Neuer Oil-Boom in Nord-America Trading SelMcKenzie
Selzer-McKenzie
Neuer Oil-Boom in Nord-America Trading SelMcKenzie
Selzer-McKenzie
Video: http://youtu.be/ThCGr6vAdCo
Author D.Selzer-McKenzie
Die US-Rohölproduktion ist Anfang 2013 dank der Förderung
von Schieferöl auf ein 20-Jahres-Hoch gestiegen. Auch wenn die USA in wenigen
Jahren vorübergehend zum weltgrößten Ölproduzenten werden sollten, werden sie
auch weiterhin auf Ölimporte angewiesen sein. In Kanada steigt die Ölproduktion
aus Schieferöl und Ölsanden ebenfalls deutlich. Das lokale Überangebot drückt
auf die Preise für WTI und für schweres Öl aus den kanadischen Ölsanden. Neue
Pipelinekapazitäten könnten das Angebot für den Weltmarkt verfügbar machen,
falls die bestehenden Exportbeschränkungen für US-Öl gelockert werden.
Nachdem die US-Rohölproduktion im Jahr 2008 mit 5 Millionen
Barrel pro Tag einen Tiefststand erreicht hatte, verzeichneten die USA 2012
laut US-Energiebehörde EIA eine durchschnittliche Rohölproduktion von knapp 6,5
Millionen Barrel pro Tag. Damit lag sie gut 800.000 Barrel pro Tag höher als im
Vorjahr und auf dem höchsten Niveau seit 1995. Ende 2012 überschritt die
US-Rohölproduktion erstmals seit fast 20 Jahren wieder die Marke von 7
Millionen Barrel pro Tag. Der Großteil des Produktionsanstiegs im vergangenen
Jahr war auf die Bundesstaaten Texas und North Dakota zurückzuführen (Grafik
1). In beiden Bundesstaaten gibtes größere Schieferölvorkommen, welche dank
neuer Fördertechnologien wie horizontales Bohren und hydraulische Frakturierung
abge-
baut werden können
und somit das rasante Produktionswachstum erst möglich
machen. i Die Dynamik wurde
dabei deutlich unter-
schätzt. Vor einem
Jahr ging die EIA
noch davon aus, dass die US-Rohölproduktion bis 2020 auf 6,7
Millionen Barrel pAktuellen EIA-Prognosen zufolge wird sich der durch
Schieferöl getriebene Anstieg der US-Rohölproduktion in den
kommenden Jahren
fortsetzen. Das Produktionsvolumen soll demnach 2013 auf
durch-
schnittlich 7,3 Millionen Barrel pro Tag steigen und 2014
sogar 7,8 Millionen Barrel pro Tag erreichen, was dem
höchsten Produktionsniveau seit dem Jahr
1988 entsprechen würde. Zwar hat die
EIA Ende letzten Jahres auch ihre Produk-
tionsschätzung für 2019 auf 7,5 Millionen ro Tag steigen
wird. Dieses Niveau ist bereits jetzt überschritten.
…
Barrel pro Tag angehoben (Grafik 2). Angesichts des
inzwischen für 2013 und 2014 erwarteten Produktionsniveaus erscheint diese
Schätzung aber schon wieder zu niedrig, sodass eine nöchmä=- lige
Aufwärtsrevision zu erwarten ist. Ab 2017 sollen die USA, begünstigt durch die
Schieferölproduktion, sogar vorübergehend zum weltgrößten Ölproduzenten
aufsteigen. Selbst zum Höhepunkt der Schieferölproduktion im Jahr 2019 werden
die USA laut EIA aber noch immer
( 6,8
Millionen Barrel Rohöl pro Tag impor-
I tieren
müssen. Das entspricht 34 Prozent des erwarteten Bedarfs und nahezu dem Niveau
der derzeitigen US-Rohölproduk-
tion (Grafik 3). Vorhersagen einiger Markt beobachter,
wonach die USA in wenigen Jahren weitgehend unabhängig von ausländischem Öl
würden, sind daher nicht zutreffend.
Der Boom bei Schieferöl hat zu einem Anstieg der
Rohölbestände vor Ort geführt. Die Rohölvorräte in Cushing erreichten Mitte
Januar ein Rekordniveau von knapp 52 Millionen Barrel. Die gesamten
US-Rohölvorräte liegen aktuell
auf dem höchsten Niveau zu dieser Jahreszeit seit mehr als
30 Jahren. Das dadurch dokumentierte Überangebot drückt auf den WTI-Preis.
Dieser notiert derzeit mit
einem Abschlag von ca. 20 US-L je Barrel gegenüber Brent und
an seewärtig gehandelten Ölsorten K Dank neuer Pipelinekapazitäten w ab
Jahresende möglich sein, hinre. Rohöl von Cushing an die US-Golfl zu
transportieren. Zu nennen sind 1 insbesondere die erweiterte Seaway line und
der derzeit im Bau befindli, Südabschnitt der Keystone-XL-Pipel Aufgrund von
gesetzlichen Vorschril darf dieses Öl allerdings nicht oder nur eingeschränkt
exportiert werder Das lokale Überangebot ließe sich zs auch dadurch abbauen,
indem die R nerien das Öl verarbeiten und die ferÖlprodukte exportieren, was
gesetzlich erlaubt ist. Die meisten Raffinerien an der US-Golfküste sind
allerdings auf die Verarbeitung von schwerem 01;speziati-siert und dürften das
leichte Schieferöl aus dem Mittleren Westen daher wenn überhaupt nur
eingeschränkt nachfragen. Somit droht ohne die Möglichkeit von Exporten
lediglich eine Verlagerung des Überangebots an die US-Golfküste. Nach der
Fertigstellung der Keystone-XL-Pipeline dürfte daher der Druck auf die
US-Regierung zunehmen, die seit der Ölkrise Ende der Siebzigerjahre bestehenden
Exportbeschränkungen zu lockern.
Die Chefin der Internationalen Energieagentur (IEA) hat
kürzlich den USA empfohlen, den Export von Rohöl zu erlauben. Nach Ansicht der
IEA-Chefin stehen die USA vor der Entscheidung, entweder das Rohöl zu
exportieren oder das Schieferöt--- im Erdboden zu belassen. Industrieschät-
zungen zufolge liegen die Förderkosten bei Schieferöl in den USA zwischen aO
und 80 US-Dollar je Barrel. Fällt der zu erzielende Ölpreis unter dieses Niveau,
ist mit einer Einschränkung der Produktion zu rechnen. Dann wären auch die oben
genannten optimistischen Produktionsschätzungen Makulatur. Aufgrund des starken
Rückgangs der Ölproduktion pro Bohrloch von 70 bis 90 Prozent im ersten'Jahr
nach der Produktionsaufnahme müssen hinreichend neue Bohrlöcher in Betrieb
genommen werden, um diesen
tion darüber hinaus
zu steigern. Um das »
lokale Überangebot 1
an leichtem Öl zu
reduzieren, sollten
die USA dem Chef der
EIA zufolge US-Schie
feröl nach Mexiko exportieren und dafür schweres
mexikanisches Rohöl einführen. Dafür ist allerdings eine Lockerung der
Exportbeschränkungen nötig, welche bislang nur den Export von US-Rohöl
mindestens gleicher Qualität erlauben.
Auch Kanada ein wichtiger Garant für den Anstieg der
Ölproduktion in Nordamerika 3 z>
D-ie vielbeachtete The e
bs der nordamerikanische
Kontinent inklusive Mexiko 2030 zum Netto-Exporteur von Öleiden könnte, ist
nicht allein auf den Schieferölboom in den USA zurückzn-
kö 'eine
steigende Ölproduktion iii Kanada hinzu. Dies ist unter anderem auf eine
steigende Schieferölproduktion in den Provinzen Manitoba und Saskatchewan
zurückzuführen, in welche sich Teile der Bakken-Formation erstrecken. 2011erreichte
die kanadische Schieferölproduktion 190.000 Barrel pro Tag. Die IEA
prognostiziert einen weiteren Produkti(nnan tief auf über 500.000 Barrel pro
Tag bis
2035. Der Großteil
des Anstiegs der
Ölproduktion in Ka-
nada geht allerdings
von den Ölsanden
aus. Kanada verfügt
einschließlich der nicht konventionellen Vorkommen über die
drittgrößten Ölreserven der Welt. 97 Prozent dieser Reserven sind in Ölsanden
gebunden. Ölsande sind ein natürliches Gemisch bestehend aus Sand, Wasser, Ton
und Bitumen. Das Öl wird durch zwei Fördermethoden ;gewon nen: Tagebau und
Bohrung. _'0 Prozrnl der Vorkommen sind nahe rleiii.iy an der F nlnherflöche.
um üherTar)e abdebaiil
zir werden. Die ri'sl!icl,c'n BI) Prozent vier
Vorkommen müssen dinc•h IiuhlUn(trn zutage gefördert werden.
hat sich die Olsandproduktion binnen der letzten zehn Jahre
auf rund 2 Millionen Barrel pro Tag verdoppelt (Grafik 5). Die Entwicklung
dürfte sich in den kommenden Jahren beschleunigt fortsetzen. Den Prognosen der
Vereinigung der Ölproduzenten in Kanada
(CAPP) zufolge steigt die Ölsandproduktion auf, 4,2 Millionen Barrel pro Tag im
Jahr 2025 und 5,0 Millionen Barrel pro Tag in 2030. Der Anteil der Ölsande an
der gesamten Ölproduktion in Kanada soll 2030 einen Anteil von über 80 Prozent
erreichen, verglichen mit 53 Prozent im Jahr 2011. Die Ölsandförderung in
Kanada ist ab Ölpreisen von 45 bis 70 US-Dollar je Barrel rentabel. Der Preis
für schweres kanadi-
4ches Öl der Marke
Western Canada COIect
)i \vec)t sich seit iMiite
Olauber in dieser Spann-
ne. ieit\\eise \\ar kan,t-
disclies Rohöl Isis Lu 40 US-Dollarje Barei hillirter als
WTI und mehr als 60 US-Dollar je Band billiger als Brent (Grafik 4). Der
(irendl hieriiir liegt in mangelnden 1'iln lins } airtüten. um das
steigende \iigebot \m \lherta al)zutransporlie re n
\hhi1k könnte die kevstone-XL-Pipeline schal•fen. durch N\
eiche 700.000 Barrel Rohnil In o T aq ' an Alberta via Cushing
in die t!S-(uIfküste transportiert werdenkönnten. Die
Entscheidung der US-Regierung zur Genehmigung des Nordabschnitts, welcher
Alberta mit dem Lagerort in Cushing verbinden soll, steht noch aus. Der
US-Bundesstaat Nebraska, welcher das Projekt aufgrund von Um- weltbedenken
lange Zeit blockierte, hat dem Bau bereits zugestimmt. Im Falle eines baldigen
Baubeginns rechnet der Pipelinebetreiber TransCanada mit einer Inbetriebnahme
der Pipeline im Jahr 2015. Dann würden die kanadischen Ölsandvorkommen für die
Raffinerien an der US-Golfküste verfügbar sein und die USA könnten nach einer
Lockerung der Exportbeschränkungen im Gegenzug
das überschüssige
US-Schieferöl via Golf
von Mexiko exportie-
ren. Ohne die Keystone-
XI -Pipeline drohen die
kanadischen Ölpreise auf ein noch niedrigeres Niveau
äbzusin- kcu und die Ölsandpi•oduktion teilweise iiicht'.mehr rentabel zu sein.
In diesem Falle könnte sich Kanada nach alternativen Absatzmärkten im
asiatisch-pazifischen Raüni umsehen. Die '1'S 1 rden dies unseres Erachtens
kaum riskieren
Alen. Mit Exporten von durchschnittlich 2.4 Millionen Barrel
pro Tag s ar Kanada iin vergangenen Jahr der wichtigste Öllielrrant der USA.
Die geschilderten Entwicklungen auf dem nordamerikanischen
Ölmarkt haben auch Auswirkungen auf den Weltmarkt. Bereits jetzt importieren
die USA ca. 2 Millionen Barrel pro Tag weniger Rohöl als vor fünf Jahren
(Grafik 6). Das frei werdende An-
gebot drängt auf andere Absatzmärkte und wirkt dort somit
preisdämpfend. In der Folge ist der Brentölpreis trotz niedriger freier
Förderkapazitäten und zahlreicher Angebotsrisiken in den vergangenen Jahren
nicht stärker gestiegen. Den Prognosen der ETA zufolge könnten die US-Ölimporte
in den kommenden sieben Jahren um weitere 1,5 Millionen Barrel pro lag
zurückgehen. Der preisdämpfende Effekt dürfte daher anhalten. Dies gilt
insbesondere für den Fall, dass die USA den Export von Rohöl erlauben sollten
bzw. das kanadische Öl direkt oder in verarbeiteter Form auf den Weltmarkt
gelangt. Mit fallenden Ölpreisen rechnen wir infolge der Angebt tsausweitung in
Nordamerika allerdings nicht. Zum einen dürfte die wachsende Nachfrage in den
asiatischenSchwellenländern das zusätzliche Angebot absorbieren. Zum anderen
darf nicht vergessen werdii, dass bei niedrigeren Ölpreisen die Schieferöl- und
Ölsandproduktion weniger rentabel ist, sodass in diesem Fall mit einem
geringeren Produktionsanstieg zu rechnen wäre als derzeit unterstellt.
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