Trading Börse die Chart-Fehler von Selzer-McKenzie
SelMcKenzie
Video: http://youtu.be/JIePqruWPNI
Author D.Selzer-McKenzie
„Einfach Marktzugang" = „Einfa¬ches Thema"
Was würde passieren, hege man den Wunsch auf der Straße
gegenüber „Würstchen" verkaufen zu wollen? Man würde als Geschäftsmann
wohl mit zahlreichen Auflagen konfrontiert. Diese stellen dann auch eine
gewisse Eintritts-hürde dar. Aber im Gegensatz dazu kann man binnen einer
halben Stunde nahezu überall auf der Welt ein Konto eröffnen und ohne vorherige
Eignungs¬oder Wissensprüfung mit dem Trading beginnen. Interessant! Einerseits
erleich-
tert das vielen Anlegern zu Recht die Möglichkeit, sich
selbst um das eigene Kapital zu bemühen. Andererseits ent-spricht die
Einfachheit eines techni¬schen Zugangs keineswegs der realen Schwierigkeit,
dauerhaft erfolgreich zu agieren. Dadurch dass der Zugang zum Börsenhandel
jedem Anfänger sehr ein-fach gemacht wird, entsteht auch der Glaube, Trading an
der Börse sei ein ein-faches Geschäft: Schließlich gehe es ja „nur" um
long und short — Nudeln kochen sei angeblich schwerer. Doch bedingt durch diese
scheinbare Einfach-heit kann es nicht nur schwer werden, den „richtigen Weg"
einzuschlagen, sondern auch sehr schwer werden, den „falschen Weg" zu
meiden. Und jener Irrglaube, dass man nur deshalb schon reif für die Börse ist,
weil man um die Begriffe long und short weiß und einem darüber hinaus auch noch
bekannt ist, wo bei einem Chart oben und unten ist, verleitet viele
Tradinganfänger zu der Kapital bewegenden Erkenntnis, bereits für das aktive
Trading gewappnet zu sein.
An dieser Stelle sei beispielsweise auch an die ersten Jahre
des einstigen „Neuen Marktes" erinnert: Nahezu alle Trades bei nahezu
allen Marktteilneh¬mern — und somit auch den Tradingan-fängern — verliefen
positiv. Ohne auch nur die kleinste Ahnung davon zu haben, dass es so etwas wie
ein Orderbuch oder gar anderweitig ausgerichtete Marktteilnehmer gab,
triumphierten Anfänger in der Welt des Börsenhan¬dels. Sie siegten
gewissermaßen über das Schicksal mit all seinen Widrigkei¬ten, über sich selbst
und ihre Sorgen, Ängste und Schwächen. Gar zu oft bil¬deten sie sich zuletzt
sogar einiges auf ihr „besonderes Gespür für die Märkte" ein ... und
niemand war da, um diesem Wahnsinn Einhalt zu gebieten! Denn damals waren es
allzu oft nicht die Fähigkeiten als Börsianer, die diesen Anlegern den Erfolg
bescherten. Wie heute mancher Leser wohl mit einem grimmigen Kopfnicken zugeben
muss, galt der Erfolg seinerzeit wohl meist den marktbreit steigenden Kursen.
(Ausführlich nachzulesen in DER HÄNDLER Band 1-2)
Platz 2 der größten Ausgangsfehler: „Ich schau mal, was in
mir steckt ..." Ein weiterer Fehler, der Einsteigern bereits vor dem
ersten Trade inne¬wohnt, ist der übertriebene Ehrgeiz, „schnell" reich
werden zu wollen. Gegen Reichwerden ist nichts zu sagen und ein gesunder
Antrieb wirkt aus mei¬ner Sicht sehr zielführend. Aber dieses „schnell",
dieses kleine Adjektiv, das bricht vielen privaten Anlegern das Genick. Genau
dies verschweigen aber leider die Werbebotschaften: „Machen Sie aus einem
1.000-Euro-Konto ein 100.000-Euro-Konto", heißt es. „Wow", denkt sich
mancher Anleger: „Mit riesi¬gen Hebeln und enorm großem Risiko kann ich mein des
Marktes genügt und aus dem 1.000-Euro-Konto ist ein 0-Euro-Konto geworden, ist
die eine Seite der Medaille, die andere ist fogende: Würde man die Kamera
hinter so manchem Trader aufstellen, so hätte man die Möglichkeit, bei jenen „
ich-will-ganz-schnell-reich-werden-Trades" das mit¬zuerleben, was
hinlänglich auch als „Tra-den jenseits des Rumrutschfaktors" bekannt ist.
Zugegebenermaßen ein eigentümlicher, oft belächelter Begriff —gleichwohl muss
klar sein, dass dessen Inhalt und nicht ein akademisch-hoch¬trabender Begriff
wichtig ist. Genau die¬ser Terminus »Rumrutschfaktor« wird nämlich für eine der
riskantesten Sachen verwendet: Jeder Händler „rutscht" ab einem gewissen
Betrag auf seinem Stuhl herum. Denn ab irgendeinem Betrag schlägt das Herz
eines jeden Händlers schneller. Irgend¬einer absoluten Zahl in Euro oder Dollar
huldigen wir alle, weswegen der Rum-rutschfaktor durch jenen Geldbetrag
definiert ist, bei dem die „subjektive Leidenschaft" eine „objektive
Unge¬wissheit" für markttechnische Gege¬benheiten erfährt, und damit die
Erfül¬lung und die Sicherheit des Lieblings-handelsstils (sofern vorhanden)
einer unsicheren, ungewissen Zukunft über¬antwortet werden. Bei Erreichen
bezie¬hungsweise Überschreiten seines Rum-rutschfaktors hält ein jeder Trader
im ersten Augenblick die Maus plötzlich fest umklammert, während er im zwei¬ten
bereits verwirrt überlegt: „Was hat der Drecksmarkt mit meiner Position
vor?", während im dritten Augenblick der Dämon „Aber in diesem einzelnen
Trade mach ich mal ..." bereits interve¬niert und das weitere Handeln an
sich gerissen hat, sodass der Wille zum fach¬lich richtig vorgenommenen Handeln
im Treibsand der Gefühle versinkt.
Du sitzt nicht allein am Tisch!" Private Händler müssen
sich meiner Meinung nach unbedingt jenes Wissen aneignen, dass es noch andere
Markt¬teilnehmer gibt, die Kursverläufe anders interpretieren und
dementsprechend anders handeln. Damit sei gar nicht mal unbedingt auf andere
spekulativ orien- tierte Händler hingewiesen, die eine andere Marktmeinung
haben. Nein, ich spreche vielmehr von grundsätzlich anderen
Handelsausrichtungen: denje¬nigen, die Arbitrage ausüben (also Inef-fizienzen
suchen), denjenigen, die ihre Position als Hedge aufbauen, und den¬jenigen, die
strategisch unterwegs sind. Diese Händler schauen mit anderen Intentionen auf
einen Chart bzw. die Kurse und sie ziehen andere Schlüsse als der spekulativ
orientierte Marktteil-nehmer, tauchen mit ihren Orders aber dennoch in
demselben Orderbuch an der Börse auf. Und deshalb sind auch diese
Marktteilnehmer von Bedeutung. Von enormer Bedeutung! Aus meiner Sicht ist es
zu kurz gedacht, wenn man Charts und Indikatoren innerhalb der Technischen
Analyse nur aus der Brille derjenigen betrachtet, die spekulativ ausgerichtet
sind. Es sind auch andere am Markt, und die wenigsten privaten Leute können sich
in diese drei anderen Typen hineindenken. Resultat? Aus diesem Grund kann man
nur schwer zwischen einem handwerklich sauberen Verlusttrade und einem
fehlerhaft durchgeführten Verlust- oder Gewinn-trade unterscheiden. Die Folge?
Nun, die Markteilnehmer sind so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass die
über-lebensnotwendige Frage: „Wer kauft nach mir, wenn ich long gehe, und wer
verkauft nach mir, wenn ich short gehe?", bei jedem Trade unbeantwortet
bleibt! Kurzum: Man vergisst, dass in dem Moment, in dem man sich positio¬niert
hat, einzig durch das Verhalten der anderen Marktteilnehmer (eben auch derer,
die sich absichern, die arbitrieren und strategisch unterwegs sind)
ent¬schieden wird, ob diese Position in den Gewinn oder in den Verlust läuft.
Aus diesem Grund ist es die Pflicht eines Händlers, sich grundlegendes Wissen
über andere Marktteilnehmer anzueig¬nen .
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