Montag, 22. Februar 2010

Opel Kapitän Coupe Car SelMcKenzie Selzer-McKenzie

Opel Kapitän Coupe
Author D.Selzer-Mckenzie
Video:
http://www.youtube.com/watch?v=g6lpFMIpFBU


Schön, schrill, schräg. In der engen Exotensphäre jenseits von selten beansprucht dieses Exemplar einen der Spitzen¬plätze: das Coupe vom Schlüs¬selloch-Kapitän. Hergestellt in Darmstadt von der kleinen Karosseriefabrik Autenrieth, in den 50er-Jahren zuständig für
„Aufbauten aller Art".
Dort haben sie Mitte
1958 beschlossen, aus .....ttaw, der Not eine Tugend zu
machen und die herab¬fallende Dachlinie der soeben neu präsentierten Kapitän-
Limousine konsequent zu
kupieren.

Eine Maßnahme, die aus heu-tiger Sicht geradezu logisch er-scheint. Schließlich war der staats-tragende Oberklasse-Opel auf Anhieb bei allen Hut- und Wür-denträgern durchgefallen. Grund: der beengte Einstieg hinten. Das konnte die Konkurrenz vom Schlage BMW-Barockengel oder Adenauer-300er besser.
Ein Coupe also vom Kapitän P, dessen Kürzel im Nachnamen für „Panoramablick" stand. Doch der richtete sich hier nicht durch die weit in die Seiten gezogene Frontscheibe, sondern gilt den markanten Rücklichtern Marke Schlüsselloch. Tatsächlich haben

sie dem kleinen Kunstwerk aus Fahrlicht, Bremslicht und Blin¬ker in Darmstadt eine Art Zipfel¬mütze verpasst - die Ära der Heckflossenmodelle strebte ih¬rem Höhepunkt zu.
Nur vier Exemplare des Kapi¬tän P Coup verließen die Auten¬rieth-Hallen an der Feldberg¬straße 72, es können auch fünf gewesen sein. So genau weiß das heute keiner. Noch nicht einmal Franz Strohte (44) aus Buchholz bei Hamburg, der vor fast 20 Jahren das Glanzstück ergat-terte. Kfz-Meister Strohte stolz: „Unrestauriert, topgepflegt, nur zwei Vorbesitzer." Jungfräuliche

45 000 Originalkilometer zeigte der Zähler zum Zeitpunkt des Kaufs, inzwischen sind 15 000 km dazugekommen. Nur 15 000.
Alles original: Erst 60 000 km stehen auf dem Zähler
Natürlich: Über Geld spricht man in diesem Zusammenhang nicht. Der Verkäufer, damals be¬reits „ein älterer Herr", hatte die Opel-Preziose vom Erstbesitzer in Hannover erworben, „und der Mann wusste, was er hatte". Der Kauf: ein Geduldsspiel - ja, fast schon Ehrensache. Dass der

schräge Opel schließlich die Liebhaberhand wechselte, mag an einer Mischung aus Hartnä¬ckigkeit und damaligem Kraft¬fahrzeug des Interessenten gele¬gen haben. „Ich bin stets in mei¬nem 2,6-Liter-Kapitän von 1960 vorgefahren", sagt Strohte. „Ein Auto, wie aus dem Ei gepellt." Der Kaufvertrag wurde besiegelt mit den Worten eines überzeug¬ten Opel-Fahrers der zuverlässi-gen Art: „Sie sind der Richtige!"
Genau das jedoch hat der ört¬liche Tankwart beim ersten Be¬füllungsvorgang nach nicht mal trockener Vertragstinte komplett

anders gesehen. „Was machst du mit dem Auto, Bürschchen?" Er glaubte an Diebstahl, doch die Drohgebärde neben der Zapf¬säule blieb ohne Folgen für den damals erst 25-jährigen Auten¬rieth-Frischling.
Heute zweifelt keiner mehr, heute türmen sich gleichwohl al¬le Fragen auf, die diesen seltenen Opel begreifbar machen im Spek¬trum zwischen original und indi-viduell. „Allein die Heckflossen", schwärmt ihr stolzer Besitzer, „sie sind bei meinem Auto nicht -2 einfach so aufgeschraubt, son¬dern aufgeschweißt." Ein  5_
Blick vom Kofferraum aus auf die perfekten Schweißnähte be¬stätigt: Stimmt, die Flossen sind hohl. „Ab der A-Säule wurde in Darmstadt praktisch alles über¬arbeitet, leider ließ die Qualität später nach. So wurden die Heck¬flossen bei einem anderen Coup6 meines Modelljahres nur noch aufgeschraubt."
Fast schon eine Selbstverständ-lichkeit, dass sich die Karosse-rieschneider für ihre Umbauten nur den luxuriöseren Kapitän L vornahmen - und auch ansonsten nicht geizten: „Mein Auto hat das, was man heute Vollausstattung

nennt", sagt Strohte und zählt auf: den drehzahlsenkenden Over-drive, Radio Blaupunkt „Köln", elektrische Antenne und außer der obligatorischen Blumenvase ein beleuchtetes D-Schild am Heck. „Selbst die Doppelton-Hör¬ner im Kühlergrill dürften damals mitbestellt worden sein", glaubt Kapitän-Experte Strohte.
Sozusagen serienmäßig an Bord des Kapitän ist die knapp ge-schnittene Rückbank. Immerhin lässt sie sich umklappen, gibt den Weg aber leider nicht frei zu dem Kofferraum fürs Überseegepäck einer Auswandererfamilie.

Flotter als die Limousine ist das schnittige Flossen-Coup aller-dings nicht. Der kultivierte Rei¬hensechszylinder, damals Ma߬stab seiner Art, leistet aus satten 2,5 Litern Hubraum unverändert 80 PS; die mit 145 bis 150 km/h bezifferte Höchstgeschwindig¬keit sollte angesichts des Seni orenstatus Theorie bleiben - we gen der rundum betrommelte Bremsen sowieso.
Der Kapitän P bleibt auch i: der Autenrieth-Variante das ma-ximal erfahrbare Komforterleb¬nis der 50er-Jahre; kein anderes Auto gleitet leiser, gelassener

Opel Kapitän Coupe Car SelMcKenzie Selzer-McKenzie

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