25 Jahre DAX Index Trading von SelMcKenzie Selzer-McKenzie
Author D.Selzer-McKenzie
Am 1. Juli feiert der DAX® seinen 25. Geburtstag. Der Index,
der die 30 bedeutendsten heimischen Aktien von Adidas bis Volkswagen
zusammenfasst, ist nicht nur das wichtigste Barometer des deut¬schen
Aktienmarkts. Er ist auch der mit Abstand wichtigste Basiswert von Zertifikaten
und Hebel¬produkten hierzulande.
Es ist geschafft: Anfang Mai erreichte der Deutsche
Aktienindex ein neues Allzeit-hoch. Bis zur Mitte des „Wonnemonats"
übersprang der DAX° sogar die Marke von 8.300 Zählern. Wird der Index die
be¬deutende 8.000er-Hürde diesmal also nachhaltig und dauerhaft überwinden?
Zuvor scheiterte der DAX° in zwei An¬läufen knapp über dieser Grenze, und
zweimal folgte eine Krise mit deutlichem Kursrückgang.
Zur Erinnerung: Bereits im März des Jahres 2000 schnupperte
Deutschlands Leitbaro¬meter kurzfristig 8.000er Luft. Mit dem Platzen der
New-Economy-Bubble erleb¬ten die Aktienmärkte einen dramatischen Kurseinbruch.
Auch 2007 unternahm der DAX° mehrere Anläufe, die bedeutende Marke zu
überwinden, scheiterte aber er¬neut. Ein knappes Jahr später kam es zur Krise
am US-Immobilienmarkt, die sich bald zu einer Finanzkrise ausweiten sollte.
Auch diesmal folgte ein deutlicher Index-rückgang.
Ob sich der DAX° kurz vor seinem 25. Geburtstag in komplett
neue Sphären auf¬macht, bleibt abzuwarten. Doch an seiner Bedeutung als Vergleichsindex
für den deutschen Aktienmarkt und als mit Ab¬stand wichtigster Basiswert von
Zertifika¬ten und Hebelprodukten gibt es nichts zu rütteln. KnowHow nimmt dies
zum An¬lass, auf ein Vierteljahrhundert DAX° zu¬rückzublicken und aktuelle
Investment¬möglichkeiten vorzustellen.
DIE DAX°-HISTORIE
Im Juli 1988 stellte die Deutsche Börse den Deutschen
Aktienindex (DAX®) vor, einen Index, der alle 15 Sekunden berechnet werden und
die Performance der wichtigs¬ten deutschen Aktien messen sollte. Der Index wurde
schnell zum Leitbarometer der deutschen Standardaktien. Er wurde als
marktkapitalisierungsgewichteter Per-formanceindex konzipiert. Er misst also
Kursbewegungen und Dividenden seiner Mitglieder. Damit unterscheidet er sich
wesentlich von seinem großen amerikani-
schen Bruder, dem Dow Jones Industrial Average.
Der vermutlich bekannteste Aktienindex der Welt, der Dow
Jones Industrial Average, funktioniert nach einem weit simpleren Prinzip: Er
gibt den Durchschnitt der Kurse der im Index vertretenen Werte an. Jedoch muss
der Dow einen zusätzlichen Korrek¬turfaktor einbeziehen, der sich jeweils
än¬dert, wenn eine Aktie im Index ersetzt wird oder eine Kapitalmaßnahme, wie
zum Beispiel ein Aktiensplit, erfolgt. An¬sonsten würde die Kontinuität des
Index unterbrochen. Damit ist im Dow Jones die Aktie am schwersten gewichtet,
deren Kurs am höchsten ist, und nicht etwa die Aktie mit der höchsten
Marktkapitalisierung.
Diese Berechnungsmethode führt zu eini¬gen
Missverhältnissen. So war Mitte Mai 2013 beispielsweise der Technologiekon¬zern
IBM mit einem Indexanteil von 10,4 Prozent die schwerste Aktie im Index, was an
dem recht hohen Kurs von rund 203
Dollar je Anteilsschein lag. Zum Ver¬gleich: Der Energiemulti
Exxon Mobil brachte es trotz einer fast doppelt so hohen Marktkapitalisierung
von rund 400 Mil-liarden Dollar auf nicht einmal einen halb so großen
Indexanteil von 4,6 Prozent. Denn der Aktienkurs von Exxon Mobil lag nur bei
rund 90 Dollar.
Im DAX® bestimmt die Marktkapitalisie-rung, also der Wert
der Aktien zum aktu¬ellen Kurs, über den Indexanteil. Deshalb haben SAP und
Siemens auch den größten Anteil am Deutschen Aktienindex. Seit der Umstellung
der Berechnung auf Streube¬sitz im Jahr 2002 werden dabei aber nicht mehr alle
Aktien für diese Berechnung zu-grundegelegt, sondern nur diejenigen, die
sich im Umlauf befinden. Aktienpakete, die sich in Händen
von Großinvestoren befinden, gehen in die Berechnung nicht ein. Aus diesem
Grund ist der Anteil von Volkswagen gemessen am Unternehmens¬wert
vergleichsweise gering.
Ein zweiter wichtiger Unterschied betrifft die Behandlung
der Dividenden. Während der Dow Jones Industrial Average ein reiner Preisindex
ist und nur die Entwicklung der Kurse verfolgt, werden bei der Berechnung des
DAX® auch die Dividenden berücksich-tigt. Dazu wird bei jeder
Dividendenzah¬lung die Wiederanlage des Betrags in der jeweiligen Aktie
unterstellt. Der Dow Jones fällt am Ex-Dividendentag dagegen um den
entsprechenden Dividendenbetrag.
Ein weiteres interessantes Detail betrifft die Auswahl der
im Index vertretenen Ak¬tien. Für den Dow Jones wird die Auswahl von den
Journalisten der Redaktion des Wall Street Journals getroffen und reflek¬tiert
deren subjektive Meinung, welche Unternehmen kennzeichnend für die
US-Volkswirtschaft sind. Für den DAX° da¬gegen gibt es zwei objektive
Kriterien, an¬hand deren der Indexausschuss der Deut¬schen Börse seine
Entscheidungen in der Regel begründet: Eine Aktie im DAX° sollte unter den
ersten 35 Aktien liegen, gemessen an Börsenumsatz und Marktka¬pitalisierung.
Die Anpassung findet in diesem Rahmen stets zu den
ordentlichen Anpassungster-
minen mit Wirkung zum dritten Freitag im September statt.
Außerordentliche Anpassungen sind mit der „Fast Exit"-Regelung möglich,
wenn ein DAX°-Mit-glied in einem der Kriterien unter Rang 45 fällt
beziehungsweise ein Nicht-DAX°-Mitglied in beiden Kriterien mindestens den Rang
25 erreicht. Um zu vermeiden, dass ein einzelner Wert im DAX° zu
"schwergewichtig" wird, ist der maximale Anteil eines Wertes im DAX°
mit 15 Pro¬zent festgelegt. Durch die Auswahl ent¬sprechend den beiden
Kriterien stellt die DAX°-Mitgliedschaft also auch eine Art Qualitätssiegel für
Anleger dar. Denn die im DAX° vertretenen Unternehmen sind nicht nur die
größten börsennotierten Fir¬men in Deutschland, sondern ihre Aktien
sind auch am liquidesten zu handeln. Auch haben die
Unternehmen konkrete Qualitätsanforderungen der Deutschen Börse zu erfüllen,
wie etwa Transparenz-und Publizitätspflichten.
DER DAX° ALS BASISWERT
Der Deutsche Aktienindex ist hierzulande der mit Abstand
wichtigste Basiswert. Goldman Sachs hatte Mitte Mai in Deutschland etwa 72.000
Zertifikate und Hebelprodukte im Angebot. Rund 13.000 davon bezogen sich auf
den DAX®. Wei¬teren knapp 31.000 Produkten lagen ein¬zelne DAX°-Aktien wie
Allianz, Daimler oder Siemens zugrunde. Bei dieser Aus¬wahl ist es Anlegern
möglich, ihre Markt¬erwartung recht genau umzusetzen. Zum
einen reicht die Palette von sehr spekula¬tiven
Hebelprodukten bis hin zu eher defensiven Anlagezertifikaten. Zum ande¬ren
können die Produkte sowohl bei stei¬genden als auch bei fallenden oder
gleich¬bleibenden DAX°-Notierungen vorteilhaft sein.
Um sich einen Überblick zu verschaffen, hilft das Internet
Anlegern weiter. Wählt man auf www.gs.de den DAX° als Basis¬wert aus —
beispielsweise über die Rubrik "Märkte" oder durch Eingabe in das
Suchfeld, so erscheint eine Übersicht an Zertifikaten und Hebelprodukten. Im
He¬belbereich finden risikobewusste Investo¬ren Call- und Put-Optionsscheine,
Dis-count-Calls und -Puts, Mini-Futures Long
und Short, Turbos Bull und Bear sowie Faktor-Turbos Long und
Short.
Bei sämtlichen Hebelprodukttypen gibt es eine Variante zur
Spekulation auf steigen¬de Notierungen (Call, Long, Bull) und auf rückläufige
Kurse (Put, Short, Bear). Durch die Hebelwirkung können Anleger
überproportional an Kursbewegungen des DAX° teilnehmen. Das heißt: Bewegt sich
der Index beispielsweise um 1 Prozent, schwankt ein Hebelprodukt
gegebenen¬falls um ein Vielfaches.
So können hohe Gewinne entstehen, aber auch hohe Verluste.
Denn der Hebel wirkt in beide Richtungen. Schlimmstenfalls kann es zum
Totalverlust kommen, wenn
sich der DAX° entgegen der Erwartung entwickelt. Bei
Mini-Futures und Turbos ist sogar ein Knock-out und damit ein ab¬ruptes Ende
der Laufzeit möglich.
Bei sämtlichen Hebelprodukten und Zer-tifikaten müssen
Anleger zudem das Bo-nitätsrisiko des Emittenten beachten: Im Falle einer Insolvenz
von Goldman Sachs kann es ebenfalls zum Totalverlust kom¬men. Abgesehen von
diesem Merkmal sind Anlagezertifikate jedoch tendenziell risikoärmer als die
meisten Hebelprodukte.
Auf den DAX° finden Anleger viele Dis-count- und
Bonus-Zertifikate. Da der DAX° ein Performanceindex ist, kann der Emittent die
Dividenden nicht zur Finan-
Discount-Zertifikate ermöglichen einen günstigeren Einstieg
in den DAX®. Im Gegenzug ist die Partizipation an steigen¬den Kursen durch
einen Cap begrenzt. „Discounter" eignen sich oft für Seitwärts-trends. Die
Familie der Bonusprodukte wiederum besteht zunächst aus klassischen
Bonus-Zertifikaten sowie aus Reverse-Bonus-Zertifikaten, mit denen Anleger auf
fallende Kurse setzen können. Beide gibt es mit und ohne
Cap. In der „ungecapten" Form sind Bonus-Zertifikate mit einer Bar¬riere
und einem Bonuslevel ausgestattet. Bei klassischen Bonus-Zertifikaten liegt die
Barriere anfangs unter dem DAX®-Kurs, bei Reverseprodukten darüber. Zu¬dem
verfügen sie über einen Bonuslevel, der die Höhe des Bonusbetrags festlegt.
Notiert der DAX° bei klassischen Bonus-Zertifikaten stets
oberhalb der Barriere, bei Reverse-Bonus-Zertifikaten stets da¬runter, erhält
der Anleger am Laufzeitende mindestens den Bonusbetrag. Die Auszah-lung kann
sich weiter erhöhen, wenn der Basiswert den Bonuslevel über- bzw. bei
Reverseprodukten unterschreitet.
Bonus-Zertifikate bieten also einen Risiko-puffer sowie die
Chance auf eine Bonus-zahlung bei Fälligkeit. Wenn die Zertifi¬kate keinen Cap
besitzen, nehmen Inves¬toren auch über den Bonuslevel hinaus an steigenden bzw.
fallenden Notierungen des Basiswerts teil. Bei Capprodukten geben Anleger die
unbegrenzten Gewinnmög¬lichkeiten auf und erhalten dafür mehr Risikopuffer
und/oder mehr Bonusrendite. Der Bonusbetrag ist dann häufig auch der maximal
mögliche Betrag, den der Anleger erhalten kann.
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