Samstag, 30. März 2013

Neuer Oil-Boom in Nord-America Trading SelMcKenzie Selzer-McKenzie



Neuer Oil-Boom in Nord-America Trading SelMcKenzie Selzer-McKenzie
Neuer Oil-Boom in Nord-America Trading SelMcKenzie Selzer-McKenzie


 
 
Author D.Selzer-McKenzie
 
Die US-Rohölproduktion ist Anfang 2013 dank der Förderung von Schieferöl auf ein 20-Jahres-Hoch gestiegen. Auch wenn die USA in wenigen Jahren vorübergehend zum weltgrößten Ölproduzenten werden sollten, werden sie auch weiterhin auf Ölimporte angewiesen sein. In Kanada steigt die Ölproduktion aus Schieferöl und Ölsanden ebenfalls deutlich. Das lokale Überangebot drückt auf die Preise für WTI und für schweres Öl aus den kanadischen Ölsanden. Neue Pipelinekapazitäten könnten das Angebot für den Weltmarkt verfügbar machen, falls die bestehenden Exportbeschränkungen für US-Öl gelockert werden.
Nachdem die US-Rohölproduktion im Jahr 2008 mit 5 Millionen Barrel pro Tag einen Tiefststand erreicht hatte, verzeichneten die USA 2012 laut US-Energiebehörde EIA eine durchschnittliche Rohölproduktion von knapp 6,5 Millionen Barrel pro Tag. Damit lag sie gut 800.000 Barrel pro Tag höher als im Vorjahr und auf dem höchsten Niveau seit 1995. Ende 2012 überschritt die US-Rohölproduktion erstmals seit fast 20 Jahren wieder die Marke von 7 Millionen Barrel pro Tag. Der Großteil des Produktionsanstiegs im vergangenen Jahr war auf die Bundesstaaten Texas und North Dakota zurückzuführen (Grafik 1). In beiden Bundesstaaten gibtes größere Schieferölvorkommen, welche dank neuer Fördertechnologien wie horizontales Bohren und hydraulische Frakturierung abge-
baut werden können
und somit das rasante Produktionswachstum erst möglich machen. i Die Dynamik wurde
dabei deutlich unter-
schätzt. Vor einem
Jahr ging die EIA
noch davon aus, dass die US-Rohölproduktion bis 2020 auf 6,7 Millionen Barrel pAktuellen EIA-Prognosen zufolge wird sich der durch Schieferöl getriebene Anstieg der US-Rohölproduktion in den
kommenden Jahren
fortsetzen. Das Produktionsvolumen soll demnach 2013 auf durch-
schnittlich 7,3 Millionen Barrel pro Tag steigen und 2014 sogar 7,8 Millionen Barrel pro Tag erreichen, was dem
höchsten Produktionsniveau seit dem Jahr
1988 entsprechen würde. Zwar hat die
EIA Ende letzten Jahres auch ihre Produk-
tionsschätzung für 2019 auf 7,5 Millionen ro Tag steigen wird. Dieses Niveau ist bereits jetzt überschritten.
 
Barrel pro Tag angehoben (Grafik 2). Angesichts des inzwischen für 2013 und 2014 erwarteten Produktionsniveaus erscheint diese Schätzung aber schon wieder zu niedrig, sodass eine nöchmä=- lige Aufwärtsrevision zu erwarten ist. Ab 2017 sollen die USA, begünstigt durch die Schieferölproduktion, sogar vorübergehend zum weltgrößten Ölproduzenten aufsteigen. Selbst zum Höhepunkt der Schieferölproduktion im Jahr 2019 werden die USA laut EIA aber noch immer
(           6,8 Millionen Barrel Rohöl pro Tag impor-
I           tieren müssen. Das entspricht 34 Prozent des erwarteten Bedarfs und nahezu dem Niveau der derzeitigen US-Rohölproduk-
tion (Grafik 3). Vorhersagen einiger Markt beobachter, wonach die USA in wenigen Jahren weitgehend unabhängig von ausländischem Öl würden, sind daher nicht zutreffend.
Der Boom bei Schieferöl hat zu einem Anstieg der Rohölbestände vor Ort geführt. Die Rohölvorräte in Cushing erreichten Mitte Januar ein Rekordniveau von knapp 52 Millionen Barrel. Die gesamten US-Rohölvorräte liegen aktuell
auf dem höchsten Niveau zu dieser Jahreszeit seit mehr als 30 Jahren. Das dadurch dokumentierte Überangebot drückt auf den WTI-Preis. Dieser notiert derzeit mit
einem Abschlag von ca. 20 US-L je Barrel gegenüber Brent und an seewärtig gehandelten Ölsorten K Dank neuer Pipelinekapazitäten w ab Jahresende möglich sein, hinre. Rohöl von Cushing an die US-Golfl zu transportieren. Zu nennen sind 1 insbesondere die erweiterte Seaway line und der derzeit im Bau befindli, Südabschnitt der Keystone-XL-Pipel Aufgrund von gesetzlichen Vorschril darf dieses Öl allerdings nicht oder nur eingeschränkt exportiert werder Das lokale Überangebot ließe sich zs auch dadurch abbauen, indem die R nerien das Öl verarbeiten und die ferÖlprodukte exportieren, was gesetzlich erlaubt ist. Die meisten Raffinerien an der US-Golfküste sind allerdings auf die Verarbeitung von schwerem 01;speziati-siert und dürften das leichte Schieferöl aus dem Mittleren Westen daher wenn überhaupt nur eingeschränkt nachfragen. Somit droht ohne die Möglichkeit von Exporten lediglich eine Verlagerung des Überangebots an die US-Golfküste. Nach der Fertigstellung der Keystone-XL-Pipeline dürfte daher der Druck auf die US-Regierung zunehmen, die seit der Ölkrise Ende der Siebzigerjahre bestehenden Exportbeschränkungen zu lockern.
Die Chefin der Internationalen Energieagentur (IEA) hat kürzlich den USA empfohlen, den Export von Rohöl zu erlauben. Nach Ansicht der IEA-Chefin stehen die USA vor der Entscheidung, entweder das Rohöl zu exportieren oder das Schieferöt--- im Erdboden zu belassen. Industrieschät- zungen zufolge liegen die Förderkosten bei Schieferöl in den USA zwischen aO und 80 US-Dollar je Barrel. Fällt der zu erzielende Ölpreis unter dieses Niveau, ist mit einer Einschränkung der Produktion zu rechnen. Dann wären auch die oben genannten optimistischen Produktionsschätzungen Makulatur. Aufgrund des starken Rückgangs der Ölproduktion pro Bohrloch von 70 bis 90 Prozent im ersten'Jahr nach der Produktionsaufnahme müssen hinreichend neue Bohrlöcher in Betrieb genommen werden, um diesen
tion darüber hinaus
zu steigern. Um das          »
lokale Überangebot          1
an leichtem Öl zu
reduzieren, sollten
die USA dem Chef der
EIA zufolge US-Schie
feröl nach Mexiko exportieren und dafür schweres mexikanisches Rohöl einführen. Dafür ist allerdings eine Lockerung der Exportbeschränkungen nötig, welche bislang nur den Export von US-Rohöl mindestens gleicher Qualität erlauben.
Auch Kanada ein wichtiger Garant für den Anstieg der Ölproduktion in Nordamerika       3            z>
D-ie vielbeachtete The e             bs der nordamerikanische Kontinent inklusive Mexiko 2030 zum Netto-Exporteur von Öleiden könnte, ist nicht allein auf den Schieferölboom in den USA zurückzn-
       'eine steigende Ölproduktion iii Kanada hinzu. Dies ist unter anderem auf eine steigende Schieferölproduktion in den Provinzen Manitoba und Saskatchewan zurückzuführen, in welche sich Teile der Bakken-Formation erstrecken. 2011erreichte die kanadische Schieferölproduktion 190.000 Barrel pro Tag. Die IEA prognostiziert einen weiteren Produkti(nnan tief auf über 500.000 Barrel pro
Tag bis
2035. Der Großteil
des Anstiegs der
Ölproduktion in Ka-
nada geht allerdings
von den Ölsanden
aus. Kanada verfügt
einschließlich der nicht konventionellen Vorkommen über die drittgrößten Ölreserven der Welt. 97 Prozent dieser Reserven sind in Ölsanden gebunden. Ölsande sind ein natürliches Gemisch bestehend aus Sand, Wasser, Ton und Bitumen. Das Öl wird durch zwei Fördermethoden ;gewon nen: Tagebau und Bohrung. _'0 Prozrnl der Vorkommen sind nahe rleiii.iy an der F nlnherflöche. um üherTar)e abdebaiil
zir werden. Die ri'sl!icl,c'n BI) Prozent vier
Vorkommen müssen dinc•h IiuhlUn(trn zutage gefördert werden.
 
hat sich die Olsandproduktion binnen der letzten zehn Jahre auf rund 2 Millionen Barrel pro Tag verdoppelt (Grafik 5). Die Entwicklung dürfte sich in den kommenden Jahren beschleunigt fortsetzen. Den Prognosen der Vereinigung der Ölproduzenten  in Kanada (CAPP) zufolge steigt die Ölsandproduktion auf, 4,2 Millionen Barrel pro Tag im Jahr 2025 und 5,0 Millionen Barrel pro Tag in 2030. Der Anteil der Ölsande an der gesamten Ölproduktion in Kanada soll 2030 einen Anteil von über 80 Prozent erreichen, verglichen mit 53 Prozent im Jahr 2011. Die Ölsandförderung in Kanada ist ab Ölpreisen von 45 bis 70 US-Dollar je Barrel rentabel. Der Preis für schweres kanadi-
4ches Öl der Marke
Western Canada COIect
)i \vec)t sich seit iMiite
Olauber in dieser Spann-
ne. ieit\\eise \\ar kan,t-
disclies Rohöl Isis Lu 40 US-Dollarje Barei hillirter als WTI und mehr als 60 US-Dollar je Band billiger als Brent (Grafik 4). Der (irendl hieriiir liegt in mangelnden 1'iln lins } airtüten. um das steigende \iigebot \m \lherta al)zutransporlie re n
\hhi1k könnte die kevstone-XL-Pipeline schal•fen. durch N\ eiche 700.000 Barrel Rohnil In o T aq ' an Alberta via Cushing
in die t!S-(uIfküste transportiert werdenkönnten. Die Entscheidung der US-Regierung zur Genehmigung des Nordabschnitts, welcher Alberta mit dem Lagerort in Cushing verbinden soll, steht noch aus. Der US-Bundesstaat Nebraska, welcher das Projekt aufgrund von Um- weltbedenken lange Zeit blockierte, hat dem Bau bereits zugestimmt. Im Falle eines baldigen Baubeginns rechnet der Pipelinebetreiber TransCanada mit einer Inbetriebnahme der Pipeline im Jahr 2015. Dann würden die kanadischen Ölsandvorkommen für die Raffinerien an der US-Golfküste verfügbar sein und die USA könnten nach einer Lockerung der Exportbeschränkungen im Gegenzug
das überschüssige
US-Schieferöl via Golf
von Mexiko exportie-
ren. Ohne die Keystone-
XI -Pipeline drohen die
kanadischen Ölpreise auf ein noch niedrigeres Niveau äbzusin- kcu und die Ölsandpi•oduktion teilweise iiicht'.mehr rentabel zu sein. In diesem Falle könnte sich Kanada nach alternativen Absatzmärkten im asiatisch-pazifischen Raüni umsehen. Die '1'S 1 rden dies unseres Erachtens kaum riskieren
Alen. Mit Exporten von durchschnittlich 2.4 Millionen Barrel pro Tag s ar Kanada iin vergangenen Jahr der wichtigste Öllielrrant der USA.
 
Die geschilderten Entwicklungen auf dem nordamerikanischen Ölmarkt haben auch Auswirkungen auf den Weltmarkt. Bereits jetzt importieren die USA ca. 2 Millionen Barrel pro Tag weniger Rohöl als vor fünf Jahren (Grafik 6). Das frei werdende An-
gebot drängt auf andere Absatzmärkte und wirkt dort somit preisdämpfend. In der Folge ist der Brentölpreis trotz niedriger freier Förderkapazitäten und zahlreicher Angebotsrisiken in den vergangenen Jahren nicht stärker gestiegen. Den Prognosen der ETA zufolge könnten die US-Ölimporte in den kommenden sieben Jahren um weitere 1,5 Millionen Barrel pro lag zurückgehen. Der preisdämpfende Effekt dürfte daher anhalten. Dies gilt insbesondere für den Fall, dass die USA den Export von Rohöl erlauben sollten bzw. das kanadische Öl direkt oder in verarbeiteter Form auf den Weltmarkt gelangt. Mit fallenden Ölpreisen rechnen wir infolge der Angebt tsausweitung in Nordamerika allerdings nicht. Zum einen dürfte die wachsende Nachfrage in den asiatischenSchwellenländern das zusätzliche Angebot absorbieren. Zum anderen darf nicht vergessen werdii, dass bei niedrigeren Ölpreisen die Schieferöl- und Ölsandproduktion weniger rentabel ist, sodass in diesem Fall mit einem geringeren Produktionsanstieg zu rechnen wäre als derzeit unterstellt.
 

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