Freitag, 9. Oktober 2009

Nikon D90 Camera Test

Nikon D 90 Camera Test

Author D.Selzer-McLenzie
Nikon D90
Ist sie eine Foto- oder Videokamera? Mit der Nikon D90 kann man zwar fotografieren und filmen, aber in erster Linie bleibt sie eine digitale Spiegelreflexkamera für den Fotografen – mit einer auch für Hobby-Cineasten nicht ganz uninteressanten Videofunktion. Warum dem so ist und was sonst noch so ihre auffälligen und weniger auffälligen Wesenszüge sind, lässt sich in folgendem digitalkamera.de-"Psychogramm" nachlesen. Der ausführliche Test deckt dabei die üblichen Punkte ab und enthält zusätzlich interessante Informationen zum Verhalten mit unterschiedlichen Speicherkarten.
Ergonomie und Verarbeitung Auch wenn die D90 Videos aufzeichnen kann, sieht sie wie eine klassische digitale Spiegelreflexkamera aus – und ist auch eine! Hoch oben auf dem insgesamt 132 x 103 x 77 Millimeter großen Polycarbonat-Body (mit Metall-Chassis) thront das (D)SLR-typische "buckelartige" Prismengehäuse, in dem auch ein echtes Glasprisma und kein einfaches/billiges System aus verspiegelten Kunststoffteilen steckt. Das Pentaprisma trägt natürlich zum Gesamtgewicht von knapp 620 Gramm bei, wobei die D90 dank ergonomischem (und optisch ansprechendem) Design gut ausbalanciert und grifffest in der Hand liegt. Die Qualität des verwendeten Kunststoffs verleiht einen Eindruck der Robustheit; die narbenartige Struktur der Gummierung rund um den Handgriff und anderen Kamerateilen soll nicht nur an Leder erinnern, sondern der Kamera auch eine gewisse Rutschfestigkeit verleihen.
Doch nicht nur die Haptik stimmt. Das fast schon einheitliche Bedienkonzept der Nikon-Kameras gilt nicht nur seit gestern als ausgereift, und man erreicht die logisch angeordneten Bedienelemente (15 Funktionstasten, 1 Programmwahlrad, 1 Ein/Aus-Schalter mit eingefasstem Auslöser, 1 vorderes Einstellrad, 1 hinteres Einstellrad, 1 Objektiventriegelungstaste, 1 Dioptrieneinstellrad, 1 AF/MF-Schalter, 1 Abblendtaste, 1 Steuerfeld mit eingefasster OK/Bestätigungstaste, 1 Verriegelungsschalter) ohne Fingerakrobatik. Die beiden Einstellräder der D90 erlauben eine getrennte Einstellung von Verschluss-/Belichtungszeit und Blende; die obere monochrome Flüssigkristallanzeige (Status-LCD) der Kamera besitzt eine per Knopfdruck zuschaltbare Hintergrundbeleuchtung und ist somit auch bei Dunkelheit problemlos ablesbar. Zum Bedienkonzept der Nikon-DSLRs gehört auch die gleichermaßen schnelle wie sichere Rückstellung auf den Auslieferungszustand (neudeutsch: Reset) oder Speicherkarten-Formatierung per Tastenkombination. Und dann gibt es ja noch den angenehm großen und super-detailreichen 7,6cm-Farbbildschirm (3"-TFT-LCD mit 920.000 Bildpunkten, hundertprozentiger Bildfeldabdeckung und Betrachtungswinkel-Unabhängigkeit von 170° h/v), der nicht nur die Funktion des Sucher-Ersatzes (im Liveview-Modus), des Wiedergabebildschirms und der Menü-Anzeige erfüllt, sondern in Verbindung mit der Info-Taste zur "Steuerzentrale" mutiert. Auf dem Bildschirm kann man dann auf einen Blick die wichtigsten Kameraeinstellungen und Aufnahmeparameter ablesen sowie sehen, wie manche Tasten belegt sind. Bei der D90 ist nämlich fast jede Taste (allem voran die Fn- bzw. Funktionstaste vorne) und jedes Einstellrad neu belegbar oder zumindest im Einstellverhalten (z. B. Drehrichtung bei den Einstellrädern) anpassbar; überhaupt lässt sich die D90 über die insgesamt 41 Individualfunktionen praktisch bis ins kleinste Detail so konfigurieren, wie man es gerne hätte.
Schön ordentlich geht es auch in den Menüs der D90 zu. Die durch kleine Piktogramme symbolisierten und auch farblich gekennzeichneten sechs Hauptrubriken (Wiedergabe, Aufnahme, Individualfunktionen, System, Bildbearbeitung und "Letzte Einstellungen") umfassen zusammen zwar um die 60 Menüpunkte, die ihrerseits über 200 verschiedene Einstellungen zulassen, doch das Menüsystem hat eine ganz klare Struktur und Logik, die man schon nach geringer Einarbeitungszeit versteht. Eine Funktion zum Zusammenstellen eines individuellen Menüs (das nur die Menüpunkte zeigt, die man vorher ausgewählt hat) sowie die Hilfe-Funktion (d. h. per Tastendruck aufrufbare Erklärungen/Beschreibungen der einzelnen Menüpunkte) helfen einem, noch schneller mit der D90 "per Du" zu sein. Einziger Wermutstropfen: der nur per Tastendruck aktivierbare (kein Augen-Sensor o. ä.) und bei Hochformat-Aufnahmen auch nicht um 90° Grad gedrehte Info-Bildschirm.
Sehr komplett und übersichtlich präsentiert sich auch der optische Sucher der D90. In der unteren LCD-Leiste bekommt man neben den grundlegenden Informationen (Belichtungswerte, Restbild-Zähler, Fokus-Indikator, Blitz-Symbol) u. U. noch den Akku-Stand und die eingestellte Lichtempfindlichkeitsstufe angezeigt (leider aber nicht die gewählte Belichtungsmessart); dank Flüssigkristallschicht in der Suchermattscheibe gibt es manche Warnungen (Akkuwarnung, S/W-Modus, Hinweis auf fehlende Speicherkarte) und Einstellhilfen (Gitternetz, Messkreis-Markierungen, AF-Messfeldmarkierungen) auch direkt aufs Sucherbild. Der Sucher selbst gehört mit einer Bildfeldabdeckung von 96 %, einer 0,94-fachen-Sucherbildvergrößerung und einer Austrittspupille bzw. einem Augenabstand von 19,5 mm nicht zu den Schlechtesten und macht Nikon keine Schande. Einen eingebauten Okularverschluss gibt es zwar nicht (hier muss man von der aufsteckbaren Okularabdeckung DK-5 aus dem Lieferumfang der Kamera Gebrauch machen), aber zumindest ein Dioptrieneinstellrädchen (-2 bis +1 dpt.). Wer das Motiv doch lieber im Liveview-Modus über den Kamerabildschirm anvisiert, sollte wissen, dass der Bildschirm relativ ruckelfrei und farbneutral ist, aber keine Belichtungsvorschau möglich ist.
Bleibt noch zu erwähnen, dass man dank Trennung von Speicherkartenfach (an der Kameraseite) und Akkufach (an der Kamera-Unterseite) die Speicherkarte wechseln kann, ohne das Akkufach mit dem EN-EL3e Lithiumionenakku öffnen zu müssen. Eine montierte Stativ-Schnellwechselplatte blockiert den Zugang zum Akkufach nicht; das Stativgewinde ist aus Metall und liegt – so wie es sich gehört – in der optischen Achse. Wie bei so vielen Nikon-DSLRs sind die Kameraanschlüsse von einer etwas fummeligen Gummi-Abdeckung geschützt. Während die PictBridge-kompatible USB-2.0-Highspeed-Schnittstelle (Typ Mini-B, 5-polig), der HDMI-Anschluss (Typ C) und der A/V-Ausgang (2,5mm-Klinkenbuchse) handelsüblichen Standards entsprechen, sind der 9V-Netzeingang und der Kabelfernauslöser/GPS-Anschluss Nikon-spezifisch ausgelegt. Für eine bequemere Kamerahaltung bei Hochformat-Aufnahmen und für zusätzliche Energiereserven (da mit zwei Akkus bestückbar) bietet sich der Multifunktionshandgriff MB-D80 aus dem Zubehörprogramm der D80 bzw. D90 an.
Ausstattung Man kann natürlich nicht über die D90 schreiben, ohne deren Videomodus zu erwähnen. Auf die Möglichkeiten und Einschränkungen der D-Movie-Funktion sind wir bereits in der Vorstellung der D90 ausführlich eingegangen (siehe digitalkamera.de-Meldung vom 27.08.2008) und deshalb möchten wir aus Platzgründen einfach auf den entsprechenden Link am Ende dieses Testberichtes (siehe weiterführende Links) verweisen. Aber nach dem Test können wir bestätigen, dass die zu erwartende Bildqualität der Qualität der im Internet zu findenden offiziellen und inoffiziellen Beispielvideos entspricht. Da mag die EOS 5D Mark II als einzige andere echte Spiegelreflexkamera mit Videofunktion sogar Full-HD-Qualität (1.920 x 1.080 Bildpunkte) schaffen, von der deutlich effizienteren H.264-Kodierung Gebrauch machen und der D90 beim Filmen noch in anderen Punkten (maximale Aufnahmezeit, Mikrofon-Anschluss, Erhaltung der AF-Funktion) überlegen sein; die D-Movie-Funktion ist trotzdem keine "Spielerei", und das Ergebnis ist beim Abspielen der Videos über den vorhandenen HDMI-Anschluss (auf einem HD-tauglichen Fernseher, Beamer o. ä.) absolut beeindruckend.
Zu den allgemeinen Kamerafunktionen. Serienmäßig ist die D90 mit einem relativ guten Staubreinigungssystem (aus Platzgründen ohne Airflow-Luftkanalsystem wie bei der D60) und einer Staubreferenzierungs-Funktion (für die nachträgliche "Staubflecken"-Entfernung auf dem Computer) ausgestattet. Dazu kommen noch die Active-D-Lighting-Funktion, die automatische Farbsaum- und Vignettierungskorrektur (beides verborgen im Hintergrund agierend) sowie die Verzeichnungskorrektur (wahlweise manuell mit Schieberegler oder automatisch) und die Begradigungsfunktion (bei einem schiefen Horizont, Mauersims o. ä.). Neben den Korrekturfunktionen gibt es noch etliche Effektfunktionen (u. a. Skylight-Filter, Farbfilter, Sterneffekt-Filter, Fisheye-Effekt) und Bildnachbearbeitungsfunktionen (Bildmontage, Bildbeschnitt, Auflösungsreduzierung); abgerundet wird das Ganze durch eine Mehrfachbelichtungsfunktion, eine Bild-Schnellkorrektur, eine RAW/NEF-Bearbeitungs- und Umwandlungsfunktion und eine Funktion zur automatischen Erkennung bzw. Retusche roter Augen. Eine ausführlichere Beschreibung vieler dieser Funktionen finden interessierte Leser zum Teil in den digitalkamera.de-Tests der D90-Schwestern D60, D700 und Coolpix P80 (siehe weiterführende Links) vor.









Als Fortgeschrittenen-Kamera bietet die D90 selbstverständlich eine Abblendtaste, eine Spiegelvorauslösungsfunktion (mit der Selbstauslöser-Funktion und ihren Vorlaufzeiten von 2, 5, 10 oder 20 Sekunden kombinierbar), eine Belichtungskorrekturfunktion, verschiedene Bracketing-Modi, d. h. Reihenautomatiken (für Belichtung, Blitzbelichtung, Weißabgleich und Active-D-Lighting), und eine Serienbildfunktion (mehr dazu später) an. Man kann die D90 auch aus der Ferne auslösen (drahtlos mit der Infrarot-Fernbedienung ML-L3 oder kabelgebunden mit dem elektrischen Kabelfernauslöser MC-DC2), sie GPS-Positionsdaten aufzeichnen lassen (der GPS-Empfänger GP-1 besetzt aber dann den Blitz-/Zubehörschuh) und sie Bilder per Funk übertragen lassen (der entsprechende Eintrag im Kameramenü erscheint erst bei Verwendung der WLAN/WiFi-kompatiblen SD-Karte von EyeFi). Neu ist die Möglichkeit, sich im Wiedergabemodus ein Histogramm nicht nur für das gesamte Bild, sondern selektiv auch für bestimmte Bildpartien anzeigen zu lassen. Der Wiedergabemodus kennt sonst noch eine Bildübersichtfunktion (nun mit bis zu 72 Index-/Miniaturbildern pro Bildschirmseite), eine Kalender-Anzeige, eine Bildlupen-Funktion mit bis zu 27-facher Vergrößerung und Gesichtserkennung (zum schnellen Wechsel von einem Gesicht zum Nächsten mit dem vorderen Einstellrad), eine Bildgegenüberstellungs-Funktion und eine PictMotion-Diaschau (= automatische Bildwiedergabe mit wählbaren Bildübergangs-Effekten und Hintergrund-Melodien).
Sehr komplett präsentiert sich die D90 auch vom Blitzsystem her. Ein TTL-Blitzschuh zum Anschluss externer (System-)Blitzgeräte ist vorhanden, und das eingebaute Miniaturblitzgerät (LZ 13 entspr. ISO 100) ist vollständig in Nikons so genanntem "Creative Lighting System" integriert. Letzteres bedeutet, dass der kleine Lichtspender mit der iTTL-Blitzbelichtungsmessung und -steuerung kompatibel ist (= Technologie für bessere Blitzaufnahmen), als Steuerblitz in einem drahtlosen Blitzgeräte-Verbund (drahtlose iTTL-Blitzsteuerung) verwendet werden kann sowie solche erweiterten Blitzfunktionen wie die Highspeed-Synchronisation (= Blitzen mit kürzeren Verschlusszeiten als die normale Verschlusszeiten-Grenze von 1/200 s) und den Blitzbelichtungs-Messwertspeicher unterstützt. Der Bordblitz wird je nach Programmwahlrad-Einstellung entweder automatisch (in der Vollautomatik und in den Motivprogrammen) oder per Knopfdruck (in den P/S/A/M-Modi) "ausgeworfen" bzw. hochgeklappt, wirft mit dem Set-Objektiv keine Schatten (sofern man vorher dessen Sonnenblende abmontiert hat) und neigt auch bei Nahaufnahmen nicht zum Überblitzen (die Blitzbelichtungskorrekturfunktion bleibt so anderen Zwecken vorbehalten). Er leuchtet sehr gleichmäßig aus (laut Nikon ist der Blitz von der Abdeckung her mit Objektiven von bis zu 18 mm Brennweite kompatibel), entfernt sich genug von der optischen Achse (Aufstellhöhe: ca. 6,6 cm ab dem äußeren Rand der Objektivfassung), so dass auch ohne Vorblitz kaum rote Augen hervorgerufen werden, und erzeugt ein weitgehend farbneutrales Licht. Ergänzend zur Blitzlangzeitsynchronisationsfunktion gibt es die Möglichkeit der Blitzsynchronisation auf den zweiten Verschlussvorhang.
Bei der Ankündigung von SanDisks neuer SDHC-Karte der Extreme-III-Familie hat eine Aussage in der offiziellen Pressemitteilung des Speicherkartenherstellers und -anbieters unser Interesse besonders erweckt. Demnach sollen die neuen Karten (mit Speicherkapazitäten von 4, 8 und 16 GBytes erhältlich) speziell darauf hin entwickelt worden sein, in der D90 ihre volle Leistung zu entfalten bzw. soll die D90 die erste Kamera sein, die das Geschwindigkeitspotential (bis zu 30 MByte/s beim Schreiben) der neuen Karten voll ausreizt. Das wollten wir natürlich prüfen und haben unseren Besuch auf der Photokina u. a. dazu genutzt, SanDisk eine solche Extreme-III-Karte "abzuknöpfen".
Offiziell kann die D90 im Serienbildmodus bis zu 100 JPEG-Fine-Bilder in Folge bei einer Bildfrequenz von maximal 4,5 Bildern pro Sekunde aufnehmen (über die Serienbild-Einstellungen lässt sich die Geschwindigkeit bei Bedarf auf bis zu 1,1 Bilder/s herunter drosseln). In der Praxis ist es aber so, dass die angegebene Bildfrequenz nicht bis zum Ende der Bildserie aufrecht erhalten wird, sondern nach einer gewissen Zeit bzw. Anzahl von Bildern mehr oder weniger stark einbricht. Manchmal fängt sich die Bildfrequenz wieder ein bisschen, aber mit den meisten Speicherkarten liegt die Durchschnittsgeschwindigkeit bei unter 4,5 Bildern pro Sekunde. Demnach kann man bei den offiziellen Angaben nur von einem Höchstwert reden. So auch bei der sonst von uns verwendeten Pro-Highspeed-Karte von Panasonic (RP-SDV02G). Diese klassische SD-Karte erreicht laut Panasonic eine Datentransferrate von 20 MByte/s (Klasse 6) und gehört damit bestimmt nicht zu den lahmsten Speicherkarten. In der D90 waren damit tatsächlich bis zu 100 JPEG-Fine-Bilder in Folge machbar; allerdings brach schon beim siebten Bild die anfängliche Bildfrequenz von 4,5 Bildern pro Sekunde leicht ein. Über die gesamte Bildserie hinweg ermittelten wir eine Durchschnittsgeschwindigkeit von ca. 4,2 Bildern/s.
Kann man die Leistungen der Panasonic-Karte schon als gut bis sehr gut bezeichnen, übertraf die SanDisk-Karte zum Teil sogar unsere Erwartungen. In der Pressemitteilung von SanDisk heißt es, dass mit den neuesten Extreme-III-Karten in der D90 im Serienbildmodus 39 JPEG-Fine-Bilder in Folge bei 4,5 Bildern pro Sekunde möglich sind. Unsere Messungen bestätigen das nicht ganz, fallen aber trotzdem schmeichelhaft für die SanDisk-Karten aus. Bis zum zirka zehnten Bild lag die von uns ermittelte Bildfrequenz bei knapp 5 Bildern pro Sekunde – also mehr als die offiziell von Nikon angegebene maximale Bildfrequenz! Danach pendelte sich die Bildfrequenz bei den eigentlich erwarteten 4,5 Bildern pro Sekunde ein, um erst nach dem ca. 27. Bild ganz leicht auf ca. 4,3 Bilder pro Sekunde einzubrechen und sich kurz drauf wieder einzufangen. Das hundertste Bild erreichte das Kamera/Speicherkarte-Gespann mit kaum spürbarem Geschwindigkeitseinbruch; die Durchschnittsgeschwindigkeit lag unseren Messungen zufolge bei ca. 4,4 Bildern pro Sekunde. Der Geschwindigkeitsunterschied zwischen der SanDisk- und der Panasonic-Karte besteht also nicht nur auf dem Papier!
Keinen direkten Einfluss hat das Tempo der SanDisk-Karte auf den Video- bzw. D-Movie-Modus der D90. Bestenfalls ist das Video nach Ende der Aufnahme schneller auf der Speicherkarte aufgezeichnet, aber mit einer verlängerten Aufnahmezeit o. ä. braucht man nicht zu rechnen. Ohne hier Schleichwerbung für SanDisk machen zu wollen, bietet SanDisk auch passend zu den neuen SDHC-Karten der Extreme-III-Serie (30 Mbyte/s-Edition) zwei USB-2.0-Highspeed-Kartenlaufwerke an (wahlweise nur für SD/SDHC-Karten oder als Multislot-Version mit zusätzlichen Steckplätzen für andere Speicherkarten-Formate), die die neuen Karten mit bis zu 30 MByte/s auslesen sowie mit bis zu 27 MByte/s beschreiben können sollen.
Objektiv Zeitgleich mit der D90 wurde das AF-S DX Nikkor 18-105mm/3.5-5.6G ED VR vorgestellt. Das einzeln knapp 290 EUR kostende Zoomobjektiv begleitet die D90 auch in einem knapp 1.190 EUR teuren Set; als Setobjektiv bietet es bei gleicher Lichtstärke von F3,5 (am Weitwinkel-Ende) bis F5,6 (am Tele-Ende) ein bisschen mehr Brennweite als das bisherige 18-55mm-Zoom aus dem Lieferumfang vieler Nikon-DSLRs. So erstreckt sich der Brennweitenbereich von umgerechnet 27 bis 158 Millimeter (entspr. Kleinbild), wobei man unabhängig von der eingestellten Brennweite bis auf 45 cm hinab scharf stellen kann. Weiteres Komfortmerkmal: der eingebaute optische Bildstabilisator (Nikon-VR-System mit beweglicher Linsengruppe), der beim Ausgleich der Zitterbewegungen des Fotografen einen Gewinn von drei ganzen Verschlusszeitenstufen verspricht und dessen Stabilisationseffekt sich im Gegensatz zu kamerainternen Bildstabilisatoren (Sensor-Shift-System) sich auch auf das Bild im optischen Sucher auswirkt.
Mit seinen in 11 Gruppen aufgeteilten 15 Linsenelementen (davon eine so genannte ED-Linse und eine asphärische Linse) kommt das AF-S DX Nikkor 18-105mm/3.5-5.6G ED VR bei relativ kompakten Außenmaßen (Ø 89 x 76 mm) auf ein Gewicht von zirka 420 Gramm. Der Objektivtubus und selbst das Bajonett sind aus solide anmutendem Kunststoff; ein Bajonettbruch bei unglücklichem Kamera-Sturz ist trotzdem nicht ganz auszuschließen, während ein abriebbedingtes "Ausleiern" des Bajonetts selbst bei häufigem Objektivwechsel nicht zu befürchten sein dürfte (uns ist diesbezüglich jedenfalls nichts Gegenteiliges zu Ohren gekommen). Die Kompaktheit des Objektivs ist sicher auch zum Teil dem kleineren Durchmesser der verwendeten Linsen zuzuschreiben. Da der Linsendurchmesser solcher DX-Objektive auf das kleinere Sensormaß der D90 & Co. zugeschnitten ist, lassen sie sich nur auf Kameras mit größerem Sensor verwenden (konkret der D3, der D700 und zukünftigen "Vollformat"-DSLRs der Marke), wenn Letztere in den DX-Modus umgeschaltet werden. Umgekehrt lassen sich aber FX-Objektive und alte Kleinbild-Objektive mit Nikon-Anschluss problemlos an der D90 verwenden. Bei älteren Objektiven kann es nur Einschränkungen bei der Belichtungsmessung und -steuerung geben; die Frage, ob das Objektiv auch von den Abbildungsleistungen her gut zur D90 passt, wird für einige Objektivmodelle von den auf unseren Seiten aufrufbaren kostenpflichtigen DCTau-Testprotokollen im Detail beantwortet.
Dank Silent-Wave-Antrieb bzw. Ultraschallmotor wird das AF-S DX Nikkor 18-105mm/3.5-5.6G ED VR im Autofokus-Betrieb besonders schnell und nahezu geräuschlos scharf gestellt. Eine manuelle Fokussierung oder manuelle Nachjustierung der Schärfe (für Ersteres empfiehlt es sich, den A/M-Schalter am Objektiv auf M umzulegen) ist mit dem nicht zu klein geratenen und an einer gut greifbaren Stelle platzierten (zwischen Zoomring und Kamera) Fokussierring auch möglich. Aufgrund der nicht vorhandenen Entfernungsskala (neben dem fehlenden Blendenring charakteristisch für die Nikkore der G-Serie) erfolgt die manuelle Scharfstellung aber nur auf Augenmaß. Bei Verwendung des optischen Suchers macht die D90 von derselben AF-Elektronik (MultiCAM-1000-Modul) Gebrauch wie schon die D80. Je nachdem, ob mit automatischer oder manueller Messfeldwahl gearbeitet wird, stellt die Kamera also weiterhin auf eine oder mehrere von insgesamt elf möglichen Stellen im Bild scharf. Die abgerundeten Klammern rund um das Zentrum der entsprechenden Messfeldmarkierungen im Sucher werden jetzt bei gleicher Messfeldanordnung nicht mehr permanent angezeigt, sondern blinken zugunsten einer besseren Übersichtlichkeit nur dort auf, wo ein oder mehrere AF-Sensor(en) das Motiv erfasst hat/haben. Der Autofokus ist aber auch bei gleicher Empfindlichkeit von -1 bis +19 IL dank schnellerem Kameraprozessor, engerer Zusammenarbeit von Belichtungsmessung und Autofokus (der AF profitiert von den Motiverkennungsfähigkeiten der leicht überarbeiteten Belichtungsmesszelle) sowie allgemein leistungsfähigerer Bordelektronik vor allem in der dynamischen Betriebsart mit automatischer Messfeldwahl und beim so genannten 3D-Tracking (d. h. mit Motivverfolgung bzw. Schärfevorausrechnung für bewegte Motive) spürbar schneller und noch zielsicherer geworden. Bei totaler Dunkelheit dient weiterhin eine wenig diskrete, grell-weiße Leuchtdiode der Kamera als AF-Hilfslicht (und Selbstauslöser-Signallampe).
Im neu hinzu gekommenen Liveview-Modus wird mit nur einem (allerdings frei platzierbarem und einstellbarer Größe bzw. Breite) Messfeld oder mit automatischer Gesichtserkennung gearbeitet. Letzteres funktioniert ziemlich gut bei bis zu fünf einzelnen Gesichtern. Besonders schnell ist der Autofokus im Liveview-Modus nicht, was auf die andere AF-Technologie (Kontrastmessung statt Phasenvergleich) zurückzuführen ist.
Bildqualität Zwar sieht die D90 dem Vorgängermodell D80 sehr ähnlich, doch steckt unter der Haube eine komplett neue bzw. stark überarbeitete Elektronik. Sie verhilft der Kamera nicht nur zu neuen Funktionen (wie z. B. der Videoaufnahme), sondern auch zu einer noch höheren Bildqualität. Zur neuen Elektronik gehören allem voran der neue 12,3-Megapixel-Sensor im DX-Format (23,6 x 15,8 mm) und der neue Kameraprozessor vom Typ Expeed.
Im Gegensatz zu vielen anderen Kameras ihrer Klasse versucht die D90 nicht bzw. nicht so sehr, durch eine starke kamerainterne Aufbereitung feiner Bilddetails den Auflösungs- und Schärfeeindruck zu steigern. Das beschert ihr auch im DCTau-Testlabor vergleichsweise bescheidene Auflösungswerte, und die von ihr gelieferten Bilder mögen vielleicht nicht ganz so "knackig" wirken wie die Bilder der Konkurrenz, aber es entstehen dafür auch weniger feine Bildstörungen aller Art. Die Artefaktbildung hält sich jedenfalls in normalem bzw. geringem Maße (leichtes bis normales Helligkeitsmoiré an schräg verlaufenden Bildstrukturen und leichte/s Treppenstufeneffekte/Aliasing an anderen diagonalen Bildstrukturen), und die Bilder aus der D90 eignen sich recht gut für die nachträgliche Bildbearbeitung auf dem Computer. Anzumerken sei aber auch hier Nikons etwas unorthodoxe Methode zur Farbmoiré-"Beseitigung", die darin besteht, bei extrem feinen Bildstrukturen einfach das Farbsignal auf Null zu setzen. Wo keine Farbe, da auch kein Farbmoiré!
Aufgrund der etwas gemäßigten Auflösung treten bei der Verwendung verschiedener Objektive Beugungsunschärfen verhältnismäßig spät ein. Was eventuelle Randunschärfen betrifft, macht das Nikkor AF-S 18-105mm F3.5-5.6 G ED VR eine recht gute Figur mit – selbst bei offener Blende – nur minimalem Auflösungsverlust zu den Bildrändern hin. Die große Schwäche des Setobjektivs ist dessen sehr starke Verzeichnung (stark tonnenförmig am Weitwinkel-Ende bzw. in 18mm-Position und stark kissenförmig ab einer Brennweite von ca. 40 mm). Die Vignettierung ist mit diesem Objektiv auch ziemlich ausgeprägt (über eine Blende an den Brennweiten-Enden und knapp eine Blende bei mittlerer Brennweite) – aber nur bei größter Blendenöffnung.
Farbsäume konnten wir auf allen im Test gemachten Bildern nicht entdecken – wohl eine Folge der kamerainternen Korrektur chromatischer Aberrationen. Ein reines Verdienst der Kamera ist das geringe bis visuell nicht wahrzunehmende Bildrauschen; das Verhältnis zwischen Rauschfreiheit und Detailverlust durch Rauschunterdrückung ist bei ISO 100 (Lo1-Einstellung) und ISO 800 gut, dazwischen, d. h. bei ISO 200 und ISO 400, gut bis sehr gut sowie bei ISO 1.600 gut bis moderat. Von ISO 100 bis 800 tritt das Rauschen in sehr natürlich wirkender Form in Erscheinung, so dass dies der zu bevorzugende Einstellbereich ist. Stellt die ISO-1.600-Einstellung demnach eine Art Schwellenwert dar, gelten die ISO-3.200-Stufe und die Hi1-Stufe (entspr. ISO 6.400) zwar noch als brauchbar, wobei sie aber von den meisten Benutzern als Notfall-Einstellungen angesehen werden dürften. Über den gesamten Empfindlichkeitsstufenbereich hinweg findet in den dunkleren Bildpartien eine ziemlich starke Rauschunterdrückung statt, so dass es in den Schatten zu einem entsprechend hohen Detailverlust kommt.
Wo wir schon beim Thema Schatten sind: Die Lichter- und Schattenzeichnung ist bei der D90 von ISO 200 bis 6.400 etwas "weich", während der Kontrast im übrigen Helligkeitsbereich etwas stärker bzw. neutraler ist. Das ist ein Kompromiss zwischen visueller Gefälligkeit der Bilder und originalgetreuer Reproduktion; die Bilder eignen sich gleichermaßen gut für den direkten Ausdruck als auch für die Nachbearbeitung auf dem Computer. Da die Nennempfindlichkeit des D90-Sensors bei entspr. ISO 200 liegt, kann es zu Übersättigungseffekten in der ISO-100-Stufe (Lo1) kommen. Die Eingangsdynamik ist jedenfalls bei dieser Einstellung eingeschränkt, und die Lichter fallen "hart" aus, bzw. es kommt zu "ausfressenden" Lichtern. Am höchsten ist die Eingangsdynamik bei ISO 200 (dort bewältigt die D90 Kontrastunterschiede von bis zu 9,1 Blendenstufen); die Eingangsdynamik bleibt bei den höheren Werten gut bis sehr gut, während sich die Ausgangsdynamik wegen des o. g. Detailverlustes in den Schatten ab ISO 200 aufwärts progressiv verschlechtert.
Gespannt waren wir auf die Leistungen der D90 in Sachen Belichtung und Weißabgleich; behauptet Nikon doch, diese Punkte verbessert zu haben. Tatsächlich arbeitet die D90 da genauer als die D80 – und das trotz gleicher Belichtungsmesszelle. Den feinen Unterschied macht die Art "Strahlenteiler" vor dem 420-Pixel-Sensor, der die Messgenauigkeit der (3D-)Colormatrixmessung bei gleich bleibender Pixelzahl erhöht und die Realisierung einer mehr oder weniger ausgeklügelten Form der Motiverkennung bzw. -analyse ermöglicht (mehr dazu im digitalkamera.de-Test der D700). Dazu kommt noch, dass die D90 neuerdings solche Objektivdaten wie deren Brennweite in die Belichtungsmessung mit einbezieht. Superweitwinkel-Aufnahmen mit ihrem typischerweise sehr hohen Himmels- bzw. Hintergrundlicht-Anteil leiten also zum Beispiel die Belichtungsmesszelle nicht mehr so sehr in die Irre. Auch sonst hat die D90 belichtungstechnisch heikle Situationen besser im Griff als ihre Vorgängerin, und die Fehlbelichtungsrate ist nur noch geringfügigst höher als bei der D700, D300 und D3 mit ihren 1.005-Pixel-Messzellen.
Kommen die gesammelten Informationen übrigens auch dem Autofokus und dem Weißabgleich zugute, gibt es bei Glühlampenlicht genauso einen rot-orangelastigen Farbstich wie – marken- und modellübergreifend – mit anderen digitalen Spiegelreflexkameras beim automatischen Weißabgleich. Um die Arbeit mit den Weißabgleich-Voreinstellungen oder um einen manuellen Weißabgleich kommt man also auch bei der D90 nicht komplett herum. Andere Farbstiche konnten wir bei der D90 nicht feststellen. Die Farbtreue ist gut, und wem die leicht erhöhte Farbsättigung in der Standard-Einstellung zu hoch ist, kann sie über die Bildparameter-Einstellungen (Menüpunkt: Bildoptimierung konfigurieren) verringern. Nicht konfigurierbar ist hingegen der Komprimierungsfaktor bei den Bildqualitäts-Einstellungen; hier wäre eine bessere Abstimmung zwischen den drei Qualitätsstufen (die Fine- und die Normal-Stufe sind von der Komprimierungsstärke her zu ähnlich, während die Komprimierung in der Basic-Stufe zu stark ist) wünschenswert.
Fazit: Selbst wenn man von einer Videofunktion (deren reeller Nutzen einem erst klar wird, wenn man z. B. die ersten Schritte seines Kindes bildlich festhalten möchte) und einem Liveview-Modus nichts hält, kann man als D80-Besitzer über den Kauf einer D90 nachdenken. Denn das Aufrüsten lohnt sich alleine schon wegen der deutlich präziseren Belichtungsmessung und Scharfstellung. Überhaupt gewinnt die D90 eher durch die überarbeitete Elektronik (u. a. noch neuer CMOS-Bildsensor mit höherer Auflösung sowie leistungsfähiger Expeed-Prozessor), und der Komfort eines größeren/detailreicheren LCDs ist auch nicht zu unterschätzen. Alle anderen (d. h. diejenigen die nicht schon eine D80 besitzen) finden mit der D90 eine topaktuelle Nikon-Kamera, die in ihrer Preis-/Ausstattungsklasse ihresgleichen sucht bzw. die Konkurrenz dort in vielen Punkten aussticht.

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