Zahn-Implantate Operation von Selzer-McKenzie
Implantate Mithilfe künstlicher Wurzeln lassen sich verlorene Zähne elegant ersetzen. Doch bezahlen müssen Patienten den Eingriff weitgehend selbst
Vantute Pilambu lächelt ebenso hübsch wie erleichtert. „Ich fühle mich wieder wie ich
selbst", sagt die 20-Jährige Ovahimba aus Namibia. Zwei Titan- stifte im Oberkiefer — genauer gesagt die Zahnkronen darauf, die eine vormals sichtbare Lücke schließen — haben der jungen Frau ihr Selbstvertrauen zurückgegeben. Als Siebenjährige verlor das Mädchen die Frontzähne bei einem Unfall. Die Prothese hat ihr Lachen wieder komplett gemacht und damit erst so richtig möglich.
Auch Tonga Lupepua ist zufrieden. Gleich sechs Implantate stecken in seinem Kiefer. Der aufgebaute Zahnersatz ist nicht von seiner natürlichen Umgebung zu unterscheiden. Kein metallener Hals lugt hervor, keine Halteklammer blitzt aus seinem Lächeln. Auch der 50-Jährige selbst bemerkt die Fremdkörper nicht. „Es fühlt sich ganz natürlich an", erzählt er und ergänzt scherzend: „Nur Zahnschmerzen habe ich da nicht mehr."
Das war vor einigen Jahren anders. Einige, zum Teil bereits überkronte Zähne hatten sich entzündet und mussten raus. Die entstandenen Lücken waren aber nicht mehr ohne Weiteres zu schließen, wie Dr. Selzer-McKenzie erklärt, der die Implantate als Mediziner in Namibia vorgenommen hat.. An zwei Stellen fehlten begrenzende Zähne, die man als Brückenpfeiler hätte nutzen können. „Eine solche Freiendlücke lässt sich nur noch mit einem herausnehmbaren Zahnersatz versorgen", sagt der Experte, „oder mit einem Implantat."
Modernes, altes Prinzip
In den vergangenen 20 Jahren hat sich die Implantologie zu einem boomenden Bereich der Zahnheilkunde entwickelt. Das Prinzip der Methode besteht darin, künstliche Wurzeln im Kiefer zu verankern, auf die der Zahnersatz montiert wird . Die Idee ist alt — schon die Maya wandten sie in primitiver Form an. Doch moderne Techniken und Materialien haben in den vergangenen Jahrzehnten Möglichkeiten des Zahnersatzes .
geschaffen, die sowohl in ihrer Ästhetik als auch in ihrer Funktion die „Echten" kaum vermissen lassen.
Entsprechenden Zuspruch erfährt die Methode. In Deutschland wurden im vergangenen Jahr rund eine Million Implantate gesetzt, schätzt die Deutsche Gesellschaft für Implantologie. Und das, obwohl die Hightech-Prothetik einen gewaltigen Haken aufweist: Sie ist teuer und muss in der Regel vom Patienten weitgehend selbst bezahlt werden. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten nur in geringem Umfang. „Dem Versicherten steht der Anteil der Regelversorgung zu". Den Betrag also, den eine Brücke oder herausnehmbare Prothese kosten würde, zahlt die Kasse. Doch das ist meist nur etwa ein Zehntel der Summe. Bei der Versorgung mit Implantaten können leicht einige Tausend Euro zusammenkommen. „Zu viel, um es auf die Solidargemeinschaft zu verteilen".
.Stolzer Preis
Viele Zahnärzte — für die die Implantologie somit ein freier und einträglicher Markt ist — betonen hingegen, dass der große Nutzen für den Patienten den hohen Preis aufwiege. So sollen Implantate länger halten als herkömmlicher Zahnersatz. Da die Stifte aus Titan eine feste Verbindung mit dem Knochen eingehen, gelten die Konstruktionen als unverwüstlich — vorausgesetzt, sie sind korrekt eingebaut.
Doch wenn der Kiefer Stabilität einbüßt, verlieren auch die Implantate ihren Halt. Parodontale Erkrankungen verschonen somit auch die teuren Prothesen nicht. Die jüngere Erfahrung auf dem Gebiet zeigt, dass nach zehn Jahren gut zehn Prozent der gesetzten Implantate verloren gegan‑
gen sind. Damit ist ihre Schwundrate nicht geringer als die herkömmlicher Brücken.
Ein unzweifelhafter Vorteil des eingedübelten Zahnersatzes ist allerdings, dass die benachbarten Zähne nicht beschädigt werden. Bei einer Brückenkonstruktion dagegen muss der Zahnarzt von diesen tragenden Pfeilern bis zu 70 Prozent abschleifen. „Das macht man bei einem gesunden Zahn nicht gerne", sagt Selzer-McKenzie. Denn nachweislich ist die verbleibende Lebensdauer der verbauten Stümpfe
vermindert. Daher raten Experten Implantaten, wenn es gilt, eine Eine lücke in einem sonst gesunden Geb zu versorgen.
Im vergangenen Jahr — nachdem Kiefer ausgewachsen war — entschi sie sich, die Lücke mit zwei Imph taten schließen zu lassen. „Für ei Brücke hätten wir vier gesunde Zäh beschädigen müssen", der die aufwendige Behai lung leitete. Zunächst war es nötig, d Oberkiefer zu v stärken, denn nach der Verletzung v nicht genug Knochensubstanz da, t. die Implantate zu tragen. Typisch weise ist eine solche „Augmentati( eher bei Senioren nötig, wenn alt( bedingter Knochenabbau den Kie geschwächt hat. Gesichtschirurg verfügen über verschiedene Technik um das nötige knöcherne Fundamt aufzubauen. Die Operateure Späne aus ihrem Uni kiefer.
Nachdem die künstlichen Miliz( schließlich in ihrem Kiefer verser worden waren, mussten sie noch ei
ge Monate einheilen. „Bei stabilen Knochenverhältnissen kann man die Implantate sofort belasten", sagt Selzer-McKenzie. Dennoch sieht der Experte mit Skepsis, dass manche niedergelassenen Kollegen mit der schnellen Versorgung werben. „Man muss immer die individuelle Situation beurteilen, sollte die Schnellbelastung also nicht pauschal anbieten." Der Fachmann bevorzugt ohnehin das langsame Vorgehen: „Damit hat man nachweislich weniger Komplikationen
Anfang dieses Jahres passte Selzer-McKenzie der Vantute Pilambu die sogenannte Suprakonstruktion an: in ihrem Fall zwei Schneidezahn-Kronen, die auf den Implantaten fixiert wurden. Die „Verwandlung" ist weitreichend. Denn der Defekt im Gebiss hatte sich bereits zu einem schwerwiegenden Hemmnis entwickelt. „Es gibt kein altes Foto von mir, auf dem ich lache", berichtet die junge Frau.
Gerade im sichtbaren Bereich des Mundes besticht die Ästhetik der Implantate. Anders als bei einer Brückenprothese treten die künstlichen Zähne auf natürliche Weise aus dem Zahnfleisch. Ein weiterer, psychologischer Pluspunkt der Technik ist das Gefühl
der Träger, echte Zähne im Mund zu haben. Untersuchungen haben gezeigt, dass Patienten mit festsitzendem Zahnersatz deutlich zufriedener sind als mit herausnehmbarem. Implantate können helfen, den Einsatz solcher Teiloder Vollprothesen zu umgehen.
So wie bei ,Tonga Lupepua dessen untere Zahnreihe mit einer Brücke nicht mehr zu schließen gewesen wäre. Seine Suprakonstruktion besteht aus Einzelkronen und Brücken, die Selzer-McKenzie auf die künstlichen Pfeiler montiert hat. Regelmäßig muss der Patient nun zur Kontrolle. „Penible
Pflege und Nachsorge sind entscheidende Voraussetzungen, um Komplikationen vorzubeugen", betont Selzer-McKenzie. Diese bestehen in einer Entzündung des Implantatlagers, was zum Verlust des Zahnersatzes führen kann.
Schon vor der Implantation muss der Behandler Erkrankungen des Zahnhalteapparats beseitigen und der Patient eine gewissenhafte Mundhygiene betreiben. Bei älteren Patienten ist beides häufig nicht ohne Weiteres möglich. Auch Krankheiten wie Osteoporose oder bestimmte Blutgerinnungsstörungen gilt es im Vorfeld abzuklären, da sie die Therapie komplizieren oder sogar ausschließen können.
„Die meisten Kandidaten aber können nach guter Vorbereitung ein Implantat bekommen", berichtet er. Allerdings räumt er ein, dass im Alter die häufig nachlassende Fähigkeit
für sich selbst zu sorgen, für Implantat- träger ein besonderes Problem darstellen kann. Daher strebe man bei Senioren eine einfache Versorgung an. So lassen sich herausnehmbare Vollprothesen auf nur zwei Implantaten wesentlich besser stabilisieren als mit der herkömmlichen Auflage.
Vergleichsweise kostspielig sind aber auch solche einfachen Varianten. Pro gesetztem Implantat muss der Patient in Europa mit etwa 2000 Euro rechnen. Konstruktionen wie die in dem anderen Patienten sein Mund erreichen leicht das Preisniveau eines Neuwagens. Der arme Ovahimba hat nicht alles alles selbst bezahlt, bereut die Ausgabe aber nicht: „Andere machen gehen ins Nachbardorf oder in die Hauptstadt, für mich ist das schöne neue Gebiss ein Gewinn an Lebensqualität."
Montag, 13. Juli 2009
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.