Bear Call Price Spread Trading SelMcKenzie Selzer-McKenzie
Author D.Selzer-McKenzie
Der Bear-Call-Price-Spread zählt zur Fa¬milie der Spread-Optionsstrategien. Von einem Spread spricht man, wenn ein In¬vestor gleichzeitig Optionen derselben Klasse kauft und verkauft, wobei sich die Basispreise und/oder Laufzeiten der Optionen unterscheiden können. Im We¬sentlichen unterscheidet man drei Arten von Spreads: Price-Spread (verschiedene Basispreise), Time-Spread (verschiedene Laufzeiten) und Diagonal Spread (unter¬schiedliche Basispreise und Laufzeiten). Die Strategie des Bear-Call-Price-Spread
ähnelt der in der Februar-Ausgabe bereits vorgestellten Bull-Call-Price-Spread-Stra¬tegie. Beide Strategien begrenzen die Gewinnchancen nach oben, aber auch das Verlustrisiko nach unten. Allerdings gibt es zwischen beiden Strategien einen ent¬scheidenden Unterschied: Bei einem Bull¬Call-Price-Spread setzt der Investor auf steigende Kurse des zugrunde liegenden Basiswerts, bei der Bear-Call-Price-Spread¬Strategie auf fallende Kurse.
Im Gegensatz zum Bull-Call-Price-Spread wird bei der Bear-Call-Price-Spread-Stra¬tegie der Call mit dem höheren Basispreis gekauft und der Call mit niedrigerem
Basispreis verkauft. Da die Optionsschein¬prämie, die durch den Verkauf des Calls
vereinnahmt wird, höher ist als die Prä-mie, die für den gekauften Call aufgewen det werden muss, hat der Investor der Bear-Call-Price-Spread-Strategie zum Investitionszeitpunkt immer eine positive Nettoeinnahme. Der maximale Gewinn, der mit dieser Strategie erzielt werden kann, ist auf diese positive Differenz der beiden Prämien (Nettoeinnahme zum Investitionszeitpunkt) begrenzt.
Beispiel:
Angenommen die Aktie des Unterneh-mens X notiert bei EUR 10,50. Der Inves¬tor verkauft einen Call Optionsschein mit einem Basispreis von EUR 8,00 zu einem Preis von EUR 3,00 und kauft einen Call Optionsschein mit einem Basispreis von EUR 10,00 zu einem Preis von EUR 1,20. Beide Optionsscheine haben die gleiche Restlaufzeit und ein Bezugsverhältnis von 1:1. Durch den gleichzeitigen Kauf und Verkauf erzielt der Investor eine Nettoein¬nahme in Höhe von EUR 1,80 (EUR 3,00 — EUR 1,20).
Folgende Szenarien können sich am Ende der Laufzeit ergeben:
Szenario 1:
Die Aktie notiert am Ende der Laufzeit oberhalb des höheren Basispreises bei EUR 11,00. Beide Optionsscheine liegen damit im Geld und weisen einen inneren Wert auf: Der verkaufte Call besitzt einen im Wert von EUR 3,00 (EUR 11,00 — EUR 8,00) und der gekaufte Call einen im Wert von EUR 1,00 (EUR 11,00 — EUR 10,00). Der Investor erleidet in diesem Szenario
einen Verlust in Höhe von EUR 0,20. Die¬ser Verlust ergibt wie folgt:
+ EUR 1,00
(innerer Wert des gekauften Calls)
— EUR 3,00
(innerer Wert des verkauften Calls)
+ EUR 1,80
(Nettoeinnahme zum
Investitionszeitpunkt)
— EUR 0,20 (Verlust aus der Strategie)
Szenario 2:
Die Aktie notiert am Ende der Laufzeit zwischen beiden Basispreisen bei EUR 9,00. Nur der verkaufte Call besitzt einen inneren Wert von EUR 1,00. Der gekaufte Call mit Basispreis EUR 10,00 liegt aus dem Geld und verfällt wertlos. Unterm Strich erzielt der Investor einen Gewinn in Höhe von EUR 0,80 (EUR 1,80 (Nettoeinnahme der Options-scheinprämien) — EUR 1,00 (innerer Wert des verkauften Calls).
Szenario 3:
Die Aktie notiert am Ende der Laufzeit unterhalb des niedrigeren Basispreises bei EUR 7,00. Beide Optionsscheine lie¬gen aus dem Geld und verfallen wertlos. Somit erzielt der Investor einen Gewinn
in Höhe von EUR 1,80, welcher genau der Nettoeinnahme aus den beiden Opti-onsscheinprämien zum Investitionszeit-punkt entspricht.
Fazit:
Wie die Abbildung verdeutlicht, profitiert die beschriebene Bear-Call-Price-Spread¬Strategie bei fallenden Kursen des zu¬grunde liegenden Basiswerts, weshalb sie auch als Bear-Spread bezeichnet wird. Die Strategie stellt beispielsweise eine Alternative zum einfachen Kauf eines Put Optionsscheins dar. Vor allem wenn der Anleger nur einen moderaten Kursrückgang im Preis des Basiswerts erwartet und nicht davon ausgeht, dass der Kurs des Basiswerts unter den Basis¬preis des verkauften Calls fällt. Das Risiko bei dieser Strategie lässt sich relativ einfach durch den Investor selbst steuern. Das heißt, je nach Risikonei¬gung kann eine offensive, neutrale oder defensive Variante der Bear-Call-Price¬Spread-Strategie gewählt werden. Die Steuerung erfolgt hierbei durch die Wahl der Basispreise. Ist man bestrebt das Totalverlustrisiko zu senken, wählt man höhere Basispreise, möchte man den maximal möglichen Gewinn steigern, greift man zu Calls mit niedrigeren Basis¬preisen.
Zu beachten ist, dass sich das genannte Beispiel auf Optionen bezieht, die an einer Terminbörse wie z.B. der Eurex gehandelt werden. Dort ist es Investoren möglich, Optionen (leer) zu verkaufen (zu schrei¬ben), um eine Optionsprämie zu vereinnah¬men. Für Privatanleger ist der Handel an einer klassischen Terminbörse allerdings nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich und sinnvoll, da die Teilnahme in der Regel mit erheblichem finanziellem Aufwand verbunden ist.
Dennoch gibt es für Anleger die Möglich¬keit, diese Strategie umzusetzen: mit soge¬nannten Discount-Optionsscheinen, die die einzelnen Komponenten der Price-Spread¬Strategien in einem Produkt kombinieren. Die Commerzbank bietet Discount-Opti¬onsscheine in zwei Varianten an:
Call — entspricht der Bull-Call-Price-Spread-Strategie
Put — entspricht der Bear-Call-Price-Spread-Strategie
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