Donnerstag, 5. November 2015

Speicherstadt Hamburg


Speicherstadt Hamburg

Author D.Selzer-McKenzie

Video: https://youtu.be/xlEhr-I8zKQ

            Der Aufstieg Hamburgs zur Weltstadt ist

untrennbar mit dem Hafen verbunden. Neben seinem wirtschaftlichen Stellenwert haben er und die umliegenden Stadtteile heute als Touristenmagnete eine zusätzliche wichtige Bedeutung für die Hansestadt. Im Juli nahm die UNESCO die Speicherstadt in die Welterbe-Liste auf und machte die Stadt so für Touristen noch attraktiver.

 

 

Lebendiges Viertel. Die Elbphilharmonie soll das neue Wahrzeichen der Hansestadt werden.

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Die Stadtgeschichte von Hamburg reicht über tausend Jahre zurück. Dass auch heu¬te noch spektakuläre historische Funde aus dieser Zeit entdeckt werden, die die Entste¬hungsgeschichte der Hansestadt in ein neues Licht tauchen, zeigt, wie viel Potenzial sie für Geschichts¬interessierte bereit hält. Ein Beispiel hierfür sind die jüngsten Entdeckungen, die bei Grabungen in der Innenstadt gemacht wurden. Rund tausend Jahre alte Eichenstämme kamen dabei zum Vor¬schein, die Rückschlüsse auf das Entstehungsjahr der riesigen und für die Stadtgeschichte so bedeu-tungsvollen Wallanlage der „Neuen Burg" zulassen.

HISTORISCHE FUNDE

Vor der Bergung der Stämme, deren Rinde sogar noch erhalten war, gingen Archäologen davon aus, dass die Ursprünge der Stadt, die Hammaburg, um das Jahr 1020 datieren. Durch die Funde konnte diese Schät¬zung auf die Jahre 1023/1024 präzisiert werden. Der Name Hammaburg setzt sich aus dem altsächsischen Wort „hamme", das eine in die Marsch vorspringende bewaldete Erhöhung bezeichnet, und dem Wort „burg" zusammen, das die Bedeutung „befestigte Anlage" hat. Die „Neue Burg", die nach Abriss der

Hammaburg errichtet wurde, bildete zusammen mit dem „Heidenwall" im Osten die Verteidigungs¬anlage der Siedlung, aus der dann später einmal die Stadt Hamburg hervorgehen sollte. Rund 480 Meter lang, bis zu 24 Meter breit und an die sechs Meter hoch war die Wallanlage. Im Jahr 1188 grün¬dete Adolf III. von Schauenburg und Holstein die Neustadt als Kaufmannssiedlung auf dem Gelände der zerstörten Burg. Schon ein Jahr später stellte Kaiser Friedrich Barbarossa der Siedlung einen Frei¬brief aus, der etliche Privilegien im Bereich des Handels und Stadtrechts beinhaltete. Das im Jahr 1266 beglaubigte Dokument gilt bis heute als Ge-burtsurkunde des Hafens und als formale Grundla¬ge für den wirtschaftlichen Aufstieg Hamburgs.

HANSEATISCHES VENEDIG

Auf dieser Basis konnte die Stadt am prosperieren-den internationalen Handel partizipieren. Hamburg und sein Hafen nutzten die Chance optimal. Ein städtebauliches Zeugnis des sich über Jahrhunder¬te erstreckenden Aufstiegs ist das seinerzeit größte und raffinierteste Logistikzentrum der Welt, von dem aus die gigantischen Warenströme koordiniert wur¬den. Die 1885 bis 1927 unter der Leitung von Franz Andreas Meyer errichtete Speicherstadt spiegelt auch den wirtschaftlichen Aufschwung des deut¬schen Kaiserreichs wider. Bestehend aus 15 mehr-geschossigen Lagerhäusern und Zweckbauten, die überwiegend in Backsteinbauweise im neogotischen Stil errichtet wurden, war die Speicherstadt einge-bettet in ein gigantisches Kanalsystem mit Brücken und Bahnverbindungen — eine Art hanseatisches Venedig. Nach schweren Luftangriffen und starken Beschädigungen im Zweiten Weltkrieg wurde die Speicherstadt im Nachkriegsdeutschland wieder aufgebaut. Die UNESCO hat diesen einzigartigen innerstädtischen Lagerhallenkomplex erst im Juli dieses Jahres in die Liste der Welterbestätten aufgenommen. Dies ist die erste Weltkulturerbe-Auszeichnung der UNESCO für Hamburg und die insgesamt vierzigste für Deutschland.

LEBENDIGES VIERTEL

Wo früher Importgüter wie Kaffee, Kakao und Tee gelagert wurden, ist angezogen vom Charme der Fassaden und Kanäle ein lebendiges junges Quartier mit innovativen Mode- und Werbefirmen entstanden. Gegenwärtig ändert sich durch den Zuzug von immer neuen Unternehmen, Lokalen und Geschäften das Aussehen und Image der Speicherstadt ständig aufs Neue und Attraktionen wie die größte Modelleisen-bahnanlage der Welt oder das Gruselkabinett Ham-burg Dungeon ziehen viele — vor allem junge — Be-sucher an. Wer hier nicht frühzeitig bucht, kann sich

auf lange Wartezeiten in der Besucherschlange von bis zu 80 Minuten im Fall des Miniatur Wunderlands gefasst machen. Immerhin ist der dortige Modell-flughafen mit Baukosten von knapp vier Millionen Euro einer der günstigsten Flughäfen in Deutschland. Die Attraktivität der Speicherstadt strahlt auch auf die Mietpreise in der benachbarten Hafencity aus, die im laufenden Jahr mit 17,37 Euro pro Quadrat¬meter am obersten Ende der Hamburger Skala liegen.

Das Hamburger Kontorhausviertel nördlich der Speicherstadt entstand in den 1920er und 1930er Jahren und besteht aus teilweise blockfüllenden Ge-bäuden mit Klinkerfassaden. Dominiert wird es von dem von Fritz Höger entworfenen und zwischen 1922 und 1924 gebauten Chilehaus. Mit seiner an einen Schiffsbug erinnernden Spitze und dem charakteris-tischen Detailreichtum seiner Fassade ist es eine Ikone expressionistischer Architektur.

Der Hafen hat aber nicht nur als Warenumschlag-platz für den Handel, sondern auch als Tourismus-magnet eine herausragende wirtschaftliche Bedeu-tung für die Metropole des Nordens. Die bedeutsame UNESCO-Auszeichnung wird Hamburg sicherlich in Zukunft auch in diesem Bereich weitere Impulse ge-ben können.

Die Zahlen aus dem vergangenen Jahr können sich jedenfalls sehen lassen. So stieg die Anzahl der Übernachtungen im Jahr 2014 im Vergleich zum Vorjahr um 3,5 Prozent auf mehr als zwölf Millionen. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der etwa sechs Millionen Gäste betrug immerhin zwei Tage. Die Zimmerauslastung lag damit im Jahresdurch¬schnitt bei 78,9 Prozent. Etwa jeder vierte Gast kam aus dem Ausland, meist aus Dänemark, Großbritan¬nien, der Schweiz und Österreich. Die ausländischen Gäste buchten 2,93 Millionen Übernachtungen, was einem Zuwachs von 10,3 Prozent gegenüber dem

 

Vorjahr entspricht. Auch die Zukunftsaussichten sind rosig: So belegt eine aktuelle Studie des „Brandmey-er Stadtmarken-Monitors 2015", dass die Hansestadt die attraktivste Stadt Deutschlands ist. Die 5003 re-präsentativ Befragten gaben Hamburg bei den unter-suchten Faktoren wie Sympathie, Zuzugsbereitschaft und Anziehungskraft Bestnoten. Hamburg hat damit München, Köln, Dresden und Freiburg im Ranking der beliebtesten Städte hinter sich gelassen.

Bei den durchschnittlichen Übernachtungskos¬ten lag Hamburg nach Erhebungen des Internetpor-tals HRS im vergangenen Jahr als einzige Stadt außer München über der 100-Euro-Marke. Kein Wunder, dass immer mehr Hotels gebaut werden. Allein 2014 kamen zwölf neue Häuser mit insgesamt rund 3200 Betten hinzu. Der Geschäftsführer der Hamburg Tourismus GmbH, Dietrich von Albedyll, rechnet bei den Übernachtungszahlen mit einem Zuwachs von fünf Prozent: „Der Tourismus ist eine Schlüsselindustrie des 21. Jahrhunderts. Allein in China haben die Menschen gerade erst im größeren Stil begonnen, ins Ausland zu reisen." Bei Touristen aus außereuropäischen Ländern muss Hamburg in Zukunft noch punkten, denn sie sind in Hamburg im Vergleich zu anderen Metropolen aktuell noch deutlich unterrepräsentiert. Aber das wird sich än¬dern — immerhin hat beispielsweise das Speicher¬stadt-Museum bereits eine Website in chinesischer Sprache.








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