Dacia Logan MCV Autotest SelMckenzie Selzer-McKenzie
Dacia Logan MCV Autotest SelMckenzie Selzer-McKenzie
Author D.Selzer-McKenzie
Das Leben ist kur Der spontane Zwei¬einhalb=Tage-Urlaub noch lang, denn er hat noch nicht begon¬nen. Um r7 Uhr fragt der Gatte die Gattin, was sie am Wochenen¬de vorhabe. Nichts Konkretes, meint sie. Er entgegnet mit einem Ein-Wort-Vorschlag: Salzburg.
Prinzipiell sofort, das Auto sei voll¬getankt, der Laderaum leer, es brenne gewissermaßen im leuch¬tenden Rot seines Außenlacks auf eine längere Fahrt. Die Gattin un¬terstreicht die ihr übliche Spontani¬tät, indem sie umgehend im Schlaf¬zimmer den Koffer aufklappt und mit den Utensilien für zwei Näch¬te füllt. Ohne Hektik steht kurze Zeit später das Gepäck bereit und bald auch im Gefährt. Dort ver¬liert es sich ein wenig, denn das Ab¬teil hinter der Rückbank nähme problemlos eine größere Ausstat¬tung für eine sechswöchige Reise auf. Oder wahlweise zwei weitere Passagiere auf den ausklappbaren Sitzen im Fahrzeugboden, was den Dacia Logan MCV i.6 MPI dann gar zu einem, Siebensitzer machen würde. Das ist der Trumpf dieses Autos: einen riesigen Mobilraum für einen vergleichsweise günsti¬gen Preis zu liefern. Dazu nahezu alles, was ein Auto angenehm macht - aber stets auf einem Grundniveau, das zu verlassen wohl ein Frevel wäre. Der die An¬gelegenheit vor allem aber verteu¬ern würde, denn für Dacia gilt: Der Preis ist heiß. Soviel davon ge¬redet: 10 690 Euro kostet der Test¬wagen in der gehobeneren Ausstat¬tungsvariante Laurate. Damit ist sie vom Basispreis von 7990 Euro deutlich entfernt, bringt dafür aber ein paar Annehmlichkeiten mit, etwa getönte Scheiben, Bord¬computer oder Dachreling. Ohne¬hin greift der durchschnittliche Kunde meist zur Vollausstattung, heißt es von Dacia, er packe alles in den Wagen, was die Aufpreislis¬te hergebe. Klar: Günstiger kann man das Angebotsmenü nirgend¬wo vollständig frühstücken.
Kilometer 1 bis u, die gemeinsa¬me Kontaktaufnahme mit dem Fahrzeug auf dem Weg zur Auto¬bahn. Sie fällt kurz aus, denn keine von beiden Personen vermisst et¬was: alles drin, alles dran Zumin¬dest das, was man für von einem Auto einfacherer Bauart erwarten
würde. Gut, man könnte mäkeln etwa über den Geruch nach billi-gem Kunststoff, über das deutlich vernehmbare Motorengeräusch, die eingeschränkte Sicherheitsaus-stattung. Man kann sich auch zum Beispiel über das Getriebe freuen, das sich buttersanft schalten lässt, über den Kosmetikspiegel in der Sonnenblende auf Beifahrerinnen¬seite und die Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung.
Kilometer 13 bis 117, der kleine Rückblick auf Dacias jüngere Ge¬schichte seit dem wirklich ernsthaf-ten Wiedereintritt der Renault-Marke ins Marktgeschehen nach dem Abschütteln des Eisernen Vor-hangs, der auch Rumänien und da¬mit die Werksanlagen umgab. Der Start 2004 mit dem Stufenheck¬auto Logan, der gar nicht gedacht war für so verwöhnte Märkte wie Deutschland und dessen Präsenz dort allein der Hartnäckigkeit un¬verwöhnter Kunden zu verdanken war. Dem Nachschieben des MCV als großes Raumwunder für klei¬nes Geld. Der Präsentation des Sandero im Jahr zoo8, der zeigte, dass auch ein Dacia eine schicke Karosserie tragen kann und dass die Marke mit höheren Ambitio¬nen unterwegs ist, dabei aber im¬mer noch auf den niedrigen Preis achtet. Und dann das jüngste Kapi¬tel namens Duster, den die Wer
eine Art statusbehaftetes Anti-Sta- trachtung des Logati MCV als Rei¬tussymbol positioniert. Da wirkt seauto. Zugegeben - er ist vollkom¬der Logan MCV, der im Jahr 2006 men unterfordert bei der aktuellen das Angebot ergänzte und hier Aufgabe mit zwei Personen und stoisch seine Bahn über die A8 zwei kleinen Koffern auf dem Weg Richtung Salzburg zieht, fast wie ins schon nicht mehr so ferne Salz-ein verdienstvoller Klassiker, weil burg. Er konnte deutlich mehr er der Marke allein mit biederen und deutlich entfernter, nur viel-Alltagswerten den Boden bereitete. leicht nicht deutlich schneller.
Kilometer u8 bis zoi, das intensi- Zwar sind 163 km/h als Höchstge¬ve und länger dauernde Gespräch schwindigkeit genannt, doch bei über das, was der autofahrende etwa 130 km/h wird das Beschleuni¬Mensch denn so braucht, über Lu- gen zäh, klingt der Motor doch et¬xus, über Statussymbole. Wenn was angestrengt. Aber man hat ja wir ehrlich sind: Er braucht immer gelernt, mindestens fallweise weni¬alles. Die einfache und die opulen- ger als mehr anzusehen und sich te Mobilität, die warme Heizung an den kleinen Annehmlichkeiten unterwegs und die kühle Klimati- zu delektieren. Am ruhigen Ge¬sierung, Platz für eine bis sieben radeauslauf des Fahrzeugs etwa, Personen, den Ein-Schalter und der auf der nächtlichen Autobahn den Aus-Schalter des Radios, den schlichtweg brilliert und der das kräftigen und den genügsamen Mo- alte Gesetz namens „Länge läuft" tor. Und im Dacia hat man alles. wieder manifestiert - hier laufen Einzig beim Motor würden wir Ab- immerhin 4,45 Meter Außenlänge striche geben, dazu gleich mehr. auf einem Radstand von 2,90 Me¬Wir hören den lautstarken Ein- ter. Oder auch am Autofahren wand aus dem Publikum: Wie bit- schlechthin, das selbst in einer ein¬te, der Dacia ist Luxus, Opulenz facheren Variante des Marktange-und Statussymbol? Genau - für bots ein hoher Luxus ist, beispiels¬den, der ihn als all das versteht. Zu- weise mit zuverlässiger Technik, ei-gleich ist er aber auch das richtige ner dichtschließenden Karosserie, Auto für den, der auf all das ver- ordentlichen Sitzen und der Musik zichten kann und sich für die Be- einer fernen Radiostation aus den wältigung einer beliebigen Strecke Lautsprechern. Heute gilt das und einfach nur ins Auto wirft, den noch viel mehr als selbstverständ-Zündschlüssel umdreht, mit dem lich. Ist es aber nicht. Ja, derlei Ge¬rechten Fuß die Geschwindigkeit danken schießen einem auf einer befiehlt. Im Falle des Dacia ist er langen Autobahnfahrt im Dacia Herr respektive Frau über einen durch den Kopf. Gut, sie mal wie-Ottomotor mit 1,6 Liter Hubraum, der gedacht zu haben.
der auf dem Papier 84 PS (62 kW) Kilometer 289 bis 374. Ein we
fördert, aber angesichts des großen nig entwöhnt, aber mit freiem Autos etwas schwer trägt an der Kopf wird Salzburg erreicht. Diese Fuhre und entsprechend brum- Stadt atmet alpenländisches Flair, melt und auch dem kleinen Trink- zurückhaltenden Schick und dabei genuss nicht abhold ist - man rech- jene Gelassenheit im Alltag, die ne mit 8,5 Litern Superbenzin. den Osterreicher auszeichnet. Der Logan MCV windet sich die ohne Navigationsgerät (Sonderausstat¬tung!) unauffindbare und vor al¬lem enge Straße zum Mönchsberg hinauf. Der Dacia rollt vor dem Hotel aus, eins der besten der Stadt - für den, der auf Luxus ver¬zichten kann. Denn damit ver¬wöhnt das gewählte Haus nicht -genau richtig für Dacia-Driver. Die Nacht kann kommen
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