichkeiten ab. So fehlen der EOS 5D Mark II solch praktische Features wie ein eingebautes Miniaturblitzgerät, ein kamerainterner RAW-Konverter, ein AF-Hilfslicht und etwas Ähnliches wie der DX-Modus der Nikon-Kameras (die Vollformat-DSLRs des Erzrivalen können Objektive mit kleinerem Bildkreis bei verringerter Auflösung weiter verwenden). In Sachen Autofokus und Belichtungsmessung spielt Canon auch keine Vorreiterrolle mehr. Dazu kommt noch die etwas fragwürdige lokale Überbetonung feiner Bilddetails bei der Bildaufbereitung, die nicht nur zu einer deutlich ungleichmäßigen Bildqualität führt, sondern Canon auch in den Verdacht geraten lässt, zu "mogeln". Das hat eine Firma wie Canon nicht nötig und lässt die EOS 5D Mark II ein paar Sympathiepunkte verlieren.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.