Löwen
Author D.Selzer-McKenzie
Video 18 Minuten, 2 Teile
Video Teil 1:
http://www.youtube.com/watch?v=WTf3-LB-gfw
Video Teil 2:
http://www.youtube.com/watch?v=QCJEsnuQ6S4
Die Filmbilder hat der Author Selzer-McKenzie an verschiedenen Tagen
in der Sacanne in Africa selbst gedreht.
Der Löwe (Panthera leo, veraltet Leu) ist eine Art der Katzen. Er lebt
im Unterschied zu anderen Katzen in Rudeln, ist leicht erkennbar an
der Mähne des Männchens und ist heute in Afrika sowie im indischen
Bundesstaat Gujarat zu finden.
Im Deutschen gibt es zwei Varianten desselben Wortes, einmal das
gängige „Löwe“, das aus dem norddeutschen Raum übernommen wurde, sowie
das altertümlich-poetische „Leu“. Entlehnt hat das Deutsche die
Bezeichnung aus lat. "leo", das seinerseits dem gr. „leon“ entstammt.
Vermutet wird weiterhin, dass das Wort im semitischen Raum (assyr.
„labbu“, hebr. „leva“ = die Löwen) seinen Ursprung hat.[1]
Nach dem Tiger ist der Löwe die zweitgrößte Katze und damit das größte
Landraubtier Afrikas. Ein Löwenmännchen hat eine Kopfrumpflänge von
170 bis 250 Zentimetern, eine Schulterhöhe von etwa 120 Zentimetern
und eine Schwanzlänge von rund einem Meter. Ausgewachsene männliche
Tiere kommen auf ein durchschnittliches Körpergewicht von 225
Kilogramm. Weibchen sind mit 140 bis 175 Zentimetern Kopfrumpflänge,
einer Schulterhöhe von 100 Zentimetern, einem 85 Zentimeter langen
Schwanz deutlich zierlicher und haben ein Körpergewicht von rund 150
Kilogramm. Im Schnitt haben Löwen eine größere Schulterhöhe als Tiger,
sind aber insgesamt etwas kürzer. Die größten Löwen leben heute im
südlichen Afrika, die kleinsten in Asien. In Zoos und Zirkussen
gehaltene Männchen erreichen aufgrund guter Fütterung gelegentlich
auch ein Gewicht von über 300 Kilogramm.
Löwen haben ein kurzes, sandfarben oder gelblich bis dunkel-ocker
gefärbtes Fell. Die Unterseite und die Beininnenseiten sind stets
heller. Männliche Exemplare haben zudem eine lange Mähne, die meist
dunkelbraun ist, aber auch schwarz, hellbraun oder rotbraun sein kann.
Diese Mähne breitet sich von den Wangen bis über die Schultern aus,
seltener über Bauch und Brust. Form und Farbe der Mähne variiert nicht
nur zwischen Individuen, sondern auch beim selben Individuum im Laufe
des Lebens in Abhängigkeit von der körperlichen Verfassung.
Besonders lange und dunkle Mähnen sind ein Zeichen guter Verfassung
und Kampfeskraft, da der Hormonstatus und der Ernährungszustand
Auswirkung auf Dichte und Länge der Mähne haben. Experimentelle
Untersuchungen mit ausgestopften Löwenmännchen haben gezeigt, dass
Weibchen positiv auf Modelle mit längeren und dunklen Mähnen
reagieren, während Männchen Modelle mit ausgeprägten Mähnen eher
meiden. Praktischen Nutzen könnte die Mähne als Schutz gegen
Prankenhiebe und Bisse bei Rangkämpfen rivalisierender Männchen haben.
Hierdurch erklärt sich der evolutionäre Vorteil, den Männchen durch
eine Mähne haben, nicht aber Weibchen, da sie eher auf die Jagd
spezialisiert sind und nicht auf Kämpfe und bei der Jagd eine Mähne
anders als bei Kämpfen nicht von Vorteil ist. Allerdings haben neuere
Forschungen gezeigt, dass auch die Temperatur einen wichtigen Einfluss
auf die Größe der Mähne hat und Löwenmännchen in kälteren Gebieten
sogar unabhängig von ihrer Unterart stärkere Mähnen ausbilden als
solche die in sehr warmen Gebieten leben. So bilden Löwenmännchen in
Zoos kühler Regionen meist stärkere Mähnen aus als ihre Artgenossen in
wärmeren Gefilden.
Bei asiatischen Löwen ist die Mähne weniger deutlich ausgeprägt als
bei ihren afrikanischen Artgenossen. Jungen Löwen fehlt sie ganz. Es
dauert über fünf Jahre, bis ein Löwenmännchen eine voll ausgebildete
Mähne hat.
Auffällig ist außerdem die schwarze Schwanzquaste, in der sich ein
zurückgebildeter Wirbel befindet (Hornstachel).
Junge Löwen haben dunkle Flecken auf dem Körper, die schon während des
ersten Lebensjahres verblassen. In sehr seltenen Fällen bleiben diese
Flecken auch beim erwachsenen Löwen sichtbar, aber stets undeutlich
und nur aus der Nähe betrachtet.
Wie bei Tigern gibt es bei Löwen gelegentlichen Leuzismus; darunter
versteht man das Auftreten von Löwen mit weißem Fell. Sie sind jedoch
keine Albinos, da die dafür charakteristischen roten Augen fehlen. Die
weiße Fellfarbe wird über ein rezessives Gen vererbt. Da weiße Löwen
für potenzielle Beutetiere leichter zu sehen sind, haben solche Tiere
es schwerer, zu überleben. Außerdem gibt es Berichte über Melanismus,
also schwarze Löwen, jedoch keinen Beweis für deren tatsächliche
Existenz.
Einst besaß der Löwe das größte Verbreitungsgebiet aller
Landsäugetierarten. Es reichte von Peru über Alaska, Sibirien und
Mitteleuropa bis nach Indien und Südafrika. Einen Großteil dieses
Verbreitungsgebietes büßte der Löwe allerdings schon am Ende des
Eiszeitalters ein. Das geschichtliche Verbreitungsgebiet des Löwen
umfasste nicht nur große Teile Afrikas, sondern auch das südliche
Europa sowie Vorderasien und Indien. Dass auf dem Balkan noch in der
Antike Löwen lebten, berichten zahlreiche zeitgenössische Gelehrte
(zum Beispiel Herodot, Aristoteles). Man nimmt an, dass der Löwe in
Europa durch menschliches Zutun im 1. Jahrhundert n. Chr. ausstarb.
Heute ist die Verbreitung weitgehend auf das Afrika südlich der Sahara
beschränkt. Nördlich der Sahara starb die Art in den 1940er-Jahren
aus, ebenso wurden die asiatischen Löwenpopulationen während des 20.
Jahrhunderts nahezu vollständig vernichtet. Ein kleiner Restbestand
hat sich jedoch im Gir-Nationalpark in Gujarat (Indien) gehalten.
Löwen sind anpassungsfähig und kommen in einer Vielzahl von Habitaten
vor. Der bevorzugte Lebensraum des Löwen ist die Savanne, doch kommt
er auch in Trockenwäldern und Halbwüsten vor. Niemals findet man ihn
in dichten, feuchten Wäldern oder wasserlosen Wüsten. Deshalb fehlt
die Art naturgemäß in den zentralafrikanischen Regenwäldern und den
trockensten Wüsten Nordafrikas und Vorderasiens. Die Bezeichnung
„Wüstenkönig“ ist somit nicht zutreffend.
Bestand
Wie bei fast allen Großtieren Afrikas geht die Hauptgefährdung der
Löwen durch den Menschen von der Jagd aus. Diese wurde jedoch in den
letzten Jahren in beinah allen Teilen des Verbreitungsgebietes auf ein
niedrigeres Maß zurückgeschraubt.
Krankheiten stellen ein weiteres Problem dar, vor allem im
südafrikanischen Kruger-Nationalpark. Seit 1995 hier zum ersten Mal
ein tödlicher Fall von Tuberkulose bei den Löwen aufgetaucht ist,
wurden im Krüger-Park umfassende Untersuchungen durchgeführt. Das
Ergebnis war, dass im südlichen Bereich des Parks mehr als 90 Prozent
der Tiere mit den tödlichen Bakterien infiziert waren. Die Infektion
stammt von Büffeln, die von Löwen gejagt werden und durch den Kontakt
mit infizierten Hausrindern die Krankheit in den Park eingeschleppt
haben. Die Rinder leiden zu etwa 70 Prozent an einer
Lungentuberkulose, bei den Löwen manifestiert sich die Krankheit vor
allem im Verdauungssystem. Die Tiere werden schwächer, magern extrem
ab und sterben innerhalb weniger Jahre. Neben dieser Tuberkulose gibt
es noch eine zweite Krankheit unter den Löwen. Etwa 60 bis 70 Prozent
der Löwen sind mit einem Virus namens FIV (Feline Immunodeficiency
Virus) infiziert, einem dem menschlichen HI-Virus sehr ähnlichen
Krankheitserreger, der die Immunabwehr der Tiere lahmlegt und so der
Tuberkulose den Weg ebnet. Gegen beide Erreger gibt es keine
Impfstoffe.
Es leben noch 16.000 bis 30.000 Löwen in freier Wildbahn. Die IUCN
ging 2008 davon aus, dass die Löwenbestände weltweit in den letzten
zwanzig Jahren um 30 bis 50 Prozent zurückgegangen sind. Einen
maßgeblichen Einfluss auf die schwindende Population hat die Nutzung
des Landes als Viehweide oder landwirtschaftliche Anbauflächen. In
einigen großen Schutzgebieten Ost- und Südafrikas scheint die Zukunft
der großen Katze jedoch bislang gesichert.
Lebensweise
Im Gegensatz zu den übrigen, eher einzelgängerischen Großkatzen leben
Löwen im Rudel. Ein solches Rudel besteht vor allem aus untereinander
verwandten Weibchen und deren Nachkommen, die von einem oder wenigen
ausgewachsenen Männchen verteidigt werden. Für gewöhnlich gibt es in
einem Rudel ein bis drei ausgewachsene Männchen, die in der
Rangordnung über den Weibchen stehen. Die Größe des Reviers und die
Anzahl der Beutetiere korreliert mit der Rudelgröße, die zwischen 3
und 30 Exemplaren liegen kann. Das Revier eines Löwenrudels umfasst 20
bis 400 Quadratkilometer. Seine Grenzen werden mit Kot und Urin
markiert, auch das weithin hörbare Gebrüll demonstriert den Anspruch
der Revierinhaber.
Die jungen Männchen bleiben etwa zwei bis drei Jahre im Rudel, bis sie
ihre Geschlechtsreife erreicht haben; danach werden sie vertrieben.
Junge Männchen streifen mitunter über Jahre umher und schließen sich
meist mit anderen nomadisierenden Männchen zusammen. Diese Bindung
zwischen miteinander verwandten oder auch fremden Löwen kann dabei
sehr stark werden. Die Nomaden legen in dieser Zeit sehr große
Strecken zurück, respektieren keine Reviergrenzen, gründen aber auch
keine eigenen Reviere. Um ein eigenes Rudel zu erobern, müssen sie die
alten Revierbesitzer vertreiben oder im Kampf besiegen. Solche
Rangordnungskämpfe sind in der Regel blutig, und nicht selten können
sie tödlich enden. Geschlagene Rudelführer werden vertrieben und
führen dann meist ein Leben als Einzelgänger. Oft sterben sie jedoch
an den Folgen der Kampfverletzungen.
Nach der Eroberung eines Rudels durch neue Männchen kommt es häufig
zum Infantizid, das heißt die neuen Rudelführer töten die Jungen ihrer
Vorgänger. Der biologische Nutzen kann darin gesehen werden, dass die
Weibchen nach kurzer Zeit wieder paarungsbereit sind und das neue
Männchen eigenen Nachwuchs zeugen und so seine Gene verbreiten kann.
Die führenden Männchen des Rudels können sich meist nur für wenige
Jahre gegen Konkurrenten durchsetzen, bis sie von jüngeren, stärkeren
Artgenossen vertrieben oder getötet werden. Im Durchschnitt wechseln
die dominanten Männchen eines Rudels alle zwei bis drei Jahre. Im
Gegensatz zu den Männchen verbringen die Weibchen in der Regel ihr
gesamtes Leben in dem Rudel, in dem sie geboren wurden.
Löwen sind weniger reinlich als beispielsweise Hauskatzen. In der
Regel wird nur der Nasenrücken gereinigt. Gegenseitige Fellpflege gibt
es nur bei groben Verschmutzungen, wie zum Beispiel durch Blut der
Beutetiere.
Löwen erreichen ihre soziale Geschlechtsreife im Alter von zwei bis
drei Jahren, ihre physiologische in 18 Monaten. Um die
Paarungsbereitschaft eines Weibchens festzustellen, benutzt der
männliche Löwe das Jacobson-Organ, das sich am oberen Gaumen befindet.
Dazu zieht der Löwe die Oberlippe zurück und öffnet leicht das Maul.
Dieser Vorgang wird auch als Flehmen bezeichnet.
Auch wenn ein Männchen die Spitze der Rangordnung einnimmt, kann es
sich mit einem Weibchen nur mit dessen Zustimmung paaren. Hierzu legt
sich die Löwin auf den Bauch und erlaubt dem Männchen, sie zu
besteigen. Während der Kopulation beißt der Kater der Löwin in den
Nacken. Dadurch hält diese instinktiv still. Lässt eine Löwin die
Kopulation zu, so paaren sie sich alle 15 Minuten zirka 40 Mal am Tag,
wobei ein Kopulationsakt etwa 30 Sekunden dauert, bis die
Paarungsbereitschaft der Löwin nach etwa fünf Tagen beendet ist.
Nach einer Tragzeit von etwa vier Monaten bringt die Löwin abseits vom
Rudel und versteckt ein bis vier blinde Junge zur Welt, die jeweils
etwa 1,5 Kilogramm wiegen und 50 Zentimeter groß sind. Sie werden etwa
sechs bis acht Wochen nur von der Mutter gesäugt und bleiben während
dieser Zeit auch im Versteck. Ist dieses weit vom Rudel entfernt, geht
die Mutter allein auf Jagd. Dabei kann es vorkommen, dass die Jungen
bis zu 48 Stunden allein im Versteck bleiben. Dies ist besonders wegen
Hyänen und anderer Raubtiere gefährlich. Nach maximal 8 Wochen führt
die Löwin ihre Jungen zum Rudel. Dabei gibt es selten Probleme mit der
Akzeptanz.
Die jungen Löwen saugen ab diesem Zeitpunkt nicht nur bei der Mutter,
sondern auch bei den anderen Weibchen, so dass die Erziehung allen
weiblichen Mitgliedern des Rudels obliegt. Im Alter von sechs Monaten
werden Löwenjunge entwöhnt, sie bleiben dann noch ungefähr zwei Jahre
bei der Mutter.
Die Lebensdauer eines Löwen kann vierzehn bis zwanzig Jahre betragen.
In der Regel erreichen jedoch nur Weibchen ein solches Alter. Männchen
werden lange vorher von einem jüngeren Konkurrenten getötet oder
vertrieben, finden kein Rudel mehr und verhungern. Häufig werden sie
daher nicht älter als sieben bis zwölf Jahre. Im Zoo haben manche
Löwen jedoch bis zu 34 Jahre gelebt.
Ernährung
Löwen jagen meist bei Dunkelheit oder in den kühlen Morgenstunden. Zu
den Beutetieren gehören vor allem Antilopen, Gazellen, Gnus, Büffel
und Zebras, aber auch Hasen, Vögel und manchmal Fische. In manchen
Gegenden spezialisieren sich Löwen auch auf eher untypische
Beutetiere. So schlagen Löwen in großen Rudeln mit Gruppenstärken von
etwa 30 Tieren am Savuti bisweilen halbwüchsige Elefanten und am
Linyanti Flusspferde (beides im Chobe-Nationalpark, Botswana). In
Teilen dieses Nationalparks und im benachbarten Hwange-Nationalpark
machen Elefanten etwa 20% der Löwennahrung aus, wobei vor allem
Jungtiere und insbesondere Halbwüchsige im Alter von 4 bis 11 Jahren
erlegt werden[2][3].
Entgegen der weit verbreiteten Annahme, dass männliche Löwen, sich
fast nur von der Beute ihrer Weibchen ernähren, scheinen sie in
Wirklichkeit einen großen Teil ihrer Nahrung selbst zu erlegen. Eine
neuere Studie im Krüger-Nationalpark ergab, dass selbst territoriale
männliche Löwen, die ein Rudel besitzen, sehr erfolgreiche und
regelmäßige Jäger sind. Besonders in dicht bewachsenen und
unübersichtlichen Lebensräumen scheinen rudelführende Männchen sich
weniger von der Beute ihrer Weibchen zu ernähren als in offenen
Lebensräumen. Nicht-territoriale Löwenmännchen, die noch kein Rudel
erobern konnten, müssen sich ohnehin ihre Beute selbst beschaffen und
regelmäßig jagen. Im Gegensatz zu den weiblichen Tieren, die im
untersuchten Gebiet vor allem Zebras und Gnus bevorzugten, jagten die
Löwenmännchen vor allem Kaffernbüffel[4]. Junglöwen gehen im Alter von
drei Monaten zum ersten Mal mit der Mutter zur Jagd. Erst im Alter von
zwei Jahren haben sie die Jagdkunst erlernt.
Löwen sind keine ausdauernde Läufer und können ihre
Höchstgeschwindigkeit von etwa 50 km/h nicht lange durchhalten.[5]
Viele der wesentlichen Beutetiere haben außerdem eine höhere
Höchstgeschwindigkeit als Löwen. Auf Grund des Körperbaus kann ein
Löwe jedoch schnell beschleunigen und ist daher auf kurzer Distanz in
der Lage, beispielsweise ein Zebra einzuholen, das wegen seiner
Höchstgeschwindigkeit von 65 Kilometer pro Stunde ihm entkommen
könnte. Löwen müssen sich deshalb im Normalfall bis auf einige Meter
an die Beute heranpirschen. Sie schleichen sich geduckt oft über
mehrere hundert Meter an die Beute heran, wobei jede Deckung
ausgenutzt wird. Je näher sie der Beute kommen, desto mehr wird auf
die Deckung geachtet. Ist eine Distanz von zirka 30 Metern erreicht,
so wird die Beute von dem Löwen mit mehreren Sätzen angesprungen.
Jeder Sprung ist dabei etwa 6 Meter lang. Durch die Wucht des
Aufpralls wird selbst ein Beutetier, das wie beispielsweise ein Zebra
doppelt so schwer ist wie der jagende Löwe, aus dem Gleichgewicht
gebracht. Kleinen Beutetieren wie etwa einer Thomsongazelle
durchbeißen Löwen anschließend das Genick. Größere Beutetiere wie ein
Gnu oder Zebra werden durch einen Kehlbiss getötet. Da die Eckzähne
des Löwen zu kurz sind, um größere Blutgefäße zu erreichen, töten sie
diese größeren Beutetiere, indem sie die Luftröhre einklemmen und so
die Sauerstoffversorgung der Lungen unterbrechen.[6] Nach dem
Jagderfolg kommt die Rangfolge im Rudel zum Tragen. Das Männchen darf
zuerst fressen, es folgen die ranghöchsten Weibchen, zuletzt die
Jungen. Am Kadaver kommt es nicht selten zu Rangkämpfen, bei denen
sich die Rudelmitglieder blutige Wunden holen.
Der Jagderfolg ist abhängig vom Geschick der jagenden Tiere, der
Tageszeit, den lokalen Gegebenheiten und der bejagten Tierart. In der
Serengeti sind 14 Prozent aller Jagden auf Riedböcke und 32 Prozent
aller Angriffe auf Gnus erfolgreich.[7] Der Jagderfolg von Löwen ist
damit deutlich geringer als der von Afrikanischen Wildhunden oder
Geparden. Da Löwen in offenen Landschaften jagen, erhöht die
gemeinsame Jagd die Chance erfolgreich Beute zu schlagen. Nach einer
Untersuchung in der Serengeti verdoppelt sich der Jagderfolg, wenn
zwei Löwinnen gemeinsam jagen. Der Jagderfolg stieg in dieser
Untersuchung jedoch nicht wesentlich an, wenn mehr als zwei Löwinnen
an der Jagd beteiligt waren. Eine Studie in einer halbwüstenähnlichen
Region in Namibia kam dagegen zu dem Ergebnis, dass die Rudel den
höchsten Jagderfolg haben, bei denen mehrere Löwinnen ihre Jagdtechnik
eng koordinieren. In dieser weitgehend deckungslosen Landschaft
kreisten einige Löwinnen die Beute ein, während andere sich in einem
Hinterhalt auf die Lauer legten.[7] Ein weiterer Vorteil der
gemeinschaftlichen Jagd liegt darin, dass die Beute im Rudel leichter
gegen andere Räuber wie Wildhunde und Hyänen verteidigt werden kann.
Oft fressen Löwen auch Aas. Dabei vertreiben sie häufig andere
Raubtiere, wie Tüpfelhyänen von ihrer Beute − und nicht umgekehrt, wie
früher angenommen wurde. In einigen Gebieten Ostafrikas geht dies
sogar so weit, dass den Hyänen 70 Prozent ihrer Jagdbeute von Löwen
abgejagt wird.
Der Löwe zählt zu den Großkatzen und innerhalb derer zur Gattung
Panthera, die durch ein nicht ganz verknöchertes Zungenbein
charakterisiert ist. Früher wurde dieses Merkmal mit der Fähigkeit zu
brüllen in Verbindung gebracht. Neuere Studien zeigen jedoch, dass das
laute, charakteristische Brüllen des Löwen (und anderer Großkatzen der
Gattung Panthera) vor allem durch eine spezielle Morphologie des
Kehlkopfes bedingt ist. Der Löwe schnurrt, wie andere Großkatzen auch,
nur beim Ausatmen. Das Schnurren klingt dabei nicht so wie das einer
Kleinkatze, sondern eher wie ein Knurren oder Brummen.
Stammesgeschichte
Der älteste Fossilnachweis einer Katze, die stark einem Löwen ähnelt,
stammt aus Laetoli in Tansania und ist etwa 3,5 Millionen Jahre alt.
Von einigen Wissenschaftlern werden diese Funde, die nur aus
Kieferbruchstücken und wenigen postcranialen Knochen bestehen, als
Panthera leo angesehen, andere Forscher bestreiten diese
Gleichsetzung. Durch die wenigen Funde ist eine genaue Bestimmung der
Artzugehörigkeit kaum möglich, auch sind die ältesten sicher
bestätigten Funde von Löwen in Afrika rund zwei Millionen Jahre
jünger. [8]
Europäischer Höhlenlöwe (Panthera leo spelaea) in einer Rekonstruktion
um 1920
Vor etwa 700.000 Jahren taucht Panthera leo mit dem Mosbacher Löwen
(Panthera leo fossilis) am italienischen Fundort von Isernia zum
ersten Mal in Europa auf. Ein 1,75 Millionen Jahre alter Löwen-
Unterkiefer aus der Olduvai-Schlucht in Kenia zeigt eine frappierende
Ähnlichkeit mit den Mosbacher Löwen. Diese gelten als die größten
Löwen Europas und jagten während der Cromer-Warmzeit vor mehr als
500.000 Jahren bei Wiesbaden in Hessen und bei Heidelberg in Baden-
Württemberg. Einige Exemplare waren fast so lang wie die größten Löwen
der Erdgeschichte, die Amerikanischen Löwen (Panthera leo atrox), aus
Kalifornien, die eine Rekordlänge von 3,60 Meter (Kopf-Rumpflänge: ca.
2,40 Meter, Schwanzlänge: ca. 1,20 Meter) erreichten.
Die meisten Löwenfunde in Europa stammen von eiszeitlichen Höhlenlöwen
(Panthera leo spelaea), der sich aus dem Mosbacher Löwen entwickelt
hat. In Nordostasien und Beringia lebte mit dem Beringia-Höhlenlöwen
(Panthera leo vereshchagini) eine weitere Unterart. In Mitteleuropa,
Nordasien und Amerika sind Löwen bis zum Ende des Pleistozän ein
häufiges Element der Fauna, sterben dort aber am Ende der letzten
Eiszeit aus.
Unterarten
Es wurden etliche Unterarten des Löwen beschrieben, meist werden
jedoch nur die folgenden allgemein anerkannt:
• Der Asiatische Löwe (Panthera leo persica) ist dem afrikanischen
Löwen sehr ähnlich. Nach molekularbiologischen Untersuchungen spaltete
er sich vor 50.000 bis 100.000 Jahren vom afrikanischen Löwen ab. Im
Gir-Nationalpark konnte die Population nun wieder auf 300 Tiere
anwachsen, die allerdings durch die starke Inzucht bedroht sind, die
zu einem Verlust der genetischen Vielfalt dieser Löwen geführt hat.
• Der Berberlöwe (Panthera leo leo) lebte in Nordafrika und hatte
offenbar eine besonders mächtige Mähne. Die exzessive Nachstellung
führte im Jahre 1922 zum Tod des letzten Vertreters dieser Unterart in
Freiheit, die sich bis dahin im Atlas-Gebirge gehalten hatten. Ob die
europäischen Löwen zu dieser Unterart gehörten, ist nicht bekannt.
Einige Privatleute und Zoos, zum Beispiel in Wien und Dortmund züchten
Löwen, die den Berberlöwen äußerlich weitgehend ähneln und wohl noch
Berberlöwenblut in sich tragen. Ob es sich dabei aber um reine
Berberlöwen, oder um Löwen mit einem gewissen Berberlöwen-Anteil
handelt, war bisher kaum zu ermitteln. Es werden jedoch zurzeit
genetische Untersuchungen durchgeführt, um dies zu klären. Diese Löwen
stammen von Tieren ab, die über mehrere Generationen in Gefangenschaft
gehalten wurden und über deren genaue Herkunft nichts wirklich
Stichhaltiges zu ermitteln ist. Da Löwen in Gefangenschaft relativ
leicht zu züchten sind, ist es durchaus möglich, dass es sich um
Berberlöwen handelt.
• Der Kaplöwe (Panthera leo melanochaitus) Südafrikas ist sicher
ausgestorben; er fiel im 19. Jahrhundert den Großwildjägern zum Opfer.
Nach neueren Forschungen stellte er allerdings keine eigene Unterart
dar.
• Der Transvaal-Löwe (Panthera leo krugeri) des nordöstlichen
Südafrika ist noch im Krüger-Nationalpark anzutreffen.
• Massai-Löwe (Panthera leo massaicus) aus Ostafrika von Äthiopien,
Kenia, Tansania bis nach Mosambik.
• Der Senegal-Löwe (Panthera leo senegalensis) ist im Westen Afrikas
zu finden, von Senegal bis Nigeria.
• Der Angola-Löwe oder Katanga-Löwe (Panthera leo bleyenberghi) ist im
südwestlichen Afrika verbreitet.
Neuere molekulargenetische Untersuchungen legen jedoch nahe, dass die
heutigen afrikanischen Löwen südlich der Sahara alle zur gleichen
Unterart zu rechnen sind. Allenfalls wären demnach zwei Grundtypen zu
unterscheiden. Eine Form westlich und eine östlich des Großen Grabens.
So unterscheiden sich etwa Löwen aus Tsavo (Ost-Kenia) genetisch kaum
von ihren Artgenossen in Transvaal (Südafrika), dagegen bestehen
deutlichere Unterschiede zu Löwen aus den Aberdare-Bergen im Westen
Kenias. [9] [10]
spelea-Gruppe
Die ausgestorbenen, prähistorischen Löwen Amerikas und Nordeurasiens
bilden eine eigene Rassengruppe (spelea-Gruppe), die sich genetisch
von den Löwen Afrikas und Südasiens (leo-Gruppe) unterscheidet. Dazu
zählen:
• Mosbacher Löwe (Panthera leo fossilis)
• Höhlenlöwe (Panthera leo spelaea)
• Ostsibirischer oder Beringia-Höhlenlöwe (Panthera leo vereshchagini)
• Amerikanischer Löwe (Panthera leo atrox)
Kryptozoologische Art
Die Kryptozoologie beschäftigt sich mit dem Marozi, einem angeblich
gefleckten Löwen mit kurzer Mähne, der im Hochland von Kenia leben
soll. Das Fell eines derartigen Löwen wird noch heute im
Naturhistorischen Museum in London aufbewahrt. Seit Ende der 1930er-
Jahre gab es keine Sichtung mehr. Behauptungen, solche Löwen seien
Hybride aus Löwen und Leoparden, sind mehr als unwahrscheinlich, da
sich diese Tiere in der Natur normalerweise feindlich gesinnt sind. In
Gefangenschaft konnten dagegen schon mehrfach Hybriden aus Löwen und
Leoparden dokumentiert werden, allerdings weist deren Fell ein anderes
Muster als das vermeintliche Marozi-Fell in London auf.
Löwen und Menschen
Löwen gehören zu den bekanntesten Tieren und zählen zu den „Big Five“,
den fünf prominenten Großwildarten Afrikas. Es existieren gelegentlich
noch Jagden auf Löwen, diese sind aber selten geworden. Noch im
letzten Jahrhundert war die Löwnjagd ein prestigeträchtiges Ereignis
in der Großwildjagd.
Bereits die eiszeitlichen Jäger in der Kulturstufe des Aurignacien
haben vor mehr als 30.000 Jahren den Löwen dargestellt. Zu den
eindrucksvollsten Kunstwerken aus jener Zeit, das zugleich zu den
ältesten überlieferten Skulpturen der Menschheit zählt, gehört die aus
Mammutelfenbein geschnitzte, fast 30 Zentimeter hohe Figur des so
genannten Löwenmenschen mit dem Körper eines Menschen und dem Kopf
eines Höhlenlöwen aus der Höhle Hohlenstein-Stadel in Baden-
Württemberg. Sie verkörperte vielleicht eine Gottheit.
In vielen Kulturen hat der Löwe eine Stellung als „König der Tiere“
eingenommen, die auf den Einfluss des Physiologus zurückzuführen ist,
eines frühchristlichen Buches über Tiersymbolik von allgemein großem
Einfluss auf die westliche Kultur. Die von ihm ausgehende Faszination
wird durch die Vielzahl von Wappen deutlich, auf denen er abgebildet
ist. So findet man den Löwen beispielsweise auf den Wappen von Hessen,
Husum, Luxemburg, Zürich, Aquitanien und Montenegro (siehe auch Löwe
(Wappentier)). Dass er den Europäern überhaupt bekannt wurde, liegt
daran, dass Löwen einst rund um das Mittelmeer verbreitet waren. In
der griechischen Mythologie erscheinen Löwen in verschiedener
Funktion: Der Nemeische Löwe wurde als eine menschenfressende Bestie
dargestellt, den zu töten eine der zwölf Aufgaben des Herakles war. In
der Geschichte von Androkles, einer der Fabeln des Äsop, zieht der
Held, ein entlaufener Sklave, einem Löwen einen Dorn aus der Pfote;
als er später zur Strafe für seine Flucht den Löwen zum Fraß
vorgeworfen werden soll, erkennt ihn das Tier wieder und weigert sich,
den Mann zu töten.
Auf der Flagge von Sri Lanka wurde der Löwe als Symbol der Singhalesen
verewigt. Der Name des Volkes der Singhalesen entstammt dem Wort siṁha
aus dem Sanskrit was „Löwe“ bedeutet.
In zahlreichen antiken Kulturen spielte der Löwe eine Rolle. In
Ägypten wurden Pharaonen als Sphingen dargestellt, Löwen mit
Menschenkopf. Die berühmteste derartige Darstellung ist der Große
Sphinx von Gizeh. Neben der Löwengestalt des Pharao wurde Sachmet als
Göttin mit Löwenkopf verehrt. Weiter kannte die ägyptische Mythologie
auch Dedun, den oberägyptischen Gott des Reichtums.
Der Markuslöwe ist das Symbol für den Evangelisten Markus.
Am nördlichen Sternenhimmel gibt es gleich zwei nach diesem Tier
benannte Sternbilder: den Löwen und den Kleinen Löwen. Bei ersterem
soll es sich um eine Inkarnation des Nemeischen Löwen handeln, während
letzterer eine Neuschöpfung des 17. Jahrhunderts war.
Dass der Löwe bis heute ein Image als mächtiges, starkes Tier hat,
zeigt sich daran, dass sich bis in die Gegenwart Menschen nach ihm
benennen. Der afghanische Kriegsherr Ahmad Schah Massoud
beispielsweise wurde von seinen Anhängern „der Löwe von Pandschir“
genannt, der äthiopische Kaiser Haile Selassie nannte sich „Löwe von
Juda“.
In Afrika stehen Flusspferde und Leoparden im Ruf, dem Menschen
weitaus gefährlicher zu sein als Löwen. Trotzdem sind einige Fälle
überliefert, bei denen Löwen gezielt Jagd auf Menschen machten. Im
Jahr 1898 töteten zwei Löwen im damaligen Britisch-Ostafrika, dem
heutigen Kenia, zwischen 14 und 135 indische und afrikanische
Arbeiter, die mit dem Bau einer Eisenbahnbrücke über den Tsavo-Fluss
beschäftigt waren. Bei der Suche nach den Ursachen für die
Menschenfresserei tun sich Forscher bis heute schwer:[11] Berichte,
denen zu Folge bis zu 135 Menschen Opfer der Löwen wurden, sind
wahrscheinlich übertrieben. Untersuchungen an Kohlenstoff-
Stickstoffisotopen zeigen, dass einer der beiden heute im Museum
ausgestellten Löwen gelegentlich, der zweite hauptsächlich
Menschenfleisch fraß. Vermutlich war er aufgrund einer
Kieferverletzung auf diese leicht zu erjagende Beute angewiesen. Legt
man die üblicherweise von Löwen verzehrte Fleischmenge zu Grunde,
dürften ihnen etwa 35 Menschen zum Opfer gefallen sein.[12]
„Warum entwickeln manche Löwen Appetit auf Zweibeiner? Forscher haben
den Fall zweier berühmter Bestien untersucht: Bei der Umstellung ihres
Speiseplans, so das Ergebnis, haben Menschen kräftig geholfen. …
Nachlässige Begräbnispraktiken während eines schweren Pockenausbruchs
und einer nachfolgenden Hungersnot taten ein Übriges, um die
Raubkatzen an den Geschmack von Menschenfleisch zu gewöhnen.“[13]
Die Bauarbeiten an der Brücke kamen zum Erliegen, als die Löwen auch
in Camps eindrangen, die mit hohen Dornenwällen umfriedet worden waren
und dort Menschen töteten und fraßen. Der Leiter des Bauprojektes, der
britische Oberstleutnant John Henry Patterson, benötigte neun Monate,
um die zwei Löwen aufzuspüren und zu erlegen. Beide Löwen erwiesen
sich als gesunde männliche Tiere, die mähnenlos waren und von einer
ungewöhnlichen Körpergröße. Sie waren von der Schwanzspitze an 2,95
beziehungsweise 2,90 Meter lang und hatten eine Schulterhöhe von 1,20
beziehungsweise 1,15 Meter.
Die Vorkommnisse während des Brückenbaus am Tsavo-Fluss inspirierten
zwei Hollywood-Produktionen: Der erste kommerzielle 3D-Film, der im
Jahre 1952 gedreht und in Deutschland unter dem Titel „Bwana, der
Teufel“ veröffentlichte wurde, und „Der Geist und die Dunkelheit“ von
1996 griffen dieses Ereignis auf.
Die beiden erlegten Löwen sind im Field Museum of Natural History in
Chicago zu besichtigen.
Löwe Löwen Tiere Animals Natur SelMcKenzie Selzer-McKenzie
Löwe Löwen Teil 1/2 Tiere Animals Natur SelMcKenzie Selzer-McKenzie
Löwe Löwen Teil 2/2 Tiere Animals Natur SelMcKenzie Selzer-McKenzie
Mittwoch, 3. Februar 2010
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