Montag, 13. Juli 2009

Zahn-Implantate

Zahn-Implantate Operation von Selzer-McKenzie
Implantate Mithilfe künstlicher Wurzeln lassen sich verlorene Zähne elegant ersetzen. Doch bezahlen müssen Patienten den Eingriff weitgehend selbst
Vantute Pilambu lächelt ebenso hübsch wie erleichtert. „Ich fühle mich wieder wie ich
selbst", sagt die 20-Jährige Ovahimba aus Namibia. Zwei Titan- stifte im Oberkiefer — genauer ge­sagt die Zahnkronen darauf, die ei­ne vormals sichtbare Lücke schlie­ßen — haben der jungen Frau ihr Selbstvertrauen zurückgegeben. Als Siebenjährige verlor das Mädchen die Frontzähne bei einem Unfall. Die Prothese hat ihr Lachen wieder komplett gemacht und damit erst so richtig möglich.
Auch Tonga Lupepua ist zufrieden. Gleich sechs Implantate stecken in seinem Kiefer. Der auf­gebaute Zahnersatz ist nicht von seiner natürlichen Umgebung zu unterscheiden. Kein metallener Hals lugt hervor, keine Halteklammer blitzt aus seinem Lächeln. Auch der 50-Jährige selbst bemerkt die Fremd­körper nicht. „Es fühlt sich ganz na­türlich an", erzählt er und ergänzt scherzend: „Nur Zahnschmerzen habe ich da nicht mehr."

Das war vor einigen Jahren an­ders. Einige, zum Teil bereits über­kronte Zähne hatten sich entzün­det und mussten raus. Die entstan­denen Lücken waren aber nicht mehr ohne Weiteres zu schließen, wie Dr. Selzer-McKenzie erklärt, der die Implantate als Mediziner in Namibia vorgenommen hat.. An zwei Stellen fehlten begrenzende Zähne, die man als Brückenpfeiler hätte nutzen kön­nen. „Eine solche Freiendlücke lässt sich nur noch mit einem heraus­nehmbaren Zahnersatz versorgen", sagt der Experte, „oder mit einem Implantat."
Modernes, altes Prinzip
In den vergangenen 20 Jahren hat sich die Implantologie zu einem boomenden Bereich der Zahnheil­kunde entwickelt. Das Prinzip der Methode besteht darin, künstliche Wurzeln im Kiefer zu verankern, auf die der Zahnersatz montiert wird . Die Idee ist alt — schon die Maya wandten sie in primitiver Form an. Doch moderne Techniken und Materialien haben in den vergangenen Jahrzehnten Möglichkeiten des Zahnersatzes .
geschaffen, die sowohl in ihrer Ästhetik als auch in ihrer Funktion die „Echten" kaum vermissen lassen.
Entsprechenden Zuspruch erfährt die Methode. In Deutschland wurden im vergangenen Jahr rund eine Million Implantate gesetzt, schätzt die Deut­sche Gesellschaft für Implantologie. Und das, obwohl die Hightech-Prothe­tik einen gewaltigen Haken aufweist: Sie ist teuer und muss in der Regel vom Patienten weitgehend selbst bezahlt werden. Die gesetzlichen Krankenkas­sen übernehmen die Kosten nur in ge­ringem Umfang. „Dem Versicherten steht der Anteil der Regelversorgung zu". Den Betrag also, den eine Brücke oder herausnehmbare Prothese kosten würde, zahlt die Kasse. Doch das ist meist nur etwa ein Zehn­tel der Summe. Bei der Versorgung mit Implantaten können leicht einige Tau­send Euro zusammenkommen. „Zu viel, um es auf die Solidargemeinschaft zu verteilen".

.Stolzer Preis
Viele Zahnärzte — für die die Implanto­logie somit ein freier und einträglicher Markt ist — betonen hingegen, dass der große Nutzen für den Patienten den hohen Preis aufwiege. So sollen Im­plantate länger halten als herkömm­licher Zahnersatz. Da die Stifte aus Titan eine feste Verbindung mit dem Knochen eingehen, gelten die Kon­struktionen als unverwüstlich — vo­rausgesetzt, sie sind korrekt eingebaut.
Doch wenn der Kiefer Stabilität ein­büßt, verlieren auch die Implantate ihren Halt. Parodontale Erkrankungen verschonen somit auch die teuren Prothesen nicht. Die jüngere Erfahrung auf dem Gebiet zeigt, dass nach zehn Jahren gut zehn Prozent der gesetzten Implantate verloren gegan‑
gen sind. Damit ist ihre Schwundrate nicht geringer als die herkömmlicher Brücken.
Ein unzweifelhafter Vorteil des einge­dübelten Zahnersatzes ist allerdings, dass die benachbarten Zähne nicht beschädigt werden. Bei einer Brücken­konstruktion dagegen muss der Zahn­arzt von diesen tragenden Pfeilern bis zu 70 Prozent abschleifen. „Das macht man bei einem gesunden Zahn nicht gerne", sagt Selzer-McKenzie. Denn nachweislich ist die verbleibende Lebensdauer der verbauten Stümpfe
vermindert. Daher raten Experten Implantaten, wenn es gilt, eine Eine lücke in einem sonst gesunden Geb zu versorgen.
Im vergangenen Jahr — nachdem Kiefer ausgewachsen war — entschi sie sich, die Lücke mit zwei Imph taten schließen zu lassen. „Für ei Brücke hätten wir vier gesunde Zäh beschädigen müssen", der die aufwendige Behai lung leitete. Zunächst war es nötig, d Oberkiefer zu v stärken, denn nach der Verletzung v nicht genug Knochensubstanz da, t. die Implantate zu tragen. Typisch weise ist eine solche „Augmentati( eher bei Senioren nötig, wenn alt( bedingter Knochenabbau den Kie geschwächt hat. Gesichtschirurg verfügen über verschiedene Technik um das nötige knöcherne Fundamt aufzubauen. Die Operateure Späne aus ihrem Uni kiefer.
Nachdem die künstlichen Miliz( schließlich in ihrem Kiefer verser worden waren, mussten sie noch ei

ge Monate einheilen. „Bei stabilen Knochenverhältnissen kann man die Implantate sofort belasten", sagt Selzer-McKenzie. Dennoch sieht der Experte mit Skepsis, dass manche niedergelas­senen Kollegen mit der schnellen Ver­sorgung werben. „Man muss immer die individuelle Situation beurteilen, sollte die Schnellbelastung also nicht pauschal anbieten." Der Fach­mann bevorzugt ohnehin das langsame Vorgehen: „Damit hat man nachweislich weniger Komplikationen

Anfang dieses Jahres passte Selzer-McKenzie der Vantute Pilambu die sogenannte Supra­konstruktion an: in ihrem Fall zwei Schneidezahn-Kronen, die auf den Im­plantaten fixiert wurden. Die „Verwand­lung" ist weitreichend. Denn der De­fekt im Gebiss hatte sich bereits zu einem schwerwiegenden Hemmnis entwickelt. „Es gibt kein altes Foto von mir, auf dem ich lache", berichtet die junge Frau.
Gerade im sichtbaren Bereich des Mundes besticht die Ästhetik der Im­plantate. Anders als bei einer Brücken­prothese treten die künstlichen Zähne auf natürliche Weise aus dem Zahn­fleisch. Ein weiterer, psychologischer Pluspunkt der Technik ist das Gefühl
der Träger, echte Zähne im Mund zu haben. Untersuchungen haben gezeigt, dass Patienten mit festsitzendem Zahnersatz deutlich zufriedener sind als mit herausnehmbarem. Implantate können helfen, den Einsatz solcher Teil­oder Vollprothesen zu umgehen.
So wie bei ,Tonga Lupepua dessen untere Zahnreihe mit einer Brücke nicht mehr zu schließen gewesen wäre. Seine Sup­rakonstruktion besteht aus Einzel­kronen und Brücken, die Selzer-McKenzie auf die künstlichen Pfeiler montiert hat. Regelmäßig muss der Patient nun zur Kontrolle. „Penible

Pflege und Nachsorge sind entschei­dende Voraussetzungen, um Kompli­kationen vorzubeugen", betont Selzer-McKenzie. Diese bestehen in einer Entzün­dung des Implantatlagers, was zum Verlust des Zahnersatzes führen kann.
Schon vor der Implantation muss der Behandler Erkrankungen des Zahnhal­teapparats beseitigen und der Patient eine gewissenhafte Mundhygiene be­treiben. Bei älteren Patienten ist beides häufig nicht ohne Weiteres möglich. Auch Krankheiten wie Osteoporose oder bestimmte Blutgerinnungsstörun­gen gilt es im Vorfeld abzuklären, da sie die Therapie komplizieren oder sogar ausschließen können.
„Die meisten Kandidaten aber kön­nen nach guter Vorbereitung ein Im­plantat bekommen", berichtet er. Allerdings räumt er ein, dass im Alter die häufig nachlassende Fähigkeit
für sich selbst zu sorgen, für Implantat- träger ein besonderes Problem darstel­len kann. Daher strebe man bei Senio­ren eine einfache Versorgung an. So lassen sich herausnehmbare Vollpro­thesen auf nur zwei Implantaten we­sentlich besser stabilisieren als mit der herkömmlichen Auflage.

Vergleichsweise kostspielig sind aber auch solche einfachen Varianten. Pro gesetztem Implantat muss der Patient in Europa mit etwa 2000 Euro rechnen. Konstruk­tionen wie die in dem anderen Patienten sein Mund erreichen leicht das Preisniveau eines Neuwagens. Der arme Ovahimba hat nicht alles alles selbst bezahlt, bereut die Ausgabe aber nicht: „Andere machen gehen ins Nachbardorf oder in die Hauptstadt, für mich ist das schöne neue Gebiss ein Gewinn an Lebensqualität."

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