Eine Roulettekugel erzählt Roman von Selzer-McKenzie
SelMcKenzie
ISBN 978-1-4717-2851-8
352 Seiten, Erscheinung Juni 2012
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Eine Roulettekugel stellt seine Erlebnisse im täglichen
Casino am Spieltisch vor. Seine Erlebnisse von Systemspielern, Kesselguckern,
Zockern und sonstigen Geschichten, wie Streitsätzen, Liebe und Hass.
I . DIE GESCHICHTE DES SPIELCASINOS
1626 : Die ersten offiziellen Casinos
Trotz Verbot entwickelte sich zu Beginn des 17 .
Jahrhunderts Venedig mit unzähligen illegalen „ Casini “ zum Mekka der
Spielenden . 1626 wurde das Glücksspiel in den Spielbanken offiziell ge¬nehmigt
. Dies wegen der unaufhaltsamen Verbreitung der Casino - Unterwelt . Das
Beispiel Vene¬dig machte alsbald die Runde und Adelshöfe sowie Politiker
erkannten die praktischen fiskalischen Zusatzerträge aus den Spielbanken.
1750 : Spa wird zur Metropole
1750 entwickelte sich der belgische Kurort Spa zur Metropole
des Glücksspiels. Zu jener Zeit gab es dort zwei Casinos und viele Gäste aus
ganz Europa, die den kleinen Ort in den Ardennen be¬suchten.
Nachdem 1789 die Spielbanken in Frankreich und Belgien wegen
der Wirren der Französischen Revolution geschlossen wurden, konnte das deutsche
Aachen Spa den Rang ablaufen und sich zur neuen Hochburg des Glücksspiels
entwickeln.
1806 : Napoleon Bonaparte
Selbst Napoleon Bonaparte , der die Spielbanken zwar nicht
liebte, aber für die Aufbesserung seiner Kriegskasse unbedingt benötigte, ging
mit einer Verordnung in die Casino-Geschichte ein. Er hob nämlich das nach der
Französischen Revolution erlassene Spielverbot auf und liess 1806 alle Pariser
Casinos in den Stadtteil des Palais Royal verlegen , um sie besser
kontrollieren zu können .
Was Napoleon aufgrund leerer Staatskassen nicht verantworten
konnte, setzte sein Nachfolger Louis Philippe um und erliess 1838 ein
Generalverbot. Da auch England die Spielbanken verboten hatte , fiel nunmehr
Deutschland das Glücksspiel - Monopol zu .
Ab 1840 : Das deutsche Glücksspiel - Monopol
Anfang des 19 . Jahrhunderts gab es 24 Casinos im Reich
deutscher Nationen . Davon sind im heu¬tigen Deutschland nur die Standorte
Aachen , Baden - Baden , Ems , Homburg , Kissingen , Norder¬ney , Pyrmont ,
Travemünde und Wiesbaden übrig geblieben .
Ein absoluter Meilenstein in der deutschen Casinogeschichte
war 1840 die Gründung der Spielbank Bad Homburg . Als ihr Gründer , François
Blanc , die zweite Zero im Roulettekessel abschaffte und so die
Gewinnmöglichkeiten der Gäste auf das Doppelte erhöhte , erlangte das 3000
Einwohner zählende Dorf einen enormen Aufschwung . Zudem wurde das
Spieleangebot modernisiert und zur Zielgruppe gehörten fortan nicht mehr nur
Adelige . Durch diese Massnahmen entwickelte sich Bad Homburg innerhalb kurzer
Zeit zur erfolgreichsten Spielbank Europas .
Ab 1848 : Verbot deutscher Spielbanken
Nach dem Verbot in Frankreich im Jahre 1838 , setzten sich
1848 auch in Deutschland die Moralisten durch und verboten die Spielbanken .
Alle ? Nein , wieder war es François Blanc , der es schaffte , sich mit dem
Landesherrn zu einigen und die Spielbank in Bad Homburg weiter zu betreiben .
Wie ihm dies gelang , sei dahingestellt . Umsonst wird er das Recht wohl nicht
bekommen haben .
1856 : Eröffnung in Monte Carlo
Im Jahre 1856 wurde die heute wohl berühmteste Spielbank der
Welt in Monte Carlo eröffnet . Als souveräner Staat leistete sich Monaco die
Freiheit , das Glücksspiel freizugeben . Wegen der schlechten Zufahrt – das
Fürstentum war zu jener Zeit nur über das Meer und einen mühsamen Landweg
erreichbar – hatte die Spielbank einen denkbar schlechten Start .
1863 übernahm François Blanc, der Gründer der Spielbank Bad
Homburg , die Leitung des Casinos . Dieser Entschluss des Fürstentums sollte
richtungsweisend für die Casinowelt sein , denn in nur zehn Jahren machte Blanc
das unbedeutende Dorf an der französischen Riviera zur Welthauptstadt
des Luxus , der Kunst, des Entertainments und des
Glücksspiels . Dies geschah dank Blancs Rou¬lettekessel mit nur einer Zero und
anderen ausgeklügelten Werbeideen .
Das 20 . Jahrhundert
Bedingt durch die Kriegswirren und die Verbote der
Moralisten , wurden um 1900 die Casinos ge¬schlossen , geöffnet und wieder
geschlossen. In der Casino - Frage herrschte zu jener Zeit Uneinig¬keit
zwischen den Staaten . Immer dann , wenn in einem Land Spielbanken verboten
wurden, nut¬zen dies die Nachbarstaaten aus und gaben zumindest teilweise das
Glücksspiel frei . Eines war den Casinos dieser Zeit aber gemein . Sie alle
glänzten mit architektonischer Schönheit und beeindru¬ckenden Bauten und
vermittelten den Gästen das einzigartige Gefühl von Luxus und Reichtum . Zu
Beginn des 20 . Jahrhunderts erlaubte Frankreich das Roulettespiel wieder und
brach damit das Monopol Monacos . Selbst Kriege konnten den wirtschaftlichen
Erfolg der Casinos nicht gefähr¬den.
1919 : Eröffnung des Casinos in Zoppot
Aufgrund des von 1872 bis 1933 dauernden Casinoverbots hatte
Deutschland in der Welt des Glücksspiels damals vorübergehend keine Bedeutung
mehr . Eine Ausnahme bildete einzig das 1919 eröffnete Casino in Zoppot .
Dieses befand sich, bestimmt durch den Versailler Vertrag , im Freistaat
Danzig. Das Casino erhielt durch sein Monopol einen grossen Zulauf. Auffallend
für die damalige Zeit war die visionäre Marketingstrategie , welche die
Herausgabe von Gästezeitungen und die Veröffentlichung der Permanenzen – so
genannten Auflistung der an den Roulettetischen gefallenen Zahlen –
beinhaltete.
1925 : Gefälschte Jetons in Monaco
1925 verlor das Casino von Monte Carlo 600 ’ 000 Francs ,
weil Betrüger gefälschte Jetons verwen¬deten . Der Ingenieur Grasset erkannte
die Marktlücke und bot alsbald beschichtete und damit nahezu fälschungssichere
Jetons mit aufgedruckten Metall - Buchstaben an . Hierzu lieferte ihm sein
Freund , der Lithograf Bourgogne , die Buchstaben . Monte Carlo führte diese
Jetons ein und die beiden Erfinder gründeten die Firma Bourgogne et Grasset ,
die bis heute weltweiter Marktführer in der Herstellung von Jetons ist .
1931 : Das Glücksspiel in Nevada
1931 wurde im amerikanischen Bundesstaat Nevada das
Glücksspiel offiziell erlaubt . Mit Hilfe der Mafia entstand aus einem
dreckigen Wüstennest die grösste Casinostadt der Welt – Las Vegas. Es
wiederholte sich die Erfolgsstory Monte Carlos mit dem Unterschied, dass Prunk
und Noblesse durch Neonlichter und Entertainment abgelöst wurden .
Zwar dauerte es noch bis 1946, ehe das erste heute noch
erfolgreiche Grosscasino, das „Flamingo“, eröffnet wurde. Dann setzte aber ein
Boom mit schier unglaublichem Drang nach Wachstum, Neu¬em und Grösserem ein.
Die fliessenden Touristenströme sorgten dafür, dass ein Casino nach dem anderen
aus dem Boden schoss. Las Vegas wurde zum Inbegriff des „ American Dream of
Life “. Die Mafia hielt die Wüstenstadt sauber und der Ehrenkodex „ Kein Blut
auf dem grünen Tuch “ war Gesetz. Synonym für den Aufschwung von Las Vegas war
das amerikanische Showbusiness, denn schon damals traten die Weltstars in der
Spielerstadt auf .
Wegen dem schlechten Einzugsgebiet brauchte Las Vegas eigene
Hotels , die natürlich alle mit einem eigenen Casino versehen wurden . Die
Hotelpreise konnten äusserst tief gehalten werden , da der Profit ja
hauptsächlich mit den Casinos gemacht wurde . Heute sind in Las Vegas
Hotelkom¬plexe mit über 2000 Zimmern eine Selbstverständlichkeit und immer neue
Traumgebäude entlang des Strips entstehen . Ganz nach dem Motto : grösser ,
greller und exotischer .
1933 : Ende des deutschen Casinoverbots
1933 nach der Machtübernahme durch die Nazis in Deutschland,
war eine der ersten Massnahmen des neuen Regimes die Wiedereröffnung der seit
1872 geschlossenen Spielbanken. Man versuchte dem damaligen Deutschland ,
verarmt durch die Niederlage im Ersten Weltkrieg und die anschlies¬sende
Hyperinflation , zu neuem Glanz zu verhelfen . Ein weiterer Grund dürfte einmal
mehr die dringende Finanzierung des Kriegshaushaltes gewesen sein .
1962 : Macao
Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelten sich auch in Asien
Casino - Hochburgen , vor allem in Macao . Mit seinen exotischen Spielbanken
und den dazugehörigen , in Europa kaum bekannten Spielen , wurde die nur 16
Quadratkilometer grosse portugiesische Enklave zu einer Traumwelt für Spielende
. 300 ‘ 000 Einwohner empfingen jährlich mehrere Millionen Spielergäste .
Berühmt und berüchtigt war Macao für seine eigenartigen Spielregeln .
Insbesondere beim Black Jack konnte man vor Überraschungen kaum sicher sein .
Das neue Jahrtausend
In den letzten Jahren zeigt sich ein verstärkter Trend zur
Verschmelzung von Spielbanken mit einem breiten Angebot an Entertainment ,
Gastronomie und sonstiger Unterhaltung . Selbst in Las Vegas kommt heute kaum
ein grösseres Hotel ohne Shows der Superlative , Konferenzen ,
Sportveranstal¬tungen oder Musicals aus . Da sind Spielturniere oder „ Black
Jack im Pool “ bereits alte Hüte . Trotz des sich wandelnden Zeitgeistes , des
damit verbundenen Wechsels der Kundschaft und immer neuer Spiele , hat sich
etwas nicht geändert : Ob mittels Roulettekessel , Spielkarten oder Würfeln ,
die knisternde Spannung zwischen den Zeitpunkten des Geldeinsatzes und der
Gewinnermittlung bleibt eine faszinierende Gratwanderung zwischen Gewinn und
Verlust , Sieg und Niederlage oder einfach zwischen Glück und Pech .
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