Extremadura Spain Reise Travel Natur SelMcKenzie Selzer-McKenzie
Ein Reisebericht von D.Selzer-McKenzie
Die Ruhe und die endlose Weite der grünen Wiesen mit unzähligen knorrigen Steineichen ma-chen die Extremadura so besonders. Halbwilde, freilaufende Schweine fressen genussvoll die Eicheln. Mittelalterliche Städte und Spuren der römischen Vergangenheit ergänzen das Mosaik.
Auf der Plaza Mayor in Llerena mit ihren Arkaden aus dem 16. Jahrhundert pulsiert das Leben. Hier tref¬fen sich die Jungen und Alten, die Schönen und die Geschäftsleute in kleinen Bars, Cafds oder Restau¬rants auf einen Cafd solo oder ein Gläschen Wein. Die Uhren gehen hier anders. Man hat einfach Zeit.
Maurische Eroberer gründeten im 11. Jahrhundert das Städtchen. Das erkennt man noch am Glocken¬turm der Pfarrkirche, Nuestra Sefiora de la Granada, der große Ähnlichkeit mit einem Minarett hat. Auch die Ritter des Santiago-Ordens, die die Mauren ab¬lösten, haben mit dem Bau repräsentativer Paläste und dem mächtigen Inquisitionsgerichtsgebäude ihre Spuren in der Stadt hinterlassen.
Szenenwechsel zu geballter Geschichte. In Mdrida,
der Hauptstadt der Extremadura, entdeckt man au. Schritt und Tritt Zeugen der römischen Vergangen. heit. Mdrida gehört seit 1993 zum UNESCO-Weltkul turerbe. Veteranen der römischen Legionen erhiel ten hier ihren verdienten Altersruhesitz. Das „spant sche Rom" wird Mdrida auch genannt. Es gibt hieb die bedeutendsten römischen Bauten in ganz Spa; nien. Im Römischen Museum könnte der Kontrg nicht größer sein. 2000 Jahre liegen zwischen dell modernen Museumsgebäude und den römische
Deftiges auf den Teller
Nach so viel Vergangenheit bringen einen die kuli¬narischen Köstlichkeiten in einer Tapasbar in die Wirklichkeit zurück. Stierkampfbilder und -fotos schmücken die Wände. Die Auswahl der Tapas ist groß: warmer Schafskäse, würzige Chorizo, Papri¬kawurst, Jamön lb6rico und Rinderfilet mit gegrill¬tem Gemüse — die Einführung in die deftige Küche der Extremadura überzeugt. Und der Wein erhält oft internationale Auszeichnungen für seine gute Qualität.
Wer sich für Aktions- und Videokunst interessiert, kommt an Malpartida de Cäceres nicht vorbei. Es ist kein normales Museum. Allein schon, dass es in ei¬ner alten Wollwaschanlage logiert, zeugt davon, wie außergewöhnlich der deutsche Künstler Wolf Vostell war. Er lebte mit seiner spanischen Frau in Malpar
tida und war zugleich Maler, Bildhauer, Happening¬künstler und gehörte zu den Pionieren der Video¬kunst. Bei seinem Objekt „Autofieber" liegen Teller um einen schwarzen Cadillac, an dessen Seiten sechs Besen befestigt sind, die sich wie Fliegenbeine vor und zurück bewegen. Das Objekt kritisiert wohl die Hungersnot in der Welt.
Ortswechsel nach Cäceres. Die Kulisse für das Mittel¬alterfest, das einmal im Jahr stattfindet, könnte nicht besser sein, denn die Altstadt ist vollständig von einer Stadtmauer mit zwölf Türmen umgeben. Kleine Szenen werden von jungen Leuten in mittel¬alterlichen Kostümen gespielt und Verkaufsstände bieten ihre Waren feil. Dudelsackmusik ertönt. Bei dem Bummel durch die Altstadt fallen die vielen Storchennester auf Dächern und Türmen auf. In der Gegend von Cäceres überwintern und brüten viele Störche, da die Natur den Tisch reich mit Fröschen gedeckt hat. Wenn eine Gruppe Störche über die Stadt fliegt, hört man das Sirren der Flügelschläge. Die Schatten, die die Störche beim Fliegen werfen, huschen durch Gassen und über Plätze. Reich ver¬zierte Paläste mit Balkonen, Wappen, Ornamenten, Steinbordüren und arabischen Fenstern zeugen vom damaligen Reichtum. An den Palästen der rei¬chen Adligen gibt es große Gefäße, sogenannte Pechnasen. Sie wurden mit Pech gefüllt, um die hei¬ße und klebrige Flüssigkeit auf eindringende Feinde zu gießen.
Die Kathedrale Santa Maria vereint Elemente der Gotik und Renaissance. Wer die Füße der Bronze¬figur des heiligen Pedros de Alcäntara, eines Fran¬ziskanermönchs, berührt, kann auf Glück hoffen. Die Füße der Bronzefigur sind von den vielen Glück- suchenden schon ganz blank poliert. Auch im Untergrund bleibt es spannend. Eine riesige Zis¬terne, zu der man vom Museo de Cäceres hinabstei¬gen kann, führt in eine andere Welt. Säulen die das Deckengewölbe tragen, vermitteln den Eindruck
eines verzauberten Palastes. Cäceres gehört zu den besterhaltenen mittelalterlichen Städten Spaniens und zählt zum UNESCO-Kulturerbe. Je später es wird, um so mehr pulsiert das Leben in den Gassen. Überall gibt es junge und quirlige Leute. Es ist un¬übersehbar, dass Cäceres eine Universitätsstadt ist. Die vielen Bars und StraßencafA sind überfüllt und die Stimmung ist ausgelassen.
Alte Handelsstraße
Von Cäceres geht es ein Stück per Bus bis zum Start der Wanderung auf der Via de la Plata, einer alten Handelsstraße. Bis zum Horizont ziehen sich die Weideflächen mit Steineichen. Ein Paradies für die iberischen Schweine, die mehrere Kilos Eicheln am Tag fressen. Einzelne große Bauernhöfe liegen am Weg. Aufgeschreckt von den Wanderern fliegen manchmal Kraniche auf. Inmitten der Landschaft erhebt sich unvermittelt markant ein Portal mit vier Säulen, ein Tor der ehemaligen römischen Stadt Cä¬parra. Sie war einst Raststätte an der Via de la Plata, der Straße von Nord nach Süd. Ein Stück Origi¬nalstraße ist bei Ausgrabungen freigelegt worden. Herväs ist das nächste Ziel. Bei einem Bummel durch die engen Gassen kann man den kleinen Ort in den Bergen am besten entdecken. Von der römi¬schen Brücke am Fluss führt eine Straße bergauf zur Festungskirche Santa Maria aus dem 18. Jahrhun¬dert, die auf den Resten einer Tempelritterburg steht. In der verschachtelten Altstadt findet man viele Spu¬ren des vormals großen Jüdischen Viertels. Paprika¬schoten hängen zum Trocknen an vielen Hauswän¬den und Körbe aus Kastanienholzspänen stehen vor einigen Läden. Die Extremadura ist noch nicht tou¬ristisch überlaufen. Deshalb kann man dem Zauber der unbeschreiblichen Ruhe nicht widerstehen und die reiche ursprüngliche Natur genießen
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