Sizilien Italia Reise Travel SelMcKenzie Selzer-McKenzie
Ein Reisebericht von D.Selzer-McKenzie
Am Hafen von Castellammare del Golfo steht ei¬ne kleine Holzhütte. Das, was die Fischer am Morgen in ihren Netzen hatten, kommt hier am Abend auf den Grill. Die Reise durch den west¬lichen Teil von Sizilien, der Provinz Trapani, be¬ginnt mit einem ganz besonderen Abendessen. Der Wein wird „stilvoll" im Plastikbecher auf einer Papiertischdecke serviert. Die Plastikstühle sind schnell besetzt, Einheimische und Touristen genie¬ßen den frischen Fisch — und freuen sich über den günstigen Preis. Ein perfekter Einstieg in den Urlaub.
Einmal parken umsonst
In Castellammare del Golfo gibt es zahlreiche Hotels
und Apartments. Die Suche danach beginnt auf ei
nem Parkplatz mitten in der Stadt. Die Mitarbeiterin
einer Pizzeria kann zwar kein Hotel nennen, schenkt uns aber einen Parkschein. Wir erfahren von ihr, dass man ein Ticket nicht am Automaten bekommt. Die Geschäfte verkaufen Parkkarten. Die Ankunftszeit trägt der Fahrer selber ein.
Die freundliche Bedienung führt uns anschließend in ein Geschäft nebenan. Hier werden Immobilien verkauft. Einen kräftigen Händedruck später sitzen wir im Geländewagen eines braungebrannten Sizilianers mittleren Alters. Bei der rasanten Fahrt durch die engen Gassen der Altstadt verstehen wir nur die Hälfte von dem, was er uns erzählt. Dies spielt aber keine Rolle, denn wir suchen ja nur eine Unterkunft. Und die bekommen wir dann auch. Die „Residenze Cialoma" liegt mitten im histori¬schen Zentrum der Stadt. Zwei große Zimmer, res¬taurierte Deckengemälde und ein alter Steinboden, auf dem die Kutschen aus früherer Zeit ihre Spuren
hinterlassen haben. Per Handschlag wird der PI vereinbart, wir holen unser Auto mit dem Gepi und erkunden umgehend die Stadt. Beim Spazi gang durch die friedlichen Gassen ist es unvorst bar, dass hier einst das Zentrum der Mafia gewe sein soll. Angeblich stand jeder dritte Einwohner ter Mordverdacht.
Fresken in der Pfarrkirche
Castellammare del Golfo liegt etwa 70 Kilorat westlich von Palermo und war in der Antike Hafen für die Orte Segesta und Erice. Die Stadt als eine der wichtigsten für die Elymer, die vor Jahrtausenden lebten. Die Araber bauten Mittelalter ein Kastell mit trapezförmigem Gru riss, das nach seiner Zerstörung im 14. Jahrhuis neu aufgebaut wurde. In der Pfarrkirche Maria S tissima del Soccorso aus dem 16. Jahrhundert de das Gewölbe von Giuseppe Tresca im Jahr 1 mit Fresken ausgeschmückt.
Vor der Weiterreise in das Hinterland am folgen Tag ist noch ein Besuch der Bar „Peter Pan" eir plant. Das Frühstück endet gewöhnungsbedür mit Eis und Schlagsahne in einer Semmel. Mit ser kulinarischen Erfahrung im Magen beginnt Fahrt zu den Ausgrabungen von Segesta. Die Str führt uns vorbei an weitläufigen Weinbergen alten Steinbrücken, nach einer guten Stunde Ai fahrt erreichen wir den Parkplatz des Besucher; trums. Die Ruinen liegen mitten in der einsar Hügellandschaft. Erst ein Teil der antiken Stadt N de bisher ausgegraben. Segesta gilt als eine der
Hauptstädte der Elymer, die Bewohner lebten in ständiger Rivalität mit Selinunte. Als das antike Sizilien in voller Blüte stand, bauten seine Bewohner die heute weltberühmten Gebäude auf die Hoch¬ebene, eingebettet in die Gipfel des Monte Barbaro. Vom Parkplatz aus führt ein Fußweg zu einem Tempel, der uns stark an Griechenland erinnert. Auf einem ausgetretenen Pfad nähern wir uns dem Bauwerk. Mit jedem Schritt wird das Ausmaß des spektakulären Baus sichtbarer, 36 Säulen erheben sich in den Himmel. Ein wichtiger Teil fehlt: Das Dach wurde niemals errichtet. Mit dem Bau des Tempels soll vor 2500 Jahren begonnen worden sein, beendet wurde er nie. Es wird vermutet, dass er nur gebaut wurde, um den Bündnispartner Athen
Gut erhaltenes Theater
Oberhalb liegen das Theater und die Ruinen der an-tiken Stadt. Etwa 30 Minuten Fußweg sind in den Sommermonaten beschwerlich, ein Bus bringt die Besucher in regelmäßigen Abständen schnell nach oben. Zu Fuß geht man am Gipfel entlang, mitten durch die Ausgrabungen der Stadt, und steht dann an einem erstaunlich gut erhaltenen Theater, dessen Bauzeit etwa im 3. Jahrhundert v. Chr. liegen dürfte. Es fasste rund 4000 Besucher und hat einen Durch¬messer von fast 64 Metern. Sogar an Stühle mit Rückenlehne wurde gedacht. Auf ihnen sitzen auch heute noch Theaterfreunde. Im Sommer werden klassische Theateraufführungen gezeigt und Kon-zertabende veranstaltet. Wer den Blick von der Büh
ne wendet, schaut weit: Die Sicht reicht vom Monte Erice bis nach Castellammare del Golfo.
Ein heiliger Ort
Eben noch aus der Ferne gesehen und schon (mit dem Auto) erklommen: der Monte Erice mit seinen kleinen Gassen, Steinhäusern und noch mehr Aussicht. Der Blick reicht bei klarem Wetter vom Cap Bon in Tunesien bis hin zum Ätna, die Form des Orts erinnert an ein gleichseitiges Dreieck. Erice gilt als heiliger Ort und wurde 1200 v. Chr. gegründet. Die Göttin der Liebe hatte hier ihren Tempel. Liebens¬wert ist auch der Ort heute noch. Türschilder und Hausnummern sind auf Fliesen gemalt. Ein Blick in die vielen Hinterhöfe lohnt sich, und in den kleinen Parks lässt es sich wunderbar entspannen.
Kathedrale Matrice
Festes Schuhwerk ist für den Besuch empfehlens-wert, denn alle Straßen und Wege sind mit Kopf-steinen gepflastert. Eigentlich ist die gesamte Stadt eine Sehenswürdigkeit, aber die Kathedrale Matrice mit dem freistehenden Campanile und das Castello di Venere stechen eindeutig heraus. Bekannt ist Erice auch wegen der Pasta delle Mandorle. Die Konditoren zaubern zahlreiche Variationen des Marzipangebäcks. Zum Besuch des Orts gehört auch eine Pause in der Bar Postale 17. Sie befindet sich gleich hinter der Porta Trapani, dem Stadttor an der südwestlichen Seite. Die Bar ist modern eingerichtet. Hier gibt es hervorragende Panini. In Erice ist es
kühl, im Sommer rammmal ins zu min UTall K 1- ter als in Trapani.
Für die letzte Station der Reise fahren wir wieder hinunter ans Meer und besuchen am nächsten Tag Mazara del Vallo, das an der Mündung des Flusses Mazaro liegt. Der Hafen spielte hier schon immer eine große Rolle. Bereits im 5. Jahrhundert v. Chr. war Mazara del Vallo ein phönizischer Hafen und galt als Verbündeter von Selinunte. Die Tradition von Schifffahrt und Fischerei lebt hier nach wie vor, die größte Fischkutterflotte Italiens liegt im Hafen. Die Stadt hat viel Charme und ist voller Gegensätze. Auf der einen Seite steht die prächtige Kathedrale Santissimo Salvatore mit ihren prachtvollen Fres¬ken und dem Kirchenschatz, ein paar Gehminuten entfernt liegt das schmutzige Hafenviertel. Schon von Weitem ist ein Gewirr von Masten zu sehen, der Geruch von Fisch, Salz und Motoröl liegt in der Luft. Rostige alte Kähne und moderne Fischkutter schaukeln Seite an Seite im Wasser. Manches Schiff sank bereits auf Grund, rostet vor sich hin und wird die Tradition der Fischerei wohl nicht mehr fort-führen.
Geschäftiges Treiben
Mitten im Hafen, am Ende der Via Verona, steht ei-ne kleine Markthalle: geschäftiges Treiben, feil¬schende Hausfrauen und ein vertrauter Duft am Ende unserer Reise. Wir lassen uns treiben und ver¬trauen auf die Händler, die unseren Speiseplan für den Abend bestimmen. Die Reise endet so, wie sie be¬gann: mit frischem Fisch
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