Donnerstag, 28. März 2013

Trading Börse die Chart-Fehler von Selzer-McKenzie SelMcKenzie


Trading Börse die Chart-Fehler von Selzer-McKenzie SelMcKenzie



 

 

Author D.Selzer-McKenzie

„Einfach Marktzugang" = „Einfa¬ches Thema"

Was würde passieren, hege man den Wunsch auf der Straße gegenüber „Würstchen" verkaufen zu wollen? Man würde als Geschäftsmann wohl mit zahlreichen Auflagen konfrontiert. Diese stellen dann auch eine gewisse Eintritts-hürde dar. Aber im Gegensatz dazu kann man binnen einer halben Stunde nahezu überall auf der Welt ein Konto eröffnen und ohne vorherige Eignungs¬oder Wissensprüfung mit dem Trading beginnen. Interessant! Einerseits erleich-

 

tert das vielen Anlegern zu Recht die Möglichkeit, sich selbst um das eigene Kapital zu bemühen. Andererseits ent-spricht die Einfachheit eines techni¬schen Zugangs keineswegs der realen Schwierigkeit, dauerhaft erfolgreich zu agieren. Dadurch dass der Zugang zum Börsenhandel jedem Anfänger sehr ein-fach gemacht wird, entsteht auch der Glaube, Trading an der Börse sei ein ein-faches Geschäft: Schließlich gehe es ja „nur" um long und short — Nudeln kochen sei angeblich schwerer. Doch bedingt durch diese scheinbare Einfach-heit kann es nicht nur schwer werden, den „richtigen Weg" einzuschlagen, sondern auch sehr schwer werden, den „falschen Weg" zu meiden. Und jener Irrglaube, dass man nur deshalb schon reif für die Börse ist, weil man um die Begriffe long und short weiß und einem darüber hinaus auch noch bekannt ist, wo bei einem Chart oben und unten ist, verleitet viele Tradinganfänger zu der Kapital bewegenden Erkenntnis, bereits für das aktive Trading gewappnet zu sein.

An dieser Stelle sei beispielsweise auch an die ersten Jahre des einstigen „Neuen Marktes" erinnert: Nahezu alle Trades bei nahezu allen Marktteilneh¬mern — und somit auch den Tradingan-fängern — verliefen positiv. Ohne auch nur die kleinste Ahnung davon zu haben, dass es so etwas wie ein Orderbuch oder gar anderweitig ausgerichtete Marktteilnehmer gab, triumphierten Anfänger in der Welt des Börsenhan¬dels. Sie siegten gewissermaßen über das Schicksal mit all seinen Widrigkei¬ten, über sich selbst und ihre Sorgen, Ängste und Schwächen. Gar zu oft bil¬deten sie sich zuletzt sogar einiges auf ihr „besonderes Gespür für die Märkte" ein ... und niemand war da, um diesem Wahnsinn Einhalt zu gebieten! Denn damals waren es allzu oft nicht die Fähigkeiten als Börsianer, die diesen Anlegern den Erfolg bescherten. Wie heute mancher Leser wohl mit einem grimmigen Kopfnicken zugeben muss, galt der Erfolg seinerzeit wohl meist den marktbreit steigenden Kursen.

(Ausführlich nachzulesen in DER HÄNDLER Band 1-2)

Platz 2 der größten Ausgangsfehler: „Ich schau mal, was in mir steckt ..." Ein weiterer Fehler, der Einsteigern bereits vor dem ersten Trade inne¬wohnt, ist der übertriebene Ehrgeiz, „schnell" reich werden zu wollen. Gegen Reichwerden ist nichts zu sagen und ein gesunder Antrieb wirkt aus mei¬ner Sicht sehr zielführend. Aber dieses „schnell", dieses kleine Adjektiv, das bricht vielen privaten Anlegern das Genick. Genau dies verschweigen aber leider die Werbebotschaften: „Machen Sie aus einem 1.000-Euro-Konto ein 100.000-Euro-Konto", heißt es. „Wow", denkt sich mancher Anleger: „Mit riesi¬gen Hebeln und enorm großem Risiko kann ich mein des Marktes genügt und aus dem 1.000-Euro-Konto ist ein 0-Euro-Konto geworden, ist die eine Seite der Medaille, die andere ist fogende: Würde man die Kamera hinter so manchem Trader aufstellen, so hätte man die Möglichkeit, bei jenen „ ich-will-ganz-schnell-reich-werden-Trades" das mit¬zuerleben, was hinlänglich auch als „Tra-den jenseits des Rumrutschfaktors" bekannt ist. Zugegebenermaßen ein eigentümlicher, oft belächelter Begriff —gleichwohl muss klar sein, dass dessen Inhalt und nicht ein akademisch-hoch¬trabender Begriff wichtig ist. Genau die¬ser Terminus »Rumrutschfaktor« wird nämlich für eine der riskantesten Sachen verwendet: Jeder Händler „rutscht" ab einem gewissen Betrag auf seinem Stuhl herum. Denn ab irgendeinem Betrag schlägt das Herz eines jeden Händlers schneller. Irgend¬einer absoluten Zahl in Euro oder Dollar huldigen wir alle, weswegen der Rum-rutschfaktor durch jenen Geldbetrag definiert ist, bei dem die „subjektive Leidenschaft" eine „objektive Unge¬wissheit" für markttechnische Gege¬benheiten erfährt, und damit die Erfül¬lung und die Sicherheit des Lieblings-handelsstils (sofern vorhanden) einer unsicheren, ungewissen Zukunft über¬antwortet werden. Bei Erreichen bezie¬hungsweise Überschreiten seines Rum-rutschfaktors hält ein jeder Trader im ersten Augenblick die Maus plötzlich fest umklammert, während er im zwei¬ten bereits verwirrt überlegt: „Was hat der Drecksmarkt mit meiner Position vor?", während im dritten Augenblick der Dämon „Aber in diesem einzelnen Trade mach ich mal ..." bereits interve¬niert und das weitere Handeln an sich gerissen hat, sodass der Wille zum fach¬lich richtig vorgenommenen Handeln im Treibsand der Gefühle versinkt.

Du sitzt nicht allein am Tisch!" Private Händler müssen sich meiner Meinung nach unbedingt jenes Wissen aneignen, dass es noch andere Markt¬teilnehmer gibt, die Kursverläufe anders interpretieren und dementsprechend anders handeln. Damit sei gar nicht mal unbedingt auf andere spekulativ orien- tierte Händler hingewiesen, die eine andere Marktmeinung haben. Nein, ich spreche vielmehr von grundsätzlich anderen Handelsausrichtungen: denje¬nigen, die Arbitrage ausüben (also Inef-fizienzen suchen), denjenigen, die ihre Position als Hedge aufbauen, und den¬jenigen, die strategisch unterwegs sind. Diese Händler schauen mit anderen Intentionen auf einen Chart bzw. die Kurse und sie ziehen andere Schlüsse als der spekulativ orientierte Marktteil-nehmer, tauchen mit ihren Orders aber dennoch in demselben Orderbuch an der Börse auf. Und deshalb sind auch diese Marktteilnehmer von Bedeutung. Von enormer Bedeutung! Aus meiner Sicht ist es zu kurz gedacht, wenn man Charts und Indikatoren innerhalb der Technischen Analyse nur aus der Brille derjenigen betrachtet, die spekulativ ausgerichtet sind. Es sind auch andere am Markt, und die wenigsten privaten Leute können sich in diese drei anderen Typen hineindenken. Resultat? Aus diesem Grund kann man nur schwer zwischen einem handwerklich sauberen Verlusttrade und einem fehlerhaft durchgeführten Verlust- oder Gewinn-trade unterscheiden. Die Folge? Nun, die Markteilnehmer sind so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass die über-lebensnotwendige Frage: „Wer kauft nach mir, wenn ich long gehe, und wer verkauft nach mir, wenn ich short gehe?", bei jedem Trade unbeantwortet bleibt! Kurzum: Man vergisst, dass in dem Moment, in dem man sich positio¬niert hat, einzig durch das Verhalten der anderen Marktteilnehmer (eben auch derer, die sich absichern, die arbitrieren und strategisch unterwegs sind) ent¬schieden wird, ob diese Position in den Gewinn oder in den Verlust läuft. Aus diesem Grund ist es die Pflicht eines Händlers, sich grundlegendes Wissen über andere Marktteilnehmer anzueig¬nen .

 

 

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